Florentine Blix (2). Geheimakte Flaschenpost - Alice Pantermüller - E-Book

Florentine Blix (2). Geheimakte Flaschenpost E-Book

Alice Pantermüller

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Beschreibung

Florentine Blix - die Kommissarin für außergewöhnliche Fälle erlebt ihr zweites Abenteuer - spannend-humorvoller Krimi für alle Buch-Fans ab 10 Jahre Am Fördegymnasium wird eine Segel-AG angeboten. Bo ist begeistert und selbst Maja will teilnehmen - doch Florentine Blix hat vor allem eins: keine Lust. Und sie hat auch keine Zeit. Denn am Strand wurde eine Flaschenpost angespült. Ein neuer mysteriöser Fall? Es scheint um einen Raub zu gehen, einen Schatz auf einer Schatzinsel! Sogar ein Plan ist dabei - allerdings ärgerlich unleserlich. Und er führt genau auf eine der beiden Inseln, auf der die Segel-AG ihr Ausflugswochenende plant. Zwischen feuerlöscherrot und apfelgrün ist das so ziemlich alles. Etwas unterbegeistert schließt sich Florentine der Gruppe an. Eine echte Kommissarin muss schließlich Opfer für ihre Fälle bringen. Und Segeln ist - in der Theorie - ja auch gar nicht so schwer. Florentine ist anders als die anderen, und das weiß sie auch. Obwohl sie klug ist und in vielen Bereichen viel mehr weiß als ihre Mitmenschen, versteht sie andere meistens nicht und es fällt ihr schwer, mit ihnen zu interagieren. Sie kann nicht lügen; Regeln und Rituale geben ihr Sicherheit. Was Florentine mag sind Kriminalfälle. Seit dem Marienkäfer-Vorfall im Kindergarten weiß sie, dass sie eines Tages zur Kripo gehen und Morde aufklären wird. Schon jetzt führt sie Ordner über ihre "Fälle" - allerdings ist noch kein echter Krimi dabei. Der Tag, an dem sich das ändert, ist der Start von Florentines außergewöhnlichen Fällen. Aufwändig zweifarbig gestaltet von "Mein Lotta-Leben"-Illustratorin Daniela Kohl   Von Alice Pantermüller sind außerdem im Arena Verlag erschienen: Mein Lotta-Leben Poldi und Partner

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Seitenzahl: 246

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Alice Pantermüller

wollte bereits während der Grundschulzeit »Buchschreiberin« oder Lehrerin werden. Nach einem Lehramtsstudium, einem Aufenthalt als deutsche Fremdsprachenassistentin in Schottland und einer Ausbildung zur Buchhändlerin lebt sie heute mit ihrer Familie in der Lüneburger Heide. Bekannt wurde sie durch ihre Kinderbücher rund um »Bendix Brodersen« und die Erfolgsreihe »Mein Lotta-Leben«.

Daniela Kohl

verdiente sich schon als Kind ihr Pausenbrot mit kleinen Kritzeleien, die sie an ihre Klassenkameraden oder an Tanten und Omas verkaufte. Sie studierte an der FH München Kommunikationsdesign und arbeitet seit 2001 fröhlich als freie Illustratorin und Grafikerin. Mit Mann, Hund und Schildkröte lebt sie über den Dächern von München.

Ein Verlag in der Westermann Gruppe

1. Auflage 2023

© 2023 Arena Verlag GmbH

Rottendorfer Straße 16, 97074 Würzburg

Alle Rechte vorbehalten

Dieses Werk wurde vermittelt durch die

Literarische Agentur Thomas Schlück, Hannover.

Cover, Gesamtgestaltung und Illustrationen: Daniela Kohl

E-Book ISBN 978-3-401-81040-9

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Am 28. September habe ich um 13.31 Uhr das Haus verlassen, um zu Bo zu gehen. Genauer gesagt: Ich wollte zu dem Häuschen laufen, das bis vor Kurzem noch mein Hauptquartier gewesen ist, inzwischen aber ihm gehört (auch wenn er dort noch nicht eingezogen ist).

Ich weiß, das klingt gerade ein bisschen kompliziert. Und so ein Umzug ist auch wirklich nicht einfach, weil sich dann sehr vieles ändert.

Zum Glück musste ich noch nie umziehen. Ich lebe seit dreizehn Jahren im selben Zimmer. Nur die Ordner mit meinen Fällen sind vor vier Tagen umgezogen: von meinem ehemaligen Hauptquartier in das Bücherregal neben dem Schreibtisch zu Hause.

Ich löse nämlich Kriminalfälle. Weil ich einfach alles herausfinden muss, was nicht mit rechten Dingen zugeht. Und darin bin ich schon ziemlich gut. Erst vor wenigen Wochen habe ich ein richtiges Verbrechen aufgeklärt.

