Fitness im Schulsport - Harald Lange - E-Book

Fitness im Schulsport E-Book

Harald Lange

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Beschreibung

Die Vielfalt möglicher Unterrichtsideen zum Thema Fitness wird in fünf Kapiteln thematisch geordnet und in 16 Beiträgen von einschlägigen Experten entfaltet. Neben zahlreichen Praxisideen werden sowohl exemplarische Unterrichtsstunden als auch konkrete Unterrichtsvorhaben im Lichte des erziehenden Sportunterrichts vorgestellt. Dabei wird der trainingstechnologische Charakter typischer Fitnesssequenzen und Übungsprogramme überwunden. Die Orientierung an pädagogischen Normen garantiert, dass die Autoren in ihren Beiträgen Wege aufzeigen, die es Schülern im Sportunterricht erlauben, die Ziele, Inhalte und Methoden der jeweiligen Fitnessstunde zu ihrem eigenen, persönlichen Thema zu machen. Das Buch geht also von einem pädagogischen Zugang aus, der in eine trainingspädagogische Konzeption überführt wird. In den fünf Kapiteln werden verschiedene Schwerpunkte des Fitnessthemas bearbeitet. Neben Beiträgen zum klassischen Konditionstraining (Kraft, Ausdauer und Gerätetraining) werden in einem zweiten Kapitel verschiedene Formen des Anspannens und Entspannens thematisiert (Yoga, Dehnen und Koordinieren). Im dritten Kapitel rückt ein Trendsportaspekt in den Vordergrund: Da zusehends mehr Kinder und Jugendliche Gefallen an verschiedenen Variationen des Tanzens finden, wurde hier ein entsprechender Schwerpunkt gesetzt (Aerobic und Zumba®), ebenso im vierten Kapitel, das sich dem Thema Wasser, Strand und Aquatraining widmet. Abgeschlossen wird das Buch mit einem Kapitel, in dem der Hand- und Spielgeräteeinsatz (Medizinball, Rope Skipping, Gymnastikball und Propriozeption) das jeweilige Fitnessthema bestimmen.

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Seitenzahl: 332

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DIE HERAUSGEBER

Prof. Dr. Harald Lange ist Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg und Dozent für Sportpädagogik an der Trainerakademie des DOSB in Köln. Zuvor war er Professor für Sportpädagogik an einer Pädagogischen Hochschule und Studienrat an einem Gymnasium. Neben der Beschäftigung mit sportpädagogischen und sportdidaktischen Grundfragen zählen vor allem konzeptionelle Frage- und Problemstellungen des Sportunterrichts (v. a. Lehrkunstdidaktik im Sport) sowie trainings- und bewegungspädagogische Themen zu seinen Arbeitsschwerpunkten.

Dr. Martin Baschta ist Fachmoderator für Sport und Freizeit in Niedersachsen. Er berät Gesamtschulen zu sämtlichen Fragen rund um die Themen Schulsport, Sportunterricht und Ganztagsschule. Zuvor war er als Fachbereichsleiter für Sport und Freizeit an der Kooperativen Gesamtschule Waldschule in Schwanewede, als Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und als Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für Sportwissenschaft der Universität Hannover tätig.

Fitness im Schulsport

Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder die Autoren noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Buch ausschließlich die männliche Form verwendet. Gemeint sind damit aber immer auch weibliche Personen.

Edition Schulsport Band 23

Harald Lange & Martin Baschta (Hrsg.)

Fitness im Schulsport

Meyer & Meyer Verlag

Herausgeber der Edition Schulsport:

Dr. Heinz Aschebrock & Dr. h.c. Rolf-Peter Pack

Fitness im Schulsport

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren – ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2013 by Meyer & Meyer Verlag, AachenAuckland, Beirut, Budapest, Cairo, Cape Town, Dubai, Hägendorf,Indianapolis, Maidenhead, Singapore, Sydney, Tehran, Wien

Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA)

ISBN 9783840334245E-Mail: [email protected]

Inhalt

Vorwort der Reihenherausgeber

Einleitung

Harald Lange: Fitness im Schulsport

Martin Baschta: Fitness testen? Fitness zum Thema machen!

