9,99 €
»Rache ist nicht die Lösung für uns. Rache bringt uns keine Genugtuung und holt uns auch nicht das zurück, was wir verloren haben … Aber sie ist das Einzige, was uns noch bleibt.« Durch die Fähigkeit, mithilfe ihres Blutes magische Schwerter zu schmieden, wird Sloans Volk von den Hexen ausgerottet und er selbst mehr als zehn Jahre von ihnen gefangen gehalten. Bis eine Gruppe Ordensjäger ihn befreien kann. Getrieben durch Hass und den Gedanken an Rache schließt er sich der Gruppe an, obwohl eine von ihnen die abtrünnige Hexe Lyssa ist. Schnell bemerkt er, dass Lyssa ihre ganz eigenen Pläne verfolgt und Sloan in einen Strudel aus blutiger Vergeltung und Tod reißt. Zu spät erkennt er, dass er die Regel seiner Mutter niemals hätte brechen dürfen: Vertraue niemandem, Sloan. Band 1 dieser unglaublich fesselnden Fantasy-Dilogie ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Katja Rostowski
Forged in Curses
(Band 1)
FORGED IN CURSES
© 2025 VAJONA Verlag GmbH
Lektorat: Lara Gathmann
Korrektorat: Désirée Kläschen und Susann Chemnitzer
Umschlaggestaltung: VAJONA Verlag GmbH
Unter Verwendung von gezeichneten Inhalten von Diana Gus
Satz: VAJONA Verlag GmbH
VAJONA Verlag GmbH
Carl-Wilhelm-Koch-Str. 3
08606 Oelsnitz
Für mein 22-jähriges Ich,
das den Entschluss gefasst hat,
ein Buch zu schreiben,
und nicht einen Tag daran gezweifelt hat.
Ein scharfer Schmerz an meinem Fuß riss mich aus dem Dämmerschlaf. Blinzelnd öffnete ich die Augen, starrte auf die dicken, verrosteten Eisenstangen vor mir. Kleine Schatten huschten über den Boden, füllten die Stille mit leisem Geraschel und Scharren. Eine Ratte quiekte hinter mir, bevor eine andere erneut in meinen Fuß biss. Dieses Mal deutlich stärker.
Ich spannte meinen geschwächten Körper an, ließ den Blick in Richtung meines Fußes wandern. Zwei von den Mistviechern schnupperten an dem Blut, das über meine nackte, verdreckte Haut lief. Das verfluchte Blut, das mich an diesen Ort gebracht hatte – und an deutlich schlimmere.
Bevor sie sich auf das Festmahl stürzten, zuckte ich vor und schnappte mir eine von ihnen. Erschrocken huschten Dutzende kleine Schatten zurück in die Dunkelheit. Die Ratte in meiner Hand quiekte ängstlich auf, wehrte sich gegen meinen Griff. Ich musterte sie in dem dämmrigen Licht. Lange gelbe Zähne bohrten sich in meine dreckverkrustete Haut. Dunkelrotes Blut quoll hervor, lief mir die Hand hinab. Doch weder der Anblick noch der Schmerz kümmerten mich.
»Fressen oder gefressen werden«, flüsterte ich rau. Ihre schwarzen Knopfaugen starrten in meine. Glitzerten, als wüsste sie, dass das ihr Ende war.
Kurzerhand nahm ich ihren Kopf und brach ihr das Genick.
Der Hunger nagte an meinen Eingeweiden, doch so weit, eine rohe Ratte zu essen und mir den Magen zu verderben, war ich noch nicht.
Hätte ich ein Feuer, über dem ich sie braten könnte, sähe es schon anders aus. Zu ihrem Glück hatte ich jedoch nichts, bis auf die verdreckte Kleidung an meinem Körper, einen zerbeulten Eimer mit meinen Hinterlassenschaften, eine leere Wasserflasche und die Eisenfessel um mein Fußgelenk, die mit dem Gitter meines Käfigs verbunden war.
Ich warf die schlaffe, tote Ratte aus meinem Gefängnis hinaus in die Mitte des Verlieses, in dem ich mich befand. Kurz schien es, als hielten die anderen Ratten angespannt die Luft an, warteten, was als Nächstes geschah. Welche Gefahr von mir ausging.
Zögernd schlichen die ersten Schatten über den Boden in Richtung ihres toten Artgenossen. Wachsam, vorsichtig. Ich beobachtete die kleinen Kerlchen, die meine einzige Gesellschaft hier unten waren. Wenn sie nicht ständig versuchen würden, mich im Schlaf zu fressen, fände ich sie ja ganz nett.
Ächzend schob ich mich an die hintere Gitterwand und lehnte mich dagegen. Mein Magen war nichts weiter als ein schmerzendes Loch und mein Hals so trocken, als würde ich feine Glassplitter herunterschlucken.
Fuck, was würde ich jetzt für eine Dose eiskalte Limo tun. Ein Stück fettige Pizza. Speichel sammelte sich in meinem Mund.
Ein leises Knacken. Ein Riss in meiner imaginären Mauer. Haarfein, doch er genügte, dass sich eine Erinnerung hindurchschlängelte.
Meine Eltern und ich auf dem grauen Sofa. Ein Footballspiel flimmert auf dem Fernseher. Pizzakartons vor uns auf dem Tisch. Ein voller Bauch, ein warmes Gefühl in der Brust.
Augenblicklich drängte ich die Bilder zurück und flickte notdürftig den Riss.
An mein ehemaliges Leben zu denken, nützte mir nichts und half mir auch nicht, mein derzeitiges Leben besser zu ertragen. Im Gegenteil.
Mittlerweile machten sich die Ratten über ihren toten Kumpel her und knabberten fleißig an dem Kadaver.
Besser er als ich.
Ich zog die Beine zu mir heran, wodurch das Rasseln der Kette laut durch die Stille dröhnte. Dann wischte ich das Blut an meinem Fuß fort. Von der Wunde war nicht mehr als eine kleine rote Narbe zu sehen, die sich zu all den anderen gesellte, die meinen ausgemergelten Körper bedeckten.
Ich legte das Gesicht auf meinen Armen ab und ließ meine Gedanken im Nichts schweifen. Denn in mir gab es weder Licht noch Finsternis. Weder Hoffnung noch Grauen. Weder Freude noch Angst. Einfach nichts.
Denn all das war verborgen hinter dieser instabilen, rissigen Mauer.
Ich hatte früh gelernt, dass Erinnerungen meine Feinde waren und Emotionen Schmerz bedeuteten. Ob körperlich oder seelisch. Bisher hatte ich nur überlebt, weil ich beides konsequent hinter die Mauer verbannte. Ein Schutzmechanismus, der dafür sorgte, dass mein Geist am Leben blieb.
Emotionen besaßen Macht. Über meinen Körper, meine Mimik, meinen Herzschlag und meine Seele. Und sie gaben auch anderen Macht – über mich.
Meine Peiniger labten sich an meiner Angst, nutzten sie für ihre Zwecke aus. Sie nahmen sich mein Glück und zerrissen es vor meinen Augen. Erfreuten sich an dem Schmerz in meinem Gesicht. Wischten ihn fort, nur um neuen heraufzubeschwören.
Deswegen hatte ich dafür gesorgt, dass sie nichts davon mehr in ihre dreckigen Finger bekamen.
Hinter der hohen Mauer erhob sich ein brüllender Zorn. So mächtig, dass mein selbst erschaffender Schutz kein Hindernis für ihn war. Sein Feuer kroch unbeeindruckt über den Rand. Wie Hände streckten die heißen Flammen sich nach mir aus. Innerlich reckte ich ihnen meine kalten Finger entgegen, wärmte mich an ihrer Hitze.
Wenn ich so darüber nachdachte, war es vielleicht auch dieses Feuer, das mich am Leben hielt.
Die Zeit strich an mir vorbei und nur der stärker werdende Schmerz in meinem Magen sagte mir, dass ihr Besuch kurz bevorstand. Ein kranker Teil in mir sehnte sich nach ihr. Sehnte sich nach einem anderen Wesen, das mit mir sprach, nach ihrer Berührung, nach dem Schmerz, den sie auslöste. Aber am meisten sehnte ich mich nach dem Essen und Trinken, das ich bekommen würde, damit sie ihren kostbaren Besitz nicht verlor.
Wenn ich starb, könnte sie mich schließlich nicht mehr benutzen.
Ich trieb noch einige Zeit in dem Nichts, bis ein entferntes Geräusch mich aufmerksam aufhorchen ließ. Eine Tür, die geöffnet und lautstark wieder geschlossen wurde. Schlurfende Schritte kamen näher, wenige Sekunden später tauchte eine dunkle Gestalt hinter dem Gitter des Verlieses auf. Quietschend öffnete sich die Tür und die Gestalt stieg die bröckeligen Stufen nach unten, bis sie vor meinem Käfig stand.
Mit einer Handbewegung entzündete die Hexe zwei Fackeln an der Wand, die den Raum mit einem warmen, flackernden Licht füllten, das eine hochgewachsene Frau in einem langen Mantel offenbarte. Gewellte braune Haare fielen ihr bis zu den Hüften.
»Hallo, mein köstlicher Schmied.«
Ich atmete kontrolliert und ruhig, während ich die Hexe regungslos anstarrte. Sie hockte sich hin und musterte mich gierig aus zwei goldenen Augen. Die geschlitzten Pupillen weiteten sich, als ihr Blick über meinen Körper wanderte. Dann rümpfte sie die Nase.
