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Wind im Haar, Wiesenduft in der Nase und Schmetterlinge im Bauch Anni liebt ihr geheimes Wildpferd und das Gefühl der Freiheit, wenn sie auf seinem Rücken durch den Wald reitet. Als sie im Sommer auf ein Internat kommt, vermisst sie den Hengst mit der herzförmigen Blesse jede Sekunde. Zum Glück gibt es dort auch Pferde und Annis Tagebuch füllt sich mit besonderen Erlebnissen. Doch von ihrem Wildpferd kann sie weiterhin nur träumen – bis sie eines Tages ein vertrautes Wiehern hört. Ein unglaubliches Abenteuer beginnt ... Ein Mädchen, ein Wildpferd, eine magische Freundschaft - FOREVER - Folge Anni und ihrem Wildpferd in den Sommerwald und fühle die Freiheit - Neue Freundschaften im Internat und erstes Verliebtsein - Im angesagten Tagebuch-Sketching-Stil Eine wildromantische Buchreihe für alle Pferdeverliebten ab 8 Jahren
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Usch Luhn
Forever – Mein Wildpferd und ich
Mit Illustrationen von Franziska Harvey
Wind im Haar, Wiesenduft in der Nase und Schmetterlinge im Bauch
Anni liebt ihr geheimes Wildpferd und das Gefühl der Freiheit, wenn sie auf seinem Rücken durch den Wald reitet. Als sie im Sommer auf ein Internat kommt, vermisst sie den Hengst mit der herzförmigen Blässe jede Sekunde. Zum Glück gibt es dort auch Pferde und Annis Tagebuch füllt sich mit besonderen Erlebnissen. Doch von ihrem Wildpferd kann sie weiterhin nur träumen – bis sie eines Tages ein vertrautes Wiehern hört. Ein unglaubliches Abenteuer beginnt …
Ein Mädchen, ein Wildpferd, eine magische Freundschaft – FOREVER
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Viten
Mein lieber Ponyherz!
Jetzt bist du schon eine ganze Weile weg, aber es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an dich denke. Manchmal vergesse ich sogar, dass du nicht mehr da bist, und düse los zur Blumenwiese, um ganz schnell mit dir auszureiten, zum Kopf-in-den-Wind-Halten. Um mit dir zusammen Wasser aus dem Bach zu schlürfen, an Grashalmen zu kauen. Und um dir zu erzählen, wer wieder blöd zu mir war.
Ach, mein lieber Ponyherz. Ich hoffe, du bist glücklich.
Mein bester Freund Lorenz sagt, es ist normal, dass junge Hengste eines Tages einfach fortgehen, um eine neue Herde zu gründen. Und in dem riesigen Pferdebuch, das ich zum Geburtstag von Pia gekriegt habe, steht es auch. Aber hättest du nicht für mich eine Ausnahme machen können?
Nee, ich weiß, das ist ein Wunschtraum. Wildpferde sind keine Kuscheltiere. Das war mir von Anfang an klar.
Ich habe Lorenz versprochen, nicht nach dir zu suchen, und mich bisher daran gehalten. Aber du weißt ja, wo ich wohne. Hast du nicht auch ein klitzekleines bisschen Sehnsucht nach mir?
Allerdings bin ich jetzt erst mal gar nicht zu Hause, ich komme nämlich auf eine neue Schule. Lorenz, Pia, Bine und Lynn sind auch dabei. Aber meine nervige Lehrerin Frau Grünklee bleibt zum Glück hier.
Die Schule ist nicht direkt in Groß-Hottendorf, deshalb wohnen wir dort in einem richtigen Internat. Wie in den Büchern, die ich so gerne lese. Krasse Sache. Das ist aber noch nicht alles. Es wird sogar Tiere in der Schule geben. Natürlich sollen sie keine Matheaufgaben lösen oder Vokabeltests schreiben – haha. Sondern wir Kinder sollen von den Tieren lernen. Ganz ehrlich, wie genau das aussehen wird, weiß ich selbst noch nicht. Und mehr als von dir kann ich sowieso von keinem Tier der Welt lernen.
Ponyherz! Ich liebe dich bis zum Mond und zurück. Pass auf dich auf!
Deine Anni
Anni starrt auf die erste beschriebene Seite des Tagesbuchs. Ihr Herz tut immer noch so weh, wenn sie an Ponyherz denkt. Als sie vor ein paar Jahren von Hamburg nach Groß-Hottendorf gezogen ist, stand er plötzlich einfach vor ihr. Völlig magisch, ein richtiges Wildpferd, von dem niemand außer Anni wusste. Nur Lorenz, ihren besten Freund, weihte sie in ihr Geheimnis ein.
