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Ob wir ein Problem haben oder vor einer spannenden Herausforderung stehen, macht für unser Erleben einen großen Unterschied. Oft sind dies jedoch zwei Seiten der gleichen Medaille und wir entscheiden selbst, welcher Seite wir die Priorität einräumen. Auch dieser zweite Band regt mit zahlreichen Anekdoten aus dem Erfahrungsschatz eines langjährigen Coaches wieder zum Nach- und Umdenken an. Die Impulse fallen diesmal etwas umfangreicher aus und laden den Leser wieder ein, seine festgelaufenen Trampelpfade zur verlassen und neue Wege zu beschreiten. Die Themen sind vielfältig und die vorhandenen Freiräume bieten dem Leser auch diesmal die Möglichkeit, sich Notizen zu machen und so sein ganz persönliches Workbook zu gestalten.
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Seitenzahl: 223
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Vorwort
Innere Einstellung
1.1 Erwartungen
1.2 Motivation
1.3 Grenzen
1.4 Gute alte Zeit
1.5 Eichhörnchen
1.6 Abschließen
1.7 Gute Vorsätze
1.8 Klebeband
1.9 Worauf warten wir
1.10 Katzenklo
1.11 Kontrollverlust
1.12 Dringlichkeit
1.13 Polynesisches Segeln
1.14 Fußball Europameisterschaft
1.15 Sonntagmorgen
1.16 Existenzgründung
Arbeit und Beruf
2.1 Wenn wir wissen, was wir wollen
2.2 Sieben
2.3 Formbar bleiben
2.4 Snooker-Star
2.5 Mache ich trotzdem nicht
2.6 Personalentscheidungen
2.7 Gratisversion
2.8 Frusterlebnis
2.9 Alles unter Kontrolle
2.10 Schreibblockade
2.11 Feste Strukturen
Der Umgang mit anderen Menschen
3.1 Angemessen reagieren
3.2 Notruf
3.3 Maus im Haus
3.4 Sicherheitshinweise
3.5 Gibt’s auch ein Bier?
3.6 So bin ich doch gar nicht
3.7 Zweite Chance
3.8 Projektion
3.9 Abi-Jubiläum
3.10 Geburtstag
3.11 Silbermedaille
3.12 Mini – Cooper
Work-Life-Balance
4.1 Ausstrahleffekte
4.2 Ade Jan Hofer
4.3 Frühaufsteher
4.4 The best is yet to come
4.5 Flügelschlag
4.6 Zahnarzt
4.7 Zitat der Woche
4.8 Ernährung
4.9 Erfolgreich oder zufrieden
4.10 Ein besonderer Moment
4.11 Der Schneeleopard
4.12 Begriff oder Inhalt
Zum Abschluss
5.1 Weisheit der Indianer
Nachwort und Ausblick
Vorwort zum ersten Band
Über den Autor
Danksagung
Liebe Leserinnen und Leser,
ich freue mich, Sie zum zweiten Teil meiner Reihe „Das knallrote Cabrio“ zu begrüßen. Auch in diesem Buch biete ich Ihnen wieder 52 Impulse an, die Sie dazu anregen sollen, Ihre persönliche Situation zu überdenken und für sich zu eigenen Schlüssen zu kommen, wie Sie Ihre persönliche Situation verändern bzw. verbessern können.
Wenn Sie den ersten Teil dieser Reihe „Das knallrote Cabrio“ nicht gelesen haben, dann möchte ich Sie einladen, zu Beginn das Vorwort zu Teil 1 ab Seite → dieses Buches zu lesen. Diese grundlegenden Ausführungen gelten auch für Band 2.
Auch in diesem Buch stehen die einzelnen Impulse wieder jeder für sich, so dass Sie sich aussuchen können, in welcher Reihenfolge Sie dies lesen möchten. Eine Ausnahme bilden diesmal die Impulse 2.6 und 2.7, die unterschiedliche Blickwinkel auf ein Thema darstellen und idealer Weise unmittelbar nacheinander gelesen werden sollten.
Ebenso wie im ersten Band ist das Prinzip der leeren Seite am Ende jedes Impulses erhalten geblieben, damit Sie sich Notizen machen können, welche Schlüsse Sie für sich ganz persönlich aus dem jeweiligen Impuls ziehen.
