FRED & OTTO unterwegs in Berlin und Potsdam - Alexander Schug - E-Book

FRED & OTTO unterwegs in Berlin und Potsdam E-Book

Alexander Schug

0,0

Beschreibung

Alles, was man zum Leben mit Hund in der Stadt braucht! Der Stadtführer für Hunde und alle Hundemenschen präsentiert bunt und durchgehend bebildert die wichtigsten Themen der Stadt: Züchter, Tierheim & Co. Futter & Philosophie Sitz & Platz Gassi & Co. Reise & Verkehr Gesetz & Ordnung Politik & Soziales Versicherung & Schutz Gesundheit & Wellness Shopping & Lifestyle Leben & Arbeiten Gott & die Hundewelt / Trauer & Tod Berichte, Reportagen und Interviews über die Hundewelt machen das Buch zum unentbehrlichen Begleiter fürs ganze Jahr. Mit den wichtigsten Adressen, Rabattcoupons (Sie sparen über 100 Euro bei Ihren Einkäufen), sowie beigelegtem Hunde-Stadtplan zum Herausnehmen mit den besten Auslaufgebieten, über 200 farbige Fotos und Portraits von Berlinern und ihren Hunden vom Fotografen Adrian Lieb ergänzen das Buch. FRED & OTTO unterwegs in Berlin und Potsdam ist DAS Hundebuch für die Hauptstadt und Potsdam.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 265

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Alexander Schug

Stadtführer für Hunde

FRED & OTTO

Impressum

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN: 9783981532180

Redaktionelle Mitarbeit: Katharina Thewes, Melanie Juhl, Tanja Matzku, Jérôme Mallow, Frank Petrasch

Grafisches Gesamtkonzept, Titelgestaltung, Satz und Layout: Stefan Berndt – www.fototypo.de

© Copyright: FRED & OTTO – der Hundeverlag / 2013

www.fredundotto.de

Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.

Abbildungsverzeichnis

FRED & OTTO: S. 9, 12 (unten rechts, Adrian Lieb), 14 (links mittig, Adrian Lieb), 15 (links mittig/unten links u. rechts, Adrian Lieb, 16 (obere Reihe u. unten, Adrian Lieb), 17 (oben links, untere Reihe, Adrian Lieb), 18 (unten, Adrian Lieb), 19 (unten), 20, 48, 53, 55, 56, 62, 78, 92 (Adrian Lieb), 93 (Adrian Lieb), 94 (Adrian Lieb), 95 (Adrian Lieb), 97/98 (Frank Petrasch), 101 (Alexander Schug),102 (Alexander Schug),103 (Alexander Schug), 104/105, 118 (Frank Petrasch), 127 (Alexander Schug), 136 (Adrian Lieb), 139 (Alexander Schug), 140 (Alexander Schug), 141 (Alexander Schug), 154 (Adrian Lieb), 166 (Adrian Lieb), 170 (Frank Petrasch), 171 (Frank Petrasch), 172 (Frank Petrasch), 173 (Frank Petrasch), 182, 186/187, 193, 195, 196, 197, 198, 203, 204, 205, 206, 209, 210, 215, 216, 224 (Adrian Lieb), 225 (Adrian Lieb), 226 (Adrian Lieb), 226 (Adrian Lieb), 228 (Adrian Lieb).

Zu Adrian Lieb: Bereits seit 2011 übt der junge Fotograf seine Selbstständigkeit in den Bereichen Reportage, People und Mode in Berlin aus. Darüber hinaus unterstützt er viele kreative Projekte im Herzen der Hauptstadt. Da er selbst Hundeliebhaber und -besitzer eines Schnauzers ist, hatte er besonderes Interesse an Fred & Otto, dem Stadtführer für Hunde.

Tobias Grundig (www.030-hunde.de): 12 (oben u. Mitte rechts), 13, 14 (außer links mittig), 15 (oben, Mitte rechts), 16 (Mitte links), 17 (oben rechts), 19 (oben), 25, 71, 83, 87, 88, 91, 223.

Dennis Brüsch: S. 12; Dr. Silke Wechsung: S. 27; Landesverband Berlin des Deutschen Tierschutzbundes e.V./ Tierschutzverein für Berlin und Umgebung Corporation e.V./ Tierheim Berlin: S. 29, 31, 32; Florentine Joop: S. 33, 34, 35; Nina Reitz: S. 37, 38; www.wuehltischwelpen.de (G. Metz): S. 39; S. 40; S. 41; S. 42; Peta: S. 43 (Nela König); Tanja Matzku: S. 45; IVH: S. 46; Wikicommons (CC BY 2.0. Jason Meredith): S. 52, Wikicommons (CC BY-SA 3.0, Marianne Birkholz): S. 54; GREH-Hundeschule/Tanja Krauß: S. 75; S. 76; S. 77; Tobias Wolf: S. 84; Lars Thiemann: S. 90; Mona Oellers: S. 100; Kleinmetall: S. 109/110; Land of Dogs: S. 109, 111; Tiertafel Deutschland e.V.: S. 112; Büro Blau: S. 117; stadt&hund: S. 129, 131 (Idee/Copyright: Draftfcb Deutschland GmbH); Hunde für Handicaps: S. 143 (Marcel Gäding); Therapiehunde Berlin e.V.: S. 151; Wikicommons (CC0 1.0, AlfvanBeem): S. 159; Tasso: S. 162/163; Thomas Hinze/Vetfinder: S. 175/176; Symbiopharm: S. 178 (fotolia/tsstockphoto); Christoph Ladwig: S. 180; Barbara Wrede: S. 190; Snoopet: S. 192; Lotte & Anna: S. 199, 200, 201, 202; (Rechte zu den Produktabb. liegen bei den jeweiligen Herstellern).

