Fighting for Love - Tracy Wolff - E-Book

Fighting for Love E-Book

Tracy Wolff

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Beschreibung

Elara & Tanner – beide würden alles für den Sport tun. Aber können sie einander eine Chance geben?

Footballstar Tanner Green fällt aus allen Wolken, als er von Ex-Basketballprofi Elara Vance öffentlich beschuldigt wird, sie um Spendengelder für ihr Jugend-Sportzentrum gebracht zu haben. Diese Anschuldigung kann Tanner nicht auf sich sitzen lassen, und sucht sie im Jugendzentrum auf. Bei einem aufgeheizten Basketballspiel fliegen zwischen den beiden die Funken – und Elara merkt schnell, dass der Profisportler nicht nur ein aufrichtiges, sondern auch ein gebrochenes Herz hat. Ebenso wie sie. Ist ihre Verbindung stark genug, sich trotz ihrer Vergangenheit auf den jeweils anderen einzulassen?

Sports Romance trifft auf den Trope Shared Trauma – Band 3 der »San Diego Lightnings«-Reihe von Nr.-1-SPIEGEL-Bestsellerautorin Tracy Wolff!

Lassen Sie sich auch von der Wintersport-Reihe der Autorin verzaubern: in »Hearts on Boards« bringen heiße Snowboarder den Schnee in Utah zum Schmelzen! 

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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MOBI

Seitenzahl: 382

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Buch

Footballstar Tanner Green fällt aus allen Wolken, als er von Ex-Basketballprofi Elara Vance öffentlich beschuldigt wird, sie um Spendengelder für ihr Jugend-Sportzentrum gebracht zu haben. Diese Anschuldigung kann Tanner nicht auf sich sitzen lassen und sucht sie im Jugendzentrum auf. Bei einem aufgeheizten Basketballspiel fliegen zwischen den beiden die Funken – und Elara merkt schnell, dass der Profisportler nicht nur ein aufrichtiges, sondern auch ein gebrochenes Herz hat. Ebenso wie sie. Ist ihre Verbindung stark genug, sich trotz ihrer Vergangenheit auf den jeweils anderen einzulassen?

Autorin

Tracy Wolff schrieb ihr erstes Buch bereits in der zweiten Klasse. Seitdem sind viele New York Times-, USA Today- und SPIEGEL-Bestseller dazugekommen. Die Autorin hat ihren Ursprung aber in der zeitgenössischen Romance: »San Diego Lightnings« zählt zu ihren beliebtesten Reihen und erscheint erstmals auf Deutsch bei Blanvalet. Die ehemalige Englischprofessorin widmet sich heute ganz dem Schreiben und lebt mit ihrer Familie in Austin, Texas.

Die »San Diego Lightnings«-Reihe bei Blanvalet:

Winning for Love

Scoring for Love

Fighting for Love

Die »Hearts on Boards«-Reihe bei Blanvalet:

A Touch of Snow

A Touch of Ice

A Touch of Storm

Tracy Wolff

Fighting for Love

Roman

Deutsch von Anita Nirschl

Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel »Rough & Ready« bei Loveswept, an imprint of Random House, a division of Random House LLC, a Penguin Random House Company, New York.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Copyright © 2018 by Tracy Deebs-Elkenaney

All rights reserved.

This edition published by arrangement with Loveswept, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC.

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2025 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

[email protected]

(Vorstehende Angaben sind zugleich Pflichtinformationen nach GPSR.)

Redaktion: Angela Kuepper

Umschlaggestaltung: © www.buerosued.de

Umschlagdesign und -motiv: © www.buerosued.de

Innengestaltung unter Verwendung der Bilder von:

© Adobe Stock (SimpLine)

SH · Herstellung: DiMo

Satz: satz-bau Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-32824-5V001

www.blanvalet.de

Liebe Leser*innen,

dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte.Deshalb findet sich auf [siehe auch] eine Triggerwarnung.

Achtung:

Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch.Wir wünschen allen das bestmögliche Leseerlebnis.

Für Chris,denn wenn man wirklich Glück hat,werden neue Freunde zu besten Freunden.

Kapitel 1

Tanner

»Hey, Green! Wirst du mir da draußen heute den Arsch retten, oder wirst du einfach nur rumstehen und hübsch aussehen?«, fragt Hunter Browning, Star-Quarterback der San Diego Lightnings – und einer meiner engsten Freunde seit zehn Jahren –, als wir zum Start der zweiten Woche des Trainingslagers aufs Feld gehen.

»Nur kein Neid«, antworte ich, nachdem ich ihm beiläufig den Mittelfinger gezeigt habe. »Es ist nicht leicht, so schön zu sein.«

»Ich kann mir vorstellen, wie sehr du leiden musst.« Mit gespielt ernster Miene klopft er mir auf den Rücken. »Aber jetzt mal ernsthaft: Hast du den neuen Trick gesehen, den wir heute probieren sollen? Diesen Spielzug? Wie zum Teufel willst du bis zur Hälfte der Sequenz verhindern, dass ich geblitzt werde, und deinen Arsch dort hinkriegen, wo der Coach ihn haben will?«

»Deswegen zahlt man mir die fette Kohle, Baby«, sage ich zu ihm, während wir durch den Tunnel aufs Feld laufen. »Diese Füße haben Flügel.«

»Aus Beton vielleicht«, sagt Shawn Wilson mit einem Schnauben, als er vorbeijoggt.

»Warum sind wir noch mal Freunde?«, rufe ich ihm nach.

Er grinst. »Weil ich dich und Hunter gut aussehen lasse. Offensichtlich.«

»Und da dachte ich, das wäre, weil wir so groß in Sachen Wohltätigkeit sind«, zieht Hunter ihn auf.

»Ja, wenn Wohltätigkeit heißt, in meinem Fahrwasser zum Superbowl zu schwimmen.« Er reißt die Knie hoch, als er mit einem kleinen extra Fuck you vorbeirennt.

»Hey jetzt, nur weil du der schnellste Wide Receiver in der Liga bist, bedeutet das nicht, dass du dich deswegen wie ein Arsch benehmen musst«, sage ich zu ihm, während ich die Geschwindigkeit steigere. »Schon gar nicht, nachdem ich dich in diesem Sommer zweimal geschlagen habe.«

»Da wollte ich jeweils nur großzügig sein.« Er verlangsamt sein Tempo zu einer Schrittgeschwindigkeit, sodass wir ihn einholen können. »Dir einen Knochen hinwerfen, damit du dich besser fühlst, weil du immer Letzter wirst.«

»Oh, richtig. Schätze, das hätte ich im Kraftraum für dich tun sollen, was? Mein Fehler.«

Diesmal ist er es, der mir den Mittelfinger zeigt, während Hunter sich vor Lachen einen abbricht.

»Nein, wirklich. Wie viel kannst du mit diesen dürren Ärmchen gleich wieder bankdrücken? Zweiundzwanzig Reps mit zweihundertfünfundzwanzig?«

»Alter, nur weil du ein genetischer Freak bist, heißt das nicht, dass es der Rest von uns auch sein muss«, antwortet er und verdreht die Augen. »Niemand außer dem Hulk kann drücken, was du drückst.«

»Sei nicht verbittert. Was du machst, ist auch wichtig.«

Shawn schnaubt. »Worüber soll man da verbittert sein? Du stehst buchstäblich einfach nur so da.«

Jetzt bin ich an der Reihe zu lachen. »Wir könnten ja mal Plätze tauschen. Du weißt schon, ich mache den Run, und du blockst die gesamte Defensive Line.«

Er zeigt mir noch mal den Mittelfinger.

