Friedhöfe 2020 - Forum Verlag Herkert GmbH - E-Book

Friedhöfe 2020 E-Book

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Beschreibung

Alle aktuellen Themen im Friedhofs- und Bestattungswesen für das Jahr 2020 kompakt in einem Buch! Die Wünsche für die letzte Ruhestätte und ebenso die Ansprüche an einen Friedhof haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Deshalb ist es wichtig, nachhaltige Konzepte und ansprechende Marketingmaßnahmen zu entwickeln, um Friedhofsanlagen auf Dauer wirtschaftlich und wettbewerbsfähig zu betreiben. Unterstützung bei der Friedhofsentwicklung, rechtliche Hintergründe, z. B. zur Kostentragung bei Bestattungen, u. v. m. liefert das Buch "Friedhöfe 2020". Dieses enthält Fachbeiträge rund um die drängendsten Fragen 2020 am Friedhof - zugeschnitten auf kommunale und kirchliche Friedhofsträger, Friedhofsverwalter und Bestatter. Darüber hinaus finden auch Steinmetze und Friedhofsgärtner wertvolle Anregungen. Dieses bietet folgende Vorteile: Strategische Ausrichtung: Experten zeigen, welche individuellen Bestattungsmöglichkeiten gefragt sind, damit Angebote bedarfsorientiert erweitert und gleichzeitig Pflegeaufwand und -kosten begrenzt werden können. Neue Marketingideen: Praxistipps für eine eigene Marketingstrategie erleichtern die Vermarktung von Friedhofsleistungen und die Öffentlichkeitsarbeit. Aktuelle Rechtsprechung: Eine praxisnahe Kommentierung von neuen Urteilen zum Friedhofs- und Bestattungsrecht unterstützt bei der täglichen Arbeit. Zukunftsorientierte Friedhofsgestaltung: Anregungen für eigene Projekte, die die Attraktivität von Friedhöfen steigern, liefern Fachbeiträge und Praxisbeispiele. Dieses E-Book ist genau das Richtige für: Kommunale und kirchliche Friedhofsträger, Friedhofsverwalter, Bestatter, Steinmetze und Friedhofsgärtner. Inhaltskurzübersicht: Trends in der Bestattungskultur - Baumbestattungen und weitere Formen der Naturbestattung - Pflegefreie Gemeinschaftsgrabanlagen - Begräbnisfelder für muslimische Bestattungen - Jüdische Bestattungen - Bestattungen bei orthodoxen Christen - Umweltmanagement und weitere naturnahe Entwicklungen … Friedhofsverwaltung - Gebühren und Kalkulation - aktuelle Trends - Kostentragung bei Bestattung - Zulässige Anpassungen von Ruhefristen - Kommunikation und Beschwerdemanagement - Marketingmöglichkeiten für Friedhöfe … Friedhofsunterhalt und Grabpflege - Verkehrssicherungspflichten am Friedhof - Grabstättengestaltung und -pflege - Grabpflegeverträge - Pflanzenschutz am Friedhof … Zukunftsorientierte Friedhofsgestaltung - Praxisbeispiel: Anlage eines Friedparks - Praxisbeispiel: Pflegefreie Gemeinschaftsgrabanlagen - Praxisbeispiel: Muslimisches Gräberfeld

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Friedhöfe 2020

Bestattungstrends, Zukunftsperspektive und Marketingstrategien

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2020 by FORUM VERLAG HERKERT GMBHMandichostraße 18 86504 Merching

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Dieses Verlagserzeugnis wurde nach bestem Wissen und nach dem aktuellen Stand von Recht, Wissenschaft und Technik zum Druckzeitpunkt erstellt. Der Verlag übernimmt keine Gewähr für Druckfehler und inhaltliche Fehler.Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in elektronischen Systemen.Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit und Einfachheit wird in den folgenden Texten meist die männliche Form verwendet. Die verwendeten Bezeichnungen sind als geschlechtsneutral bzw. als Oberbegriffe zu interpretieren und gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.Titelfoto/-illustration: © eyetronic – stock.adobe.com Satz: mediaTEXT Jena GmbH, 07747 Jena Druck: Druckerei & Verlag Steinmeier GmbH & Co. KG, 86738 DeiningenISBN: 978-3-96314-387-8 (E-Book)

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Bedienung des E-Books

Hier eine kleine Anleitung zur einfacheren Bedienung des E-Books:

1. Beim Klick auf das folgende Icon   bei Überschriften werden Sie immer auf das Inhaltsverzeichnis zurück geleitet.

2. Bei Querverweisen innerhalb des E-Books wird Ihnen die Absprungstelle als blauer Link angezeigt. Das gesuchte Wort ist auf der Zielseite aber nicht markiert oder farbig.

Vorwort

Die Bevölkerungsanzahl sowie die kulturelle Diversität wachsen in der heutigen Gesellschaft stetig. Diese wirken sich auch auf Friedhöfe aus und bilden dabei eine immer größer werdende Herausforderung ab. Denn damit gehen sowohl ein Wachstum der Anzahl jährlicher Bestattungen als auch eine Vervielfältigung der Bestattungsformen einher. Einerseits entwickeln sich dadurch besonders für viele städtische Friedhöfe, v. a. aufgrund der Urbanisierung, immer häufiger Probleme zwischen dem zur Verfügung stehenden Raum für Gräber und der Nachfrage nach Grabstätten. Andererseits sind viele Friedhöfe nicht ausreichend auf die religiöse Diversität vorbereitet.

Zudem müssen sich die Friedhofsverwaltungen die Frage nach der Präsenz, Wirkung, Wirtschaftlichkeit und Marktfähigkeit ihrer Begräbnisplätze stellen, ohne dabei den Sinn und Zweck von Friedhöfen als Orte der Ruhe, des Gedenkens und der Andacht aus den Augen zu verlieren.

Die Friedhofskultur entwickelt sich stetig weiter, bildet neue Formen von Bestattungen aus, öffnet ihre Tore für Veranstaltungen und plant vielerorts sog. Friedparks und Urnenthemenparks, Gemeinschaftsgrabstätten oder naturlandschaftliche Anlagen.

Diesen Progress greift das Jahrbuch „Friedhöfe 2020“ auf und bietet dabei Einblicke in die Graberhaltung und -pflege. Es spricht ebenso aktuelle Rechtsfälle und Zukunftsperspektiven an. Außerdem finden sich in dieser Ausgabe ausführliche Erläuterungen zum Thema Marketing auf Friedhöfen, die eine Hilfestellung bei der digitalen Präsenz, der Zielgruppenerreichbarkeit u. v. m. bieten.

Dabei wurden die Inhalte sorgfältig und nach eingehender Recherche aufbereitet und nach Wünschen und Anregungen der Kunden zusammengestellt. Aufgrund der individuellen Gegebenheiten des Einzelfalles kann keine Gewähr für Verbindlichkeiten und Vollständigkeit der in diesem Werk enthaltenen Themen und Informationen gegeben werden.

Für Friedhofsverwaltungen, Gemeinden, Planer, Gärtner und alle an der Thematik Interessierten liefert das Werk wertvolle Tipps, Anregungen und Erläuterungen zu den verschiedenen Problemstellungen rund um den Friedhof. Auf diese Weise zeigt das Jahrbuch wie eine zukunftsweisende wirtschaftliche Gestaltung eines Friedhofs als würdevolle, umweltfreundliche und ansprechende Begegnungsstätte gelingen kann.

