Frankfurt Reiseführer LIEBLINGSORTE - Nadja Mayer - E-Book

Frankfurt Reiseführer LIEBLINGSORTE E-Book

Nadja Mayer

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Beschreibung

Sie planen einen Städtetrip nach Frankfurt? Oder lieben Sie die kleine Metropole am Main bereits und kennen sie wie Ihre Westentasche? Sie werden überrascht sein, was es neben Apfelwein, Römer und Palmengarten (noch) alles in Frankfurt zu entdecken gibt!

Wie könnte ein perfekter Tag in Frankfurt aussehen?
Zum Beispiel so: Starten Sie mit einem Cappuccino, zubereitet von den vielleicht herzlichsten Baristi der Stadt, im »EspressoEspresso« auf der Braubachstraße. Dazu ein frisches Cornetto – wunderbar. Von hier aus ist es nicht weit zum altehrwürdigen Kaiserdom. Er ist zwar längst nicht das höchste Bauwerk der Stadt, bietet aber den schönsten Blick auf Skyline, Altstadt und neue Altstadt. Schlendern Sie anschließend durch die Töngesgasse mit ihren vielen inhabergeführten Geschäften – hier finden Sie alles, was sonst schwer zu finden ist: vom bengalischen Langpfeffer bis zur Bommelborte. Anschließend geht’s auf die andere Seite des Mains. Flanieren Sie ein wenig am Museumsufer entlang, vorbei an Museum Giersch, Liebieghaus und Städel Museum, und begeben Sie sich im Deutschen Architekturmuseum auf eine Zeitreise von der Urhütte zum Wolkenkratzer. Aktuelle Ausstellungen zu zeitgenössischer Architektur und zur Zukunft unserer Städte machen das Museum zu einem Erlebnis. Das Abendessen nehmen Sie dann im »Emma Metzler« im Museum für Angewandte Kunst ein – bei schönem Wetter auf der herrlichen Terrasse am kleinen Park. Küchenchef Anton de Bruyn wird Sie mit außergewöhnlichen Gerichten aus konsequent regionalen Produkten überraschen. Beschließen Sie den perfekten Tag mit einem perfekten Drink in der »Kinly Bar« im Bahnhofsviertel. Wenn Sie ein Schaufenster mit leicht angestaubten LPs, Cocktailbüchern und Glaskaraffen sehen, sind Sie richtig. Nur eine Klingel trennt Sie jetzt noch von einem ausgezeichneten »Flamboyant Redhead Punch«.

Unser Reiseführer führt Sie auf Ihrer Städtereise zu Orten, von denen viele bald zu Ihren Lieblingsorten werden und zu denen Sie immer wieder zurückkehren möchten. Erkunden Sie beliebte und außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten, genießen Sie die besten Cafés, Restaurants und Bars, flanieren Sie über die schönsten Märkte und entdecken Sie versteckte Plätze und Parks.

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Seitenzahl: 175

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Sie planen einen Städtetrip nach Frankfurt? Oder lieben Sie die kleine Metropole am Main bereits und kennen sie wie Ihre Westentasche? Sie werden überrascht sein, was es neben Apfelwein, Römer und Palmengarten (noch) alles in Frankfurt zu entdecken gibt!

Wie könnte ein perfekter Tag in Frankfurt aussehen?