»Herrje! Und da dachte ich, bei all dem Yoga, das du in letzter Zeit machst, solltest du Zen-mäßig ausgeglichen sein«, neckt ihn Hunter, als wir aus dem Tunnel hinaus aufs Feld treten.

»Willst du mich verarschen?«, frage ich ihn. »Sage mag zwar Wunder wirken können, aber sogar sie stößt bei unserem Jungen hier an ihre Grenzen.«

»Ich bin hundertmal ausgeglichener als Sage, vielen Dank auch.«

»Also, das ist ein beängstigender Gedanke«, erwidert Hunter trocken.

»Ich meine, wie genau geht das überhaupt?«, frage ich. »Ich dachte, einer der Hauptgründe, eine Yogalehrerin zu heiraten, wäre diese ganze Ausgeglichenheitssache. Du weißt schon …«, ich strecke die Arme hoch, Zeigefinger und Daumen in der klassischen Haltung zusammengelegt, während ich ein »Ommmm« summe, »damit sie dich beruhigen kann.«

»Nein, Alter.« Er wirft mir einen Blick zu. »Einer der Hauptgründe, eine Yogalehrerin zu heiraten, ist, dass sie sehr, sehr, sehr gelenkig ist.« Er grinst jetzt, ob wegen der Erwähnung seiner Zukünftigen oder weil er daran denkt, wie gelenkig sie genau sein kann.

»Leck mich. Jetzt bist du einfach nur gemein.«

Shawns Lächeln wirkt absolut stolz. »Die Wahrheit ist nun mal die Wahrheit, Jungs.«

Ich kann es mir nicht verkneifen zurückzugrinsen. Es ist schön, ihn glücklich zu sehen, nachdem er so lange von Dämonen gejagt wurde. So wie er unterwegs war, hatten Hunter und ich beide Angst, dass wir ihn am Ende verlieren würden. Aber seit Sage dahergekommen ist … ist er ausgeglichener, als ich ihn je erlebt habe. Weniger Adrenalin-Junkie, mehr in seiner Mitte.

Weil mich schon allein das Nachdenken über diesen Mist ein bisschen zu sehr mit meinen Emotionen in Berührung bringt, boxe ich Shawn leicht in die Schulter. »Keiner mag Angeber.«

»Awwwww. Wer ist jetzt hier verbittert?«, fragt er. »Außerdem, warum nicht mit dem angeben, was man hat, Baby? Das sage ich jedenfalls immer.«

»Wenn das mal nicht die Wahrheit ist«, murmelt Hunter laut genug, dass wir beide es hören.

Ich breche vor Lachen zusammen, aber Shawn schüttelt nur den Kopf. »Hater hassen eben, und Loser losen ab.«

»Und schwächliche kleine weiße Jungs werden auf dem Feld plattgemacht, wenn sie nicht aufpassen«, antworte ich.

»Dazu musst du mich aber erst mal kriegen.« Mit einem Lachen rennt er aufs Feld.

Es ist eine eindeutige Herausforderung, und Hunter und ich wissen das. Wir wechseln einen schnellen Blick, bevor wir ihm mit voller Kraft hinterherrennen. Nur damit er bescheiden bleibt … und weil keiner von uns es ertragen kann zu verlieren.

Sechs Stunden später gehen wir völlig verschwitzt zurück zum Umkleideraum. Es ist erst Juni, aber aus irgendeinem Grund hat es heute ungefähr zweiunddreißig Grad draußen. Was es mir ganz sicher nicht einfacher gemacht hat, mir fast den ganzen Tag lang die Hacken abzulaufen.

Ich kann praktisch schon spüren, wie die Dusche auf mich wartet, als ich einen flüchtigen Blick hoch zur Tribüne werfe, wo eine Gruppe eingefleischter Fans in der Hitze gelitten hat, um uns beim Training zuzusehen. Die meisten von ihnen gehen jetzt entweder nach Hause, um der Hauptverkehrszeit zuvorzukommen, oder rüber zum Ausgang der Spieler, um auf Autogramme zu warten.

Ich hoffe wirklich, es ist heute Nachmittag Ersteres, denn: Ich. Bin. Erledigt. Nachdem wir gleich zwei neue Spielzüge heute ungefähr je fünfzig Mal durchexerziert haben – nach anderthalb Stunden Training im Kraftraum –, kann ich Hunters Sorge von vorhin absolut verstehen. Ich habe keine Ahnung, wie ich seinen Arsch abblocken und meinen Arsch das halbe Feld runterschaffen soll, und das alles innerhalb von zwanzig Sekunden.

Aber der Coach schwört, dass es machbar ist, und sagt, wir müssen den Spielzug in der Tasche haben, wenn wir gegen Dallas und San Francisco spielen. Da ich nicht vorhabe, gegen eins der beiden Teams zu verlieren, muss ich mich damit abfinden, für die nächsten zwei Wochen mit den Wide Receivern und Running Backs Sprints zu machen. Was eine absolute Lektion in Bescheidenheit ist, egal, wie sehr ich vor Shawn heuchle, wenn er mich aufzieht.

Schon allein der Gedanke daran versetzt mich in miese Laune.

Ein weiterer Blick zu der Tribüne zeigt, dass nur noch eine einzige Person auf ihrem Platz sitzt – eine große Blondine mit Wangenknochen, die scharf genug sind, um Glas zu schneiden oder alles andere, womit sie in Kontakt kommen. Sie trägt eine übergroße Sonnenbrille und ein Cap der San Diego Phantoms, also sind diese Wangenknochen so ziemlich alles, was ich von ihr sehen kann. Und dennoch hat sie etwas an sich, das meine Aufmerksamkeit fesselt, das mich immer wieder in ihre Richtung sehen lässt.

So sehr, dass ich darüber nachdenke, meinen Kurs zu ändern und in ihre Richtung zu gehen, mich vielleicht vorzustellen und zu sehen, ob sie ein Autogramm möchte … oder etwas anderes. Das Einzige, was mich davon abhält, ist, dass ich dafür gerade viel zu ekelhaft rieche. Außerdem ist es nicht so, als hätte sie mir irgendein Signal dafür gegeben, dass es das ist, was sie will. Sie sieht mich ebenfalls an, oder zumindest denke ich das, aber sie lächelt nicht, winkt nicht, tut nichts von den Dingen, die Fans tun, wenn sie versuchen, deine Aufmerksamkeit zu bekommen.

Was mich nur noch mehr fasziniert – und weiter hinsehen lässt, als eine unserer Trainerinnen auf die Tribüne geht, um mit ihr zu reden. Kein Fan also, wird mir bewusst, als die Blondine aufsteht und Lacey überschwänglich umarmt. Nur eine Freundin von Lacey.