Gedächtnisprotokoll Florentine Blix (Fall »Jesper«):

Bo ist neu in meine Klasse gekommen.

Er hat mir erzählt, dass sein Cousin Jesper verschwunden ist.

Im Zuge der Ermittlungen habe ich nicht nur herausgefunden, was mit Jesper passiert ist, sondern auch Bo aus der Hand von Entführern gerettet.

Außerdem hat sich herausgestellt, dass mein Hauptquartier in Wirklichkeit Bo gehört, weil er es von seiner Uroma Hansine geerbt hatte, was für mich zunächst ziemlich schlimm war. Geradezu rostrot. Und Rot ist immer schlecht.

Aber jetzt ist Bo mein Freund und das fühlt sich grasgrün an. Und Grün ist immer gut!

Bo und Anja haben es jetzt ziemlich eilig, in das Häuschen zu ziehen.

Es liegt genau hundertneunundvierzig Meter Luftlinie von meinem Bett entfernt. Und es ist so dicht von Brombeerhecken, hohen Farnen und Gestrüpp umwachsen, dass ich bis vor Kurzem die Einzige war, die überhaupt wusste, dass es existiert (genauer gesagt: die Einzige außer Maja. Aber zu ihr komme ich später, weil ich sonst zu weit vom Thema abschweife. Nur so viel: Maja ist meine beste Freundin).

Und Bo ist mein Freund.

Ich hatte noch nie einen richtigen Freund, daher bin ich mir auch noch nicht so ganz sicher, wie das funktioniert. Manchmal finde ich es sogar ein bisschen komisch, dass Bo mein Freund ist … und dann ist es wieder sehr schön. Und weil mich das etwas verwirrt, habe ich eine Liste mit allen Vor- und den Nachteilen geschrieben:

Es gibt also mehr Vor- als Nachteile und deshalb ist es gut, dass Bo mein Freund ist. Obwohl ich nicht weiß, ob die Sache mit den Geistern wirklich immer von Vorteil ist. Schließlich widerspricht die Existenz von Geistern ja der Physik. Und physikalische Phänomene halten sich stets an die Regeln der Naturwissenschaft, was ich sehr angenehm finde, weil es dadurch keine Überraschungen gibt.

Ich mag nämlich keine Überraschungen. Ich mag Ordner und Listen, in die ich alles eintrage und sortiere, sodass es auch in meinem Kopf gleich viel ordentlicher wird.

Deshalb muss ich einfach alles herausfinden, was unklar und verworren ist. Licht ins Dunkel bringen (so steht das manchmal in Krimis – obwohl dieser Vorgang, rein physikalisch gesehen, nichts mit elektromagnetischer Strahlung zu tun hat). Und aus genau dem Grund werde ich auch nach dem Abitur zur Kriminalpolizei gehen, um Mordfälle im deutsch-dänischen Grenzgebiet aufzuklären. Ich wohne nämlich in Flensburg, und wenn ich aus meinem Zimmerfenster gucke, dann kann ich die dänische Küste gegenüber am anderen Ufer der Förde schon sehen.

Meinen ersten deutsch-dänischen Fall habe ich ja bereits gelöst. Jesper ist nämlich Däne. Außerdem ist er ein Geist, was vermutlich daran liegt, dass vier Monate lang kein Mensch wusste, dass er bei einem Unfall ums Leben gekommen ist.

Ich selbst weiß erst seit dem 5. September, dass ich Geister sehen und mit ihnen reden kann. Was sich übrigens als sehr hilfreich für meine Ermittlungsarbeit herausgestellt hat.

Als ich an diesem 28. September unterwegs zu Bo war, wusste ich allerdings noch nicht, dass diese Fähigkeit auch für meinen nächsten Fall hilfreich sein würde. Für den Kriminalfall, der mir bereits am nächsten Tag vor die Füße gespült wurde und bei dem ich meinem ersten wirklich gruseligen Geist begegnete.

Habe ich noch was Wichtiges vergessen? Ach ja: Mein Name ist Florentine. Florentine Blix. Nicht Flo und nicht Flori, sondern Florentine.

Als ich an diesem 28. September aus der Schule nach Hause kam, war mein älterer Bruder Emilian schon da. Und das, obwohl er montags eigentlich immer acht Stunden hat und nicht vor Viertel nach drei aus der Schule kommt. Er stand mit Papa zusammen am Gartenzaun, vorne an der Straße. Papa hat den Zaun gestrichen. Zum Glück grasgrün, so wie ich vorgeschlagen hatte.

»Melek und ich machen nächste Woche bei so einem Segelkurs mit«, hat Emilian erzählt. »Der wird bei uns in der Schule angeboten und ein paar Plätze waren noch frei. Da haben wir uns gleich angemeldet.« Melek ist Emilians Freundin. Sie trägt immer sehr schicke und unpraktische Klamotten, daher habe ich mich sofort gefragt, was sie wohl anzieht, wenn sie segeln geht.