Inhalt

Cover

Anzeige

Titel

Impressum

VORWORT

Stadt & Hund

Bildstrecke

Züchter, Tierheim & Co.

Gute und schlechte Hundehalter – oder wieso Menschen Hunde wollen

Interview mit der Psychologin Dr. Silke Wechsung

Die Stadt der Tiere

Europas größtes Tierheim

„Er ist nun mal ein Knasti“

Wie Paco aus einer spanischen Rettungsstation Florentine Joop eroberte

Weshalb Hunde vom Züchter kaufen?

Interview mit der Berliner Züchterin Nina Reitz

Wühltischwelpen für kleines Geld

Wieso niemand in Berlin Billighunde kaufen sollte

Welches Hunderl hätten’s denn gerne?

Wie man den richtigen Hund für sich auswählt

Futter & Philosophie

Fresschen für Bello und Co.

Was soll man füttern?

Hundeschlaraffenland

Der Hundefleischer Bones for Dogs

Hirsebrei statt Pansenschmaus

Veganismus für Karnivoren

Was für die vegane Ernährung von Hunden spricht

Interview mit einer Überzeugten

Sitz & Platz

Was Berliner Schnauzen so können müssen

Berliner Hundetrainer über Stadthunde

„Ich zieh’ dir die Schlappohren lang“

Wie Verbände für Hundetraining die Hundeerziehung modernisieren

Gewaltfreie Erziehung für entspannte Hunde

Interview mit Katja Krauß von der GREH-Hundeschule

Gassi & Co. / Reise & Verkehr

Der tägliche Freilauf ohne Strick

Wo Berliner Stadthunde am schönsten toben und rennen können

Geschafft! Der Hund ist müde

Beschäftigungstipps für den alltäglichen Spaziergang

Und was macht der Hund den ganzen Tag?

Der neue Luxus der vierbeinigen Kunden von Hundeausführservice und Co.

„Die Artigen dürfen in die Stube“

Heidrichs Hundepension und das feuerrote Hundeauto

Konflikte beim Gassi gehen: Tatort Berlin

Als Hundehalter muss man manchmal vor allem eines haben: Ein dickes Fell

Waldlust für Berliner Schnauzen

Wieso Hundebesitzer verantwortungsvoll mit der Natur umgehen müssen

Mit Hund unterwegs in Berlin

Was zu beachten ist...

Vierbeiner auf vier Rädern

Für wie viel Sicherheit sorgen Hundeboxen, Trenngitter und Sicherheitsgurte?

Gesetz & Ordnung / Politik & Soziales

Vom Bello-Dialog zum Hundeführerschein?

Wie in der Stadt Hundepolitik gemacht wird

Was die Berliner Politik von Hunden hält

Meinungscheck bei den tierschutzpolitischen Sprechern

Politik für Mensch – Hund – Hundemensch

Die Initiative stadt&hund will das Zusammenleben mit Hunden in der Stadt besser machen

Ein Haufen Probleme auf Berlins Straßen

„Der tut nix!“

Berliner Beißstatistik-Zahlenspiele für die Katz

Futter als Sozialhilfe

Ohne die Tiertafel könnten viele Berliner ihren Hund nicht mehr versorgen

Nicht ohne meinen Hund

Wie Assistenzhunde das Leben vieler Menschen mit Handicap leichter machen

Leben im Dunkeln

Wie Blindenführhunde den Alltag ihrer Menschen erleichtern- Ein Interview mit einem Ausbilder

Hunde als Türöffner

Wie Besuchshunde manchmal Wunder bewirken

Versicherung & Schutz

14.000 Euro für einmal Gassi gehen

Wenn Bello abhaut und die Feuerwehr ausrückt

Lohnt sich eine Krankenversicherung für meinen Hund?

Vermisst & Gefunden

Der Verein Tasso hilft seit über 30 Jahren, wenn Haustiere ausgebüchst sind

Gesundheit & Wellness

Frisch gefärbt auf die Hundewiese

Wie Hundewellness den deutschen Markt erobert

Erste Hilfe für Hunde

Wenn der Spaziergang in der Katastrophe endet

Tierarztsuche leicht gemacht

Wie Software-Entwickler Thomas Hinze auf den Vetfinder kam

Darmbakterien für eine gesunde Verdauung

Welche Rolle Futterzusätze spielen

Kastration bei Stadthunden?

Im Interview: Tierarzt Christoph Ladwig

Shopping & Lifestyle / Leben & Arbeiten

Rock’n’Dog im Velodrom

Die Berliner Heimtiermesse

Wartende Hunde

Die Künstlerin Barbara Wrede über die Inspiration durch Hunde

Liebe geht über den Hund

Wie ein Berliner Start-Up Hund und Mensch zusammenbringt

Lifestyle für Anarchisten

Wie das Label BLN DGS die Hundewelt schöner machen will

In bester Society

Der Hundeladen Society Dog macht Berlins Hunde schick

Empfangsdame Lilly als Ladenhüterin

Der DoggieDesign Store in Wilmersdorf

Elvis lädt zum Hühnerfuß

Christina Sieber und ihr „Hauptstadthund“ im Prenzlauer Berg

Lotte & Anna’s Shopping-Tipps

Die Must-haves für Berliner Schnauzen

Verbrecherjagd, Rauschgiftsuche, Leichenfunde

Die Arbeit der Berliner Polizeihundestaffel

Mit Bak in Afghanistan

Kai la Quatra und sein Kriegsveteran auf vier Pfoten

Gott & die Hundewelt / Trauer & Tod

Halleluja! Ohne Andacht im Hundegottesdienst

Eine Gemeinde in Zehlendorf feiert Welttierschutztag

Hunde beim Sterben begleiten

Wie eine Berlinerin Tiere natürlich gehen lässt

Alles für Daisy

Wie man nach seinem Tod für den Hund sorgt

Hier ruht Pippi

Ein Berliner Haustierkrematorium definiert die Bestattungskultur von Hunden neu

Infos & Adressen

VORWORT

FRED & OTTO unterwegs in Berlin ist ein Stadtführer für Hunde(besitzer). Hierin haben wir alle möglichen (und manche unmöglichen) Themen der Stadt zusammengetragen. Themen, die jede und jeden in der Stadt interessieren. Wir spannen dabei den Bogen vom Welpen- oder Hundekauf bis hin zur Sterbebegleitung – dazwischen liegen viele andere Kapitel: Über Erziehung und Ernährung, Lifestyle und Hundepolitik.

