Finstersee - Matthias Moor - E-Book

Finstersee E-Book

Matthias Moor

4,7

Beschreibung

Jakob von Werdenberg steht am Beginn einer vielversprechenden politischen Karriere und besitzt alles, was sich ein Mann wünschen kann: Er ist glücklich verheiratet, charismatisch, gut aussehend und smart. Doch plötzlich wendet sich das Blatt. Er wird überfallen und bedroht, die Polizei findet Kokain in seinem Wagen, Bilder von ihm und einem mysteriösen Edel-Callgirl tauchen auf. Dann wird seine Ehefrau entführt, es geschieht ein Mord… und die Jagd auf einen Schatten beginnt, der ein Leben zerstören will.

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Matthias Moor, Jahrgang 1969, lebt seit über zwanzig Jahren am Bodensee. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und arbeitet als Gymnasiallehrer sowie als freier Journalist in Konstanz. Er liebt den See mit seinen vielgestaltigen Landschaften. Wenn mal nichts anliegt, fährt er am liebsten mit seinem Boot zum Fischen hinaus.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

© 2013 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagmotiv: © mauritius images/ib/Stefan Arendt Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, LeckISBN 978-3-86358-289-0 Bodensee Krimi Originalausgabe   Quellenangaben:Bert Brecht, »Schlussstrophen des Dreigroschenfilms«, in: Bertolt Brecht, »Die Dreigroschenoper«, Berlin 1968, S.109.William Shakespeare, »Othello«. Zweisprachige Ausgabe, Deutsch von Frank Günther, München 2002, S.123.Heinrich Heine, »Mein süßes Lieb«, in: Heinrich Heine, »Gedichte«, Stuttgart 1965, S.36.

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»Denn die einen sind im Dunkeln

Und die andern sind im Licht.

Und man siehet die im Lichte

Die im Dunkeln sieht man nicht.«

Bert Brecht, 1930

1

Freitag, 26.Oktober

Er war wie … losgelöst! Beim Berganstieg spürte er die Kraft der dreihundert PS unter sich. Sein champagnerfarbener A6 flog über die breite und leere Schwarzwaldhochstraße. Es war ein grandioser Oktoberabend, die Sonne stand schon tief im Westen. Ihr warmes gelbes Licht brach durch die großen Wolkenlücken wie die Strahlen mächtiger Scheinwerfer. Er fuhr auf über eintausend Metern Höhe. Viel näher, dachte er, kann man dem Himmel in Baden-Württemberg nicht kommen.

Er lächelte und ging vom Gas. Näher brauchte er ihm auch nicht zu sein. Die Abendstimmung, das helle Licht im Kontrast zu den dunklen Wolken, war dramatisch. Passend zu dem, was ihn morgen erwartete.

Zu beiden Seiten der Straße ging der Blick weit über die Schwarzwaldberge. Zwischen den Fichten- und Tannenwäldern waren immer wieder bunte Laubbäume zu entdecken. Leuchtend gelb, rot, braun, dunkelgrün war die Welt. In den Tälern lag leichter Dunst.

Das Leben war schön! Mit Anfang vierzig stand er schon weit oben. Er war Rechtsanwalt, promoviert, Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Konstanz, Bezirksvorsitzender der CDU Südbaden, hatte zwei Kinder, ein Haus im Konstanzer Musikerviertel und eine schöne Frau, um die ihn viele beneideten und mit der es auch im Bett noch Spaß machte. Bei der Hochzeit vor dreizehn Jahren hatte er ihren Namen angenommen, und so war aus ihm, Dr.Jakob Müller, Dr.Jakob Graf von Werdenberg geworden. Die Menschen in seinem Wahlkreis kannten und mochten ihn, schauten auf zu ihm.

Und jetzt schien der stellvertretende Parteivorsitz der CDU Baden-Württemberg zum Greifen nah. Er musste sich morgen auf dem Landesparteitag nur noch gegen Fritz Merk durchsetzen. Und wenn das gelang … Die Kandidatenfrage für das Amt des Ministerpräsidenten zur nächsten Landtagswahl war noch offen … Ein Ministeramt würde das Mindeste sein …

Ja, aus ihm war etwas geworden. Am letzten Wochenende, auf dem Klassentreffen, hatte er die bewundernden Blicke seiner ehemaligen Mitschüler gespürt. Auch die neidvollen und missgünstigen.

Heute Abend würden sie in Bühl zusammenkommen, informell, ja fast geheim, und Breitenreicher hatte ihn eingeladen! Das war schon fast als Sieg zu werten. Dr.Wilfried Breitenreicher, Bundesfinanzminister und ehemaliger Vorsitzender der Landes-CDU, würde da sein und Dr.Heck, der jetzige Partei- und Fraktionsvorsitzende. Aber nicht Merk, soweit er wusste. Dem fetten Bauernbullen fehlte vielleicht doch der Schliff für bestimmte Kreise. Wobei Walter Heck gewiss lieber Merk dabeigehabt hätte.

Zwei Häuptlinge aus der Wirtschaft würden auch mit ihnen im Hotel »Schwanen« speisen: Professor Dr.Franz Feldmann von der Düsseldorf Bank und Dr.Hartmut von Rothfels, Deutschlandchef von Mike & Rogers, einer der größten Investmentbanken der Welt. Hinter Rothfels und Feldmann standen mächtige Konzerne. Die hatten ein vitales Interesse daran, im Wirtschaftsland Baden-Württemberg wieder eine CDU-geführte Regierung zu sehen. Am liebsten Schwarz-Gelb, aber angesichts der Realitäten wäre auch Schwarz-Grün akzeptabel.

Der Sieg von Grün-Rot bei der letzten Landtagswahl hatte die Partei und bestimmte Wirtschaftskreise ins Mark getroffen. Jetzt ging es darum, die CDU wieder neu aufzubauen. An dem Abend sollte eine Strategie dafür beraten werden. Auch das zukünftige Programm würde Thema sein. Feldmann und Rothfels wollten unterstützen, informell, im Hintergrund. Ihre Banken hatten zudem die diskrete Unterstützung ihrer besten PR-Leute in Aussicht gestellt.

Und er war beim ersten Treffen dabei!

Morgen dann die Rede, das Duell mit Merk auf dem Landesparteitag. Die dortige Wahl wurde als richtungsweisend für die CDU im Land angesehen. Er und Breitenreicher standen für die Modernisierer, welche die Partei für SPD- und Grünen-Wähler öffnen wollten, Merk und Heck für die Traditionalisten, die auf christliche Werte und Wirtschaftsnähe setzten.

Als er die herrliche Landschaft um sich sah, wusste er, wie er seine Rede beginnen würde. Jakob von Werdenberg entschied sich immer erst kurz vor seinen Reden für einen Einstieg. Und jetzt hatte er ihn. Er würde den erzkonservativen Großbauern Merk mit seinen eigenen Waffen schlagen!