Vielleicht hat sie es schon immer ein bisschen gespürt, dass Ponyherz eines Tages weiterziehen würde. Und Lorenz ahnte es auch, er wohnt ja bei Pieter, dem Pferdeflüsterer, und hat jede Menge Ahnung von Pferden. Aber Anni wird sich niemals an den Gedanken gewöhnen, dass Ponyherz nun fort ist, niemals. Auf ihm ist sie frei wie der Wind und ohne Sattel geritten. Mit ihm hat sie all ihre Sorgen und die leckersten Äpfel geteilt.
Wie durch einen Nebel schaut sie auf die aufgeschlagenen Seiten ihres Tagebuchs. Sie hat es von Sonja bekommen, für die neue Zeit auf dem Internat. Sonja ist ihre Lieblingslehrerin an der alten Schule und die Frau von Pieter.
„Manchmal ist es gut, seine ganz geheimen Gedanken Papier anzuvertrauen und sie aufzuschreiben“, hat Sonja gesagt. „Zeichnen geht natürlich auch, aber das kannst du ja schon so schön. Es wird viel Neues im Internat passieren, da wird dir Tagebuch schreiben vielleicht Spaß machen.“ Sie hat Anni zugezwinkert und ihr ein grasgrünes Heft mit festem Umschlag überreicht, wie ein richtiges Buch. Annis Geheimnisse hat sie mit einem silbernen Stift auf die erste leere Seite geschrieben.
Die Buchstaben verschwimmen vor Annis Augen und sie muss heftig schlucken. Eine einzelne Träne platscht auf die Zeilen.
„Mist!“ Anni legt schnell ein Taschentuch darauf, um die Träne aufzusaugen. Dann reißt sie die erste Seite mit einem Ratsch aus dem neuen Tagebuch, faltet das Blatt so klein wie möglich und stopft den Papierknubbel in ihre Hosentasche.
Als sie aus ihrem Zimmer läuft, stolpert sie beinahe über ihren Rucksack. Und unten im Flur stehen schon der gepackte Schalenkoffer und eine riesige Reisetasche.
„Hilf mal bitte mit, Anni!“ Ihre Mutter versucht die Reisetasche aus der Tür zu hieven.
„Keine Zeit. Ich muss noch mal weg.“ Anni schnappt sich zwei rote Äpfel aus dem Obstkorb.
„Jetzt?“, rufen ihre Eltern wie aus einem Mund.
„Wir fahren gleich los, wo willst du denn noch hin?“ Ihr Vater hebt den Koffer mit einem Hauruck an.
„Bin gleich wieder da!“ Anni schlüpft durch die Tür nach draußen, springt auf ihr klappriges grünes Fahrrad und radelt eilig davon.
Kopfschüttelnd schauen ihre Eltern ihr hinterher.
Anni biegt gefährlich schnell in den kleinen Waldweg ein, radelt vorbei am See, auf dessen Oberfläche die Morgensonne glitzert, und erreicht außer Puste die Blumenwiese. Dort grast sie, die Wildpferdherde. Wenigstens ein Teil davon. Ponyherz hat die jungen Pferde ja mitgenommen.
Wie es ihrem Wildpferd wohl geht? Anni stellt sich das nicht so einfach für Ponyherz vor, als Chef eine neue Herde aus überwiegend jungen Tieren anzuführen. Das ist auf jeden Fall eine größere Aufgabe, als Klassensprecher zu sein. Wahrscheinlich muss Ponyherz seine Herde so geschickt lenken wie ein Schuldirektor seine Schule. Ob es da auch Pferde gibt, die anderer Meinung sind als Ponyherz und sich ihm widersetzen? Dann muss er zeigen, was in ihm steckt, und sich durchboxen. Hoffentlich gibt es keine Meuterei.
So ein Quatsch! Anni schüttelt über sich selbst den Kopf. Das sind ja Wildpferde und keine Piraten.
Ein vertrautes Wiehern reißt Anni aus ihren Gedanken.
„Kristall!“ Anni läuft auf die Stute zu und umarmt sie innig. „Vermisst du Ponyherz auch so doll wie ich?“
Die Mutter von Ponyherz begrüßt sie schnuppernd, wie eine alte Freundin.
„Hier, für dich.“ Anni zieht einen der beiden Äpfel aus der Tasche und verfüttert ihn an die Stute.
Sie drückt noch mal kurz ihre Wange an das feste Fell des Wildpferdes. Wie gut es riecht. Anders als Ponyherz, aber genauso vertraut.