Die Erkenntnis lässt mich grinsen, weil das bedeutet, dass ich jetzt nicht rübergehen muss – ich kann warten und Lacey später über ihre Freundin ausquetschen. Oder verdammt, wenn ich wirklich Glück habe, dann bringt sie sie vielleicht mit in die Trainingsräume und stellt sie allen vor. Ich würde sie gern kennenlernen trotz der Tatsache, dass es eigentlich nicht mein Stil ist, eine Frau von der Tribüne aufzureißen.

Aber die hier hat einfach etwas an sich, das mich weiter zu ihr hinsehen lässt. Etwas an ihrer Haltung, daran, wie stark sie wirkt; ihr Körper strotzt vor einer kraftvollen Energie, die ich bei den Frauen, denen ich normalerweise begegne, nicht oft sehe.

Ja, sie ist es definitiv wert, Lacey über sie auszuquetschen.

Endlich erreiche ich den Tunnel und mit ihm die herrliche Klimaanlage. Als ich in den Umkleideraum komme, fühle ich mich schon fast wieder wie ein Mensch, und als ich dusche, fühle ich mich schon fast wieder wie ich selbst. Erschöpft, ausgepowert, bereit, zwölf Stunden am Stück zu schlafen, aber trotzdem fast wieder ich selbst.

»Hey, wir gehen rüber zu McGregor’s, um was zu essen«, sagt Darnell, als ich an meinem Spind ankomme. »Willst du mitkommen?«

Eigentlich nicht. Noch bevor mich das Training fertiggemacht hat, war ich die halbe Nacht auf, um meiner kleinen Schwester beim Lernen für ihre Prüfung in organischer Chemie zu helfen – was absolut zum Totlachen war.

Aber Nein zu sagen, ist gerade nicht wirklich eine Option, egal, wie sehr ich es will. Ich bin Left Tackle und Kopf der O-Line, also ist es so ziemlich meine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass alle stabil sind – sowohl auf dem Feld als auch abseits davon –, damit wir gut genug zusammenarbeiten können, um einen weiteren Superbowl-Ring nach Hause zu holen. Nicht, dass unsere Leistung normalerweise ein Problem wäre, aber mit drei dieses Jahr neu hinzugekommenen Rookies im Kader müssen wir definitiv den Zusammenhalt aufbauen. Was bedeutet …

»Absolut. Ich könnte einen guten Burger gebrauchen.«

Darnell schnaubt. »Ich könnte ungefähr drei gebrauchen. Das war heute verdammt brutal da draußen.«

»Ja, oder?«, stimmt Jerome zu. »Wenn ich in so einer Hitze spielen wollte, dann hätte ich vor zwei Jahren bei Dallas unterschrieben.« Er schüttelt sich, als er den Namen der Stadt ausspricht, als wäre für Dallas zu spielen ein schlimmeres Schicksal als der Tod. Was es, wenn man ein Mitglied der Lightnings ist, eben auch ist … Zwischen unseren Clubs herrscht nicht umsonst eine der größten Rivalitäten der Liga.

»Denk dran, auch die Rookies einzuladen«, sage ich zu Darnell, während ich den Kulturbeutel in meinem Spind verstaue.

»Schon geschehen.« Der Blick, den er mir zuwirft, sagt, dass er die Regeln kennt. Andererseits ist es erst ein Jahr her, dass er selbst ein Rookie war. Wobei er sich von Tag eins an so gut eingefügt hat, dass ich das manchmal vergesse.

Ich greife nach meiner Jeans, wobei ich im Kopf den Rest meines Tages durchplane, als direkt hinter mir eine Frauenstimme fragt: »Für wen zumTeufel hältst du dich eigentlich?«

Darnell, der neben mir steht, fallen die Augen aus dem Kopf, und alle um mich herum erstarren – nicht weil eine Frau im Umkleideraum ist, denn hier gehen ständig Sportreporterinnen und Trainerinnen ein und aus. Aber es ist ein Unterschied zwischen Frauen, die hierhergehören, und Frauen, die hereinkommen und so klingen wie diese hier.

Wie so ziemlich jeder Kerl in unmittelbarer Nachbarschaft drehe ich den Kopf – mit Augen wie ein Reh im Scheinwerferlicht –, um herauszufinden, wer sie ist, wie sie hier reingekommen ist und verdammt, mit wem sie so redet. Ich hoffe wirklich, es ist nicht einer der Rookies, denn das Letzte, was wir brauchen, ist, irgendeinen Jungen ins Team geholt zu haben, der seine Frau scheiße behandelt.

Aber in der Sekunde, in der ich mich umdrehe, finde ich mich von Angesicht zu Angesicht mit Laceys Freundin von der Tribüne wieder – und sie scheint stinksauer zu sein. Außerdem richtet sie all diese Wut offenbar direkt auf mich. Was ein Problem ist angesichts dessen, dass ich schwören könnte, sie vorher noch nie im Leben gesehen zu haben. Und angesichts der Tatsache, dass ich für eine einzige verrückte Sekunde nichts anderes denken kann, als dass sie verdammt fantastisch ohne diese Sonnenbrille aussieht – selbst wenn ihre Wangen dunkelrot angelaufen sind und Feuer aus ihren veilchenblauen Augen sprüht.

Aber dann dringt die Realität der Situation irgendwie zu mir durch, und ich sage das Erste, was mir in den Sinn kommt. »Es tut mir leid?«

Ich habe keine Ahnung, wofür ich mich entschuldige, aber ich lebe schon lange genug mit vier Frauen zusammen, um zu wissen, dass man, wenn sie so aussehen, immer mit einer Entschuldigung anfangen sollte, selbst wenn das weibliche Gegenüber im Unrecht ist. Besonders dann.

»Es tut dir leid?«, wiederholt sie spöttisch.

»Das tut es, absolut.« Ich hebe vorsichtig eine Hand. »Ich hasse es wirklich, eine Lady aufgebracht zu sehen. Aber ich muss zugeben, ich bin gerade ein bisschen verwirrt. Kann ich dir irgendwie helfen?«

Mein Handtuch fängt an zu rutschen, bevor sie antworten kann, und ich packe es mit einer Hand, nur um sicherzugehen, dass dieser bizarre Showdown nicht noch schlimmer wird. Die andere Hand halte ich frei, um einen Angriff abwehren zu können, denn so angespannt, wie sie ist, erscheint es plötzlich durchaus im Bereich des Möglichen, dass sie sich mit diesen langen schlanken Fingern auf meine Augen stürzt – oder meine Eier.

»Mir helfen? Mir helfen?« Der Blick, den sie mir zuwirft, lässt mir den Schweiß ausbrechen – und nicht auf eine gute Weise. »Ich bin mir ziemlich sicher, du hast schon genug getan. Und ich weiß, ich sollte es einfach gut sein lassen, denn zu erwarten, dass jemand wie du versteht, warum ich aufgebracht bin, ist viel zu viel verlangt. Aber du bist ein wirklich beschissener Mensch, weißt du das?«

»Ich?«, frage ich, und diesmal weiß ich, dass ich genauso geschockt klinge, wie ich mich fühle. Aber hey, ich wurde in meinem Leben schon vieles genannt, doch »beschissener Mensch« gehört nicht dazu – zumindest nicht von jemandem außerhalb der Defensive Line eines gegnerischen Teams. Genau genommen gebe ich mir verdammt viel Mühe, dafür zu sorgen, dass diese Beschreibung nicht auf mich angewendet werden kann, weil ich weiß, wie wichtig es für Kids ist, Vorbilder zu haben, zu denen sie wirklich aufblicken können. »Ich denke, du verwechselst mich vielleicht mit jemandem?«

»Klar doch. Aber du bist Tanner Green, oder nicht?« Es ist nicht wirklich eine Frage, so wie sie es sagt.