In Gedanken, mit einem Lächeln, fügte er die Rede zusammen und sprach sie dann laut im Wagen:

»Liebe Parteifreunde,

als ich gestern auf dem Weg hierher durch unseren Schwarzwald fuhr, da wurde mir wieder bewusst, in welch einem herrlichen Land wir leben. Ich sah das bunte Laub, das goldene Licht, die starken Tannen, diese Millionen Jahre alten Berge. Diese Landschaft ist urtümlich, kraftvoll, beständig, widerstandsfähig. Sie lässt sich nicht leicht verformen und nicht leicht erobern. So ist unser Land, und so sind auch wir Menschen. Urtümlichkeit, Kraft, Beständigkeit und Widerstandsfähigkeit – das sind zudem Eigenschaften, für die unsere Partei, die CDU Baden-Württemberg, steht!«

Jetzt, dachte Werdenberg, würde möglicherweise der erste Applaus kommen. Er sah die voll besetzte Halle vor sich.

»Es sind Eigenschaften, nach denen wir als Menschen streben. Für die es sich lohnt zu kämpfen! Ja, und der Anblick dieser grandiosen Herbstlandschaft hat mich auch mit Dankbarkeit erfüllt. Dankbarkeit, in ein solches Land geboren worden zu sein; Dankbarkeit für die hervorragenden Bildungseinrichtungen, die Sie und ich durchlaufen durften und die unsere Kinder noch durchlaufen dürfen. Dankbarkeit für den Wohlstand und die Sicherheit, in der wir bisher mit unseren Familien leben dürfen. Und Dankbarkeit gegenüber unserer Partei, der CDU Baden-Württemberg, die – und das müssen wir den Menschen immer wieder sagen – mehr als ein halbes Jahrhundert maßgeblich zum Erfolg unseres Landes beigetragen hat! Der CDU Baden-Württemberg, der wir so viel verdanken und für die wir, gerade in den nächsten, schwierigen Jahren, mit all unserer Kraft kämpfen möchten!«

Jetzt würde sicher Applaus kommen, zur Not würde Breitenreicher beginnen. Merk würde blass werden! Heimatlob war eigentlich sein Ding. Das würde nach seiner Rede aber wie nachgeplappert wirken.

Ja, damit müssten die Parteifreunde eingestimmt sein! Und dann ging es los, würde er vom Leder ziehen: die Schande, die Grün-Rot für das Land bedeute, die vielen Fehltritte, die unprofessionellen Minister; die ernsten Sorgen der Wirtschaft, das Reformchaos im Schulwesen und die steigende Verschuldung – dazu hatte ihm sein Referent noch raffinierte Statistiken gemailt.

Und dann käme das Positive, die Vision. Es würde um eine sozialökologische Marktwirtschaft mit schwäbisch-badischer Prägung gehen – wo Nachhaltigkeit des Handelns oberstes Gebot ist, der Erhalt der Lebensgrundlagen Verpflichtung; wo der selbstständige Unternehmer gerne Mitverantwortung für die Gemeinschaft übernimmt; wo der Staat maß-, aber wirkungsvoll eingreift, für Chancengerechtigkeit sorgt und zur Selbstverantwortung erzieht! Wo Bürgerbeteiligung in guter badischer und württembergischer Demokratietradition selbstverständlich ist.

Schließlich würde der Applaus kommen: mächtig, anhaltend …

Werdenberg jauchzte laut und fühlte sich, als wäre er gerade zum Ministerpräsidenten gewählt worden. Dann legte er eine CD ein: »This Is My Life«, Shirley Bassey, Greatest Hits. Das passte jetzt.

Gerade fuhr er am Mummelsee vorbei. Jakob von Werdenberg sah kurz zart bekleidete, zierliche Nixen vor sich, die mit ihm als Seekönig im schwarzen Wasser des Sees badeten. Er dachte an einen prickelnden One-Night-Stand, den er als Student an einem anderen Schwarzwaldsee, dem Schluchsee, erlebt hatte. Er lachte. Der Schwarzwald war früher, als er in Freiburg studiert hatte, seine Spielwiese gewesen. Dann gingen seine Gedanken zu Jacqueline.

Das iPhone klingelte, er erkannte die Nummer seines Berliner Büros.

Nach einigen Kilometern wurde die Landschaft noch beeindruckender. Sein Navi meldete, dass er sich jetzt auf der Omerskopfstraße befand. Bald würde es vom Himmel herunter nach Bühl gehen. Er fuhr um eine scharfe Kurve, und noch einmal öffnete sich der Blick, weit bis zu den Vogesen. Da sah er einen kleinen Parkplatz. Er bremste scharf und hielt an. Für fünfzehn Minuten wollte er noch im Himmel bleiben.

Er drehte die Musik laut auf, mittlerweile spielte »Climb Ev’ry Mountain«, und stieg aus. Den Schlüssel ließ er stecken und die Tür offen. Er wollte ein paar Züge Abendluft nehmen, ein Zigarillo rauchen und den weiten Blick genießen.

Unterhalb der Straße fiel der Hang steil ab, weiter unten liefen die Hügel sanft in die Rheinebene aus. Die Sonne war bereits verschwunden, das Land in blaues Licht getaucht. Es lag ein leichter Dunst über dem Tal, vereinzelt waren schon die erleuchteten Fenster der Städtchen und Dörfer zu sehen.

Er nahm ein Zigarillo aus der Tasche seines Jacketts und zündete es an. Vom Süden her kamen bedrohlich große und dunkle Wolken. Fern im Horizont erkannte er die blauen Umrisse der Vogesen.

Er war vollkommen entspannt.

Tief sog er den Rauch des Zigarillos ein und lächelte. Durch das Nikotin fühlte er sich kurz schwindlig, doch dann sah er wieder klar.

Welch grandioser Anblick, dachte er.

Plötzlich stoppte die Musik.

Die Autotür schlug zu, und der Motor sprang an.

Schnell drehte er sich um, da fuhr sein Wagen schon weiter.

»Halt!«, rief er und rannte hinterher, aber der Wagen war zu schnell. Durch die getönten Scheiben konnte er den Fahrer nicht erkennen. Dann verschwand der Audi hinter einer Kurve.

Er blieb stehen und tastete an seine Hosentaschen. »Scheiße«, zischte er. Das iPhone war im Auto. Genauso wie Geld und Papiere, der Laptop und sein Redeskript. Er legte beide Hände vor sein Gesicht und seufzte. Was jetzt?

Er blickte auf die Uhr. Er hatte noch drei Stunden bis zum Treffpunkt im »Schwanen« um acht. Warum fuhr hier eigentlich kein Auto? Es müssten noch etwa fünf Kilometer bis zum nächsten Dorf sein. In einer Stunde könnte er es schaffen. Und vielleicht nahm ihn jemand mit. Dann ein Taxi, Polizei, Konto sperren, ins Hotel, warme Dusche … Er würde Dr.Breitenreicher anrufen, dass er sich leicht verspäten würde, Autodiebstahl. Warum konnte es nicht einfach mal glattlaufen im Leben?

Er lief los und grinste. Einer gewissen Komik entbehrte die Situation nicht! Um den schönen Audi war es schade. Irgendwann würde er darüber lachen können. Und das Redeskript konnte Magdalena ihm noch mailen. Ob er den Vorfall in seine Rede morgen einbauen würde? War die Zahl der Diebstähle in Baden-Württemberg nicht angestiegen seit dem letzten Jahr?