Zum Beispiel so: Starten Sie mit einem Cappuccino, zubereitet von den vielleicht herzlichsten Baristi der Stadt, im »EspressoEspresso« auf der Braubachstraße. Dazu ein frisches Cornetto – wunderbar. Von hier aus ist es nicht weit zum altehrwürdigen Kaiserdom. Er ist zwar längst nicht das höchste Bauwerk der Stadt, bietet aber den schönsten Blick auf Skyline, Altstadt und neue Altstadt. Schlendern Sie anschließend durch die Töngesgasse mit ihren vielen inhabergeführten Geschäften – hier finden Sie alles, was sonst schwer zu finden ist: vom bengalischen Langpfeffer bis zur Bommelborte. Anschließend geht’s auf die andere Seite des Mains. Flanieren Sie ein wenig am Museumsufer entlang, vorbei an Museum Giersch, Liebieghaus und Städel Museum, und begeben Sie sich im Deutschen Architekturmuseum auf eine Zeitreise von der Urhütte zum Wolkenkratzer. Aktuelle Ausstellungen zu zeitgenössischer Architektur und zur Zukunft unserer Städte machen das Museum zu einem Erlebnis. Das Abendessen nehmen Sie dann im »Emma Metzler« im Museum für Angewandte Kunst ein – bei schönem Wetter auf der herrlichen Terrasse am kleinen Park. Küchenchef Anton de Bruyn wird Sie mit außergewöhnlichen Gerichten aus konsequent regionalen Produkten überraschen. Beschließen Sie den perfekten Tag mit einem perfekten Drink in der »Kinly Bar« im Bahnhofsviertel. Wenn Sie ein Schaufenster mit leicht angestaubten LPs, Cocktailbüchern und Glaskaraffen sehen, sind Sie richtig.

Nadja Mayer, geboren im Frankfurter Stadtteil Bornheim, studierte Germanistik, Philosophie, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Frankfurt am Main. Sie arbeitet als freie Texterin und Autorin und ist Professorin für Sprache und Text an der Hochschule Mainz. 2011 wurde sie mit dem Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik ausgezeichnet. Zuletzt erschien der von ihr herausgegebene Band Nichts wie raus! Geschichten vom Glück im Grünen (it 4445).

INHALTSVERZEICHNIS

Kleine große Stadt am Main

INNENSTADT UND ALTSTADT

Von Kaisern und Krönungswürstchen: Ochsenküche

Üppige Vielfalt unter schlichtem Dach: Kleinmarkthalle und Bauer Mann

Gewebte Kulturgeschichte: Blanket Store

Das Wohnzimmer in der Anlage: Wasserhäuschen Fein

Natur im Glas: Naturweinhandlung Cool Climate

Die Zigarette unter der B-Klappe des Saxofons: Jazzkeller

Brot und Gebäck im Tortenstück: Café Mehlwassersalz

Für mehr sprezzatura im Leben: Café EspressoEspresso

Bengalischer Langpfeffer, Bommelborten und Tatami Zori: Töngesgasse

Willkommen bei Salvatore: Bistro Salvatore

Wider den Zeitgeist: Club Voltaire

Das Café der Kaffees: Café Wacker

Schlendern und schlemmen: Schillermarkt

Pssst: Ort der Stille (Liebfrauenkirche)