»Der bin ich«, antworte ich vorsichtig, während mir plötzlich falsche Vaterschaftsvorwürfe durch den Kopf schwirren. Ich bin besorgt, dass sie hier der beschissene Mensch ist, und nach der Art und Weise zu urteilen, wie der Rest der Jungs überall hinsieht, nur nicht zu mir, bin ich nicht der Einzige, der das denkt.

»Dann habe ich definitiv den Richtigen.« Sie verengt die Augen, bis sie kaum mehr als schmale Schlitze sind. »Schau dich um, Green. Ich meine, ernsthaft. Du hast hier drin 1000-Dollar-Sessel und 5000-Dollar-Fernseher alle paar Meter. Du hast mehr Geld, als irgendjemand braucht, Zugang zu mehr Spendengeldern als praktisch jede andere gemeinnützige Organisation in der Stadt, und das reicht dir immer noch nicht, oder? Du musst trotzdem hergehen und anderen Leuten ihre Spendengelder wegnehmen. Warum?«

Ich stoße den Atem aus, von dem ich nicht einmal gemerkt habe, dass ich ihn angehalten hatte. Okay, also kein falscher Vaterschaftsvorwurf. Gott sei Dank! Das bedeutet allerdings nur, dass ich jetzt noch verwirrter bin, weil ich keinen blassen Schimmer habe, wovon sie redet.

»Bist du sicher, dass du den Richtigen hast, Schätzchen? Weil ich niemandem die Spendengelder weggenommen habe, jedenfalls nicht dass ich wüsste. Ich habe mich in letzter Zeit nicht mal um Spenden für meine Stiftung bemüht.« Hauptsächlich, weil wir gut aufgestellt sind. Die jährliche Zahlung von fünf Millionen Dollar, die ich in meinem dritten Jahr als Profi-Footballspieler eingerichtet habe, macht ihren Job ganz gut, besonders mit den regelmäßigen Spenden, die ich von verschiedenen Spielern und Fans überall im Land bekomme, die an das glauben, was ich tue. Dazu kommen noch all die Initiativspenden von Football-liebenden Businessleuten. Uns geht es nahezu blendend.

»Wirklich? Wie kommt es dann, dass Jack Reilly gerade eine 15-Millionen-Dollar-Spende für die Tanner Green Foundation verkündet hat? 15 Millionen Dollar! Ich stelle mich seit Monaten auf den Kopf, um nur ein kleines bisschen von diesem Geld zu bekommen – genau wie viele andere wirklich wichtige Organisationen in dieser Stadt –, und du tauchst einfach hier auf und spazierst mit dem ganzen verdammten Geld davon. Was okay wäre, denn wer hat schon etwas gegen eine Stiftung für unterprivilegierte Jungs, oder? Nur dass deine nicht die Einzige in der Stadt ist. Außerdem, nur durch ihre Konzentration auf Jungen lässt du mehr als 50 Prozent der Bevölkerung aus, und das ist totaler Mist. Besonders, wenn du einen derart großen Prozentsatz des Geldes einheimst. Unterprivilegierte Mädchen brauchen auch Hilfe, weißt du, und es ist wirklich beschissen, die ganzen Spenden für irgendeine Football-Stiftung einzusacken, die sie total ausschließt.«

Sie ballt die Faust, und eine Sekunde lang denke ich, sie wird mich tatsächlich schlagen. Ich mache mich bereit, sie abzuwehren, nicht weil ich mir Sorgen wegen des Hiebs mache, sondern weil ich nicht will, dass sie sich die Hand verletzt, wenn sie mich trifft. Sie ist groß und offensichtlich sportlich, mit Muskeln, die aussehen, als könnten sie bei einem normalen Menschen echten Schaden anrichten. Aber ich bin nicht normal und war es auch noch nie.

»Hör mal, Süße …«

Falls möglich werden ihre Augen sogar noch schmäler. »Nenn mich noch einmal Süße, du Arsch, und ich breche dir deine verdammte Nase.«

Neben mir gibt Darnell einen erstickten Laut von sich. Nicht, dass ich es ihm verübeln könnte. Diese ganze Unterhaltung eskaliert schnell, was erschreckend ist, wenn man bedenkt, wo sie angefangen hat.

Ich meine, wie soll ich darauf reagieren? Wenn ein Kerl das zu mir gesagt hätte, dann würde ich ihm antworten, er solle es ruhig versuchen, und ihn dann hart genug zu Boden schicken, dass er lernt, keine dummen Drohungen auf mich loszulassen. Aber was zum Teufel soll ich zu dieser Frau sagen, die aussieht, als wäre sie zumindest zur Hälfte eine Amazone – und sich auch so verhält?

»Okay.« Ich hebe die Hand, die nicht das Handtuch umklammert, zu einer beschwichtigenden Geste. »Warum sagst du mir dann nicht, wie du heißt? Oder noch besser, gib mir fünf Minuten, um mich anzuziehen, und dann können wir irgendwo hingehen und bei einer Tasse Kaffee darüber reden. Das Letzte, was ich will, ist, Kindern Geld wegzunehmen, die es brauchen.«

Ihre Augenbrauen schnellen hoch zu ihrem Haaransatz. »Du denkst wirklich, ich gehe mit dir Kaffee trinken nach dem, was du getan hast?«

Ich habe gar nichts getan. Ich habe Jack Reilly vor ein paar Tagen auf einer Party getroffen und ein Bier mit ihm getrunken. Woher hätte ich wissen sollen, dass ein Autogramm für seinen Enkel zu einer 15-Millionen-Dollar-Spende für meine Stiftung führen würde? »Das wirst du, wenn du eine Gelegenheit suchst, diese Sache zu lösen …«

»Was gibt es da zu lösen? Du und deine verdammte Football-Stiftung bekommt das ganze Geld, und der Rest von uns guckt in die Röhre wie üblich.« Sie schüttelt den Kopf. »Ich habe das alles so satt. Ich reiße mir den Arsch auf, um Spenden für meine Kids zu bekommen – Jungen und Mädchen. Für Sportprogramme, sicher, aber auch für Kunst und Theater, Musik und Tanz. Und akademische Programme, weil es – erstaunlich genug – auch noch andere Dinge auf der Welt gibt außer Football. Ich habe Powerpoint-Präsentationen und Diagramme und einen Zehn-Jahres-Plan dafür erstellt, was die Spenden für mein Center tun könnten, plus ich habe dieses arrogante Arschloch wochenlang mit mir flirten lassen, und wofür? Dass irgendein Spieler«, sie sagt es wie ein Schimpfwort, »einfach daherkommt und alles für seine Stiftung einheimst, als wäre Football das Wichtigste auf der ganzen verdammten Welt?«

Ich spüre, wie meine eigene Wut sich langsam, aber sicher aufheizt, aber ich gebe mein Bestes, sie zurückzuhalten. Etwas sagt mir, wenn ich jetzt die Beherrschung verliere, wird es ein verdammt großes Feuerwerk geben – und jede Chance, eine Lösung für ihr Problem zu finden, fliegt zum Fenster raus. Nicht, dass mich das kümmern sollte, aber das tut es. Es ist schwer, eine Frau nicht zu bewundern, die bereit ist, sich mit einem Typen anzulegen, der aussieht wie ich, und dabei zu gewinnen.

