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Lernen Sie, Herausforderungen als Chancen zu sehen – und meistern Sie sie selbstständig! Ob berufliche Hürden oder private Sorgen – oft liegt die Lösung in unserer Perspektive. Dieses inspirierende Buch, geschrieben von einem erfahrenen Coach, zeigt Ihnen, wie Sie durch einen einfachen Perspektivwechsel aus Problemen spannende Herausforderungen machen. Mit zahlreichen persönlichen Geschichten und erprobten Selbstcoaching-Impulsen unterstützt Sie der Autor dabei, neue Wege zu finden und festgefahrene Denkmuster zu durchbrechen. Jede Geschichte bietet Ihnen nicht nur Erfahrungen aus der Praxis, sondern liefert auch praktische Übungen, die Sie in Ihrem beruflichen und privaten Alltag anwenden können. Dabei werden Themen wie berufliche Herausforderungen, innere Einstellungen und die Work-Life-Balance auf eine leicht zugängliche und motivierende Weise behandelt. Nutzen Sie die Freiräume im Buch, um Ihre eigenen Gedanken zu notieren und machen Sie es so zu Ihrem ganz persönlichen Workbook für neue PerspektivenDenkweise nachhaltig verändern, Ihre Ziele neu definieren und berufliche wie private Herausforderungen mit frischer Energie angehen. Lassen Sie sich von den Geschichten inspirieren und finden Sie Ihren individuellen Weg zu mehr Zufriedenheit und Erfolg.
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Seitenzahl: 198
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Vorwort
Impulse
1 Ich habe Corona
2 Der genervte Klient
3 99
4 Was macht Dich glücklich?
5 Warum hast Du angefangen?
6 Stolpern
7 Bully Boy
8 Genieße den Moment
9 God save the queen!
10 Rauslassen
11 NEIN
12 Emojis
13 Unverhofft kommt oft
14 Max Eberl
15 Die Bäume haben nichts davon
16 All we have is now
17 Ich übe noch
18 Die Falknerin
19 Be a voice
20 Aufladen
21 Schlusspfiff
22 Gelassenheit
23 Selbstfürsorge
24 Glücklich sein
25 Schaukeln
26 Offline
27 Verhaltensänderung
28 Herrscher der Lüfte
29 Möge die Macht mit Dir sein
30 Try again
31 Basketball
32 Olympische Momente
33 Mach Dich glücklich
Kurzimpulse
K1 Coaching vs. Therapie
K2 Aschermittwoch
K3 Aufmerksamkeit fokussieren
K4 Fehler machen
K5 Erfahrungen
K6 Flow
K7 Finnland
K8 Zuhören
K9 Kompromiss
K10 Heute
K11 Träume
K12 Da sein
K13 Eines Tages
K14 Karfreitag
K15 Igel
K16 Kann weg
K17 Urlaub
K18 Olympia
K19 Oliver Zeidler
Nachwort
Vorwort zum ersten Band
Über den Autor
Danksagung
Liebe Leserinnen und Leser,
es ist mir eine Freude, Sie zum dritten Teil meiner Buchreihe „Das knallrote Cabrio“ zu begrüßen. In diesem dritten Band stelle ich Ihnen weitere 52 Impulse zur Selbstreflexion zur Verfügung und lade Sie ein, Ihre eigene Situation zu spiegeln und für sich individuelle Erkenntnisse zu ziehen.
Wenn Sie die ersten beiden Teile dieser Buchreihe nicht gelesen haben, schlage ich Ihnen vor, zunächst das Vorwort des ersten Bandes zu lesen. Es steht Ihnen in diesem Buch ab Seite 240 zur Verfügung. Die dort dokumentierten grundlegenden Aspekte gelten auch für diesen dritten Band.