Schön, wer eine hat: Restaurant Heimat

WESTEND

Campus, Park und viel Geschichte: Goethe-Universität

Froschkonzert und Rosenduft: Botanischer Garten

Das Alphabet der Silhouette: Designerin Ruth Löffelholz

Gudd Stubb: Festhalle

NORDEND

Das Tor der Tore: Tor zum Holzhausenschlösschen

Muita calma nessa alma: Restaurant Alma

Das Gedächtnis der Nation: Deutsche Nationalbibliothek

Größenwahn als gastronomische Tugend: Café Größenwahn

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt: Restaurant Carte Blanche

OSTEND

Literatur für alle: Literaturhaus

Alles Wurst: Metzgerei Gref-Völsings

Klingende Aussicht: Soundinstallation Sonic Vista

Im Schatten der Türme: Kunstverein Familie Montez

Wohnen in der Wunderkiste: Lindley Hotel

BAHNHOFSVIERTEL UND GALLUS

All you need is Chuzpe: Bar Shuka und Shuka Bar

Eine Frage der Haltung: Schuhmacherei Lenz

Kochen ist Kunst: Freitagsküche

Schwarz-weiß wie Schnee: St. Tropez Bar

Kochen für Freunde mit Freunden: Club Michel

Coole Jungs und coole Drinks: Kinly Bar

SACHSENHAUSEN, OBERRAD UND NIEDERRAD

Woanders nennt man es Kiez: Brückenviertel

Winterlandschaft bei Antwerpen: Städel Museum

Ein anderer Blick auf die Welt: Goldstein Galerie

Für Ideen, Gedanken und Geistesblitze: Notizbuchladen Nuuna

Goethes allerschönste Zeit: Willemer Häuschen

Mittagspause ahoi: Dönerboot Istanbul

Haus im Haus: Deutsches Architekturmuseum

Monsterspecht und Schneckentempo: Kunst im Stadtwald

From nose to tail: Restaurant Emma Metzler

Unterm Blauglockenbaum die Zeit vergessen: Café im Liebieghaus

Eine Halle für die Kunst: AusstellungsHalle

Saumagen und Skyline Royal: Restaurant Franziska

Wo die sieben Kräuter wohnen: Grüne-Soße-Denkmal

Kleine Oase am Fluss: Licht- und Luftbad am Main

BOCKENHEIM UND HAUSEN

Das leise Rattern des Projektors: Kino Pupille

Taschen kann man nie genug haben: Daniela Damm

Versessen auf Essen: Sushi-Restaurant Fujiwara

Lucy, Zapfenglöckner und das Gummibärchen: Senckenberg Museum

Anschwimmen bei Schnee: Freibad Hausen

NIEDERURSEL UND NIEDER-ERLENBACH

Der Himmel ist rot: Gustav-Adolf-Kirche

Unterm Apfelbaum: Obsthof am Steinberg

BORNHEIM UND SECKBACH

Traditionelles und Neues am Hang: Bornheimer Ratskeller

Der östlichste Zipfel des Rheingaus: Lohrberg

Satire und Schnaps: Lokal Henscheid

Vom Bembel ins Gerippte: Apfelweinlokal Zum Rad

SCHWANHEIM UND HÖCHST

Hinter der Stadt liegt das Meer: Naturschutzgebiet Schwanheimer Düne

Eine Kathedrale des Lichts: Peter-Behrens-Bau

Ein Garten am Pilgerweg: Garten der Justinuskirche

OFFENBACH

Am Rande des Universums: Eine Installation

Register

Kleine große Stadt am Main

In kaum einer anderen Stadt verbinden sich Gegensätze scheinbar so mühelos wie in Frankfurt am Main. Die Stadt hat eine beeindruckende Skyline und ist dabei doch viel grüner als gedacht. Der Stadtwald etwa: Nirgendwo sonst in Deutschland findet sich ein derart großes und eng mit dem Stadtgebiet verbundenes Forstgebiet. Zudem gibt es mehr als vierzig Parks in der Stadt – vom Niddapark im Nordwesten bis zum Garten des Himmlischen Friedens im Bethmannpark. Frankfurt ist allerdings auch deutlich kleiner, als es die Skyline vermuten lassen würde. So kann man beinahe alle Stadtteile vom Zentrum aus bequem zu Fuß erkunden. Selbst vom Schweizer Platz südlich des Mains bis zur Nationalbibliothek unweit des Hauptfriedhofs braucht man fußläufig keine Stunde. Frankfurt ist außerdem eine sehr schnelle und laute Stadt. Wer etwa aus München, Stuttgart, Berlin oder Hamburg am Hauptbahnhof aussteigt, spürt sofort: Das Tempo ist höher hier am Main. Alles ist unablässig in Bewegung: ein pulsierender Strom sich kreuzender Wege, dem man sich nur schwer entziehen kann. Die Lautstärke wiederum kommt vor allem von den zahlreichen Baustellen. Frankfurt wächst. Und erfindet sich seit den 1950er Jahren ständig neu. Im Krieg arg zerstört und vielerorts nicht sehr behutsam wieder aufgebaut, galt sie vielen darum lange als hässlich – auch wenn sich im Gespräch dann meist herausstellte, dass man außer der Messe, dem Flughafen oder dem Bahnhof gar nichts gesehen hatte.

Die Frankfurterinnen und Frankfurter selbst sind seit eh und je stolz auf ihre Stadt. Man denke nur an das berühmte Gedicht von Friedrich Stoltze: »Es is kaa Stadt uff der weite Welt, Die so merr wie mei Frankfort gefällt, Un es will merr net in mein Kopp enei: Wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!«

»Bei uns in der Stadt«, fangen viele Geschichten und Anekdoten von Frankfurtern an. So erfährt man dann zum Beispiel, dass Frankfurter sich nicht als Hessen und Bornheimer wiederum sich nicht als Frankfurter fühlen. Dass der »Ginnheimer Spargel« eigentlich gar nicht in Ginnheim, sondern in Bockenheim steht. Oder dass der Mousonturm mit seinen 33 Metern das erste Hochhaus der Stadt war – in der einstigen Parfüm- und Seifenfabrik befindet sich seit 1988 ein Kulturzentrum für Tanz, Theater, Musik, Kunst und Performance.

