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Erwin Strittmatter

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»Das ist die Geschichte von der allzu kurzen Freude, die mir eine junge Islandstute machte, auf der ich in meinen letzten Lebenstagen durch die Wälder reiten wollte, und von deren tollwütigem Tod ...« Erwin Strittmatter

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Seitenzahl: 34

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Über das Buch

»Das ist die Geschichte von der allzu kurzen Freude, die mir eine junge Islandstute machte, auf der ich in meinen letzten Lebenstagen durch die Wälder reiten wollte, und von deren tollwütigem Tod ...«

Erwin Strittmatter

Über Erwin Strittmatter

Erwin Strittmatter wurde 1912 in Spremberg als Sohn eines Bäckers und Kleinbauern geboren. Mit 17 Jahren verließ er das Realgymnasium, begann eine Bäckerlehre und arbeitete danach in verschiedenen Berufen. Von 1941 bis 1945 gehörte er der Ordnungspolizei an. Nach dem Kriegsende arbeitete er als Bäcker, Volkskorrespondent und Amtsvorsteher, später als Zeitungsredakteur in Senftenberg. Seit 1951 lebte er als freier Autor zunächst in Spremberg, später in Berlin, bis er seinen Hauptwohnsitz nach Schulzenhof bei Gransee verlegte. Dort starb er am 31. Januar 1994. Zu seinen bekanntesten Werken zählen sein Debüt »Ochsenkutscher« (1950), der Roman »Tinko« (1954), für den er den Nationalpreis erhielt, sowie die Trilogie »Der Laden« (1983/1987/1992).

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Monatelang wars mir, als hätte mich nun doch das Alter erreicht, denn es war nichts mehr von dem Bestreben in mir, aufzuschreiben, was mir äußerlich und innerlich geschah. Ein Stein war in das Quelloch des Brunnens gefallen und hatte es versetzt.

Ich war traurig, denn ich hatte gehofft, die Schreiblust würde bis an mein Lebensende in mir sein, aber was ist eine kleine Menschenhoffnung gegen den Willensstrom des Lebens.

Nun aber hockte ich an einem Novembermorgen in meiner Arbeitsstube und muss schreiben, und der Drang, wieder zu schreiben, kommt von Island her.

Im Realienbuch für Berlin und Vororte von 1908 vermelden die preußischen Geographie-Gelehrten, die Bewohner Islands wären Eskimos, trieben Schafzucht und hielten sich auch einige Pferde. Auf den Felshängen wuchere das Isländische Moos und werde von den Renntieren abgeweidet ...

Im Realienbuch, Ausgabe 1913, also fünf Jahre später, wird vermeldet, die Isländer seien Normannen, ihre Lieblingsspeise sei das Isländische Moos, sie betrieben Renntierzucht, und von Pferden ist nicht mehr die Rede.

Und das musste ich in der Schule lernen, und diese und andere Misslehren ließen allmählich meine Skepsis gegen Schulbuchgelehrte und gegen die Unantastbarkeit von Schulbüchern laut werden.

Es waren schließlich die Dichter, von denen ich später etwas Wirkliches über Island, seine Menschen und seine Tiere erfuhr. Von ihnen kriegte ich zu wissen, dass Isländisches Moos kein Fest-Essen für die Isländer, sondern bitteren Tee abgibt, Tee, mit dem mein Großvater glaubte, die unglaublichsten Krankheiten aus sich und aus uns beizen zu können.

Und ich erfuhr, dass die Renntiere (mit Doppel-n), die die Isländer angeblich züchten, Pferde und nicht jene Hirsche sind, deren Zucht eine Sache der Lappländer ist.

Von Dichtern wie Laxness und Fleuron erfuhr ich auch etwas über das Wesen, über die Härte, die Genügsamkeit und die guten Reiteigenschaften der Islandpferde und dass das Leben der Islandleute über Jahrhunderte ohne die Islandponys nicht möglich gewesen wäre. Kurzum, die Dichter, nicht die Geographen und Zoologen, machten mich, der ich den Pferden verfallen bin, begierig auf die isländischen Ponys und ihre Leistungen, und ich war drauf aus, einmal etwas mit einem Islandpony zu tun zu kriegen.

In meinen Träumen ritt ich im Tölt, in einer Gangart, die manchen Islandponys eigen ist, durch unsere Wälder.