»Hätte nicht gedacht, dass du so schnell anfängst zu stinken.«
Widerliches Miststück.
»Was erwartest du, wenn du mich wie Vieh in einem Käfig hältst?« Monotone, heisere Worte und doch waren sie getränkt in purem Hass.
Sie legte den Kopf schief und schürzte die vollen Lippen. Man könnte sie beinahe als schön bezeichnen.
Porzellanfarbene Haut, volle, glänzend braune Haare und eine weibliche Figur mit Kurven an den richtigen Stellen. Wären da nicht die schwarzen Adern, die sich wie Ranken über ihr Gesicht und sogar über das Gold ihrer Augen bis in ihre reptilienartigen Pupillen zogen.
»Ich hatte noch nie einen Sklaven und im Gegensatz zu meinem Vorgänger habe ich nicht die Zeit und Lust, mich um dich zu kümmern.«
Ich ballte die Hände zu Fäusten, wodurch sich meine rissigen Nägel in die Haut bohrten.
Der Gedanke, ihr arrogantes, abstoßendes Gesicht zu einer blutigen Masse zu schlagen, spielte sich verlockend lebhaft vor meinen Augen ab.
»Außer …« Die Hexe beugte sich näher zu mir und schob ihren Arm durch die Gitterstäbe, legte sanft ihre Hand an meine Wange. Die zarte Berührung brannte wie Säure auf meiner Haut.
Etwas Dunkles donnerte mit Wucht von innen gegen die Mauer. Ein neuer Riss, durch den sich eine eiskalte Dunkelheit zwängte. Mit ihm das Echo des Grauens, das ich ertragen musste. Nicht durch sie, aber durch viele andere.
Ich war nichts weiter als ein Gegenstand, der herumgereicht wurde. Oder gestohlen oder verkauft.
»Außer«, säuselte die Hexe erneut und fuhr mit einem Finger über meine trockenen Lippen, »du überzeugst mich davon, dich besser zu behandeln.«
Der Zorn rauschte über die Mauer, explodierte in jedem Zentimeter meines Körpers. Sein Feuer brannte sich durch die kalte Dunkelheit, die sich kreischend zurückzog.
Die Hexe schob mir eine Haarsträhne aus der Stirn und musterte mich voll Begierde. »Unter all dem Dreck und Gestank bist du ein hübscher junger Mann.«
Ihre Finger strichen über meine Wange, den Hals entlang, weiter über das wild pochende Herz in meiner Brust.
Allein der Gedanke, dass sie meinen Körper mit Leichtigkeit benutzen könnte, dass sie mich zwingen könnte, regungslos unter ihr zu liegen, widerte mich an. Zeitgleich wisperte eine leise Stimme, dass es mir dann vielleicht besser gehen würde. Eine heiße Dusche, saubere Kleidung. Ein weiches Bett …
Nein!
Dies war das letzte bisschen Würde, das ich noch besaß. Der letzte Teil von mir, den sich die Hexen noch nicht genommen hatten. Wenn ich auch das noch verlor, wäre es mein Ende.
Und verdammt, ich war nicht bereit, mich aufzugeben. Nicht, solange noch dieses mächtige Feuer in mir loderte und darin ein kleiner Gedanke ein einzelnes Wort wisperte. Eines, das sich nach warmem, feuchtem Blut anfühlte, nach gequälten Schreien klang und nach Tod roch.
»Kein Interesse«, sagte ich betont gelangweilt, während ich mich gegen den unbändigen Drang wehrte, ihre Hand von mir zu schlagen und in ihr verficktes Gesicht zu spucken.
Ich konnte ihr deutlich ansehen, dass sie eine andere Antwort erwartet hatte. Der verführerische Blick, den sie mir nur Sekunden zuvor geschenkt hatte, verwandelte sich in eine eiskalte Maske.
»Irgendwann wirst du deine Meinung noch ändern, Schmied.« Sie packte grob meinen Arm und zerrte ihn durch den Käfig zu sich ran. Ich wehrte mich nicht. Wollte nur, dass sie endlich verschwand.
Sie holte ein breites Messer und ein schwarzes, rundes Gefäß mit einem Schraubverschluss aus den Taschen ihres Gewands. Mit einer geübten Bewegung schnitt sie mir in die Pulsader. Sofort quoll dunkelrotes Blut hervor und floss in das Gefäß, das sie unter die Wunde hielt.
Der Schmerz war vertraut, beinahe beruhigend. Etwas, an dem ich mich festhalten konnte. Ich krallte meine Finger in den Boden. Wartete, mit stoischem Blick auf das Gefäß, bis das Blut über den Rand quoll und meine Haut sich langsam wieder schloss.
Mit vor Ungeduld zitternden Fingern schraubte sie den Deckel fest. Aber sie war noch nicht fertig. Erneut nahm sie das Messer und schnitt kurzerhand in das Fleisch meines Unterarmes. Die Hexe legte ihren kalten, feuchten Mund auf die Wunde, um mein Blut zu trinken. Dabei schabten ihre Zähne über meine Haut und die weiche Zunge kitzelte leicht, was sich grässlich intim anfühlte. Im Takt ihres Saugens quetschte sie meinen Arm zusammen, als wollte sie mich auspressen oder melken.
Ich hasste es. Ich hasste es so sehr, wehrlos vor ihr zu hocken, mich benutzen zu lassen wie Vieh.
Aber ich war zu schwach, um mich ihr zu entziehen oder mich zu wehren. Außerdem würde es die gesamte Prozedur nur in die Länge ziehen.
Keine Ahnung, ob sie mich wegen meiner Abweisung bestrafte, aber sie trank deutlich länger als sonst. Nahm sich mehr, als sie sollte. Zumindest, wenn ihr etwas daran lag, dass ich weiterlebte.
Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen und ich wankte im Sitzen. Erst als ich zur Seite kippte und mich im letzten Moment abfing, ließ sie von mir ab.
Mit einem lasziven Stöhnen wischte sie sich über den Mund und legte sich auf den Rücken. Rekelte sich genussvoll auf dem kalten, dreckigen Boden. Angewidert zog ich mich in den hintersten Winkel meines Käfigs zurück und presste den Arm gegen meinen Körper. Auch diese Wunde schloss sich bereits wieder und es würde nur eine weitere Narbe zurückbleiben.
Nach kurzer Zeit richtete sich die Hexe wankend auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Ein träges Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie war betrunken. Betrunken von der Magie, die sich in meinem Blut befand und sie in einen Rausch versetzte. Wie eine Droge. Ich war die Droge.
»Bis zum nächsten Mal, mein köstlicher Schmied«, nuschelte sie und drehte sich um.
Die Erleichterung über ihr Verschwinden verpuffte schlagartig, als ich erkannte, dass sie etwas vergessen hatte.
»Was ist mit meinem Essen?«, rief ich ihr undeutlich nach, denn sie war die wenigen Treppenstufen bereits nach oben gegangen. Vor der Gittertür blieb sie stehen und wandte sich mir zu.
»Ups, habe ich wohl vergessen.« Sie kicherte wie ein kleines Mädchen, wankte noch immer leicht.
»Vergessen?«, grollte ich. »Ich brauche –«
»Ich bringe es dir später vorbei«, unterbrach sie mich und löschte mit einem Wink die Fackeln.
»Später?« Ich schluckte die Trockenheit in meiner Kehle hinunter. »Wann ist später?«
Hastig kroch ich vor und griff nach den Eisenstangen des Käfigs.
»Wann ist später?!«
Doch die Hexe war bereits verschwunden.
Betäubt starrte ich auf die geschlossene Gittertür, lauschte den leiser werdenden Schritten.
Vertraue niemandem, Sloan.
Eine warme, liebevolle Stimme hallte mahnend durch meinen Kopf.
Jetzt konnte ich selbst darauf nicht mehr vertrauen? Auf mein verficktes Essen einmal die Woche?
»Fuck!«
Ich rammte meine Faust gegen das Metall. Immer und immer wieder, bis meine Haut aufriss, Blut meine Knöchel hinabtropfte und mich die Kräfte verließen. Schwindel erfasste mich und ich brach keuchend zusammen. Mein Gesicht landete auf dem kalten, feuchten Boden. Mein Puls rauschte laut in meinen Ohren.
Etwas Kleines, Spitzes bohrte sich in meine Wange, doch ich hatte keine Kraft mehr, mich zu bewegen. Stattdessen verknotete der brennende Zorn meinen Magen und verstärkte den Hungerschmerz nur noch weiter.
Dieses dreckige Miststück!
Ich konzentrierte mich auf das Feuer in mir, fütterte es weiter, bis die Hitze zu meinem Herz gelangte und es wärmte, es am Leben hielt.
Und während ich mir vorstellte, all den widerlichen Hexen die Kehlen aufzuschlitzen und in ihrem Blut zu baden, holte mich die Erschöpfung ein und zog mich in einen dunklen, traumlosen Schlaf.
Ein lauter Schrei riss mich aus der Dunkelheit. Ich fuhr hoch und rieb mir über die verklebten Augen. Es war dunkler als sonst in meinem Verlies, was mir verriet, dass es Nacht war. Wieder ein Schrei, gefolgt von einem lauten Knall, der in meinen Knochen vibrierte.
Nervosität kribbelte dumpf in meiner Brust, vertrieb die Erschöpfung und ich lauschte mit angehaltenem Atem auf weitere Geräusche.