Aktuell leben in Frankfurt Menschen aus hundertneunundsiebzig verschiedenen Nationen recht friedlich miteinander – also beinahe so viele, wie es Staaten auf der Welt gibt. »Leben und leben lassen« ist das unausgesprochene Motto der Mainmetropole. Und wer mit der türkischen Lebensmittelhändlerin in Bockenheim, dem libanesischen Friseur im Bahnhofsviertel oder dem italienischen Pizzabäcker im Westend spricht, wird auch von ihnen Geschichten hören, die häufig mit »Bei uns in der Stadt« beginnen. Wer einmal in der kleinen großen Stadt am Main heimisch geworden ist, will hier einfach nie mehr weg.

Innenstadt und Altstadt

U 4, 5 DOM/RÖMER, S 1–6, 8, 9, U 6, 7 HAUPTWACHE

Von Kaisern und Krönungswürstchen

OCHSENKÜCHE

RÖMERBERG 11

AREAL VOR DER ALTEN NIKOLAIKIRCHE

60311 FRANKFURT

TIPP

DIE WEINBAR BALTHASAR RESS IN DER NEUEN ALTSTADT IST AUCH BEI EINHEIMISCHEN SEHR BELIEBT. IN EINEM MODERN EINGERICHTETEN GASTRAUM SOWIE AN EINIGEN TISCHEN IM FREIEN LASSEN SICH DIE VORZÜGLICHEN WEINE DES RHEINGAUER WEINGUTS PROBIEREN. AUCH DER GIN TONIC MIT DEM HAUSEIGENEN »BALTHASAR’S ELEVEN LONDON DRY GIN« IST SEHR ZU EMPFEHLEN. DAZU GIBT ES KLEINE GERICHTE AUS DER BISTROKÜCHE.

BALTHASAR RESS WEINBAR & VINOTHEK

HAUS GRÜNE LINDE, MARKT 13A

60311 FRANKFURT

TEL. +49 69 8720 8956

MO – DO 15–22 UHR, FR 15–24 UHR, SA 11.30–24 UHR, SO 11.30–20 UHR

Wer über den Römerberg geht, wird vermutlich eher nach oben schauen: hinauf zum Turm der Alten Nikolaikirche, von deren Dach während der Adventszeit ein Posaunenchor zu hören ist, hinüber zum Römer, dem Rathaus der Stadt, mit seiner charakteristischen Treppengiebelfassade oder zum Wahrzeichen auf dem Römerberg, der frisch sanierten Justitia auf dem Gerechtigkeitsbrunnen. Die Frankfurter Justitia fällt ihre Urteile übrigens sehenden Auges: Anders als bei zahlreichen anderen Darstellungen trägt sie keine Augenbinde.