Ich hoffe, dass Sie aus möglichst vielen meiner Impulse für sich etwas mitnehmen können. Wie immer wird aber nicht jeder Impuls für jeden Leser oder jede Leserin gleichermaßen ansprechend sein.
Bitte denken Sie auch bei diesem Buch daran, dass Sie das Optimum für sich nur dann herausholen können, wenn Sie sich auch Zeit zum Nachdenken gönnen. Machen Sie also Pausen zwischen den Impulsen und lesen Sie diese nicht „in einem Rutsch“ vom Anfang bis zum Ende.
Haben Sie ein gravierendes Problem oder stehen Sie vor einer spannenden Herausforderung? Zwei Beschreibungen der gleichen Situation mit völlig unterschiedlicher emotionaler Wirkung – Sie bestimmen das selbst. Diesem Prinzip folgt auch dieses Buch – entscheiden Sie, was gut für Sie ist und was nicht. Wer sonst sollte das tun?
Ich möchte, dass Sie zufriedener und dadurch auch erfolgreicher werden. Dazu lade ich Sie auch diesmal wieder ein.
Jetzt ist es Zeit einzusteigen in das knallrote Cabrio – freie Fahrt für Ihre Gedanken.
Herzlichst Ihr Mario Porten Februar 2022
Problem talk creates problems, solution talk creates solutions.
Steve de Shazer
Wer nichts erwartet, wird selten enttäuscht. Ewald Balser
„Ich bin so traurig, ich habe gerade überhaupt keine Energie!“, so begann ein neuer Klient das Kennenlerngespräch mit mir. Ich bat ihn, mir zu erzählen, was passiert war und er sprudelte los. Er hatte zu Beginn des letzten Jahres einen neuen Job angetreten. Die Stellenanzeige hatte großartig geklungen und von Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten gesprochen. Im Einstellungsgespräch war seine designierte Chefin sehr freundlich gewesen, offen, wunderbare Ausstrahlung und hatte in höchsten Tönen von ihrem Team geschwärmt. Wie viel Spaß es mache, mit den jungen engagierten Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten. Er habe sich so gefreut, diese Stelle zu bekommen, er habe mit viel Elan angefangen und habe sich selbst schon in spannenden Projekten, agilen Arbeitsformaten und kundenorientierten Forschungen sehr spannende Entdeckungen machen sehen. Nun, knapp 10 Monate später, war von alldem wenig übriggeblieben. Er war von dem neuen Arbeitgeber, dem neuen Team, seiner Chefin aber auch von sich selbst enttäuscht.
So ähnlich ist es uns wahrscheinlich allen schon mal ergangen – wir sind mit großen Erwartungen gestartet und „hart“ gelandet. Um besser zu verstehen, was in einem solchen Fall vor sich geht, machen wir einen kurzen und sehr oberflächlichen, aber auch völlig ausreichenden Exkurs in die Wissenschaft, die für uns in den letzten Jahren viele wesentliche Erkenntnisse hervorgebracht hat: die Hirnforschung. Aus ihr wissen wir, dass auf einer obersten Aggregationsebene unser Gehirn (neben der Steuerung unserer lebenserhaltenden Organfunktionen) zwei Ziele verfolgt: Glücksmaximierung und Schmerzvermeidung. Wir alle haben also ein Glücks- und ein Schmerzzentrum im Gehirn. Je nachdem, welches Zentrum aktiviert wird, kommt es zur Ausschüttung positiver (Glücks-) Hormone oder negativer Hormone. Es geht uns im ersten Fall gut und im zweiten Fall schlecht. Wenn wir jetzt noch wissen, dass unser Gehirn zwischen körperlichem und psychischem Glück bzw. Schmerz nicht wirklich unterscheidet, dann können wir auch schon einen Blick auf die Erwartungen richten.
Werden unsere Erwartungen erfüllt, wird unser Glückszentrum aktiviert, es kommt zur Ausschüttung positiver Hormone und wir fühlen uns gut. Umgekehrt wird unser Schmerzzentrum aktiviert und schüttet negative Hormone aus, wenn unsere Erwartungen enttäuscht werden. Wir fühlen uns also schlecht, um es ganz einfach auszudrücken und nicht tiefer in die wissenschaftlichen Details abzutauchen. Da die Hormonausschüttungen in beiden Fällen zu den unwillkürlichen Prozessen in uns gehören, also von uns nicht beeinflussbar sind, kommt dem Umgang mit den Erwartungen eine zentrale Bedeutung für unser Befinden zu.