Er bog um die nächste Kurve und blieb abrupt stehen. Keine fünfzig Meter weiter stand sein Audi. Der Motor lief. Das Fenster auf der Fahrerseite war geöffnet. War der Typ verrückt? Was waren das für Spielchen?

Schnell hatte sich Werdenberg gefangen. Wütend ging er auf seinen Wagen zu. Dann sah er, dass langsam ein Arm aus der Fensteröffnung kam. In der Hand eine Pistole. Werdenberg stoppte. Es war nicht der linke Arm, wie er erst gedacht hatte, sondern der rechte. Der Fremde musste sich auf dem Fahrersitz umgedreht haben. Die Waffe zielte direkt auf ihn.

Jetzt beugte sich langsam ein Kopf aus dem Fenster. Es war ein grauer Eselskopf mit weißer Schnauze und langen Ohren, irgendeine Fastnachtsmaske. Es war ein grotesker Anblick. Die Fratze wirkte zugleich lächerlich, lüstern und bedrohlich. Für einen Moment war Werdenberg wie gelähmt. War das alles nur ein Spaß?

Dann handelte er: rannte über die Straße zur Leitplanke, Richtung Abhang, sprang hinüber, dann meinte er einen Schuss zu hören. Panik ergriff ihn. Der Hang war steil. Er stolperte mehr, als dass er rannte. Der Boden war übersät mit großen, bemoosten Steinen, dazu Baumstämme und Äste. Er fiel und wusste nicht, ob er getroffen war. Jedenfalls lebte er noch. Sein Knöchel schmerzte, er musste umgeknickt sein.

War es vorbei?

Er lauschte.

Wer konnte das sein? War das ein Alptraum?

Er hörte, dass eine Autotür zufiel … Waren nicht Schritte zu hören? Sprang da nicht jemand über die Leitplanke? Werdenberg raffte sich auf und stürzte weiter. Hier, im Wald, unter den schweren Tannen, war es schon fast finster. Egal, er musste weg, in Sicherheit! Werdenberg rief sich zur Ruhe, rang um Kontrolle. Er lief jetzt langsamer, bedachter, sprang von Stein zu Stein. Wollte der ihn töten?

Warum hatte er ihn dann nicht gleich auf der Straße erschossen?

War es ein Attentat? Oder doch nur ein übler Scherz?

Fritz Merk kam ihm in den Sinn.

Dann wurden die Steine weniger, der Hang war nicht mehr ganz so steil, der Boden weicher. Außer Atem blieb er stehen, versteckte sich hinter einer großen Tanne und keuchte.

Dann lauschte er.

War er in Sicherheit? Der Knöchel brannte, doch den Schmerz hielt er aus.

Und die Kraft würde ihn nicht verlassen!

Es war nichts zu hören: kein Knacken von Zweigen, kein Verrutschen von Steinen.

Er hielt die Luft an: nichts. War es vorbei?

Sein Atem wurde ruhiger. Ging es doch um Autodiebstahl, und der Täter wollte einfach seinen Vorsprung vergrößern, indem er ihn in den Wald hetzte? Er schluckte und blickte sich um. Es drang kaum mehr Licht durch die Wipfel, sodass er keine zehn Meter sehen konnte. Vielleicht hatte der andere ihn verloren.

Sollte er noch warten? Oder zurückgehen?

Noch einmal hielt er die Luft an.

Da stockte ihm das Herz.

Er hörte Atmen! Ganz in seiner Nähe, keine zehn Meter entfernt! Es war klar zu vernehmen; ganz offensichtlich wollte der andere, dass er ihn hörte. Doch niemand war zu sehen.

Die Angst ergriff ihn wieder. Wie gelähmt stand er hinter dem Stamm der Tanne. Es gab keinen Zweifel, jemand war hinter ihm her! Und woher wusste der andere in der Dunkelheit, wo er war? Er hatte sich doch kaum gerührt!

Wer war das?

War das sein Ende?

Doch wieder bekam sich Werdenberg in den Griff.

Weiter! Weiter!, trieb er sich an. Er rannte erneut los, das Gelände war jetzt besser. Kein Schuss. Er war schon mehrere Marathons gelaufen; wer auch immer hinter ihm her war, musste gut sein! So einfach besiegte man keinen Jakob von Werdenberg! Zwar brannte sein Knöchel jetzt wie Feuer, doch den Schmerz beachtete er nicht mehr.

Am Boden erkannte er Heidelbeersträucher, er musste wieder etwas langsamer rennen.

Er drehte sich um.

Streckte er schon die Hand nach ihm aus?

Dann fiel er.

Sein Fuß musste an einem Heidelbeerstrauch hängen geblieben sein. Kurz hielt Werdenberg, auf dem Bauch liegend, die Luft an.

Nichts.

Doch dann vernahm er – es war ganz sicher keine Einbildung – das Atmen eines Menschen. Merkwürdig, dachte Werdenberg, der Atem war ganz ruhig! Als habe den anderen der Lauf gar nicht angestrengt! Er selbst keuchte, blieb wie gelähmt liegen und wagte nicht, sich umzudrehen.

Jetzt spürte er einen Fuß auf seinem Rücken, der ihn fest auf den Waldboden presste. Werdenberg war sich sicher, dass der andere keine Schuhe trug.

Ein Klicken war zu hören.

Werdenberg schloss die Augen.

Dann setzte sich jemand rittlings auf seinen Rücken. Der Mensch kam ihm leicht vor.

War es eine Frau?

Sie drückte die Mündung der Pistole an seinen Hinterkopf.

»Lassen Sie mich doch leben!«, rief Werdenberg, halb flehend, halb wütend.

Er vernahm das leise, immer noch völlig ruhige Atmen eines Menschen.

Es kam ihm vor wie das einer Frau.

Er sah Dr.Breitenreicher vor sich, wie er ihm zum Amt des Ministerpräsidenten gratulierte; Jacquelines undurchdringliche graugrüne Augen und ihren biegsamen nackten Körper; seine Kinder Felicitas und Albertine, wie sie lachend im Garten von Schloss Werdenberg auf ihn zuliefen. Und schließlich Magdalena, mit ihrem langen blonden Haar, ihrem liebe- und verständnisvollen Lächeln, ihrer Grazie und Schönheit …

2

Als die Großmutter, die böse Großmutter, sah, dass er es wieder getan hatte, lief sie schnell zu ihm, packte ihn fest am Arm, riss ihn hoch vom Bett und schlug ihn mit ihrer knochigen Hand zwei Mal hart ins Gesicht. Dann ließ sie ihn los, und sofort sank er wieder zurück. Er hatte die Schläge zunächst kaum wahrgenommen.

Doch sie hatten ihn aus seinem Schlaf der Schmerzen geweckt.

Noch immer gelähmt, blutend, noch immer beherrscht von den immer gleichen Bildern, kauerte er auf dem Bett in seinem kleinen, kalten Zimmer.

Allmählich erwachte er.

»Du bist wie sie!«, sagte sie verachtend. »Ein böses, krankes Kind!«

Die Großmutter stand an seinem Bett. Er mochte ihren Anblick nicht. Die schmalen Lippen, das knochige Gesicht, die kurzen, stark gelockten grauen Haare. Die böse blitzenden Augen und die große Nase. Wie eine Hexe sah die Großmutter aus!

