Früchte des Zorns - Angelika Friedemann - E-Book

Früchte des Zorns E-Book

Angelika Friedemann

0,0

Beschreibung

Jeder, der die Gewalt zu seiner Methode gemacht hat, muss zwangsläufig die Lüge zu seinem Prinzip erwählen. Alexander Solschenizyn Philipe Jorges ist der neue Leiter der Abteilung für besondere und schwere Kapitalverbrechen der Brigada de investigacíon criminal in Palma. Zu seiner Arbeit gehört es auch, nicht nur gegen einen Clan Albaner zu ermitteln, sondern auch gegen seinen ehemaligen Vorgesetzten.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 411

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Früchte des Zorns

TitelseiteTitelTitel - 1Titel - 2Titel - 3Titel - 4Titel - 5Titel - 6Titel - 7Titel - 8Titel - 9Titel - 10Titel - 11Titel - 12Titel - 13Titel - 14Titel - 15Titel - 16Titel - 17Titel - 18Titel - 19Titel - 20Titel - 21Titel - 22Titel - 23Titel - 24Titel - 25Titel - 26Titel - 27Titel - 28Titel - 29Titel - 30Titel - 31Titel - 32Titel - 33Titel - 34Titel - 35Titel - 36Titel - 37Titel - 38Titel - 39Impressum

Titel

Früchte des Zorns

Jeder, der die Gewalt zu seiner Methode gemacht hat,

muss zwangsläufig die Lüge zu seinem Prinzip erwählen.