Mein neuer Klient hatte sich ganz offenbar schon einige Monate im Status permanent enttäuschter Erwartungen bewegt. Er war enttäuscht von anderen und von sich selbst. Er wollte es natürlich nicht, aber er fügte sich auf diese Art und Weise permanent „Schmerzen“ zu und war voll mit negativen Hormonen, die schließlich dazu führten, dass er der Abwärtsspirale nicht mehr alleine entrinnen konnte.
An seinem Beispiel wird auch klar, dass es für unser Erleben nur eine untergeordnete Rolle spielt, um wessen Erwartungen es sich handelt. Es gibt Menschen, die haben hohe Erwartungen an andere: An ihre Kollegen, was die Zusammenarbeit im Team angeht, an ihren Vorgesetzen, was Lob und Anerkennung angeht, an ihre erwachsenen Kinder, was deren Verfügbarkeit angeht oder an ihren Ehepartner in vielfältiger Form. Je mehr Erwartungen ich an andere habe, desto häufiger werde ich enttäuscht - mit den beschriebenen Folgen.
Auf der anderen Seite kennen wir alle sicher Menschen, die wir als Perfektionisten beschreiben würden. Diese Menschen haben sehr hohe Erwartungen an sich selbst, denen Sie nie oder nur höchst selten gerecht werden können. Sie sind permanent von sich selbst enttäuscht und leben damit im selbstverursachten Dauerschmerzzustand. Den eigenen Erwartungen nicht gerecht zu werden ist dabei oft die schlimmste Form aller Enttäuschungen.
Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der seit vielen Jahren beste Dartsspieler der Welt, der Niederländer Michael van Gerwen. Viele Jahre gewann er Turniere nach Belieben und, egal wie gut sein Gegner auch spielte, er konnte immer noch zulegen und war besser. Im Jahr 2020 war das über weite Strecken des Jahres anders und er selbst räumte irgendwann ein, eine Krise zu haben. Wenn man ihn spielen sah, dann gewann man schnell den Eindruck, dass er mit sich selbst nie zufrieden war, selbst dann nicht, wenn er gut spielte. Dass man ein acht Millimeter breites Feld auf einem Dartsboard manchmal auch verfehlen kann, ließ er für andere gelten, für sich selbst nicht. Jedenfalls schien es so und es kam, wie es kommen musste. Er war bald voller Enttäuschung über sich selbst und voll mit negativen Hormonen. Er machte immer mehr Fehler und hatte lange Zeit große Mühe, der Abwärtsspirale zu entrinnen.
Für das eigene Wohlbefinden ist der Umgang mit Erwartungen von zentraler Bedeutung. Ich möchte damit keinesfalls sagen, dass Sie keine Erwartungen mehr haben sollen. Obwohl ich viele Menschen kenne, die mit diesem Status sehr gut durchs Leben kommen. Wer keine Erwartungen hat, kann nicht enttäuscht werden – Schmerzzentrum nicht aktivierbar!
Ich freue mich daher z.B. auch immer, wenn ich zu Beginn meiner Seminare nach den Erwartungen der Teilenehmer frage und der ein oder andere sagt, er habe keine. Er lasse das Seminar einfach auf sich zukommen.
Oft habe ich schon mit Trainerkollegen diskutiert, die sich darüber furchtbar aufregen können, weil sie solche Teilnehmer für desinteressiert halten und gar keine Lust haben, mit ihnen zu arbeiten. Merken Sie etwas? Meine Kollegen haben große Erwartungen, wie ein perfekter Teilnehmer zu sein hat! Ändert der Teilnehmer dadurch seine Einstellung? Nein, natürlich nicht und ein mieses Gefühl hat auch nur der Trainerkollege – zu viele Erwartungen stehen uns oft im Weg! Ich finde Teilnehmer ohne Erwartungen großartig – einfach einlassen auf das, was kommt. Freispiel nenne ich das für mich als Trainer und Freispiele haben bei mir immer schon Glücksgefühle ausgelöst.