Gegenüber den ersten zwei Bänden ergeben sich für diesen dritten Band zwei Änderungen:
1.Die Impulse sind nicht mehr nach Themengebieten geordnet. Die teils umfangreichen Texte bieten mehrere Reflexionsmöglichkeiten, so dass sich die feste Zuteilung zu Themengebieten für diesen Band nicht mehr angeboten hat. Die Impulse folgen einer losen Reihenfolge, bei der ich mich für Sie um Abwechslung bemüht habe. Dass einige wesentlichen Aspekte in mehreren Impulsen angesprochen werden, liegt jedoch in der Natur der Sache.
2. Die Impulse haben diesmal deutlich unterschiedliche Längen. Im ersten Teil des Buches habe ich 33 ausführlichere Impulse zusammengestellt. Im zweiten Teil folgen 19 Kurzimpulse mit je zwei Seiten.
Ich hoffe, dass Sie auch diesmal aus möglichst vielen Texten für sich den ein oder anderen Impuls, eine Anregung oder eine neue Sichtweise mitnehmen können. Bitte denken Sie auch bei diesem Band daran, dass Sie für sich das Optimum aus diesem Buch „herausholen“ werden, wenn Sie sich auch Zeit zum Nachdenken gönnen. Das Buch ist – wie schon die ersten beiden Bände – nicht dazu gedacht, dass Sie es „in einem Rutsch“ durchlesen.
Gleichzeitig verabschiedet sich das „Knallrote Cabrio“ mit diesem dritten Band von Ihnen. Jede Idee hat Ihre Zeit und meine Idee, die ich mit dieser Buchreihe verfolgt habe, ist erfolgreich umgesetzt. Neue Projekte erfordern auch, dass man sich von anderen trennt.
Wie immer möchte ich, dass Sie im Leben zufriedener und damit auch erfolgreicher sind, weil ich überzeugt bin, dass es nur in dieser Reihenfolge funktioniert. Dafür steigen Sie nun gerne ein, öffnen Sie das Verdeck und lassen Sie sich den frischen Fahrtwind durch Ihre Gedanken wehen.
Danke für Interesse an meinem Buch und viel Freude bei der Lektüre!
Herzlichst
Ihr
Mario Porten
im Herbst 2024
Auch das Denken schadet bisweilen der Gesundheit. Aristoteles
Meine Stimme klingt etwas anders als sonst, was daran liegt, dass ich mich gerade in Quarantäne befinde, ich habe Covid19. Meine anders klingende Stimme ist noch ein Rest der Covid-Symptome, die mich in der letzten Woche heimgesucht haben. Eigentlich wollte ich Corona unbedingt umgehen, weil man doch so viel über Spätfolgen hört. Also war ich auch eifrig zum Impfen und Boostern. Inzwischen bin ich dreimal geimpft und hatte gehofft, an Covid19 vorbeizukommen. Nun hat es mich doch erwischt.
Es begann am letzten Wochenende ganz plötzlich mit belegter Stimme. Am nächsten Morgen Schnupfen, dicker Kopf. Okay, vorsichtshalber mache ich dann doch mal einen Schnelltest, und der war positiv. Naja, der ist bestimmt falsch, ging es mir spontan durch den Kopf. Ich warf ihn weg und machte einen zweiten, doch auch der war leider positiv. Okay, nach allen Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe, auch im familiären Umfeld, waren diese Tests immer sehr zuverlässig. Wenn Sie positiv waren, wurden sie auch bestätigt. Also mache ich mich auf ins Testzentrum und lasse mich testen.
Kaum komme ich zu Hause wieder durch die Tür, klingelt auch schon das Telefon und die freundliche Testerin sagt: „Lieber Herr Porten, Ihr Test ist positiv. Bitte 10 Tage in Quarantäne! Nächste Woche Montag können Sie sich freitesten.“
Spontan schießt es mir durch den Kopf: Verdammt, wo habe ich das jetzt her? Ich habe seit Corona meine Kontakte sehr eingeschränkt, mich an die die Vorschriften gehalten und im Umgang mit anderen immer Maske getragen. Mit Menschen war ich natürlich in Kontakt und auch einige Coachings haben in der letzten Woche stattgefunden, allerdings mit Klienten, die nachweislich alle gesund waren. Aber wer kann das bei der aktuellen Infektionslage und den hunderttausenden Infektionen pro Tag schon sicher sagen.