Alexander Solschenizyn

Titel

~~~~~

Philipe Jorges, Leiter der Abteilung für schwere Kapitalverbrechen von der Brigada de Investigacíon Criminal, saß bereits vor sechs Uhr am Montagmorgen in seinem Büro, schaute bisweilen auf seine Notizen, überdachte nochmals alles. Er hatte sich leise aus seiner Finca geschlichen, um seine Freundin nicht zu wecken. Er lag zuvor bereits zwei Stunden wach im Bett, konnte nicht schlafen, dachte an den heutigen Tag. Er war nervös, musste er sich eingestehen. Etwas, was bei ihm eigentlich nie der Fall war. Er war ein positiv denkender, umsichtiger, bedächtiger Mann, der stets, selbst in den größten Katastrophen, ruhig und besonnen reagierte und handelte. Heute war es mal anders, sagte er sich, als er duschen ging. Jetzt spürte er, dass er allmählich seine innere Ruhe wiederlangte.

Um sieben Uhr rief er den Stab seiner Mitarbeiter zusammen. Es war der erste Tag, an dem sie nach dem Ausfall wegen des Corona-Virus komplett alle wieder arbeiteten.

„Schön euch gesund gemeinsam wiederzusehen. Zuerst ein Hinweis. Denkt auch in den nächsten Tagen daran, Abstand zu Fremden zu wahren. Wascht euch die Hände lieber einmal zu viel, als zu wenig und desinfizieren nicht vergessen.“

„Wissen wir allein. Denkst du, wir sind blöd?“

„Eduardo, hast du schlechte Laune, weil du mal wieder deinen faulen Hintern bewegen musst?“, Nevio sofort.

„Bornierter Lackaffe“, schickte Ricardo Cruz, sein Stellvertreter, hinterher.

„Suficiente! Verteile ich die Arbeit. Bei den meisten ist es bekannt. Julio - Mendozá. Ricardo - die Frauen. Nevio, du schließt den Müller diese Woche ab. Dann habe ich hier einen neuen Fall aus Marratxi. Ruben für dich. Zwei Señoras, Constanza, 53 und Carla, 24 starben durch stumpfe und scharfe Gewalteinwirkungen. Der Madre zertrümmerte der Täter den Kopf; die Tochter weißt hingegen Stichverletzungen am Hals auf. Sie wurde mehrfach vergewaltigt, was zeigt, der Täter hielt sich länger in der Wohnung auf. Die Madre besuchte an dem Tag ihre Tochter. Nach seiner Tat legte er drei Dosen in den Backofen, schaltete an. Er wollte durch einen Brand die Tat verschleiern, Spuren verwischen. Das missglückte, da die zwar den Backofen zerstörten, Chaos in der Küche anrichteten, aber nicht mehr.“

„Du warst dort?“, fragte Ruben Forres.

„Si mit dem Oberstaatsanwalt. Wir mussten das aufnehmen. Viel Blut, wenig Unordnung. Die ältere Señora, Constanza, wurde im Flur niedergeschlagen und war nicht gleich tot. Sie konnte noch zum Wohnzimmer robben, wie man an der Blutspur erkannte. Vermutlich wollte sie zum Handy, welches auf dem Tisch lag. Bei Carla dauerte alles länger, da er sie mehrfach oral und vaginal missbrauchte. Ihre Extremitäten, Finger und Zehen, waren bereits dunkel. Man erkannte, sie lagen schon länger, da die Mumifizierung eingesetzt hatte. Der Flur sieht gruselig aus. Viel Blut an den Wänden, was bis hoch zur Decke spritzte, dazu in Vorhängen, Läufern, an den Zargen. Carla wurde gewaschen. Außer der Bettwäsche fehlt nichts. Nada! Hat er vermutlich wegen des Spermas mitgenommen.“

„Hat sich einer richtig ausgetobt.“

„Raoul, Menschen sind schlimmer als Tiere. Die töten - um zu überleben. Menschen töten generell alles, was sich bewegt. Das ist cool, macht Spaß, macht sie groß, beweist ihre Macht, symbolisiert der Welt - ich darf alles. Die Geschichte zeigt es. Staatsoberhäupter schauen lachend, essend, feiernd der Tötung von Frauen, Kindern, Alten und Männern zu, wie man diese mit dem Gewehrkolben erschlägt, weil man Munition sparen will. Ist ja auch lustig, wenn Blut spritzt, Frauen vor Schmerzen schreien, weil sie erst zusehen müssen, wie die Köpfe ihrer Kinder zerplatzen, Hirnmasse und Blut alles besudelt. Diese tollen Präsidenten sitzen zu Hause, klatschen Beifall, stellen sich als Helden hin. Andere verbieten die Rettung von Frauen und Kinder, weil es Spaß macht, die Schreie der Ertrinkenden zu hören. Was erdreisten die sich auch, nicht verhungern zu wollen? Der Anblick der Wasserleichen – geil. Guckt mal, wie wichtig ich bin. Ich darf auch Tiere auf anderen Kontinenten und Ländern ausrotten lassen; daheim Tiere quälen – erlaubt; da ja meine Neu-Millionäre Stoßzähne, Felle von Leopardenkindern lieben. Schwächere und Arme drangsalieren erwünscht; Rentner in den Tod treiben - ganz fix, da ich das Geld aus der Rentenkasse benötige; Arme das Essen aus der Mülltonne verbieten - logisch, die sollen schließlich elendig krepieren. Ich benutze meine Macht, um ganze Völker zu dezimieren – muss sein, da ich dafür in dem Land Bodenschätze umsonst bekomme. Deswegen unterstütze ich auch die schlimmsten Diktatoren mit Waffen, Ausbildern. Menschen unter fadenscheinigen Gründen, in brutale Länder zurückzuschicken, ein Spaßfaktor, da sie gleich nach der Ankunft erschossen werden. Vielleicht schicken sie mir Fotos von den Leichen.“

„Bloß wir werden das nicht ändern, bekommen nur die kleinen Gangster, Ricardo. Sonst noch etwas am Tatort, Philipe?“

„Sollt ihr herausfinden. Im Flur liegen bergeweise ungeöffnete Briefe, die dort seit Wochen lagern. Warum? Ich weiß es nicht. Trotz Ausgehverbot, leeren Straßen, dass die meisten Menschen daheim waren, bemerkte oder hörte niemand etwas. Ein Auto hörte man weder kommen noch wegfahren. Die Madre, Constanza Centé hörte man allerdings gegen 16.00 Uhr bei der Tochter vorfahren. Der Padre von Constanza, Alfredo Illejes, 77, liegt auf der Intensiv-Station, konnte bisher nicht befragt werden. Er hatte fünf Wochen zuvor einen eher leichten Schlaganfall, bekam, als er die Nachricht erhielt, einen erneuten Anfall. Eine vorwitzige Pflegerin, die ihn zu Hause einmal am Tag betreute, hat es ihm ziemlich unprofessionell mitgeteilt. Sie rannte hinein, schrie bereits im Flur: Sie ermordeten ihre Tochter und die Enkelin. Ich rief gleich den Krankenwagen. Sie meinte, wäre nicht nötig, auch das könne sie perfekt. Sie blieb allerdings untätig. Dolores Celesté, 29 Jahre, ausgebildete Krankenschwester. Meiner Meinung nach stimmt mit ihr etwas nicht. Überprüft sie genau. Sie weiß sehr viel über die Finanzen des älteren Mannes. Zu viel. Constanzas Padre – vermögend. Die Madre Illejes starb vor drei Jahren an Krebs. Constanza und ihr Ehemann wollten nie etwas von dem Geld haben, da sie es auch allein schafften. Prüft, wer erbt, wenn er jetzt stirbt. Guckt euch die Wohnung zuerst an. Der Bericht von der Policía Científica ist heute erst gekommen. Der Obduktionsbericht liegt bei“, reichte er die Kladde Ruben Forres. „Meine Handyfotos wurden bereits hochgeladen. Der Tatort wurde noch nicht freigegeben, damit ihr das ansehen könnt. Die Handydaten von beiden kommen hoffentlich bald, damit ihr wisst, wo sie vorher waren und mit wem sie telefonierten. Es läuft noch alles etwas schleppend. Das bearbeitet Staatsanwalt Doctor Jarán. Eduardo, du hilfst Ruben, Enrique, du Julio, Raoul, du Nevio. Gracias!“

Er rief nach der Sekretärin. „Ich muss Gabriela verabschieden.“

„Kommt sie endlich weg?“, fragte Ricardo Cruz.

„Seit Álvaro weg ist, arbeitet sie wenigstens“, Julio Martinez.

„Si! Capitán Puello will noch mit ihr sprechen. Nachher bekommen wir eine neue Schreibkraft. Señora Donna Rivera. Sie ist 42, hat zwei Kinder 15 und 17 Jahre alt.“

Gabriela Vuelle war geschockt, als es ihr jetzt Philipe, nicht gerade zartfühlend mitteilte. Sie hatte immer noch mit einem Verbleib gerechnet, da sie nur die Anweisungen von Capitán del Cervé befolgte. Dass sie nun noch zu dem Chef der Internen Abteilung kommen musste, war der nächste Schlag. Vor ihm hatten die meisten Mitarbeiter bei der Justiz Angst. Sie ahnte aber weswegen. Der Sex war nur gewesen, weil er ein toller Mann war. Das hatte doch nichts mit ihrer Arbeit zu tun. Gut nur, dass niemand von den netten Geldbeträgen etwas wusste, die ihr Álvaro immer zuschob. Er war so lieb gewesen, wusste eben, ihr Können und ihre Verschwiegenheit zu schätzen.

„Warum muss sie hoch?“, erkundigte sich Raoul Salva.

„Sie mauschelte mit Álvaro, faulenzte, verweigerte die Arbeit, hatte mit ihm ein Verhältnis. Sie trieben es gleich hier, wie sie auf Kassetten hörten.“

„Mir hat er mal einen Vortrag gehalten wegen Treue in der Ehe.“

„Raoul, das sagte gerade der Richtige. Was wusste er denn?“

„Da ging es um Señor Calbertos. Wir sollten erkunden, ob er bereits vorher seine Frau betrog. Ich meinte, mach doch die meisten mal. Álvaro dazu: Dann stimmt es irgendwo aber nicht. Warum sollte man seine Frau betrügen? Weißt du, es fehlen oftmals in einer Beziehung irgendwann Toleranz, Akzeptanz, Ehrlichkeit, Offenheit. Eheprobleme lösen viele gleich beim Anwalt – Scheidung. Vielleicht verlernten die Menschen, miteinander aufrichtig zu kommunizieren, den Egoismus ein wenig beiseitezuschieben, den Partner zu verstehen. Ich heirate doch nicht aus Langeweile. Eine Ehe bedeutet eben auch Arbeit, Kompromisse und einiges mehr.“

„Unser Saubermann del Cervé“, lachte Julio Martinez. „Deswegen hatte sie auch nie Zeit zum Arbeiten und wir mussten alles selber tippen. Sie konnte faulenzen, damit sie fit für den Sex ist. Ich fasse es nicht, hielt es immer für ein Gerücht. Als ich ihn darauf ansprach, meckerte er mich noch an, ich solle keine Lügen verbreiten, sonst würde ich dito ein Diszi bekommen.“

„Was sollte er machen? Seine Frau beglückte zig andere Männer, war zuuu müde, also nehmen wir die Tippse mit“, amüsierte sich Ricardo.

„Ihr seid gehässig, solche miesen Gerüchte in die Welt zu setzen“, Eduardo Diaz empört.

„Beweisbare Fakten, wie nur du nicht wissen willst. Das war es vorerst. Wir bekommen übrigens am ersten Juni einen neuen Kollegen. Er kommt aus Barça, übersiedelte her, da er hier aufwuchs, seine Eltern hier leben. Lucca Cara, 38, geschieden, keine Kinder. Er arbeitete zuletzt in der Abteilung für Kapitalverbrechen.“

Er ging in sein Büro, brühte neuen Kaffee. Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt, ein großes, eigenes Büro zu haben. Als er vor vier Monaten, völlig überraschend zum Capitán befördert wurde, gleichzeitig der Leiter der Sonder-Abteilung für schwere Kapitalverbrechen in dieser Dienststelle wurde, war er nur wenig begeistert gewesen. Er gehörte mit seinen 35 Jahren zu einen der jüngsten Kollegen, hatte null Ahnung, was Personalführung betraf. Nur seine Kollegen, die Oberen hatten sich alle für ihn ausgesprochen, selbst Julio Martinez, der Stellvertreter von seinem Vorgänger, Álvaro del Cervé. Der wollte diesen Job nicht, da er keine Führungsqualitäten hatte, wie er von sich selbst sagte.

Die ersten Wochen war er sich nicht nur allein vorgekommen, auch völlig überfordert. Es fiel ihm schwer, den ehemaligen Kollegen nun Anweisungen zu geben, sie zu ihrer Arbeit zu befragen. Daneben waren da hundert Kleinigkeiten, von denen er nichts wusste, nie gehört hatte. Bürokram eben. Besonders Julio hatte ihm geholfen, immer wieder den Rücken gestärkt. Er hatte den Oberstaatsanwalt gefragt, warum gerade er?