Wer einen Stadthund hat, weiß, dass es nicht immer einfach ist, genügend Auslauf zu geben, das Hundeleben (und sein eigenes) gut zu organisieren. Wir wollten deshalb dieses Buch für Stadthundebesitzer machen und Ihnen viele nützliche Tipps geben, Adressen nennen, Fragen stellen, die wir mit Dutzenden Experten in der Stadt diskutiert haben. Die Berliner Hundewelt ist bunt. Es gibt verschiedenste Rassen und Geschichten, woher die Hunde dieser Stadt kommen. Es gibt auch die unglaublichsten Erzählungen, weshalb Berlinerinnen und Berliner Hunde haben. Alles unter einen Hut zu bringen, ist unmöglich, aber wir geben Ihnen allen hoffentlich dennoch tolle Anregungen, Informationen, Einblicke.

Daneben war es unser Ziel, ein Buch zu machen, das auch einen hohen Nutzwert hat, beispielsweise durch die Rabattcoupons unserer Partner, mit denen Sie viel Geld sparen können. Oder etwa durch den beigelegten Hunde-Stadtplan. Wir wollten dazu auch ein schönes Buch machen – mit vielen Bildern von Berliner Stadthunden. So ist ein Stadtführer herausgekommen, der einfach Lust machen soll, reinzublättern.

Alexander Schug und Verlagshund Otto

Die Idee zu dem Stadtführer hatten wir, als Otto, ein Schoko-Labrador, zu uns kam. Schnell ergab sich, dass man mit so einem kleinen Kerl die Stadt ganz neu entdeckt. Und man fragt sich: Was kann man mit Hund hier machen, was nicht? Man lernt die anderen Hundebesitzer kennen, läuft in Konflikte rein, wundert sich über manches und will doch eigentlich nur in Ruhe in der Stadt leben. Wir haben dazu viel recherchiert. Klar ist nach rund einem Jahr Recherche, dass wir als Hundebesitzer in Großstädten natürlich immer einen Grundkonflikt haben: Hier leben viele Menschen gemeinsam auf relativ engem Raum.

Es gibt da immer Diskussionen darüber, wie man diesen engen Raum nutzen soll und wer wo „Vorfahrt“ hat. Am Ende glauben wir: Hunde in Berlin zu haben, heißt auch, sich mit seiner Umwelt, Mitwelt und der Politik auseinanderzusetzen, die das Zusammenleben mit Hund regelt. In diesem Sinne soll das Buch auch anstiften, ein bewusster und umsichtiger Stadthundbesitzer zu sein, Verantwortung zu übernehmen, Konflikte zu schlichten – aber auf jeden Fall auch wahnsinnig viel Spaß zu haben, Natur zu genießen, Freude an seinem Tier zu haben.

An dieser Stelle sei ausdrücklich allen gedankt, die wir interviewen und fotografieren durften, die uns Tipps und Hintergründe verraten haben. Herausgekommen ist ein Buch, das wir selbst wirklich mit Hingabe gemacht haben und das ein buntes Kaleidoskop der Berliner Hundewelt ist.

Alles Gute und viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren!

Alexander Schug und Otto

(PS: ... und wer sich fragt, wer Fred ist ... also das ist so: Otto ist eigentlich ein Einzelhund. Wir dachten aber, dass Otto noch einen besten Kumpel braucht, mit dem er durch die Stadt streift – und so kam in Gedanken Fred dazu, ein kleiner Terrier, mit dem Otto nun die Welt erobert. Fred & Otto hört sich natürlich viel besser an. Otto allein zu Haus ging ja nicht. So, und jetzt wissen Sie, weshalb Fred & Otto Fred & Otto heißt!)

Stadt & Hund

Seht auf die Hunde dieser Stadt! Große und kleine, freche und wohlerzogene, alte und Welpen. Hunde gehören zu Berlin. Keine Stadt in Europa hat mehr Hunde als Berlin. Die Hauptstadt ist auch die Hauptstadt der Hunde. Mehr als 130.000 Vierbeiner gibt es, dazu noch viele „Illegale“, also steuerlich nicht gemeldete. Aber was heißt schon illegal? Kein Hund ist illegal! Hunde gibt es in Berlin seit Jahrhunderten. Sie sind Teil unserer Kultur, fester Bestandteil unseres Stadtlebens. Zum Einstieg ein fotografischer Streifzug durch die Stadt.

Züchter, Tierheim & Co.

Woher kommen die Hunde? Wir haben uns umgesehen und mit Leuten gesprochen, von denen man Welpen und erwachsene Hunde bekommen kann: Züchter, Tierheim oder Berliner, die Hunde aus Tötungsstationen in Südeuropa holen. Was alle wissen müssen: Niemand sollte Billigwelpen aus Osteuropa kaufen, die oft sterbenskrank sind und unter erbärmlichen Zuständen in die Welt geworfen werden! Aber einen Hund zu bekommen, ist nicht nur eine Frage der richtigen, vertrauensvollen „Quellen“. Zu allererst muss man wissen: Ist ein Hund das richtige Haustier für mich? Und: Welcher Hund passt überhaupt zu mir und meiner Familie, dem Freundeskreis?