Jemand lachte und sagte etwas. Ein Mann. Laute Schritte näherten sich. Es waren mehrere Personen. Das schwache Licht einer Taschenlampe wanderte unruhig im Gang hinter der Tür hin und her. Mein Puls schoss in die Höhe und ich wartete darauf, herauszufinden, was das für Leute waren.
Vielleicht … In mir entzündete sich ein Funke. Ein einzelnes Gefühl, gegen das ich mich instinktiv wehrte.
Vielleicht waren es Jäger. Ausgebildete Kämpfer, in deren Blut eine Magie floss, die ihre Körper robuster und widerstandsfähiger gegenüber Zauber machte. Sie standen zwischen den Hexen und Menschen, schützten das schwächere Volk.
Einst hatten sie auch mein Volk beschützt.
Ein Schatten lief an der Gittertür vorbei. Bevor ich ihm nachrufen konnte, tauchte eine zweite, breitgebaute Gestalt auf und blieb genau davor stehen. Sie rüttelte an der verschlossenen Tür.
»Kathy, schau mal, ob das Mistvieh irgendwo einen Schlüssel bei sich hat.«
Meine Muskeln waren zum Zerreißen gespannt.
Kurze Zeit später erklang das vertraute Klimpern des Schlüsselbundes und mit einem Quietschen öffnete sich die Tür. Der Schein einer Taschenlampe tanzte durch den Raum.
Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber mein Hals war zu trocken. Ich bekam kein Wort heraus.
»Das sieht aus wie ein Kerker«, sagte eine helle, ängstliche Stimme.
Ein Mann kam die Treppe hinunter. »Das sieht nicht nur so aus.«
Die kleinere Gestalt, eine Frau, stockte mitten in der Bewegung.
»Äh, David.« Sie deutete in meine Richtung. »Da ist jemand.«
Der Mann, David, schwenkte die Taschenlampe und blendete mich, sodass ich das Gesicht abwenden musste.
»Fuck!«, fluchte er.
Holt mich hier endlich raus, dachte ich innerlich und leckte mir über die trockenen, rissigen Lippen.
»Hey du«, rief die Frau leise. »Alles klar bei dir?«
Ich zog mir die Kapuze meines verdreckten Hoodies ein Stück über die Augen, um sie vor der Helligkeit abzuschirmen.
»Was für eine bescheuerte Frage«, murmelte sie. Beide näherten sich meinem Käfig. »Natürlich ist nichts klar.«
»Jetzt wissen wir immerhin, warum die Hexe immer wieder zu dieser Ruine gekommen ist.«
Der Mann verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich interessiert.
Er war ein großer, muskelbepackter Kerl mit harten Gesichtszügen und kurzrasierten Haaren. Der verzierte Griff eines Schwertes ragte hinter seinem Rücken hervor. Die Parierstange in Form von gebogenen Flügeln, die die Hand schützte, verriet mir, dass sie tatsächlich Jäger waren. Doch etwas an seinem Blick dämpfte meine Euphorie.
Die Frau, die sich vor den Käfig hockte, wirkte im Gegensatz zu ihm wie eine kleine, zarte Fee. Die blonden Haare zu einem langen Zopf geflochten musterte sie mich besorgt.
Ihr Blick fiel auf die Fessel an meinem Fußgelenk und sie verzog mitfühlend das Gesicht.
»Du Armer«, murmelte sie und suchte an dem Schlüsselbund nach dem passenden Schlüssel.
Als sie die Käfigtür aufschloss, tauchte hinter David ein weiterer Mann auf.
Hochgewachsen, blass, mit langen, gelockten Haaren, die er zu einem Zopf zusammengebunden hatte.
»Habt ihr etwas gefunden?« Lässig kam er die Treppe nach unten und hielt dabei etwas Großes, Rundes in den Händen. Als er neben David zum Stehen kam, erkannte ich, was es war.
Der Kopf der Hexe. Aus dem Halsstumpf tropfte noch das Blut, während die goldenen Reptilienaugen ins Leere starrten. Ihr Mund stand leicht offen und die vollen Lippen waren bläulich angelaufen.
Dieser Anblick hätte mich schockieren müssen, doch da war nur Genugtuung und eine Spur Erleichterung, dass dieses Miststück endlich tot war.
Derweil hantierte die Frau an meiner Fessel und löste sie schließlich.
»Warum zur Hölle hat sie sich hier einen Kerl gehalten?«, fragte der Lockenkopf.
Alle drei starrten mich an. Ohne dass ich verstand, warum, spannten sich meine Muskeln an und ich zog instinktiv die Kapuze tiefer in mein Gesicht.
Vertraue niemandem, Sloan.
»Na kommt, lasst uns verschwinden.« David drehte sich um, der Lockenkopf folgte ihm.
Zögernd erhob sich die Frau. »Wir können ihn doch nicht einfach zurücklassen.«
»Dieser versiffte Kerl kommt ganz sicher nicht in mein Auto. Die nächste Stadt ist eine halbe Stunde von hier entfernt, der soll bis dahin laufen und sich selbst kümmern.«
Trotz der herzlosen Worte stimmte ich ihm zu. Ich würde mich um mich selbst kümmern. Ich brauchte ihre Hilfe nicht. Langsam kroch ich aus der Tür und zog mich an dem Käfig nach oben. Die Welt wankte und ich hielt mich nur mit Mühe aufrecht.
»Schaut ihn doch an, der kann kaum stehen!«
Seufzend drehten sich die beiden Männer zu mir um.
»Ich komme klar«, sagte ich rau. »Danke für die Befreiung.«
»Siehst du, der kommt klar.«
Finger fuhren sanft über meine Wange. Instinktiv wich ich zurück.
»Sicher?«, fragte die Frau und ihre Hand folgte mir. Ich schlug sie grob zur Seite. Doch dabei rutschte meine Kapuze ein Stück nach oben.
Unsere Blicke trafen sich und mit einem Mal weiteten sich ihre Augen, was meinen Puls in die Höhe trieb.
Erschrocken holte sie Luft. »Mein Gott!«
»Was ist?«, fragte David genervt.
Sie deutete auf mich und die feinen Härchen in meinem Nacken stellten sich auf.
»Ihr könnt ruhig gehen«, versicherte ich ihnen und betete, dass sie endlich verschwanden.
»Er ist ein Schmied«, stieß Kathy ehrfürchtig hervor.
Shit!
Ich schob sie unsanft beiseite und ging auf wackeligen Beinen an ihr vorbei, doch die beiden Männer stellten sich mir in den Weg.
»Was soll der Scheiß?«
Der Lockenkopf packte mich am Arm, während David mir mit einem Ruck die Kapuze vollends vom Kopf zog. Mein Körper war zu schwach, ich konnte mich nicht wehren, als er mein Kinn grob umfasste und mich zwang, ihn anzusehen.
Er war einen halben Kopf kleiner als ich, was ihn nicht davon abhielt, mich abschätzig zu mustern.
Seine Finger brannten auf meiner Haut und sein nach Zigarettenrauch und Bier stinkender Atem ekelte mich an.
»Hm.« Sein Blick wechselte zwischen meinen Haaren und meinen Augen hin und her.
»Die Schmiede wurden vor Jahrzehnten ausgerottet«, bemerkte der Lockenkopf.
Kathy schlang die Arme um sich und nickte in meine Richtung. »Na anscheinend nicht alle.«
»Die Frage ist, ob er die Magie seines Volkes beherrscht.« Davids Griff verstärkte sich, sodass ich das Gesicht verzog. Endlich war ich aus diesem verfluchten Käfig raus und trotzdem konnte ich nicht gehen. Musste mich von diesem Idioten so herablassend behandeln lassen, als wäre ich nichts weiter als ein streunender Hund.
»Bist du in der Lage, Waffen zu schmieden?«, fragte er.
»Nein«, brachte ich grollend hervor. »Ich habe es nie gelernt.«
»Also ist er nutzlos«, sagte der Lockenkopf genervt. »Lasst uns endlich verschwinden.«
Doch David starrte mich noch immer an. »Warum hat die Hexe dich gefangen gehalten und nicht getötet?«
Vertraue niemandem, Sloan.
»Ich weiß es nicht.«
»Lüg mich nicht an!«
Ich starrte dem Jäger fest in die Augen. »Ich weiß es nicht.«
Er holte etwas aus seiner Hosentasche und einen Moment später blitzte eine kleine, scharfe Klinge im Licht der Taschenlampen auf.
Er hielt mir das Messer nah vor das Gesicht, aber der Anblick einer Klinge hatte schon vor langer Zeit seinen Schrecken verloren.
»Was tust du da?« Katys Stimme klang entsetzt.
»Es heißt«, begann er, »dass Schmiede die legendären Hexenwaffen mit Blut und Schweiß hergestellt hätten. Und ich weiß, dass das nicht nur so dahingesagt wird.«
Ich presste die Zähne zusammen und schielte zu dem Messer, das ebenfalls ein kleines Parierelement mit Flügeln besaß und sich langsam meiner Wange näherte.
Das Metall war rau und abgenutzt. Der Glanz längst verflogen, genau wie die Magie darin.
David zog die Klinge über meine Haut, schnitt tief genug, dass es schmerzte. Warmes Blut lief kitzelnd über meine Wange. Er fing es mit der Klinge auf und beinahe sofort leuchtete sie genau neben meinem Gesicht auf und blendete mich.
»Verdammt«, stieß der Lockenkopf aus. »Was zur Hölle passiert da?«
David ließ mich los. Meine Beine knickten weg und ich sank auf die Knie. Von unten sah ich, wie er das Messer in die Höhe hielt. Die Klinge pulsierte in einem grellen Licht, das langsam schwächer wurde, bis es gänzlich verschwand. Lediglich die geschwungenen Linien am Griff leuchteten noch schwach.