Schmunzelnd erklärte Leandro Najaró: „Das liegt an Ihrer Art, Ihrer Persönlichkeit. Sie sind kein Ja-Sager, kein Duckmäuser, sagen jedem offen Ihre Meinung, egal wem gegenüber. Sie sind kollegial, extrem ehrlich, aber auch einfühlsam. Sie vertreten Ihren Standpunkt, lassen sich nie verbiegen. Sie verfügen über Köpfchen, Wissen, nicht nur bei beruflichen Dingen, können logisch denken, rasch kombinieren und fix handeln. Sie stehen zu allem, was Sie tun, egal ob richtig oder falsch. Daneben ist es wichtig, dass jemand auf dem Posten, Benehmen, Anstand hat, sich gut ausdrücken kann, weiß, was ein Cordon bleu ist. Ihr Jura-Studium trug ferner dazu bei. Sie kennen als Jurist die Gesetze. Da muss man nichts erklären. Es war das Gesamtpaket, welches alle überzeugte.“

Er war verblüfft gewesen. „Woher wissen Sie das alles?“

„Zuhören, beobachten, analysieren. Denken Sie, wenn man öfter mit Menschen so eng zusammenarbeitet, wie ein Staatsanwalt mit Ermittlern, wollen wir nicht wissen, wie der andere tickt? Man registriert fast automatisch, wie er redet, sich benimmt, zu den Kollegen ist, ob er bei jeder Kleinigkeit fragt, weil er sich nicht traut, Verantwortung für sein eigenständiges Handeln zu übernehmen. Auch in der Abteilung gibt es davon Spezis, die auf dicke Hose machen, weil sie total verunsichert sind, entsprechend agieren.“

Mittlerweile lief es wie am Schnürchen. Gerade in den letzten Wochen, da es dank Corona nur wenig Arbeit gab, hatte er für sich genutzt. Er hatte nachgelesen, Ordner durchstöbert. Oberstaatsanwalt Najaró war öfter im Büro erschienen und sie hatten lange geredet, oftmals viel gelacht, da er sofort die Büro- und Schreibarbeiten dezimieren wollte. Er hatte ihm Tipps und Ratschläge gegeben. Über manche Vorschläge amüsierte er sich, stellte allerdings oftmals im Nachhinein fest, wie wertvoll selbst kleine Hinweise waren. Er hatte auch die andere Seite des neuen Oberstaatsanwaltes kennengelernt, den er bisher nur als strengen, ziemlich humorlosen Staatsanwalt und Vorgesetzten kannte. Zwischen Leandro Najaró, Nevio Nieto und ihm war eine Art Freundschaft und Vertrauensverhältnis entstanden, da auch Nevio oft im Büro war. Sie hatten mehrfach die Zeit vergessen, wenn sie sich unterhielten, zusammen aßen, da sie Essen liefern ließen, zuweilen ein Cerveza dabei tranken. Die vielen neuen Kenntnisse, Ermutigungen, Hinweise hatten ihn enorm geholfen, auch gegenüber erfahrenen Kollegen aus anderen Abteilungen, nicht als dummer Junge dazustehen. Mit den eigenen Kollegen gab es bisher keine Probleme, aber er musste sich auch erst im Alltag, in Stresssituationen, bei Kontroversen beweisen.

Er widmete sich den Listen, welche ihm heute Morgen Capitán Puello von der Abteilung für Interne Angelegenheiten in die Hand drückte. Oberstaatsanwalt Najaró wollte wissen, was davon wirklich aufgeklärt, was beweisbar war und was gelogen, erdichtet, reine Mutmaßung, Spekulation war. Das waren Listen von dem ehemaligen Leiter Álvaro del Cervé, welcher der Ende Dezember, kurz vor seiner Suspendierung, getippt hatte. Der Oberstaatsanwalt musste die Prozesse gegen all die Täter, die zum größten Teil lange in Untersuchungshaft saßen, vorbereiten.

Eine ehemalige Staatsanwältin war die erste auf der Liste.

Yolanda Peje - Beteiligung am Mord zulasten von Doctor Carcían, Zeynep Milevoj

Konnte man streichen, da nicht wahr. Bei den Morden kam sie nur dran, weil sie im Nachhinein davon erfuhr, aber nichts gegen die Täter unternahm. Ergo – Strafvereitelung im Amt. Man musste ihr beweisen, dass sie das vorher wusste – dann hieße es Mord. Warum tat sie es – wenn?

Mord zulasten von Jarno Waziri, Redon Raquari, Paola Carcían, Piotr Sejdu.

War so nicht ganz korrekt bei Piotr und Paola, da sie eine Mittäterin war, Isabel del Cervé den Giftcocktail mixte, Yolanda Peje den verteilte. Merkwürdig! Woher wussten sie, dass das Gift Isabel del Cervé beschaffte und mixte?

Mordversuch zulasten von Addi Zekaj. Strafvereitelung im Amt, Bestechung, illegale Prostitution, Erpressung von Jannik Kruschinko, Diebstahl bei Jarno Waziri. Unerlaubter Waffenbesitz und illegaler Waffenerwerb. Beamtenbeleidigung, Verleumdung, Nötigung, Drogenbesitz. Steuerhinterziehung, Beleidigung, Anstiftung zur Urkundenfälschung, Körperverletzung.

Er schrieb dazu Anstiftung zum Mord, Mordversuch, Bedrohung und Erpressung zulasten von Conchita Zekaj. Mordversuch und Erpressung zulasten von Martha Karaj.

Er griff zum Telefon, fragte Oberstaatsanwalt Leandro Najaró, ob er hinter all die Delikte die Namen der Opfer notieren müsste. Bei den schweren Vergehen si, sonst no, da das vorlag.

Salvador Masita – Mord zulasten von Aisha Luiz, Beteiligung am Mord von Zeynep Milevoj und Juan Carcían. Diebstahl von Unterlagen von Juan Carcían. Fälschen von Unterlagen, Unterschlagen, Vertuschen von Straftaten, Behinderung der Justiz, Sex mit Minderjährigen.

Absoluter Schwachsinn! Alles! Was reimte Álvaro da zusammen? Der damalige Oberstaatsanwalt war Álvaro wohl auf die Füße getreten und das mochte der überhaupt nicht.

Constanţa, Nachname noch nicht ermittelt, Prostitution, da er (Masita) das Mädchen für den Sex bezahlte, aushielt, eventuell sogar deren Familie. Unerlaubte Prostitution ohne Kondomdaher auch Körperverletzung in zig hundert Fällen.

Alles erstunken und erlogen. War Álvaro irre? Die heutige Señora Masita war keine Minderjährige, sondern 37 Jahre alt, diplomierte Physiotherapeutin. Er strich auch das durch.

Isabel Ocha - illegale Prostitution, Steuerhinterziehung

Álvaro wollte wahrhaftig alles von seiner Frau vertuschen. Nun suchte er in der Akte.

Bewiesene Morde: Aisha Luiz, 32 im August 2018, Theresa Gall 24, 2017 tot in Palma aufgefunden, Drita Lalic 18 wurde 2016 überfahren, Svea Sebanic 17 dito 2016 überfahren.

Morde, wo noch die Identifizierung fehlten: Kamir Zajak, seiner Schwester Fatrin Zajak,18, Sie wurde Anfang 2019 laut Adnan Milevoj durch Messerstiche getötet; er zwei Monate später, da er seine Schwester suchte. Dazu die Haushaltsangestellten Helena Ndoj, 18 – 2019, Ledina Gapic 22 - 2017, Alva Qoshi, 19 - 2018 und Arjano Dermaku, 17 – 2018.

Es heißt in einer Sprachaufzeichnung, sie habe weitere Opfer auf dem Festland gegeben. Ines Revera 1999 und Sara Huek 2000 - beide angeblich Suizid. Dazu summierten sich Erpressungen zulasten von Salvador Masita, Admir Milevoj, Martha Karaj, Conchita Zekaj und Mercedes Zekaj. Bedrohung, Beleidigung, Verleumdung, falsche Verdächtigung. Mordversuch an Juan Carcían. Anstiftung und Beihilfe zu den Morden von Staatsanwalt Carcían, Zeynep Milevoj, Paola Carcían, Piotr Sejdu. Anstiftung zu den geplanten Morden zulasten von Martha Karaj, Mercedes und Conchita Zekaj.

Fernando Cardossa – Bezahlung von AL, Fälschung von Berichten und Unterlagen.

Selbst vor seinen angeblichen Freunden machte er nicht Halt. Er strich alles durch, so wie das Folgende.

Leandro Najaró – Bezahlung von AL, Fälschung von Unterlagen, Vertuschung von Straftaten, Strafvereitelung im Amt, Beziehung zu Paola Carcían

Wie weit unten war Álvaro bereits gewesen? Das war mehr als kriminell, sondern boshaft, abartig. Warum? Warum seine zwei Freunde?

Er war ein Psychopath, der geschickt über Jahre alle Spuren von seiner Ehefrau und seine eigenen, verwischte. Sein Streben nach Popularität, nach Anerkennung, setzte alles andere außer Betrieb. Da war kein Platz mehr für Anstand, Moral, Ehrlichkeit, Humanität. Das zeigte aber auch, wie wir alle gestrickt sind: Polizist – gut; andere Menschen - schlecht.

Es klopfte und er guckte die Señora kurz an, stand auf. „Sie sind vermutlich Señora Donna Rivera. Herzlich willkommen und auf eine gute Zusammenarbeit. Ich bin der Leiter, Philipe Jorges. Die anderen Kollegen werden sich selbst vorstellen, da sie teilweise bereits unterwegs sind.“

Er führte sie in ihr Büro, zeigte ihr alles, sagte ihr, was sie heute erledigen sollte.

Nun also weiter. Bei den beiden Freunden Cardossa und Najaró – warum? Es musste da einen Grund geben. Oder war es nur Bosheit? Glaubte er nicht. Er notierte das auf einem Zettel. Da wollte er separat forschen. Álvaro litt eventuell an einer Art Jekill und Hyde-Syndrome.

Adnan Milevoj - Vergewaltigungen und Missbrauch von Minderjährigen und Frauen zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung, Menschenhandel zum Zwecke sexueller Ausbeutung, Sklavenhandel, Freiheitsberaubung, Körperverletzung, Minderjährige in einer Bar arbeiten lassen, Waffenhandel, Drogenhandel, Anstiftung zu mindestens 20 Morden, Körperverletzung, Drogenhandel, häusliche Gewalt, Schutzgelderpressung, illegales Glücksspiel, Geldwäsche, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, häusliche Gewalt, Steuerhinterziehung. Einzug von sämtlichen Besitztümern der Familie Milevoj.

Nur fast nichts davon beweisbar, außer Drogen- und Waffenhandel

Mathilda, den Nachnamen musste noch ermittelt werden - Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, unerlaubte Prostitution ohne Kondom daher auch Körperverletzung in zig hundert Fällen, Steuerhinterziehung gehörten gewiss dazu.

Zeitweise drehte er aber auch durch, schüttelte er den Kopf, strich alles durch, schrieb den vollen Namen dahinter - Mathilda Espozzá

Admir Milevoj - Geldwäsche, Körperverletzung, Waffenbesitz, Waffenschieberei, Drogenbesitz und Verkauf, Medikamentenbesitz und Verkauf, Freiheitsberaubung, Vergewaltigung und Missbrauch von Minderjährigen, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, häusliche Gewalt, Steuerbetrug.

Sara Milevoj – Geldwäsche, Anstiftung zum 2-fachen Mord zulasten von Karim Cabalo und Ali Serrazán, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, illegale Prostitution plus Steuerhinterziehung.

Illegale Prostitution – nicht beweisbar, somit auch die Steuerhinterziehung nicht beweisbar.

Martha Karaj - Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Unerlaubte Prostitution ohne Kondom daher auch Körperverletzung in zig hundert Fällen. Beleidigung, Verleumdung, Steuerhinterziehung, Haus von Geld aus Straftaten bezahlt – einziehen.

Jedes Wort gelogen. Streichen!

Addi Zekaj – Vergewaltigung, Körperverletzung, Mord zulasten von Anisa Dollapic, Drita Lalic, Svea Sebanic, Helena Ndoj, Alva Qoshi und Arjano Dermaku, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche, Beamtenbeleidigung, Erpressung, Unterschlagung von Beweismaterial, Steuerbetrug.

Genauso alles erfunden wie bei seiner Ehefrau Mercedes, seiner Schwester Conchita. Ergo Strich durch alle drei Namen.

Mercedes Zekaj – Falschaussage, falsche Beschuldigung, Verleumdung, Unterschlagung von Beweismitteln, Beamtenbeleidigung, Datenmissbrauch, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Steuerbetrug, Geldwäsche, da sie über drei Millionen Euro auf dem Konto hatte. Das Geld musste sofort eingezogen werden, da es aus Straftaten stammte. Unerlaubte Prostitution ohne Kondom daher auch Körperverletzung in zig hundert Fällen.

Conchita Zekaj - Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Unerlaubte Prostitution ohne Kondom daher auch Körperverletzung in zig hundert Fällen. Steuerhinterziehung, Wohnung mit Geld aus Straftaten bezahlt - einziehen. Dazu summierte sich Verleumdung, Beleidigung.