»Schau, es tut mir leid, wenn du ein paar Spendengelder verloren hast«, sage ich zu ihr. »Ich weiß, wie sehr das schmerzt. Gib mir ein paar Minuten, dass ich mir etwas anziehe, dann können wir darüber reden …«

»Nicht ein paar Spendengelder, du Blödmann.« Sie ist so wütend, dass sie die Worte praktisch ausspuckt. »Alle Spendengelder für die neuen Programme, für die ich geschuftet habe, Programme, die Kindern der Stadt San Diego eine Chance geben würden, durch etwas anderes als Football aufs College gehen zu können. Eine Chance auf ein Leben, das nicht zu Gehirnerschütterungen und kaputten, heruntergewirtschafteten Körpern mit spätestens fünfunddreißig führen wird.«

Ihre Augen schweifen über mich, wie um zu sagen, dass meiner einer dieser kaputten, heruntergewirtschafteten Körper ist, von denen sie redet. »Ich hoffe, deine Stiftung genießt all die vergoldeten Helme und riesigen Fernseher, die damit gekauft werden. In der Zwischenzeit kannst du dir deine Einladung zum Kaffee und deinen Die-Verrückte-beruhigen-Tonfall sonst wohin schieben.«

Dann wirbelt sie herum, stürmt ohne einen Blick zurück aus dem Umkleideraum und lässt eine geschockte und entsetzte Lacey in ihrem Kielwasser zurück.

Und mich, der ich ihr nachstarre und mich frage, warum ich mir plötzlich wie das große Arschloch vorkomme, für das sie mich offensichtlich hält.

Kapitel 2

Elara

Ich zittere immer noch, als ich im VIP-Bereich des Stadion-Parkplatzes in mein Auto steige. Ich sage mir, dass das nur davon kommt, weil ich wütend bin. Und obwohl ich das bin, ist es in Wahrheit pures Adrenalin, das mich zittern lässt wie einen Junkie, der einen Schuss braucht. Schließlich passiert es nicht jeden Tag, dass sich David mit Goliath anlegt …

Was genau das Gefühl war, das ich hatte, als ich auf Tanner Green losging. Mit eins achtundneunzig mag er zwar nur zehn Zentimeter größer sein als ich, aber was Kraft angeht, hatte er in dieser Situation definitiv die Oberhand. Besonders, da ich dumm genug war, in seinen Umkleideraum zu stürmen und ihn einen Arsch zu nennen.

Argh! Ich kann nicht glauben, dass ich das getan habe.

Ich hole meinen Schlüssel raus und versuche, auf den Knopf der Fernbedienung zu drücken, aber meine Hände zittern so heftig, dass ich ihn immer wieder fallen lasse. Ich hebe ihn gerade zum dritten Mal auf, als Lacey auf mich zugestürmt kommt, das Gesicht geröteter, als ich es je gesehen habe.

»Was zum Teufel war das denn, Elara? Du hast gesagt, du möchtest Tanner Green treffen, nicht, dass du ihm vor der gesamten Offensive Line den Arsch aufreißen willst! Ich könnte deswegen meinen Job verlieren!«

»Ich weiß, ich weiß. Es tut mir so leid. Ich dachte, ich wollte nur mit ihm reden, ihm erklären, warum er das ganze Geld nicht annehmen sollte, das Reilly ihm in den Rachen wirft, wenn es schon allein hier in San Diego ein Dutzend anderer Stiftungen für unterprivilegierte Kinder gibt, die ein kleines bisschen von diesem Geld brauchen könnten. Aber als ich diesen irrsinnigen Umkleideraum und sein selbstgefälliges, irrwitziges Gesicht sah, habe ich komplett die Beherrschung verloren. Es tut mir so leid«, wiederhole ich.

»Es tut dir leid? Du hast ihn im Umkleideraum angeschrien, als er nichts als ein Handtuch trug. Du solltest vorne in der Lounge warten, bis er angezogen war, und stattdessen bist du da reingestürmt wie so eine Art Racheengel. Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?«

Mir ist ganz flau im Magen vor Schuldgefühlen, das Letzte, was ich zusätzlich zu dem Adrenalincocktail, der durch meine Adern pumpt, noch gebrauchen kann. Aber Lacey und ich sind schon seit Jahren befreundet – seit sie eine meiner Trainerinnen war, als ich Basketball für die University of Connecticut gespielt habe, und bei dem Gedanken, dass ich ihr den Job versaut habe, wird mir übel.

»Ich habe gar nicht gedacht. Ich habe ihn vom Feld aus zu mir hochblicken sehen, ganz arrogant und …« Ich unterbreche mich, bevor ich »heiß« sagen kann, denn die Tatsache, dass Tanner Green der sexyeste Mann ist, den ich je leibhaftig gesehen habe, ist definitiv nicht das, was ich gerade denken sollte. Egal, wie gut er in diesem kleinen weißen Handtuch aussah, mit den Wassertropfen auf seiner dunklen moccachinofarbenen Haut, die unter den Lampen des Umkleideraums glänzten.

»Das hat mich wütend gemacht. Hast du überhaupt gesehen, wie viel Geld die Tanner Green Foundation hat? Ich meine, ich verstehe es. Er ist ein Spieler, und er bekommt einen mordsmäßigen Haufen Spenden von anderen Spielern, die mehr Geld haben, als irgendjemand braucht. Schön für ihn. Aber warum muss er es auch noch auf die größten Spender der Stadt abgesehen haben, wenn es der Rest von uns nur mit Mühe schafft, dass unsere Türen offen bleiben und unsere Programme finanziert werden? Das war ein ganz mieser Zug von ihm, und es tut mir nicht leid, dass ich ihn deswegen zur Rede gestellt habe.« Als ihre Augen erneut vor Ärger zu funkeln anfangen, füge ich hastig hinzu: »Obwohl es mir leidtut, dass ich ihn im Trainingsbereich zur Rede gestellt habe, in den du mich so großzügig hineingelassen hast.«

»Was Entschuldigungen angeht, war das eine ziemlich lausige.« Sie verschränkt die Arme vor der Brust und starrt mich nieder, obwohl sie ungefähr zwanzig Zentimeter kleiner ist als ich.