»Allererste Sahne«, hat Papa gesagt und einen grasgrünen Daumen hochgereckt, obwohl Sahne ja gar nichts mit Segeln zu tun hat. Und dann hat er erzählt, wie er vor zwanzig Jahren mit Mama und ein paar anderen Freunden auf dem alten Traditionssegler Amphitrite vor der griechischen Küste rumgeschippert ist. »Und wenn wir Geld gebraucht haben, haben wir für die Touristen Musik gemacht. Ansonsten haben wir nur von Luft und Liebe gelebt.«

So ein Blödsinn. Aber Mama und Papa sind Hippies und die reden manchmal so. Das muss man einfach wissen, wenn man sie verstehen will.

Außer Hippie ist Mama noch Ärztin und deshalb sagt sie manchmal auch solche Sachen wie: »Da eine Blutabnahme ein minimal invasiver Eingriff ist, brauchte ich die schriftliche Einverständniserklärung der Eltern.« Solche Sätze finde ich persönlich viel angenehmer als so einen Unsinn mit Luft und Liebe.

In diesem Moment hat ein Motor angefangen, sehr laut zu knattern. Da bin ich schnell an Papa und Emilian vorbei ins Haus gegangen. Um 13.25 Uhr habe ich meine Zimmertür leise hinter mir geschlossen.

Um 13.31 Uhr dann habe ich das Haus wieder verlassen. Leider war auch der Lärm sofort wieder da: das laute Rattern des Motors und das Krachen splitternder Bäume. Da hätte ich am liebsten wieder umgedreht und mich mit Kopfhörern vor meinen Computer gesetzt. Aber ich wusste ja, wo der Lärm herkam, und zwar aus dem Garten von Bos Häuschen. »Du musst sofort nach der Schule rüberkommen«, hatte er mir in der ersten großen Pause ziemlich laut erklärt und seine grünen Augen hatten gefunkelt wie die Ostsee bei Sonnenschein. Daran hatte ich gemerkt, dass er begeistert war. »Wetten, du erkennst das Grundstück überhaupt nicht mehr wieder?«

Das war meine größte Angst. Denn ich mochte das dichte Gestrüpp und die hohen Farne und Brombeerranken sehr gern. Und sie waren auch wichtig, weil dadurch nämlich kein Mensch (außer Maja und mir) das Haus hatte finden können.

Aber jetzt gehörte das Haus ja Bo und er wollte schon bald mit seiner Mutter Anja dort einziehen. Und die beiden möchten gern einen richtigen Garten haben, mit Gras und Blumen und einem freien Blick übers Wasser und nach Dänemark auf der anderen Seite.

Bo und Anja kommen nämlich aus Dänemark, genauer gesagt: aus Egernsund an der Flensburger Förde. Und deshalb finden sie es wahrscheinlich schön, bis nach Hause gucken zu können. Zumindest, wenn die Sicht gut genug ist. Von Bos Haus bis nach Egernsund sind es nämlich zwölf Komma acht Kilometer (Luftlinie).

Auf meinem geheimen Weg an fremden Gärten und Hecken vorbei habe ich mich bis zum Häuschen geschlichen. Das war natürlich reine Gewohnheit und inzwischen überflüssig, denn das Haus war ja jetzt nicht mehr geheim. Und ich musste eigentlich auch nicht schleichen, weil der Lärm, der aus Bos Garten kam, sowieso lauter war als ich. Ich hätte sogar schreien können, wenn ich gewollt hätte. Ich wollte aber nicht.

Bereits um 13.33 Uhr stand ich auch schon im Park, von wo aus immer ein schmaler Trampelpfad, versteckt zwischen Büschen und niedrigen Birken, zu meinem Häuschen geführt hatte. Und jetzt hätte ich doch am liebsten ein bisschen geschrien. Weil ich nämlich wirklich nichts mehr wiedererkannt habe: Es sah aus, als wäre ein Orkan über das Grundstück gefegt!

Ich konnte das Häuschen schon vom Park aus sehen, weil alle Büsche und Bäume davor herausgerissen und platt gefahren worden waren!

Deshalb war es auch gar nicht so leicht, sich durch das ganze Gestrüpp auf die andere Seite des Hauses zu kämpfen. Meinen Trampelpfad gab es jedenfalls nicht mehr.

Und es war viel zu laut.

Ich habe versucht, die roten Blitze zu ignorieren, die durch meinen Kopf gezuckt sind. Aber das ist gar nicht so einfach, wenn der beste Ort meines Lebens plötzlich aussieht wie ein Schlachtfeld.