Murat Dushku - Geldwäsche, Vergewaltigung von Frauen, Vergewaltigungen und Missbrauch von Minderjährigen zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung, Körperverletzung, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, dazu Steuerbetrug wie bei allen folgenden Personen.

Tarik Zeqiri - Geldwäsche, Vergewaltigungen und Missbrauch von Minderjährigen zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung, Körperverletzung, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung.

Jush Zekaj- Mord zulasten von Abetare Ouirri, und ihrem ungeborenen Kind.

Konnte er auch streichen, da der Mann bereits in Madrid deswegen mitangeklagt wurde.

Boris Thaqi - Geldwäsche, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung.

Yasha Kvic - schwere Körperverletzung, Vergewaltigungen und Missbrauch von Minderjährigen zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung.

Karol Petrovic - Vergewaltigungen und Missbrauch von Minderjährigen und Frauen zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung, Körperverletzung, zwei Auftragsmorde zulasten von Cabalo und Serrazán Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung.

Jannik Kruschinko - Sex mit Minderjährigen, Kindesmissbrauch, Kindesmisshandlung,

Körperverletzung, Menschenhandel zum Zwecke sexueller Ausbeutung von Minderjährigen. Herstellung von Kinderpornos, welche er danach noch im Netz verbreitete, Datenmissbrauch.

Rudina Klanic - Steuerhinterziehung, unerlaubte Prostitution ohne Kondom daher zusätzlich Körperverletzung in zig hundert Fällen. Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung.

Komplett erlogen

Luiz Serrazán - Drogenbesitz und -handel, Waffenbesitz und –handel

Pablo Zampir - illegaler Waffenerwerb und -besitz

Oleg Dakic - Urkundenfälschung

Khasimir Zhakajavic - Urkundenfälschung

Pirro Lutrovic - wegen Urkundenfälschung, Geldwäsche

Alle MAC-Leute konnte er generell streichen, da die Fälle abgeschlossen waren, bereits gegen alle Anklage erhoben wurde. Den MAC-Clan hatte Álvaro aber mit Samthandschuhen angefasst, vieles unter den Tisch fallen lassen. Weiter ging es:

Noch finden musste man:

Admit Limaj - Mord zulasten von Rejhana Wazin, Datima Hohax, Genta Khazmica, Ledima Xhoca, Tefta Bibaj, Kamir und Fatrin Zajak, Medina Kabasic, Drita Lalic. Urkundenfälschung, Menschenhandel, Mordversuch an einem Staatsanwalt, Beamtenbestechung, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung.

Ein Haftbefehl lag vor, aber was und ob er etwas mit den Morden zu tun hatte – ungewiss, da es keinerlei Beweise dafür gab, nicht mal erwiesen war, dass es all die toten Señoras gab. Gelogen, dass er Staatsanwalt Juan Carcían ermorden wollte, ihn anfuhr. Gelogen, dass er die Geschwister Zajak und Drita Lalic tötete, da die Morde auf das Konto von Isabel del Cervé-Ocha gingen. Medina Kabasic lebte generell.

Zamir Limaj - Mord Rejhana Wazin, Ledima Xhoca, Datima Hohax, Genta Khazmica, Anisa Dollapic, Adea Jukaj, Tefta Bibaj, Medina Kabasic, Drita Lalic, Menschenhandel, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung.

Ein Haftbefehl lag vor, aber was und ob er etwas mit den Morden zu tun hatte – ungewiss, da es keinerlei Beweise dafür gab. Nicht mal erwiesen war, dass es all die toten Señoras gab. Gelogen, dass er Drita Lalic tötete, da der Mord auf das Konto von Isabel del Cervé-Ocha ging.

Wer hatte diese Señoras noch alle getötet? Maldito!

Dragi Limaj - Menschenhandel in mindestens 50 Fällen, Drogen- und Waffenschmuggel, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung.

Ermitteln musste man noch gegen: Fernando und Maria Milevoj, Zefan Morea, Pashk Morea, Uadji Kruja, Elidon Hysni, Meno Riza und Lauka Ragip unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung.

Gegen sie lag bisher nichts vor. Ermitteln?

Diese Unbekannte aus dem Labor – Fälschung von Unterlagen, Unterschlagung.

Strich er durch, da das bereits abgeurteilt war. Der Schaden mehr als gering, da sie nur viermal etwas falsch deklarierte.

Ungeklärt der Mord zulasten von José Torres, schrieb Philipe dazu. Er glaube nie an ein Herzversagen, wie man seinerzeit behauptete.

Er überdachte das Gelesene nochmals. Álvaro, ein großer, gut aussehender Mann empfand sich wirklich als mächtig. Er kann sämtliche Gefühle, egal für wen, völlig unterdrücke, da er eine narzisstische Persönlichkeit ist. Er wollte immer seinen Willen durchsetzen, das beinhaltete auch Sex mit jemand zu praktizieren, den er manipulativ, kaltblütig, berechnend aussuchte. Wollte eine nicht – Vergewaltigung? Selbst der Sex war für ihn vermutlich nur der Mittel zum Zweck und um eben seinen Willen durchzusetzen, um als großer potenter Mann dazustehen. Wusste er überhaupt, was Gefühle waren? Selbst seine Kinder waren ihm egal.

Nun holte er etwas zu essen.

Zurück berichtete ihm die neue Sekretärin, er möchte gleich einen Doctor Jarán anrufen und einen Doctor Cardossa. Er schmunzelte, klärte sie auf, dass er der Leiter der Policía Científica war; Doctor Jarán einer der Staatsanwälte. Doctor Najaró wäre der Oberstaatsanwalt.

Er rief an. Was er jetzt von Doctor Jarán hörte, war eine Überraschung. Michael Müller wollte nun doch aussagen. Er rief Nevio an, damit er das terminierte.

Doctor Cardossa bat ihn, morgen früh in die Policía Científica zu kommen, da es Arbeit gebe. Nun tippte er raschen eine Liste, mit den wichtigsten Institutionen, Namen der Oberen und Mitarbeiter, mit denen sie zu tun hatten, dazu den Telefonnummern. Darunter setzte er sämtliche Handy-Nummern der Kollegen, über die man sie im Dienst erreichte.

Donna Rivera war gerührt, dass sich ihr Chef die Arbeit extra für sie gemacht hatte. Er erklärte ihr noch, in welcher Reihenfolge sie die Gerichtsmedizin, das kriminaltechnische Labor, ihn oder Kollegen zu informieren hatte, falls man eine Straftat meldete. Das kam nicht oft vor, da sie eine Spezialabteilung waren, selten normale, alltägliche Kapitalverbrechen bearbeiteten. Als sie sich nun bei Capitán Jorges bedankte, bot er ihr das du an, da sich hier alle duzten.

Ruben und Eduardo berichteten ihm abends von dem Doppelmord.

„Wie waren in Marratxi, sahen uns den Tatort an, danach sprachen wir mit Nachbarn von der Tochter. Carla Centé eine ruhige Mieterin und Señora. Man beschreibt sie als höflich, nett. Von einem Freund weiß niemand etwas, da man sie nie mit einem Mann sah. Gehört hatte kein Nachbar einen Streit oder dergleichen. Nun die Madre. Constanza verheiratet, aber sie leben meistens getrennt, da permanent Zoff. Er war zur Tatzeit in Frankreich unterwegs, da Fernfahrer. Sie haben noch einen Sohn, der jedoch in Japan studiert, auch während der Krise vor Ort blieb.

Der Padre, Paolo Centé war mit uns in der Wohnung seiner Tochter. No, es fehlt nichts. Geld, Handys alles noch da, wie auch die Spusi feststellte. No, sie hatte keinen Freund, da ein Ex sie mal betrogen hätte. Das sei drei Jahre her und sie habe immer noch darunter gelitten, sah in allen Männer Lügner. Er verstand sich gut mit ihr, besser wie mit seiner Ehefrau. Seinem Schwiegervater, Alfredo Illejes, geht es schon besser und er besucht ihn jeden Tag. Der Celesté hat er gekündigt, da er sie für ein faules Stück hält. Sagte er so. In der Wohnung seines Schwiegervaters sei es dreckig gewesen, da sie nie etwas erledigte, nur dessen Geld ausgab. Auch das wäre ein Streitpunkt in seiner Ehe gewesen, da alles seine Frau erledigen musste. Er gab uns die Einwilligung, seinen Hausarzt zu befragen, die Akte einzusehen. Der Schwiegersohn hat alle Vollmachten von Señor Illejes bekommen, nicht seine Tochter. Er behauptet ferner, dass der ältere Mann nie wirklich gesäubert, gepflegt, versorgt wurde. Fahren wir morgen hin, da heute dort schon Feierabend war. Wir suchten Freunde auf und alle bestätigten die Angaben auch von ihm. Was fehlt, ist der Gegenstand, mit welchem Constanza niedergeschlagen wurde. Metall, scharfkantig, schwer und schmutzig. Sie fanden in der Kopfwunde Partikel von Sand und Schmierfett. Könnte ein Wagenheber gewesen sein. In beiden Autos der Opfer fehlt keiner. Der Ex lebt seit zwei Jahren mit der Señorita, mit der er Carla betrog, in Barça. Er war nicht auf der Insel, da er arbeitete, genau wie sie.“

„Überprüft trotzdem beide Alibis. Nur wenn es kein Freund war, es da keinen Mann gab, fragt man sich, warum hatte es jemand auf sie abgesehen?“

„Ein Kranker, der nicht bei ihr landen konnte.“

„Das heißt, da ist jemand bereits in Tötungsabsicht zu der Wohnung gegangen. Raub scheidet ergo aus. Da eskalierte nichts, da gab es keinen Streit. Die Madre öffnete arglos, wurde anscheinend sofort attackiert.“

„Der Täter suchte Carla auf, weil er sie vergewaltigen, danach töten wollte. Eventuell hat er das Fahrzeug der Madre erkannt, deswegen den Gegenstand, vorerst einen Wagenheber, mitgenommen. Vielleicht war es aber genau umgekehrt und Constanza war das eigentliche Opfer.“

„Eduardo, egal wie – es war vorsätzlicher Mord. Hat Dolores Celesté ein Auto, ein Alibi?“

„Philipe, sie wurde vergewaltigt, ergo kann sie es nicht gewesen sein“, grinste Eduardo hämisch.

„Schon gehört, dass es zwei Täter geben kann?“

„Wir vergeuden unsere Zeit mit ihr.“

„Es wird überprüft“, sagte er nun im strengeren Tonfall. „Wenn du Probleme mit mir hast, sage es, aber komm mir nicht dumm. Was ist mit der Post?“

„Mahnungen über Mahnungen, obwohl sie keine Geldsorgen hatte. Der Padre sagte, in der Beziehung war sie schlampig. Mehrmals stand wohl der Gerichtsvollzieher schon vor ihrer Tür. Er will noch heute alles bezahlen. Er wusste bisher nichts davon, da er nicht in die Wohnung durfte. Ein Berg Post holte er noch aus dem Briefkasten.“

„Wer erbt, wenn Señor Illejes stirbt?“

„Früher die Enkel, aber das änderte er voriges Jahr, da sie eben nicht mit Geld umgehen kann. Sie leiht ständig wem Geld, bekommt es nie zurück.“

„Eduardo, ich fragte, wer erbt. Was soll das?“

Ruben mischte sich ein. „Es reicht, Eduardo! Alles der Schwiegersohn, der es mehr oder weniger tröpfchenweise an die drei Familienangehörigen weiterreichen sollte. Paolo ist nicht gerade arm, benötigt kein Geld von seinem Schwiegervater. Er finanziert das Studium seines Enkels; die Wohnung seiner Enkelin. Mir ist diese Krankenschwester auch suspekt. Frech, große Klappe, blödes Gesülze, will mit Frauchen spielen, ablenken.“

„Tonterías! Der Alte wollte seine Frau loswerden.“

„Warum?“, fragte Ruben spöttisch. „Schon mal gehört, dass es Scheidungen gibt?“

„Maldito, der will abkassieren, ihr Geld natürlich.“

„Gut das du alles weißt. Beweise es mit Fakten und nicht mit großspurigen Sprüchen, Angabe, was du alles weißt“, Philipe nun.

„Er hat Feuer gefangen, da sie ihn anschmachtete.“

„Du Idiota, halt die Schnauze.“

„Du entschuldigst dich sofort. Was fällt die ein, so mit einem Kollegen zu sprechen? Wir sind hier nicht in der Gosse.“

Eduardo ging wortlos und Philipe meldete den Vorfall. So nicht!

Titel