Doch beim Schlendern über den meist von vielen Touristengruppen und Hochzeitsgästen bevölkerten Römerberg offenbart auch ein Blick auf den Boden spannende Geschichten. Auf der Südseite des Platzes unweit der Nikolaikirche entdeckt man zwischen den Basaltpflastersteinen in einigem Abstand vier etwas größere Steine, die zusammen ein Rechteck markieren. Die Steine sind mit zwei Buchstaben versehen: OK. Was wie ein neuzeitliches Einverständnis daherkommt, ist in Wirklichkeit eine uralte Markierung. In Frankfurt fanden zwischen 1562 und 1792 insgesamt zehn Kaiserkrönungen statt, die mit einem großen Volksfest verbunden waren. Und bei diesen Volksfesten markierten die Pflastersteine mit den zwei Buchstaben den Standort der Ochsenküche – OK. Während der neue Herrscher nach der Krönung im Dom zum Krönungsmahl in den Kaisersaal des Römers schritt, wurden auf dem Römerberg für das Volk zur Feier des Tages Ochsen am Spieß gebraten. Die Ochsen waren teilweise sogar noch mit Frankfurter Würstchen gefüllt – aus diesem Grund nennt man sie auch »Krönungswürstchen«. Und aus dem Gerechtigkeitsbrunnen soll zu diesen Anlässen sogar Wein geflossen sein. Der Krönungsweg vom Dom zum Mahl im Römer führte quer durch die engen Gässchen der Frankfurter Altstadt, vorbei am Markt und dem prächtigen Haus »Zur Goldenen Waage«. Besucher können es den Kaisern inzwischen gleichtun: Die Frankfurter Altstadt ist mit viel Aufwand und Sachverstand rekonstruiert worden. »Frankfurt hat sein Herz zurück« titelte die Presse, nachdem das Jahrhundertprojekt zwischen Braubachstraße, Römerberg, Schirn und Domstraße 2018 vollendet war. Bis zum verheerenden Bombenangriff 1944 standen hier viele kleine Fachwerkhäuser. Dreißig Jahre später errichtete man auf dem Areal unter massivem Protest der Bürgerinnen und Bürger das Technische Rathaus: einen ewig ungeliebten grauen Klotz aus Waschbeton. Er wurde schließlich wieder abgerissen, um mehr als dreißig drei- bis vierstöckigen meist spitzgiebeligen Häusern Platz zu machen. Einige von ihnen sind Rekonstruktionen, bei anderen handelt es sich um Neubauten, die sich stilistisch in das Ensemble einfügen. Ob allerdings die Frankfurter ihre neue Altstadt so sehr ins Herz schließen werden, wie es die unzähligen Touristen bereits tun, bleibt abzuwarten.

Für die Eigentümer der Häuser am Römerberg waren die Kaiserkrönungen einst ein lukratives Geschäft. Ähnlich wie heute in Monte Carlo, wenn die Fahrer der Formel 1 durch die Stadt donnern, vermieteten sie Balkone und Fenster an Schaulustige, die den neugekrönten Kaiser über den Platz schreiten sehen wollten. Vom Besitzer des Hauses »Schwarzer Stern« wird berichtet, dass er sogar zusätzliche Luken ins Dach brechen ließ, um noch mehr Miete einzunehmen.

Heute werden auf dem Platz vor dem Rathaus die Fußballerinnen und Fußballer bejubelt, wenn sie einen Pokal nach Hause bringen. Hier verläuft der rote Teppich, auf dem die Ironmen und -women ins Ziel laufen. Und hier findet außerdem seit 1393 der Frankfurter Weihnachtsmarkt statt. Vor dem Römer steht dann traditionell ein riesiger Weihnachtsbaum, dessen Wuchs und Gestalt immer ein paar Tage lang Stadtgespräch ist. »Krumm.« »Dürr.« »Schief.« So lauten regelmäßig die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger. Ich kann mich nicht erinnern, wann die Tanne einmal gelobt wurde. Aber spätestens, wenn zum Start des Weihnachtsmarktes erstmals die festliche Beleuchtung am Baum eingeschaltet wird, ist alles vergessen. Und natürlich gibt es auf dem Weihnachtsmarkt auch Ochsen am Spieß.

