Florenz abseits der Pfade - Susanne Vukan - E-Book

Florenz abseits der Pfade E-Book

Susanne Vukan

0,0
15,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Susanne Vukan gibt Einblicke in das "echte" Florenz und macht die Metropolitanstadt mit allen Sinnen erlebbar: Man kann die italienischen Stimmen beim Lesen hören, die Atmosphäre in den Straßen fühlen, den Duft von Kaffee riechen und die Schokoladentörtchen beinahe schmecken. Es lohnt sich, von den oftmals überlaufenen Straßen abzubiegen und den Blick auf das Unbeachtete zu richten. So lernt man ein Florenz kennen, das anderen verborgen bleibt. Dieser Reiseführer ist die perfekte Kombination aus historischen Fakten und persönlichem Insiderwissen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 142

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



SUSANNE VUKAN

Florenz

ABSEITS DER PFADE

Inhalt

Prolog: Wie alles begann

Über Sprache, Kulinarik und andere historische Einflüsse

Mächtig, teuer, hip: die Stadteigenschaften

Das süße Florenz

Das Geheimnis der Stadt

Italienisch für Neulinge und Profis: ein Sprachdiskurs

Das Florentinische

Hilfreiche Handbewegungen

Vom Sprechen zum Essen: ein Spaziergang

Nützliche Phrasen

Routen zu versteckten Highlights

Tour 1: Im Zentrum

Teil 1: Von der Piazza del Duomo zum Palazzo Vecchio

Teil 2: Vorbei an Michelangelos Häusern und den Weinlöchern

Tour 2: Oltrarno

Teil 1: Vom Rotlichtmilieu zur Streetart

Teil 2: Vorbei an Rosen zur besten Aussicht

Was Antiquitäten über Florenz erzählen

Ein Antiquitätenladen mit Seele

Der Tourismus verändert (sich)

Olivenöl, Wein und das andere Florenz

Vigliano

Was Wein und Menschen verbindet

Ein Olivenöl im Einklang mit der Natur

Die Landwirtschaft und das florentinische Marktleben

Regional und Eigenständig

Dienstag: Isolotto

Freitag: Piazza Torquato Tasso

Biologisch und zertifiziert

Freitag: Piazza della Libertà

Samstag: Piazza Leon Battista Alberti

Spaziergänge in den umliegenden Hügeln

San Martino alla Palma

Lastra a Signa, Villa Caruso

Fiesole

Vincigliata

Settignano

Meine Genuss- und Wohlfühlstrecke

Kaffee am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen …

Der botanische Garten

Mittagessen wie die Einheimischen

Eisessen bei charmantem Flair

Teatime

Yoga mit Ausblick

Florenz für zu Hause: traditionelle Rezepte

Pappa al pomodoro

Panzanella

Ribollita

Adressen

Begrifflichkeiten

Grazie

Florenz – Übersicht

Prolog: Wie alles begann

Ich bin keine Florentinerin, mehr eine „italienische Österreicherin“ (so bezeichne ich mich gerne, weil ich weder in Italien geboren noch dort aufgewachsen bin, jedoch in Italien studiert, gearbeitet, Urlaub gemacht und gelebt habe), trotzdem werde ich vom echten Florenz erzählen, Routen abseits der touristischen Pfade zeigen und von Alternativen zu den allseits bekannten Klassikern berichten. Durch persönliche Geschichten will ich ermutigen, von den oftmals überlaufenen Straßen abzubiegen, den Blick auf das Unbeachtete zu richten und genau hinzuhören, um das Besondere zu verstehen. Mich hat Florenz immer wieder positiv überrascht, vor allem deshalb, weil es so facettenreich ist: Vom hektischen Stadtzentrum kann man in wenigen Fahrminuten in die ruhige Natur eintauchen; die von den restlichen Italiener:innen als hochnäsiges Volk bezeichneten Florentiner:innen zeigen sich als sehr aufgeschlossen; bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass neben der wohlbekannten Renaissance auch andere Epochen die Stadt prägen. In Florenz habe ich wunderschöne, oft tiefgründige Gespräche mit Einheimischen geführt und daher viel über das florentinische Leben – oder besser gesagt: über den Lebensstil – gelernt.