Gute und schlechte Hundehalter – oder wieso Menschen Hunde wollen

Interview mit der Psychologin Dr. Silke Wechsung

Wir kennen alle die Geschichten von spontanen Hundekäufen. „Der war soooo süß!“, heißt es dann – und nach Weihnachten schwappt wieder eine Welle von Tieren auf die Hilfsorganisationen und Tierheime zu, weil der süße kleine Hund doch nicht in den Alltag passte. Wir haben uns gefragt: Was motiviert Menschen eigentlich, Hunde zu besitzen? Welche Hundehaltertypen gibt es? Wir sprachen mit Dr. Silke Wechsung dazu, Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung an der Universität Bonn ...

Was genau war der Anlass für Ihre Forschungen?

Ich habe als Psychologin viele Jahre über zwischenmenschliche Beziehungen geforscht und dabei z. B. die Frage untersucht, wann Menschen in Beziehungen glücklich sind und was eine gute Partnerschaft ausmacht. Als Hundebesitzerin habe ich mir dann häufiger die Frage gestellt, was eigentlich eine gute Mensch-Hund-Beziehung ausmacht und wie man einen guten von einem schlechten Hundehalter unterscheiden kann. Und da bis dato keine wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema vorlagen, habe ich an der Universität Bonn ein Forschungsprojekt zu diesem Thema begonnen. In Bonn gab es durch Herrn Professor Bergler bereits eine langjährige Tradition, die Mensch-Tier-Psychologie intensiv zu erforschen. Meine Untersuchungen haben dann die schon vorliegenden Studien um ganz neue Erkenntnisse ergänzt.

Wenn Sie für Otto-Normalverbraucher mal kurz zusammenfassen: Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

In unserem Forschungsprojekt haben wir herausgefunden, dass ausschließlich die Einstellungen und Verhaltensweisen von Hundehaltern darüber entscheiden, ob sich eine gute oder eine weniger gute Mensch-Hund-Beziehung entwickelt. Hundehalter, die sich wenig Gedanken über die Beziehung zu ihrem Hund machen – und das beginnt schon im Vorfeld der Anschaffung –, die sich sowohl anderen Menschen als auch Tieren gegenüber egoistisch und verantwortungslos verhalten, werden es schwer haben, eine gute Beziehung zu ihrem Heimtier aufzubauen. Genauso aber auch Menschen, die ihren Hund mit Erwartungen überfrachten, als Kind- oder Partnerersatz missbrauchen und übertrieben glorifizieren. Neben den Anschaffungsmotiven und den Einstellungen des Halters spielen natürlich auch der alltägliche Umgang mit dem Hund und die Erziehung eine große Rolle. Völlig unwichtig ist wiederum die Halter-Demographie, d. h. ob der Halter beispielsweise auf dem Land oder in der Stadt wohnt, ob er einen Garten hat oder in einer kleinen Mietwohnung lebt, ob er berufstätig, männlich oder weiblich ist usw.

Ob Menschen und Hunde harmonisch und konfliktfrei zusammenleben und tatsächlich gut zueinanderpassen, liegt unserem Forschungsprojekt zufolge einzig in der Verantwortung der Hundebesitzer. Wie unsere Ergebnisse zeigen, hat sich jedoch knapp ein Viertel aller Hundehalter, d. h. über eine Million der Hundebesitzer in Deutschland, unzureichend mit der Spezies Hund und ihren arteigenen Bedürfnissen auseinandergesetzt.

Kinderersatz oder Sportmaschine? Menschen überfordern manchmal ihre Hunde

Sie haben ja verschiedene Typen von Hundehaltern ausgemacht. Was versteckt sich hinter so einer Typologie? Oder anders gefragt: Aus welcher Motivation wollen Menschen Hunde heute halten?

Menschen unterscheiden sich darin, warum sie Hunde halten. Den Hundehalter gibt es nicht, ebenso wenig gleiche Motive, warum man sich einen Hund anschafft. So vielfältig wie die unterschiedlichen Hunderassen und deren Unterschiede in Größe, Aussehen und rassespezifischen Bedürfnissen, so verschieden sind inzwischen auch die Funktionen und die Beweggründe der Halter, sich einen Hund anzuschaffen. Hunde müssen heute meistens ganz unterschiedliche Funktionen erfüllen, vom Kindersatz und Sportobjekt bis hin zur lebenden Alarmanlage, da gibt es die unterschiedlichsten Spielarten. Auch wenn Hunde oftmals in der Lage sind, die vielseitigen Ansprüche ihrer Besitzer zu erfüllen, wird so mancher Vierbeiner mit unerfüllbaren Erwartungen konfrontiert: „Sei gleichzeitig Wachhund, wenn es drauf ankommt, freue dich aber über jeden erwünschten Besucher“. Das führt in der Konsequenz nicht selten zu Problemen in der Mensch-Hund-Beziehung.

Wir haben drei unterschiedliche Halter-Typen ermittelt, die sich grundlegend in ihren Anschaffungsmotiven, ihrem Lebensstil und ihrem Beziehungsverhalten unterscheiden. Das sind der „prestigeorientierte, vermenschlichende Hundehalter“ (22 % aller Hundehalter), der „auf den Hund fixierte, emotional gebundene Hundehalter“ (35 % der Hundehalter) und der „naturverbundene, soziale Hundehalter“ (43 %).

