Fokus Prostata - Christoph Pies - E-Book

Fokus Prostata E-Book

Christoph Pies

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Beschreibung

Das Prostatakarzinom ist der häufigste Krebs bei Männern. Aber auch aus anderen Gründen kann die Prostata Probleme machen. Der Autor erklärt, wie man(n) die Gesundheit der Prostata erhalten kann, nennt die wichtigsten Diagnose- und Heilmethoden bei gutartigen und bösartigen Veränderungen der Prostata und beantwortet konkrete Patientenfragen: Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen? Kann ich Beschwerden wie Harntröpfeln und Inkontinenz selbst behandeln? Wann ist eine Operation nötig? Fachkundiger Rat von einem erfahrenen Urologen: kompakt, fundiert, praxisnah.

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Dr. med. Christoph Pies

FOKUS

PROSTATA

Antworten zu

• Prävention

• Behandlung

• Heilung

Bildnachweis

Mit 9 Illustrationen von Ulrike Vohla, Grafikdesign Storch, Rosenheim, unter Verwendung von Vorlagen von shutterstock.

Impressum

Umschlaggestaltung von STUDIO LZ, Stuttgart, unter Verwendung eines Motivs von shutterstock.

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Der Verlag und der Autor übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien, Methoden oder Informationen entstehen könnten.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Unser gesamtes Programm finden Sie unter kosmos.de/herbig.

Christoph Pies im Internet: www.doc-pies.de

© für die Originalausgabe und das eBook: 2021, Herbig in der Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG,

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-96859-508-5

Projektleitung: Nicole Janke

Redaktion: Christine Gerstacker, München

Gestaltungskonzept, Gestaltung und Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart

Produktion: Hanna Schindehütte

E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

Reproduktion: Heartwork Media, Frank Kreyssig, Germering

INHALT

Vorwort

1 Grundlagen

2 Gutartige Prostatavergrößerung

3 Prostataentzündung (Prostatitis)

4 Prostatakrebs (Prostatakarzinom)

5 Anhang

VORWORT

Liebe Leser! Sollten Sie männlich und über 50 Jahre alt sein, so werden Sie sich in diesem Buch mit großer Sicherheit wiederfinden. Denn es geht um die Prostata. Beschwerden durch dieses Organ sind so weit verbreitet, dass sie zweifellos als Volkskrankheit gelten können. Und wer Prostataprobleme hat, dem stellen sich viele Fragen. Fast 200 dieser Fragen habe ich genau so, wie sie mir tagtäglich in der Sprechstunde gestellt werden, in diesem Buch zusammengetragen. Ziel ist es, das Wissen zur Prostata nach aktuellster Studienlage kompakt und in leicht verständlicher Frage-Antwort-Form wiederzugeben. Die wichtigsten Punkte habe ich in übersichtlichen Infokästen zusammengefasst. Der Bogen spannt sich von den Ursachen und ersten Anzeichen über die Diagnose- und Therapieverfahren bis hin zu den Möglichkeiten, selbst vorbeugend aktiv zu werden. Wir sprechen dabei sowohl über gutartige als auch bösartige Veränderungen. Und das verbunden mit einer guten Botschaft: Gegen Prostatabeschwerden kann fast immer etwas getan werden. Nur ein informierter Patient, der sich seinen Beschwerden stellt, kann sich aktiv um eine erfolgreiche Behandlung kümmern. Und dabei möchte ich Ihnen helfen. Die vorliegende Ausgabe spiegelt das aktuellste Wissen vom Anfang des Jahres 2021 wider.

Mein besonderer Dank geht an dieser Stelle an Frau Nicole Janke vom Kosmos-Verlag für die Organisation, an Frau Christine Gerstacker für das Lektorat sowie an Herrn Dr. Michael Glock für die fachliche Beratung.

Nun, liebe Leser, wünsche ich Ihnen eine anregende und gewinnbringende Lektüre.

Ihr Dr. med. Christoph Pies

FOKUS PROSTATA: GRUNDLAGEN

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Was ist eigentlich die Prostata und wo liegt sie?

