Flikka - Erwin Strittmatter - E-Book

Flikka E-Book

Erwin Strittmatter

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

»Das ist die Geschichte von der allzu kurzen Freude, die mir eine junge Islandstute machte, auf der ich in meinen letzten Lebenstagen durch die Wälder reiten wollte, und von deren tollwütigem Tod ...« Erwin Strittmatter

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über das Buch

»Das ist die Geschichte von der allzu kurzen Freude, die mir eine junge Islandstute machte, auf der ich in meinen letzten Lebenstagen durch die Wälder reiten wollte, und von deren tollwütigem Tod ...«

Erwin Strittmatter

Über Erwin Strittmatter

Erwin Strittmatter wurde 1912 in Spremberg als Sohn eines Bäckers und Kleinbauern geboren. Mit 17 Jahren verließ er das Realgymnasium, begann eine Bäckerlehre und arbeitete danach in verschiedenen Berufen. Von 1941 bis 1945 gehörte er der Ordnungspolizei an. Nach dem Kriegsende arbeitete er als Bäcker, Volkskorrespondent und Amtsvorsteher, später als Zeitungsredakteur in Senftenberg. Seit 1951 lebte er als freier Autor zunächst in Spremberg, später in Berlin, bis er seinen Hauptwohnsitz nach Schulzenhof bei Gransee verlegte. Dort starb er am 31. Januar 1994. Zu seinen bekanntesten Werken zählen sein Debüt »Ochsenkutscher« (1950), der Roman »Tinko« (1954), für den er den Nationalpreis erhielt, sowie die Trilogie »Der Laden« (1983/1987/1992).

ABONNIEREN SIE DEN NEWSLETTERDER AUFBAU VERLAGE

Einmal im Monat informieren wir Sie über

die besten Neuerscheinungen aus unserem vielfältigen ProgrammLesungen und Veranstaltungen rund um unsere BücherNeuigkeiten über unsere AutorenVideos, Lese- und Hörprobenattraktive Gewinnspiele, Aktionen und vieles mehr

Folgen Sie uns auf Facebook, um stets aktuelle Informationen über uns und unsere Autoren zu erhalten:

https://www.facebook.com/aufbau.verlag

Registrieren Sie sich jetzt unter:

https://www.aufbau-verlage.de/newsletter-uebersicht

Unter allen Neu-Anmeldungen verlosen wir

jeden Monat ein Novitäten-Buchpaket!

Erwin Strittmatter

Flikka

Eine Geschichte

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

Newsletter

Flikka

Impressum

Flikka

Monatelang wars mir, als hätte mich nun doch das Alter erreicht, denn es war nichts mehr von dem Bestreben in mir, aufzuschreiben, was mir äußerlich und innerlich geschah. Ein Stein war in das Quelloch des Brunnens gefallen und hatte es versetzt.

Ich war traurig, denn ich hatte gehofft, die Schreiblust würde bis an mein Lebensende in mir sein, aber was ist eine kleine Menschenhoffnung gegen den Willensstrom des Lebens.

Nun aber hockte ich an einem Novembermorgen in meiner Arbeitsstube und muss schreiben, und der Drang, wieder zu schreiben, kommt von Island her.

Im Realienbuch für Berlin und Vororte von 1908 vermelden die preußischen Geographie-Gelehrten, die Bewohner Islands wären Eskimos, trieben Schafzucht und hielten sich auch einige Pferde. Auf den Felshängen wuchere das Isländische Moos und werde von den Renntieren abgeweidet ...

Im Realienbuch, Ausgabe 1913, also fünf Jahre später, wird vermeldet, die Isländer seien Normannen, ihre Lieblingsspeise sei das Isländische Moos, sie betrieben Renntierzucht, und von Pferden ist nicht mehr die Rede.

Und das musste ich in der Schule lernen, und diese und andere Misslehren ließen allmählich meine Skepsis gegen Schulbuchgelehrte und gegen die Unantastbarkeit von Schulbüchern laut werden.

Es waren schließlich die Dichter, von denen ich später etwas Wirkliches über Island, seine Menschen und seine Tiere erfuhr. Von ihnen kriegte ich zu wissen, dass Isländisches Moos kein Fest-Essen für die Isländer, sondern bitteren Tee abgibt, Tee, mit dem mein Großvater glaubte, die unglaublichsten Krankheiten aus sich und aus uns beizen zu können.

Und ich erfuhr, dass die Renntiere (mit Doppel-n), die die Isländer angeblich züchten, Pferde und nicht jene Hirsche sind, deren Zucht eine Sache der Lappländer ist.

Von Dichtern wie Laxness und Fleuron erfuhr ich auch etwas über das Wesen, über die Härte, die Genügsamkeit und die guten Reiteigenschaften der Islandpferde und dass das Leben der Islandleute über Jahrhunderte ohne die Islandponys nicht möglich gewesen wäre. Kurzum, die Dichter, nicht die Geographen und Zoologen, machten mich, der ich den Pferden verfallen bin, begierig auf die isländischen Ponys und ihre Leistungen, und ich war drauf aus, einmal etwas mit einem Islandpony zu tun zu kriegen.

In meinen Träumen ritt ich im Tölt, in einer Gangart, die manchen Islandponys eigen ist, durch unsere Wälder.

Die ersten Islandponys kamen in den zwanziger Jahren übers Meer nach Deutschland. Es waren so wenige, dass es mir nicht einmal in meiner Farmer- und Tierwärterzeit gelang, eines zu sehen. Erst nach dem großen Kriege wurden mehr Islandponys in die westliche Republik eingeführt, aber Ponys gaben keinen hinreichenden Grund für eine staatliche Erlaubnis her, nach Island zu reisen.

Von Zeit zu Zeit wurden schließlich auch bei uns in Zeitungsinseraten Islandponys angeboten. Ich fuhr hierhin und fuhr dorthin, um sie mir anzusehen, doch die angepriesenen Tiere waren keine Islandponys. Die Schacherer und Kleinhändler erklärten, es wären Ponys im Isländer-Modell, das heißt, es waren Shetlandponys, die man durch das Einkreuzen von Kleinpferden vergrößert und auf einen Meter und dreißig Zentimeter Widerristhöhe gezüchtet hatte.

Ich winkte ab: Nein, Leute, nehmts mir nicht übel, sagte ich, euer Angebot ist unredlich. Auf Wiedersehen!

Die Schacherer protestierten und beharrten auf Island-Modell, und Klugscheußer war das mildeste Schimpfwort, mit dem sie mich befleckten.

In einem Falle lief das Tier, das ich mir ansehen fuhr, auf einer leeren Scheunentenne umher, eine Rappstute mit einer Laterne. Bei einem Pferd, das eine Laterne trägt, ist die Kopffront von der Stirn hinunter bis zum Maul weiß, und bei einem Rappen wirkt das, als wäre sein Kopf gespalten und als sähe man dem Tier bis in die weiße Seele hinein.

Die Stute war außerdem ein Garderobenständer, so nennen Pferdemänner übermagere Pferde, an deren herausgehungerten Hüften man Jacke und Weste aufhängen kann.

Ende der Leseprobe