Er hasste diese Frau wie nichts sonst auf der Welt.

Das Blut floss aus seinem Unterarm.

Tief hatte er sich mit einer Glasscherbe ins Fleisch geschnitten. Wieder einmal.

Er fror.

Warum musste er das immer wieder tun?

Es tat doch so weh, wenn er an sie dachte!

Wo war sie jetzt?

Warum verließ sie ihn immer, immer wieder?

Sie liebte ihn doch!

Oder nicht?

Es war so schön, in ihren Armen zu liegen, wenn sie ihn küsste. Mit ihm lachte. Ja, manchmal lachte sie auch! Er liebte es, wenn sie lachte. Und wenn sie ihm Geschichten vorlas und Gedichte.

Manche machten ihm Angst.

»Komm! Du gehst zu den Schweinen!« Die böse Großmutter hatte ihn wieder am Arm gepackt und zerrte ihn vom Bett. Er fiel auf den Boden, sie zog ihn hoch, dann schleppte sie ihn die Stiege hinunter.

Nur mit Mühe konnte er sich auf den Beinen halten.

Jetzt wäre er gern ein Wolf und fräße sie auf! Wie bei Rotkäppchen, so hatte es die Mama vorgelesen. Er würde sie erst mit aller Macht in die Kehle beißen, dass das Blut nur so spritzte, und dann ratzeputz verschlingen!

Warum war er denn kein Wolf? Oder ein Adler, der sie mit den Klauen packen und zerreißen könnte!

Er war doch nur ein Kätzchen.

Mein kleines, liebes Kätzchen, sagte die Mama zu ihm, wenn sie da war.

Warum ließ ihn die Mama immer allein bei der bösen Großmutter?

Warum half sie ihm jetzt nicht?

Und warum war die Mama so oft so traurig?

Angst, abgrundtiefe Angst hatte er vor dem Schweinestall. Es war ein alter Holzschuppen, halb verfallen, wenige Schritte vom Schwarzwaldhof entfernt. Dort stank es nach Mist, und es gab kein Licht!

Und bald würde es finster sein.

Dann war im Stall fast nichts zu sehen.

Neben der kleinen Box mit den zwei Schweinen war Brennholz gestapelt. Zwischen den Scheiten gab es große Spinnen und Mäuse und vielleicht auch Ratten. Schon mehrmals hatten sie Ratten in den Fallen gehabt. Und der Großvater hatte gesagt, im Krieg hätten die Ratten auch Menschen gefressen! Er hätte welche gesehen, die wären so groß wie Katzen gewesen! Wenn sie nun kämen und über ihn herfielen?

Er schrie.

»Ich will nicht zu den Schweinen! Ich will nicht zu den Schweinen! Du bist eine böse, böse Großmutter!«

Doch die Großmutter sagte nichts. Zerrte ihn nur unbarmherzig über den Hof. Die Hühner blickten auf vom Picken, der Großvater kam torkelnd vom Klohäuschen zurück. Er hatte wieder Schnaps getrunken. Das machte die Großmutter böse. Der Großvater warf die leeren Flaschen immer hinter den Misthaufen.

Da fand er sie, zerschlug sie an einem Stein und nahm sich ein paar Scherben mit.

Versteckte sie im Haus, wo die Großmutter sie nicht fand.

Jetzt sah der Großvater ihnen nach, ohne irgendetwas zu tun.

Der Boden vor dem alten Schwarzwaldhof war Morast. Seine nackten Füße und die Hosenbeine waren schon ganz nass. Und schmutzig. Er fror. Noch immer floss Blut aus seinem Unterarm. Er blickte zu den dunklen Fichten und Tannen am steilen Hang, an den der Hof gebaut war. Nur selten drang im Winter die Sonne hinab in die Schlucht. Es war ein grauer, kalter Novembertag.

Es war, als würde es nie mehr Frühling werden.

Dann sah er die Stalltür. Er spürte, wie seine Beine sich kaum mehr bewegen konnten, wie die Arme noch schwerer wurden, wie es sich in seinem Kopf zu drehen begann.

Wie er kaum mehr atmen konnte und seine Hände zitterten.

Nein!

Heute würde er sich wehren.

Eine Wut stieg plötzlich in ihm auf, die er so noch nie erlebt hatte.

Auf einmal fühlte er sich groß und stark.

Wie ein böser Wolf.

»Lass mich gehen! Lass mich gehen! Ich hasse dich!«

Da schlug ihn die Großmutter noch einmal hart ins Gesicht. Und da begann er zu kratzen und zu treten, mit einer Kraft, die er von sich nicht kannte. Das tat der Großmutter weh!

»Du böses, krankes Kind!«, rief sie voller Hass.

Und dann biss er der bösen Großmutter in den Arm, fest, ganz fest, bis aufs Blut, dass sie aufschrie.

Doch ihr Griff war eisern. Und sie schlug ihn und schlug. Mit ihrer großen, knöchernen Hand. Und schimpfte: »Du Saujunge! Hurenbrut! Wärst du besser nie geboren!«

Wärst du besser nie geboren.

Mit Macht zerrte sie ihn in den dunklen Stall. Er roch den Kot und den Urin und das trockene Holz. Die Schweine grunzten nervös. Sie hatten immer Angst, wenn jemand den Stall betrat. Er wusste: Manchmal ging der Großvater in den Stall und schlug die Schweine, dass sie laut quiekten und in der Box hin und her sprangen. Doch fliehen konnten sie nicht. Und der Großvater schimpfte zornig dabei. Doch die Schweine hatten ihm nichts getan! Einfach so schlug er sie mit einem langen Stock!

Warum tat er das? Ihn schlug der Großvater nie. Manchmal sah der alte Mann ihn traurig an. Da würde er sich am liebsten in seine alten Arme werfen.

Doch das wagte er nicht.

Die Großmutter aber war stark, böse und stark, und sie schubste ihn gegen das gestapelte Brennholz. Als er sich wieder aufgerafft hatte und zu ihr rannte, schlug sie ihm mit der Faust in den Bauch.

Er sackte auf die Knie, keuchte und schluchzte.

»Ich will zur Mama! Ich will zur Mama! Du bist eine Hexe!«, rief er heulend vor Schmerz und Wut.

»Die Mama kommt nicht mehr zu dir«, sagte die Großmutter, ruhig und kalt. Und es klang, als würde sie das freuen. »Weil die Mama tot ist. Hörst du? Sie hat sich umgebracht, weil du so ein böser Junge bist! Hat sich die Pulsadern aufgeschlitzt und ist verblutet wie ein Schwein. Das ist die Strafe für ihre Hurereien! Krank wie du ist sie gewesen!«

Dann ging sie hinaus und machte den Riegel vor die Tür des Stalls. Er blieb auf den Knien und schluchzte. Jetzt war er gefangen. Er hörte noch ihre Schritte im Morast.

Jetzt war das Kätzchen wieder eingesperrt.

Aber er war doch auch ein Wolf!

Wütend schrie er auf.

Und schrie und schrie.