S 1–6, 8, 9, U 1–3, 6–8 HAUPTWACHE, S 1–6, 8, 9, U 4–7 KONSTABLERWACHE

Üppige Vielfalt unter schlichtem Dach

BAUER MANN

KLEINMARKTHALLE, GALERIE 1. OG, STÄNDE 7–8

HASENGASSE 5–7

60311 FRANKFURT

FR 8–18 UHR, SA 8–16 UHR

WWW.KLEINMARKTHALLE.DE

Von außen eher unscheinbar, offenbart die schlichte Markthalle aus den 1950er Jahren mit ihrem schrägen Dach in ihrem Innern ein Paradies für Genießer. An rund sechzig Ständen werden Blumen, Pflanzen und Samen, Käse-, Wurst- und Fleischspezialitäten, Backwaren, Fisch und Meeresfrüchte, exotische Gewürze und Kräuter sowie natürlich Obst und Gemüse verkauft. Die heutige Vielfalt des Angebots verdankt sich vor allem den Gastarbeitern, die in den 1960er Jahren fremde Genüsse wie Auberginen, Basilikum, Oliven, Zucchini und Schafskäse nach Deutschland brachten. Mit den Jahren hat man seine Lieblingsstände für Obst, Gemüse, Käse, Fisch und Fleisch. Man kennt sich, hält ein Schwätzchen über die Tomaten von letzter Woche, das Wetter am Wochenende, man tauscht Zubereitungstricks aus und wird auch schon mal vermisst, wenn seit dem letzten Einkauf ein paar Wochen ins Land gezogen sind.

Einige Stände haben Kultstatus. Täglich spätestens ab 11 Uhr bildet sich zum Beispiel vor dem Stand von Ilse Schreiber eine Schlange. Geduldig steht man hier an für ein Stück heiße Wurst – mit oder ohne Haut, mit Senf und Brötchen. Andere Stände wie der des Fischhändlers Burkard aus Seligenstadt unter der Treppe im Untergeschoss mit seinem Bassin voller Forellen, Karpfen, Welse und Schleien, bleiben hingegen ein Geheimtipp.

Einer der ältesten Stände in der Halle ist der von Bauer Mann auf der Galerie. Klaus Mann war schon mit seinem Opa hier, spielte hinterm Tresen, aber noch lieber verkaufte er der Kundschaft Eier. Auch heute ist die Auswahl an frischen Eiern von selbstverständlich freilaufenden Hühnern beachtlich: Es gibt Marans-, Perlhuhn-, Enten-, Wachtel- und Gänseeier. Eier vom Nackthalshuhn, grüne Eier und braune. Nach dem Großvater führte Vater Harro viele Jahre die Geschäfte. Da hingen noch Fasane offen am Stand. »Die Kunden haben die selbst gerupft, das kann ja heute keiner mehr«, erinnert sich Klaus Mann. Es ist zudem inzwischen aus hygienischen Gründen verboten.

Klaus Mann betreibt einen Hof in Groß-Zimmern bei Darmstadt. Nachhaltigkeit und artgerechte Tierhaltung sind für ihn eine Selbstverständlichkeit. »Keiner muss jeden Tag Fleisch essen«, sagt er. »Wir sind für den Sonntagsbraten zuständig.« Er ist auch überzeugtes Mitglied von Slow Food®. Die Philosophie, dass alles seine Zeit braucht, dass Ressourcen, Ökosysteme und Umwelt möglichst geschont werden und das Essen wohlschmeckend, nahrhaft und frisch sein sollte, ist auch seine.

Freitag und Samstag kommt er zum Verkaufen in die Kleinmarkthalle und hat für Feinschmecker so manche Besonderheit im Angebot, beispielsweise ungarische Mangalitza-Schweine, deren Fleisch besonders aromatisch ist, weil die Tiere das ganze Jahr über draußen sind und fressen, was sie finden: Gras, Rüben, Kartoffeln, Getreide. Ihr dickes Fell, das sie aussehen lässt wie geschorene Schafe, schützt sie vor Wind und Wetter. Klaus Mann hat außerdem Rinder, Schafe, Hühner, Gänse und Kaninchen. »Ich schlachte selbst, also muss ich auch alles verkaufen.« Auch in der gehobenen Küche beginnt sich gegenwärtig das Prinzip from nose to tail durchzusetzen. Die Füße vom Geflügel verkauft Mann häufig an asiatische Kunden. Selbst die Hahnenkämme finden Abnehmer. In der Frankfurter Gastronomie gilt der Name »Bauer Mann« etwas. Küchenchefs, die ihre Produkte von Klaus Mann aus Groß-Zimmern beziehen, vermerken dies gerne auf der Speisekarte.

Und wer sein Messer für den Sonntagsbraten, für das fachgerechte Zerlegen eines Hokkaidokürbisses oder das Schneiden von Möhren- oder Selleriejulienne erst noch schärfen lassen möchte: Am Stand von Kinya Terada werden montags und dienstags Messer nach alter japanischer Tradition geschliffen. Frankfurts beste Köche vertrauen ihm ihr Werkzeug an.