Die Prostata gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie wird auch als Vorsteherdrüse bezeichnet, was gleichzeitig ihre Lage und Funktion beschreibt. »Drüse«, weil sie einen Teil der Samenflüssigkeit produziert. »Vorsteher«, weil sie direkt am Ausgang der Harnblase liegt. Dort umschließt sie ringförmig die Harnröhre. Hinter ihr befinden sich die beiden Samenblasen und der Enddarm, vor ihr das knöcherne Schambein. Ihre Größe und Form entspricht etwa der einer Kastanie. Eine normale Prostata hat ein Gewicht von 20–30 Gramm.

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Wie ist die Prostata aufgebaut?

Innen besteht die Prostata aus vielen einzelnen Drüsen, die in Bindegewebe und Muskelzellen eingebettet sind. Die Drüsen münden am Samenhügel in die Harnröhre. Dort vereinen sie sich mit den Ausführungsgängen aus den Samenblasen sowie mit den Samenleitern, welche die Spermien aus den Nebenhoden transportieren. Die Harnröhre verläuft mitten durch die Prostata hindurch. Am Eingang von der Harnblase in die Prostata befindet sich der innere Schließmuskel, der den Samenerguss koordiniert. Am Ausgang von der Prostata in die Harnröhre befindet sich der äußere Schließmuskel, der für die Urinkontrolle zuständig ist.

Die Prostata besteht aus zwei Seitenlappen. Das Gewebe lässt sich in verschiedene Zonen unterteilen (siehe Abbildung 2). Die meisten Drüsen liegen in der Übergangszone, welche die Harnröhre umschließt. Dies ist wichtig zu wissen, da dieses Drüsengewebe im höheren Lebensalter zu einer gutartigen Vermehrung neigt. Dann kann es die Harnröhre einengen und Probleme beim Wasserlassen verursachen. Bösartige Veränderungen entwickeln sich hingegen meistens in der Außenzone, die vom After her abgetastet werden kann. Die Prostata ist empfindlich, weil sie mit vielen Nerven versorgt wird. Direkt neben der Prostata verlaufen feine Nervenäste zum Penis, die für die Erektion verantwortlich sind (sogenanntes »Gefäß-Nerven-Bündel«).

Lage der Prostata, Frontalansicht

Lage der Prostata, Seitenansicht

Zoneneinteilung der Prostata

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Wozu ist die Prostata gut?

Die Prostata produziert einen Teil der Samenflüssigkeit. Ihr Sekret ist wichtig für die Funktion der Spermien und somit für die Fortpflanzung. Beim Samenerguss ziehen sich die Muskelzellen in der Prostata reflexartig zusammen und pressen die Flüssigkeit in die Harnröhre. Dort vermischt diese sich mit den Spermien aus den Samenleitern und dem Sekret der Samenblasen. Dieser Vorgang des Samenausstoßes heißt Ejakulation. Die Prostata sorgt dabei durch Verschluss des inneren Schließmuskels dafür, dass die Samenflüssigkeit nicht nach oben in die Harnblase gelangen kann.

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Wie genau setzt sich das Ejakulat zusammen?

Bei einem Samenerguss werden 2–5 ml Sperma ausgestoßen. Der größte Anteil der Samenflüssigkeit kommt dabei aus den Samenblasen. Diese produzieren ein alkalisches Sekret zum Schutz der Spermien im sauren Milieu der Scheide. Aus den Samenblasen kommt auch das Eiweiß Semenogelin, das die Spermien in ein schützendes Gelkissen einhüllt. Weiterhin enthält die Samenflüssigkeit Nährstoffe wie Fruktose, Vitamine, Aminosäuren und Zink. Das milchig-trübe, dünnflüssige und leicht saure Sekret aus der Prostata macht etwa ein Drittel der Spermamenge aus. Es erweckt die Spermien aus der sogenannten Säurestarre, in der sie in den Nebenhoden konserviert waren. Der Inhaltsstoff Spermin schützt die Erbinformation (DNA) der Spermien. Enthaltene Prostaglandine verstärken den weiblichen Orgasmus durch Auslösung von Muskelkontraktionen. Weiterhin findet man in der Samenflüssigkeit Zitronensäure als Schutz gegen Bakterien und das prostataspezifische Antigen (PSA). Dieses Enzym dient der Verflüssigung des Ejakulats, indem es das oben genannte Semenogelin wieder aufspaltet. PSA wird häufig als Risikomarker für Prostatakrebs benutzt (siehe Fragen 24 und 86).