»David?«, fragte Kathy unsicher. Sie sah zwischen mir und dem Schwert hin und her.
»Scheiße, ihr kennt euch auch gar nicht aus, oder?«
»Wir töten Hexen und bekommen Geld dafür«, grummelte der Lockenkopf. »Was muss ich da großartig wissen? Außer was der perfekte Winkel ist, um ihnen die Köpfe abzuschlagen.«
Er wirkte zunehmend genervt, den Kopf der Hexe noch immer in seiner Hand. Da ich kniete, hing er genau auf Augenhöhe mit mir und ich hatte das Gefühl, dass mich die toten Augen verhöhnten. Dafür, dass ich tatsächlich Hoffnung verspürt hatte.
»Vielleicht, dass ein normales Schwert niemals in der Lage wäre, ihnen den Hals zu durchtrennen«, entgegnete David gereizt und drehte sich zu ihm um. »Es ist auch nicht in der Lage, Zauber abzuwehren.«
Sie standen genau vor mir und achteten in diesem Moment nicht auf mich. Doch ich hatte keine Chance, mich heimlich an ihnen vorbeizuschleichen. Mein Blick fiel auf das Schwert, das David in einer Scheide hinter seinem Rücken trug. Kurz drängte mich mein Körper dazu, mir die Waffe zu schnappen. Doch ich musste realistisch bleiben. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, wie sollte ich diesem Kerl seine Waffe entwenden und dann noch kämpfen?
Verdammt, ich konnte vorerst nichts tun, nur abwarten, was sie mit mir vorhatten. Schlimmer als dieses Verlies konnte es nicht werden, oder?
»Okay, und was bedeutet das jetzt genau?«, fragte Kathy irritiert.
Langsam kämpfte ich mich hoch, keiner der drei achtete auf mich.
David schüttelte genervt den Kopf. »Haben deine Leute denn überhaupt nichts beim Orden gelernt?«
Sie zog die Schultern hoch, das Gesicht gerötet. »Nein, was glaubst du, warum ich da aufgehört habe?«
David seufzte. »Die Waffen, die wir für die Hexenjagd benutzen, wurden von Schmieden hergestellt, die in der Lage waren, die Magie in ihrem Blut darauf zu übertragen. Nur dank dieser Magie können wir Hexen verletzen. Doch je öfter ein Schwert benutzt wird, desto schneller baut sich die Magie ab, bis es nur noch eine einfache Klinge und somit nutzlos für uns ist.«
Kurz herrschte ein nachdenkliches Schweigen. Ich lehnte mittlerweile an dem Käfig. Verschränkte die Arme, um das Zittern der Erschöpfung zu verbergen.
»Moment«, sagte Kathy schließlich. »Das Blut von diesem Kerl hat die Klinge zum Leuchten gebracht. Heißt das …«
Alle drei drehten sich zu mir.
Ich hob eine Augenbraue, hoffte, dass die Geschichtsstunde bald ein Ende fand. Ich war müde.
David grinste mich an und in seinen Augen lag eine Gier, die ich nur allzu gut von den Hexen kannte. Nur dass es für ihn einen anderen Grund gab. Mein Blick zuckte zu dem Treppenaufgang schräg hinter ihnen. Vielleicht sollte ich doch fliehen.
»Er kann die Waffen wieder aufladen.«
»David!«, entfuhr es dem Lockenkopf aufgeregt. »Wir haben eine ganze Truhe voll alter Schwerter.«
Davids Grinsen wurde noch breiter. »Jap.«
Jetzt oder nie.
Ruckartig stürzte ich vor und rammte Kathy wie ein Footballspieler zur Seite. Sie schrie erschrocken auf und ich stolperte zur Treppe.
Mein gesamter Körper protestierte gegen die plötzliche Belastung. Ich erreichte die erste Stufe – mit einem heftigen Ruck riss mich jemand am Kragen zurück. Ich verlor das Gleichgewicht und knallte auf den Boden. Mein Kopf donnerte auf den Stein. Sterne explodierten vor meinen Augen und ein Klingeln schrillte in meinen Ohren. Nur einen Herzschlag später hockte David über mir und hielt mir die Spitze des Messers unter das Kinn.
Schwer atmend und mit pochendem Kopf starrte ich ihm in die kalten braunen Augen.
»Wohin so eilig?«
»Hab’ noch was vor«, stieß ich atemlos hervor.
»Sorry, Kumpel. Aber du bleibst schön bei uns.«
Das Gesicht vom Lockenkopf tauchte über mir auf, genau wie das von Kathy. In den Moment wollte ich nichts sehnlicher, als zurück in den stinkenden Käfig zu kriechen. Denn ich befürchtete, dass mir etwas deutlich Schlimmeres bevorstand.
»Und jetzt«, er hob das Messer, »gönn dir eine Mütze Schlaf, Schmied.«
Der Griff knallte gegen meine Schläfe und schickte mich in ein dunkles, trostloses Nichts.
Kaltes Nass prasselte auf mich ein. Erschrocken keuchte ich auf und blinzelte gegen das Wasser an, dass mir unaufhörlich in die Augen floss. Ich wischte mir über das Gesicht, kämpfte mich irritiert hoch, rutsche dabei aber auf der glatten Oberfläche aus. Mit dem Ellenbogen stieß ich schmerzhaft gegen etwas Hartes.
Das kalte Wasser trommelte schonungslos weiter auf meinen Körper. Meinen nackten Körper, wie mir bewusst wurde.
»Wasch dich. Du stinkst.«
Desorientiert sah ich mich um. Spuckte aus und erkannte, dass ich mich in einem großen Badezimmer befand und in einer schmalen Wanne stand. Die Brause über mir wusch gewissenhaft Dreck und Blutrückstände von meinem Körper, während mich David mit verschränkten Armen beobachtete. Er stand vor einer weißen Holztür gegenüber von mir.
»Was soll der Scheiß?«, nuschelte ich, noch immer verwirrt von dem plötzlichen Ortswechsel. Doch mein pochender Kopf erinnerte mich daran, warum ich nichts davon mitbekommen hatte.
Der Scheißkerl hatte mich ausgeknockt.
In diesem Moment gelang es mir nicht, meine emotionslose Maske aufrechtzuerhalten, und ich starrte ihn mit gebleckten Zähnen an.
Er stand wie ein Wachposten vor der geschlossenen Tür und musterte mich genervt.
»Ich sag es nicht noch einmal, Schmied.«
Trotz der Drohung in seiner Stimme lag mir eine patzige Antwort auf der Zunge. Doch ich beließ es bei einem giftigen Blick in seine Richtung. Die Vergangenheit hatte mich gelehrt, dass es klüger war, den Mund zu halten. Außerdem wollte ich selbst nichts sehnlicher, als den Dreck der letzten Monate, die ich im Verlies der Hexe verbringen musste, von meinem Körper zu waschen.
Auch wenn es verdammt demütigend war, dabei von David beobachtet zu werden. Ich drängte die Wut mühsam zurück hinter die Mauer und konzentrierte mich auf die einfache Aufgabe, mich zu säubern.
Meine Hände zitterten, als ich nach einer Flasche Duschgel griff. Gründlich schrubbte ich meinen lädierten Körper ab. Ich hatte beinahe vergessen, wie viele Narben ihn bedeckten. Hunderte feine, blasse Linien, die auf meiner von Natur aus leicht gebräunten Haut noch besser zu sehen waren. Kurze, lange, gerade, gebogene. Sie zierten hauptsächlich meine Arme und die Handgelenke, da es dort am einfachsten war, an mein Blut zu gelangen. Doch in den letzten zehn Jahren hatte es auch zwei Hexen gegeben, die es unterhaltsamer fanden, mir Schreie zu entlocken, als mein Blut zu trinken. Rache hatten sie es genannt. Rache für etwas, für das sie mein Volk schon vor Jahren bestraft und ausgerottet hatten. Rache für etwas, das mein Volk getan hatte, um die Menschheit vor ihnen zu schützen, und das, noch bevor überhaupt meine Eltern geboren worden waren.
Und diese Narben waren nicht dünn. Nein, sie hoben sich deutlich von den anderen ab, damit ich diese beiden Hexen auch niemals vergessen würde.
Ich rieb grob darüber, als könnte ich sie und die Erinnerungen einfach fortwaschen. Es gelang mir nicht.
Als der letzte Schaum aus meinen Haaren tropfte, stellte ich das Wasser ab und schlang mir die Arme um den Körper.
»Zufrieden?«
David hob eine Augenbraue, bevor er ein Handtuch von einem Haken an der Wand riss und es mir zuwarf. Hastig wickelte ich mich darin ein und stieg aus der Wanne.
Auf dem Klodeckel rechts von mir entdeckte ich zu meiner Erleichterung einen Stapel Kleidung. Allerdings auch die Eisenkette aus dem Verlies.
»Was habt ihr mit mir vor?« Ohne ihn aus den Augen zu lassen, trocknete ich mich ab.
»Steht noch nicht fest«, antwortete er mir knapp.
»Ihr seid Jäger. Wir Schmiede sollten unter eurem Schutz stehen.«
David seufzte. »Die Zeiten haben sich geändert. Und so wie es aussieht, bist du eh einer der letzten Schmiede. Vielleicht sogar der Letzte.«
Der Gedanke ließ bittere Galle in mir hochsteigen.