Wie unsere Studien zeigen, passt es am besten, wenn Menschen Erwartungen an ihre Hunde stellen, die gut mit den Bedürfnissen von Hunden harmonieren. Seine Naturverbundenheit ausleben, viel draußen unterwegs sein, sich aktiv mit dem Hund zu beschäftigen und einen „tierischen“ Partner zu gewinnen, der uns begleitet – das z. B. sind Motive zur Hundehaltung, die sich mit den artspezifischen Bedürfnissen von Hunden gut vereinbaren lassen.

Wird der Hund mit Ansprüchen konfrontiert, die sich nicht mit seinen eigenen Bedürfnissen und arttypischen Verhaltensweisen vereinbaren lassen, ist ein negativer Einfluss auf die Mensch-Hund-Beziehung unvermeidbar. Verhaltensprobleme beim Hund sind häufig die Folge nicht hundgerechter Forderungen seines Menschen.

Mensch-Hund-Check

Den Check von Dr. Silke Wechsung finden Sie im Internet unter:

www.mensch-hund-check.com

Ist Ihre Studie auch ein Plädoyer dafür, sich genauer Gedanken darüber zu machen, ob und welche Hunde angeschafft werden?

Die Reflektion im Vorfeld entscheidet ganz maßgeblich darüber, ob Mensch und Hund später zusammen passen. Wie unsere Studien zeigen, ist für viele Menschen das Aussehen des Hundes ein ganz entscheidendes Auswahlkriterium. Hunde, die jedoch nur aufgrund ihres Aussehens und unabhängig von ihren rassespezifischen Bedürfnissen ausgewählt werden, werden meist nicht artgerecht gehalten und oftmals unter- oder überfordert. Diejenigen, die eine gute Mensch-Hund-Beziehung aufbauen, haben sich selbst zuvor genau geprüft und sich auch mit den verschiedenen Rassemerkmalen auseinander gesetzt. Spontankäufe sind absolut zu vermeiden. Schließlich lebt man mit einem Vierbeiner die nächsten 15 Jahre zusammen.

Dr. Silke Wechsung forscht über die Mensch-Hund-Beziehungen

Schon bei der Auswahl des passenden Hundes suchen verantwortungsbewusste Hundehalter nach einem Hund, der von seinem Bewegungsdrang gut zu ihrer eigenen Konstitution passt. Ein guter Hundehalter, der sportlich sehr aktiv ist und mit seinem Hund wandern oder joggen gehen will, sucht sich entsprechend einen lauffreudigen, jungen und gesunden Hund aus. Ein guter Hundehalter, der weniger aktiv und eher unsportlich ist, wählt einen Hund aus, der aufgrund seiner rassebedingten Anlagen ebenfalls weniger Auslastung braucht oder aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht mehr extrem belastbar ist.

Bereits vor der Anschaffung eines Hundes zeigen sich deutliche Unterschiede im Verhalten der zukünftigen Hundehalter. Die einen entscheiden sich ganz spontan für einen Hund und machen sich im Vorfeld wenig Gedanken über ein Leben mit Hund. Andere überlegen sich manchmal sogar jahrelang, ob sie die Verantwortung für einen Hund tatsächlich langfristig übernehmen wollen. Sie kaufen einen Hund auch nicht irgendwo, sondern recherchieren, welcher Hund bzw. welche Hunderasse am besten zu ihren Ansprüchen und Vorstellungen passt. Solche Hundehalter prüfen auch den Hundezüchter bzw. Tiervermittler ganz genau, bevor sie dort einen Hund erwerben.

Sie stellen Ihr Wissen ganz praktisch zur Verfügung. Das Ergebnis ist Ihr Mensch-Hund-Beziehungscheck. Was wird da gecheckt und wie hilft mir der Test?

Wissenschaftliche Erkenntnisse sind dann gut, wenn sie sich auch in der Praxis anwenden lassen. Wir haben in der Forschungsstudie über 40 Faktoren bei Hundehaltern ermittelt, welche die Beziehungsqualität beeinflussen. Im Mensch-Hund-Check (www.mensch-hund-check.com) kann nun jeder interessierte Hundehalter testen, wie er sich im Vergleich zu den Hundehaltern verhält, die in unserer Untersuchung eine nachweislich gute Mensch-Hund-Beziehung aufgebaut haben. So kann jeder Teilnehmer erfahren, was in seiner Mensch-Hund-Beziehung bereits gut läuft und in welchen Bereichen möglicherweise Optimierungspotenziale bestehen.

Literaturtipp

„Die Psychologie der Mensch-Hund-Beziehung – Dreamteam oder purer Egoismus?“ von Silke Wechsung, Cadmos Verlag, www.cadmos.de. Auf 144 Seiten werden Themen wie die Mensch-Hund-Beziehung im zeitlichen Wandel, Erkenntnisse aus der psychologischen Beziehungsforschung, aber auch der aktuelle Forschungsstand zur Mensch-Hund-Beziehung sowie die Ergebnisse des Forschungsprojekts dargestellt.

Die Stadt der Tiere

Europas größtes Tierheim

Fährt man mit der S-Bahn-Linie 7 bis Ahrensfelde, nimmt die Buslinie 197 Richtung Falkenberg und steigt an der Haltestelle „Tierheim Berlin“ aus, befindet man sich nicht nur am nordöstlichen Rand Berlins, sondern auch an einer Sehenswürdigkeit der etwas anderen Art: dem größten Asylheim für Tiere in Europa.