I   Kraft, Ausdauer und Gerätetraining

1   Klaus Wichmann: Sporthalle als Fitnessstudio

1.1   Bildungsbezogene Leitvorstellungen

1.2.  Fitnessorientiertes Krafttraining

1.3   Pädagogische Perspektive „Sich fit halten“

1.4   Inszenierung: Sporthalle als Fitnessstudio

1.4.1   Das Unterrichtsvorhaben im Überblick

1.4.2   Das Unterrichtsvorhaben im Detail

1.5   Fazit

2   Martin Baschta & Harald Lange: Laufspiele – spielerisch laufen und laufend spielen

2.1   Training oder Spiel?

2.2   Zur spielerischen Inszenierung von Sportunterricht und Training

2.2.1   Zu Facetten der Spieltheorie

2.2.2   Funktionslust

2.2.3   Momente und Kennzeichen des Spiels

2.2.4   Didaktisches Ziel: Kinder in Spiele verwickeln!

2.3   Praxisperspektiven der Laufspiele

2.4   Zwei exemplarische Unterrichtsstunden

2.4.1   Schätze suchen

2.4.2   Fußball-Fahrtspiele

3   Dennis Sandig & Mirco Beyer: Triathlon – ein Ausdauerprojekt für die Schule

3.1   Was ist Triathlon?

3.1.1   Physiologische und psychologische Effekte

3.2   Didaktisch-methodische Überlegungen

3.2.1   Gesundheitsförderung als Sinnbezug

3.3   Triathlon in der Schule

3.3.1   Die Triathlon Schultour – Wettkampf bildet!

3.3.2   Projektwoche Triathlon

3.3.3   Der Schultriathlon

3.4   Zwei exemplarische Unterrichtsstunden

3.4.1   Fahrradfahren: Schulung des Gleichgewichts

3.4.2   Hallentriathlon: Schulung der Ausdauer

3.5   Fazit

4   Matthias Obinger: Zirkeltraining

4.1   Zirkeltraining im Schulsport

4.1.1   Übungsbeispiel „Hürdenüberquerungen“

4.2   Unterrichtsorganisation

4.3   Übungsbeispiele

4.3.1   Koordination (Station A)

4.3.2   Schnelligkeit (Station B)

4.3.3   Kraft (Station C)

4.3.4   Ausdauer (Station D)

II Anspannen und entspannen

5   Gerd Thienes & Sönke Kamp: Dehnen und beweglich werden im Sportunterricht

5.1   Beweglichkeit, Dehnfähigkeit, Gelenkigkeit und Flexibilität

5.2   Stretching im Sportunterricht

5.3   Thematisierung und Vermittlung

5.3.1   Postulat der Sinnhaftigkeit

5.3.2   Postulat der Machbarkeit

5.4   Zwei exemplarische Unterrichtsstunden

5.4.1   Kampfsport-Medley – Beweglichkeit anhand des Kampfsports erfahren und entwickeln

5.4.2   Dehnen und Beweglichkeit im Kampfsport – Entwicklung eines Basisprogramms

5.5   Fazit

6   Gabriel Duttler & Matthias Engel: Koordinieren und Koordinationsfitness

6.1   Sportwissenschaftliche Modelle zur Bewegungskoordination

6.2 Das Modell der koordinativen Funktionen

6.3   Übungen zur Ausbildung einer Koordinationsfitness

6.4   Fazit

7   Kirsten-Antara Hotz: Yoga versus Fitness – Gegensatz oder willkommene Ergänzung?

7.1   Yoga

7.2   Fitness – „Fit-Sein“

7.3   Yoga und Fitness

7.4   Kerngedanke zur Yoga-Übungspraxis

7.5   Praktische Umsetzungsmöglichkeiten von Yoga in der Schule

7.6   Ausgewählte Praxisbeispiele

7.6.1   Übungen zum Umgang mit angestauter Energie

7.6.2   Bewegungen und Haltungen zur Harmonisierung von Körper, Atem und Geist sowie zur Stärkung des Energiesystems

7.6.3   Übungen zur Beruhigung und Zentrierung

7.6.4   Rituale zu Beginn des Unterrichts oder bei einer neuen Aufgabe, um Sicherheit zu vermitteln

7.6.5   Visualisierungen

7.6.6   Entspannungsübungen

7.7   Ein Gedanke zum Schluss

III Tanz und Körperarbeit mit Partnern

8   Andrea Probst: „Noch vier, noch drei, noch zwei, noch eins, meins!“ – eigene Aerobicchoreografien entwerfen

8.1   Aerobic im Fitnessstudio

8.2   Aerobic im Sportunterricht

8.2.1   Aerobic als Fitnesstraining

8.2.2   Das Unterrichtsvorhaben im Überblick

8.2.3   Das Unterrichtsvorhaben im Detail

8.3   Fazit

9   Andreas Petko: Zumbatomic® – wenn Kinder Lust am Tanzen bekommen

9.1   Zumbatomic® – eine sportliche Party

9.2   Das Zumbatomic®-Konzept

9.3   Zumbatomic® in der Praxis

9.4   Die Songstruktur

9.5   Methodische Prinzipien

9.5.1   Einfache Strukturierung der Choreografie

9.5.2   Bewegungsfreiraum zulassen

9.5.3   Individuelle Bewegungserfahrungen gewähren

9.5.4   Ein klar erkannbarer roter Bewegungsfaden

9.6   Zwei exemplarische Unterrichtsstunden

9.6.1   Eigene Choreografien entwickeln

9.6.2   Wir verbessern unsere Fitness

9.7   Fazit

IV Wasser, Strand und Aquatraining

10 Annette R. Hofmann & Bettina Straub: Trendsport im Wasser – Aquafitness für die Sekundarstufe I

10.1 Physikalische Vorteile des Wassers für die Aquafitness

10.2 Bewegungsbausteine

10.2.1 Aquajogging

10.2.2 Poolwork

10.2.3 Laufformen im tiefen Wasser (mit und ohne Auftriebsmittel)

10.2.4 Spiele im Wasser

10.2.5 Aquarobic

10.2.6 Triathlon

10.2.7 Staffeln

10.2.8 Unterwassertrampolin

10.3 Zwei exemplarische Unterrichtsstunden

10.3.1 Triathlon im Wasser

10.3.2 Poolwork im flachen und tiefen Becken

10.4 Fazit

11 Jonathan Pargätzi: Aquajogging

11.1 Aquajogging – trainingspädagogische Facetten einer Thematisierung im Sportunterricht

11.1.1 Bildungspotenziale im Aquajogging?

11.1.2 Spielerisch mit dem Wasser(-Widerstand) ungehen und trotzdem trainieren

11.2 Praxisvorschläge

11.2.1 Vorbemerkungen

11.2.2 Heranführende Übungs- und Spielformen zum Laufen im Wasser

11.2.3 Praxisideen für ein ausdauerorientiertes Lauftraining im Wasser

12 Thomas Kurth: Fitness im Sand – wertvoller Sand im Getriebe

12.1 Bewegungen im Sand

12.1.1 Sand schafft neue Belastungsreize

12.1.2 Bewegungen im Sand sind schonend

12.1.3 Der instabile Untergrund fördert die Koordination

12.2 Sich-Bewegen im Sand

12.2.1 Organisatorische Hinweise

12.3 Mögliche Unterrichtsthemen

12.3.1 Das Unterrichtsvorhaben im Überblick: Kontrast

12.3.2 Das Unterrichtsvorhaben im Detail

12.3.3 Das Unterrichtsvorhaben im Überblick: Fitness

12.3.4 Das Unterrichtsvorhaben im Detail

12.4 Fazit

V  Hand- und Spielgeräteeinsatz

13 Björn Eichmann & Dennis Wolke: Der Medizinball als vielseitiges Übungsgerät im Schulsport

13.1 Trainingswissenschaftliche Hinweise zum Umgang mit dem Medizinball

13.2 Übungen mit dem Medizinball

13.2.1 Ballgewöhnung

13.2.2 Übungsauswahl

14 Andrea Menze-Sonneck: Rope Skipping – wie aus einem Fitnesstrend eine pädagogisch bedeutsame Schulsportart wird

14.1 Rope Skipping

14.1.1 Vom traditionellen Kinderspiel …

14.1.2 … zum modernen Fitnesssport

14.2 Wie die Fitnessperspektive und Rope Skipping im Sportunterricht zusammenkommen

14.3 Darstellung eines Unterrichtsvorhabens

14.3.1 Das Unterichtsvorhaben im Überblick

14.3.2 Das Unterrichtsvorhaben im Detail

14.4 Fazit

15 Thomas Leffler: Mehr als nur ein Ball – Training mit dem Gymnastikball

15.1 Gymnastikball

15.2 Vermittlung

15.2.1 Das Unterrichtsvorhaben im Überblick

15.2.2 Das Unterrichtsvorhaben im Detail

15.3 Die Übungen im Überblick

15.3.1 Ballgewöhung

15.3.2 Mobilisation

15.3.3 Koordination

15.3.4 Kräftigung

16 Christoph Anrich: Propriozeption mit Kleingeräten

16.1 Gesetz der neuronalen Bewegungssteuerung

16.2 Training der Propriozeption mit Kleingeräten im Sportunterricht

16.3 Unterrichtsorganisation

16.4 Übungsbeispiele

16.4.1 Federbrett

16.4.2 Fußbrettwalze und Halbkugel

16.4.3 Stabilisator

16.4.4 Pedalo

16.4.5 Rodeosell

16.4.6 Rola-Bola

16.4.7 Fun-Wippbrett

16.4.8 Balance-Parcours

16.5 Fazit

Bildnachweis

Vorwort der Reihenherausgeber

Das Thema Fitness hat in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen eine große Bedeutung. Vorstellungen von Fitness, Schönheit und Stärke begegnen ihnen fast täglich, sei es in den Medien oder in Gesprächen mit Gleichaltrigen. Vielerorts sind auch die vielen Fitnessstudios von Kindern und Jugendlichen kaum noch zu übersehen.