Meine ersten Berührungspunkte mit der Stadt hatte ich schon im jugendlichen Alter. Wichtig war mir damals, die Sprache der jungen Florentiner zu verstehen, sodass ich ein „Ciao bella!“ („Hallo, Hübsche!“) von einer „Ciambella“ („Kuchen“/„Donut“) unterscheiden konnte. Zwischen dieser belanglosen ersten Florenzerfahrung und dem Beginn meiner Florenzliebe liegen jedoch einige Jahre. Es begann mit einem Auslandssemester in Italien: in Reggio Emilia, einer liebenswerten Stadt im Norden Italiens. Dort hatte ich das Glück, Luca aus Florenz kennenzulernen, der mir so manches Geheimnis der Stadt näherbrachte (siehe Kapitel „Über Sprache, Kulinarik und andere historische Einflüsse“). Nach einem halben Jahr in Reggio Emilia wusste ich, dass es für mich nach meinem Studium nur ein Ziel geben kann: Italien. Dorthin verschlug es mich dann auch, um das dolce vita, von dem alle sprechen, tatsächlich zu leben. Ich reiste durch Italien, besuchte meine italienischen Freundinnen und Freunde und fasste schlussendlich in Rom Fuß. Und für diesen Reiseführer über Florenz war Rom durchaus entscheidend.

All jene, die bereits in Italien gelebt haben, wissen, dass in diesem Land ohne das sogenannte „Vitamin B“ (B wie Bekanntschaften) rein gar nichts funktioniert. Während ich in Rom lebte und in der Tourismusbranche tätig war, kam ich mit einem „Tour Operator“ – so nennt man eine Person bzw. eine Agentur, die Führungen, Ausflüge und Touren abwickelt – ins Gespräch, der mich um Unterstützung in Florenz bat. Als flexibler und abenteuerlustiger Mensch nahm ich das Angebot an und verbrachte somit einige Sommermonate in der toskanischen Hauptstadt. Meine Aufgabe war es, Führungen im historischen Stadtzentrum zu organisieren. So begegnete ich Ivano und Manuela, die mir ein Florenz abseits des Massentourismus zeigten (siehe Kapitel „Routen zu versteckten Highlights“ und „Die Landwirtschaft und das florentinische Marktleben“). Wenige Jahre später wurde die Südtoskana aus beruflichen Gründen meine Heimat. Ich lebte in der sogenannten „Maremma“ in der Provinz Grosseto – eine wunderschöne und sehenswerte Region. Als ich meiner damaligen Nachbarin erzählte, dass ich für einige Zeit nach Florenz ziehen würde, machte sie mich sofort mit Tommaso bekannt (siehe Kapitel „Über Sprache, Kulinarik und andere historische Einflüsse“). Er ist ein waschechter Florentiner, den gefühlt alle kennen und er wiederum kennt alle und alles in Florenz. Dank Tommaso kenne ich nun auch vieles und viele, unter anderem auch Paolo und dessen Wein (siehe Kapitel „Olivenöl, Wein und das andere Florenz“). Um weiter zu veranschaulichen, wie klein die Welt oder zumindest Florenz ist: Damals wohnte ich in einem kleinen Häuschen in den Weinbergen von Scandicci, einer Gemeinde, die zur Metropolitanstadt Florenz gehört, zufälligerweise gleich in der Nähe von Paolo. Dass ich fast täglich an seinem Weingut vorbeifuhr, wusste ich allerdings lange Zeit nicht. Der Lage meiner Unterkunft verdankte ich die Begegnung mit Germana, die mir mehr über das Leben als florentinische Landwirtin erzählte und mich auf „ihre“ Märkte mitnahm (siehe Kapitel „Die Landwirtschaft und das florentinische Marktleben“). Es war eine Instagram-Freundin, die mir Stefano vorstellte (siehe Kapitel „Spaziergänge in den umliegenden Hügeln“), mit dem ich Florenz von Fiesole aus aus einer anderen Perspektive betrachtete. Aus gegenseitiger Sympathie entstanden schöne Gespräche mit Antonella (siehe Kapitel „Was Antiquitäten über Florenz erzählen“), Barbara oder Michele (siehe Kapitel „Spaziergänge in den umliegenden Hügeln“) sowie Gionatan (siehe Kapitel „Über Sprache, Kulinarik und andere historische Einflüsse“), die in ihrer Heimat Florenz arbeiten und täglich den sich wandelnden Tourismus erleben.