„Ich hab noch was zu erledigen“, sagt Anni und läuft hinüber zu der kleinen Birkenreihe. Einer der Bäume ist hohl. Da hat sie bis zu Ponyherz’ Verschwinden immer mal wieder eine Leckerei für ihn versteckt. Meistens Möhren aus Mamas Biogarten.
Heute Morgen nicht. Heute steckt sie die zusammengefaltete Tagebuchseite hinein und den zweiten Apfel. „Falls du zufällig vorbeikommst, Ponyherz“, flüstert sie und spürt schon wieder Tränen in ihre Augen steigen.
Die Sonne kommt hinter einer Wolke hervor und lässt das silbergraue Fell von Kristall glitzern.
Wie damals, denkt Anni, als mich Ponyherz das erste Mal zu seiner Familie geführt hat. Da war er ja noch richtig jung.
So viel ist passiert seither. Ponyherz ist erwachsen geworden und auch für Anni beginnt heute ein neuer Lebensabschnitt.
Die Eltern, durchfährt es sie. Die sitzen ja auf den gepackten Koffern und warten sicher schon ungeduldig auf sie. Schnell los, bloß keinen Ärger am letzten Tag riskieren.
„Tschüss, bis bald! Passt auf euch auf!“, ruft Anni den Wildpferden zu. Dann hechtet sie auf ihr Rad wie auf den Rücken eines Pferdes und strampelt los, ohne sich ein einziges Mal umzudrehen.
„Sagt jetzt nichts!“, ruft sie ihren Eltern entgegen, als sie wieder auf den Orchideenhof einbiegt und mit quietschenden Reifen vor dem Haus hält. „Ging nicht anders. Aber nun hab ich alles erledigt.“
Ihr Vater rollt mit den Augen, doch er verkneift sich einen Kommentar.
Ihre Mutter nimmt sie fest in ihre Arme. „Alles gut, Große“, sagt sie liebevoll. Sie dreht sich um zum Haus. „Lars, wo bleibst du? Es geht los.“
„Wieso hat die Schule eigentlich immer noch keinen Namen?“, fragt Annis kleiner Bruder Lars, als sie mit dem Auto durch ein breites Tor fahren, das aussieht wie in den alten Westernfilmen, die ihr Vater immer so gerne anschaut. „Das ist echt doof. Ich weiß gar nicht, was ich antworten soll, wenn die Leute mich fragen, wo Anni hingeht …“
Annis Vater reiht sich in die Schlange anderer Fahrzeuge ein, die sich über eine schmale Zufahrtsstraße auf das Schulgebäude zubewegen.
Hier sieht es ziemlich anders aus als zu Hause auf dem Orchideenhof und in Annis vertrautem Wäldchen. Es gibt zwar auch umzäunte Wiesen, aber ohne die vielen Blumen, die auf der Wiese wachsen, wo die Wildpferdherde ihre Tage verbringt. Das alles gehörte mal zu einem bewirtschafteten riesigen Gutshof und das erkennt man immer noch. Die verwaisten Paddocks laden dazu ein, Pferde und Ponys grasen zu lassen. Die befestigte Straße ist von hohen Pappeln umsäumt. Eigentlich ganz hübsch hier.
Sie nähern sich dem roten Backsteingebäude, das nun Annis neue Schule sein wird. Als sie das letzte Mal mit ihrer Freundin Lynn, ihrem besten Freund Lorenz und seinem Onkel Pieter vorbeigeschaut hat, war das gesamte Haus eingerüstet und wurde renoviert. Da konnte sich Anni noch nicht vorstellen, dass es irgendwann so ehrwürdig aussehen würde. Wie eine richtige Schule eben. Danach hat sie es nicht mehr geschafft, gucken zu gehen. Die Sommerferien flutschten so dahin. Und jetzt ist die Schule plötzlich fertig und Anni spürt ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch.
„Pieter und Pias Mutter haben sich ja den ganzen Sommer nicht auf einen Namen einigen können. Wie so oft waren sie unterschiedlicher Meinung“, erklärt Herr Sommer seinem Sohn. „Deshalb sollen alle zusammen entscheiden, wie die Schule heißen wird.“
Anni nickt zustimmend. Gemeinsam einen Namen zu finden ist viel besser. Sie traut Pias Mutter, der Gutsbesitzerin Wittenberg, nämlich nur mittelmäßige Fantasie für einen tollen Namen zu. Die kann am besten mit Zahlen umgehen.
Die Idee, eine Schule mit Kindern und Tieren ins Leben zu rufen, stammt von Pieter, der als Pferdeflüsterer schon ewig mit Therapiepferden arbeitet. Ausgerechnet Frau Wittenberg war sofort dabei und hat jede Menge Geld aufgetrieben, damit die Idee Wirklichkeit werden konnte.