Seit 2001 befindet sich das Tierheim Berlin am Hausvaterweg 39 in Lichtenberg. Auf einer Fläche so groß wie 30 Fußballfelder kümmern sich Pfleger, Ärzte und Verwaltungsmitarbeiter des Tierschutzvereins für Berlin um ausgesetzte oder abgegebene Tiere. Jedes Jahr sind es über 12.000 Tiere, für die das Berliner Tierheim eine zwischenzeitliche Bleibe auf dem Weg in ein neues Zuhause darstellt. Manchmal sind es nur wenige Tage, manchmal mehrere Monate. Am längsten blieb bisher „Kater Gnom“, der ganze drei Jahre auf ein neues Zuhause warten musste. Wer einen Hund aus dem Tierheim erwerben möchte, muss bis 205 Euro auf den Tisch legen – was fast geschenkt ist. Die für das Tierheim angefallenen Kosten für Pflege, Impfungen und Futter sind damit in der Regel gedeckt. Katzen kosten zwischen 65 und 85 Euro, Kaninchen 20 Euro, die Vermittlung eines Papageis oder eines Leguans ist Verhandlungssache.

Stattliche 48 Millionen Euro kostete die futuristisch anmutende 16-Hektar-Anlage. Die großzügigen Freiflächen und Wasseranlagen wirken zusammen mit den modern gestalteten Gebäudeensembles und kreisförmigen Pavillons in der Mitte der Anlage wie eine Forschungsstation. Kein Wunder, dass bereits mehrere TV-Produktionen das Areal als Drehort für Science-Fiction-Filme oder Krimis gebucht haben. Die Formensprache stammt aus der Hand des Architekten Dietrich Bangert. Er entwarf separate Gebäude für die verschiedenen Tierarten. Es gibt drei Katzenhäuser, sechs Hundepavillons, eine Notaufnahme für Nutztiere, ein Kleintierhaus, ein Reptilienhaus und ein Vogelhaus. Hinzu kommen ein Freigehege für Katzen, Hundeauslaufflächen, eine Tauben-Auswilderungsstation, ein Wasservogelhaus, eine Hundewelpenstation, ein Reha- und Hundetrainingszentrum sowie ein Seniorenkatzenhaus. Zusätzlich grenzt an das Gelände ein eigener Tierfriedhof. Für die menschliche Spezies wird ebenfalls gesorgt. Neben dem Tierheim-Café gibt es einen Veranstaltungssaal für Konferenzen und Tagungen, eine Bühne, das „Tierische Klassenzimmer“, sowie Verwaltungs- und Lagerräume. Im Dezember 2012 standen 75 Pflegern und Mitarbeitern 302 Hunde, 665 Katzen, 169 Kleintiere, 165 Vögeln, 16 Nutztiere und 107 „Exoten“ wie Leguane und Affen gegenüber. Es ist hier eine ganze „Stadt der Tiere“ entstanden.

Das Tierheim im Altvaterweg in Berlin-Falkenberg

Dauerhaft, darauf ist der Tierschutzverein für Berlin stolz, bleibt hier kein Tier-Bewohner. Eine permanente Unterbringung würde die Kapazitäten des Tierheimes innerhalb kürzester Zeit sprengen. Ziel des Tierschutzvereines ist es deshalb, den Tieren schnellstens wieder ein neues Zuhause zu vermitteln. Die Zahl der zu vermittelnden Tiere wächst jedoch von Jahr zu Jahr. Während im Dezember 2012 über 1.400 Tiere auf ein neues Zuhause warteten, waren es zehn Jahre zuvor weniger als die Hälfte. Die Tendenz, in Berlin und Umgebung Hausaustiere abzugeben oder auszusetzen, steigt. Der Tierschutzverein sieht die Entwicklung mit Sorge. Bereits jetzt muss das Tierheim jährlich 2.000 Tiere an andere Tierschutzvereine abgegeben.

Dies ist auch eine Ursache dafür, dass der Tierschutzverein – so liest man in den Medien – nicht gut auf den Senat zu sprechen ist. Es geht ums Geld. Jährlich erhält das Berliner Tierheim vom Land Berlin knapp eine halbe Million Euro. Zu wenig, sagt der Präsident des Tierschutzvereins Wolfgang Apel dpa im Januar 2012: „Wir müssen immer weiter expandieren, mehr Häuser bauen, immer mehr Tiere aufnehmen. Die Kosten gehen ins Unendliche“. Pflege, Fütterung und ärztliche Betreuung verschlingen pro Tag im Tierheim 12.000 Euro. Hochgerechnet auf ein Jahr bedeutet dies Kosten von über vier Millionen Euro.

Streitigkeiten ums Geld zwischen Tierheim und dem Land Berlin sind nicht neu. Bereits beim Bau des neuen Tierheims verweigerte das Land eine Kostenbeteiligung. Vielleicht zu Recht – denn tatsächlich notwendig war eine Finanzspritze seitens des Landes scheinbar nicht. Die Kosten für den fast 50 Millionen teuren Bau finanzierte der Tierschutzverein für Berlin hauptsächlich aus Spenden, die seit der Wiedervereinigung gesammelt wurden. Von einem Spendenaufkommen dieser Größe können andere Initiativen in Berlin nur träumen. Der Förderverein Berliner Schloss e.V., der über Spenden den Wiederaufbau der historischen Fassaden des Humboldtforums mitfinanzieren will – wohlgemerkt das zentrale kulturelle Prestigeprojekt in Deutschland –, hat seit 2004 erst 20 Millionen Euro eingesammelt.

Wie 2004 öffentlich bekannt wurde, profitierten von den großzügigen Spenden jedoch nicht nur die notleidenden Tiere. Auch dem ehemaligen Geschäftsführer Volker Wenk, der maßgeblich für den Bau des neuen Tierheims verantwortlich war, kamen die gespendeten Gelder zugute. Der Deutsche Tierschutzbund, die Dachorganisation der Tierschutzvereine und Tierheime in Deutschland, deckte auf, dass Wenk nebenbei in die eigene Tasche gewirtschaftet hatte. Der Spendenskandal war perfekt. Während seiner Amtszeit veruntreute Wenk Mitglieds- und Spendengelder in Höhe von 150.000 Euro. Nach einem langjährigen Prozess verurteilte ein Gericht Wenk 2011 zu neun Monaten Haft auf Bewährung. Bisher hat Wenk einen Großteil der Summe zurückerstattet. Die Glaubwürdigkeit der Einrichtung litt damit erheblich, dennoch kann das Verdienst des Tierschutzvereins für Berlin und des Tierheims nicht hoch genug angerechnet werden. Beide Einrichtungen verdienen Unterstützung.