Bo und Anja standen hinter dem Haus, als ich um die Ecke kam, ungefähr zehn Meter von mir entfernt. Genauer gesagt: Eigentlich standen sie vor dem Haus, weil an der Seite ja die Haustür ist. Die beiden schauten einem riesigen Traktor zu, der krachend Büsche und Bäume aus dem Boden riss. Und noch jemand stand neben ihnen: nämlich Maja, meine beste Freundin. Sie hat mich sofort gesehen und mir zugewunken.

»Was machst du hier?«, habe ich ihr durch den Lärm zugeschrien. Aber sie hat mich wohl trotzdem gehört. Jedenfalls kam sie jetzt wie ein Flummi auf mich zugehüpft, durch das Gestrüpp am Boden. »Krass, oder?«, hat sie begeistert zurückgeschrien. »Guck dir mal an, wie das hier alles aussieht! Total anders als vorher … mordsmäßig spannend, oder?« Majas Augen haben vor Begeisterung gefunkelt.

»Aber was machst du hier?«, hab ich wiederholt, weil sie meine Frage ja noch gar nicht beantwortet hatte.

Maja war inzwischen bei mir angekommen. Ein bisschen überrascht hat sie ihre hellblonden Haare hinter die Ohren gestrichen. Zumindest hatte ich den Eindruck, dass sie ein bisschen überrascht war. »Was ich hier mache? Ich gucke mir das Ganze an, weil das voll der Hammer ist!« Dabei ist sie aus Versehen mit ihrem linken Fuß an einer Brombeerranke hängen geblieben und wäre fast umgekippt. Glucksend hat sie gelacht.

Doch ich hatte noch immer so ein rötliches Blubbern im Bauch. »Aber eigentlich kommst du immer erst zu mir und dann gehen wir gemeinsam irgendwohin«, habe ich sie erinnert. Denn schließlich ist sie meine beste Freundin und Bo ist mein Freund – aber das heißt ja noch lange nicht, dass Maja Bo einfach so ohne mich besucht! Obwohl sie natürlich inzwischen auch miteinander befreundet sind.

Da hat Maja mich am Arm angefasst. Das dürfen nur wenige Menschen auf der Welt, aber Maja gehört mit dazu und deshalb fand ich es nicht schlimm. »Du warst ja noch in der Schule, Florentine … und ich musste schon mal gucken. Es ging einfach nicht anders. Mir war so sterbenslangweilig, deshalb konnte ich leider nicht auf dich warten. Tut mir leid.«

Das konnte ich verstehen. Deshalb hab ich genickt und »Okay« gesagt. Und dann sind wir zusammen rüber zu Bo und Anja gegangen.

Bo hat sich ebenfalls gefreut, mich zu sehen. Er hat mich sogar in den Arm genommen. Das dürfen auch nur wenige Menschen auf der Welt, aber natürlich ist Bo einer davon. Schließlich ist er mein Freund. »Jetzt kriegen wir einen richtigen Garten, Florentine!«, hat er dann gerufen. »Cool, oder?«

Ich habe nichts dazu gesagt. Herausgerissene Büsche und Bäume, die kreuz und quer auf dem Boden liegen, sind nämlich noch lange kein richtiger Garten. Und außerdem musste ich mich ja erst mal daran gewöhnen, dass das Grundstück plötzlich ganz anders aussah als vorher. Mit einem Mal gab es hier viel mehr Platz. Man konnte durch das Gestrüpp, das noch übrig war, sogar schon das Wasser glitzern sehen, ein bisschen unterhalb des Hangs.

Der Traktor befand sich ungefähr zwanzig Meter von uns entfernt, etwa drei Höhenmeter tiefer als wir. Und weil er gerade an einem besonders fest gewachsenen Busch herumzerrte, war er jetzt noch lauter. Außerdem war er groß und rot – und dabei mag ich ja nur Grün. Alles, was rot ist, fühlt sich für mich immer sehr schlecht an. Ich hab meine Hände fest auf die Ohren gepresst, während ich ihn beobachtet habe.

Vorne war eine Art Gabel, mit der er den Busch jetzt herauszog.

Da hab ich mich wieder zu Bo umgedreht. »Was ist das?«, hab ich geschrien und auf die Gabel gezeigt. Ich kenne mich nämlich mit landwirtschaftlichen Maschinen nicht aus.

»Ein Trecker!«, hat er zurückgeschrien und gestrahlt, und da hab ich nicht weiter nachgefragt und mir lieber wieder die Ohren zugehalten. Weil ich wohl davon ausgehen konnte, dass Bo auch keine Ahnung von solchen Dingen hat.

Dann hat Anja mir zugewunken, und ich habe zurückgewunken. Obwohl wir nicht mehr als drei Meter auseinanderstanden. Aber es war ja so laut.

Elf Minuten später sind wir dann ins Haus gegangen. Anja hat die Tür hinter uns geschlossen und »Puh!« gesagt.