~~~~~

Er fuhr am frühen Dienstagmorgen in die Policía Científica. Doctor Cardossa stand Kaffee trinkend vor einem Monitor, wo in Bruchteilen von Sekunden die schmalen Balken wechselten. Fasziniert betrachtete er das Farbenspiel.

„Buenos días, Doctor Cardossa.“

„Buenos días, Capitán Jorges. Warten Sie einen Moment. Helena, einen Kaffee für den Capitán, por favor.“

Philipe blicke immer noch begeistert auf den Monitor. „Was sucht der Rechner, Doctor Cardossa?“

„DNA in einer Datenbank wo Milliarden Daten gespeichert sind. Vor dreißig Jahren hatten wir einige Tausende und mussten die per Hand und Kuli vergleichen. Damals lernte ich so etwas, während des Studiums zu analysieren. Die jungen Leute können das heute nicht mal mehr. Fällt der Rechner aus, stehen sie da, wissen nicht, was sie tun müssen, selbst wenn zwei identische DNA-Bilder vor ihnen liegen. Sagen Sie Fernando, wie alle, Capitán.“

„Philipe!“ Er nahm dankend den Kaffeepott entgegen, trank in kleinen Schlucken.

Es klingelte kurz und beide starrten auf den Monitor. No Match!

„Leider ist diejenige nie erfasst worden, wie wir bereits vermuteten. Da werden deine Kollegen suchen müssen, wer sie ist. Ein Opfer aus 2016. Gehen wir in mein Büro, da dort die Akten liegen. Es gibt nämlich Arbeit für die Abteilung.“

Er deutete auf zwei hohe Stapel Papier. „Setz dich. Das sind 18 weibliche und 3 männliche Leichen, bei denen es Suizid hieß, beziehungsweise man die Akte irgendwann schloss. Alles Spanier. Doctor Ramirez und ich prüften jeden Fall in den letzten drei Monaten, vertreten die Meinung, es sind zu 80 Prozent Morde. Von den Leichen sind bereits 13 namentlich identifiziert, die restlich acht unbekannt. Die Fälle beginnen 2013 und enden 2018. Es sind überwiegend junge Frauen.“

„Liegen alle Berichte vom Doc bei?“

„Si, alles komplett, sogar Aussagen sind drinnen. Wir ließen vieles gleich für euch kopieren. Dank Corona hatten wir für Ungewöhnliches Zeit.“

„Gracias! Das gibt wirklich viel Arbeit für Ricardo. Er wird jubeln.“

„Er ist aber gut, dabei etwas aufzuspüren.“

„Bei uns mit Abstand der Beste. Ich würde gern etwas anderes wissen. Bei José Torres, wurde da etwas in der Zelle Ungewöhnliches gefunden?“

„Den Bericht bekam seinerzeit del Cervé. No. Ich war selber vor Ort, habe alles auf den Kopf gestellt – negativ. Ich sagte es seinerzeit Álvaro, dass ich es merkwürdig finde, dass der Torres nie telefonierte. Während seiner ganzen Haftdauer nicht ein Gespräch nach draußen, nicht mal zu seinem Anwalt. Warum willst du das wissen?“

„Nur so!“

„Glaubt dir niemand. Philipe, du solltest versuchen, zu Pedro, Leandro und mir Vertrauen aufzubauen, da es sonst nicht funktioniert. Wir alle ziehen am gleichen Strang und dass weiß ich sicher. Egal wer, was, warum, wieso – wir dienen der Gerechtigkeit, den Toten, sind es ihnen schuldig, selbst wenn sie inhaftiert waren, ihre Mörder zu finden. Es sollte in einer Demokratie, einem Rechtsstaat kein Straftäter, Mörder ungeschoren davonkommen. Das sind wir dem Opfer, den Angehörigen, sogar dem Volk schuldig. Ich lasse dir den Bericht raussuchen.“

„Gracias! Das ist kein Misstrauen, nur eben nicht mit einem Staatsanwalt abgesprochen, daher illegal. José war über viele Jahre mein Kollege. Wir waren befreundet, trafen uns privat. Egal, was war, ich glaubte nie an Herzversagen, da er kerngesund war. Er ließ sich alle paar Jahre gründlich in der Clínica untersuchen und da war nie etwas.“

„Ich frage Pedro, sage dir dann Bescheid.“

Er verabschiedete sich, trug mit einem Mitarbeiter die vier Einkaufskörbe zu seinem Wagen und fuhr ins Büro.

Er zog eine Cola, begann zu lesen, als Donna störte, ihn fragte, wann sie die Unterschriften bekäme.

„Leg die Mappe hin, das erledige ich morgens als Erstes, da ich das eher schnell hinter mich bringen möchte. Wichtige Schreiben eben zwischendurch, aber das bleibt Ausnahme, por favor.“

Er wollte gerade beginnen, als Nevio und Raoul hereinkamen. Sie hatten sichtlich schlechte Laune.

„Das hätten wir uns auch sparen können, da vergeudete Zeit. Der Müller hält uns für blöd oder sich für einen guten Schauspieler. Ach, er war immer so lieb zu allen. Er war stets nett zu den Frauen, wollte nie etwas Böses. Alles nur wegen Sofia Querá, weil die abartig veranlagt ist. Er dachte wirklich, alle wollten freiwillig Sex mit ihm. Sex überträgt auch Meditationsmerkmale, erklärte er uns langatmig, bis ich ihn unterbrach. Ich habe ihn gefragt, ob er meine Meditationsmerkmale hören will. Er meine no und wir gingen, sagten seinem Anwalt, noch einmal so eine Scharade und es gibt Ärger.“

„Lasst das Band schreiben und reicht es an Staatsanwalt Doctor Verva weiter. Schließt es ab.“

Er legte die Akte in den Korb zurück, steckte die Listen in eine Kladde, fuhr nun zum Gerichtsgebäude. Heute würde sein ehemaliger Vorgesetzter und Vorgänger vor Gericht stehen, da Diego Zimbado und Alberto Hernandez, zwei weitere ehemalige Kollegen, wegen seiner falschen Aussagen und Verleumdungen entlassen wurden. Die Staatsanwaltschaft nahm sich das vor. Es folgte Anklage und beide Ex-Kollegen fungierten heute als Nebenkläger.