S 1–6, 8, 9, U 4–7 KONSTABLERWACHE

Gewebte Kulturgeschichte

BLANKET STORE

HASENGASSE 2

60311 FRANKFURT

TEL. 069 597 71 263

DI – SA 12–18 UHR

WWW.BLANKETSTORE.DE

Ein winziges Geschäft mitten in der Stadt: Man könnte es leicht übersehen. Doch wenn Natalie Gray ihren Laden öffnet, quillt es förmlich aus ihm heraus: Decken in allen Farben und Qualitäten – Sofadecken, etwas kleinere Kniedecken, Bettüberwürfe, Picknickdecken, Babydecken –, Schals und Kissen. In Frankfurt sagt man zu Decken übrigens »Kolter«.

Seit mehr als zehn Jahren betreibt die studierte Designerin ihren »Blanket Store«. Sie selbst habe schon immer gerne Decken verschenkt: zur Geburt, zur Hochzeit, aber auch wenn jemand traurig ist oder krank. Decken sind etwas Elementares. Decken wärmen, sind wie eine weiche Umarmung, bieten Schutz und Geborgenheit. Es gibt sie seit über 2000 Jahren in jeder Kultur – und sie sind überall anders.

Natalie Gray besucht regelmäßig Webereien, deren Produkte ihr interessant oder passend für ihr Geschäft erscheinen, und freut sich über engagierte Projekte wie »Teixidors« in Spanien, wo seit 1983 Menschen mit Lernschwierigkeiten beschäftigt werden. Man hat nämlich festgestellt, dass die hohe Qualität des Materials – Merinowolle und Kaschmir – beim Arbeiten zum Wohlbefinden beiträgt. Begeistert erzählt sie auch von »Studio Donegal«, einer kleinen Weberei im Nordwesten Irlands, wo sogar die Wolle noch selbst gesponnen wird, die später verwebt wird. Decken sind voluminös, und entsprechend voll und eng ist es im »Blanket Store«. Die pinkfarbene Mohairdecke aus Spanien sticht da sofort ins Auge. Dick, weich und fast schon nicht mehr stofflich. Aber es gibt auch die zurückhaltenderen Exemplare, die erst auf den zweiten Blick, dann aber umso heftiger begeistern: zum Beispiel die vom Bauhaus inspirierten Decken der beiden Designerinnen Wallace und Sewell aus England. Die gewalkte Decke »Yatara Miura Shibori« aus weicher Schurwolle und Kaschmir wirkt kindlich verspielt und spendet neben Wärme bestimmt auch Trost. Shibori ist eine traditionelle japanische Batiktechnik aus dem sechsten Jahrhundert, bei der der Stoff vor dem Färben aufwändig per Hand abgebunden, gefaltet oder abgenäht wird.

Natalie Gray hat sich inzwischen mit ihrem »Blanket Store« und vor allem mit ihrem Engagement für dieses besondere Stück Kulturgeschichte einen Namen gemacht. Sie wird von Webereien rund um den Globus eingeladen: So war sie schon in Bulgarien, in Peru, in Litauen, wo alles begann und man ihr die Decken erst gar nicht verkaufen wollte. »Sie sagten, das verkauft sich nur im Osten, aber ich glaube, die hatten auch ein bisschen Mitleid mit mir«, erzählt sie lachend. Inzwischen sind gerade die litauischen Decken ein Bestseller in ihrem Sortiment. Im norwegischen Røros, das auf einer windigen Hochebene liegt, wo es im Winter oft minus dreißig Grad und kälter werden kann, hat sie herrlich warme Decken aus Schurwolle gefunden. In ihrem kleinen Laden gibt es außerdem ungefärbte Schäferdecken aus Portugal und bunte, mehr als dreißig Jahre alte Baumwolldecken aus Marokko. Eine Besonderheit ist ein Bettüberwurf aus Wales, den sie von einer Frau erhalten hat, die Decken aus Wohnungsauflösungen oder auch aus Webereien rettet, die schließen müssen: Der Bettüberwurf fand sich in einer Haushaltsauflösung noch original verpackt. Vermutlich ein Hochzeitsgeschenk, das immer zu gut war, um benutzt zu werden. Bis es im »Blanket Store« in Frankfurt landete, um einen neuen Liebhaber oder eine neue Liebhaberin zu finden.