Nachdem ich in die ausgeblichene, aber weiche Jogginghose gestiegen war und einen muffig riechenden Pullover übergestreift hatte, hob David die Eisenkette vom Boden und kam auf mich zu. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie mit dem Unterteil der Toilette verbunden war.
»Du sperrst mich hier ein.«
Er hob die Schultern. »Wir haben hier keinen Käfig wie die Hexe. Aber ich könnte einen besorgen, wenn du willst.«
»Fick dich«, platzte es aus mir heraus, was mir einen heftigen Faustschlag ins Gesicht einbrachte und mich zur Seite taumeln ließ.
Das zum Thema Mundhalten.
Ich schluckte das Blut in meinem Mund herunter und fuhr mit der Zunge über meine Zähne, froh, dass keiner von ihnen wackelte.
»Kannst’ dich mal dankbar zeigen, dass wir dich aus dem Loch geholt haben.«
Er griff nach meinem Hosenbein und riss es nach oben.
Gerade rechtzeitig stützte ich mich an der Wand ab, damit ich nicht das Gleichgewicht verlor. Dabei entdeckte ich ein Tattoo auf seinem Handrücken. Ein Flügel von einem Vogel. Ein Adler vielleicht. Es wurde von einem weiteren Tattoo mit drei Krallenspuren überdeckt.
David legte mir die Fußfessel schmerzhaft fest um meinen Knöchel und ließ mein Bein wieder fallen. Sein anderer Handrücken wies das gleiche Tattoo auf.
»Dankbar?«, zischte ich. »Wofür? Dass ihr mich aus einem Loch holt, nur um mich in ein besseres Loch zu sperren?«
Er verzog spöttisch das Gesicht. »Du hast hier ein Scheißhaus und frisches Wasser. Im Schrank müsste sogar noch eine neue Zahnbürste sein. Ich würde mich echt nicht beschweren.«
Ich biss mir auf die Innenseite der Wange, damit ich nicht wieder etwas sagte, das mir einen weiteren Schlag bescherte.
»Bau keinen Mist, Schmied. Die Wände sind dünn. Wir können alles hören, was du hier so treibst.«
Damit wandte er sich um und öffnete die Tür. Ich spähte an ihm vorbei. Erhaschte einen Blick in einen großen, offenen Raum und entdeckte einen alten, dunklen Holzboden, hohe Wände mit abblätterndem Putz. Rechts spiegelten sich flimmernde Lichter an der Wand und das Geräusch eines Fernsehers drang zu mir. Genau gegenüber vom Bad, einige Meter entfernt, starrte mich eine zerkratzte weiße Metalltür an. Aus den Jacken und Schuhen, die daneben achtlos auf den Boden lagen, schloss ich, dass es sich um die Eingangstür handelte.
Der rettende Ausweg, keine zehn Meter von mir entfernt.
David schnitt mich von dem Anblick ab, indem er die Tür schloss, und ließ mich allein in dem kahlen, fensterlosen Badezimmer zurück. Kurz stand ich einfach nur da und bemühte mich erneut, den brüllenden Zorn zurückzudrängen.
Ich atmete einige Mal ein und aus, bevor ich mich in meinem neuen Gefängnis umsah.
Pro: ein Klo, ein Waschbecken, Handtücher, Spiegel, keine Ratten
Contra: kein Fenster, kalter, harter Boden, ungemütliches und unpersönliches Ambiente, magere Ausstattung, kein Fernseher
Ich ging zu dem kleinen Spiegelschrank, wodurch die Kette klirrend über den Boden schleifte. Ich öffnete ihn und fand tatsächlich eine Zahnbürste, Zahnpasta, eine Haarbürste und ein Stück abgepackte Seife darin. Also definitiv eine Verbesserung zu den bisherigen Unterkünften, die ich unfreiwillig behausen musste. Jedoch kein Vergleich zu meinem Zimmer bei dem alten Hexer. Der Einzige, der mich gut behandelt hatte, bis ihm eine rothaarige Hexe das Herz durchstochen und mich mitgenommen hatte.
Ich nutzte die Möglichkeit, mir die Zähne zu putzen, und versuchte sogar, meine silbergrauen, noch leicht feuchten Haare zu bändigen. Sie waren so lang geworden, dass sie sich bereits leicht wellten. Ich fuhr mit der Hand hindurch, strich sie nach hinten. Meine Finger blieben unbewegt zwischen den Strähnen vergraben, während ich darum kämpfte, die Erinnerung daran zurückzudrängen, als sie nur wenige Millimeter lang gewesen waren. Nie hätte ich gedacht, wie demütigend es sich anfühlte, wenn man gegen seinen Willen die Haare abrasiert bekam.
Ich schloss kurz die Augen und atmete tief ein. Dann hob ich die Lider und blickte geradewegs in die hellen silbergrauen Augen, die es mir, gemeinsam mit den Haaren, unmöglich machten, meine Herkunft zu verbergen.
Seufzend blickte ich meinem Spiegelbild entgegen, fuhr über die aufgeplatzte Lippe und die kleine, frische Narbe auf meiner Wange, die ich David zu verdanken hatte. Ein schmaler geröteter Strich, der morgen bereits verblasst sein würde und sich zu den anderen feinen Linien in meinem Gesicht gesellen würde.
Nachdem ich mir mit drei Handtüchern ein provisorisches Bett hergerichtet hatte, setzte ich mich darauf und lehnte mich gegen die kühle Wand. Während ich den Stimmen hinter der Tür lauschte und auf das nächste Grauen wartete, schob ich all meine Gefühle und Gedanken hinter die Mauer und ließ mich von dem Nichts, das zurückblieb, davontreiben.
»Hey, Schmied.«
Ein grober Tritt gegen meine Beine holte mich zurück und ich sah blinzelnd zu David auf, der jedoch nicht der Einzige im Raum war.
Hinter ihm ragten noch drei weitere Männer und eine Frau auf. Davon kannte ich lediglich den Lockenkopf, der Rest war mir fremd.
Sie alle musterten mich, als wäre ich ein noch unerforschtes Insekt. Ich war zu müde für den Scheiß.
»Wie läuft das jetzt mit deinem Blut?«, fragte er ohne Umschweife. »Braucht es Hautkontakt, damit die Waffen aufgeladen werden?«
Ich leckte mir über die trockenen Lippen. »Nein, sie müssen nur mit meinem Blut in Berührung kommen.«
»Ändert sich etwas, wenn man mehr oder weniger Blut nimmt?«
»Das weiß ich nicht.«
»Du bist ein Schmied«, fuhr einer der fremden Männer dazwischen. Er hatte einen rötlichen Vollbart und eine Glatze. Wirkte jedoch nicht viel älter als ich. »Warum weißt du das nicht?«
Ich legte den Kopf schief und begegnete seinem verächtlichen Blick. »Weil ich nie die Chance hatte, ausgebildet zu werden.«
»Dann experimentieren wir einfach.« Die Frau verschränkte ihre Hände auf dem Kopf.
Experimentieren.
Ein unangenehmer Schauer jagte meinen Rücken hinab. Ich dehnte meinen Nacken, um ihn loszuwerden.
David nickte dem Lockenkopf zu, der aus dem Badezimmer verschwand. Ich hörte das Klappern von Metall und war nicht überrascht, als er mit einem Haufen alter Schwerter auf dem Arm zurückkam. Die Frau half ihm, die Waffen nach und nach in die Badewanne zu legen.
Sie alle waren von meinem Volk geschmiedet worden. Das verriet die typische Parierstange am Schwertgriff in Form von nach vorne gebogenen Falkenflügeln. Es waren einst mächtige Hexenwaffen, doch nun fehlte ihnen nicht nur ihr Glanz, sondern auch ihre Magie. Ich fühlte es. Die Leere in ihnen.
Ich wusste, was die Jäger vorhatten, und kämpfte mich ächzend nach oben. Der Raum drehte sich kurz.
Die Männer zuckten bei meiner Bewegung zurück und einer hielt drohend eine kleine Stichwaffe in meine Richtung. Ich musterte ihn abschätzig, bevor ich mich vor die Badewanne kniete und meinen Arm ausstreckte.
Ein angespanntes Schweigen füllte den Raum. Ich legte den anderen Arm auf den Rand der Wanne und bettete meinen Kopf darauf.
»Lasst es uns hinter uns bringen«, murmelte ich genervt in den Stoff des Ärmels.
Hoffentlich beeilten die Idioten sich. Mein Kopf pochte und ich wollte nur noch schlafen.
»Keine Gegenwehr?«
Ohne den Lockenkopf anzusehen, sagte ich: »Was würde das bringen? Ihr werdet mich so oder so dazu zwingen. Warum soll ich mich wehren und das Ganze nur unnötig in die Länge ziehen?«
Irgendjemand gab ein zustimmendes Geräusch von sich, dann spürte ich die vertraute Schärfe einer Klinge auf meiner Haut. Brennender Schmerz, gefolgt von einer rauen Hand, die meinen Arm packte.
»Bin ich die Einzige, die es einfach falsch findet, ihn so zu benutzen?«
Kathy. Eine leise Stimme weiter hinten. Niemand reagierte auf sie. Aber was sollten sie auch antworten? Natürlich war es falsch. Aber das interessierte keinen.
In meinem Augenwinkel leuchteten die Schwerter grell auf.
»Krass!«
Mein Arm wurde losgelassen. Ich richtete mich auf, aber jemand drückte mich am Genick wieder nach unten. Ich stieß ein warnendes Grollen aus. Stemmte mich dagegen, doch der Griff war überraschend stark. Oder mir fehlten einfach Kraft und das Essen, das mir die tote Hexe noch schuldete.