Merching, im April 2020

Der Verlag

Autorenverzeichnis

Dr. Dominic Akyel

Dr. Dominic Akyel ist Doktor der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und hat zwischen 2007 und 2014 am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsordnung, am Max-Planck- Institut für demografische Forschung, der Princeton Universität sowie der Universität von Kalifornien, Berkeley, zum Wandel von Tod und Bestattung geforscht. Parallel dazu arbeitete er als Wirtschaftsreferent und Strategieberater für verschiedene Unternehmen und Berufsverbände der Bestattungsbranche. Von 2014 bis 2019 war er geschäftsführender Direktor zweier verhaltenswissenschaftlicher Forschungszentren an der Universität zu Köln. Er ist Autor zahlreicher Fachpublikationen und Verfasser des Buches „Die Ökonomisierung der Pietät“.

Autor der Beiträge:Jüdische BestattungenBestattungen bei orthodoxen Christen

Prof. Dr. Thorsten F. Barthel, LL.M.

Prof. Dr. Torsten F. Barthel hat Rechtswissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen studiert mit anschließendem Referendariat am OLG Celle. Barthel ist ordentlicher Professor für Allgemeines Verwaltungsrecht an der Hochschule für Verwaltung in Niedersachsen (HSVN), Hannover. Er lebt in Berlin und ist dort zudem als Rechtsanwalt mit Spezialisierung im Verwaltungsrecht, Friedhofs- und Bestattungsrecht sowie als Justiziar der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V., Kassel, tätig. Er berät und vertritt hauptsächlich Behörden und Kirchen. Darüber hinaus ist er Autor zahlreicher Publikationen, z. B. Handbuch des Friedhofs- und Bestattungsrechts, sowie Kommentare zu Landes-Bestattungsgesetzen und von Fachaufsätzen u. a. in der Zeitschrift „Friedhofskultur“.

Autor der Beiträge:Urteile zu PflegearbeitenGestaltung von Verträgen zur Dauer- und JahresgrabpflegeVerkehrssicherungspflichten am Friedhof

Uwe CzierDiplom-Verwaltungswirt (FH)

Uwe Czier ist als juristischer Grundsatzsachbearbeiter beim Amt für öffentliche Ordnung der Landeshauptstadt Stuttgart mit langjähriger Erfahrung in den Bereichen Sicherheit bei und Genehmigung von Veranstaltungen. Er hält außerdem Vorträge zu veranstaltungsbezogenen und zu polizeirechtlichen Themen für verschiedene Fortbildungseinrichtungen.

Autor der Beiträge:Zulässige Anpassungen von RuhefristenMarketing für Friedhöfe und BegräbnisstättenKostentragung bei Bestattungen

Prof. Dr. phil. habil. Norbert Fischer

Der Sozial- und Kulturhistoriker Nobert Fischer ist apl. Professor am Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie der Universität Hamburg; Gastprofessuren bzw. Dozent an den Universitäten Wien, Kiel, Göttingen und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Fischer promovierte zur Geschichte der Friedhöfe und Krematorien in Deutschland unter dem Titel „Vom Gottesacker zum Krematorium“. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte und Gegenwart des Umgangs mit dem Tod, Trauer- und Gedächtniskultur, Landschaftsgeschichte und Landschaftstheorie, maritime Geschichte und Kultur sowie räumlicher Wandel und Verstädterungsprozesse im 20. Jahrhundert. Prof. Dr. Fischer ist Mitglied u. a. im Vorstand und Beirat für Grundlagenforschung der AG Friedhof und Denkmal/Institut für Sepulkralkultur (Kassel). Außerdem ist er Autor und Mit-Herausgeber zahlreicher Fachpublikationen und Redaktionsleiter von „Ohlsdorf - Zeitschrift für Trauerkultur“ sowie Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Friedhof und Denkmal“.

Autor der Beiträge:Baumbestattung: naturnahe Bestattungskonzepte auf Friedhöfen und in BestattungswäldernPflegefreie Gemeinschaftsgrabanlagen

Eberhard GoebelDipl. Ökonom

Eberhard Goebel ist der Leiter des Instituts für Kommunale Haushaltswirtschaft, Helsa, das seit mehr als 20 Jahren Kommunalberatung zu Finanzanalysen, Gebührenkalkulationen und Kosten- und Leistungsrechnungen durchführt. Ein Schwerpunkt der Institutsarbeit ist die Fachberatung zur Wirtschaftlichkeitsoptimierung im Friedhofswesen. Mit der Nutzung des Kalkulationsverfahrens „SiegFried“ werden regelmäßig zahlreiche Friedhofsträger in fast allen deutschen Bundesländern unterstützt. Hierbei wird darauf Wert gelegt, dass eine moderne Betriebswirtschaft im Friedhofswesen weit über eine Standard-Gebührenkalkulation hinausgeht. Ein weiterer Schwerpunkt ist die wissenschaftliche Arbeit zur Weiterentwicklung der Friedhofsfinanzierung über Veröffentlichungen, Verbandsarbeit und die Pflege von oberörtlichen Kennzahlen. Herr Goebel leistet ebenso regelmäßig zahlreiche Fortbildungen und Tagungsbeiträge zur Friedhofsfinanzierung.

Autor des Beitrags:Gebühren und Kalkulation

Dr. Olivia Henke

Olivia Henke ist Diplom-Geographin und hat im Fachbereich Internationale Umweltpolitik an der Freien Universität Berlin zum freiwilligen Kompensationsmarkt in Deutschland und den Armutswirkungen von freiwilligen Klimaschutzprojekten promoviert. Sie arbeitet seit 2011 als Geschäftsführerin für die gemeinnützige Klima-Kollekte – Kirchlicher Kompensationsfonds. Zuvor war sie als Umweltmanagementbeauftragte für den EED, als Beraterin für Nachhaltigkeitsmanagement und in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit tätig.

Autorin des Beitrags:Umweltmanagement und naturnahe Entwicklungen

Katja Neppert

Dipl.-pol. Katja Neppert hat Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin studiert mit dem Fokus auf die Bewältigung der deutschen NS-Vergangenheit. Sie recherchierte anschließend für Ausstellungsprojekte der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen und arbeitete als Radio- und Fernsehjournalistin beim Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB). Heute ist sie als selbständige Webdesignerin tätig und lebt in Berlin. Sie engagiert sich für die Evangelische Kirchengemeinde Nikodemus in der Bürgerplattform ‚Wir in Neukölln‘ und war dort beteiligt an der Durchsetzung eines neuen muslimischen Gräberfeldes in Berlin-Neukölln.

Autorin des Beitrags:Praxisbeispiel: Muslimisches Gräberfeld Berlin-Neukölln

Lutz PakendorfDipl.-Ing. agr.

Lutz Pakendorf ist Gartenbauingenieur, ein branchenerfahrener Genossenschaftsmanager und leidenschaftlicher Marketing-Macher. : Vom Kunden her denken, Trends aufgreifen, das Neue in die Welt setzen. Seit Dezember 2006 ist er bei der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner eG in leitender Position für verschiedene Fachbereiche verantwortlich.Schwerpunkte seiner Arbeit sind Dauergrabpflege und Treuhandverwaltung, Mitgliederbetreuung, Produktentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit sowie Nachwuchsförderung.

Autor des Beitrags:Praxisbeispiel: Gärtnergepflegte Gemeinschaftsgrabanlage (in Kooperation mit Stefan Schmitz)

Stefanie Rathmann

Stefanie Rathmann unterstützt mittelständische Unternehmen und öffentliche Verwaltungen nachhaltig in den Themen wertschätzende Kommunikation, Führung und Teamentwicklung. Ihre Seminare zeichnen sich durch Praxisnähe und einen hohen Übungsanteil aus, dabei erhalten die Teilnehmer auch Werkzeuge zum persönlichen Wachstum. Sie ist vom TÜV Rheinland zertifizierte Trainerin und Fachbuchautorin. Darüber hinaus arbeitet sie als Business Coach und Mediatorin (www.personalentwicklung-rathmann.de).