Das erzieherische Problem ist offenkundig: Es besteht die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche Fitnessidealen, Versprechen von Studios oder Fitnesspräparaten unkritisch folgen, fragwürdige Körper- und Fitnessideale entwickeln und sich in gesundheitsgefährdende sowie zeit- und kostenintensive Abhängigkeiten begeben. Vor diesem Hintergrund gehört es zu den Aufgaben der schulischen Gesundheitsförderung, und hier vor allem zum Auftrag des Sportunterrichts bzw. der Sportunterricht erteilenden Lehrkräfte, den Schülerinnen und Schülern Kenntnisse, Fähigkeiten und Einsichten zu vermitteln, die sie in die Lage versetzen, den Erhalt und gegebenenfalls die Verbesserung ihrer eigenen Fitness selbst zu verantworten und von außen an sie herangetragene Körper- und Fitnessideale sowie Fitnessversprechen kompetent und kritisch zu beurteilen.

Im Zuge der bundesweiten Lehrplanentwicklung im Fach Sport hat sich das Thema Fitness in den letzten Jahren zunehmend von seiner Bindung an die traditionellen Schulsportarten gelöst und zu einem eigenständigen „Bewegungsfeld“ entwickelt. In zahlreichen Lehrplänen hat die Auslegung dieses Bereichs einen starken trainingstechnologischen Charakter. Gleiches gilt für zahlreiche fachwissenschaftliche Beiträge und Programme zum Thema Fitness im Sportunterricht.

In diesem Buch unternehmen Harald Lange und Martin Baschta mit einem Team von Koautorinnen und -autoren den verdienstvollen Versuch, den Gegenstandsbereich Fitness im Sinne der Leitidee des erziehenden Sportunterrichts zu entfalten und den trainingstechnologischen Charakter typischer Fitnessprogramme für den Sportunterricht zu überwinden. Orientiert an dieser pädagogischen Leitidee zeigen die Autorinnen und Autoren Wege auf, wie es im Sportunterricht gelingen kann, die Selbstverantwortung der Schülerinnen und Schüler für ihre Fitness zu entwickeln.

Das Buch richtet sich in erster Linie an die Sport unterrichtenden Lehrkräfte in den Schulformen der Sekundarstufe I. Die verschiedenen Programme bzw. Praxisideen zielen in erster Linie auf den Sportunterricht in den Jahrgangsstufen 5-10, sind jedoch nach Meinung der Autorinnen und Autoren leicht auf den Sportunterricht mit jüngeren oder älteren Schülerinnen und Schülern zu übertragen. Letztlich können die in diesem Buch vorgeschlagenen Übungen und Programme natürlich auch im außerunterrichtlichen Schulsport und im außerschulischen Kinder- und Jugendsport zum Einsatz kommen. Insofern ist der innovative Ansatz des Autorenteams z. B. auch für außerschulische Sportfachkräfte interessant.

Wir freuen uns sehr darüber, dass wir den Versuch, den bislang vorherrschenden technologischen Ansatz des Fitnessthemas im Sportunterricht zu überwinden und in einen trainingspädagogischen Ansatz überzuleiten, in der „Edition Schulsport“ vorstellen dürfen und bedanken uns bei Harald Lange und Martin Baschta für die konstruktive Zusammenarbeit. Sowohl in der Praxis des Schulsports als auch im Kinder- und Jugendsport der Vereine sowie in der Aus- und Fortbildung der Sportfachkräfte für den Schul- und den Vereinssport wünschen wir diesem Werk eine möglichst weite Verbreitung.

Dr. Heinz Aschebrock

Dr. h. c. Rolf-Peter Pack

Einleitung

Fitness im Schulsport

Harald Lange

Zum Spannungsfeld zwischen Bodybuilding und Körperbildung1

Während Fitness offensichtlich ein moderner Begriff unserer Zeit ist, haftet dem Bildungsbegriff im alltäglichen Sprachgebrauch durchaus etwas Verstaubtes und Antiquarisches an. Trotzdem rangiert die Bildungsidee im Zusammenhang mit der Formulierung von Leitvorstellungen zur Ausgestaltung des Schulsports und des Bewegungsunterrichts immer noch an vorderster Stelle. Ähnlich verhält es sich mit dem Fitnessbegriff, der in der pädagogischen Diskussion zwar noch über keinerlei Tradition verfügt, sich aber während der zurückliegenden Jahre klammheimlich immer mehr zu einer leitenden Orientierung gemausert und dabei gewissermaßen die pädagogische Hintertür benutzt hat. Aus diesem Grund mag der Untertitel dieses Beitrags ein wenig irritieren und tatsächlich auch auf ein spannungsgeladenes und konkurrierendes Verhältnis zwischen Fitness und Bildung verweisen. Diese Spannung ist durchaus reizvoll und soll im Folgenden im Zuge von vier Schritten aufgearbeitet werden.

Dabei wird es im ersten Schritt darum gehen, den schillernden Fitnessbegriff aus pädagogischer Sicht hinsichtlich seiner Bedeutungsweite einzugrenzen, bevor in einem zweiten Schritt unter der Überschrift „Veränderte Kindheit“ diejenigen in den Blick genommen werden, für die die Fitnesskonzepte gedacht sind. Im dritten Abschnitt wird der Fitnessbegriff im Sinne der Metapher des Bodybuildings in trainingstechnologischer Hinsicht vertieft, bevor zum Abschluss des Beitrags trainingspädagogische Anhaltspunkte für die Modellierung eines pädagogisch tragfähigen Fitnesskonzepts für die Schule und den Sportunterricht vorgeschlagen werden. Der in diesem Kontext erforderlichen Analyse stehen Fragen wie die folgenden voran:

•Was hat Fitness mit Bildung zu tun? Liegen in dieser Beziehung Gegensätze und Widersprüche?

•Lassen sich diese reduzieren und auflösen?

•Wie gelangt man zur Begründung eines Fitnesskonzepts, das auch den Bildungsansprüchen gerecht werden kann?

Annäherung an einen schillernden Begriff

In der ersten Annäherung symbolisiert der Fitnessbegriff vieles von dem, wonach sich Menschen in unserer Gesellschaft sehnen: Leistungsfähigkeit, Gesundheit, Wohlbefinden, Jugendlichkeit, Erfolg und Schönheit. In vielen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Feldern wird davon ausgegangen, dass fitte Menschen die auf sie zukommenden Beanspruchungen souverän zu meistern verstehen. Fitte Mitarbeiter gelten als belastbar, weshalb Fitness auch im Berufsleben und in der Wirtschaft als überaus positiv besetzte Eigenschaft gilt. Angesichts der Vielzahl positiver Assoziationen liegt es nahe, den Fitnessbegriff auch in die Diskussion um die Ausrichtung, Konzeption und Qualitätssicherung von Schule und Schulsport als Leitbegriff zu etablieren.