In der neuen Schule wird es natürlich auch ganz normalen Unterricht wie Mathe und Deutsch geben. Aber zusätzlich wird es darum gehen, Tiere zu versorgen und Toleranz und Wertschätzung gegenüber Tieren und Menschen zu lernen. Anni weiß natürlich seit Längerem, dass Pieter von solch einer Schule geträumt hat. Aber seit er dem Sonntagsreport ein Interview gegeben und noch mal genau erklärt hat, was für eine Schule er plant, wissen es wirklich alle. Und viele Leute finden seine Idee richtig gut.
Aufgeregt schaut Anni aus dem Fenster. Sie hat noch kein vertrautes Auto entdeckt. Ob Lorenz schon da ist?
Das vorfreudige Kribbeln im Bauch wechselt zu mulmig. Jede Menge lästige Gedanken schießen ihr durch den Kopf. Wie wird es sein, nicht mehr jeden Abend im eigenen Bett zu liegen oder in den Wald zu radeln, wenn sie genervt ist? Auch wenn Anni sich in der letzten Zeit ziemlich häufig über Lars aufgeregt hat, weil er es liebt, in ihren Sachen zu schnüffeln. Wenn sie nicht mehr mit ihm meckern kann, wird ihr sicher etwas fehlen. So wie sie ihre Eltern vermissen wird. Papa ist in letzter Zeit häufig total zerstreut. Wie soll er ohne Annis Hilfe Mamas Lieblingskuchen Kalter Hund backen? Das kriegt er doch nie im Leben hin. Und wer soll die vielen Gurken essen, die Anni nur wegen Ponyherz im Gewächshaus angepflanzt hat? Seit Ponyherz weg ist, haben sie Kristall und die anderen Wildpferde geschmaust, aber das wissen Annis Eltern ja nicht. Wenn Anni es sich genau überlegt, werden ihre Eltern und Lars es richtig schwer ohne sie haben.
Das sind aber nicht die einzigen Gedanken, die ihr durch den Kopf sausen wie eine Achterbahn. Wie werden die neuen Kinder in ihrer Klasse drauf sein? Noch mehr Pia-und-Bine-Zicken kann sie nicht aushalten. Wobei die zwei im Gegensatz zu früher gar nicht mehr so nervig sind. Anni ist in den letzten Wochen sogar zusammen mit ihnen ausgeritten.
Mit welchen Erwachsenen wird sie sich herumschlagen müssen? Anni fallen augenblicklich jede Menge Internatsbücher ein, in denen wirklich alles schiefläuft. Zwar gibt es hier außer dem Pferdeflüsterer Pieter sicher keine Zauberer, die ihr Stress machen, aber es könnte trotzdem ganz schön nervig werden.
Und doch freut Anni sich auf das neue Abenteuer. Sie will mutig nach vorne gucken, ganz so wie Ponyherz. Der ist schließlich auch einfach losgaloppiert.
„Cooler Scheiß!“, brüllt ihr Lars ins Ohr, als sie im Schritttempo durch die breite Pforte auf das Schulgelände zusteuern. „Wieso ist die Schule nur für die Großen? Ich will auch hierher.“
Anni zwickt ihn liebevoll. „Nix da. Ich bin froh, dass ich dich mal eine Weile los bin, Winzling. Ärgere du lieber Frau Grünklee, damit sie nicht aus der Übung kommt. Und lass die Ausdrücke besser weg. Die mag Frau Grünklee nicht so. Dafür gibt sie gerne mal Extrahausaufgaben.“
Lars zieht einen Flunsch, weil Anni ihn an Frau Grünklee erinnert hat. Sie wird jetzt seine neue Klassenlehrerin. Bis zum letzten Schultag sind Anni und die Lehrerin keine Freundinnen geworden.
„Viel Spaß in der neuen Schule, Anni“, hatte sie ihr bei der Zeugnisausgabe gewünscht. „Aber wenn du meinen wohlmeinenden Rat hören willst: Fahre deinen Dickschädel zurück. Sonst wirst du noch mal richtig Ärger kriegen. Nicht jede Lehrerin ist so gutmütig wie ich.“
Anni hatte sich zusammenreißen müssen, um nicht hysterisch loszulachen. So einen gequirlten Quark konnte einem wirklich nur Frau Grünklee mit auf den Weg geben.
„Du kriegst bestimmt auch wieder strenge Lehrer“, sagt Lars bockig. „Wünsche ich dir jedenfalls.“
Herr Sommer guckt in den Rückspiegel. „Na, na. Keinen Streit auf den letzten Metern, bitte.“