Mein Plädoyer ist aber nicht, dass Sie an sich und andere keine Erwartungen mehr haben sollen, das wird unserem menschlichen Zusammenleben auch nicht gerecht. Ich möchte Sie vielmehr einladen, Ihre Erwartungen gut zu dosieren und sich immer wieder zu fragen, welche und wie viele Erwartungen es denn sein dürfen. Für diese Dosierung möchte ich Ihnen zum Abschluss dieses Impulses noch einige Fragen mit auf den Weg geben, die auf klassische Erwartungsfelder abzielen, die sich bei manchen meiner Klienten als besonders enttäuschungsintensiv herausgestellt haben. Entscheiden Sie doch bitte selbst, mit welcher Frage Sie vielleicht in Resonanz gehen. Ich habe keine Erwartungen an Sie.
Verschenken Sie Dinge, weil Sie dafür eine Gegenleistung erwarten?
Tun Sie das, was Sie wollen oder was andere von Ihnen erwarten?
Sind Sie zufrieden, wenn Sie eine Sache gut machen oder müssen Sie unbedingt gewinnen?
Sind Sie manchmal der Einzige, der unzufrieden ist, obwohl alle anderen zufrieden sind?
Helfen Sie anderen, weil Sie es gerne tun oder weil Sie auch deren Hilfe erwarten?
Geht es Ihnen oft nicht schnell genug voran?
Vergleichen Sie sich und Ihre Leistungen häufig mit anderen und das sowohl beruflich als auch privat?
Freiraum für Ihre Gedanken
Meine Motivation und ich haben Beziehungsprobleme. Momentan leben wir getrennt. Kalenderspruch
Als ich den obigen Kalenderspruch auf meinem Tageskalender las, musste ich schmunzeln. Bei einigen Sprüchen fallen mir Anekdoten aus meiner Coachingpraxis ein und der ein oder andere Klient, mit dem ich im Laufe der Jahre gearbeitet habe, kommt mir wieder in den Sinn.
Diesmal aber schmunzelte ich über mich selbst.
Motivation fehlt mir auch gerade für eines meiner Hobbys, den Modellbau. Eigentlich schon mein ganzes Leben baue ich Modelle. Die Modellarten wechselten, die Fahr- oder Flugzeuge auch, die Maßstäbe ebenso. Seit ein paar Jahren baue ich LKWs im Maßstab 1:14 und ähnliches. Als 2020 Corona mein Zeitbudget für Freizeitaktivitäten vergrößerte, baute ich sogar ein 5qm großes Lagerhaus zum Beladen meiner Fahrzeuge. Seit vielen Wochen nun war ich nicht mehr im Bastelkeller, ich baue nicht mehr und spiele nicht mehr. Mir fehlt die Motivation.
Wahrscheinlich werden sich viele von Ihnen an ähnliche Erlebnisse erinnern. Plötzlich machen wir Dinge nicht mehr, obwohl wir sie immer gerne getan haben und dabei viel Spaß hatten. Es fehlt oft zunächst die Zeit, weil zu viele andere Dinge zu tun sind: „Jetzt lohnt es sich auch nicht mehr, noch damit anzufangen.“ Die Dinge, die uns so viel Spaß machten, sind plötzlich aus dem Blick und damit verlässt uns auch die Motivation, sie zu tun.
Das gilt im Privaten wie im Beruflichen und dort ist es noch viel schlimmer: „Jetzt lohnt es sich nicht mehr, mit dem neuen Projekt anzufangen, heute erreiche ich eh keinen Kunden mehr“ oder „die Vorlage hat noch 6 Wochen Zeit, die mache ich später.“ Je öfter wir Dinge verschieben, desto mehr sinkt auch die Motivation, sie zu tun. Es wird immer schwieriger anzufangen. Bei den beruflichen Anliegen gelangen wir dann irgendwann in Zeitnot und damit auch in eine Stresssituation.
Auch bei den Hobbys haben Menschen oft mit ihrer fehlenden Motivation zu kämpfen. Es melden sich die inneren Stimmen mit den vielen „Du solltest mal wieder“ oder „Du müsstest“ und so fühlen wir uns schlecht. Meine innere Stimme sagt: „Du hast so viel Geld in dieses Hobby investiert, Du solltest endlich mal wieder weiterbauen.“
Besonders unangenehm sind diese Stimmen, weil sie uns meist Sätze soufflieren, die unzweifelhaft richtig sind, aber eben nicht motivieren, sie verstärken nur unser schlechtes Gefühl. Man könnte sagen, wir gehen mit uns selbst ins Gericht und das Urteil ist richtig, aber es bringt uns nicht voran.