Die Schweine quiekten, hüpften hin und her in der engen Box, prallten gegen die Holzwände. Aber sie konnten ja nicht heraus.

Dann sah er den Nagel aus der Holzwand ragen. Einen rostigen, dicken, langen Nagel. Er ging zu ihm und stieß seinen Oberarm fest hinein.

Einmal. Zweimal. Dreimal.

Das Blut floss, und ein Schmerz durchfuhr ihn, wie er ihn noch nicht erlebt hatte.

Und das tat so gut!

Tot will ich sein, nur tot, dachte er.

Dann würde er gleich bei der Mama sein. Wo alles hell war und gut und schön.

Ohne Schmerz.

Oder hatte die Großmutter, die böse Großmutter, ihn wieder angelogen?

Voller Schweiß wachte er auf. Ein Blick zum Wecker: drei Uhr früh.

Er brauchte eine Weile, um zu verstehen, wo er war.

Warum war es wieder da? Warum war es wieder da?

Es war das Bild! Und die Briefe. Das ertrug er nicht.

Er atmete schnell, stoßweise. Schweißnass waren Haare, Gesicht und Brust.

Jahrelang hatte er diese Bilder nicht mehr geträumt. Hatte sie vergessen, fast.

Warum nur kamen sie wieder? Ließen ihn nicht mehr in Ruh?

Er spürte, wie sich ein Zittern seines Körpers bemächtigte, das er lange nicht mehr gespürt hatte; wie die große Angst wieder in ihm erwachte; ein lähmendes Gefühl wie Gift durch seinen Körper floss …

Es war der schwarze Wolf, der wiederkam.

3

Samstag, 27.Oktober

Werdenberg erwachte um sechs Uhr dreißig vom Piepen des Weckers. Er glaubte, den tiefsten Schlaf seines Lebens geschlafen zu haben. Kurz hoffte er, es sei alles nur ein Traum gewesen, aber nein. Sein Knöchel war geschwollen und schmerzte; seine Wangen brannten von den Schnittwunden, die er sich beim Sturz zugezogen hatte; eine tiefere unterhalb des Auges hatte in der Nacht wieder zu bluten begonnen. An Armen und Beinen, an Rippen und Rücken schienen überall Prellungen zu sein. Er mochte nicht aufstehen, wenn er daran dachte, was passiert war.

Ungefähr drei Stunden musste er im Wald ohnmächtig gewesen sein. Warum er es geworden war, daran konnte er sich nicht mehr erinnern. Er glaubte, als Letztes einen heftigen Schlag auf den Kopf verspürt zu haben, der durch seinen gesamten Körper gegangen war. Von all den Schmerzen war er, auf dem Bauch liegend, zwischen Heidelbeersträuchern erwacht. Und von dem starken, kalten Regen. Seine Kleidung war klatschnass gewesen, und er hatte gefroren. Sein Jackett hatte gefehlt. Die Verfolgerin musste es ihm ausgezogen haben. Oder hatte er es im Wagen gelassen? Dass er lebte, war ihm als Wunder erschienen. Vorsichtig hatte er sich umgedreht: von der Frau keine Spur. Falls es eine Frau gewesen war, er konnte es nicht genau sagen.

Er hatte nur den Regen gehört im Wald, ansonsten kein Geräusch, nichts. Er hatte nicht gewusst, ob er lachen oder weinen sollte, und hatte beides getan. Nach einer Weile hatte er sich aufgerafft und war schnell hangabwärts gelaufen, geklettert und gekraxelt. Bloß nicht zurück zur Straße! Wie lange es gedauert hatte, wusste er nicht, höllische Schmerzen hatten an ihm gezehrt, es mussten mehrere Stunden gewesen sein.

Dann war er in ein Dorf gekommen und hatte an der erstbesten Haustür geklingelt. Eine erschrockene alte Frau hatte geöffnet, zwei Kräuterschnäpse ihn wieder zu Bewusstsein gebracht. Er trank sonst schließlich nie, und der Alkohol tat Wunder. Sanitäter, Notarzt und Polizei trafen ein. Er schilderte den Beamten, so gut es ging, was ihm widerfahren war. Man brachte ihn in sein Hotel, den Namen wusste er noch, Hotel »Zum Löwen«.

Wie in Trance hatte er kurz vor Mitternacht noch mit seiner Frau Magdalena und Dr.Breitenreicher telefoniert. Er hatte Breitenreicher kurz mitgeteilt, was passiert war und dass er leider nicht in den »Schwanen« kommen konnte.

»Selbstverständlich, machen Sie sich keine Sorgen, Werdenberg! Wir haben schon mehrfach versucht, Sie telefonisch zu erreichen. Hauptsache, Ihnen ist nichts passiert«, hatte Breitenreicher gesagt. Es hatte ehrlich und betroffen geklungen. »Wie wollen wir wegen morgen verfahren?«

»Zehn Uhr, zu Beginn des Parteitages, bin ich da, Dr.Breitenreicher. Verlassen Sie sich darauf!«

»Auf Sie kann man zählen, Werdenberg!«, hatte Breitenreicher erwidert.

Das hatte ihn aufgebaut.

Um acht Uhr wollte der Kommissar vorbeischauen, zum Frühstück. Zwar hatte Werdenberg überhaupt keine Lust, er wollte sich lieber auf seine Rede vorbereiten, aber da konnte man wohl nichts machen. Er stand auf, und als er sein Gesicht im Spiegel sah, hätte er davonlaufen mögen.

Er rief Magdalena an. Sie war mit ihren beiden Töchtern bei ihrem Vater auf Schloss Werdenberg. Magdalena schien in echter Sorge zu sein und wollte nach Bühl kommen.

»Danke, Liebste«, meinte Werdenberg. »Ich möchte nicht, dass die Kinder jetzt allein sind. Wer weiß, wer dahintersteckt! Passt gut auf euch auf und bleibt bei deinem Vater! Der Parteitag wird bis Mitternacht gehen. Spätestens morgen Mittag bin ich da. Wir essen dann zusammen, ja?«

»Ich liebe dich«, sagte Magdalena zärtlich.

»Ich dich auch.«

Geduscht und rasiert saß er am Frühstückstisch, als ein kleiner und stämmiger Mann durch das Restaurant auf ihn zukam. Wohl der Kommissar, dachte Werdenberg und lächelte. Der Mann sah aus, als hätte er die Nacht mit einer Flasche Whiskey verbracht. Seine Gesichtsfarbe war fahl, die Haut faltig, buschige Augenbrauen, dünne Lippen, nach unten gezogene Mundwinkel, traurige, wohl vom Alkohol gerötete Augen mit grauen wachsamen Pupillen. Ende fünfzig, Anfang sechzig, schätzte Werdenberg. Von dem würde er nichts zu befürchten haben: eine abgewirtschaftete Existenz, die das Elend ihres Berufs nur noch mit Alkohol ertrug. Er entspannte sich ein wenig. Dennoch würde er auf der Hut sein. Der Mann sah aus, als würde er die Grashalme auf seinem Rasen zählen.

Jakob von Werdenberg grinste leicht. Zwei Tassen Kaffee, Grapefruitsaft und ein Bircher-Müsli hatten schon genügt, um seine Lebenskraft zurückkehren zu lassen.