»Ja, ich weiß. Aber sie kommt von Herzen. Ich wollte dich wirklich nicht in Schwierigkeiten bringen.«

Lacey verdreht die Augen. »Das hast du nicht. Tanner ist zu cool, um mich bei meinem Boss zu verpetzen, und die anderen Jungs sind gerade viel zu beschäftigt damit, ihn zu verarschen, um überhaupt darüber nachzudenken. Aber ich nehme dich nie wieder in den Trainingsbereich mit. So viel kann ich garantieren.«

»Ich werde dich auch nie wieder darum bitten«, schwöre ich. »So viel kann ich garantieren.«

»Gut.« Sie nimmt mir den Schlüssel aus der immer noch zitternden Hand und drückt auf den Knopf der Zentralverriegelung. Dann öffnet sie meine Tür. »Jetzt solltest du wahrscheinlich von hier verschwinden, bevor die Spieler rauskommen. Tanner mag zwar cool sein, aber wenn die anderen Jungs damit fertig sind, ihn aufzuziehen, wird er die Gelegenheit, im Gegenzug auf dich loszugehen, wahrscheinlich begrüßen.«

Sie umarmt mich, und ich weiß, dass alles verziehen ist. Weshalb ich – nachdem ich in mein Auto gestiegen bin – es mir nicht verkneifen kann zu sagen: »Ja, nun, ich würde die Gelegenheit auch begrüßen, noch mal auf ihn loszugehen. Ich mag vielleicht nicht vorgehabt haben, es zu tun, aber ich habe trotzdem nur ungefähr ein Drittel von dem gesagt, was ich sagen wollte.«

»Elara …«

»Ich weiß, ich weiß.« Ich werfe ihr zum Abschied eine Kusshand zu, dann schließe ich die Autotür.

Lacey geht nach einem letzten Winken davon, und ich bleibe zurück und starre ihr hinterher, während mir immer noch alle möglichen Worte durch den Kopf schwirren. Worte, von denen ich wünschte, ich hätte sie zu Tanner gesagt, Worte, die ich gesagt hätte, wenn ich tatsächlich gewartet hätte, bis ich ruhig bin, anstatt mich von meiner Wut aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen.

Dinge wie, dass mein Freizeitcenter Rebound jeden Monat zwischen 700 und 1 000 Kindern hilft.

Dinge wie, dass wir Kindern aus der Gegend einen Ort bieten, um wichtige Fähigkeiten zu lernen – sowohl beruflich als auch fürs Leben; dass wir ihren Körper und ihren kreativen Geist trainieren, während wir ihnen in einem der schlimmsten Viertel der Stadt einen sicheren Ort geben, wo sie rumhängen können.

Dinge wie, dass wir mit einem sehr kleinen Budget von 200 000 Dollar im Jahr operieren – und dass all die Programme, die ich über Monate für meine Kids zusammengestellt habe, nur zusätzliche 150 000 Dollar mehr kosten würden. Geld, das Reilly mir ein Dutzend Mal versprochen hat.

150 000 Dollar mehr. Das ist alles, was nötig wäre, um dabei zu helfen, das Leben dieser Kids auf reelle und dauerhafte Weise zu verändern. Die Tanner Green Foundation wird diese Summe schon allein an jährlichen Zinsen bekommen, wenn sie einfach die 15 Millionen zur Bank bringt, geschweige denn, was sie bekommen wird, wenn sie es bei einem halbwegs anständigen Berater investiert.

Und es gibt mehr als ein Dutzend anderer Programme in der Stadt, die sogar von noch weniger Geld profitieren könnten, als meines braucht.

Das alles ist so ein Mist. Football ist schon meine ganze Karriere lang – mein ganzes Leben lang – dieser unantastbare Gott gewesen, der sämtliche verfügbaren Ressourcen aufsaugt und es all den anderen Programmen überlässt, sich um den Rest zu balgen – in der Highschool, auf dem College und definitiv draußen in der richtigen Welt.

Das ist einer der Gründe, warum ich Rebound gegründet habe: weil ich mein ganzes Leben damit verbracht habe, darum zu kämpfen, was ich will. Zu sein, wer ich will. Ich habe gehofft, diese Reise für andere Kinder einfacher zu machen, besonders jene, die nicht viele Vorteile im Leben haben. Jene, die vielleicht nicht daran interessiert oder dazu fähig sind, irgendeine Ballsportart zu betreiben, aber trotzdem eine Chance auf ein besseres Leben haben sollen. Die trotzdem eine Chance verdienen, die zu sein, die sie sein wollen – die sie sein können, wenn sie nur die Gelegenheit dazu bekommen.

Aber von der Minute an, in der ich den größten Teil meiner Ersparnisse dazu benutzte, um mit Rebound zu starten, musste ich kämpfen, um es am Laufen zu halten. Kämpfen, um seine Reichweite auszudehnen. Kämpfen, um mehr hilfsbedürftigen Kindern auf die Weise zu helfen, in der sie Hilfe brauchen. Und gerade als ich denke, eine Möglichkeit dazu gefunden zu haben, kommt Tanner Green daher, um sich das dringend benötigte Geld einfach zu schnappen.

Es ist zum Verrücktwerden.

Tränen fluten meine Augen, und eine Sekunde lang lege ich den Kopf aufs Lenkrad und versuche, ein Schluchzen zu unterdrücken. Ich bin keine Heulsuse, war ich noch nie, aber jetzt gerade bin ich so frustriert, so wütend, so enttäuscht, dass ich nicht weiß, was ich sonst tun soll. Ich will meine Kids nicht im Stich lassen, doch jetzt gerade sehe ich keinen Ausweg. Besonders, da wir unsere jährlichen Spenden von der Ethan and Chloe Frost Foundation und unseren anderen großen Spendern bereits bekommen haben.

Ich gebe mir zwei Minuten.

Zwei Minuten, um mich in meinem Kummer zu suhlen, zwei Minuten, um an all die neuen Programme und Gelegenheiten zu denken, die ich meinen Kids hätte geben können. Und dann setze ich mich auf, wische mir über die Augen und befehle mir weiterzumachen. Aus der halben Million, die mir Jack Reilly versprochen hat, ist nun mal nichts geworden, na und? Es gibt auch noch andere reiche Leute in San Diego, die ich um Geld anhauen kann, Leute wie Nic Medina oder Quinn Bradford oder Wyatt Jennings. Ich muss nur herausfinden, wie ich sie rasch davon überzeugen kann, dass wir gute Kandidaten sind.

Während ich darüber nachdenke, versuche ich, die Tatsache auszuklammern, dass ich Jack Reilly monatelang bearbeitet und ihn letztendlich trotzdem nicht überzeugt habe.

Dieser nagende Gedanke in meinem Hinterkopf ist es, der mich schließlich den Wagen starten und nach Hause fahren lässt, wobei ich mir inständig wünsche, noch nie Tanner Greens Namen gehört zu haben. Und mir noch inständiger wünsche, ihn nie wieder zu hören.

Kapitel 3

»Ist er schon da?«

»Ich weiß es nicht, Mom. Denkst du, ich würde jetzt mit dir telefonieren, wenn er schon da wäre?«, frage ich, während ich die Haare auf meinem Oberkopf zu einem Knoten drehe.

Sie ignoriert den Sarkasmus, ausnahmsweise eher auf das Endergebnis als auf ihre vorlaute Tochter konzentriert. »Was hast du denn an? Sag mir, dass du nicht diese schrecklichen Trainingsanzüge trägst, in denen du ständig rumläufst.«

Ich laufe nur in Trainingsanzügen rum, wenn ich Ball spiele oder im Center arbeite, aber ich korrigiere sie nicht. Lebenslange Erfahrung mit der auf hilfreichste Weise aufdringlichen Mutter auf dem Planeten hat mich gegen ihre »konstruktive Kritik« immun gemacht.