Als ich dem ersten meiner Freunde davon erzähle, dass es mich erwischt hat, lautet die Standardfrage ebenfalls: „Wo hast Du das her?“ Diese Frage kann man wahrscheinlich gar nicht mehr beantworten, jedenfalls ich nicht und sie führt mich auch nicht weiter, denn ich habe es und ich muss jetzt damit umgehen.
Aber es ist so typisch für uns -gerade in Deutschland- wir suchen so oft nach der Frage von Schuld. Wer ist schuld, dass ich jetzt Covid19 habe? Niemand natürlich, wahrscheinlich war es sogar gänzlich unvermeidlich und es wird mehr oder weniger jeden von uns im Laufe dieser Pandemie irgendwann einmal treffen. Also suchen wir nicht nach Schuldigen. „Das bringt doch nichts“, sage ich zu mir selbst und akzeptiere es, wie es ist.
Das erlebe ich übrigens auch ganz oft in vollkommen anderen Kontexten und bei vielen meiner Klienten. Wir suchen so gerne nach Schuldigen, anstatt nach Lösungen. Fehler zu vermeiden und beim nächsten Mal nicht den gleichen Fehler nochmals zu machen, das ist natürlich gut: Fehler als Chance zum Lernen. Schuldige suchen, oft mit sehr viel Aufwand, mit sehr viel Akribie und Energie, die dann für anderes nicht zur Verfügung steht, das bringt uns selten voran.
In den letzten Tagen, insbesondere während olympischen Winterspiele in Peking, habe ich oft gehört: „Ich bin völlig symptomfrei, ich sitze fünf Stunden am Tag auf dem Ergometer und halte mich fit für den Wettkampf.“ Nein, so ist Corona bei mir nicht. Ich habe Symptome und zwar für meine Verhältnisse genug: Husten, Schnupfen, dicker Kopf, Fieber. Spontan, ich kann es gar nicht vermeiden, gehen mir die Bilder durch den Kopf, die ich im Fernsehen in den letzten beiden Jahren vielfach gesehen habe und meine Gedanken sagen: „Hoffentlich wird das nicht schlimmer.“
Objektiv betrachtet habe ich wohl das, was man eine „dicke Erkältung“ nennen würde. Das wäre doch genau das, was wir für Covid19 einen milden Verlauf nennen. Aber meine Gedanken kreisen zunächst mal in die Richtung, ob ich vielleicht doch ins Krankenhaus muss, wenn das Ganze schlimmer wird. Für ein paar Momente geht mir sogar ein Modellbaufreund durch den Kopf, der Corona nicht überlebt hat. Das ist völlig übertrieben, denn so schlecht geht es mir bei weitem nicht. Aber, um ganz ehrlich zu sein, für ein paar Momente kann ich nicht verhindern, dass meine Gedanken abschweifen - und das nicht nur einmal.
Da sehen wir wieder, wie sehr unsere Gedanken beeinflussen, wie es uns geht. Wie sehr die Bilder, die unser Gehirn gespeichert hat, mit uns etwas machen. Die Bilder, die ich so oft im Fernsehen gesehen habe, in den vielen Stunden der Coronaberichterstattung, die ich nur in minimaler Weise überhaupt verfolgt habe. Aber ein paar Bilder sind halt doch hängengeblieben. Da möchte ich auf keinen Fall hin. Das macht mir ein paar Momente lang Angst, doch dann raffe ich mich zusammen und besinne mich: Also, ich habe eine dicke Erkältung, die habe ich schon ganz oft in meinem Leben gehabt, die werde ich immer wieder bekommen, und damit ist es auch gut. Außerdem befinde ich mich in „Luxusquarantäne“, denn zum einen haben wir ein großes Haus, in dem ich mich bewegen kann und zum anderen scheint draußen die Sonne und es ist herrlich. Also setze ich mich auf die Terrasse in die Sonne.