»Herr Werdenberg?«, begann der Kommissar und musterte ihn unangenehm genau. Hatte er sein Grinsen bemerkt und es auf sich bezogen? Oder störte er sich daran, dass ihm die Strapazen der letzten Nacht wahrscheinlich kaum mehr anzusehen waren?

»Hauptkommissar Dörflinger mein Name. Kripo Baden-Baden.«

Der untersetzte Mann streckte ihm seine Hand hin. Werdenberg hörte den Ärger in seiner Stimme, die der Kommissar mit einem sachlichen Ton verbergen wollte. Oder war es Neid? Der versoffene, erschlaffte Beamte und der aufstrebende, dynamische Politiker.

»Es freut mich, dass Sie gleich vorbeischauen konnten!«, log Werdenberg mit einem Lachen, das seine blendend weißen Zähne zeigte, und warf einen Blick auf die Uhr. Seine Stimme sollte freundlich klingen, aber auch eine gewisse Distanz signalisieren.

»Ich werde Sie nicht lange aufhalten. Ich weiß, dass Sie heute noch einiges vorhaben. Ich möchte Sie aber bitten, kurz mit mir an den Tatort zu kommen. In fünfundvierzig Minuten sind Sie wieder hier.« Die Stimme des Kommissars war klar und bestimmt.

Werdenberg sah mit sehr besorgter Miene noch einmal auf die Uhr. »Herr Dörflinger, ich weiß es außerordentlich zu schätzen, dass Sie sich gleich kümmern, aber wäre es –«

»Herr Werdenberg«, unterbrach Dörflinger schroff, und Werdenberg ärgerte sich, dass der Zwerg seinen Doktortitel womöglich absichtlich ignorierte. »Wir ermitteln aufgrund Ihrer Aussage wegen Mordversuchs, und deswegen arbeite ich bereits seit zwei Uhr letzter Nacht.«

»Lieber Herr Dörflinger, diese Anstrengung beeindruckt mich, und mir ist der Ernst der Lage klar. Allerdings verlangt Herr Dr.Heck, der Parteivorsitzende der –«

»Ich weiß, wer Heck ist«, schnitt Dörflinger ihm das Wort ab. »Aber der hat jetzt nichts zu befehlen. Ich bestehe darauf, dass Sie unverzüglich mitkommen. Kommen Sie, oder soll ich einen Beamten holen?«

Eine Unverschämtheit, dachte Werdenberg. Wusste der Wicht, wen er vor sich hatte? Das würde Folgen haben! Was gab es im Staatsdienst doch für anmaßende Querulanten! So ein Verhalten wäre in der freien Wirtschaft undenkbar. Aber der Zwerg war zäh, der würde ihn auch in Handschellen zum Tatort schleppen. Und weiteren Ärger konnte er jetzt nicht gebrauchen.

»Also gut. Gehen wir«, sprach Werdenberg in einem kühlen Ton, der sein Missfallen verriet.

»Danke sehr!«, gab der Kommissar mit leicht übertriebener Freundlichkeit zurück.

Vor dem Hotel wartete ein Streifenwagen mit zwei Beamten. Klasse, dachte Werdenberg, wahrscheinlich haben sie die Lokalpresse auch schon im Schlepptau! Er blickte sich um. Noch dämmerte es. Zum Glück war niemand zu sehen. Nur ein jugendlicher Jogger mit Kapuzenpulli lief gerade am Hotel vorbei und blickte kurz zu ihnen. Auf den Straßen waren noch Pfützen vom Regen der letzten Nacht. Der Himmel war klar, die Sonne noch nicht zu sehen. Werdenberg stellte amüsiert fest, dass Dörflinger fast einen Kopf kleiner war als er. Er selbst war mit einem Meter achtundsiebzig auch kein Riese.

Sie stiegen in einen alten Passat, wohl Dörflingers Dienstwagen. Das Auto war tipptopp in Schuss, die Armaturen glänzten. Werdenberg dachte an die Grashalme und musste wieder grinsen. Dörflinger fuhr los und begann sofort:

»Ich fasse zusammen: Sie halten gestern Abend gegen siebzehn Uhr an einem kleinen Parkplatz an der Omerskopfstraße, stellen den Motor ab, lassen den Schlüssel stecken, die Tür offen und gehen auf die gegenüberliegende Straßenseite, um die Aussicht zu genießen und ein Zigarillo zu rauchen. Dabei läuft laut Musik. So weit richtig?«

»Richtig. Shirley Bassey, ›Climb Ev’ry Mountain‹.«

»Dann bemerken Sie, dass die Musik stoppt, die Tür zugeschlagen wird und jemand mit dem Auto losfährt. Korrekt?«

»Ja.«

»Wie lange standen Sie draußen, bis es passierte?«

Werdenberg überlegte. »Schon eine Weile. ›Climb Ev’ry Mountain‹ lief nicht mehr. Ich weiß nicht, welches Lied es gerade war. Das Zigarillo war schon fast fertig geraucht.«

»Also vielleicht fünfzehn Minuten?«

Werdenberg zögerte. »So in etwa. Ja.«

»Sie gehen dann schnell auf ihr Auto zu, das aber sofort davonfährt. Nach einem Schreckmoment entscheiden Sie sich, die Landstraße Richtung Bühl weiterzulaufen.«

»Stimmt!«

»Nachdem Sie um die nächste Kurve gebogen sind, sehen Sie Ihr Auto wieder. Die Scheibe auf der Fahrerseite ist geöffnet, Sie sehen, wie ein rechter Arm mit Pistole in der Hand aus dem Fenster ragt und auf sie zielt, dann erscheint ein Eselskopf. Korrekt?«

»Absolut.«

»Danke.«

Stille.

Werdenberg wunderte sich immer mehr über den Kommissar. Warum provozierte der ihn so sehr? Offenbar wollte er mit dem Gespräch noch einmal seine Aussage von letzter Nacht überprüfen. Glaubte er ihm nicht?

»Herr Dörflinger, haben Sie schon irgendwelche Erkenntnisse?«, fragte Werdenberg vorsichtig.

»Ja.«

Und dann sagte Dörflinger nichts mehr. Auch Werdenberg schwieg. Nach wenigen Minuten erreichten sie die Stelle. Werdenberg erkannte den Parkplatz, an dem er gestern angehalten hatte, sofort. Dörflinger hielt an.

»Kommen Sie bitte.«

Sie stiegen aus. Es war merkwürdig, die Stelle wiederzusehen. Die Schrecken der Nacht kamen kurz zurück. Doch der Blick hinüber zu den Vogesen war phantastisch, jetzt im Morgenlicht.

»Herr Werdenberg, wo sind wir hier?«

Werdenberg wandte sich zum Kommissar.