Solche Forderungen werden vor allem im Zusammenhang mit Daten und Befürchtungen vorgetragen, die ein Bild zur nachlassenden körperlichen Leistungsfähigkeit und den damit einhergehenden Auffälligkeiten im Bereich der sogenannten Zivilisationskrankheiten (z. B. Adipositas) vermitteln. In diesem Zusammenhang mehren sich gerade in jüngster Zeit Stimmen, die aus einer entsprechenden Sorge heraus die Entwicklung von körperlicher Leistungsfähigkeit und Fitness im Zentrum des Sportunterrichts sehen möchten (vgl. u. a. Brettschneider, 2006; Hummel, 2005; Mechling, 2005). So attraktiv das Bild fitter Schüler auch sein mag, so wenig sagt diese Forderung zum Wie? des am Fitnessdenken orientierten Sportunterrichts aus. Dabei käme es genau darauf an, also auf die Entwicklung und Begründung einer fachdidaktisch tragfähigen Fitnesskonzeption. Ansonsten verbleiben Forderungen nach gesünderen, leistungsfähigeren und fitteren Schülern in der allgemeinen Sphäre des Papiertigertums. Neben dem durchaus vorhandenen Boulevardinteresse am Fitnessstatus und den daraus abgeleiteten Forderungen an einen entsprechend auszurichtenden Sportunterricht existiert aber auch eine – vergleichsweise überschaubare – Publikationstätigkeit, in der sich die Autoren um die didaktische Fundierung von Fitnesskonzeptionen für den Sportunterricht bemühen.

Pädagogische Annäherungen an Fitnesskonzeptionen

Auch wenn die sportpädagogische Begründung von Fitnesskonzeptionen noch in den Anfängen steckt, taucht die Fitnessthematik in den Lehrplänen fast aller Schulformen und Jahrgangsstufen als verpflichtender Unterrichtsgegenstand auf, und auch bei den Schülern sind Themen aus dem Bereich des Fitnesssports überaus beliebt. Im Spektrum fachdidaktischer Publikationen mehren sich seit geraumer Zeit Positionen, aus denen heraus die Fitnessthematik für die Belange des Schulsports auch theoretisch begründet wird. Dabei werden unterschiedliche theoretische Anlehnungen und entsprechend verschieden akzentuierte Argumentationslinien bemüht.

Brehm (1991; 1993) bindet die Fitnessthematik sehr eng an die Gesundheitsdiskussion. Steinmann (2004) spannt, vom Gesundheitsargument ausgehend, den Bogen zu einer trainingswissenschaftlichen Argumentationsfigur, die auch mit empirischen Ergebnissen begründet wird (vgl. hierzu auch Günther, 2004), und Schwier (2001) und später Menze-Sonneck (2005) argumentieren, von sozialwissenschaftlichen Standpunkten ausgehend, wenn sie sich mit den pädagogischen Herausforderungen befassen, die an die Fitnessthematik gebunden sind.

Explizit pädagogisch orientierte Auseinandersetzungen mit der Fitnessthematik sind die Ausnahme. So relativiert beispielsweise Brodtmann (1999) die Reichweite, die das Fitnessthema im Spektrum der Gesundheitserziehung einzunehmen vermag, recht deutlich. Seiner Auffassung nach sollte das Fitnesstraining zwar zur planmäßigen Verbesserung körperlich-konditioneller Ressourcen (Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit) eingesetzt werden, womit jedoch die zentralen Aufgaben des Schulsports noch gar nicht getroffen sind. Dort soll es nämlich auch im Hinblick auf die gesundheitserzieherische Perspektive um die Entwicklung und Förderung personaler Ressourcen gehen (z. B. Selbstwertgefühl, soziale Beziehungsfähigkeit, Kontrollüberzeugungen, Selbstwirksamkeitserwartungen, habitueller Optimismus und Herausforderungsoptimismus).

Der Überblick zu den verschiedenen sportwissenschaftlichen Richtungen, aus denen heraus das Fitnessthema für den Sportunterricht begründet werden soll, zeigt neben der Vielfalt theoretischer Zugänge das Fehlen eines disziplinenübergreifenden Ansatzes, in dem der Spagat zwischen der pädagogischen und der motorischen Dimension der Thematik möglich wird. Das Herstellen dieser Verbindung wäre allerdings notwendig, um einerseits der Sachlichkeit der Fitnessthematik gerecht zu werden und um andererseits auf dieser – interdisziplinär angelegten – Basis ein tragfähiges Fitnesskonzept für den Schulsport entwerfen zu können.

Fitness als Facette der Körperthematik

Um einen Leitbegriff als solchen etablieren zu können, bedarf es entsprechend weit- und tief gehender Ein- und Abgrenzungen. Für die Fitnessthematik bietet sich in diesem Zusammenhang die Bezugnahme zu der in den Sozialwissenschaften und der Pädagogik geführten Diskussion um das Körperthema an (vgl. v. a. Ach & Pollmann, 2006; Gugutzer, 2004). Während man sich in der Soziologie für das Verhältnis zwischen Körper und Gesellschaft interessiert, untersuchen Pädagogen die daraus abzuleitenden Konsequenzen für Bildungs- und Erziehungsaufgaben. Solche Forschungsarbeiten sind vor allem während der zurückliegenden 2-3 Jahrzehnte immer gehaltvoller und aktueller geworden, denn verschiedene gesellschaftliche Veränderungen, wie z. B. die beobachtbaren Tendenzen zur Kommerzialisierung, Technologisierung oder Mediatisierung, bleiben selbstverständlich nicht ohne Auswirkungen auf den Körper. Genauer gesagt: Sie wirken auf die Wahrnehmungen, Erwartungen, Wertungen und Ansichten, die Kinder und Jugendliche auf ihre Körperlichkeit hin auslegen.

Dabei konstruieren nicht zuletzt die Medien immer wieder neue Körperideale, deren Betrachtung und Bewunderung mitunter zu Differenzerlebnissen und -erfahrungen führen, die für viele Kinder und Jugendliche durchaus belastend sind. So hat beispielsweise Milhoffer (2000) im Zuge einer empirischen Studie herausgefunden, dass sich die meisten Jungen wünschen, größer und stärker zu sein, während Mädchen bereits im Grundschulalter eine schlanke Figur haben möchten. Lediglich ein Fünftel der befragten Schulkinder war mit seinem körperlichen Aussehen zufrieden. Dabei handelte es sich entweder um diejenigen, die meinten, dass ihr Körper mit den Normen übereinstimmt, oder um diejenigen, die sich für solche Normen schlichtweg nicht interessieren. Ein durchaus brisantes Fazit ihrer Untersuchung formuliert Milhoffer (2000, S. 53) wie folgt: Auf dem Weg in die Pubertät messen sich Mädchen und Jungen „[…] in häufig selbstquälerischer Weise an den von der Modeindustrie und den Medien diktierten Schönheitsidealen“. Angesichts derartiger Befunde und Interpretationen liegt es auf der Hand, dass sich auch die Schule diesem Thema widmen muss. Die Aufklärung der im Umfeld des Körperthemas beobachtbaren Medienpraxis und das kritische Beleuchten der sozialisatorischen und psychologischen Hintergründe avanciert auch zu einem ernst zu nehmenden Thema der Sportpädagogik.

Veränderte Kindheit?

Den Veränderungen in der Gesellschaft, den Medien und der Schönheitsindustrie stehen vermeintliche Veränderungen im Feld der heutigen Jugend und Kindheit gegenüber. Dabei werden vor allem die Veränderungen im Bereich der Motorik und der körperlichen Verfassung als Verluste stigmatisiert, wodurch das Fitnessthema im Sinne der Funktion einer allgemeinen Körperertüchtigung neue Relevanz gewinnt.