Die Sonne tut mir gut und bringt mich auch gleich auf positive Gedanken. Die Wärme lindert meinem Husten und der lässt schnell nach. Ich habe auch nicht viele Termine absagen müssen in dieser Woche, weil externe Termine in dieser Woche nicht anstanden und bis zu den externen Terminen in der nächsten Woche bin ich hoffentlich wieder fit. Da ging es anderen Menschen sicherlich viel schlimmer. Ich bin also eher privilegiert. Ich kann die Sonne jetzt die ganze Woche genießen, denn der Wetterbericht lautet: Sieben Tage Sonne, den ganzen Tag von morgens bis abends. Eigentlich geht es mir also gut und ja, diese Erkältung geht schon vorbei und schlimmer wird sie auch nicht. Jetzt ist das Ganze schon ein paar Tage her und seit zwei Tagen geht es mir auch deutlich besser, sonst könnte ich diesen Impuls gar nicht schreiben.
Fazit: Es war sinnvoll, dass ich mich habe impfen lassen, denn ganz offensichtlich tut die Impfung genau das, was sie sollte: Sie verhindert einen schweren Verlauf. Sie hat nicht verhindert, dass ich Covid19 bekommen habe und vielleicht kann man das auch gar nicht erwarten, wenn jeden Tag einhunderttausend Menschen in Deutschland daran erkranken. Inzwischen freue ich mich darauf, dass ich mich am Montag freitesten kann, und dann habe ich Corona hinter mir.
Ich musste durch ein paar dunkle Gedanken gehen, vielleicht gehört auch das einfach dazu. Aber sobald ich mir klar machte, dass es mir prinzipiell gut geht, und dass meine Symptome nicht schlimm sind und auch nur einer ganz normalen Erkältung entsprechen, ab diesem Moment war alles gut. Meine Gedanken bestimmen, wie ich mich fühle, aber ganz ehrlich, es war dann doch anders, Krankheitssymptome zu haben und zu wissen, es ist Covid19 oder die gleichen Krankheitssymptome zu haben und es nicht zu wissen.
Auch das gehört dazu und wird uns im Leben immer wieder begegnen: Ich weiß, wo etwas herkommt, und das, wo es herkommt, ist nicht gerade angenehm. Aber wir haben es eben selbst in der Hand und deswegen wollte ich Sie auch gerne an meiner Corona-Erkrankung teilhaben lassen. Auch, um Ihnen mit auf den Weg zu geben: Sie haben es auch in der Hand, Ihre Gedanken zu bestimmen und damit wie Sie sich fühlen. Als ich in der Sonne saß und diese genießen konnte, merkte, wie sie meinen Erkältungssymptomen guttat und wie es plötzlich gar nicht mehr so schlimm war, sogar von Tag zu Tag besser wurde, da hat auch für mich Covid19 sehr schnell allen Schrecken verloren. Ob ich nun langfristig Symptome behalte? Das weiß ich aktuell nicht, aber ich gehe inzwischen einfach nicht davon aus. Ich hatte keine Beeinträchtigung des Geschmacks und keine Beeinträchtigung des Geruchssinns, keine Atembeschwerden. Warum also sollten bei mir irgendwelche Langzeitfolgen bleiben? Würde ich mir das jetzt ausmalen, wären das doch reine Hirngespinste und da gilt dann wieder einmal der Spruch zweier Coaching-Kollegen von mir, die einmal gesagt haben: „Was nicht ist, ist nicht!“ Und wir müssen auch nichts erfinden, insbesondere keine dunklen Wolken an den Horizont malen. Mir geht es bald wieder vollständig gut und darauf freue ich mich!