Ich habe mich umgeguckt und auch »Puh« gesagt. Denn das Häuschen sah noch immer so aus wie in den letzten zwei Jahren, als es mein Hauptquartier gewesen war. Rechts an der Wand stand das altmodische Sofa, links ein Regal und eine Kommode und mitten in der Mitte der massive Schreibtisch aus dunklem Holz, den ich sehr gern mag. Daran hatte ich immer gearbeitet.

Allerdings waren meine Polizeiausrüstung und alle Ermittlungsunterlagen mittlerweile verschwunden. Ich hatte sie vor vier Tagen mit nach Hause genommen und in meinem Zimmer ins Regal gestellt. Leider hatte ich dazu alle meine Schulbücher aus dem Regal nehmen und unters Bett legen müssen. Dabei mag ich es nicht, wenn Sachen einfach so herumliegen.

»Na, was sagst du, Florentine?«, hat Anja gefragt und so geschnauft, als wäre sie gerade weit gerannt. »Gefällt dir, dass der ganze Urwald plattgemacht wird?«

Ich habe den Kopf geschüttelt und »Nein« gesagt. Weil man ja nicht lügen darf. Es gibt zwar Leute, die trotzdem lügen, aber ich kann das nicht sehr gut. »Allerdings gehört das Haus ja jetzt Bo und deshalb hab ich nichts mehr zu bestimmen. Und wenn ihr einen Garten haben möchtet mit Rasen und Blumenbeeten … und dann auch noch aufs Wasser gucken möchtet, dann müsst ihr die Pflanzen eben entfernen lassen.«

Da hat Anja gelacht, den Kopf schief gelegt und mich irgendwie so nett angeguckt. Aber ich wusste nicht genau, was das bedeuten sollte. Weil ich Gesichtsausdrücke nicht gut verstehen kann. »Wenn der Garten erst mal fertig ist, findest du ihn bestimmt auch schön«, hat sie dann gesagt.

Und Bo hat mir mit einem Finger über die Wange gestrichen. Das hat ein bisschen gekitzelt, aber ziemlich angenehm. »Und dann stellen wir einen Strandkorb auf die Terrasse, setzen uns da rein, gucken übers Wasser … und Mor bringt uns Kekse und Wasser mit Limettensirup.«

Ich habe Bo angelächelt. Es war nämlich sehr nett von ihm, das mit dem Limettensirup zu sagen – obwohl er eigentlich viel lieber Cola trinkt. Es fühlt sich wirklich gut an, dass er mein Freund ist.

Aber Anja hat mit einem Zeigefinger gewedelt, was Menschen manchmal machen, wenn sie anderen drohen wollen. Allerdings hat sie dabei gegrinst. »Von wegen, ich bringe euch Kekse! Träum weiter!«, hat sie gerufen und dann gefragt: »Wer möchte Zitronenkuchen?«

»I-hich!«, hat Bo sofort gerufen und Maja und ich auch. Obwohl es erst 13.49 Uhr war und man eigentlich erst um 15.00 Uhr Kuchen isst. Wenn nicht sogar um 15.30 Uhr.

Anja ist wirklich nett. Seitdem sie weiß, dass ich keine Kuchen mit Kirschen oder Ananas oder anderen stückigen oder roten Sachen drin essen kann, backt sie nur noch Kuchen, die ich auch mag. Und dann hat sie drei Teller aus einem Korb gezogen und drei Stücke Kuchen daraufgelegt: eins für Bo, eins für mich und eins für sich selbst.

Maja hat keins gekriegt. Und darüber hat sich niemand gewundert, am allerwenigsten Maja selbst. Sie hat nur geseufzt und so sehnsüchtig geguckt (das weiß ich, weil ich Majas Gesichtsausdrücke besser deuten kann als die von allen anderen Menschen).

»Menno«, hat sie gemault. »Voll fies … Diskriminierung von Minderheiten und so!« Aber Anja hat es nicht gehört.

Dafür gibt es einen Grund. Und zwar einen, mit dem ich mich bisher noch nicht viel beschäftigt habe, weil sich das Ganze noch immer höchst seltsam anfühlt. Es ist nämlich physikalisch unmöglich. Und trotzdem ist es wahr: Anja kann Maja nicht sehen. Denn Maja ist auch ein Geist. So wie Jesper. Allerdings ist sie schon vor ungefähr dreißig Jahren gestorben. Doch leider weiß sie selbst nicht, warum. Sie hat keine Ahnung, wie das passiert ist. Deshalb ist sie immer noch hier. Und das ist mein Glück.

Die meisten Leute, die sterben, werden nicht zu Geistern. So viel habe ich schon begriffen. Allerdings weiß ich noch immer nicht, warum einige Tote als Geister weiterleben. Bisher kenne ich nur wenige Gründe dafür:

Natürlich würde ich gern herausfinden, warum Maja gestorben ist. Aber was, wenn Maja anschließend einfach verschwinden würde? Weil ihr Fall dann geklärt ist?