Seit meinem ersten Aufenthalt in Florenz und heute hat sich also einiges getan. Mittlerweile kann ich nicht nur ein „Ciao bella!“ von einer „Ciambella“ unterscheiden, sondern spreche die italienische Sprache fließend. Zum Glück! Denn so kann ich nun von einem Florenz erzählen, das vielen verborgen bleibt.

Das bin ich, Susanne, in Florenz

Um das Leseerlebnis so angenehm und gleichzeitig so informativ wie möglich zu gestalten, sind bestimmte Namen, Gebäude und Orte kursiv gesetzt. Diese Begriffe verweisen auf das Kapitel „Adressen“, in welchem detaillierte Adressangaben und Kontaktinformationen zu finden sind. In diesem Kapitel werden auch typisch italienische Begrifflichkeiten erklärt, die im deutschen Sprachgebrauch anders oder gar nicht verwendet werden, in diesem Reiseführer (und in Florenz) aber mehrmals gebraucht werden.

Mächtig, teuer, hip: die Stadteigenschaften

Florenz wurde 59 v. Chr. unter der Herrschaft von Julius Cäsar als eine Siedlung namens „Florentina“ („Colonia Florentina“, „Blumenkolonie“), abgeleitet vom lateinischen Wort „flores“ („Blumen“) und dem Namen der römischen Göttin Flora („Göttin der Blüte“), gegründet. Wichtig war der Ort nicht, weil er sich wie andere Kommunen auf einem Hügel befand und so der Abwehr diente, sondern, weil er am Ufer des Flusses Arno gelegen war, der eine Verbindung zum achtzig Kilometer entfernten Mittelmeer darstellte. Einige behaupten, der Name Florenz würde seinen Wortstamm nicht vom lateinischen „flores“, sondern eigentlich vom italienischen „fiume“ („Fluss“) haben, schließlich war dieser von besonderer Wichtigkeit für die Entstehung einer Siedlung. Florentina lag auf der Hauptroute für den Güteraustausch vom Norden ins Zentrum Roms und war infolgedessen schon früh für Handel und Wirtschaft bedeutend. Mit dem Zerfall des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert verlor zwar auch Florenz an Wichtigkeit, jedoch wurde es mit dem Wirtschaftsaufschwung im 12. Jahrhundert erneut zu einem Handels- und Finanzzentrum. Den Höhepunkt seiner Macht erlangte Florenz im 14. und 15. Jahrhundert, als die Stadt Dreh- und Angelpunkt für die Finanzwirtschaft und Politik war (Stichwort Medici) sowie als das kulturelle Zentrum galt. Florenz war Heimat und Aufenthaltsort für heute berühmte Künstler und Gelehrte wie Leonardo da Vinci (*1452, wahrscheinlich in Anchiano bei Vinci – †1519, Amboise), Michelangelo Buonarroti (*1475, Caprese – †1564, Rom), Raffaello Sanzio (*1483, Urbino – †1520, Rom) oder Donatello (*1386, Florenz – †1466, ebenda). Pest oder Krieg haben Schäden verursacht, Florenz ist aber immer wieder – seinem Namen gerecht – aufgeblüht. Diese politische, wirtschaftliche und kulturelle Einzigartigkeit machte Florenz über die Jahrhunderte hinweg zu einem Magneten, der mehr und mehr Menschen anzog. Die Stadt wurde schnell nicht nur als Wohnort, sondern auch als Reiseziel interessant.