Autorin des Beitrags:Kommunikation mit Nutzungsberechtigten und Beschwerdemanagement

Markus SchäfDipl.-Ing. (FH)

Nach dem Studium des Landespflege an der Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf war Markus Schäf zwölf Jahre im Büro Jühling und Bertram Landschaftsarchitekten in München tätig. 2009 gründete er das Büro Markus Schäf, Landschaftsarchitekt und Stadtplaner BDLA, welches 2014 in das Büro Stautner und Schäf, Landschaftsarchitekten + Stadtplaner Part. mbB umgewandelt wurde.

Autor des Beitrags:Praxisbeispiel: Anlage des Friedparks Lutherrose Petersaurach

Stefan Schmitz

Nach dem Besuch der Meisterschule im Zierpflanzenbau ist Stefan Schmitz 2003 in die Geschäftsführung der Friedhofsgärtnerei Wolfgang Schmitz GmbH eingetreten und hat den Familienbetrieb im Jahr 2011 als Inhaber übernommen. Im selben Jahr hat er als Teil einer Arbeitsgemeinschaft ein erstes Gemeinschaftsgrabfeld auf einem Kölner Friedhofs errichtet, im Jahr 2018 kam ein weiterer Bestattungsgarten in Pulheim dazu. Er ist im Prüfungsausschuss der Landwirtschaftskammer Rheinland und seit 2016 Mitglied im Aufsichtsrat der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner.

Autor des Beitrags:Praxisbeispiel: Gärtnergepflegte Gemeinschaftsgrabanlage (in Kooperation mit Lutz Pakendorf)

Susanne B. Stachowitz

Susanne B. Stachowitz studierte Sozialwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Zu ihren Forschungsgebieten gehören Sozialmobilität und Bildungspartizipation. Aktuell erforscht sie die Wahrnehmung des Wandels im Ruhrgebiet mit Interviews und SOEP-Daten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin). Mit Frank Thieme arbeitet sie zurzeit über den Wandel der Bestattungskultur in Deutschland.

Autorin des Beitrags:Begräbnisfelder für muslimische Bestattungen (in Kooperation mit Dr. Frank Thieme)

Dr. Frank Thieme

Dr. Frank Thieme, Sozialwissenschaftler, ist Lehrbeauftragter an der Ruhr-Universität Bochum. Er forscht derzeit über den Wandel der Bestattungskultur in Deutschland. Weitere Forschungsgebiete sind Wissenschaftssoziologie und Wissenschaftsgeschichte sowie alternde Gesellschaft.

Autor des Beitrags:Begräbnisfelder für muslimische Bestattungen (in Kooperation mit Susanne Stachowitz)

Jochen VeserDipl.-Ing. (FH)

An das Studium „Gartenbau“ an der damaligen Fachhochschule Freising-Weihenstephan schloss Jochen Veser eine fünfjährige Beratungs- und Versuchstätigkeit an der damaligen Landesanstalt für Pflanzenschutz in Stuttgart an. Seit 1997 ist er freiberuflich als Berater für GaLaBau-Betriebe, Kommunen und Hobbygärtner zu Pflanzenschutzthemen tätig. Darüber hinaus hat Jochen Veser eine Lehrtätigkeit an der LVG Heidelberg, Fach Pflanzenschutz. Zudem führt er Pflanzenschutzsachkundefortbildungen für GaLaBau und Kommune durch und ist ist Fachautor (Gartenpraxis, DeGa GaLaBau, Fachbücher).

Autor des Beitrags:Pflanzenschutz am Friedhof

Melanie Weidtmann

Gärtnermeisterin sowie Garten-Landschaftsplanerin Melanie Weidtmann ist bei der Stadtverwaltung Bad König u. a. für den Teilbereich Grünflächen tätig und blickt auf mehr als 10 Jahre Erfahrung in Planung und Umsetzung von Urnengrabanlagen zurück.

Autorin des Beitrags:Praxisbeispiel: Anlage des Friedparks auf dem Bad Königer Friedhof