Wenn man so manchen Bestandsaufnahmen und Alltagstheorien zum Status quo der Schule und der Erziehung, aber auch zum Fleiß, der Aufmerksamkeit und dem Niveau der Schüler Glauben schenken mag, dann fallen immer wieder negative Beurteilungen auf. Offensichtlich ist die Situation in vielen Punkten ungünstiger geworden bzw. früher war alles anders und – nach Ansicht mancher Experten – vor allem besser. D. h., die Vorgängergenerationen haben in ihrer Kindheit mehr gelernt und gearbeitet, waren fleißiger und höflicher und vielleicht deshalb auch klüger und leistungsfähiger als diejenigen, die heute gerade Kinder und Jugendliche sind. Auch wenn die wissenschaftliche Befundlage in diesem Feld noch lange nicht als sicher einzuschätzen ist (vgl. Kretschmer 2003a; 2003b) und sich die empirischen Befunde zuweilen sogar widersprechen (vgl. Kretschmer & Giewald, 2001 versus Bös, Opper & Woll, 2002), konnte sich die Kritik am Bewegungsstatus der Kinder während der zurückliegenden Jahre als Evergreen der Legitimationsbemühungen des Schulsports etablieren.

Bewegen sich Kinder noch richtig und genug?

Dass Erwachsene auch im Hinblick auf das vermeintlich rechte und genügende Bewegen der Kinder entsprechende Defizithypothesen auslegen, ist keineswegs neu, worauf u. a. Schierz (1998) aufmerksam macht. Der Rückblick auf die gute alte Zeit – Kinder können nicht mehr im gleichen Maße wie früher – lässt sich sogar als durchgängige Tendenz in der Pädagogikgeschichte nachweisen. Dabei erscheinen die gegenwärtigen Kinder immer in einem defizitären Licht, und viele Facetten des Fortschritts werden als Verfall gewertet. Als populäres, historisches Beispiel verweist Matthias Schierz auf den Reformpädagogen Kurt Hahn, der bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert, im Jahre 1940, ganz vehement den körperlichen Verfall von Kindern und Jugendlichen zu beklagen wusste. Und Thiele (1999) zitiert in diesem Zusammenhang Ludwig Mester aus dem Jahr 1960, der den „biologischen Verfall des Volkes mit einer verfrühten Invalidität und einer besorgniserregenden Zunahme der Haltungsschäden der Jugend“ feststellt (Mester, 1960, S. 152).

Wenn also heute von defizitbeladenen Kindern die Rede ist, dann mögen einzelne Befunde sicherlich dafür sprechen. Sie werden allerdings durch die Tatsache relativiert, dass aussagefähige Längsschnittstudien in diesem Bereich völlig fehlen. Umso aufmerksamer gilt es, sich mit dem aktuell geführten Defizitdiskurs auseinanderzusetzen. Vor allem dann, wenn der – wie zurzeit – überaus deutlich formuliert wird und wenn die herbe Kritik vorschnell in Empfehlungen oder gar in die konzeptionelle Umgestaltung des Schulalltags führen soll. Derartige Wertungen nehmen gerade auch vonseiten der Sportwissenschaft und der Psychomotorik besonders kritische Konturen an und sorgen deshalb für Verunsicherung: „Unsere Kinder sind zu Sitzkindern geworden“ (Bös, 1999, S. 32), „Die Bewegungssituation und Fitness unserer Kinder ist desolat und wird noch desolater“ (Bös, 1999, S. 45) oder: „Unsere Volksgesundheit ist in Gefahr! Wir haben, was die Körperertüchtigung unserer Jugend anbetrifft, den absoluten Tiefpunkt erreicht. […] Noch nie waren unsere Kinder so ungeschickt wie heute“ (Kiphard, 1997, S. 49f).

Damit bedienen die Wissenschaftler den gesellschaftlich vorherrschenden Tenor, mit dem das vermeintlich defizitäre Bewegungsverhalten der Kinder zusammengefasst wird. Geschürt wird die Defizitetikettierung durch Populisten und Medien, die solche Katastrophenszenarien gern aufgreifen, um einen verängstigten Boden für die Etablierung und Verfolgung eigener Interessen zu bereiten. Statements wie die o. a. schüren schließlich beim erwachsenen Leser Sorge und wecken Neugierde, sodass die zweifelsohne vorhandenen Veränderungen in der Lebens- und Bewegungswelt der Kinder sofort und vor allem mit dem Gebrauch drastischer Metaphern als Verlust gewertet werden.

In fachdidaktischer Hinsicht wirkt die hier fabrizierte Gemengelage aus Verlustängsten und dramatischen Stigmatisierungen mitunter derart verunsichernd, dass Kollegen mancherorts geneigt sind, auch für den Sportunterricht methodische Schnellschüsse zu etablieren. Damit soll dem vermeintlich gegebenen Therapie- und Reparaturbedarf im Feld der körperlichen Verfassung nachgekommen werden. Beispielsweise mithilfe eines Fitnessunterrichts, der sich im Lichte einer Didaktik der reduzierten Ansprüche über die effiziente Trainingstechnologie legitimiert. Wie die folgenden Ausführungen zum Fitnessbegriff zeigen werden, deutet bereits die semantische Auslegung die (aus pädagogischer Sicht) viel zu kurz geratene Reichweite an. Für erzieherische oder bildende Ansprüche bleibt in den eng gefassten Bahnen des Fitnessbegriffs so lange kein Platz, wie es nicht gelingt, über die Sphäre der bloßen körperlichen Trainierbarkeit und Anpassungsfähigkeiten hinauszugehen.

Zum Fitnessbegriff

Fitness ist ein Leitbegriff unserer gegenwärtigen Sportkultur und ein zentraler Ankerpunkt im Kontext vieler Lebensstilkonzepte. In diesen Zusammenhängen wird Fitness denn auch oftmals vorschnell mit Gesundheit oder einfach mit dem Trainingsbegriff gleichgesetzt. In der wissenschaftlichen Literatur tauchte der Begriff erstmals bei dem Evolutionsbiologen Charles Darwin (1809-1882) auf, der im Zuge seiner Forschungsreisen erkannt hatte, dass sich Lebewesen an ihre Umweltbedingungen anpassen konnten und dass diejenigen, die vorteilhafte Anpassungserscheinungen weitervererben, ihrer Art gewissermaßen einen Selektions- bzw. Überlebensvorteil mit auf den Weg geben. Aus diesem Grund schrieb er auch an der zentralen Stelle seiner Evolutionstheorie vom „survival of the fittest“, also vom Überleben der Angepasstesten. Demzufolge drückt Fitness in der ursprünglichen biologischen Bedeutung den Grad der Anpassung an einen Zustand aus, was auch in der Übersetzung des Begriffs ins Deutsche bestätigt wird.