Er begrüßte den Oberstaatsanwalt, die Staatsanwältin, überreichte ihnen die überarbeiteten Listen. Sie gab ihm rasch einen Kuss, als ihr Chef sich wegdrehte, dann betrat er den Saal, setzte sich in die letzte Reihe. Kurz darauf begann die Verhandlung. Auch heute sah man, dass doch noch keine komplette Normalität eingetreten war, da zwischen den einzelnen Personen immer zwei Sitze nicht besetzt werden durften. Richter, Anwälte, der Angeklagte, die Nebenkläger und die Staatsanwälte waren alle durch Plexiglasscheiben getrennt.

Der Richter belehrte Álvaro del Cervé. Sein Anwalt sagte, sein Mandant werde sich nicht dazu äußern.

Staatsanwältin Felicia Ruiz verlas die Anklagepunkte.

Man rief als ersten Zeugen den Oberstaatsanwalt auf.

„Doctor Doctor Leandro Najaró, 51 Jahre alt, seit zwei Jahren Oberstaatsanwalt. Die übrigen Angaben liegen dem Gericht vor.“

„Si! Ein Doctor reicht, euer Ehren!“

Nun belehrte der Richter ihn.

„Gracias! Doctor Najaró, Sie werden heute von Ihrer Kollegin, Staatsanwältin Doctor Ruiz vertreten, obwohl das eigentlich Ihr Komplex ist. Den Grund dafür werden wir gleich hören. Eins vorweg: Diese ganzen Vorkommnisse hängen alle mit der Ermordung von Staatsanwalt Doctor Carcían, dessen Ehefrau Paola und Señora Milevoj zusammen, beziehungsweise traten im Laufe der jahrelangen vorangegangenen Ermittlungen ans Tageslicht.“

„Si! Ich fasse es kurz zusammen. Diverse Staatsanwälte ermittelten seit Längerem gegen zwei Clans. Darunter in Barcelona Señora Doctor Ruiz, in Madrid Doctor Masita und zuweilen Doctor Anoldo; auf Mallorca Doctor Carcían und ich. Die Adressen sind dem Gericht bekannt. Dabei stießen wir im Laufe von Überprüfungen, an denen unter anderem diverse Ermittler in den zwei Städten und auf der Insel beteiligt waren, Namen liegen dem Gericht vor, auf Isabel del Cervé, die Ehefrau des heute Beschuldigten. Sie ging inoffiziell seit mehreren Jahren der Prostitution nach, war unter anderem mit Männern von beiden Clans sexuell zusammen, neben ihrem permanenten Geliebten Piotr Sejdu. Sie bezog von den Hunderten Männer regelmäßig Einkommen, auch wenn sie nur zu der billigen Kategorie zählte. Da machte es die Masse. Verständlich, da nicht gerade mit einer Traumfigur gesegnet, zudem sehr stark gerade in den letzten Jahren gealtert. Bei weiteren Personen stießen Ermittler auf Erpressungen und Diebstähle ihrerseits, da sie dadurch das Haushaltsgeld begleichen konnte. Das Geld wurde allmählich knapp im Haus del Cervé; die Ansprüche eher riesig. Wie bereits José Torres seinerzeit aussagte, ging der heutige Angeklagte massiv gegen Personen, sprich Kollegen vor, die von den Tätigkeiten seiner Ehefrau wussten. Er bestahl aus diesem Grund den ermordeten Staatsanwalt, einen angeblichen Freund, bei einem sogenannten Überraschungsbesuch, wie man auf Aufnahmen aus dessen häuslichen Arbeitszimmer sieht. Das wurde seinerzeit nicht publik gemacht, da man den Angeklagten und seine Ehefrau in Sicherheit wiegen wollte, auch um zu erfahren, wie tief sie in den Clans involviert waren, welche Gelder da flossen. Es sollten ferner, alle Personen geschützt werden, die gegen del Cervé ermittelten. Heute jedoch irrelevant. Niemand ahnte nur annähernd, dass diese zwei Menschen hingehen, einen Staatsanwalt, seine Frau plus weitere Personen ermorden. Leider! Alle Beteiligten rechneten nur mit weiteren Verleumdungen, Anfeindungen, Lügen oder auch weiteren Erpressungen. Es sind gefühlskalte Egoisten, die nicht nachvollziehen können, was nicht nur deren Kinder erleiden, auch viele Freunde, die um sie trauern, denen sie fehlen.“

Philipe sah, wie Álvaro etwas seinem Anwalt zuflüsterte, dabei ständig wütend zu Leandro Najaró blickte.

„… hinterließen zwei Kinder, die ein ehemaliger reicher del Cervé bestehlen wollte. Der heutige Beklagte hat viele Jahre gut von dem Geld genau dieses Studenten, Juan Carcían, gelebt, ihn da als meinen besten Freund bezeichnet, wie er auch danach ständig tönte. Er verdrehte Fakten, fälschte Belege und beschuldigte einige Personen fälschlich, alles um seine Ehefrau, teilweise sich selbst zu schützen. Ich beorderte seine Mitarbeiter seinerzeit zusammen mit Capitán Puello in mein Büro, damit in der Abteilung überhaupt noch gearbeitet wurde. Alle Mitarbeiter, bis auf einen, hatten bereits Versetzungsgesuche gestellt. Kein Kollege des Beklagten hatte mehr Lust, war motiviert, da sogar Nachweise von Vernehmungen verschwanden, alles zweimal aus dem Grund ermittelt werden musste, da er log, habt ihr nie getan. Infam, boshaft, da er selbst diese Unterlagen vernichtete, Bänder mitnahm. Beweisbar!“

„Ein Serienmörder konnte deswegen leider sein Unwesen treiben?“

„Si, euer Ehren! Es war schlimm, zumal wir erst alle zu spät davon erfuhren, da er unter anderem die heutigen Nebenkläger extrem moppte, schikanierte, verleumdete, beleidigte. Sie sagten endlich aus, da sie gesundheitliche Probleme neben den finanziellen bekamen, legten Beweismaterial dazu vor.“

„Gracias, Oberstaatsanwalt Doctor Najaró.“

Álvaros Anwalt kam nun zu Wort. Er meckerte, dass das so nicht der Wahrheit entspreche. Sein Mandant hatte nichts mit dem Mord, an seinem besten Freund zu tun, wollte nie Gelder stehlen. Er behalte sich vor, ihn wegen Rufschädigung zu verklagen. „Der Oberstaatsanwalt ist doch derjenige, der von dem Tod profitierte.“

„Inwiefern?“

„Er wurde Oberstaatsanwalt, riss gleich dessen Kinder an sich und damit auch deren Geld.“

„Beides inkorrekt. Doctor Carcían war es, der seinen besten Freund, was er wirklich war, Doctor Doctor Leandro Najaró bereits vor über zwei Jahren vorschlug, da er für einige Jahre die Insel verlassen wollte, um anderweitig neue Erfahrungen zu sammeln. Doctor Doctor Najaró war zur Zeit der Ermordung von Doctor Carcían bereits seit einem Jahr Oberstaatsanwalt.

Zu der nächsten Lüge von dem Angeklagten. In einem Testament, welches das Ehepaar Carcían bereits Monate vor ihren Tod, trotz Scheidung, gemeinsam aufsetzten, wurde unter anderem dem gemeinsamen guten Freund, Vertrauten, Kollegen entsprechendes für die zwei Kinder bestimmt. Nie erhielt der Oberstaatsanwalt einen Cent, noch erhält er jemals etwas. Eine erneute Bosheit von dem Angeklagten. Wird später berücksichtigt werden. Übrigens der Sohn wusste das, verstand es und fand das in Ordnung. Damals ahnte niemand, dass ausgerechnet vonseiten seiner sogenannten Freunde, sein Mord geplant war. Das ist beweisbar, nicht nur, wie es Ihr Mandant macht, Verbreitung von Unwahrheiten. Das jedoch werden wir im Strafprozess gegen Ihren Mandanten erläutern. Diese erneuten infamen, boshaften Äußerungen von heute werden auch da zu hören sein. Freund - der stiehlt, betrügt? Das ist beweisbar. Hören wir etwas, das zeigt, wie der Angeklagte agierte. Das wird jedoch in seinem Verfahren verhandelt.“

„Leandro, spiel dich doch nicht auf. Du schusterst mir die Arbeit zu, hängst den ganzen Tag faul herum, machst nichts. Hast du mit einer der Weiber des Calbertos was gehabt? Hängst du da drinnen?“

„Das zeigt, wie perfide, verlogen der Angeklagte agierte. Er will Menschen Morde unterschieben, weil er nie arbeiten wollte. In einem Jahr sammelte er als einziger Angestellter der Justiz. Sage und schreibe 1.023 Fehlstunden.“ Nun belehrte er die beiden Nebenkläger, Diego Zimbado und Alberto Hernandez.