Wenn ich über Motivation spreche, dann meine ich übrigens ausschließlich die intrinsische Motivation, also die Motivation, die aus uns selbst kommt. Alles andere sind externe Anreize (so nenne ich das), die uns vielleicht kurzfristig dazu verleiten, etwas zu tun. Langfristig zufrieden machen uns solche Anreize in der Regel nicht, glücklich erst recht nicht. Im beruflichen Kontext heißen diese externen Anreize z.B. Bonuszahlung oder Beförderung.
Das reicht vielleicht, um sich ein paar Wochen oder Monate in eine Aufgabe oder ein Projekt hineinzuknien. Es reicht aber niemals, um ein Leben lang in seinem Beruf zufrieden und erfolgreich zu sein. Das geht nur, wenn ich intrinsisch motiviert bin, also gerne tue, was ich tue.
Wie sieht die Lösung aus? Nun, die kann sehr unterschiedlich sein.
Es ist völlig o.k., wenn mir für einige Zeit die Motivation für eines meiner Hobbys fehlt. Der Modellbauer in mir kommt gerade nicht gegen den Tierfotografen an. Der Autor in mir schreibt gerade so gerne und so viel, probiert sich aus, hat so viel Spaß, da bleibt keine Energie mehr für Kabelziehen und Elektrik verbauen übrig. Das ändert sich auch wieder und aktuell gönne ich mir das einfach - ohne schlechtes Gewissen! Im privaten Bereich sollten Sie nicht so streng zu sich sein und, wenn die Motivation wirklich nicht zurückkehrt, dann gilt eben: Alles im Leben hat seine Zeit. Vielleicht ist Zeit für Neues und dafür muss man meistens auch mit etwas anderem aufhören.
Aber überstürzen, sollten Sie nichts.
Und im Berufsleben? Was tun, wenn im Berufsleben die intrinsische Motivation nicht wieder aufflammt? „Ich kann doch nicht einfach aufhören…“, sagt gerade Ihre innere Stimme. Nein, einfach ist es wahrscheinlich nicht, es ist oftmals sogar eine schwere Entscheidung mit großer Tragweite. Ohne innere Motivation aber werden Sie keine Zufriedenheit in Ihrem Beruf erlangen und von einem externen Anreiz zum nächsten kann man sich vielleicht ein paar Jahre entlang hangeln, aber sicher nicht ein Leben lang. Niemand wird Ihnen diese Entscheidung abnehmen, dennoch sollten Sie gut überlegen, was Sie wirklich gerne, voller Freude und Engagement tun können, damit Sie zufrieden und erfolgreich werden. Das geht nur mit intrinsischer Motivation.
Also, wie sieht es aktuell bei Ihnen aus?
Sind Sie intrinsisch motiviert und haben Sie Spaß an Ihrem Job?
Was würden Sie vielleicht viel lieber tun?
Was hält Sie im alten Job gefangen?
Wie steht es um Ihre Hobbys? Wofür fehlt dort gerade die Motivation?
Und – was noch?
Freiraum für Ihre Gedanken
Nichts ist so erfrischend wie ein beherzter Schritt über die Grenzen. Keith Haring
Grenzen sind wichtig, das steht außer Frage. Sie erfüllen in unserem Leben viele wichtige Funktionen.
Grenzen brauchen wir, weil sie uns Orientierung geben. Ohne Orientierung wäre es schwer, sich zurecht zu finden. Grenzen zeigen uns aber auch auf, dass wir auf uns Acht geben und uns nicht überfordern sollen. So hat der Spruch „an seine Grenzen gehen” seine absolute Berechtigung – bis hierher und nicht weiter. Grenzen zeigen uns auch, wo das Terrain eines anderen beginnt, den wir achten und nicht verletzen sollten. Grenzen zu beachten, schützt uns in vielen Fällen vor negativen Sanktionen.
Sicher fallen Ihnen weitere hilfreiche Funktionen von Grenzen ein, aber es geht hier ja auch nicht um eine vollständige Aufzählung. Grenzen sind unerlässlich und wichtig!
Nun wird jedoch schnell klar: Alles im Leben hat zwei Seiten und so wichtig Grenzen auch sind, sie haben auch ihre Schattenseiten, denn natürlich können sie uns auch in unserer Entwicklung und vor allem in unserer Freiheit einschränken.