Der Begriff Fitness stammt aus dem Englischen („to fit“) und bedeutet so viel wie passend oder angepasst. Bezogen auf den Sport, meint Fitness demnach das Herstellen von Passformen im Bereich unserer Körperlichkeit. In diesem Sinne werden die Körper der Fitnessanhänger deshalb entsprechend der jeweils als relevant angesehenen Schönheitsideale (z. B. Waschbrettbauch) oder medizinischer Normen modelliert und im wahrsten Sinne des Wortes in Form gebracht. Im Hinblick auf die hierfür erforderlichen Passformen orientiert man sich an den Normwerten körperlicher Fitness, die sich auf der Basis des kleinen Einmaleins der Trainingslehre zielorientiert und planmäßig entwickeln lassen. Sportler, Lehrer und Schüler mögen sich deshalb in ihrem Sporttreiben solchen Normen unterordnen und darauf hinarbeiten, ihre Körper daran anzupassen.

Abb. 1: Zum Zusammenhang zwischen Fitnessmarkt und Trainingslehre (aus Joch & Ückert, 1999, S. 8)

Joch und Ückert (1999) haben das Grundmotiv einfach gedachter Fitnesskonzepte in einem eindrücklichen Bild modelliert (Abb. 1). Eine derart betriebene Sportpraxis steht im Verdacht, dass sie die Fitnesssportler dazu verleitet, sich maschinengleich verhalten zu müssen und dass sie in letzter Instanz ihren Körper sogar verdinglichen und entsensibilisieren, um das Einlösen der (von anderen vorgegebenen) Körper- und Fitnessnormen mithilfe der technologisch-effizienten Fitnessstrategien auch tatsächlich umzusetzen.

Schulbezug – Fitness als Form der Körperbildung

Wenn man die Fitness in der Schule und im Sportunterricht zum Thema machen möchte, sie also im Zusammenhang mit Unterricht, Bildung und Erziehung erörtern muss, gelangt der moderne und schillernde Fitnessbegriff schnell an seine Grenzen. Man kann sogar von einem ambivalenten Spannungsfeld sprechen, denn auf der einen Seite mag die Fitnessförderung im Schulsport dazu beitragen, bei den Schülern Selbsterfahrungs- und Selbstverwirklichungsprozesse zu ermöglichen, und auf der anderen Seite besteht aber auch die Gefahr, mithilfe des Fitnesstrainings der gesellschaftlichen Konsumorientierung zu folgen und zu einer Selbstverdinglichung der Körperarbeit beizutragen.

Die skizzierte Problematik legt allerdings auch einschlägige Bildungsmöglichkeiten nahe, denn wo sonst ließe sich treffender mit den Themen Körper, Leistungsfähigkeit und Schönheit umgehen als im Sport? In fachdidaktischer Hinsicht muss deshalb danach gefragt werden, wie man die Subjektivität der Schüler gewinnen kann, d. h., wie man sie betroffen machen kann, um die Fitnessthematik im Kontext dieser gesellschaftlichen Dimension verstehen und auf die persönliche Praxis hin beziehen zu können. Entsprechende didaktische Leitfragen für die Analyse der Schülerperspektive eines so verstandenen Unterrichts könnten beispielsweise folgendermaßen lauten:

•Welchen Normen folge ich eigentlich, wenn ich mit meinem Körper, meiner Leistungsfähigkeit und meinem Aussehen (meiner Schönheit) zufrieden oder unzufrieden bin?

•Welche Rolle spielen meine Freunde und Schulkameraden beim Setzen und Übernehmen solcher Normen?

•Entwickele ich vielleicht auch selbst Normen, an denen ich diese Zufriedenheit festmachen kann?

•Wie und warum verändern sich diese Normen? Wie spüre ich Veränderungen in meiner Körperlichkeit und Leistungsfähigkeit heraus?

•Wie finde ich den Zusammenhang zwischen meiner Trainingstätigkeit und den damit einhergehenden körperlichen Veränderungen heraus?

Körper-Bildungspotenziale

Das besondere Bildungspotenzial des Trainings liegt weniger in der unreflektierten Anwendung und Umsetzung trainingswissenschaftlicher Handlungsregeln, sondern vielmehr im persönlichen Verhältnis zu und im individuellen Umgang mit diesen Wissens- und Könnensbeständen. Gerade weil in vielen Trainingsprozessen die Probleme der Fremdbestimmung und Manipulation enthalten sind, ist es wichtig, dass sich Schüler damit im Unterricht differenziert auseinandersetzen (vgl. Baschta & Lange, 2007). Die besonderen Lernmöglichkeiten einer so verstandenen Trainingspädagogik gründen vor allem in der Verbindung von körperlichen Erfahrungen mit kognitiven und emotionalen Lernprozessen. Im Zuge solcher Wechselwirkungen bieten sich den Schülern Gelegenheiten, trainingsbezogene Erfahrungen zu sammeln, in denen die Unterschiede zwischen den Formen äußerer Kontrolle und den Trainingsmomenten, in denen so etwas wie Autonomie, Selbstbestimmung und Emanzipation tragend wird, am eigenen Leib spürbar werden.

Zum Spannungsfeld zwischen Selbstverwirklichung und Selbstverdinglichung

Die Grenzen zwischen der Selbstverwirklichung und der Selbstverdinglichung können auf der theoretischen Ebene weitaus prägnanter gezogen werden, als sie auf den ersten Blick hin in der Praxis des Sportunterrichts sichtbar werden. Dort laufen und schwitzen Schüler, unabhängig von der Tatsache, ob sie sich in den Bahnen eines eng gesteckten Fitnessprogramms der Selbstverdinglichung preisgeben oder ob sie im Zuge ihres Tuns Gelegenheiten entdecken und nutzen, die ihnen bewegte Zugänge zur Selbsterfahrung und Selbstverwirklichung bereiten. Auf Letzteres käme es aber im Kontext eines anspruchsvollen Sportunterrichts, wie er gegenwärtig in fast allen Lehrplänen unter dem Label des erziehenden Sportunterrichts eingefordert wird, an. Die Organisation und treffende Dosierung trainingswirksamer Reize macht zwar das Kernstück der Fitnessmethodik aus, was aber den Ansprüchen einer Methodik zeitgemäßen Sportunterrichts noch lange nicht genügt. Die gegebene polare Problemlage muss allerdings nicht auf ein „Entweder-oder“ hin zugespitzt werden. Im Gegenteil, es scheint durchaus möglich, die Fitnessthematik im Hinblick auf die hohen Ansprüche eines erziehenden Sportunterrichts zu begründen.

Körpergrenzen herausfinden

Aufgrund des gegebenen Wissensvorsprungs mag der Lehrer im Zuge des anspruchsvollen Fitnessunterrichts Gefahr laufen, allzu sehr belehrend zu wirken, indem er alle möglichen soziologischen Hintergründe aus seiner Perspektive heraus referiert, ordnet und den Schülern als Rezepte für die Ausrichtung des eigenen Verhaltens mit auf den Weg geben will. Die in diesem Umfeld erforderlichen kritischen Reflexionen sollen selbstverständlich nicht allein auf der Kopfebene stattfinden, sondern für die Schüler auch in der Bewegungspraxis spürbar werden. Im Sportunterricht sollen also Lernmöglichkeiten gefunden werden, in denen die Schüler die Grenzen ihres Körpers und ihrer motorischen Leistungsfähigkeit als solche erfahren und einschätzen lernen können. Derartige Körpererfahrungen beziehen sich selbstverständlich auch auf die Körper und Leistungsfähigkeit der Mitschüler, schließlich bereitet das gemeinsame Sporttreiben besonders viel Spaß und bietet unmittelbar spürbare zwischenleibliche Erfahrungs- und Lerngelegenheiten. Auf diese Weise sollten im Schuljahresverlauf Gelegenheiten gegeben werden, die persönlichen Grenzen der verschiedenen Dimensionen der Motorik (Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Koordination) als solche herauszufinden.