Noch ein Randaspekt in diesem Impuls, den ich zusätzlich gerne ansprechen möchte:
Sie sehen, ich verarbeite meine Themen heute weitgehend dadurch, dass ich sie mit Ihnen teile, Sie an meinen Gedanken teilhaben lasse und sie Ihnen als Selbstreflexionsimpuls oder auch als Podcast zur Verfügung stelle. Wie verarbeiten eigentlich Sie die Themen, die Sie beschäftigen? Fressen Sie diese klassisch in sich hinein? Teilen Sie Ihre Themen mit guten Freunden? Haben Sie jemanden, mit dem Sie darüber sprechen können?
Nehmen Sie auch einen Podcast auf, um andere daran teilhaben zu lassen?
Verarbeiten ist wichtig und jeder braucht dafür seine ganz persönliche Strategie. Vielleicht haben Sie ja Ihre schon gefunden, wenn nicht wäre dieser Impuls auch dazu geeignet, sich auf die Suche nach einer solchen Strategie zu machen.
Bleiben Sie gesund, denn, wie wichtig das ist, ist mir in meiner Corona-Woche wieder einmal besonders bewusst geworden.
Always find the time for the things that make you feel happy tobe alive. Kalenderspruch
Schon eine ganze Weile hörte ich nun meinem Klienten zu, der seine aktuelle Situation zusammenfasste. Es war spürbar anders als an den meisten Coachingtagen. Sein Tonfall war abgehackt, er sprach schnell, eine gewisse Aggressivität lag immer wieder in seiner Stimme. Er schimpfte phasenweise regelrecht und machte dabei so eine Art „Rundumschlag“:
„Meine Mitarbeitenden…, die Kunden…, meine Frau…, meine Tochter und ja auch über mich selbst habe ich mich geärgert.“ So ging das minutenlang und ich ließ ihn reden.
„So, das war jetzt mal abladen“, sagte er schließlich und holte tief Luft. Wahrscheinlich hatte er einen ernsten Gesichtsausdruck bei mir erwartet, als er offenbar bemerkte, dass ich lächelte. Ich glaube, er ahnte zumindest unbewusst schon, was gleichkommen würde.
„Abladen beim Coach ist vollkommen ok, dafür bin ich da.“, entgegnete ich. „Ich hoffe, es geht Dir jetzt besser und habe zwei Fragen an Dich: Womit möchtest Du anfangen und wie viele Coachingsitzungen hast Du Dir vorgestellt, um all die Themen aufzuarbeiten, die Du in den letzten 15 Minuten aufgerufen hast?“
Er lachte kurz, denn es war klar, dass meine Fragen so nicht ernst gemeint waren. Wenn – wie an diesem Tag bei meinem Klienten – alle und alles ein Problem und nur nervig zu sein scheinen, dann ist das in den allermeisten Fällen ein deutliches Signal für eine andere Problemlage. Ich war mir meiner Arbeitshypothese ziemlich sicher. Es war offenbar gerade alles zu viel, zu viele Baustellen, zu viel Stress, zu viele Themen und zu viele Energieräuber. Der „Akku“ war leer. Die ein oder andere Geschichte, die mein Klient gerade erzählt hatte, war eindeutig eine Lappalie, die ihn im kraftvollen Arbeitsmodus nicht tangiert hätte. Ich kannte ihn schon länger und war mir ziemlich sicher, dass er in den letzten Wochen mal wieder viel zu viel gearbeitet hatte, auf alle Hobbies und alles, was ihm sonst noch guttat und die Akkus auffüllte, verzichtet hatte.
Ich bat ihm zum Fenster und wir lehnten uns entspannt dagegen. „Charly!“, sprach ich in an. „Du bist ja mein erfahrener Beraterfreund, Du bist schon weit über 80 Jahre alt, Du hast alles gesehen, Du bist klug und weise und Du hast mir und meinen Kunden schon so oft weitergeholfen. Schön, dass Du heute mal wieder da bist und zugehört hast. Darf ich Dich um Deine höchst professionelle und kompetente Meinung bitten. Was ist denn da bei Heiner (so hieß mein Klient) los?“
Ich schaute Heiner an und er lächelte zurück. Er kannte diese Intervention mit dem „Berater Charly“ bereits aus unserer früheren Zusammenarbeit und der Status mit etwas mehr Distanz zum Geschehen, bei dem er gleichzeitig klug und sogar weise war, tat ihm immer gut.