Die ganze Sache ist noch ziemlich neu für mich. Ich weiß erst seit dreiundzwanzig Tagen, dass Maja ein Geist ist und dass ich mit Geistern sprechen kann. Vorher habe ich über zwei Jahre lang gedacht, dass ich eine ganz normale Freundin habe.

Bo hat übrigens erst am 8. September davon erfahren, also vor zwanzig Tagen. Und genau wie ich hat er es am Anfang nicht geglaubt. Es fühlt sich auch noch immer seltsam an. Wir wissen nur: Wenn Anja oder jemand anders dabei ist, dann müssen wir so tun, als wäre Maja Luft.

Und das, obwohl Zitronenkuchen Majas Lieblingskuchen ist.

Bo und Anja haben sich auf das alte Sofa gesetzt und ich auf den ausladenden Stuhl hinter dem Schreibtisch, auf dem der Kuchen stand. Dann hab ich gegessen und Maja dabei beobachtet, wie sie kleine Bröckchen vom Kuchen abgepult und in den Mund gesteckt hat. Anschließend hat sie gekaut und geschluckt.

Das sah sehr echt aus. Trotzdem weiß ich nicht, ob Maja wirklich essen kann oder ob sie nur so tut. Sie kann zwar sehr vieles, weil sie ja schon ziemlich lange tot ist, aber ich habe keine Ahnung, ob Geister auch lernen können, richtig zu essen. Hat sie zum Beispiel noch einen Magen und einen Verdauungsapparat? Ihr Körper fühlt sich ja ziemlich fest an, aber das ist nur ihr Ektoplasma, sagt sie.

»Der Tisch«, hat Anja in diesem Moment mit vollem Mund genuschelt und mit ihrer Kuchengabel auf den Schreibtisch gezeigt, »und die anderen Möbel … also, wenn du damit was anfangen kannst: Sie gehören dir.«

Ich habe sie angeguckt und genickt. Das wusste ich nämlich bereits. Anja hatte mir schon letzte Woche gesagt, dass ich die Möbel behalten kann, wenn ich will.

»In meinem Zimmer zu Hause hab ich nicht genug Platz«, habe ich ihr erklärt. »Ich würde den Schreibtisch gern behalten, aber dazu bräuchte ich erst mal ein neues Haus.«

»Ich kann mich umgucken, ob irgendwo was leer steht«, hat Maja angeboten und ihren rechten Zeigefinger in die Kuchenglasur gedrückt, obwohl die klebrig ist. »’ne Villa mit Blick auf die Förde oder so.«

Bo hat seinen Kuchen angegrinst, aber nichts gesagt. Und ich hab auch nicht geantwortet. Wegen Anja natürlich. Dabei fand ich die Idee gut.

»He!«, hat Bo in diesem Moment gerufen, als ob ihm was Wichtiges eingefallen wäre. »Ich hab vorhin mit Frau Engel gesprochen. Und sie hat gesagt, dass im Segelkurs ab Klasse 8, den der Jachtclub in den Herbstferien organisiert, noch ein paar Plätze frei sind. Wir lernen segeln auf den Jollen, die da unten im Jachtclub liegen.« Dabei hat er mich angeguckt und aus dem Fenster gezeigt, aber ich habe nicht geantwortet. Schließlich war das ja keine Frage.

Frau Engel ist unsere Sportlehrerin. Sie macht in diesem Halbjahr Geräteturnen mit uns, was sehr schlimm ist.

»Also, ich hätte darauf voll Bock«, hat Bo noch hinzugefügt. »Sollen wir uns nicht beide anmelden, Florentine?«

»Nein«, habe ich gesagt und mit der Gabel ein Stück Kuchen aufgespießt. Vermutlich sprach Bo vom selben Segelkurs, zu dem sich auch Emilian und Melek angemeldet hatten.

»Es geht schon nächste Woche los, am Montag. In den ersten Tagen lernen wir alles und am Wochenende segeln wir dann rüber zur Großen Ochseninsel und übernachten da.« Bo hat viel zu begeistert dafür ausgesehen, dass das eine ganz schlechte Idee war.

»Nein«, habe ich wiederholt, obwohl es ja eigentlich reichen sollte, wenn ich das einmal sage. »Das ist eine ganz schlechte Idee. Und zwar aus mehreren Gründen:

»Aber … aber Segeln macht Spaß!«, hat Bo gerufen und ist ein bisschen auf dem Sofa auf und ab gehüpft, wobei seine Kuchengabel vom Teller erst auf seinen Schoß und dann auf den Boden gesprungen ist.