GUTARTIGE PROSTATAVERGRÖSSERUNG

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Warum wächst die Prostata überhaupt?

Im Reifungsprozess des Mannes durchläuft die Prostata zwei Wachstumsperioden. Die erste tritt sehr früh, in der Pubertät, auf, wobei die Prostata etwa ihre Größe verdoppelt. Die zweite Wachstumsphase beginnt schon um das 25. Lebensjahr herum und hält dann für den Rest des Lebens an. Bei einigen Männern wächst die Prostata dabei auf ein Vielfaches ihrer Ausgangsgröße an. Die Ursachen sind nicht vollständig erforscht, aber wohl auf hormoneller Ebene zu finden, denn Männer mit schweren Hodenschäden in jungen Jahren entwickeln später keine Vergrößerung. Die entscheidende Rolle spielt dabei die aktive Unterform von Testosteron, das Dihydrotestosteron (DHT). Auch wenn mit dem Alter der Gesamt-Testosteronspiegel tendenziell etwas abnimmt, produzieren ältere Männer vermehrt DHT, was die Prostatazellen zum Wachstum stimuliert. Weiterhin kommt es mit zunehmendem Alter zu einem Missverhältnis zwischen Testosteron und Östrogen, einem weiblichen Hormon. Dieser höhere Östrogenanteil gibt ebenfalls einen Wachstumsimpuls für die Prostatazellen. Studien haben zudem Übergewicht und mangelnde körperliche Betätigung als mögliche Risikofaktoren offengelegt. Auch Potenzstörungen und eine Prostatavergrößerung scheinen sich gegenseitig zu bedingen. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind noch unklar.

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Wie häufig ist eine Prostatavergrößerung?

Sehr häufig! Der Prozentanteil der betroffenen Männer entspricht etwa dem Lebensalter, also 50% der 50-Jährigen und 60% der 60-Jährigen usw. Die Größe alleine ist noch nicht gleichzusetzen mit einer Erkrankung der Prostata. Neben der Prostatagröße nehmen aber oft auch die Beschwerden mit dem Alter zu. Etwa jeder dritte Mann über 50 entwickelt in seinem Leben kontroll- oder behandlungsbedürftige Prostatabeschwerden. Einige Männer mit nur leicht vergrößerter Prostata können deutliche Symptome aufweisen, während andere Männer mit sehr vergrößerter Prostata nur geringfügige Probleme haben können. Daher müssen wir an dieser Stelle einige Begrifflichkeiten klarstellen.

Begriffe zur gutartigen Prostatavergrößerung

Miktion: Fachbegriff für Wasserlassen

BPE (engl. benign prostatic enlargement): gutartige Prostatavergrößerung, die nicht zwingend zu Beschwerden führen muss

BPO (Benigne Prostataobstruktion): Prostatavergrößerung mit Harnabflussstörung

BPH (Benigne Prostatahyperplasie): gutartige Vermehrung von Prostatazellen. Dies ist eine Diagnose, die eigentlich nur durch eine Gewebeuntersuchung gestellt werden kann. Dennoch wird der Begriff häufig für jede Art von Prostatavergrößerung verwendet.

BPS (Benignes Prostatasyndrom) wäre die genaue und offizielle medizinische Bezeichnung für eine Prostatavergrößerung mit Beschwerden. Einigen wir uns in diesem Buch aber auf den neutralen und verständlichen Begriff »Prostatavergrößerung«.

LUTS (engl. lower urinary tract symptoms): Symptome des unteren Harntraktes. Neben Prostataproblemen können auch Veränderungen der Harnblase, Nervenerkrankungen und Nebenwirkungen von Medikamenten ähnliche Symptome auslösen.

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Wie ist der »normale« Verlauf der Symptomatik bei Prostatavergrößerung?

Die Schwere der Symptome einer Prostatavergrößerung kann im Verlauf variieren. Bei einigen Männern stabilisieren sich die Symptome, und bei bis zu einem Drittel können sie sich sogar bessern. Meist jedoch kommt es im Laufe der Zeit zu einer kontinuierlichen Zunahme der Beschwerden. Oft genügen hier Verhaltensempfehlungen und kontrolliertes Zuwarten. Nur etwa jeder fünfte Mann mit einer Prostatavergrößerung muss medikamentös behandelt und davon wiederum nur jeder Zehnte letztlich operiert werden.