»Genau genommen habe ich überlegt, meinen roten Trainingsanzug zu tragen. Du weißt schon, den, den mir Si zum Geburtstag geschenkt hat.« Ich nehme ein paar Haarnadeln und stecke meine Haare fest, während ich auf die Explosion warte. Es dauert nicht lange, obwohl sie in dem lieblichen Tonfall erfolgt, den meine sehr typische Südstaaten-Mama ein Leben lang perfektioniert hat.

»Du meine Güte, Schätzchen! Ich weiß, dir ist klar, dass du diesen netten Mann nicht in einem Trainingsanzug treffen kannst. Er ist ein Doktor.« Das letzte Wort wispert sie regelrecht, als wäre der Abschluss eines Medizinstudiums etwas Heiliges. Was es, wenn ich so darüber nachdenke, für sie wahrscheinlich auch ist. Oder um genauer zu sein: Einen Mann mit einem abgeschlossenen Medizinstudium für ihre missratene Tochter an Land zu ziehen, ist in ihren Augen definitiv heilig … und was mich angeht, vollkommen unnötig.

»Was soll er von dir denken, Elara?«, fährt sie fort.

»Dass ich eine viel beschäftigte Frau bin, die sich ihrem Beruf angemessen kleidet und ihn als Gefallen für unsere Mütter dazwischenquetscht?«

»Lass diesen Mann nicht denken, die Sache wäre ein Gefallen!«, knallt ihre Stimme wie eine Peitsche, als der sonst so süße Tonfall von ihrer Entschlossenheit, diese Verbindung möglich zu machen, verdrängt wird. »Wenn du es so wirken lässt, als wäre er nur eine lästige Pflicht, die du hinter dich bringen musst, wird es nie klappen. Männer mögen es, umschmeichelt zu werden. Sie möchten glauben, dass sie das Wichtigste in deiner Welt sind.«

»Nun, dann wird Mark enttäuscht sein, denn das wird nicht passieren.« Ich ziehe mit dem nudefarbenen Lippenstift meine Lippen nach, dann presse ich sie zusammen, um ihn zu verteilen.

»Elara, sei nicht unhöflich. Und blamier mich nicht. Ich würde nie wieder mit seiner Mutter reden können, und ich …«

»Keine Sorge, Mom. Ich werde nicht unhöflich sein. Du hast mich nicht in einer Scheune aufgezogen. Du glaubst das zwar nicht, aber ich weiß wirklich, wie man sich bei einem geselligen Treffen benimmt.«

»Date. Du kannst das Wort aussprechen, weißt du?«

»Das könnte ich, aber warum sollte ich das wollen?« Ich fahre mit einem Mascara-Bürstchen über meine Wimpern. »Besonders, weil das hier definitiv keines ist? Ich habe nur eingewilligt, weil du gesagt hast, seine Praxis hat eine dicke philanthropische Brieftasche.«

Sie seufzt schwer. »Ist es zu viel verlangt, dein kleines Center mal für ein paar Minuten zu vergessen und mir einen Gefallen zu tun, Elara? Mark ist ein netter junger Mann mit einem wichtigen Job und einer vielversprechenden Zukunft. Er könnte für dich sorgen.«

Und da ist er – der Satz, auf den ich gewartet habe. Der Satz, der in jeder Unterhaltung fällt, die ich mit meiner Mutter hatte, seit ich acht Jahre alt war.

Vergiss Basketball, Elara. Das ist so ein männlicher Sport. Jungs mögen Mädchen, die sanft sind.

Vergiss dieses Wanderabzeichen, Elara. Konzentrier dich lieber auf das Koch-Abzeichen. Jungs mögen Mädchen, die kochen können.

Vergiss, auf dem College etwas Wichtiges zu studieren, Elara. Konzentrier dich darauf, einen netten Medizin- oder Jurastudenten zum Heiraten zu finden.

Jeder, der sie reden hört, könnte fälschlicherweise glauben, ich sei in den Fünfzigern und nicht in den Neunzigern aufgewachsen. Aber so ist meine Mutter eben – so war sie immer und wird sie immer sein. Ist es da ein Wunder, dass ich so eine gewaltige Enttäuschung bin?

»Ich kann für mich selbst sorgen«, sage ich zu ihr, während ich mir ein paar silberne Kreolen schnappe und durch die unteren Löcher in meinen Ohren stecke.

»Aber warum solltest du das wollen?«, fragt sie, und da ist er, der Grund, warum sie und ich so ziemlich mein ganzes Leben lang miteinander streiten. Nachdem sie drei Jungen bekam, wollte sie ein zierliches kleines Mädchen, das Kleider trug und mit Puppen spielte und brav dasaß und Männer ihr Schicksal gestalten ließ. Und ich wollte schon immer – und war schon immer – so ziemlich das genaue Gegenteil davon. Gott sei Dank!

Ganz zu schweigen davon, dass ich mit eins achtundachtzig und 88 Kilo nicht mal zierlich sein könnte, wenn ich wollte.

Eine Sekunde lang überlege ich, alles auszuziehen und wieder in meinen roten Trainingsanzug zu schlüpfen, nur ihr zum Trotz. Aber die vielen Jahre, die sie mir das vorhalten würde, wären es nicht wert – zumindest nicht, wenn ich nicht dabei bin, um ihr Gesicht zu sehen, wenn sie es herausfindet.

Ich begnüge mich damit, ihre Frage mit nur einer Spur von Sarkasmus zu beantworten. »Selbstständigkeit? Selbstachtung?«

»Einen Mann für dich sorgen zu lassen, ist nichts Schlechtes, Elara. Solange du ebenfalls für ihn sorgst.« Als ich nichts darauf erwidere, fährt sie fort: »Außerdem wirst du nicht jünger.«

»Ich bin 31.«

»Ganz genau.« Ihr schwerer Seufzer drückt aus, dass ich nur noch Augenblicke von einer alten Jungfer entfernt bin – oder schlimmer, dass ich bereits eine bin. »Was kann es schaden, wenn du der Sache eine Chance gibst, Liebling? Wenn du aufgeschlossen bist, könntest du Mark vielleicht wirklich mögen.«

»Ich gehe mit ihm essen, oder nicht? Obwohl ich heute wirklich keine Zeit dafür habe.« Ich schnappe mir mein einziges Paar schwarzer High Heels und schlüpfe hinein, dann drehe ich mich prüfend vor dem großen Spiegel, den ich hinter der Tür meines Büros versteckt habe, ob alles an seinem Platz sitzt. »Das ist so aufgeschlossen, wie ich sein kann.«

»Ja, aber du trägst dabei einen Trainingsanzug.« Das letzte Wort spuckt sie regelrecht aus, und ich beschließe, Erbarmen mit ihr zu haben, bevor ihr noch eine Ader platzt.