Gesamtinhaltsverzeichnis

Deckblatt

Impressum

Bedienung des E-Books

Vorwort

Autorenverzeichnis

Gesamtinhaltsverzeichnis

1 Trends in der Bestattungskultur

1.1 Baumbestattungen und weitere Formen der Naturbestattung

1.1.1 Bestattung, Tod und Natur: zur Geschichte

1.1.2 Aktuelle Trends zu Naturbestattungen und ihre Voraussetzungen

1.2 Pflegefreie Gemeinschaftsgrabanlagen

1.2.1 Historische Traditionen

1.2.2 Beispiele unterschiedlicher Gemeinschaftsgrabanlagen

1.2.3 Kolumbarien

1.2.4 Gemeinschaftsanlagen für gesellschaftliche Gruppen

1.2.5 Rasenbestattungen

1.3 Begräbnisfelder für muslimische Bestattungen

1.3.1 Bestattung von Angehörigen nichtchristlicher Religionsgemeinschaften in Deutschland

1.3.2 Anfänge muslimischer Bestattungen in Deutschland

1.3.3 Bestattung und Anlage der Gräber

1.3.4 Muslimische Bestattungsrituale

1.3.5 Muslimische Bestattungen in Essen – ein Fallbeispiel

1.4 Jüdische Bestattungen

1.4.1 Entstehung und Entwicklung

1.4.2 Glaubensinhalte und religiöse Praxis

1.4.3 Trauer- und Bestattungsriten

1.5 Bestattungen bei orthodoxen Christen

1.5.1 Entstehung und Entwicklung

1.5.2 Glaubensinhalte und religiöse Praxis

1.5.3 Trauer- und Bestattungsriten

1.6 Umweltmanagement und naturnahe Entwicklungen

1.6.1 Umweltmanagementansätze

1.6.2 Umweltmanagement auf (kirchlichen) Friedhöfen – Beispiel Hannover

1.6.3 Maßnahmen zur Förderung von naturnahen Friedhöfen: Mehr Leben auf dem Friedhof

2 Friedhofsverwaltung

2.1 Gebühren und Kalkulation – aktuelle Trends

2.1.1 Belegungsdichte und Freiflächen in den Gräberfeldern

2.1.2 Neue Grabtypen

2.1.3 Gebührenkalkulation und Controlling

2.1.4 Friedhofsfinanzierung und Kalkulation der einzelnen Produkte

2.1.5 Gräberfeldfinanzierung

2.1.6 Kostentragung bei Bestattungen

2.1.7 Ausblick: Reform des § 2b Umsatzsteuergesetz

2.2 Zulässige Anpassungen von Ruhefristen

2.2.1 Regelung in der Friedhofssatzung

2.2.2 Unterscheidung Wahl- und Reihengrab

2.2.3 Ruhezeiten für Feuer- und Erdbestattung

2.2.4 Verkürzung der gesetzlichen Mindestfrist

2.2.5 Religiöse Besonderheiten

2.3 Kommunikation mit Nutzungsberechtigten und Beschwerdemanagement

2.3.1 Ebenen der Kommunikation

2.3.2 Einflussfaktoren auf die Kommunikation

2.3.3 Umgang mit Beschwerden

2.4 Marketing für Friedhöfe und Begräbnisstätten

2.4.1 Rechtsrahmen

2.4.2 Marketing – Bestandsaufnahme

2.4.3 Vermarktung von historischen Friedhöfen und Ehrengräbern

3 Friedhofsunterhalt und Grabpflege

3.1 Verkehrssicherungspflichten auf dem Friedhof

3.1.1 Umfang der Verkehrssicherungspflicht

3.1.2 Regelungsgegenstände

3.1.3 Haftung des Friedhofsträgers

3.1.4 Dienstanweisung zur Verkehrssicherungspflicht

3.2 Grabstättengestaltung und -pflege

3.2.1 Gestaltungsvorschriften

3.2.2 Umweltschutzanforderungen bei der Grabpflege

3.3 Grabpflegeverträge

3.3.1 Vertragscharakter

3.3.2 Gestaltung von Dauergrabpflegeverträgen

3.3.3 Gestaltung von Treuhand- und Gärtnereivertrag

3.3.4 Zugriff der Sozialleistungsträger

3.4 Pflanzenschutz am Friedhof

3.4.1 Rechtliche Rahmenbedingungen

3.4.2 Beikrautregulierung

3.4.3 Schaderreger an mehreren Wirtspflanzen

3.4.4 Schaderreger an Laubgehölzen

3.4.5 Schaderreger an Nadelgehölzen

4 Zukunftsorientierte Friedhofsgestaltung

4.1 Praxisbeispiel: Anlage des Friedparks auf dem Bad Königer Friedhof

4.1.1 Letzte Ruhe unter Ginkgo-Bäumen

4.1.2 Überlegungen zur Planung

4.1.3 Überlegungen vor der Umsetzung der Planungen

4.1.4 Erstellung der Urnengrabfläche

4.1.5 Fazit aus den Erfahrungen der letzten Jahre

4.2 Praxisbeispiel: Anlage des Friedparks Lutherrose Petersaurach

4.2.1 Verortung des Friedhofs

4.2.2 Friedhofserweiterung mit einem Friedpark

4.2.3 Fazit

4.3 Praxisbeispiel: Gärtnergepflegte Gemeinschaftsgrabanlagen nach dem Modell Bestattungsgärten Köln

4.3.1 Bestattungskultur im Wandel

4.3.2 Herausforderungen für die Gewerke

4.3.3 Lösungsansätze bei friedhofsgärtnerischen Konzepten

4.3.4 Projektplanung und gärtnerische Ausführung

4.3.5 Marketing und Öffentlichkeitsarbeit

4.4 Praxisbeispiel: Muslimisches Gräberfeld Berlin-Neukölln

4.4.1 Vorgeschichte

4.4.2 Ein muslimisches Gräberfeld

4.4.3 Erfahrungen

4.4.4 Fazit

Stichwortverzeichnis

1 Trends in der Bestattungskultur

1.1 Baumbestattungen und weitere Formen der Naturbestattung

{Baumbestattung}

{Naturbestattung}

Im frühen 21. Jahrhundert wandelt sich die Bestattungs- und Friedhofskultur durch den Trend zu Naturbestattungen. Neben dem Friedhof wird die freie Natur zum Schauplatz von Beisetzungen. In vielen europäischen Ländern spielen Baum-, Berg-, Flussbestattungen u. Ä. eine immer wichtigere Rolle. Auch länger geläufige Formen der Naturbestattung, wie die Seebestattung, finden in diesem Umfeld neue Beachtung. In Deutschland stehen dabei Baumbestattungen und sog. Bestattungswälder im Vordergrund.

Bild 1: Der erste deutsche Bestattungswald, der Friedwald in Reinhardwald, Foto aus 2001 (Quelle: Norbert Fischer)

Allerdings stehen in Deutschland vielen Wegen der Naturbestattungen die Bestattungsgesetze der Länder entgegen. Ausnahmen sind das Bundesland Bremen, das seit dem 01.01.2015 u. a. das Verstreuen auf besonders ausgewiesenen öffentlichen Flächen erlaubt sowie die Anlage von Bestattungswäldern in Waldflächen und die Seebestattung.

Bestattungswälder wurden in den einzelnen Bundesländern seit 2001 schrittweise zugelassen.

Die v. a. in Norddeutschland praktizierte Seebestattung ist bereits seit den 1970er-Jahren bekannt und in den Bundesländern unterschiedlichen gesetzlichen Rahmenregelungen unterworfen (in Schleswig-Holstein ist sie der üblichen Aschen- bzw. Erdbeisetzung gleichgestellt). In Teilen Österreichs ist die Flussbestattung von Aschen ebenso gesetzlich gestattet wie die Bergbestattung.

Im Umfeld zunehmender Popularität der Naturbestattungen verändern sich die Friedhöfe. Eine entscheidende Rolle spielt dabei der verstärkte Einsatz von naturlandschaftlichen Elementen in der Gestaltung der Begräbnisplätze. Vielerorts werden die klassischen, abgegrenzten Reihen- und Familiengräber abgelöst durch naturnah gestaltete Miniaturlandschaften. Friedhofsflächen werden als Bestattungswälder gestaltet, auch Themenfelder wie „Baumgräber“ oder „Apfelgarten“ verweisen symbolisch auf den Trend zu naturnahen Bestattungsräumen.

Diese Entwicklungen repräsentieren für die Bestattungs- und Friedhofskultur das vielfältige Spektrum der aktuellen gesellschaftlich-kulturellen Wandlungsprozesse: Grenzen lösen sich auf, Übergänge werden fließend. Eine wichtige Rolle spielt dabei die stetig steigende Zahl von Feuerbestattungen und Aschenbeisetzungen. Entscheidend ist die – im Vergleich zur Körper-(Erd-)Bestattung – hohe Mobilität der Asche, die flexible Beisetzungsmöglichkeiten erlaubt und der Bestattungskultur neue Räume eröffnet. Auf dem Friedhof ermöglicht die platzsparende Urnenbestattung neue Gestaltungsmöglichkeiten.

1.1.1 Bestattung, Tod und Natur: zur Geschichte

Der Blick in die Geschichte zeigt, dass die Verknüpfung von Tod und Natur eine lange Tradition hat. Im bürgerlichen Zeitalter des 19. Jahrhunderts wurden neue Muster der Friedhofskultur entwickelt, bei denen Natur und Landschaft ein zentrales Leitbild bildeten. Einzelne Vorbilder stammten aus dem 18. Jahrhundert. Zwar frühe Ausnahme, jedoch in der Öffentlichkeit vielbeachtet, war der Friedhof der pietistischen Herrnhuter Brüdergemeine (Herrnhut, 1730) mit seinen gepflegten Rasenflächen und den für alle gleich gestalteten Grabstätten. Knapp 30 Jahre später erwarb der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock auf dem ländlichen Kirchhof von Ottensen am hohen Elbufer bei Altona eine naturgeprägte Grabstätte für seine früh im Kindbett verstorbene Frau Meta. Ein weiteres prominentes Beispiel für die Synthese von Tod und arkadischer Natur bildet das Inselgrab des französischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau im Park zu Ermenonville (1776/78). Wie die Klopstock-Grabstätte wurde es zu einer vielbesuchten Pilgerstätte des gebildeten Bürgertums. Der französische Philosoph sah den Garten als idealen Schauplatz jener Verschmelzung mit der Natur, von der er die wahrhafte ideale Bildung des bürgerlichen Individuums erhoffte.

Auch die Theorie wandte sich der Synthese von Tod, Friedhof und Natur zu. In seiner mehrbändigen, 1779–1785 erschienenen „Theorie der Gartenkunst“ widmete der Kieler Philosophieprofessor Christian Cay Lorenz Hirschfeld dem Friedhof eigene Abschnitte. Hirschfeld konzipierte hier den Friedhof als Parklandschaft nach englischem Muster.

Diese Visionen hingen mit veränderten Vorstellungen vom Tod zusammen. Natur und Landschaft sollten den Tod versöhnlich gestalten. Als Katalysator fungierte eine, durch die Malerei vorgeprägte Landschaftsästhetik, die Natur als arkadisches Idyll idealisierte. Nicht zuletzt spielte die in der Kulturgeschichte seit Langem verankerte Idee des Gartens als irdisches Paradies eine wichtige Rolle. Diese Ideale wirkten sich im bürgerlichen Zeitalter auf die Friedhöfe aus. Neben dem weithin als internationales Vorbild wirkenden Pariser Friedhof Père Lachaise als erstem europäischen Friedhof im Stil des englischen Landschaftsparks sorgte die aus den USA kommende „rural cemetery“-Bewegung (zuerst Mount Auburn, Cambridge/Massachusetts, 1831) für einen weiteren Ästhetisierungsschub.