Die Wochenzeitung „Die Zeit“ veröffentlichte 1985 einen Artikel mit der Headline: „Der Massentourismus erstickt Florenz“. Über dreißig Jahre später könnten diese Wörter kaum treffender sein. Im Zentrum von Florenz ist tatsächlich kaum Italienisch zu hören, viel eher sind die Fremdsprachen hektischer Touristinnen und Touristen zu vernehmen. Auf den ersten Blick kann Florenz daher fast „zu touristisch“ wirken. (Der Anschein trügt beim zweiten Blick.) An den Preisen merkt man, dass Florenz eine touristische Stadt ist. Sie zählt neben Bozen und Venedig zu den teuersten Städten Italiens. Für den typischen caffè, einen Espresso, der stehend an der Theke getrunken wird, in einer ganz normalen Kaffeebar ohne Blick auf ein Wahrzeichen wie die Brücke Ponte Vecchio oder die Kathedrale Santa Maria del Fiore bezahlt man zwanzig Prozent mehr als für einen Espresso in anderen Städten und Dörfern der Toskana. Während meines gesamten Florenzaufenthaltes habe ich tatsächlich nur eine einzige Bar gefunden, in der die üblichen 0,90 Euro für einen Espresso verlangt werden: die Bar da Bruno („Bar Ricci“), die etwa einen zehn Minuten langen Fußweg von der Kathedrale entfernt liegt. Zum Glück sind „teuer“ oder „hektisch“ nicht die einzigen Adjektive, die Florenz beschreiben. In der ganzen Stadt – sowohl in den Gassen, den Gebäuden als auch in den Kunstwerken – ist eine erstaunliche Energie zu spüren. Selbst die Menschen versprühen eine außerordentliche Lebensfreude, sind aufgeschlossen und hilfsbereit. Sie wirken, als hätten sie stets neue Ideen und würden kontinuierlich moderne Lokale und trendige Shops eröffnen. Die Stadt ist hip, entdeckt sich immer wieder neu, während zeitgleich das Alte bestehen bleibt. Eine schöne Mischung, die jährlich Tausende Menschen anzieht. 2019 sind es laut Top 100 City Destinations von Euromonitor sogar fast 14-mal mehr gewesen, als es Einwohner:innen gab. Und obwohl Florenz als Reiseziel so beliebt ist, gibt es nach wie vor Straßen, wo das „Touristische“ nicht vorherrscht.

Preistafel in der Bar da Bruno („Bar Ricci“)

Das süße Florenz

Wer die Borgo Ognissanti entlanggeht, sollte anstelle von Eile lieber Gelassenheit sowie Lust auf Kaffee und Süßspeisen mitbringen. Die Straße ist nicht allzu lang, allerdings könnte man wohl den ganzen Tag hier verbringen und von einer Bäckerei ins nächste Café schlendern und sich so das Leben versüßen. In der Bar Bianco È kann man bei einem typisch italienischen Frühstück das beste Schokoladencroissant von Florenz – wahrscheinlich sogar von ganz Italien – essen. Mit dem Begriff „Bar“ wird kein Pub, sondern ein Café, also ein Kaffeehaus, bezeichnet. Eine Pasticceria ist übrigens eine Konditorei, wobei ein Forno und ein Panificio jeweils Bäckereien sind. Im zwei Gehminuten entfernten Café Pasticceria Gamberini schmeckt der Espresso mit kleinen Törtchen oder köstlichen Keksen bei eleganter Atmosphäre und zeitlosem Stil. Das Café wird um die Mittagszeit zu einem Bistro und abends zu einem Aperitivo-Lokal mit guten Cocktails. Es erinnert ein bisschen an ein Pariser Kaffeehaus – vielleicht liegt das auch an den vielen bunten Macarons, die sich hinter der Glasvitrine der Theke präsentieren.