Des Weiteren sollten den Schülern Möglichkeiten eingeräumt werden, in diesem Feld Differenzen zu erkennen, und zwar sowohl innerhalb der jeweiligen Lerngruppe als auch in Bezug auf die Entwicklung der eigenen Leistungsfähigkeit im Jahresverlauf. Auf diese Weise können sie auch die Zusammenhänge zwischen ihren Trainingseinheiten und den dadurch ausgelösten Wirkungen auf die Spur kommen, sie können herausfinden, wie der Zusammenhang zwischen Belastung und Erholung aussehen kann und dabei auch die Ursachen der Leistungsstagnation am eigenen Leibe erfahren: Was beispielsweise zu tun ist, um sich sprichwörtlich in den Keller hineinzutrainieren, oder wie es sich anfühlt, wenn man sich während einer Trainingsphase permanent unterfordert.

Zum selbstbestimmten Umgang mit Beanspruchungen

Der zuletzt angesprochene Umgang mit verschiedenen Belastungen und die persönliche Interpretation der dadurch ausgelösten Beanspruchungen beschreibt geradezu eine charakteristische Bildungsgelegenheit für den schulischen Sportunterricht. Die Schüler können hier lernen, die vielfältigen Anforderungen der verschiedenen Sportarten bzw. Bewegungssituationen voneinander zu unterscheiden und auch das sensible Erspüren von Anstrengung und Entspannung in ihrer charakteristischen Beanspruchungsstruktur zu identifizieren. Sie können sich auf diese Weise immer kompetenter mit den typischen koordinativen und konditionellen Widerständigkeiten der verschiedenen Sportarten und Bewegungsfelder auseinandersetzen.

Mittelfristig können sie dort auch lernen, den Zusammenhang zwischen der eingegangenen bzw. erspürten Anstrengung und der Dauer der damit in Verbindung stehenden Erholungszeit herauszufinden. Langfristig können sie sogar lernen, die Zusammenhänge zwischen den eingegangenen Beanspruchungen, dem jeweiligen Grad der damit einhergehenden Anstrengung, den Besonderheiten der wiederum dazugehörigen Erholungsphase und den dadurch ausgelösten Anpassungserscheinungen, die sich an körperlichen Veränderungen und Leistungsfortschritten festmachen lassen, herauszufinden. Letzteres könnte man aus trainingspädagogischer Sicht auch als den bewussten und reflektierten Umgang mit dem eigenen Körper und als die dadurch erworbene Trainingskompetenz bezeichnen.

Wenn die Schüler im Verlauf solcher Lern- und Trainingsprozesse in die Lage versetzt werden, sinnessicher einzuschätzen, welche Beanspruchung auf ihren Körper welche Auswirkung zeigt und welche Trainingswirkungen dadurch auf den Weg gebracht werden, wenn es ihnen zudem gelingt, aus der enormen Vielzahl möglicher Belastungsgestaltungen, selbstbestimmt und nachvollziehbar begründet, die für den geplanten Trainingsfortschritt entscheidenden herauszufinden und auf sich zu nehmen, dann erinnert diese Form des Fitnesstrainings in der Tat an einen bildenden Prozess, den man trefflich als Form der Körperbildung bezeichnen kann, was letztlich weit über die Sphäre des klassischen Studiotrainings der Erwachsenen und des Bodybuildings hinausgeht.

Literatur

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Thiele, J. (1999). „Un-Bewegte Kindheit?“ Anmerkungen zur Defizithypothese in aktuellen Körperdiskursen. Sportunterricht, 48 (4), 141-149.

 

1 Bei den folgenden Ausführungen handelt es sich um die überarbeitete Fassung eines bereits veröffentlichten Beitrags von Lange (2007).

Fitness testen?Fitness zum Thema machen!

Martin Baschta

Ein Fallbeispiel: Fitness testen im Sportunterricht

Sportunterricht in einer achten Klasse. Der Lehrer erläutert seinen Schülern den Inhalt der heutigen Unterrichtsstunde: „Heute möchte ich testen, wie fit ihr eigentlich seid. Dazu findet ihr euch in Zweiergruppen zusammen. Einer von euch läuft 6 min lang um das Volleyballfeld herum, und zwar so viele Runden wie möglich. Der andere zählt die Runden seines Partners und notiert sie auf diesen Protokollbogen. Danach tauscht ihr die Positionen. Anschließend könnt ihr in der Tabelle ablesen, welche Note ihr erlaufen habt.“

Nachdem sich die Schüler in Zweiergruppen zusammengefunden haben, startet der Lehrer den Lauf. Da es um Noten geht, versuchen die meisten Schüler auch, so viele Runden wie möglich zu laufen. Einige Schüler laufen auf den ersten Runden jedoch viel zu schnell und müssen schließlich gehen. Nach 6 min beendet der Lehrer den ersten Lauf. Die Schüler, die gerade gelaufen sind, dürfen sich kurz ausruhen und etwas trinken, während ihre Partner die gelaufenen Runden in den Protokollbogen eintragen. Nachdem die Schüler ihre Positionen getauscht haben, startet der Lehrer den zweiten Lauf. Auch hier zeigt sich, dass einige Schüler zu Beginn viel zu schnell laufen, sodass sie schließlich gehen müssen. Zum Ende der Unterrichtsstunde lesen die Schüler ihre Noten aus der Tabelle ab. Über ihre Erfahrungen und Erlebnisse während des Laufens wird nicht gesprochen. Wozu auch? An der Note ändert das ja letztlich nichts mehr.

Vom Testen motorischer Fähigkeiten im Sportunterricht …

Ein Fachseminarleiter würde sicherlich in der Nachbetrachtung dieser Stunde in erster Linie die Frage vom Lehrer beantwortet haben wollen, was denn eigentlich der Sinn und Zweck der Unterrichtsstunde gewesen sei. Der Lehrer hat dies zwar seinen Schülern mitgeteilt, nämlich: „Heute will ich testen, wie fit ihr eigentlich seid.“ Wieso, weshalb, warum er dies tun möchte, bleibt den Schülern jedoch unklar. Mehr noch: Es ist generell zu hinterfragen, ob diese Unterrichtsstunde nicht auch anders hätte inszeniert werden können – ja vielleicht sogar müssen.

Diese Frage gilt es nun in diesem Beitrag aufzuarbeiten. Dazu möchte ich systematisch vorgehen und

• erst einmal beschreiben, was eigentlich ein sportmotorischer Test ist und welche Berechtigung dieser im Sportunterricht hat;

• anschließend vor dem Hintergrund eines erziehenden Sportunterrichts erläutern, wie Fitness zum eigenen, persönlichen Thema für Schüler wird

• und schließlich darstellen, wie ein Unterrichtsvorhaben zum Thema Fitness in einem erziehenden Sportunterricht inszeniert werden könnte.