Wie so häufig hilft auch hier ein Blick in den Sport und uns wird sofort deutlich: Wirkliche Leistungssteigerung kann nur entstehen, wenn es erfolgreich gelingt, Grenzen zu verschieben. Niemand gewinnt eine olympische Medaille, ohne dass er vorher vielfach seine Leistungsgrenzen überschritten hat, was niemals einfach ist und oft viel „Quälerei” erfordert. Aber Leistungsfortschritt gibt es nur jenseits der eigenen Grenze.
Das Sportbeispiel gilt auch im Leben: Fortschritt gibt es oft nur jenseits der Grenzen, wir müssen lernen, sie ab und zu bewusst zu überschreiten! Das ist immer schwer, oft riskant und erfordert vielfach Mut. Allerdings werden wir häufig belohnt, denn jenseits der Grenzen warten viele großartige neue Erfahrungen auf uns. Raus aus der Komfortzone!
Natürlich gibt es auch noch andere Grenzen als die, die ich eben mit dem Sportbeispiel angesprochen habe. Wir haben Gesetze und Vorschriften, die Grenzen ziehen und wahrscheinlich ist es sinnvoll, diese zu beachten, jedenfalls meistens. Grenzen werden auch durch unsere Erfahrungen gezogen, wir haben gelernt, was uns guttut und was nicht. Bei schlechten Erfahrungen oder erlebten Enttäuschungen ziehen wir uns selbst eine Grenze und bleiben beim nächsten Mal gerne vor dieser Grenzlinie stehen. Grenzen ziehen uns auch unsere Mitmenschen, denken sie etwa an Kinder, die in vielfältigster Weise von ihren Eltern Grenzen gezogen bekommen. Einige davon begleiten uns als limitierende Glaubenssätze vielleicht ein Leben lang, aber ob sie dann als erwachsener Mensch immer noch hilfreich sind, ist fraglich. Auch die Zeit setzt uns Grenzen. Wir müssen immer Prioritäten setzen, denn die Zeit ist für uns alle endlich. Der Tag hat 24 Stunden. Sie werden oft nicht genug Zeit haben, all das zu tun, was zu tun wäre oder was Sie gerne tun möchten. Auch das ist eine Grenze und ganz sicher fallen Ihnen weitere Quellen für Grenzen ein.
Nun sind Sie an der Reihe! Welche Grenze behindert Sie schon lange? Welche Grenze wollten Sie schon lange einmal übertreten oder verschieben, um wenigstens einmal zu schauen, wie es jenseits der Grenze aussieht?
Sie haben es in der Hand, Sie müssen vielleicht die ein oder andere Angst überwinden, aber Sie haben es selbst in der Hand! Verschieben Sie Ihre Grenzen, bleiben Sie nicht dauerhaft ein Gefangener!
Vielleicht ist ja der heutige Tag der richtige, um die erste Grenze bewusst, gezielt und vielleicht mit Rückkehroption (wie auch immer die aussieht) zu überschreiten?
Freiraum für Ihre Gedanken
Ach! Das waren noch gute Zeiten, als ich noch alles glaubte, was ich hörte. Theodor Fontane
Vor einigen Tagen schickte mir meine Mutter, die inzwischen über 80 ist, per Whatsapp ein Video. Es hieß „Gute alte Zeit” und beinhaltete eine zweieinhalbminütige Zusammenfassung der Lebensumstände zur Zeit meiner Kindheit. Ich würde schätzen, die meisten Aufnahmen waren ca. 40-50 Jahre alt. Meine Mutter kommentierte es mit: „Das waren noch schöne Zeiten…”.
Einige Highlights: Es gab noch Telefonzellen, die mit 20 Pfenning betrieben werden mussten, Handys gab es noch nicht. Es fuhren noch überwiegend VW Käfer durch die Straßen und in ihnen wurde „Kette geraucht“. Den Familienalltag dominierten Gesellschaftsspiele, virtuelle Welten suchte man vergebens. Wir Kinder spielten vor allem draußen, tobten mit den Fahrrädern herum oder bolzten hinter dem Haus. Elektronik und Computer gab es noch nicht. Im Urlaub fuhren wir in den Westerwald, etwa 80 Kilometer von zu Hause. Fliegen war nahezu unerschwinglich.
„Gute alte Zeit“ - oder doch nicht? War es wirklich besser als heute oder ist heute alles besser als vor 50 Jahren?