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Ist eine Prostatavergrößerung eine Vorstufe von Krebs?

Nein! Eine gutartige Vergrößerung und bösartige Veränderungen sind zwei Erkrankungen mit ganz unterschiedlichen Ursachen.

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Kann eine Prostatavergrößerung erblich bedingt sein?

Offenbar! Ein einzelnes Gen, das für die Prostatavergrößerung verantwortlich sein könnte, ist nicht bekannt. Aber es existiert eine familiäre Veranlagung. Wenn man nahe Verwandte (Vater, Großvater) mit gutartiger Prostatavergrößerung hat, so steigt das eigene Erkrankungsrisiko. Insbesondere Männer mit einem frühen Symptombeginn und einem sehr großen Prostatavolumen haben rückblickend häufiger eine familiäre Vorgeschichte. Bei eineiigen Zwillingen liegt das Risiko für den Bruder des Betroffenen um 25% höher als in der Vergleichsbevölkerung.

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Spielen Stoffwechselerkrankungen eine Rolle?

Wahrscheinlich! Es gibt den Erkrankungskomplex »Metabolisches Syndrom«, bestehend aus Übergewicht, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), einer Fettstoffwechselstörung sowie Bluthochdruck. Einige Untersuchungen fanden einen Zusammenhang mit der Prostatavergrößerung, andere nicht. Zumindest Übergewicht kann über mehrere Wirkmechanismen als Risikofaktor sowohl für eine Prostatavergrößerung als auch für Prostatakrebs gelten (siehe Frage 74). Fast die Hälfte aller Männer über 50 haben einen erhöhten Bauchumfang. Im Fettgewebe wird dann das männliche Testosteron in das weibliche Östrogen umgewandelt. Auch Bewegungsmangel erhöht das Risiko.

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Kann ich also mit Ernährung Einfluss auf die Prostatavergrößerung nehmen?

Das ist noch unklar! Es gibt keine spezielle Prostata-Diät bei gutartiger Vergrößerung, die auf wissenschaftlichen Daten basieren würde. Zur Vorbeugung von Prostatakrebs können aber zumindest Empfehlungen ausgesprochen werden (siehe Frage 78). Wenn Sie diese auch für die gutartige Vergrößerung anwenden, machen Sie nichts falsch.

Wissen aus der Praxis

Man könnte es auf diesen einfachen Nenner bringen: »Je größer der Bauchumfang, umso größer die Prostata!« Dementsprechend zeigte eine große epidemiologische Studie, dass eine Ernährung mit wenig Fett und rotem Fleisch, aber viel Eiweiß und Gemüse das Risiko von Symptomen einer Prostatavergrößerung verringern kann. Sogar ein moderater Alkoholkonsum von einem Glas Wein oder einem Bier pro Tag hat offenbar einen schützenden Effekt, ohne dass man die genauen Wirkmechanismen dahinter kennen würde. Eine Empfehlung möchte ich aus dieser Erkenntnis jedoch nicht ableiten.

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Welche Symptome verursacht eine Prostatavergrößerung?

Aufgrund einer Einengung der Harnröhre durch die vergrößerte Prostata muss der Blasenmuskel bei der Entleerung der Harnblase dauerhaft gegen verstärkten Widerstand arbeiten. Dies kann einerseits zu Problemen bei der Urinspeicherung (irritative Reizsymptome), andererseits zu einer erschwerten Blasenentleerung führen (obstruktive Entleerungssymptome).

Mechanische Obstruktion der Harnröhre durch eine Prostatavergrößerung

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Was sind typische Reizsymptome?

Symptome einer Reizblase sind ein häufiger und oft unwiderstehlicher Harndrang mit kleineren Urinportionen sowohl am Tag als auch in der Nacht. Als normal gelten sieben bis acht Entleerungen am Tag und maximal einmal nachts. Zwei oder mehr nächtliche Toilettengänge gelten als auffällig.

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Was sind typische Entleerungssymptome?