Wahrscheinlich hatten die Jäger sie erwischt, als sie es mir bringen wollte.
Toll.
Schnaufend ließ ich meinen Atem entweichen.
»Holt noch eine Ladung«, befahl David. Er war es, der mich niederdrückte. Ich presste die Zähne zusammen. Wie ich es hasste, so wehrlos zu sein.
»Ihr solltet aufpassen«, sagte ich mit rauer Stimme. »Wenn ich ausblute, könnt ihr mich nicht mehr benutzen.«
Das letzte Wort spuckte ich förmlich aus.
»Er hat recht«, sagte Kathy. »Er ist in einer schlechten Verfassung. Wir sollten ihn ein paar Tage in Ruhe lassen.«
»Ein bisschen können wir ihm schon noch abzapfen.«
Schon kamen die nächsten Schwerter und erneut wurde mein Arm aufgeschlitzt, da sich die andere Wunde bereits geschlossen hatte. Sie melkten mich wie eine verdammte Kuh und ich konnte nichts dagegen tun. In meinem Magen brannte es. Und das war nicht der Hunger.
Als sie mir zum dritten Mal die Haut durchschnitten, tanzten die ersten schwarzen Flecken vor meinen Augen.
»Zu viel«, nuschelte ich schwerfällig. Mein Arm rutschte von dem Rand der Wanne und ich stieß mit der Stirn dagegen.
Der Griff um mein Handgelenk löste sich, genau wie Davids Finger um meinen Nacken. Mein Körper glitt zu Boden.
»Shit.«
Ich kämpfte gegen die Müdigkeit an, obwohl ich mir nichts sehnlicher wünschte, als in die Dunkelheit zu gleiten. Aber die Anwesenheit der Jäger hielt mich davon ab.
»Er hat euch gewarnt!«, rief Kathy aufgebracht und ich sah verschwommen, wie sie sich neben meinen Kopf kniete.
Warme, weiche Hände strichen mir über die Stirn und ich schloss bei der ungewohnt sanften Berührung die Augen. Hasste und genoss das Gefühl zugleich. Ich sog den Trost, den sie mir schenkte, auf wie ein vertrockneter Schwamm. Meine Seele schrie nach Zuwendung, verlangte danach. Selbst wenn darauf meist der Schmerz folgte.
»Er ist ganz kalt.«
Ihre Wärme verschwand und plötzlich spürte ich die Kälte auch. Nachdem die anderen die Schwerter aus der Wanne geholt hatten, verließen sie das Badezimmer.
Die Dunkelheit streckte ihre Hände nach mir aus, doch bevor ich mich zu ihr legen konnte, kam Kathy zurück.
»Kannst du dich aufsetzen?«
Blinzelnd sah ich die beiden Kathys an, die mich besorgt musterten.
»Du musst etwas trinken.« Sie zog an meinen Armen, doch ich war zu schwer. Matt hob ich eine Hand und rieb mir über die Augen und aus zwei Kathys wurde wieder eine.
Sie hielt ein Glas mit Orangensaft in der Hand und der Anblick genügte, dass ich mich ächzend hochkämpfte.
Mit zittrigen Fingern nahm ich es entgegen und zwang mich, es in ruhigen, langsamen Zügen zu trinken.
»O Gott, ich dachte schon, du stirbst.«
Ich gab ihr das leere Glas zurück. »Wenn es so schnell gehen würde«, murmelte ich, »wäre ich längst tot.« Ich nahm einen tiefen Atemzug. »Mein Körper kann mehr verkraften als der von gewöhnlichen Menschen.«
»Liegt es an dem … was du bist?«
Ich lehnte mich nach hinten gegen die Badewanne und schloss die Augen.
»Mein Volk hat mithilfe seines eigenen Blutes mächtige Waffen geschmiedet. Die Magie darin stärkt nicht nur das Metall, sondern auch unsere Körper.«
Kathy schwieg so lange, dass ich bereits dachte, sie sei wieder gegangen, doch als ich die Augen öffnete, saß sie noch an derselben Stelle und fummelte an einem losen Faden ihres Ärmels herum.
»Es tut mir leid, dass du hier eingesperrt wirst und …« Sie zögerte.
»Benutzt wirst«, beendete ich ihren Satz. »Ich bin nichts anderes gewohnt.«
»Trotzdem ist es nicht richtig«, sagte sie eindringlich.
»Nein, ist es nicht.«
Ich musterte sie nachdenklich. Der Saft hatte mir neue Energie geschenkt. Witzig, wie wenig mein Körper nur brauchte, um wieder halbwegs zu funktionieren.
Kathy wirkte unsicher. Sie schien nicht glücklich über meine Lage zu sein.
»Es ist hart da draußen«, sagte sie leise, und da ich in letzter Zeit kaum etwas von der normalen Welt mitbekommen hatte, spitzte ich interessiert die Ohren.
»Es gibt so viele Hexen. Sie werden immer skrupelloser, streben nach Macht und führen ihre eigenen kleinen Kriege untereinander. Dabei kommen viele Unschuldige zu Schaden. Zeitgleich gibt es immer weniger Jäger und noch weniger aktive Waffen, mit denen wir die Hexen töten können. Manchmal gehen wir statt Hexen Waffen suchen. Es ist wirklich schwierig.« Sie kaute auf ihrer Unterlippe. »Ich kann David verstehen. Dein Blut ist überlebenswichtig, aber –«
»Kathy, komm jetzt raus da«, rief der Lockenkopf. Sie zuckte zusammen und sah mich entschuldigend an.
»Schon gut«, sagte ich und stemmte mich auf meine Beine. »Ich muss sowieso etwas schlafen.«
»Ich bringe dir noch etwas zu essen.« Mit Blick auf mein provisorisches Bett fügte sie hinzu: »Und noch ein Kissen.«
Sie stand auf und verließ den Raum. Ich starrte auf die geschlossene Tür und dachte über ihre Worte nach. Auch ich konnte David verstehen, aber hier ging es um mein Leben. Mein Blut. Niemand hatte das Recht, über mich zu bestimmen. Ich war schon zu lange ein Gefangener. Auch wenn ich jetzt bei den Guten war, mein Blut nicht mehr die Hexen berauschte, sondern die Waffen der Jäger stärkte, wurde ich dennoch weiter wie ein Sklave gehalten. Auch nach mehr als zehn Jahren wollte ich dieses Schicksal nicht akzeptieren.
Ich ballte die Hände zu Fäusten.
Ich würde entkommen. Irgendwann. Und gerade standen die Chancen so gut wie noch nie.
Meine Gedanken wanderten zu Kathy. Sie hatte Respekt, wenn nicht sogar Angst vor den anderen Jägern und schien nicht viel Mitspracherecht zu haben.
Und trotzdem konnte sie meine Rettung sein. Nicht nur, dass sie für mich sorgte. Sie hatte Mitleid. Etwas, das ich nutzen konnte. Zum einen, um meine Situation erträglicher zu machen, zum anderen um zu fliehen.
Durch das regelmäßige Essen und Trinken in den darauffolgenden Tagen fühlte ich mich so erholt wie lange nicht mehr. Ich fing sogar an, meinen Körper zu trainieren. Liegestütze. Sit-ups. Kniebeugen. Ich musste meine Muskeln wieder aufbauen, fit werden, falls sich mir eine Chance zur Flucht bot.
Allerdings bemerkten auch die Jäger schnell, dass der Blutverlust mir nicht so viel ausmachte, wie er sollte, sodass sie mir immer mehr abnahmen.
Nachdem all ihre Waffen wieder mit Magie aufgeladen waren, füllten sie die rote Flüssigkeit in leere Einmachgläser. Durch die gelegentlichen Gesprächsfetzen, die ich mitbekam, wusste ich, dass sie mein Blut verkauften.
Jede Nacht zog die Gruppe los und jagte Hexen oder suchte nach Waffen, die sie wieder aufladen und ebenfalls verkaufen konnten.
Ich war von einem nützlichen Gegenstand zu einer verdammten Einnahmequelle geworden.
Zu meinem Bedauern war ich nie ganz allein. Und erst recht nicht mit Kathy. Hinzu kam, dass sie kaum noch mit mir sprach. Ich befürchtete, dass die anderen ahnten, welches Risiko sie darstellte, und sie mit Absicht von mir fernhielten.
Meine Kette reichte bis kurz vor die Badezimmertür, die jedoch immer verschlossen war. Nur einmal hatten sie es vergessen. In der Nacht, als sie wieder unterwegs waren, hatte ich sie geöffnet und in einen offenen Wohn- und Essbereich geblickt, der eine langweilige Normalität ausstrahlte, nach der ich mich so schmerzhaft sehnte.
Ein abgenutztes Sofa, Esstisch, kleine Kochnische und weitere Türen, die von dem großen Raum abgingen, hinter denen sich wahrscheinlich die Zimmer der anderen verbargen.
All das lag nur einen Schritt von mir entfernt und doch war es unerreichbar für mich. Genau wie die Haustür, die mir provokant entgegengeblickt hatte.
Eines Abends, während die anderen hinter der Tür den Fernseher laufen ließen und sich unterhielten, hörte ich etwas, dass mein Herz schneller schlagen ließ.
» … nervt. Man muss ständig aufpassen … Risiko … sie ahnen etwas.«
Ich konnte nicht heraushören, wer das sagte, aber die dunkle Stimme, die darauf antwortete, war Davids.