Nein, ich werde keinesfalls melancholisch, aber dieses Beispiel macht so wunderschön deutlich, dass es auf diese Fragen nicht die eine Antwort gibt. Es gibt tausende, wenn nicht Millionen von Antworten, denn jeder beurteilt das durch seine ganz persönliche Brille, mit seinen ganz persönlichen Werten, aus seiner ganz persönlichen Betroffenheit und nach seinen ganz eigenen Gefühlen.
Vielleicht haben Sie Kinder, die in Amerika leben. Dann werden Sie es wahrscheinlich großartig finden, dass Sie ein Telefonat nach USA nicht mehr Tage vorher anmelden müssen, Sie nicht mehr hoffen müssen, dass die Leitung auch wirklich steht, um dann ganz undeutlich die Stimmen Ihrer Lieben zu hören. Heute ist es großartig, mit einem Klick die Familie jederzeit sprechen und sehen zu können – zoomen Sie mit.
Vielleicht haben Sie es früher immer sehr genossen, Briefe zu schreiben und zu bekommen. Das waren wundervolle, idyllische Momente des Schreibens, des Versinkens in den Gedanken an den Freund, der schon auf die Post wartet, die vielleicht Wochen braucht, bis sie ihn erreicht. Die Antwort irgendwann aus dem Briefkasten zu holen und zu lesen, war vielleicht das Highlight des ganzen Monats. Heute, sofern Sie keinen PC haben, ist jede E-Mail an den Freund per Handy eine echte Quälerei – sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen. Dass der Transfer durch die Leitung nur Sekunden dauert, wiegt den Verlust des Schreibens von damals nicht auf. Es fehlt etwas.
Ich könnte zahllose weitere Beispiele anführen und jedes Mal würde wahrscheinlich die eine Hälfte von Ihnen sagen: „Was für ein Blödsinn, den er da schreibt.” Die andere Hälfte aber würde sich zurücklehnen und sagen: „Wie Recht er doch hat…”
Es gibt nicht die gute alte Zeit, damals nicht und heute nicht. In 50 Jahren werden sich die Menschen - genauso wie wir heute - erinnern und sagen: „Weißt Du noch…”.
Entscheiden Sie selbst, was für Sie heute besser ist als früher und was für Sie damals besser war als heute. Sie können pflegen, was Ihnen erhaltenswert erscheint. Erinnern Sie sich, was Ihnen gutgetan hat und konservieren Sie es. Wir können den Fortschritt und den Wandel der Zeit nicht aufhalten, niemand von uns. Aber wir können selbst und sehr bewusst für uns entscheiden, wie wir damit umgehen. Was wir alles mitmachen und was nicht.
Ich bin absolut sicher, wir alle finden ganz viele Dinge, auf die wir keinesfalls wieder verzichten wollen. Fortschritt ist grundsätzlich zu begrüßen, aber nichts auf dieser Welt ist nur gut, nichts ist nur schlecht. Sie können innehalten und für sich bewahren, was Ihnen lieb und teuer ist. Allerdings setzt das wie so oft eines voraus – Sie müssen sich mit sich selbst beschäftigen.
Ein Spieleabend mit Freunden wie an Sylvester 1982?
Wer hält Sie davon ab?
Freiraum für Ihre Gedanken
Präsent sein ist alles andere als eine Kleinigkeit. John Kabat-Zinn
Die Natur bietet wunderbare Möglichkeiten der Beobachtung, sie ist unendlich interessant und faszinierend. In unserem Garten leben viele Tiere, die wunderbare Beobachtungsobjekte darstellen, wobei die Eichhörnchen wohl die interessantesten und in ihrem Verhalten abwechslungsreichsten Gartenbewohner sind.
Meine Frau und ich verfolgen dabei ganz unterschiedliche Strategien der Beobachtung. Ich fotografiere sehr gerne und suche stets nach schönen Momenten, die ich in Bildern festhalten kann. Bei der abendlichen Auswertung von oft mehreren hundert Bildern suche ich dann voller Elan die schönsten aus. Meine Frau greift nur selten zur Kamera, sondern widmet ihre Aufmerksamkeit uneingeschränkt den Tieren. Sie liebt es, ihr Verhalten zu studieren, ihnen zu folgen und „Augenfotos“ zu machen, wie das vor kurzem eine Facebook-Freundin von mir nannte.