„Ich würde sagen, da hats mal wieder einer gründlich übertrieben, zu viel gearbeitet, auf alles Schöne zu lange verzichtet und ist in allererster Linie jetzt mal wieder genervt von sich selbst. Alle anderen scheinen mir eher so zu sein, wie sie immer sind.“
Ach, danke Charly – so einfach ist manchmal die Welt.
Und so war es denn auch an diesem Tag. Mein Klient, den ich schnell wieder bat als Heiner auf seinem Stuhl Platz zu nehmen, hatte es selbst ausgesprochen. Er selbst war sein Problem und das beinhaltete natürlich auch die großartige Erkenntnis, dass er selbst auch der Schlüssel zur Lösung war. Die Aufarbeitung ging denn auch gut von der Hand.
Einen solchen Zustand erlebe ich bei meinen Klienten immer wieder. In sogenannten „Stressphasen“ vernachlässigen sie sich selbst und das obwohl in meinem ganzheitlichen Coachingansatz auch immer die Bearbeitung des „Ich-Feldes“ ein wesentlicher Aspekt ist. Was tue ich nur für mich? Was ist meine Berufung, wofür bin ich da? Was macht mich glücklich, was schenkt mir Kraft? Wissen tun meine Klienten das zumindest nach der Arbeit mit mir eigentlich immer – sie vergessen es sozusagen. Dann wird der Akku nicht mehr aufgeladen, ist irgendwann leer und die große allgemeine Unzufriedenheit setzt ein.
Heiner brauchte ich an diesem Abend gar nicht weiter zu fragen, er sprudelte los.
„Ja Mario, Du hast ja Recht: Ich war seit Wochen nicht mehr bei meiner Skatrunde. Laufen geht bei dem Wetter auch gerade nicht, ja sag nichts, ich weiss, ist eine Ausrede. Und meine guten Freunde habe ich auch schon lange nicht mehr getroffen.“
„Dein „Ich Feld“ ist also…“, begann ich den Satz. „Leer!“, kam es von Heiner, wie aus der Pistole geschossen.
Also schrieb er auf, was er in den nächsten Wochen konkret tun wollte, um seinen Akku aufzuladen. Ein Versprechen an sich selbst.
Wir sprachen noch kurz über die vielen Themen, die aus ihm herausgesprudelt waren und filterten die heraus, über die wir wirklich im Coaching reden mussten. Es waren nur zwei.
Mit Heiner war es an diesem Tag für mich nicht schwer, ihn wieder auf den „rechten Weg“ zu bringen. Manchmal aber erlebe ich auch Menschen, die die Frage „Was tut Dir gut?“ gar nicht beantworten können. Das „Ich-Feld“ war so lange leer, dass ihnen nicht klar ist, was sie tun können, um ihren Akku wieder aufzuladen. Deshalb ist das in meiner Arbeit fast immer ein ganz wesentlicher
Bestandteil: finde Deine Kraftquellen, suche die Möglichkeiten, sie zu pflegen und lade den Akku regelmäßig auf. Über sich selbst kann man bekanntlich nie genug wissen – allen voran sollten wir wissen, was uns guttut.
Wie ist das also gerade bei Ihnen? In welchem Gesamtzustand sind Sie aktuell – eher sehr ausgeglichen oder geht Ihnen momentan alles „auf den Geist“?
Was füllt Ihr „Ich-Feld“ und wie regelmäßig nehmen Sie sich Zeit dafür?
Was – ganz konkret – wollen Sie in der kommenden Woche tun, um Ihren Akku mal wieder aufzuladen?