In Deutschland waren es zunächst kleinere Anlagen, die naturlandschaftlich gestaltet wurden, u. a.

der französisch-reformierte Friedhof in Hamburg 1825 und

der Domfriedhof in Braunschweig (Umgestaltung bis 1835).

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden dann auch größere städtische Anlagen als Parkfriedhöfe gestaltet:

Hauptfriedhof Schwerin 1863

Südfriedhof Kiel 1869

Friedhof Riensberg in Bremen 1875

Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg 1877

Hier wurde eine möglichst naturnah gestaltete Sepulkrallandschaft zur Kulisse für eine immer monumentalere Grabstättenkultur.

Unter anderen Vorzeichen bildete im frühen 20. Jahrhundert der 1907 eröffnete Waldfriedhof München ein Beispiel naturnaher Bestattungen. Im Gegensatz zu heutigen Bestattungswäldern, bei denen die Asche im Wurzelbereich der Bäume beigesetzt wird, wurden hier die Grabstätten in einen vorhandenen Baumbestand hineinkomponiert. Der Waldfriedhof München wirkte als Vorbild für eine möglichst naturnahe Friedhofsgestaltung und war nicht zuletzt ein Gegenentwurf zu den durchgestylten Parkfriedhöfen des späten 19. Jahrhunderts.

1.1.2 Aktuelle Trends zu Naturbestattungen und ihre Voraussetzungen

Bestattungswälder {Bestattungswälder}

Im späten 20. Jahrhundert entstanden in Großbritannien frühe Ideen zur Naturbestattung. Sie wurden unter Stichwörtern wie „Green Burials“ oder „Natural Burials“ bekannt, bei denen Sarg- und Aschenbestattungen in Wäldern vorgenommen werden. Das 1991 in Großbritannien gegründete Natural Death Centre hat die Einrichtung sog. Natural Burial Grounds (Naturfriedhöfe) betrieben. Von der gemeinnützigen Organisation Earthworks Trust wurde im Jahr 2000 im englischen Nationalpark South Downs (Hampshire) ein 14 ha großer Naturfriedhof eröffnet, der nur Erdbestattungen vorsieht. Die Särge bestehen aus Weide, statt Grabmälern dienen Inschriften-Bänke der Erinnerung.

Der Trend hat sich letztlich in den heute in Deutschland bekannten Formen der Naturbestattung fortgesetzt. Als herausragendes und wichtigstes Beispiel sind die sog. Bestattungswälder zu nennen, die in Deutschland vorwiegend unter geschützten Markennamen von Unternehmen wie Friedwald GmbH oder Ruheforst GmbH privatwirtschaftlich vermarktet werden. Sie greifen mit ihrem Angebot auf besonders in Deutschland bis heute wirksame, romantische und naturmythologisch geprägte Auffassungen vom Wald zurück.

Bild 2: Beschilderung für den Bestattungswald in Wingst von der Ruheforst GmbH (Quelle: Norbert Fischer)

Die Baumbestattung in der freien Landschaft kollidierte zunächst mit den Bestattungsgesetzen der einzelnen Bundesländer, bevor diese nach und nach entsprechend novelliert wurden.

Friedwälder {Friedwälder}

Der erste „Friedwald“ entstand 1997 in der Schweiz (Mammern/Kanton Thurgau). Die Idee dieses „Friedwaldes“ liegt darin, die Aschenbestattung mit landschaftlich schöner Umgebung, v. a. aber mit Bäumen zu verbinden (in der Schweiz kann die Asche an jedem beliebigen Ort beigesetzt werden).

Der erste deutsche Bestattungswald wurde nach Schweizer Vorbild von der Friedwald GmbH 2001 im Reinhardswald zwischen Kassel und Göttingen eröffnet. Der Baum mit seinem Wurzelwerk in einem möglichst naturbelassenen Waldgebiet ist hier Grabstätte und Grabzeichen zugleich.

Dienten in der Frühzeit der Bestattungswälder lediglich Plaketten mit Nummern als Orientierungszeichen, so finden sich neuerdings immer häufiger Namensplaketten (Beispiel „Friedwald“ Neukloster bei Buxtehude). Die als solche belassene Umgebung des Waldes soll weitgehend naturnah wirken, die Bestattungsflächen sind nur bei genauerem Hinsehen zu erkennen. Es handelt sich um Urnenbeisetzungen auf gepachteten Grundstücken.

Bild 3: Andachtsplatz im „Friedwald“ Neukloster bei Buxtehude (Quelle: Norbert Fischer)

Bild 4: „Friedwald“ Neukloster bei Buxtehude (Quelle: Norbert Fischer)

Weitere Anbieter von Bestattungswäldern

Neben der Friedwald GmbH ist die Ruhewald GmbH heute ein weiterer bedeutender Anbieter von Bestattungswäldern. Daneben gibt es mehrere, auch kommunale und kirchliche Einzelanbieter. Ein weiteres privatwirtschaftliches Konzept ist unter dem Namen „Final Forest“ bekannt und eröffnete 2014 ein Gelände für Waldbestattungen im Forstrevier der Gemeinde Hümmel (Eifel). Hier steht u. a. die Besonderheit eines besonders urtümlichen Waldbestands im Vordergrund.

Im „Wald der Ewigkeit“ im Mauerbachtal bei Wien gibt es keinerlei persönliche Kennzeichnung der Grabstätte. Vielmehr sind hier die einzelnen Bereiche nach allgemeinen symbolischen und emotionalen Themen angeordnet und können entsprechend ausgewählt werden, beispielsweise „Liebe“, „Treue“, „Frieden“, „Herz“ u. Ä.

Bild 5: Karte vom „Wald der Ewigkeit“ im Mauerbachtal in Wien (Quelle: Norbert Fischer)

Bild 6: Der „Wald der Ewigkeit“ (Quelle: Norbert Fischer)

Bild 7: Beschilderung im „Wald der Ewigkeit“ (Quelle: Norbert Fischer)

Ein kommunales Beispiel für Baumbestattungen ist der 2006 eröffnete und 2010 erweiterte Berg-Naturfriedhof „Ruheberg“ in Oberried (Schwarzwald). In seinem Mischwaldbestand können einzelne Urnengrabhaine oder sog. Friedhaine erworben werden. Bei Letzteren handelt es sich um Gruppen von zwölf Urnengräbern um einen Baum, die beliebige soziale Gruppierungen abbilden können und spezielle Namen erhalten, z. B. Familien oder Freundeskreise.

Baum- und Waldbestattungen {Waldbestattung} auf Friedhöfen

Inzwischen bieten auch reguläre, d. h. kommunale und kirchliche Friedhöfe solche Baumbestattungsflächen an. Einige Beispiele sind der Hauptfriedhof Kassel mit dem „Friedpark“, der Friedhof Ohlsdorf in Hamburg und der Neue Friedhof in Heiligenhafen mit ihren jeweils als „Ruhewald“ bezeichneten, mehr oder weniger weitläufigen Anlagen. Hier zeigt sich neuerdings, dass die Bäume auch als Ablage für individuelle Erinnerungszeichen dienen. In der Regel, aber nicht immer, handelt es sich um Aschenbeisetzungsflächen. Diese Anlagen gehen zurück auf jene Herausforderung, der sich die kommunalen und kirchlichen Friedhofsverwaltungen seit dem Aufkommen der Baumbestattung in freien Waldflächen ausgesetzt sehen.