Oft beobachten wir die gleichen Szenen mit – Sie ahnen es – einem ganz anderen Ergebnis.
„Hast Du gesehen, wie…“, sagt meine Frau manchmal begeistert. Ich jedoch muss gestehen, dass ich diese Szene gar nicht abrufen kann, sie ist bei mir nicht gespeichert. Für ein besonders schönes Foto hatte sie wahrscheinlich keinen Wert. Neidlos muss ich anerkennen, dass meine Frau häufig eine viel detailliertere Wahrnehmung hat als ich. Sie nimmt die Kleinigkeiten auf, taucht viel tiefer ein in die Welt der Tiere.
Das verwundert auch nicht, denn ich verfolge beim Beobachten der Tiere eine eigene Absicht, nämlich schöne Fotos zu machen, an denen ich mich erfreuen kann.
Meine Frau hingegen ist vollkommen absichtslos, sie lässt die Natur einfach sein und genießt. Das schärft die Sinne für mehr Details und lässt sie viel tiefer in die Situation eintauchen. Meine Frau wird vielmehr „eins“ mit der Natur, als ich das als Fotograf jemals könnte.
Situationen wie diese erleben wir nicht nur beim Beobachten der Natur, sondern häufig in allen Lebenslagen.
Immer dann, wenn wir zusätzliche eigene Ziele oder Interessen verfolgen, tauchen wir nicht vollständig in eine Situation ein. Das gelingt erst, wenn wir uns voll und ganz auf das einlassen, was gerade geschieht und uns für diese Zeit von eigenen Prioritäten verabschieden.
Vielleicht können Sie sich an eine Situation erinnern, in der Sie das Gefühl hatten, mit jemandem ein Gespräch zu führen, der vollkommen bei Ihnen war. Wie fühlte sich das an? „Großartig!“, werden Sie wahrscheinlich sagen, weil Sie sich wahrgenommen, wertgeschätzt und ernst genommen gefühlt haben. Da war jemand ganz für Sie da.
Eventuell erinnern Sie auch eine eigene Situation, in der Sie selbst nicht ganz bei Ihrem Gesprächspartner sein konnten, weil Ihre Gedanken immer wieder abschweiften oder Sie in eigenen Dingen verhaftet waren. Sich einzulassen auf das Gespräch war nicht möglich. Manchmal ist es auch deshalb schwer, weil man so viele eigene Gedanken im Kopf hat, die man unbedingt aussprechen möchte. Dann ist es oft unmöglich, wirklich zuzuhören, weil man so gerne selber sprechen möchte. Ohne echtes Zuhören aber kann man nicht beim anderen sein.
Eine solche Situation, die Sie erinnern, fühlte sich für Sie nicht gut an? Für alle anderen, die an der Situation beteiligt waren, wahrscheinlich auch nicht.
Ich möchte hier nichts bewerten, loszulassen und ganz im Moment zu sein, ist oft unendlich schwer. Ich kenne viele Menschen, vor allem Führungskräfte, die, selbst wenn sie zu Hause sind, mit den Gedanken noch im Büro verharren. Sie sind körperlich anwesend, wirklich da sind sie nicht.
Ganz da zu sein, nur in diesem Moment, ohne eigene Ziele und Absichten, das ist ein wunderbares Gefühl. Sowohl für einen selbst, ganz sicher aber auch für die Menschen, mit denen man gerade seine Zeit verbringt. Jedenfalls von Zeit zu Zeit sollten wir alle uns dieses großartige Gefühl gönnen.
Wann gönnen Sie sich dieses Gefühl mal wieder?
Freiraum für Ihre Gedanken
Life is what happens, while you make other plans. John Lennon
Als die Familienrichterin die Ehe meines Klienten nach 5 Jahren für geschieden erklärte, hatte ich die Hoffnung, dass diese Verkündung wie eine Befreiung auf ihn wirken würde. Meine Hoffnung, dass er fortan den Kopf für Neues frei haben würde, erfüllte sich nicht. Immer noch bewegten ihn viele Fragen und er konnte sich gedanklich nicht lösen: Die ersten Jahre seiner Ehe schilderte er mir als sehr glücklich. Er hatte mit Ende 40 spät geheiratet, Kinder waren aus seiner Ehe nicht hervorgegangen. Sie waren gemeinsam aufs Land gezogen, er hatte lange Arbeitswege auf sich genommen und war täglich gependelt.