Sportmotorische Tests im Sportunterricht

In der Schule ist es üblich, die fachspezifischen Leistungen der Schüler zu erheben und zu zensieren, beispielsweise durch Klassenarbeiten, Vokabeltests oder Referate. Genauso wie in den Fächern Deutsch, Englisch oder Mathematik ist es auch im Sportunterricht möglich, Leistungen, genauer gesagt, bewegungsbezogene Leistungen, zu messen und zu bewerten. Hierfür eignen sich sogenannte sportmotorische Tests in besonderer Weise (vgl. Bös & Tittlbach, 2001).

„Sportmotorische Tests sind wissenschaftliche Routineverfahren zur Untersuchung eines oder mehrerer theoretisch definierbarer und empirisch abgrenzbarer Persönlichkeitsmerkmale. Gegenstandsbereiche sind das individuelle, allgemeine und spezielle motorische Fähigkeitsniveau. Ziel ist eine möglichst quantitative Aussage über den relativen Grad der individuellen Merkmalsausprägung. Tests müssen unter Standardbedingungen durchgeführt werden und den statistischen Gütekriterien des jeweiligen testtheoretischen Modells genügen“ (Bös, Pfeifer, Stoll, Tittlbach & Woll, 2001, S. 533).

Sportmotorische Tests sind, vereinfacht ausgedrückt, Bewegungsaufgaben, bei denen Schüler dazu motiviert werden, die entsprechend der Aufgabenstellung bestmögliche Leistung zu erzielen. Beim 6-min-Lauf im obigen Fallbeispiel sollen die Schüler beispielsweise innerhalb von 6 min so viele Runden wie möglich um ein mit Pylonen abgestecktes Volleyballfeld herum laufen. Dabei sollen sie möglichst gleichmäßig laufen, bei Ermüdung muss weitergegangen werden. Gemessen wird schließlich die in 6 min zurückgelegte Strecke auf eine halbe Runde genau, gegebenenfalls wird aufgerundet. Für den Lehrer besteht das vorrangige Ziel darin, aufgrund der erhobenen Messdaten auf den individuellen Ausprägungsgrad der motorischen Fähigkeiten eines jeden einzelnen Schülers zu schließen. In diesem Fall ist die zurückgelegte Laufstrecke ein Indikator für die allgemeine aerobe Ausdauer. In einer Normwerttabelle kann dann nachgeschaut werden, ob das individuelle Testergebnis weit überdurchschnittlich, überdurchschnittlich, durchschnittlich, unterdurchschnittlich oder weit unterdurchschnittlich ist (vgl. Beck & Bös, 1995).

Für den Schulsport existieren mittlerweile zahlreiche genormte Testverfahren, teilweise sogar ganze Testbatterien, wie beispielsweise der erst kürzlich entwickelte Deutsche Motorik Test 6-18 (DMT 6-18) (vgl. Bös, Schlenker, Büsch, Lämmle, Müller, Oberger, Seidel & Tittlbach, 2009).2 An Empfehlungen zum Einsatz von sportmotorischen Tests im Sportunterricht mangelt es nicht, ebenso wenig an Handreichungen zur Förderung der motorischen Leistungsfähigkeit in der Schule (vgl. u. a. Liebisch, Schieb, Woll, Wachter & Bös, 2004). Allerdings sehen die meisten dieser Unterrichtsvorhaben lediglich vor, der vermeintlich schlechten motorischen Leistungsfähigkeit von Schülern, erhoben durch einen sportmotorischen Test, mit einem Fitnesstraining entgegenzuwirken, um die erhofften positiven Auswirkungen eines solchen Fitnesstrainings wiederum mittels eines sportmotorischen Tests zu überprüfen.3

Ohne hier näher auf die kontrovers geführte Diskussion über den schlechten oder eben doch nicht so schlechten Zustand der motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen eingehen zu wollen (vgl. dazu insbesondere Bös, Opper, Woll, 2002; Bös, 2003; Kretschmer, 2003a; Kretschmer, 2003b), soll für den weiteren Begründungsdiskurs folgende These formuliert werden: Unterrichtsvorhaben, wie das im obigen Fallbeispiel beschriebene, reduzieren den Sportunterricht auf eine typisch technologische Trainingsmaßnahme, die aus pädagogischer Sicht nicht nur sinnlos, sondern sogar mehr als fragwürdig erscheint (vgl. Lange, 2002). Fitness sollte im Sportunterricht meiner Meinung nach jedoch vorrangig zum eigenen, persönlichen Thema für Schüler werden.

Fitness als Thema in einem erziehenden Sportunterricht

Möglich wird dies unter Rückgriff auf die aktuelle sportdidaktische Konzeption eines erziehenden Sportunterrichts. Nicht nur, weil im Zuge der Debatte um die Legitimation des Unterrichtsfachs Sport dieses Unterrichtskonzept mit seinem Doppelauftrag Entwicklungsförderung durch Bewegung, Spiel und Sport sowie Erschließung der Be-wegungs-, Spiel- und Sportkultur verstärkt Eingang in aktuelle Rahmenrichtlinien und Bildungspläne für den Schulsport gefunden hat (vgl. z. B. MSWWF, 1999; SBW 2006), sondern vor allem weil durch die Verknüpfung der pädagogischen Perspektiven mit den Bewegungsfeldern ein mehrperspektivisch ausgerichteter, themenorientierter Sportunterricht entsteht, durch den es Schülern ermöglicht wird, zu erfahren, dass Bewegung, Spiel und Sport auf unterschiedliche Art und Weise mit Sinn belegt werden können (vgl. Kurz, 2001).

Schaut man sich vor dem Hintergrund der in diesem Beitrag beschriebenen Thematik Fitness beispielsweise das Bewegungsfeld „Fit sein und fit bleiben“ im Bremer Bildungsplan Sport genauer an (vgl. SBW, 2006), dann wird deutlich, dass es in einem erziehenden Sportunterricht nicht mehr einzig und allein darum geht, trainingswissenschaftliches Handlungswissen unreflektiert anzuwenden und umzusetzen. Vielmehr sollen die Schüler zum Ende der Jahrgangsstufen 6, 8 und 10 zahlreiche unterschiedliche Kompetenzen erlangen, die sie nachfolgend zu einem selbstbestimmten, autonomen und emanzipierten Fitnesstraining, auch über den Sportunterricht hinaus, befähigen (vgl. dazu auch Baschta & Thienes, 2011).

Abb. 1: Kompetenzen im Bewegungsfeld „Fit sein und fit bleiben“ (SBW, 2006, S. 11, 14 und 17)

Sofern Fitness in einem erziehenden Sportunterricht zum eigenen, persönlichen Thema für die Schüler werden soll, gehört selbstverständlich auch dazu, dass sie ihren momentanen Fitnesszustand mithilfe von sportmotorischen Tests erheben, um die Frage Wie fit bin ich eigentlieh?beantworten zu können. Darüber hinaus müssen diese Erkenntnisse gemeinsam mit den Mitschülern und der Lehrkraft reflektiert werden, wodurch wiederum neue Fragen entstehen:

•Wie reagiert mein Körper auf Belastungen?

•Wie beansprucht fühle ich mich?

•Wie trainiere ich mich richtig?