Beispiel: Ohlsdorfer Ruhewald

Der 2006 eingerichtete und inzwischen deutlich erweiterte „Ohlsdorfer Ruhewald“ auf dem gleichnamigen Hamburger Friedhof zeigt sich als fast unberührte Waldlandschaft. In dem Mischwaldbestand werden um Bäume herum Urnengräber angelegt. Zum entsprechenden Beisetzungsbaum gehört eine in der Nähe aufgestellte pultartige Tafel, auf der die Art des Baums und ggf. auch der Name der Beigesetzten verzeichnet sind. Die genaue Beisetzungsstelle hingegen wird mit einem ebenerdigen Granitpfosten markiert. Auf größere Pflegearbeiten wird in diesem Areal – abgesehen vom saisonalen Mähen des Grases – ausdrücklich verzichtet, um den urtümlichen Charakter der Waldlandschaft zu erhalten. Blumenschmuck und Gestecke können entlang des Erschließungswegs abgelegt werden.

Bild 8: Der „Ruhewald“ in Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)

Bild 9: Tafel, auf der die Art des Baums und der Name der Beigesetzten verzeichnet sind, im „Ruhewald“ Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)

Der Ohlsdorfer Friedhof bietet seit 2003 auch sog. „Baumgräber“ als Aschenbeisetzungsfläche an: ein mit Solitären, also Einzelbäumen, gestalteter Friedhofsbereich und Gemeinschaftsdenkmälern unter Bäumen (Eichen, Birken) ohne einzelne Grabzeichen. Es handelt sich hier um 100 x 50 cm große, mit zwei Urnen belegbare Wahlgräber. Namen und Lebensdaten der Verstorbenen können in gemeinschaftlichen Granitplatten verzeichnet werden. Die Anlage wird durch einen Rundweg erschlossen, der Außenbereich ist als sog. Wildwiese gestaltet.

Bild 10: Baumgräber in Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)

Weitere Beispiele

Im Ostseebad Heiligenhafen (Schleswig-Holstein) bietet der „Ruhewald“ auf dem Gelände des Neuen Friedhofs eine Möglichkeit der Baumbestattung in einem noch relativ jungen Baumbestand. Es werden nur Urnen bestattet, Erinnerungsobjekte können angebracht werden. Zusätzlich erinnert ein kleines Schild an die Verstorbenen.

Bild 11: Der „Ruhewald“ in Heiligenhafen (Quelle: Norbert Fischer)

Es gibt viele weitere Beispiele für Friedhofsareale, die Bestattungen mit Baumsymbolik anbieten: Auf dem Friedhof im schleswig-holsteinischen Mölln gibt es einen sog. „Bestattungsbaum“, um den Aschengrabplätze gruppiert sind. In Unterschleißheim bei München werden seit 2016 große Bäume aus dem öffentlichen Raum, die beispielsweise Baumaßnahmen behindern, auf den städtischen Friedhof verpflanzt und dienen dort Baumbestattungen.

Bild 12: Der „Bestattungsbaum“ auf dem Friedhof Mölln (Quelle: Norbert Fischer)

Die Seebestattung {Seebestattung}

Eine schon länger bestehende Ausnahme von den gesetzlichen Restriktionen für Naturbestattungen in Deutschland bilden die sog. Seebestattungen (die präziser „Meeresbestattungen“ heißen müssten). Als Urnenbeisetzung im Meer ist sie eine Form der Naturbestattung, für die die grundsätzliche Bestattungspflicht auf Friedhöfen nicht gilt. Das deutsche Feuerbestattungsgesetz von 1934, das die Feuerbestattung der Erdbestattung erstmals allgemein gleichstellte, erlaubte mit behördlicher Genehmigung Ausnahmen von der Beisetzung der Asche auf einem Friedhof – und damit grundsätzlich auch die Seebestattung. Dies galt auf Antrag zunächst für bestimmte, der Seefahrt verbundene Personengruppen. Die Anfänge regulärer Seebestattungen für breitere Bevölkerungskreise in der Bundesrepublik Deutschland stammen aus den 1970er-Jahren. 1975 wurde auf Initiative des Bundesverbandes des Deutschen Bestattungsgewerbes die Deutsche See-Bestattungs-Genossenschaft e. G. (DSBG) mit Sitz in Kiel gegründet. Zwar setzt die Seebestattung nicht in allen Bundesländern, aber i. d. R. eine amtlich-behördliche Genehmigung voraus, um die Entbindung vom Friedhofszwang für Beisetzungen zu erhalten. Faktisch aber ist der rechtliche Zugang zur Seebestattung im frühen 21. Jahrhundert gelockert worden.

Zunächst erfolgen die übliche Trauerfeier sowie die Verbrennung im Krematorium. Anschließend wird die Asche in die gewünschte Küstenregion überführt, was je nach Entfernung unterschiedlich hohe Kosten mit sich bringt. Zwar sind die Aufwendungen für die Seebestattung zunächst generell höher als bei einer friedhofsgebundenen Aschenbeisetzung, allerdings entfallen die Folgekosten für Erwerb und Pflege einer Grabstätte. Die Seebestattung selbst wird von der Reederei, die vom jeweiligen Bestattungsunternehmen beauftragt wurde, mit einem speziell ausgestatteten Schiff vollzogen. Je nach Heimathafen fahren die einzelnen Schiffe genau markierte Beisetzungsgebiete an. In Deutschland geschieht dies in den meisten Fällen in der Nord- und Ostsee, aber Seebestattungen sind prinzipiell – verbunden mit entsprechend höheren Kosten – auch in anderen Meeren möglich. Um Schifffahrt und Badestrände nicht zu gefährden, wurden behördlicherseits strenge Regeln und Positionen für Seebestattungen festgelegt. Unter anderem dürfen Seebestattungen nur außerhalb der Drei-Meilen-Zone stattfinden. Die verwendeten Urnen müssen sich von selbst im Wasser auflösen.

Neue Formen der Erinnerungskultur

Die Seebestattung hat – wie auch andere Varianten der Naturbestattungen – neue Formen der Erinnerungskultur hervorgebracht. Für häufig frequentierte Meeresgebiete, z. B. Kieler Bucht und Lübecker Bucht an der Ostsee sowie Büsum an der Nordsee, werden jährliche Gedenkgottesdienste mit regelmäßigen Gedenkfahrten zum Beisetzungsort angeboten. Hinzu kommen allgemeine Gedenkstätten, die einem bestimmten Seebestattungsgebiet zugedacht sind, jedoch nicht die Namen der Seebestatteten aufführen (z. B. bei Travemünde an der Lübecker Bucht oder in Hooksiel am Jadebusen bei Wilhelmshaven).

Bild 13: Die Seebestattungsgedenkstätte in Hooksiel (Quelle: Manfred Sell)

Bild 14: Informationstafel der Deutschen See-Bestattungs-Genossenschaft in Büsum (Quelle: Norbert Fischer)

Darüber hinaus bieten einzelne Friedhöfe die Möglichkeit, die Namen von seebestatteten Personen auf einem Gemeinschaftsdenkmal vermerken zu lassen. Dies ist u. a. in Westerland auf Sylt, auf der Insel Norderney und im Ostseebad Großenbrode möglich. Teilweise werden dabei auch die Koordinaten des Bestattungsortes auf See verzeichnet.

Eine besondere Gedenkstätte für Seebestattungen mit namentlichen Kennzeichnungen wurde im Jahr 2011 von der Stadt Wilhelmshaven (Jadebusen/Nordsee) auf dem Rüstringer Berg eingeweiht. Unter dem Namen „Seefrieden“ besteht sie aus Holzstelen, die auf Messingtafeln die Namen der Seebestatteten mit den Geburts- und Sterbedaten sowie die Koordinaten des Seebestattungsorts tragen.

Allgemein ist die Seebestattung ein wichtiges Beispiel für das zunehmende Auseinanderfallen von Bestattung einerseits, Gedenken andererseits.

Weitere Formen der Naturbestattung auf Friedhöfen

Auf vielen Friedhöfen gibt es auch jenseits von „Ruhewald“ und „Baumgrab“ unterschiedliche Formen der Naturbestattung.