Die Anfänge des Tierschutzes in Berlin

Das Tierheim Berlin ist nicht nur riesig. Es hat auch eine spannende Vergangenheit. Begonnen hat sie vor über 170 Jahren. Seit 1841 engagieren sich die Mitglieder des „Vereins für die Rechte der in der Stadt lebenden Tiere und gegen Tierquälerei“. Der Auftakt des organisierten Tierschutzes datiert auf den 29. Juni 1841. An diesem Tag beobachtete der preußische Beamte Dr. C. J. Gerlach auf dem Berliner Mühlendamm, wie ein Kutscher sein Pferd misshandelte. Die Grausamkeit gegenüber dem wehrlosen Tier traf ihn. Er entschloss, gegen die Misshandlung von Tieren vorzugehen. Bereits drei Monate später, am 6. Oktober 1841, gründete er zusammen mit Kollegen den Verein.

Aller Anfang war schwer. Die Berliner Bevölkerung belächelte zunächst die Berliner Tierschützer und tat sie als sentimental ab. Den ersten Erfolg erzielte der Verein zehn Jahre nach der Gründung. Erfolgreich setzte er sich dafür ein, dass der Tierschutz-Paragraf 1851 im Preußischen Strafgesetzbuch verankert wurde. Tierquälerei stand damit unter Strafe. Dass man sich darüber Gedanken machte, war auch Ergebnis der Tatsache, dass Haustiere zu einem festen Bestandteil des Stadtlebens geworden waren. Besonders beliebt waren Hunde. Zwischen 1830 und 1860 hatte sich die Zahl der in der Berliner Vierbeiner auf 11.000 Tiere verdoppelt. Mit der Verbreitung von Haustieren stieg die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber den Berliner Tierschützern. Der Verein, der mittlerweile „Deutscher Tierschutz-Verein zu Berlin“ hieß, zählte in den 1870er-Jahren bereits mehr als 800 Mitglieder. Geboren war da auch die Idee, gequälten und heimatlosen Tieren ein Asyl zu geben. In den 1880er-Jahren entstanden daraufhin die ersten Tierheime Berlins; eines in Britz und eines im Wedding. Die Kapazitäten wurden bald gesprengt. Ein neues Heim musste her, das der Tierschutzverein zwischen 1900-1901 in Lankwitz errichtete.

Einsicht ins Tierheim

Der Bau des Tierheims in Lankwitz weist einige Parallelen zum Neubau in Lichtenberg auf. Spenden, Mitgliedsbeiträge und Nachlässe ermöglichten die Errichtung der damals 100.000 Mark teuren Anlage. Städtische Unterstützung gab es damals wie heute keine. Dass das Bauprojekt in Lankwitz dennoch ohne Probleme gestemmt werden konnte, lag daran, dass der Berliner Tierschutzverein mit mittlerweile knapp 12.000 Mitgliedern zum größten und wohlhabendsten Verein Deutschlands angewachsen war. Großzügige Spenden sorgten auch im weiteren Verlauf dafür, dass die Kapazitäten des Heims ausgebaut werden konnten. 1908 folgte ein Verwaltungsgebäude, 1929 ein modernes Katzenheim.

Der 2. Weltkrieg bescherte dem Berliner Tierschutz ein jähes, wenn auch nur kurzeitiges Ende. Alliierte Bombenabwürfe zerstörten das Berliner Tierheim in Lankwitz innerhalb von nur einer Nacht. Der Tierschutz stand in den letzten Kriegsjahren und in der Nachkriegszeit hinten an. Die Berliner hatten mit existenziellen Problemen zu kämpfen. Viele Haustiere, insbesondere Hunde, dienten nicht selten als Nahrungsquelle einer vollkommen unterversorgten Bevölkerung. Erst 1949 begannen die Wiederaufbauarbeiten des Tierheims – und mit ihm ein Wiedererstarken des Berliner Tierschutzes. Dem unermüdlichen Wirken des Tierschutzvereins – insbesondere durch das Engagement von Erna Graff, der späteren Präsidentin des Berliner Tierschutzvereins – war es zu verdanken, dass das Tierheim in Lankwitz an die Vorkriegstradition anknüpfen konnte. Nach fast 90-jährigem Bestehen läutete die Wiedervereinigung 1990 das Ende des Standortes in Lankwitz ein. Fehlende Räumlichkeiten für die Unterbringung der Tiere aber auch Anwohnerbeschwerden über Lärmbelästigung machten einen Umzug unumgänglich. 2001 folgte der Umzug vom südwestlichen zum nordöstlichen Rand Berlins. (Text: Frank Petrasch)

Ich will hier raus – ein Bobtail im Tierheim Berlin

Landesverband Berlin des Deutschen Tierschutzbundes e. V.

Tierschutzverein für Berlin und Umgebung Corporation e. V.