Durch die »Verstopfung« des Blasenausgangs kommt es zu einer Startverzögerung beim Wasserlassen, oft unter Zuhilfenahme der Bauchpresse. Der Harnstrahl wird schwach, manchmal mit Unterbrechungen und am Ende mit Nachträufeln. Die Blasenentleerung dauert meist länger als eine Minute und erfolgt in mehreren Portionen. Viele Männer berichten von einem Gefühl, die Blase nicht vollständig entleeren zu können.

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Kann auch Blut im Urin auftreten?

Ja! Es besteht eine erhöhte Anfälligkeit für Harnwegsinfektionen, die mit Blutbeimengungen einhergehen können. In diesem Fall besteht dann oft auch ein Brennen beim Wasserlassen. Bei unvollständiger Blasenentleerung können sich Blasensteine bilden, die an der Schleimhaut reiben und Blutungen verursachen können. Auch durch das Platzen einer größeren gestauten Vene auf der Prostata kann eine plötzliche schmerzlose Blutung auftreten. In jeder dieser Situationen ist eine weitere urologische Abklärung erforderlich, insbesondere, um einen Blasentumor als Blutungsursache auszuschließen.

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Kann auch etwas ganz anderes hinter den Symptomen stecken?

Ja! Die Liste möglicher Krankheiten, die ähnliche Beschwerden beim Wasserlassen auslösen können, ist lang. Es ist Aufgabe des Urologen, dies zu differenzieren. Dabei muss er in seinem Fachgebiet an Entzündungen oder bösartige Veränderungen von Prostata oder Harnblase denken. Einengungen im Bereich der Harnröhre durch Narben können für eine Harnstrahlabschwächung sorgen. Auf internistischem Gebiet ist es oft eine Zuckerkrankheit, die eine unruhige Blase bedingt. Bei Herzschwäche kommt es tagsüber zu Wassereinlagerungen in den Beinen und nachts in liegender Position nachfolgend zu einer vermehrten Urinproduktion. Nervenfehlsteuerungen durch Bandscheibenvorfälle oder eine Parkinson-Erkrankung sind ebenfalls häufig. Parkinson betrifft immerhin 2% aller Männer über 65 Jahre.

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Was ist ein Harnverhalt?

Ein Harnverhalt ist ein akuter Notfall mit starken Schmerzen. Aufgrund einer kompletten Blockade der Harnröhre oder einer Überdehnung des Blasenmuskels kann kein Urin mehr abgegeben werden. Die Blase muss dann vorübergehend über einen Harnröhrenkatheter entleert werden. Eine solche Situation entsteht oft nach reichlichem Genuss kalter oder alkoholhaltiger Getränke oder wenn nicht unmittelbar eine Toilette zur Verfügung steht, beispielsweise auf Flugreisen. Auch Medikamente oder eine Darmverstopfung können die Blasenentleerung so hemmen, dass ein Harnverhalt entsteht.

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Was ist eine Überlaufblase?

Eine Überlaufblase ist sozusagen die chronische Form des Harnverhalts, jedoch meist ohne Schmerzen. Dabei wird der Blasenmuskel dauerhaft überdehnt, und der Mann kann nur sehr geringe Urinmengen zur Toilette bringen. Die Harnblase bleibt ständig voll, bis sie schließlich überläuft. Es kommt zu einem unwillkürlichen tropfenweisen Urinabgang. Viele Männer denken dann zunächst irrtümlicherweise an eine Inkontinenz durch Schließmuskelschwäche.

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Gibt es Spätfolgen, wenn man nicht rechtzeitig behandelt?

Ja! Die Blasenmuskulatur kann sich über Monate und Jahre strukturell verändern. Dabei wird die Blasenwand dicker und bildet kräftige Muskelstränge aus (»Balkenblase«). In der Blase und in den Aussackungen zwischen den Muskelbalken (»Pseudodivertikel«) kann sich Urin sammeln. Dies wiederum kann Entzündungen und Blasensteinen Vorschub leisten, weil sich Keime im Restharn vermehren können. Im Extremfall staut sich der Urin bis zurück in die Nieren, die durch den Druck geschädigt werden können. Wenn dann Bakterien entlang der Harnleiter in die Nieren aufsteigen, kommt es zu heftigen Flankenschmerzen und hohem Fieber.

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Hat eine vergrößerte Prostata Einfluss auf meine Sexualität?