Wildblumenwiese

Ausdrücklich ökologisch orientiert ist die 2009 auf dem Neuen Teil des Friedhofs Ahrensburg (Schleswig-Holstein) eingeweihte „Wildblumenwiese“. Es handelt sich um ein 2 ha großes, von der evangelischen Kirchengemeinde verwaltetes Areal. Es diente zunächst in seinen Randbereichen, später auf weiteren Flächen als Aschenbeisetzungsanlage. Auch Baumbestattungen sind in diesem Bereich möglich.

Bild 15: Die „Wildblumenwiese“ auf dem Neuen Teil des Friedhofs Ahrensburg (Quelle: Norbert Fischer)

Naturfriedhof {Naturfriedhof}

Die Auflösung klassischer Friedhofsstrukturen gilt auch für den sog. Naturfriedhof „Garten des Friedens“ in Fürstenzell bei Passau, der an ein Krematorium angeschlossen ist. Abgegrenzte Grabstätten sind nicht mehr zu erkennen. Vielmehr sind vielfältig gestaltete Erinnerungsorte in eine weitgehend naturbelassene, nach geomantischen Prinzipien gestaltete Landschaft eingefügt.

Bild 16: Der Naturfriedhof in Fürstenzell (Quelle: Norbert Fischer)

Bild 17: Der Naturfriedhof in Fürstenzell (Quelle: Norbert Fischer)

Weinberg-Friedhof

Seit 2017 werden Bestattungen im sog. Weinberg-Friedhof Bad Neuenahr-Ahrweiler angeboten. Inzwischen ist die fränkische Gemeinde Nordheim am Main mit einem vergleichbaren Angebot hinzugekommen.

Fluss-, Berg- oder Almbestattungen

Weitere Varianten der Naturbestattung, wie Fluss-, Berg- oder Almbestattungen, sind in Deutschland aus gesetzlichen Gründen nicht möglich. In Österreich werden Bergbestattungen von einem privaten Unternehmen in Werfenweng (Salzburg) angeboten. Im Bundesland Niederösterreich werden Flussbestattungen in der Donau praktiziert. Wie bei anderen Formen der Naturbestattung wird die Asche der Verstorbenen in biologisch abbaubaren Urnen beigesetzt.

Fazit

Im Übrigen zeigt sich der genannte Trend zu naturnahen Bestattungsformen auch in der Friedhofsgestaltung allgemein. Teile größerer Anlagen – wie der sog. „Park der Ruhe und Kraft“ auf dem Zentralfriedhof Wien – oder kleinere Anlagen – wie der Friedhof in Achim-Bierden bei Bremen – werden als landschaftliche Areale gestaltet. Gleiches gilt für die erstmals auf der Bundesgartenschau 2009 in Schwerin präsentierten „Memoriam-Gärten“. Im Rahmen des Friedhofsentwicklungs-Konzepts „Ohlsdorf 2050“ ist auf diesem Hamburger Friedhof geplant, große, für Bestattungen nicht mehr genutzte Bereiche nur noch extensiv zu bewirtschaften und als ökologische Flächen aufrechtzuerhalten.

Bild 18: Der „Park der Ruhe und Kraft“ auf dem Zentralfriedhof in Wien (Quelle: Norbert Fischer)

Bild 19: Der „Park der Ruhe und Kraft“ auf dem Zentralfriedhof in Wien (Quelle: Norbert Fischer)

Bild 20: Naturnahe Gestaltung auf dem Friedhof Achim-Bierden (Quelle: Norbert Fischer)

1.2 Pflegefreie Gemeinschaftsgrabanlagen

{Pflegefreie Gemeinschaftsgrabanlagen}

{Gemeinschaftsgrabanlagen}

Gemeinschaftsgrabanlagen zählen zu den wichtigsten Trends aktueller Friedhofs- und Bestattungskultur. Der Begriff selbst ist nicht eindeutig definiert. Im weitesten Sinn meint er eine Anlage, die zusammenhängenden Gestaltungskriterien folgt und von zentraler Hand gepflegt wird. Lange Zeit wurde der Begriff allein für sog. anonyme Felder mit Rasenbestattungen ohne individuelle Kennzeichnung des Einzelgrabs verwendet. Gegenwärtig wird der Begriff jedoch v. a. für thematisch, symbolisch oder gruppenbezogen orientierte Anlagen benutzt.

Gemeinschaftsgrabanlagen können über symbolische Zugehörigkeiten geprägt und z. B. an Flora und Fauna orientiert sein: etwa durch Rosenbepflanzung hervorgehobene Grabanlagen oder sog. Schmetterlingsgräber. Daneben können auch selbstgewählte gesellschaftliche Gruppierungen Identität stiften, z. B. Fußballvereins-Fans (in manchen Publikationen taucht dafür der allerdings sonst unübliche Begriff „Clan-Friedhof“ auf). So gibt es Gemeinschaften, die sich erst nach der Bestattung finden, aber auch solche, die sich bewusst für ein spezifisches, i. d. R. jenseits der Familie liegendes Kollektiv im Gemeinschaftsgrab entscheiden.

Meist – aber nicht immer und keineswegs zwingend – handelt es sich um Aschenbeisetzungen. Sie erlauben, wie die späteren Beispiele zeigen werden, eine größere Flexibilität in der Gestaltung der Anlagen. Gründe für die Entscheidung für eine gemeinschaftliche Bestattung liegen i. d. R. in den geringeren Kosten und dem ersparten oder verringerten Aufwand für persönliche Grabpflege. Die Namensnennung der bestatteten Personen ist gewährleistet, teilweise über Gemeinschaftsdenkmäler.

1.2.1 Historische Traditionen

Historisch greifen solche Stätten auf gemeinschaftlich-genossenschaftliche Bestattungsanlagen zurück, wie sie beispielsweise von Gilden, Handwerkerzünften und anderen Berufsvereinigungen, Ordens- und Schwesterngemeinschaften sowie besonderen nationalen, kulturellen und religiösen Vereinigungen bekannt sind. Im weiteren Sinn können auch die in Europa seit dem Ersten Weltkrieg verbreiteten Soldatenfriedhöfe ebenso als vergleichbare Anlagen gelten wie die Friedhöfe der Namenlosen für unbekannte Tote an Flüssen und Meeresküsten oder die Opfer von Katastrophen. Bei diesen letzten Beispielen handelt es sich allerdings um unfreiwillige Gemeinschaften.

Aus historischen Gründen gibt es bis heute in einigen Orten komplette Friedhofsanlagen, die gemeinschaftlich betrieben werden. Ein überregional bekanntes Beispiel ist der Friedhof der sog. „Holmer Beliebung“ in Holm, einem Stadtteil von Schleswig an der Schlei. Er geht auf eine Fischergilde zurück. Rechtlich ist diese Beliebung heute ein „Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit“. Laut Friedhofssatzung ist die Grabstätte kostenlos und wird über eine gemeinschaftliche Kasse finanziert, in die jedes Mitglied zu Lebzeiten einzahlt.

Bild 21: Friedhof der „Holmer Beliebung“ in Schleswig an der Schlei (Quelle: Norbert Fischer)

Jenseits dieser und vergleichbarer, i. d. R. historisch begründeter Einzelfälle zeigen sich heutige Gemeinschaftsgrabanlagen als Ausdruck für den zunehmenden Bedeutungsverlust der klassischen sozialen Verbände (Familie, Kirche). Umgekehrt repräsentieren sie neuere gesellschaftliche Formationen in den eher lockeren, frei gewählten Vereinigungen der nachindustriellen Gesellschaft.

1.2.2 Beispiele unterschiedlicher Gemeinschaftsgrabanlagen

Naturlandschaftliche Anlagen

Im Folgenden geht es i. d. R. um Gemeinschaftsgrabanlagen, die Bestandteile regulärer Friedhöfe sind. Wichtigstes Merkmal ist hier die Überformung der alten räumlichen Strukturen, also der bislang als Gestaltungsprinzip dominierenden Familien- bzw. Einzelgrabstätten.