BUS 36 SCHEFFELECK, S 1–6, 8, 9 KONSTABLER WACHE, U 5 MUSTERSCHULE

Das Wohnzimmer in der Anlage

WASSERHÄUSCHEN FEIN

PETERSSTRASSE 4

60313 FRANKFURT

TGL. 12–20 UHR

TEL. 01 573 068 8668

Schon mit fünfzig Pfennigen konnte man einen Großeinkauf starten: Colafläschchen, Gummiteufel, Lakritzschnecken, Speckmäuse und Lutscher kamen in eine kleine weiße Papiertüte und wurden über den Tresen gereicht. Ich kann mich noch genau an den Geruch erinnern, der aus dem kühlen Inneren der Häuschen, die außer dem Betreiber nie jemand betrat, strömte: süßlich, nach Gummibärchen, Papier und Tabak. Wasserhäuschen sind in Frankfurt eine Institution. Zwar steht fast immer »Trinkhalle« drauf, aber so nennt sie hier keiner. Zeitweise gab es bis zu 800 von ihnen in der Stadt: meist freistehend als wunderschöner Rundbau mit Flugdach oder auch in ein Gebäude integriert. Sie entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Ziel, die Frankfurter vor dem Alkoholismus zu bewahren. Tatsächlich war das Frankfurter Leitungswasser nur genießbar, wenn es abgekocht wurde. Dazu waren aber viele oftmals zu bequem und griffen stattdessen lieber zu Bier und Schnaps. Als es endlich gelang, Mineralwasser so abzufüllen, dass auch die Kohlensäure in den Flaschen blieb, schlug die Stunde der Wasserhäuschen. Adam Jöst hatte die Idee, in allen Stadtteilen Büdchen zu installieren, an denen es das kohlensäurehaltige Wasser – das manche Frankfurter noch heute »Bitzelwasser« nennen – zu kaufen geben sollte. Daneben wurden anfangs auch Milch, Apfelsinen und Brennstoff angeboten. Und in einigen Wasserhäuschen gab es an der Theke eine immer brennende Gasflamme, an der sich Kunden ihre Zigarren und Zigaretten anzünden konnten.

Noch heute kauft man auf dem Weg zur Arbeit am Wasserhäuschen Zeitung und Zigaretten. Hier legt man sein erstes Taschengeld in Eis an und hier trinken viele auch – ganz gegen die ursprüngliche Bestimmung – ihr Bier und einen Schnaps dazu. Manche Betreiber bieten belegte Brötchen oder heiße Wurst an, andere verwahren den Schlüssel der Nachbarin für den Besuch der Tante oder nehmen Päckchen an. Wer einen Handschuh auf der Straße findet, kann ihn am Wasserhäuschen abgeben. Hier kommt außerdem jeder mit jedem ins Gespräch: der Straßenkehrer mit der Hundebesitzerin, der Student mit dem Mann, dem das Schicksal erst die Arbeit und dann auch noch die Frau genommen hat. Wasserhäuschen sind so etwas wie die »Kneipe der kleinen Leute«. Doch die gelockerten Öffnungszeiten der Geschäfte und das erweiterte Angebot der Tankstellen, an denen es inzwischen vom Croissant bis zum gekühlten Bier alles gibt, machen den Wasserhäuschen zu schaffen. Teilweise sind auch die Auflagen der Stadt für die Betreiber schwierig umzusetzen: So muss mittlerweile jedes Wasserhäuschen eine Toilette haben, Sonnenschirme dürfen nur in einem bestimmten Abstand zum Häuschen stehen und wenn Sitzgelegenheiten aufgestellt werden, ist es den Betreibern wiederum nicht gestattet, offene Getränke zu verkaufen. Schätzungen zufolge gibt es heute noch etwa 300 dieser Büdchen im gesamten Stadtgebiet.