» … paar Tage noch … abzapfen … und dann lassen wir ihn verschwinden.«
Verschwinden …
Meine Kehle zog sich zusammen.
Shit. Das war eine verdammt schlechte Wendung der Dinge. Bisher bestand für mich nie die Gefahr, von meinen Besitzern getötet zu werden. Für die Hexen war ich zu wertvoll gewesen und ich hätte nicht gedacht, dass die Gruppe Jäger das irgendwann anders sehen würde.
Sie ahnen etwas. Wen meinten sie damit? Die Hexen? Andere Jäger?
Unruhig wippte ich mit einem Fuß auf und ab. Ich hatte die letzten Jahre nicht so viel ertragen, nur damit irgendwelche geldgierigen Jäger meine Leiche in einen Fluss warfen.
Verdammt, was sollte ich machen? Die einzige Chance, die mir blieb, war, an eines der Schwerter zu gelangen. Auch wenn ich mit großer Wahrscheinlichkeit verlieren würde, war es nicht völlig unmöglich.
Bisher hatte ich mich mehr als kooperativ verhalten, vielleicht konnte ich sie überrumpeln.
Während ich zwanghaft versuchte, mir einen Plan zu überlegen, öffnete sich die Tür. Kathy kam mit dem Abendessen herein und stellte es schweigend vor mir auf den Boden. Bevor sie sich wieder aufrichtete, packte ich ihr Handgelenk und zog sie zu mir ran.
»Die wollen mich umbringen«, flüsterte ich.
Sie sah weg. »Ich weiß.«
»Hilf mir!«, forderte ich harsch.
»Ich kann nicht.«
Mein Griff verstärkte sich und sie riss erschrocken die Augen auf.
»Nur weil du nicht den tödlichen Stich setzt«, zischte ich, »sondern die Augen verschließt und dich abwendest, bedeutet das noch lange nicht, dass du keine Mitschuld an dem trägst, was mit mir passiert.«
Tränen sammelten sich in ihren Augen. Ich hatte kein Mitleid. Mit Nettigkeiten kam ich jetzt nicht weiter.
»Du wirst genauso für meinen Tod verantwortlich sein wie alle anderen hier.«
»Kathy!«, brüllte David.
Sie zuckte zusammen und entzog sich meinem Griff.
»Es tut mir leid.«
Ich presste die Zähne aufeinander. »Ach, fick dich doch!«
Hastig wandte sie sich ab und ließ mich wütend und frustriert zurück.
Lodernde Flammen aus reinem Hass kletterten über den Rand der Mauer, füllten meinen Geist, setzten ihn schonungslos in Brand und nahmen mir für einen kurzen Moment die Kontrolle.
Ich schnappte mir die verfluchte Schale mit der Suppe und schleuderte sie mit einem Brüllen gegen die Tür. Porzellan zerbrach und kleine Nudeln rutschten daran herunter.
Nur Sekunden später riss der Lockenkopf – Eric, wie ich erfahren hatte – die Tür auf, starrte auf die Sauerei zu seinen Füßen und dann zu mir.
»Was zur Hölle ist dein Problem?«
»Mein Problem?!« Ich bebte vor Zorn. »Lass mich mal überlegen. Vielleicht, dass ihr mich in einem beschissenen Badezimmer gefangen haltet oder dass ihr mich jeden Tag aufschlitzt und mein Blut verkauft, ohne mir was von dem verfickten Gewinn abzugeben, oder das ihr vorhabt, mich umzubringen, wenn ich euch zu unbequem werde!«
Die letzten Worte hatte ich ihm ins Gesicht gebrüllt und saß nun schwer atmend auf dem Boden.
»Die Sauerei kannst du schön selbst wegmachen«, entgegnete er unbeeindruckt von meinem Wutausbruch, was mich nur noch rasender machte.
»Du kannst mich mal! Du Scheißkerl! Ihr seid alle verfluchte Wichser und ich hoffe, ihr werdet als verkackte Silberfische wiedergeboren!«
Nun verlor ich am Ende doch noch meinen Verstand.
Eric blickte belustigt auf mich herab, was mir das letzte bisschen Kontrolle raubte. Ich sprang auf und stürzte mich auf ihn. Im letzten Moment trat er einen Schritt aus der Tür. Die Kette spannte sich, hielt mein Bein zurück und brachte mich zu Fall. Hart landete ich auf dem Boden und schlug mir das Kinn auf. Bevor ich mich aufrichtete, drückte mich etwas am Genick zu Boden. Wütend schielte ich zu Eric nach oben, der mich mit seinem Fuß fixierte.
»Was hast du mit unserem Schmied gemacht, Kathy?«, rief er aus dem Bad heraus.
»N-nichts«, entgegnete ihre dünne Stimme aus dem Wohnzimmer.
»Nichts?«
Schritte näherten sich zögernd.
»E-er wollte, dass ich ihm helfe zu fliehen.«
»Brenne, du miese Schlampe!«, brüllte ich und nutzte die schlimmste Beschimpfung, die es unter Hexen gab. Eric erhöhte den Druck und brachte mich zum Schweigen. Kathy schluchzte leise, dann eilten schnelle Schritte über den knarzenden Boden wieder davon, bevor in der Ferne eine Tür zuknallte.
Nach einem Moment der Stille sagte Eric: »Wie gesagt, langsam nervt der Kerl. Wir sollten ihn endlich loswerden. Wir haben Dutzende voll aufgeladene Waffen, mit denen wir noch so einigen Hexen den Kopf abschlagen können. Oder wir verkaufen sie an den verfluchten Orden. Wahrscheinlich bringt das mehr als das Kopfgeld einer Hexe.«
Das Sofa knarzte, als jemand aufstand.
»Jade«, rief David. »Hol mal die leeren Einmachgläser aus dem Vorratsraum.«
Als ich die Bedeutung seiner Worte verstand, rammte die Dunkelheit von innen gegen meine imaginäre Schutzmauer. Steine bröckelten hinab, öffneten ein Loch, durch das sich diese erdrückende Finsternis schlängelte. In ihr kreischte eine eiskalte Angst, die sich gierig in mir ausbreitete.
Mein Atem ging hektisch, das Herz pochte in meiner Kehle. Panisch stemmte ich mich gegen Erics Gewicht. Ohne Erfolg.
David rief die anderen beiden Männer zu sich, und ehe ich mich versah, verdrehten sie mir die Arme auf den Rücken. Ich fluchte ungehalten, während sie mich hochzogen und meinen Oberkörper über den Badewannenrand drückten.
Sie würden mich ausbluten lassen wie ein verdammtes Schwein!
Jade, die andere Frau der Gruppe, stellte mehrere große und kleine Glasbehälter in die Wanne.
»Dein kleiner Wutausbruch hat dir gerade dein frühzeitiges Ende beschert«, flüsterte Eric nah an meinem Ohr und ich hasste mich dafür, meine Gefühle und meinen Körper nicht unter Kontrolle zu haben.
Ich zitterte und atmete abgehackt, während ich mich immer wieder gegen die starken Griffe der anderen wehrte. Jemand packte mich an den Haaren, zerrte meinen Kopf in den Nacken, entblößte meine Kehle.
Im Augenwinkel blitzte eine scharfe Klinge auf. Ich sah das schwache Leuchten, das von dem verzierten Griff ausging – das Messer war magisch aufgeladen. Es würde durch meine Haut gleiten wie durch weiche Butter.
Verflucht, warum hatte ich diese verdammte Suppenschale gegen die Tür geworfen?
»Ihr könnt mich an die Hexen verkaufen«, stieß ich hastig hervor. »Sie werden viel Geld für mich zahlen.«
»Warum?«, fragte Finn, einer der anderen Männer, hinter mir.
»Sie trinken mein Blut«, presste ich hervor. »Es ist wie ein Rausch für sie und außerdem –«
»Sie werden high von deinem Blut?«
»Nicht lange, aber ja und –«
»Davon habe ich ja noch nie gehört.« David schnaubte abfällig.
»Es ist ein Geheimnis unter den Hexen. Nur wenige wissen davon, besonders weil das nicht –«
»Als ob wir mit den Hexen irgendeinen Deal eingehen«, unterbrach er mich.
Verdammt!
Ich leckte mir über die Lippen. »Denkt doch mal nach, was für Möglichkeiten euch mein Blut bietet!« Ungehalten wand ich mich in ihren Griffen, aber keiner ließ locker. »Wie viel habt ihr die letzten Tage verdient? Weitet den Handel aus.«
»Halt deine Klappe«, sagte Jade genervt und stellte weitere Gefäße in die Wanne.
»Scheiße, ihr seid Jäger. Unsere Völker hatten ein Abkommen. Ihr dürft mich nicht umbringen.«
»Dein Volk existiert nicht mehr, Schmied«, sagte David unbekümmert.
Ich presste die Zähne zusammen. Dachte fieberhaft nach.
Suchte einen Weg.
Eine Lösung.
Ich will nicht sterben!
Nicht jetzt.
Nicht wegen einer verkackten Suppenschale.
Die Klinge legte sich auf die Haut an meinem Hals – und schnitt sie auf.
Ein Klingeln hallte durch die Wohnung. Ein seltsam normales Geräusch in diesem Moment des Grauens.
Die Bewegung des Messers hielt inne.
»Erwartet einer von euch jemanden?«, fragte Jade.
Blut tropfte in das Gefäß, das unter mir in der Wanne stand.