Da habe ich ihn angestarrt und verwirrt den Kopf geschüttelt. »Das ist eine ziemlich schwache Aussage, verglichen mit all den Argumenten, die ich dir gerade geliefert habe.«

Keine Ahnung, warum plötzlich alle gelacht haben. Auch Maja, die schräg vor mir auf dem Schreibtisch saß, musste so lachen, dass ihr ein paar Kuchenkrümel aus den Nasenlöchern geflogen sind. Das war interessant. Wie die da wohl reingekommen waren? »Och, büdde!«, hat Maja dann gerufen. »Das hört sich doch voll lustig an! Ich will mit euch zur Großen Ochseninsel segeln – und du musst unbedingt dabei sein. Büdde, büdde!«

Ich habe nicht geantwortet. Wegen Anja. Und auch, weil ich ja schon »Nein« gesagt hatte. Zwei Mal.

»Wenn es dir nachts zu kalt ist, kannst du zu mir in den Schlafsack kriechen«, hat Bo angeboten und dabei gegrinst.

Da wollte Anja ihm einen Klaps an den Kopf geben. Aber sie hat nicht getroffen. Dabei saß sie direkt neben ihm.

»Schlafsäcke sind viel zu eng für zwei Personen«, habe ich ihm erklärt. Außerdem mag ich es ja nicht einmal, wenn jemand anders mit mir zusammen im selben Zimmer übernachtet. Ich kann nicht schlafen, wenn ich jemand anderen atmen höre.

Bo hat was auf Dänisch gemurmelt, was ich nicht verstanden habe. Ich glaube, er fand es schade, dass ich nicht mitkomme. »Vielleicht überlegst du es dir ja noch mal«, hat er gesagt und mich so ostseegrün unter seinen roten Locken angeguckt.

Aber ich habe nicht geantwortet. Und zwar, weil ich nicht ständig Nein sagen wollte. Schließlich wusste ich genau, dass er lieber ein Ja gehört hätte.

Es war ein komischer Nachmittag, daher bin ich schon um 14.38 Uhr wieder nach Hause gegangen. Der Traktor war nämlich immer noch so laut, dass ich meine eigenen Gedanken kaum hören konnte und außerdem haben Bo und Anja angefangen, das Haus auszumessen. Und dann haben sie darüber gesprochen, wo sie welche Möbel hinstellen wollten.

Das hat sich ein bisschen rot angefühlt. Genauer gesagt: lachsrot. Bestimmt erkenne ich hier bald gar nichts mehr wieder.

Maja ist bei Bo geblieben, um weiter den Traktor zu beobachten. Das war für mich in Ordnung, weil ich gerade nur noch in mein Zimmer und in Ruhe meine Fossiliensammlung sortieren wollte.

Hoffentlich würde Bo morgen nicht mehr über den Segelkurs reden.

Am nächsten Tag in der Schule zeigten sich gleich drei weitere Gründe, um nicht am Segelkurs teilzunehmen: nämlich Nils, Aaron und Robin.

Nils, Aaron und Robin sind Freunde, von denen zwei Drittel (nämlich Nils und Aaron) in meine Klasse gehen, während Robin gerade die 7. Klasse wiederholt. Ich mag alle drei nicht und sie mögen mich nicht. Aber zumindest lassen sie mich mittlerweile meistens in Ruhe und hängen keine ausrangierten Kuscheltiere mehr an unseren Gartenzaun oder vor mein Zimmerfenster.

Gedächtnisprotokoll Florentine Blix:

Am Vormittag des 31. August verschwand der Sack mit meinen ausrangierten Kuscheltieren von der Hollywoodschaukel in unserem Garten. In der folgenden Woche fanden sich mehrere der Tiere einzeln und seltsam inszeniert auf unserem Grundstück wieder.

Es war für mich kein Problem herauszufinden, dass Nils, Aaron und Robin dahintersteckten.

»Das wird voll cheedo«, hat Robin gerade in dem Moment gesagt, als ich an ihnen vorbei in unseren Klassenraum gegangen bin. »Da werden wir fett abchillen, Männer. Auf der Ochseninsel kann mein Alter mich wenigstens nicht zuckerbergen.«

»Jöööh!«, hat Nils so dämlich gemacht und dabei mal wieder ausgesehen wie ein Riesenbaby. »Wir segeln zur Ochseninsel, Swaggernauten! «

Das war Aaron. Er ist immer noch der intelligenteste von den dreien. Vielleicht hat er deshalb aus dem Buch Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson zitiert und nicht nur irgendeinen Unsinn von sich gegeben, den kein Mensch verstehen kann.

Eine Sache hatte ich allerdings mitgekriegt: Nils, Aaron und Robin wollten zur Ochseninsel segeln. Daraus habe ich sofort geschlossen, dass sie ebenfalls am Segelkurs teilnehmen. Diesen Verdacht hat Bo bestätigt, als ich kurz darauf an meinem Platz im Klassenraum angekommen bin.