Ein neueres Beispiel für einen Friedhof mit mehreren thematisch orientierten Gemeinschaftsgrabanlagen ist der um ein Krematorium („Flamarium“) angelegte „Friedgarten Mitteldeutschland“ in Kabelsketal bei Halle/Saale. Es handelt sich um einen homogen gestalteten Natur- und Kulturraum, in den Einzel- und Gemeinschaftsgrabstätten gleichsam hineinkomponiert sind. Durch spezielle, historisch oder mythologisch verankerte Namensgebungen erhalten die einzelnen Bereiche teilweise eine spezielle Atmosphäre und Bedeutung, z. B. „Schiffssetzung“, „Röse“ und „An der Dalbe“.

Bild 22: Aschengemeinschaftsgrab im Friedgarten Mitteldeutschland (Quelle: Norbert Fischer)

Bild 23: Durch Steine gekennzeichnetes Aschengemeinschaftsgrab im Friedgarten Mitteldeutschland (Quelle: Norbert Fischer)

Bild 24: Bereich „Schiffsetzung“ im Friedgarten Mitteldeutschland (Quelle: Norbert Fischer)

Die Auflösung klassischer Friedhofsstrukturen gilt auch für den sog. Naturfriedhof „Garten des Friedens“ in Fürstenzell bei Passau, der ebenfalls an ein Krematorium angeschlossen ist. Abgegrenzte Grabstätten sind nicht mehr zu erkennen. Vielmehr sind vielfältig gestaltete Erinnerungsorte in eine weitgehend naturbelassene, nach geomantischen Prinzipien gestaltete Landschaft eingefügt.

Stärker ökologisch orientiert ist die 2010 im schleswig-holsteinischen Ahrensburg auf dem dortigen kirchlichen Friedhof eingeweihte „Wildblumenwiese“. Es handelt sich um ein 2 ha großes, von der evangelischen Kirchengemeinde verwaltetes Areal, das in seinen Randbereichen als Aschenbeisetzungsanlage dient.

Auf anderen Friedhöfen sind einzelne Anlagen nach naturlandschaftlichen Kriterien gestaltet. Ein frühes und bekanntes Beispiel findet sich auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe. Dort wurden 2003 und 2007 unter dem Titel „Mein letzter Garten“ neuartige Bestattungsflächen für Aschenbeisetzungen (teils auch für Sargbeisetzungen) in einer homogen gestalteten Miniaturlandschaft geschaffen. Räumlicher Hauptbezugspunkt ist ein von Granitblöcken eingefasster Wasserfall, dem sich ein trocken gefallenes Bachbett als Symbol für das beendete Leben an-schließt. Des Weiteren prägen Felssteine, geschwungene Wege, alter Baumbestand und Rasenflächen die Beisetzungslandschaft. Die Urnengräber sind als Gemeinschaftsgrabanlagen konzipiert. Der Verstorbenen wird auf gemeinschaftlichen Erinnerungsmalen aus Stein und Holz – darunter ein künstlerisch gestalteter Eichenstamm – gedacht.

Bild 25: Aschenfeld „Mein letzter Garten“ auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe (Quelle: Norbert Fischer)

Bild 26: Aschengemeinschaftsanlage auf dem Friedhof Hameln-Wehl (Quelle: Norbert Fischer)

Themenanlagen {Themenanlagen}

Auf der Bundesgartenschau 2009 in Schwerin wurden erstmals die sog. „Memoriam-Gärten“ vorgestellt – themenbezogene Miniaturfriedhöfe innerhalb regulärer Friedhöfe, die vom Bund deutscher Friedhofsgärtner betreut werden. Inzwischen gibt es zahlreiche solcher Themenanlagen, u. a. in Aachen, Berlin-Steglitz und -Zehlendorf, Duisburg-Waldfriedhof, Bonn und Saarbrücken-Dudweiler.

Ähnlich ausgerichtet sind die von Friedhofsgärtner-Genossenschaften in Kooperation mit den Friedhofsverwaltungen angelegten „Bestattungsgärten“ in Köln (siehe Kapitel „Praxisbeispiel: Gärtnergepflegte Gemeinschaftsgrabanlage“) und Bergisch-Gladbach. Auch hier handelt es sich um themenbezogene Beisetzungsflächen, die sich als Landschaftsgärten en miniature zeigen, in die die Gräber ohne feste Grenzen hineinkomponiert sind. So ist der „Garten der Lichter“ im Stil eines japanischen Gartens konzipiert und will der symbolischen Bedeutung brennender Lichter für Trauer und Erinnerung – über Allerheiligen hinaus – gerecht werden. Der Auengarten bezieht seine Gestaltung über feuchte Landschaftsflächen.

Bild 27: Urnenthemenpark Rhododendron auf dem Hauptfriedhof Saarbrücken (Quelle: Norbert Fischer)

Neueste Trends umfassen regionalspezifische Gemeinschaftsanlagen, wie Weinberg-Bestattungen (Ahrweiler und Nordheim am Main) und Deichbestattungen (Schweiburg am Jadebusen). Wie letzteres Beispiel hat die maritim gestaltete Urnengemeinschaftsanlage „Letzter Ankerplatz“ auf dem Neuen Friedhof Westerland (Insel Sylt) ebenfalls symbolischen Bezug zur Nordseeküste.

Bild 28: Deichgrab auf dem Friedhof Schweiburg (Quelle: Sonja Windmüller)

Bild 29: Urnengemeinschaftsanlage „Letzter Ankerplatz“ auf dem Neuen Friedhof Westerland (Quelle: Norbert Fischer)

Häufig spielen zwar auch christliche Motive noch eine Rolle (beispielhaft „Apostelgarten“ u. a., Südfriedhof Neumünster), aber sie werden zunehmend überformt von säkular-naturbezogener bzw. archetypisch-mythologischer Symbolik wie Schmetterlings- oder Rosengarten-Anlagen (Friedhof Hamburg-Ohlsdorf). Auch symbolische Gestaltungen in Form von Tierkreiszeichen-Anlagen sind bekannt (Hauptfriedhof Saarbrücken).

Bild 30: Paargräber auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)

Bild 31: Urnenthemenpark Sternzeichen auf dem Hauptfriedhof Saarbrücken (Quelle: Norbert Fischer)

1.2.3 Kolumbarien

{Kolumbarien}

Auf dem Hauptfriedhof Saarbrücken zu finden ist eine besonders spektakuläre Variante der gemeinschaftlichen Aschenbeisetzung: die seit 2008 angebotenen Urnenpyramiden. Sie beherbergen Kammern für eine oder mehrere Urnen, auf deren Kupfertür Namen und Daten des oder der Verstorbenen verzeichnet werden. Auf einer Balustrade können Kerzen und Blumen aufgestellt werden. Nach Ende der Ruhefrist wird die Urne dann ins Pyramideninnere transloziert.

Bild 32: Bestattungspyramide auf dem Hauptfriedhof Saarbrücken (Quelle: Norbert Fischer)

Auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf wird eine ehemalige Friedhofskapelle als Urnenbeisetzungsstätte (Kolumbarium) genutzt. Generell erlebt die Kolumbariumbestattung derzeit eine Renaissance, wie die inzwischen erfolgte Umwidmung mehrerer Kirchen zu Orten der Aschenbeisetzung dokumentiert (sog. „Urnenkirchen“). Aktuell ist in Lübeck geplant, einen ehemaligen Hafenspeicher zu einem Kolumbarium umzubauen.

1.2.4 Gemeinschaftsanlagen für gesellschaftliche Gruppen

Der „Garten der Frauen“ {Gemeinschaftsanlagen, Der „Garten der Frauen“}