»Ich nicht.«
»Ich auch nicht.«
»Ich habe vorhin Pizza bestellt«, sagte Eric. »Dachte schon, die kommen nicht mehr.«
Erneut klingelte es.
»Pizza-Lieferung!«, rief eine dumpfe Stimme, bevor derjenige lautstark gegen die Tür klopfte.
Genervt richtete sich David auf. »Lasst ihn nicht los.«
Ich atmete abgehakt, spürte das warme Blut an meinem Hals hinablaufen. Die Wunde war nicht tief und würde jeden Moment wieder heilen. Trotzdem war es nur ein kurzer Aufschub meines baldigen Todes.
»Und?«, rief Eric.
David öffnete die Tür.
»Überraschung!«, rief eine unbekannte Stimme, bevor es laut rumpelte. Die Jäger wirbelten herum und ließen so ruckartig von mir ab, dass ich beinahe nach vorne in die Wanne kippte. Sie stürmten aus dem Zimmer und brüllten wild durcheinander.
Adrenalin flutete meine Venen und vertrieb augenblicklich die lähmende Kälte in meinen Gliedmaßen. Ich wirbelte herum und erblickte einen hochgewachsenen jungen Mann mit hellbrauner Haut und einer schwarzen Cap auf dem Kopf, der ein Schwert auf David richtete. Dieser wand sich am Boden und hielt sich die blutige Nase. Neben ihm lag ein Pizzakarton, aus dem ein fettiges Stück hinauslugte.
»Du hast was, das mir gehört, Arschloch!«
»Ich weiß noch nicht mal, wer du bist«, stieß David nasal aus, während Eric und Jade angespannt mitten im Raum standen. Die anderen beiden befanden sich außerhalb meines Sichtfelds.
»Ihr Mistkerle habt uns nicht nur die Hexe vor der Nase weggeschnappt, sondern auch mein Schwert an euch gerissen.«
Die Klinge in seiner Hand besaß gebogene Flügel als Parierstange. Er war ebenfalls ein Jäger.
»Fuck, dann nimm dir irgendeins vom Tisch und verpiss dich wieder.«
Der Kerl setzte die Spitze der Klinge an Davids Hals und sah sich kurz um. Er starrte misstrauisch etwas an, das ich von meiner Position aus nicht sah. Dann entdeckte er mich. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, bevor sich sein Blick schlagartig verfinsterte.
»Was treibt ihr hier für eine Scheiße?«, fragte er gefährlich leise.
Doch statt zu antworten, trat David ihm die Beine weg. Der Kerl prallte hart auf dem Boden auf und im selben Moment stürzten Eric und Jade vor.
Ich stolperte hastig nach vorne, bis mich die Kette zurückhielt, und sah in das große Wohnzimmer. Die Jäger griffen nach den Schwertern, die hinten in der Ecke auf dem Esstisch lagen. Dabei fielen zwei mit meinem Blut gefüllte Gläser zu Boden, zersprangen und verteilten die rote Flüssigkeit im Raum.
Ich befürchtete bereits, dass dieser Zwischenfall schneller endete, als mir lieb war, und sie den Kerl töten würden, als zwei weitere Leute die Wohnung betraten.
Eine zierliche Frau rammte ihren Stiefel gegen Davids Kopf, der sich gerade wieder aufrichtete. Ein Typ in einem schwarzen Jogginganzug trat einen großen Schritt über den Kerl mit der Cap am Boden hinweg. Beinahe gelangweilt ließ er das ungewöhnlich breite Schwert in seiner Hand kreisen.
»Wegen euch Saftsäcken verpasse ich die neuste Folge von Die Bachelorette.«
Er brachte sein Schwert in Position, genau wie die Frau, die auffallend bunte Haare hatte. Eine Seite in einem dunklen Lila, die andere türkis.
Hinter ihnen rappelte sich der Kerl mit der Cap wieder auf. David jedoch blieb stöhnend liegen.
Einige Herzschläge lang starrten sich die beiden Gruppen an. Drei zu vier, wenn man Kathy nicht mitzählte, die ich nirgends sah. Erics Fuß scharrte nervös über den Boden.
»Lasst uns tanzen«, gurrte die Frau. Ihre melodische Stimme jagte einen Schauder über meine Arme. Dann brach das Chaos aus. Sie stürzten aufeinander zu und Metall traf auf Metall. Die Schwerter klirrten und bei jedem Aufeinandertreffen leuchtete die Magie in ihnen auf.
Bekämpften sich vor mir gerade zwei Gruppen von Jägern?
Ich hatte keine Ahnung, was das für Leute waren, aber verdammt, ich würde mich nicht über die Unterbrechung beschweren.
Auch wenn die Fremden nur zu dritt waren, hielten sie die wild brüllenden Jäger gut in Schach. Der Frau gelang ein Treffer, der Erics Arm aufschlitzte, und der Typ mit der Cap trieb Jade so weit nach hinten, dass sie gegen das Sofa prallte und sich mit einem panischen Sprung hinter die Lehne rettete.
Der Typ mit dem Jogginganzug lieferte sich ein Duell mit Hector und Finn, den anderen beiden aus der Jägertruppe. Obwohl die Schwerter ohne Unterlass durch die Luft zischten, wirkte er dabei völlig entspannt, ja beinahe gelangweilt. Es gelang ihm, Hector die Waffe aus der Hand zu schlagen. Sie schlitterte über den Boden in meine Richtung. Einige Zentimeter von der Türschwelle entfernt, blieb das Schwert liegen. Ein Falkenflügel war abgebrochen.
Ich starrte auf die scharfe Klinge, auf den verzierten Griff, dessen Linien schwach leuchtend pulsierten.
Ich wollte nach ihr greifen, doch mein Körper weigerte sich, hatte die Regel, die meine Mutter mir eingebläut hatte, verinnerlicht.
Wir sind Schmiede, Sloan. Wir kämpfen nicht. Schwinge niemals eine unserer Klingen im Kampf. Niemals, verstanden?
Ich hatte diese Regel nie infrage gestellt. War noch viel zu jung und naiv gewesen, um mir darüber Gedanken zu machen, jemals kämpfen zu müssen.
Doch jetzt ärgerte ich mich darüber.
Dieses Schwert könnte mir den Weg zu meiner langersehnten Freiheit ebnen.
»Scheiß auf die Regel«, flüsterte ich und legte mich flach auf den Boden. Die Fußfessel hielt mich zurück und ich streckte meinen Arm nach der Waffe aus. Streckte meinen gesamten Körper, während vor mir die Jäger unerbittlich gegeneinander kämpften.
Es fehlte nicht viel. Meine Fingerspitzen berührte die scharfe Spitze, doch ich konnte sie nicht greifen.
Stöhnend machte ich mich länger. Die Fußfessel grub sich schmerzhaft in meine Haut, schnitt mir die Blutzufuhr ab. Aber ich musste dieses verdammte Schwert in die Finger bekommen.
Finn krachte neben mir gegen die Wand und landete ächzend auf dem Boden. Dabei stieß er gegen das Schwert, das die letzten benötigten Zentimeter zu mir rutsche.
Mit zwei Fingern zog ich die Klinge zu mir heran und sah hastig auf. Dabei blickte ich geradewegs auf schlanke Beine, die in schwarzen Stiefeln steckten. Eine löchrige Strumpfhose und ein Shirt, das der fremden Frau nur knapp bis zum Oberschenkel reichte. Von dem karierten Hemd, nur zur Hälfte zugeknöpft, wanderte mein Blick weiter zu geschwungenen Lippen und einem porzellanfarbenen zarten Gesicht, auf dem dunkelrote Blutstropfen glitzerten.
Ihr Anblick hatte etwas seltsam Faszinierendes, sodass ich für einen kurzen Moment vergaß, wie bedrohlich der Tod noch immer über dieser Wohnung und über mir schwebte.
Sie pustete sich eine dunkeltürkise Haarsträhne aus der Stirn und sah von Finn, der sich neben mir stöhnend aufrichtete, weiter zu mir. Goldene Augen mit geschlitzten Pupillen fixierten mich und weiteten sich mit einem Mal vor Unglauben.
»Schmied«, formten ihre Lippen lautlos und teilten sich zu einem wilden Grinsen.
»Hexe!«, zischte ich, während sich heißer Zorn um meine Eingeweide wickelte.
Finn kämpfte sich hoch und unterbrach unseren Blickkontakt. Brüllend stürzte er sich auf die Hexe.
Ich verlor keine Zeit. Schnell stand ich auf und schlug, ohne zu zögern, mit dem Schwert auf die Eisenkette. Als nichts geschah, handelte ich rein instinktiv.
Ich biss mir in die Hand, überwand diese kleine Hemmschwelle und presste die Zähne zusammen, bis ich Blut schmeckte. Der Schmerz ging in dem brodelnden Gemisch aus Hektik und Adrenalin unter. Dann packte ich den Griff des Schwertes mit der verletzten Hand – und begriff, warum es diese Regel gab.
Kaum das meine Haut mit der Verzierung in Berührung kam, spürte ich einen heftigen Sog. Das Schwert saugte an mir wie ein Vampir. Es gierte nach der Magie in meinem Blut, labte sich an dem Festmahl, das ich ihm bot.
Keuchend fiel ich auf die Knie. Die Welt drehte sich, und während ich leer gesaugt wurde, war es im selben Moment, als würde ich vor Macht explodieren.
Mein Atem ging stockend und die schiere Fülle der gegensätzlichen Gefühle drohte mir das Bewusstsein zu rauben.
Konzentrier dich!