„Capitán Castillo, por favor“, rief der Richter im Anschluss den nächsten Zeugen auf.

Er wurde belehrt und sollte sich setzen, da man ihn nach einigen Aufnahmen befragen wollte.

Álvaro del Cervé: „Das ist der erste Schritt, falls ihr euch nicht ganz rasch ändert. Die Fehlstunden werden euch allen abgezogen, daneben ermittelt nun auch, Capitán Puello gegen Alberto und Diego, da im Haus bekannt ist, wie wenig ihr arbeitet. Das war das eine. Bekannt ist außerdem, dass ihr Claudio rausgemoppt, gegen meine Anweisungen verstoßen habt. Euren bösen Blick könnt ihr euch sparen, da es an mir abprallt.“

Philipe Jorges: „Nur schnellstens hier weg. Hoffentlich ich auch. Mich schüchterst du nicht ein.“

Álvaro lachend: „Wer soll dich denn nehmen, Philipe? Bei dir reicht es nicht mal zum Streifenpolizisten, auch wenn du angeblich Jura studiertest, Aufschneider. Du kannst gerade mal lesen und schreiben. Hört genau zu. Wir müssen diese Morde stoppen. Schnellstens! Also ihr forstet bei jedem Opfer alles durch: Friseur, Nagelstudio, Klamotten, Ärzte, auch Zahnärzte, Clínica, Schulen, Discos, Bars, Nachtclubs, Schnellimbiss und so weiter. Fragt auch bei den Jugendämtern nach, da einige dort gelistet waren, da sie, bereits als Jugendliche, straffällig wurden. Es muss eine Gemeinsamkeit geben. Denkt an Büchereien, Sportvereine, Datingagenturen, soziale Netzwerke, et cetera. Jeder nimmt sich eine Person vor, trägt alles zusammen und dann wird es verglichen. Alles Sachen, welche bisher nur unzureichend aus reiner Faulheit vernachlässigt wurden. Es ist kein Claudio mehr da, der für einige faule Kollegen denkt, die Arbeiten übernimmt. Stellt sich im Nachhinein heraus, dass durch die Schlampigkeit, Faulheit, Lügen von wenigen Kollegen der Putzteufel nicht früher gefasst wurde, gibt es erhebliche disziplinarische Maßnahmen, das verspreche ich euch. Ihr seid dann an den weiteren Morden indirekt beteiligt gewesen. Gracias!“

Diego Zimbado: „Álvaro, die Schulen kannst du streichen, da alle in unterschiedlichen Orten wohnten, eine der Opfer sogar als Kind auf dem Festland.“

Álvaro: „Es wird trotzdem überprüft, Diego. Comprende?“

Alberto Hernandez: „Ärzte, Institutionen wurden von Diego und mir bereits alles überprüft. Da ist nichts.“

Álvaro brüllend: „Es reicht! Ich sagte, alle werden überprüft. Rede ich chinesisch?“

Diego: „Was Philipe sagte, endlich kommen wir weg von diesem aufgeblasenen Angeber, der eine 30 Stunde Woche hat, in der Zeit noch von der faulen Tippse beglückt wird.“

Álvaro: „Raoul und Philipe ihr helft, aber überprüft sorgfältig. Ich will keine Pannen mehr, sonst gibt es erneut Ärger. Morgen erscheint in allen Medien ein Aufruf, der uns vielleicht auf die Spur des Serientäters bringt. Das heißt im Klartext, Philipe und Raoul am Telefon haben morgen ab 5.00 Uhr bis abends 24.00 Uhr Dienst. Philipe du hast am Wochenende Telefondienst, rufst Ricardo an, wenn es etwas zu erkunden gibt. Passiert die kleinste Panne, weil ihr zu faul seid, werfe ich euch noch am gleichen Tag raus und ich sorge dafür, dass ihr arbeitslos seid. Keine leere Drohung. Julio, benötigst du Hilfe?“

Julio Martinez: „No, ich denke, bis Montag ist das erledigt, da es nur einen Tatverdächtigen gibt. Ich muss noch mehr in der Hand haben, sonst bleibt er auf freiem Fuß, da er kaum zugeben wird, ich war es. Er ist frech, dreist, aber nicht dumm.“

Philipe Jorges: „Wann machst du eigentlich mal wieder Wochenend- und Nachtdienst? Alles wird auf uns geschoben, neben mindestens 16 Stunden Arbeitszeit - täglich. Du arbeitest nicht einmal die Hälfte. Was soll der Mist? Maldito!“

Álvaro: „Geht endlich arbeiten und schwingt keine Reden. Euren Mist, die Lügen will niemand hören.“

„Ein weiterer Ausschnitt.“

Álvaro del Cervé: „Alberto, ich gab Order, dass du den Bruder von Ines Salerno befragen solltest, ob etwas in der Vergangenheit vorgefallen ist. Nichts! Aus Faulheit, weil du früh in die Taberna wolltest, wurde das nicht erledigt. Dass du mich belogen hast, er wüsste nichts – infam. Du hast damit verhindert, dass wir den Täter nach den zwei Morden festnehmen konnten, die übrigen Señoras warnten.“

Alberto Hernandez: „Álvaro, lass es! Deine Lügen glauben dir nur noch ein paar Dumme.“

Álvaro: „Sag nicht, du hattest Stress bei sechs Stunden Arbeitszeit an fünf Tagen in der Woche? No, das geht auch auf deine Kappe. Es könnten noch sechs junge Menschen leben. Du hast deine Kollegen dazu verleitet, wenig zu arbeiten, neben einen sehr guten Kollegen zu moppen, mich zu hintergehen, zu betrügen und zu belügen. Du hast mich belogen, deine Ehefrau hätte Geburtstag, dabei hat sie den im Februar. Betrug und Lug und das bei einem Kommissar. Du hast zweimal versucht, in meinen Computer zu gelangen. Fingerabdrücke und DNA vorhanden. Es wurde nun deine Festnahme angeordnet, da du an fünf Morden indirekt beteiligt warst. In dir sah ich jahrelang einen sehr guten Denker, Kommissar, fast einen Freund. Schade! Gib mir deine Waffe, das Magazin und den Ausweis. Dich lässt Capitán Puello gleich abholen.“

„Zunächst an den Angeklagten ein Hinweis, der Capitán hat wirklich studiert, sein Studium mit Auszeichnung bestanden, im Gegensatz zu Ihnen. Ihre Bosheit, der Neid, die Missgunst hört wirklich jeder heraus. Was sind Sie nur für ein unangenehmer, verlogener Patron? Señor Zimbado, Sie behaupten, diese Aussagen von Ihrem damaligen Vorgesetzten wären alle gelogen. Señor Hernandez, bei Ihnen gleiches.“

„Si! Del Cervé log nur. Es gab nie Fehlstunden, außer bei ihm. Teilweise arbeiteten wir bis zu 18 Stunden täglich, an sieben Tage in der Woche und wurden immer noch von ihm als faul betitelt. Beweisbar! Er warf nämlich gern Bänder und Aussagen weg, nur um toben zu können. Beweisbar, da wir alles vorsorglich gleich zur Staatsanwaltschaft schickten. Dadurch sind alle von uns gesammelten Aussagen mit Daten und Uhrzeiten beweisbar. Da wir generell alles allein schreiben mussten, weil die Bürokraft nur für ihn zuständig war, kostete das noch zusätzliche Zeit. Unsere Computer kontrollierte er regelmäßig, löschte alles, was er wollte, selbst Protokolle von Befragungen, Fotos von Tatorten. Dass er nicht weiß, wann wer Geburtstag hat, verständlich, da einen del Cervé nichts anderes interessierte, als seine ach so schöne, wichtige, berühmte Architektin, seine ständig neuen, teuren Autos und seine Angabe, wie reich er ist, neben seiner eigenen Person, selbstverständlich. Wir machten den Fehler, diesen Kriminellen und seine Ehefrau nicht gleich zu melden. Nur wir kannten es noch so, man schwärzt keine Kollegen an, versuchten es, anderweitig zu klären.“

„Fragen wir Capitán Castillo. Sie gaben das seinerzeit so weiter, beschwerten sich bei Señor del Cervé über die Faulheit von vier Kollegen, da Sie immer deren Arbeiten erledigen mussten.“

„Si, da ich deren Aufgaben erledigte. Sie gingen mittags weg, kamen erst Stunden später zurück, redeten von tollem Essen. Morgens kamen sie regelmäßig zu spät und Capitán del Cervé tobte. Nachmittags gingen sie plaudernd früh aus dem Büro, falls sie überhaupt ins Büro kamen. Sie redeten oft über irgendwelche Besuche, während sie etwas tippten, quatschten über Freunde, Partys und so. Dass ich irrte, erfuhr ich erst viel später.“

„Korrekterweise sollten Sie sagen, als Sie von dem Interims-Oberstaatsanwalt Masita dazu befragt wurden, da ein Disziplinarverfahren anstand, lenkten Sie urplötzlich rasch um. Sie wurden entsprechend verwarnt und bestraft.“