»Wo es passiert ist. Genau an dieser Stelle«, er zeigte auf den Parkplatz, »habe ich geparkt. Dann bin ich über die Straße gelaufen und stand dann«, er ging ein paar Schritte zur Leitplanke, »hier.«

»War es genau diese Stelle, an der Sie standen?«

Werdenberg zögerte. »Ungefähr, ja. Warum?«

»›Ungefähr‹ also. Hm. Wir haben unsere Hunde überall hier herumgeschickt mit Ihrer Witterung. Auch haben wir sie die Leitplanke entlanggeführt und weiträumig in den Wald. Nichts. Als wären Sie gar nicht da gewesen.«

»Es hat stark geregnet!«, erwiderte Werdenberg schnell.

»In der Tat.« Wieder sah ihm der Kommissar direkt in die Augen und machte eine Pause. »Das ist sehr schade – für uns.«

Werdenberg sagte nichts.

»Gut«, fuhr der Kommissar fort. »Zeigen Sie uns, wo Sie den Wagen dann wiedergesehen haben.«

Werdenberg ging mit Dörflinger die fünfzig Meter zur Kurve und deutete auf den zweiten Parkplatz.

»Hier.«

»Herr Werdenberg, Sie sind ganz sicher, dass Ihr Auto hier stand?«

»Herr Dörflinger, ich habe ein gutes Erinnerungsvermögen und pflege so gut wie keinen Alkohol zu konsumieren.«

»Abgesehen von den zwei Schnäpsen gestern bei Frau Wagner.«

Die Ironie des Kommissars war nicht zu überhören. Es war Werdenberg klar, dass der Gnom ihn unter Druck setzen wollte. Wie konnte das sein? Was hatten sie entdeckt?

»Herr Dörflinger, ich verbitte mir Ihre Unterstellungen!«, sagte er scharf.

»Herr Werdenberg!« Dörflingers Stimme war offen feindselig.

»Dr.Graf von Werdenberg bitte!«

Der Kommissar blickte ihn mit einer Verächtlichkeit an, die ihn nervös machte.

»Als überzeugter Republikaner nenne ich grundsätzlich keine Titel und schon gar keine albernen Namenszusätze!«, erwiderte der Zwerg spöttisch.

Das würde Folgen haben, dachte Werdenberg. Er hatte gute Kontakte zum Karlsruher Polizeipräsidenten Dr.Hauschild. Sie hatten zusammen studiert, und vor zwei Wochen hatten sie nach einer Partie Golf im Clubhaus an der Marienschlucht zusammen gespeist. Wenn er könnte, würde er diesen Waldschrat für das nächste Jahrhundert im Innendienst Briefmarken schlecken lassen.

»Herr Werdenberg«, fuhr Dörflinger barsch fort, »Sie sind gestern Nacht gegen zweiundzwanzig Uhr dreißig bei Frau Wagner angekommen. Sie selbst haben angegeben, gegen siebzehn Uhr hier gehalten zu haben, korrekt?«

Werdenberg nickte.

»Das sind fünfeinhalb Stunden bis zweiundzwanzig Uhr dreißig.«

»Und?«

»Von hier zum Haus von Frau Wagner läuft man etwa dreißig Minuten.«

Jakob von Werdenbergs Stimme klang gereizt. »Wie ich bereits ausgesagt habe, war ich vermutlich lange ohnmächtig von einem Schlag auf den Hinterkopf.«

»Eine Schlagverletzung am Hinterkopf konnte der Arzt nicht feststellen.«

Werdenberg hatte völlig vergessen, am Morgen im Bad seinen Hinterkopf abzutasten. Doch er würde sich nicht die Blöße geben, das jetzt vor den Augen des Kommissars nachzuholen. Sein Zorn wuchs.

»Muss ich mich bei Ihnen dafür rechtfertigen, dass ich überfallen worden bin? Ich warne Sie, Herr Kommissar, ich habe beste Verbindungen in –«

Wieder schnitt Dörflinger ihm das Wort ab. »Wir sind gestern Nacht gegen dreiundzwanzig Uhr hier gewesen. Ihr Wagen stand nicht hier, sondern da, wo Sie ausgestiegen waren.«

Für einen Moment war Werdenberg still. Er war sichtlich verwirrt. »Merkwürdig.«

»In der Tat. Als wir den Wagen fanden, stand die Fahrertür auf, das Licht war an, der Schlüssel steckte, und Shirley Bassey lief. Eine hervorragende Aufnahme übrigens.«

Werdenberg ignorierte das Friedensangebot.

»Als ich den Wagen wieder sah, lief keine Musik. Das weiß ich genau.« Werdenberg überlegte kurz. »Wurde etwas gestohlen?«

Dörflinger führte ihn zurück zu seinem Passat. Er öffnete den Kofferraum. Werdenberg erkannte seinen Laptop, seinen Koffer, seine Ledertasche.

»Darf ich?«, fragte er. Der Kommissar nickte. Werdenberg untersuchte oberflächlich sein Gepäck. Redeskript, Laptop, Geld, Kreditkarten, Führerschein – nichts schien zu fehlen. Auch sein iPhone befand sich in der Ledertasche.

»Es scheint alles vorhanden zu sein«, meinte Werdenberg nachdenklich. Da fiel ihm etwas ein. »Mein Jackett fehlt. Es ist nicht im Wagen. Und als ich im Wald aufgewacht bin, hatte ich es nicht an.«

»Und Sie haben gestern ausgesagt, dass der Täter zunächst mit seinem nackten Fuß auf Ihren Rücken gestiegen ist und sich dann rittlings auf Sie gesetzt hat.«

»So war es.«

»Sehr schade, dass ausgerechnet das Jackett fehlt! Dort hätten wir vielleicht Spuren finden können.«

»Aber der Regen …«

»Was glauben Sie, was die KTU mittlerweile trotz Regens alles finden kann.«

Der Kommissar machte eine längere Pause.

»Und ich verstehe immer noch nicht«, fuhr er fort, »warum der Wagen, der nach Ihrer Aussage dort drüben, auf dem zweiten Parkplatz, stand, doch wieder hier war, wo Sie ursprünglich geparkt hatten.«

»Nun«, meinte Werdenberg, »der Täter wird den Wagen wieder zurückgefahren haben.«

»Möglich«, sagte Dörflinger knapp.

Jakob von Werdenberg fixierte ihn. Was unterstellte ihm der Zwerg? Was dachte der?

»Ich frage mich, was den Täter dazu bewogen haben könnte«, meinte der Kommissar. »Erst folgt er Ihnen weit in den Wald hinein. Nach Ihrer Aussage müssen Sie mindestens mehrere hundert Meter gelaufen sein. Der Täter war bei Ihnen und hat Ihnen eine Pistole an den Hinterkopf gehalten.«

»So war es.«

»Das bedeutet, dass er, nachdem Sie ohnmächtig geworden waren, wieder den steilen Abhang nach oben gestiegen ist und Ihren Wagen zurückgefahren hat. Der Weg ist extrem beschwerlich, es geht über große Steine und schwere Äste. Ich war heute Morgen schon unten. Er riskierte viel. Es hätte durchaus sein können, dass sich oben auf der Straße bereits Passanten, eventuell Polizisten bei Ihrem Wagen eingefunden haben würden. Ein leerer A6 mit offener Tür und lauter Musik erregt Aufsehen. Haben Sie eine Idee, warum er das getan haben sollte?«