Vitrine mit köstlichen Küchlein und Süßgebäck in der Borgo Ognissanti

Vor der Cioccolateria Ballerini oder dem Panificio Palatresi, die beide nicht mal hundert Meter voneinander entfernt auf der Borgo Ognissanti liegen, bilden sich manchmal sogar Warteschlangen – vor allem zwischen 12 und 14 Uhr, wenn die Florentiner:innen sich ihr Mittagessen holen. Bei Ersterer handelt es sich um eine Konditorei mit großer Kuchenvitrine und kleinem Gastgarten. Zweitere ist eine unscheinbare Bäckerei. In beiden bekommt man um die Mittagszeit Pizzastücke, Nudelgerichte oder Couscous-Salat zu fairen Preisen. Normalerweise gehe ich Warteschlangen ja aus dem Weg, nicht so in diesem Fall. Ich liebe es, dann ein Teil von ihnen zu sein, wenn man mit den Einheimischen ins Gespräch kommt und es keine teuer verhandelten Skip-The-Line-Tickets gibt. In so einer stehe ich auch, als ich in der nahen Forno Becagli ein Gebäck holen möchte. Diese Bäckerei ist so bescheiden und klein, dass das Geschäftslokal mit zwei Kundinnen und Kunden bereits voll ist. Das Betreten und Zeitnehmen lohnt sich allemal, denn hier erhält man frisches Brot und regionales Süßgebäck. Ich bestelle ein „pan di ramerino“, auf Florentinisch auch „panina“ genannt, eine für die Toskana typische Brioche mit Rosinen und Rosmarin. Gut zu wissen: In Florenz wird der Rosmarin, der häufig auf den umliegenden Olivenhainen und Weinbergen wächst, nicht wie sonst in ganz Italien „rosmarino“, sondern „ramerino“ genannt. Das war mir noch nicht bekannt, dementsprechend bin ich überrascht, in einem süßlichen, mit Rosinen gefüllten Brot den intensiven Geschmack von Rosmarin zu schmecken. Ich blicke auf das Brot und lächle, weil mir in diesem Moment bewusst wird, dass man mit dem pan di ramerino die Charaktereigenschaften von Florenz sogar mit dem Geschmackssinn entdecken kann: überraschend intensiv, süß und herzhaft.

Das Geheimnis der Stadt

„Se uno vuole scoprire la città deve fare esattamente questo: passarci anche solo un po’ di tempo, andarsene e poi ritornarci.“

„Wer die Stadt entdecken will, muss Folgendes tun: ein wenig Zeit dort verbringen, weggehen und dann wiederkommen.“

Tommaso

An der Piazza Goldoni kreuzt sich die Borgo Ognissanti mit der Via dei Fossi, wo ich dank meines florentinischen Freundes Tommaso eine bezaubernde Buchhandlung kennenlerne. Noch draußen auf der Straße, vor deren gläsernen Eingangstür stehend, kann ich mir nicht im Entferntesten vorstellen, welche Größe diese scheinbar kleine Buchhandlung namens Todo Modo offenbart. Warum ich genau hier Tommaso treffen solle, ist mir zu diesem Zeitpunkt dementsprechend überhaupt nicht schlüssig, dennoch betrete ich, wenn auch etwas verwundert, selbstsicher den Laden. Ich gehe die fünf Schritte, mehr sind es tatsächlich nicht, bis an das Ende der Regale, blicke nach rechts und mir eröffnet sich eine neue Welt. Ein kleiner Durchgang mit weiteren Wänden voller Bücherregale führt in einen großen Raum bzw. eigentlich in zwei, durch eine Bücherwand separierte, Räume. Ersterer gleicht mehr einer Vinothek als einer Bibliothek, der zweite ist ein sehr gemütlich eingerichteter Lese- und Studiersaal mit hellen und dunklen Holzmöbeln. In beiden Räumen stapeln sich in den Regalen die Bücher, was keinesfalls überfüllt, sondern im Gegenteil sehr heimelig wirkt. Die Stufen, die zu einer Galerie führen, werden gleichzeitig als Sitzreihen genutzt. Schranktüren lassen sich zu Tischen umlegen. Es gibt keine Fenster nach außen, was mir, aufgrund der hellen Atmosphäre, erst viel später auffällt. Es wirkt, als wäre man in einem von der Außenwelt abgetrennten Rückzugsgebiet. Bei meiner Ankunft sitzen zwei ältere Herren an einem der Tische und unterhalten sich amüsiert bei einem kleinen Snack. Daneben ist ein junger Mann, der ab und zu an seinem Glas Wein nippt, in sein Buch vertieft.

Die gemütliche Atmosphäre im Todo Modo spiegelt sich in den Regalen mit Büchern und Wein wider

Ich bin für italienische Verhältnisse mit meinen fünf Minuten Verspätung eigentlich zu früh dran und setze mich mit einem Glas Wein an einen kleinen Holztisch und beobachte die zwei Herren mir gegenüber. Es ist ruhig, vom Stadtgetümmel ist rein gar nichts zu sehen, hören oder zu fühlen.