„Si, ich musste zu ihm kommen, weil es da Ungereimtheiten gab.“

„Nett ausgedrückt. Sie verbreiteten hasserfüllte, boshafte, gemeine Unwahrheiten über einige Kollegen. Beamte kommen am Nachmittag ins Büro, haben Hunger, sprechen über etwas Essbares und Sie formen daraus, ach die waren wieder stundenlang Essen. Morgens fahren Kollegen sehr früh zu Zeugenbefragungen, da die meisten Menschen tagsüber arbeiten müssen. Für Sie anscheinend ein Fremdwort, da Sie sofort unterstellten, wieder zu spät. Infam und gemein Kollegen gegenüber, mit denen Sie teilweise seit elf Jahren zusammen arbeiteten. Dieses führte bei vier Kollegen zu erheblichen Gehaltsverlusten, bei zwei Kollegen zusätzlich zu gesundheitlichen Schäden, anschließend zu deren Suspendierung. War Ihnen alles egal. Nie sagten Sie, ich habe mich geirrt. Sie führen inzwischen eine eigene Abteilung, profitierten reichlich von Ihren infamen, bösartigen, gehässigen Verleumdungen. Dadurch bedingt erreichten Sie schnell die obere Stufe der Karriereleiter. Schäbig! Wenigstens wurde es bei den vier Kollegen inzwischen alles korrigiert, da Ihr Lügengebilde aufflog. Sie reimten etwas zusammen, tratschten es überall im Haus, den anderen Abteilungen herum, informierten Ihren damaligen Vorgesetzten über diese angeblichen Tatsachen, die nur Sie kannten. Mit den Kollegen sprechen, nachfragen, taten Sie nie, weil generell niemand die Wahrheit sagte, nur Sie.“

„Si, da ich da etwas falsch verstand und in die Äußerungen hineininterpretierte. Nur Capitán del Cervé wusste bereits davon, wie er mir sagte. Man hörte eben, dass er sie dito als faul betitelte. Er hat meine falschen Annahmen immer bestätigt, da er die beiden Kollegen loswerden wollte.“

„Warum wollte er das?“

„Wegen seiner Frau. Sie wollte Diego ins Bett ziehen, nur er mag keine alten Señoras und keine dicklichen. Sagte er ihr auf dem Hof. Einige Carabinero hörten es, lachten. Einer der Männer erkannte Isabel del Cervé und nun machte das die Runde. Erst José Torres nun sollte Diego sein Nachfolger werden. Es war aber auch, dass ich schnell aus dieser Abteilung wegwollte. Diego und Alberto benutzten mich als Hilfskraft, da sie viel unterwegs waren. Álvaro unterstützte sie am Anfang noch dabei, meckerte mit mir, ich solle schneller arbeiten, nicht um 22.00 Uhr Feierabend machen, endlich mal arbeiten und so weiter. Seit José Torres inhaftiert war, herrschte im Büro eine miese Stimmung.“

„Sicher, nun ist Señor Torres schuld. Sie müssen noch feststellen, hätte sich Señor Zimbado befriedigen lassen, wäre das nie passiert. Sie vergaßen zu erzählen, dass auch Sie eine Affäre, wie so viele aus dem Präsidium mit Señora del Cervé hatten, sich sogar während der Arbeitszeit befriedigen ließen, mit ihr Essen gingen. Das ging über drei Monate. Gracias! Señor Salerno, por favor.“

Er sagte aus, dass Señor Hernandez und Señor Zimbado ihn abends zu dem Tod seiner Schwester befragten. Er fand das sehr höflich, nett, dass die zwei Beamten, abends so lange arbeiteten, Rücksicht auf einen Arbeitnehmer nahmen. Anders sei es mit dem heutigen Angeklagten gewesen. Da musste er jedes Mal freinehmen, weil er starre Bürozeiten hatte. Er kam, stellte nur Fragen, die er den beiden Señores schon Wochen vorher beantwortete. Anscheinend haperte es dort mit der Kommunikation.

„Sagten Sie ihm das, Señor Salerno?“

„Si! Interessierte ihn nicht, da er weiter fragte. Dann wusste er plötzlich, die Bänder hätten die Kollegen verschlampt, nannte er so, deswegen die erneute Befragung. Er müsste eben alles allein machen.“

„Gracias, Señor Salerno. Sie können gehen, werden nun nicht weiter von der Justiz belästigt.“

Der Richter wartete kurz, bis die Tür von außen geschlossen war.

„Señor del Cervé, Sie behaupteten, Señor Hernandez habe widerrechtlich einen Laptop auf dem Schreibtisch benutzt, welcher Ihnen seinerzeit von der Justiz zugeteilt worden war. Was nicht strafbar ist, da das Gerät der Justiz gehört und nicht Ihnen. Sie kontrollierten permanent alle Computer in den Büros, löschten widerrechtlich, in betrügerischer Absicht, Fotos, Protokolle und sonstiges Beweismaterial. Beweisbar! Sie nahmen Fingerabdrücke, schickten diese mit einem Blatt Papier in die Policía Científica. Woher wussten Sie vorher, von welchem Kollegen die Fingerabdrücke auf dem Gerät sind?“

Philipe hörte zwar zu, tippte allerdings eine Nachricht in sein Handy. Sekunden darauf sah er, wie die Staatsanwältin fast unmerklich nickte, sie es Leandro Najaró zuschob.

„Geahnt!“

„Lügen Sie nicht vor Gericht!“, wurde er sofort scharf zurechtgewiesen. „Es war nie jemand an dem Laptop. Alles nur eine Inszenierung von Ihnen, um einen Kollegen anzuschwärzen.“

„No, der stand anders und deswegen wurde ich stutzig.“

„Deswegen beschuldigten Sie den Kollegen Hernandez, er wäre es gewesen? Logik! Sie wollen es nicht anders. Schauen wir uns etwas an.“

Man sah Álvaro ins Büro kommen, die Tür wurde geschlossen. Er kochte Kaffee, zog seine Jacke aus, trank. Danach ging er zu seinem Schreibtisch, zog Handschuhe an und nahm ein Blatt Papier aus einem Hefter, der auf seinem Schreibtisch lag. Man konnte dabei sehen, wie er grinste. Nun scannte er die Fingerabdrücke von dem Papier ein, dann zog er die Handschuhe aus, nahm ein andres Papier, steckte es in eine Hülle. Er telefonierte. Minuten später gab er alles einem Beamten und schloss die Tür. Nun erneut Kaffee brühen, als eine Señora hereinkam. Er sagte etwas und sie schloss die Tür, legte den Hefter auf seinem Schreibtisch. Es gab schnellen Oralsex und sie bekam danach einen Hunderter.

„So also fälschten Sie bewusst, böswillig sogenanntes Beweismaterial. Solche fiesen, gräulichen, hinterhältigen Aktionen scheinen Sie wenigstens sexuell zu erregen. Bedauerlich! Warum sollte der langjährige Kollege Hernandez wirklich weg?“

„Weil er faul, unverschämt, dreist war, mich permanent belog, hinterging, völlig unfähig arbeitete.“

„Sicher! Er arbeitete im Gegensatz zu Ihnen, erzielte Erfolge, in denen Sie sich sonnten, mit denen Sie sich brüsteten. Nun ein weiterer Mitschnitt.“

Álvaro del Cervé: „Alberto, schließe die Tür. Ich habe illegale Arbeit, falls du si sagst. Du musst allerdings nicht.“

Alberto Hernandez: „Sage si, da es um einen sehr guten, äußerst sympathischen Staatsanwalt geht. Was soll ich erkunden?“

Álvaro berichtete ihm von den Spuren, seinen Schlussfolgerungen.

Alberto: „Ich soll also erkunden, wo Sejdu war?“

„Si, aber auch, wo Señora Carcían den Wodka und den Champagner kaufte.“

„Álvaro bist du sicher, er hatte die Sauferei nicht da?“

„Ganz sicher. Er trank keinen Wodka und auch niemand sonst. Genau das wundert mich, warum Wodka? Es fehlen die Flaschen. Es fehlen die benutzten Gläser. Es wurden keine Tabletten in der Finca gefunden, keine Drogen, nichts dergleichen. Woher hatte er das? Mein Verdacht, das hat sie alles von ihrem Lover bekommen, bei ihm gestohlen oder er sagte, bediene dich.“

„Bien, nehme ich Sejdu unter die Lupe. Etwas anderes, fanden sie denn keine Fingerabdrücke von ihm in der Finca?“

„Sie haben keine Vergleiche, da er nie straffällig wurde.“

Alberto: „Kann man ändern. Hast du eine Idee, warum AL den Staatsanwalt wollte – brauchte?“

Álvaro: „Ich vermute, AL wollte ihn nie, hat ihn nicht benutzt. Sejdu steckt dahinter und Paola. Er wollte die Scheidung und sie wäre leer ausgegangen, zumal er die Kinder behalten wollte. Sejdu wiederum wollte sich bei den Milevoj-Brüdern mit Juan einschleimen. Guckt mal, ich bringe euch einen Staatsanwalt, der alles macht, was ich sage. Ich habe den Mann in der Hand. Paola und ihr Lover fälschten Unterschriften, zahlten Gelder auf von ihr eröffnete Konten ein und was sonst noch war. Damit erpresste man ihn. Was man wollte? Ich weiß es nicht, vermute bei ihr – Geld, bei ihm – keine Ahnung.“