Tierheim Berlin

Hausvaterweg 39

13057 Berlin

Tel.: 030-76 888 0

Web: www.tierschutz-berlin.de

Spendenkonto

Postbank Berlin

Konto: 35600105

Bankleitzahl: 100 100 10

„Er ist nun mal ein Knasti“

Wie Paco aus einer spanischen Rettungsstation Florentine Joop eroberte

Berlin-Mitte, im Hinterhof ein Atelier, lichtdurchflutet, Malzeugs und Leinwände stehen herum. Florentine Joop empfängt uns legére in Jeans und Pulli. Um uns herum sofort ein aufgeregtes Hundetreiben. Terrierdame Paula überlegt noch, ob sie die Fremden okay findet. Sie lässt uns rein, ohne zu kläffen. Der Schäferhundmischling ist etwas schüchtern, entscheidet sich dann aber doch, Freundschaft zu schließen. Und Pointer Paco, wegen dem wir heute da sind, guckt sich völlig entspannt an, wer da kommt. Paco gehört Florentine Joop, die den spanischen Pointer seit kurzem hat.

Der dreijährige Paco kam nach Berlin über die Initiative www.hunderettung.com, die Hunde aus Tötungsstationen und Zwingern in Spanien an der Costa Blanca rettet und sie nach Deutschland vermittelt. Seitdem er sechs Monate alt war saß Paco ein. Immerhin in einem Hunde-Shelter in Benidorm nordöstlich von Alicante, nicht in einer Tötungsstation. Aber die Shelter sind auch nicht viel mehr als Aufbewahrungsstationen. Hunde werden dort hingebracht und vergessen. Paco hauste in einer kleinen Beton-Hütte. Zum Fressen gab es Hotel-Abfälle, total verkeimt und ungenießbar. „Für Paco war es wie im Knast“, erzählt Florentine.

Florentine Joop, Illustratorin und Malerin, hatte bereits die 13-jährige Terrierdame Paula, als sie sich entschied, einen größeren Hund aus einem Tierheim oder von einer Rettungsorganisation zu holen. Nachdem sie alle Tierheime in Berlin und Umgebung ohne Erfolg abgeklappert hatte, wurde sie auf eine Anzeige der Hunderettung.com aufmerksam. Die Entscheidung für Paco fiel ihr nicht schwer: „Das Foto von ihm mit seinen großen Augen, mit denen er durch die Gitterstäbe lugte, war einfach so herzzerreißend“. Drei Wochen später war Paco dann Mitglied der Familie Joop.

Paaaacooooo – Zeichnung von Florentine Joop für FRED & OTTO

Paco ist Florentines neue große Liebe – natürlich neben den Kindern und Mann. Aber danach hat sie ihr Herz wohl direkt an den eleganten Spanier verloren, den sie immer wieder als ihren „Knasti“ beschreibt. Der Pointer, ein englischer Jagdhund, war höchstwahrscheinlich vorher bei einem Jäger. Florentine vermutet, dass er auf einem Auge schlecht sehen kann und deswegen weggegeben wurde: „Ein Pointer muss das Wild aufspüren und anzeigen. Wenn er das nicht perfekt beherrscht, ist er für den Jäger nutzlos.“ Und sobald die Besitzer keine Verwendung mehr für ihre Vierbeiner haben, werden die Hunde in Spanien umgebracht oder ausgesetzt. Sie werden erschossen oder stranguliert. Manche werfen ihre Hunde in Brunnen, übergießen sie mit Säure oder überfahren sie absichtlich mit dem Auto. Auch ist es gängiges Ritual, Hunde nach der Jagdsaison an Bäumen zu erhängen. Erst langsam ändert sich da was in Spanien im Umgang mit Tieren.

Florentine Joop mit Sonnenschein Paco im Atelier

Florentine Joops Terrierdame Paula trägt‘s mit Fassung, dass Paco mit ihr nun das Leben teilt

Genug Arbeit für die Berliner Hunderettung.com bleibt. Gäbe es diese und andere Initiativen nicht, würden Tausende Hunde aus Südeuropa qualvoll sterben oder in überfüllten Shelters dahinvegetieren. Das Retten von Hunden vor solchen Schicksalen weckt das Gutmenschentum. Nichts schöner, als einen Vierbeiner vor dem Tod zu retten und nach Deutschland zu holen. Doch wenn die Hunde dann hier sind, ergeben sich oft neue Probleme: Tiere, die über Jahre an der Kette oder in einem Zwinger gelebt haben, geschlagen wurden und krank waren, müssen erst einmal sozialisiert werden. Solche Tiere kennen oft keine Autos und S-Bahnen, sie rennen bei jedem unbekannten Geräusch weg und können selbst die geduldigsten Hundehalter zur Verzweiflung bringen. Auch Florentine war sich des Risikos bewusst. Sie ist Mutter von Zwillingen und hat ansonsten genug zu tun: Kinderbücher illustrieren, schreiben. Erst vor kurzem erschien ihr Roman „Harte Jungs“, ganz passend zum spanischen Knasti. Die jüngste Tochter von Modeschöpfer Wolfgang Joop hat also ein deutlich ausgefülltes Familien- und Arbeitsleben. Und dann kam eben Paco. Ob der Pointer vielleicht vollkommen gestört sei, hatte sie immer im Hinterkopf: „Das war das Totschlagargument. Ich habe von Anfang an gesagt: Leute, wenn das mit den Kindern nicht klappt, dann tut es mir schrecklich Leid, aber dann funktioniert es nicht.“ Da sie Paco vor seiner Ankunft nur von Videos und Fotos kannte, verließ sie sich ganz auf die Beschreibung der Mitarbeiter von der Hunderettung: „Die leben vor Ort und sehen die Hunde fast täglich. Wenn jemand eine Charakterbeschreibung für einen Hund machen kann, dann die“, so Florentine. Aber Paco kam und machte es Florentine sehr leicht. Er ist alles andere als ein verstörter Hund und eroberte sofort alle Herzen. Für Florentine ist er ihr ganzes Glück: „Wir können uns ein Leben ohne Paco nicht mehr vorstellen“.