Da ich zum Arbeiten Ruhe brauche, steht mein Tisch ganz hinten vor der Wand und um mich herum sitzt niemand. Außer Bo, seit er vor vier Wochen neu in meine Klasse gekommen ist. Am Anfang fand ich das sehr lästig, aber inzwischen ist es okay für mich. Schließlich ist Bo mein Freund.

»Hallo, Bo«, hab ich gesagt und mich hingesetzt. Da hat er sich zu mir rübergebeugt.

»Hold kæft«, hat er auf Dänisch geschimpft. »Die drei tumper haben sich jetzt auch für den Segelkurs angemeldet. Die fehlen mir gerade noch.«

Ich wusste zwar nicht, was tumper heißt, konnte mir aber denken, dass es sich ebenfalls um ein Schimpfwort handelte. »Sind denn jetzt alle Plätze im Segelkurs belegt?«, habe ich Bo gefragt.

Da hat er mich so komisch angeguckt, so von unter seinen Augenbrauen. »Nein«, hat er dann langsam gesagt. »Zwei Plätze sind immer noch frei.«

»Aha.« Das war ja jetzt ärgerlich. Aber weil ich wusste, dass Bo gern mitmachen würde, hab ich mich zu ihm rübergebeugt. »Du kannst dich doch trotzdem anmelden. Ich muss ja nicht mit dabei sein, wenn du segeln lernst.«

»Mit dir zusammen wäre es aber viel schöner«, hat Bo gesagt und einen komischen Mund gezogen. Fast wie einen Entenschnabel.

Da hatte ich ein komisches Gefühl im Bauch. Weil es schön war, dass er mich gern dabeihaben wollte – sich die Idee mit dem Segeln aber immer noch kirschrot angefühlt hat. »Aber nicht für mich«, habe ich ihm erklärt und dann kam unser Klassenlehrer Herr Jessen rein und hat mit dem Unterricht angefangen.

Nachmittags war es wieder ruhig in unserer Wohngegend. Der Traktor war weggefahren und man konnte rausgehen, ohne dass es die ganze Zeit gedröhnt hat. Aus Südost wehte ein leichter Wind. Es raschelte in den Bäumen und am Hafen haben ein paar Möwen geschrien.

Noch vor drei Wochen wäre ich an so einem Tag mit Maja zu meinem geheimen Hauptquartier gelaufen – aber das gab es ja nicht mehr. Stattdessen stand da nur noch ein Häuschen mit brauner Holzverkleidung und abgeblätterten grünen Fensterläden, das man schon von Weitem sehen konnte. Ich könnte natürlich trotzdem hinlaufen, aber ich wusste, dass Bo heute nicht dort sein würde. Er hatte nämlich einen Prophylaxe-Termin beim Zahnarzt.

Plötzlich stand Maja in meinem Zimmer. Das hat sie schon immer so gemacht. Aber seitdem ich weiß, dass sie ein Geist ist, taucht sie noch öfter unangemeldet bei mir auf. Vermutlich, weil sie weiß, dass ich mich nicht mehr wundere, wenn sie ganz plötzlich da ist. Das finde ich sehr praktisch.

Wir haben uns kurz umarmt, dann habe ich sie gefragt: »Ist gestern noch irgendwas Erwähnenswertes passiert?«

»Och, nicht viel.« Maja hat mit den Schultern gezuckt. »Der Trecker hat noch die letzten Büsche rausgerissen, dann wäre er fast den Hang runtergestürzt und außerdem war Bo traurig, weil du nicht mit ihm segeln willst.«

Da hatte ich sofort wieder ein rotes Blubbern im Bauch. Das hat sich so schlecht angefühlt, dass ich wütend geworden bin. »Lasst mich doch endlich mal mit diesem Segelkurs in Ruhe!«

Maja hat ein bisschen erschrocken geguckt und war für einen Moment ganz still. Aber dann hat sie doch wieder damit angefangen. »Ich würde aber auch gern mit euch segeln«, hat sie gemurmelt. »Ich möchte so gerne mal auf die Große Ochseninsel. Ich war noch nie dort. Kannst du dir das vorstellen?«

»Aber …« Ich war ein bisschen verwundert. »Du kannst doch einfach … äh, hinfliegen. Oder?« Ich finde es noch immer unbegreiflich, dass Maja ein Geist ist. Meistens ignoriere ich diese Tatsache, weil sie mich nervös macht. Schließlich ist die Existenz von Geistern physikalisch unmöglich.

Andererseits ist die ganze Sache natürlich auch ausgesprochen interessant. Ich frage mich zum Beispiel:

Maja hat geseufzt und den Kopf geschüttelt. »Nein, kann ich nicht. Ich bin ortsgebunden.« Sie hat sich auf mein Bett plumpsen lassen, als sei sie plötzlich sehr müde.

Ortsgebunden? Das war mir völlig neu. »Was genau bedeutet das?«