»Herr Dörflinger, das ist nun doch Ihre Aufgabe. Aber es wäre immerhin möglich, dass er genau das beabsichtigte, was jetzt geschieht, dass er nämlich erreichen wollte, dass Sie mir nicht glauben. Es wäre auch denkbar – aber ich bin mir sicher, das haben Sie bereits erwogen –, dass der Täter nicht allein handelte.«

»Wie gesagt, Herr von Werdenberg, ich glaube gar nichts. Wir haben Ihr Auto natürlich genau untersucht. Die Baden-Badener KTU ist fix. Wir haben zuerst das Lenkrad auf Fingerabdrücke untersucht.«

»Und?«

»Wir haben nichts gefunden.«

»Der Täter hat Handschuhe –«

»Wohl nicht. Denn wir haben überall nur Ihre Abdrücke gefunden. Hätte der Täter Handschuhe getragen, hätten Ihre Abdrücke verwischt sein müssen. Das waren sie aber nicht. Wir haben am Lenkrad auch keine Faser- oder Latexspuren entdeckt.«

»Wo führt das hin?« Es war offensichtlich, dass der Alte ihn verdächtigte, den Vorfall aus irgendwelchen Gründen inszeniert zu haben.

»Das weiß ich auch nicht, Herr Graf.« Der Kommissar lächelte ihn brutal an.

Nach einem Moment des Schweigens fuhr Dörflinger fort: »Herr Dr.Werdenberg, wir haben in Ihrem Wagen etwas entdeckt.« Dörflinger holte ein kleines Päckchen mit weißem Pulver aus seiner Jackentasche.

Werdenberg wurde bleich. »Ist es, was ich denke?«

»Ich weiß nicht, was Sie denken, Herr Dr.von Werdenberg, aber das ist Kokain. Fünfzig Gramm. Das übersteigt das, was man als Eigenbedarf bezeichnen könnte, um das Hundertfache. Das Päckchen war unterhalb des Beifahrersitzes mit Klebeband fixiert.«

»Sie glauben doch nicht, dass ich …« Werdenberg überlegte kurz, ob ein spontaner Ausbruch jetzt hilfreich sein würde, unterließ es aber. »Herr Kommissar, Sie kennen meine Stellung, Sie wissen, dass ich einflussreiche Freunde habe! Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich so dumm sein sollte, zu einem Parteitag –«

»Ich glaube nichts, Herr Dr.von Werdenberg, und Dummheit habe ich schon zu oft erlebt. Übrigens bei Menschen mit allen Bildungsabschlüssen und akademischen Graden.«

Werdenberg bebte, kontrollierte sich aber. Der Zwerg würde ihn sicher nicht dazu bringen, sich zu vergessen.

»Bringen Sie mich ins Hotel zurück. Ohne Anwalt sage ich nichts mehr!«

»Wie Sie wünschen. Übrigens: Wir haben, nachdem wir das Päckchen Kokain gefunden haben, im ganzen Wagen nach Spuren gesucht. Herr Dr.von Werdenberg, es war äußerst schwierig, Bereiche im Wagen zu finden, in denen sich keine Kokainkristalle fanden.«

Werdenberg war für einen Moment sprachlos. Kamen diese Informationen an die Öffentlichkeit, war es nicht nur mit dem Ministeramt aus.

»Herr Dörflinger, mir ist angesichts der Umstände klar, weshalb Sie sich so anmaßend mir gegenüber verhalten. Wahrscheinlich würde ich in Ihrer Situation ähnlich agieren. Ich möchte betonen, dass ich Ihnen weder erklären kann, warum das Auto wieder umgeparkt wurde, noch, wie das Kokain in meinen Wagen gekommen ist. Ich habe noch nie in meinem Leben illegale Drogen konsumiert.«

»Würden Sie sich denn mit einer Untersuchung diesbezüglich einverstanden erklären?«

»Herr Dörflinger, ich muss Ihnen gar nichts beweisen. Ich fahre jetzt. Im Übrigen erwarte ich von Ihnen, dass Sie diese Informationen absolut vertraulich behandeln, bis Sie irgendwelche eindeutigen Beweise in der Hand haben! Sollte irgendetwas davon an die Medien kommen, werde ich Sie dafür verantwortlich machen. Mit Polizeipräsident Dr.Hauschild bin ich bestens bekannt. Und glauben Sie mir: Meine Anwälte sind gut!«

»Selbstverständlich. Sie hören von uns. Ich danke herzlich für Ihre Zeit.« Die dünnen Lippen des Kommissars weiteten sich zu einem Lächeln. »Kollege Weiner wird Sie zurück ins Hotel bringen. Wir werden uns demnächst mit Ihnen in Verbindung setzen.«

»Und mein Wagen?«

»Bleibt bis auf Weiteres bei uns.« Der Kommissar fixierte ihn. »Ach ja, Sie werden sicher erleichtert sein zu hören, dass wir Ihnen für die nächste Zeit Polizeischutz zukommen lassen werden.«

Werdenbergs Augen weiteten sich. »Sie meinen, dass Sie oder Ihre Kollegen Tag und Nacht um mich sind?« Er lachte nervös. »Vergessen Sie es! Wenn dieser Typ mich töten wollte, hätte er gestern Nacht die beste Gelegenheit dazu gehabt! Ich passe selbst auf mich auf.«

»Gut. Bitte teilen Sie uns dann schriftlich mit, dass Sie Polizeischutz ablehnen.«

Jetzt fixierte Werdenberg den Kommissar. »Ich möchte Sie außerdem dringend bitten, auf keinen Fall am Landesparteitag zu erscheinen! Ihr Auftreten dort hätte unabsehbare Folgen für die CDU Baden-Württemberg!«

Dörflinger grinste, wandte sich ab und ließ Werdenberg einfach stehen. Gerade wollte er losgehen, als sich der Kommissar noch einmal umdrehte.

»Ach, noch was«, sprach der Zwerg, halb zu ihm gewandt. »Gestern Nacht haben Sie ausgesagt, dass Sie vermuten, von einer Frau verfolgt worden zu sein.«

Werdenberg nickte.

»Eben haben Sie die ganze Zeit von einem Täter, nie von einer Täterin gesprochen. War es nun ein Mann oder eine Frau?«

Werdenberg meinte, einen leicht spöttischen Ton herauszuhören. Er hatte genug.

»Einen schönen Tag auch. Alles Weitere über meinen Anwalt.«

Dann ging Werdenberg zum Streifenwagen.

4

Wohin brachten sie ihn? Und wer waren die Männer? Würden sie ihn wie einen Räuber ins Gefängnis sperren, wie die Großmutter immer drohte? Und warum war die Polizei da?

»Sei ruhig, bleib ruhig, mein Kind«, sagte der Doktor.

Er war noch nie in seinem Leben beim Doktor gewesen.

»Zu einem bösen Jungen kommt der nicht«, hatte die Großmutter gesagt, wenn er Fieber hatte oder Bauchweh.

Doch gestern hatte er ihn untersucht, wegen der Nagelwunden. Er war nett, der Doktor. Geblutet hatte er wie ein Schwein und Fieber gehabt. Dann hatte der Doktor sich seinen ganzen Körper angeguckt und »Mein Gott!« gesagt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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