»Ich trage einen schwarzen Bleistiftrock, Mutter. Fühlst du dich jetzt besser?«

»Ich weiß nicht.« Sie klingt immer noch argwöhnisch. »Was trägst du dazu?«

»Meine lilafarbene Bluse.«

»Die aus Seide mit den dramatischen Ärmeln?«

Jetzt bin ich an der Reihe zu seufzen. »Das ist das einzige lilafarbene Oberteil, das ich besitze.«

»Das ist nichts, womit man angeben sollte, junge Dame«, sagt sie mit einem Schnauben. »Bei deinen Augen sollte Lila deine Standardfarbe sein. Aber ich nehme an, das ist akzeptabel, schließlich ist es eine Verabredung zum Mittagessen. Und jetzt sag mir, wie trägst du deine Haare?«

»Ich muss los, Mom.«

»Du trägst sie besser nicht in diesem furchtbaren Dutt, den du so liebst. Du hast so herrliches Haar, Elara. Du solltest es mehr zeigen. Männern gefällt das.«

Ich versuche nicht mal, nicht die Augen zu verdrehen. »Der Empfang ist schlecht. Ich kann dich nicht hören.«

»Das ist so seltsam. Ich kann dich ausgezeichnet hören.«

»Was hast du gesagt?«

»Ich sagte, du sollst nicht …«

»Tut mir leid, ich kann dich wirklich nicht verstehen, Mom. Muss jetzt los.«

»Elara, wag es ja nicht …«

»Hallo? Hallo? Ich lege jetzt auf. Hab dich lieb. Bye.«

Ich beende den Anruf mit einem Wischen, bevor sie noch etwas sagen kann, dann lasse ich mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und drehe mich ein paarmal, um den Kopf freizubekommen. Es funktioniert nicht. Andererseits gibt es auch nichts, was mich innerlich so durcheinanderbringt, wie mit meiner Mutter zu reden. Außer natürlich, mich mit einem riesigen, halb nackten Footballspieler in seinem Umkleideraum anzulegen.

Nein. Ich breche diesen Gedankengang ab. Es ist drei Tage her, seit ich in den Umkleideraum der Lightnings gestürmt bin und Tanner Green angeschrien habe. Und obwohl ich immer noch das Gefühl habe, zu Recht so aufgebracht gewesen zu sein, werde ich, je mehr Tage vergehen, desto verlegener darüber, was passiert ist. Das ganze Team muss mich für eine absolut Irre gehalten haben.

Aber was hätte ich tun sollen? Diesen letzten Rückschlag einfach so hinnehmen? Ihn einfach weiter denken lassen, dass nur weil er und seine Stiftung unter dem Schirm des Footballs ein geborgenes Leben führen, niemand sonst Schaden leidet?

Das wäre nicht richtig. Nicht, wenn meine Kids diejenigen sind, die leiden und Opfer bringen. Wieder mal.

Die Vergangenheit kann man nicht ändern, sage ich mir, während ich ein paarmal beruhigend tief durchatme. Und ich würde es nicht tun, selbst wenn ich könnte. Diese Erinnerung ist es, die endlich dafür sorgt, dass ich aufhöre, mich zu drehen, und einfach nur ein paar Sekunden lang dasitze, um meinen Kopf aufs Spiel zu konzentrieren. Und als Tochter von Lorraine Vance ist Dating definitiv ein Spiel … eines, das die Hungerspiele oft wie ein Teekränzchen dagegen aussehen lässt.

Da ich den Männergeschmack meiner Mutter mich betreffend kenne – im Wesentlichen ist die einzige andere Voraussetzung außer einem hoch bezahlten Job, dass die Auserwählten gleichzeitig gehen und atmen können –, graut es mir unweigerlich davor, wie er sein wird. Denn mal ehrlich: Was für ein junger, normaler Arzt braucht denn tatsächlich Hilfe dabei, ein Date zu bekommen?

Hoffentlich einer, der eine Mutter wie meine hat. An irgendetwas anderes will ich gar nicht denken.

Warum zum Teufel habe ich mich noch mal dazu breitschlagen lassen? Ich habe hier so viel zu erledigen. Das Letzte, was ich habe, ist Zeit für eine Verabredung zum Mittagessen. Ich lege den Kopf in den Nacken und starre für lange Sekunden an die Decke.

Zugegeben, meine Mom hat mich in einem schwachen Moment erwischt. Als sie anrief, war ich immer noch aufgebracht darüber, das Reilly-Geld verloren zu haben, und als sie erwähnte, dass Mark eine gute Ressource für das Center sei, gab ich nach. Und dann legte sie nach mit der Andeutung, seine Ärztegemeinschaft würde über ein sehr großes Spendenbudget verfügen.

Was die drei magischen Worte sind, die mich dazu bringen, praktisch alles zu tun, selbst wenn ich gerade nicht wegen Geld ausflippe. Etwas, was meine Mom weiß und praktisch bei jeder Gelegenheit ausnutzt. Aber was für eine andere Wahl habe ich schon? Ein Gemeindezentrum in einer Gegend zu leiten, in der Kinder dringend einen sicheren Aufenthaltsort brauchen, ist selbst in den besten Zeiten ein riskantes Unternehmen, geschweige denn jetzt, wo die finanziellen Zuschüsse der Regierung auf absolutem Tiefstand sind.

Entschlossen, diesen Schlamassel aus meinen Gedanken zu verbannen, bis ich mich definitiv damit befassen muss, werfe ich einen Blick auf die Uhr. Wie es aussieht, habe ich noch etwa eine Stunde, bis Mark – oder sollte ich sagen, Dr. Mark – ankommt. Das sollte mir mehr als genug Zeit geben, eine Runde durch die Gemeinschaftsräume zu drehen und nach den Kids zu sehen.

Es ist erst elf, also ist das Center noch nicht zu voll, aber wenn ich vom Mittagessen zurück bin, wird es hier mit all den Nachmittagsprogrammen und Kursen wie im Irrenhaus zugehen. Jetzt meine Runde zu machen, gibt mir eine Gelegenheit, nach den Kids zu sehen, die schon früh hier sind, weil sie jemanden zum Reden brauchen oder weil sie keinen Ort haben, wo sie sonst hinkönnten.

Nachdem ich den Plan ein weiteres Mal überprüft habe, um herauszufinden, wer heute anwesend ist, gehe ich den Flur entlang zu dem Raum, der den größten Teil des Erdgeschosses einnimmt.

Dabei werde ich von einem anerkennenden Pfeifen begrüßt, noch bevor ich drei Schritte in den Raum hineingehe. Mit hochgezogenen Augenbrauen drehe ich mich um und entdecke Mateo, der mich mit einem übertrieben anzüglichen Wackeln seiner Augenbrauen betrachtet. »Siehst gut aus, Elara«, ruft er.

Ich verdrehe die Augen und sage: »Danke, Mateo«, in der Hoffnung, dass die Sache damit erledigt ist. Aber ehe ich mich versehe, drängen sich Josie, Marlow und Aneesha um mich.

»Du siehst fantastisch aus«, schwärmt Marlow.

»Ja.« Josie streckt die Hand aus und schnippt gegen eine meiner Kreolen, nur um zu beobachten, wie sie hin- und herschwingt. »Wo gehst du denn hin?«

»Ist das nicht offensichtlich?«, erwidert Mateo auf seinem Weg an uns vorbei zur Tischtennisplatte in der hinteren Ecke des Raums. »Elara hat ein Date.«

»OOOOOOOOOOOOH«, sagen die Mädchen ziemlich einstimmig.

»Wer ist er?«, will Aneesha wissen.

»Ist es dieser heiße Typ, mit dem du neulich geredet hast?«, fragt Josie.