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Tarjei Vesaas (1897–1970) erreichte mit seinem Schreiben eine einzigartige Meisterschaft: klar komponierte Geschichten, eine verdichtete, geradezu glühende Sprache, eigenwillige Figuren voller Spannungen, die ihrer inneren Stimme folgen. In .Frühlingsnacht. steht der 14-jährige Hallstein im Mittelpunkt, gerade an der Schwelle zwischen Kindlichkeit und Erwachsenensein, der mit seiner älteren Schwester Sissel über Nacht allein zu Hause bleibt, als die Eltern zu einer Beerdigung in die nahe Ortschaft fahren. Hitze und Feuchtigkeit liegen drückend auf dem Tag, und als die Geschwister sich zum Abendessen setzen, klopft es an der Tür. Eine fremde Familie benötigt nach einer Autopanne Unterkunft, zumal eine junge Frau kurz vor der Entbindung steht. Alle sind in Aufruhr, die Besucher bringen dramatische Konflikte mit, und die Frühlingsnacht wird zu einem Abenteuer, das Ungeklärtes zutage befördert und jeden verändert zurücklässt. Tarjei Vesaas schafft mit wenigen Strichen eine verzauberte Atmosphäre. Die norwegische Natur um das Haus blüht und wächst, Bäume schlagen aus, Knospen springen auf, und der unaufhaltsame Lebenstrieb sprießt auch in Hallstein und Sissel. Durch Hallsteins Augen nehmen wir das Geschehen wahr, und ohne dass es Erklärungen gäbe, verstehen wir nach der Lektüre mehr von dem, was in und um uns wirkt. Hinrich Schmidt-Henkels Übersetzung gelingt das Wunder, das auch Vesaas' Prosa so magisch macht: Vieles bleibt unausgesprochen, verharrt in Andeutungen, und doch entsteht zwischen den Zeilen ein poetischer Raum, eine eigene Welt, die Trost bietet und die man nicht mehr verlassen möchte.
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Seitenzahl: 247
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Tarjei Vesaas
Tarjei Vesaas
Aus dem Norwegischen von
Hinrich Schmidt-Henkel
Mit einem Nachwort von
Hanne Ørstavik
Das ganze Haus fühlte sich anders an, weil dies eine Mal beide, Vater und Mutter, weggefahren waren. Sie waren früh heute weggefahren, und sie hatten ihr eigenes Gewicht mitgenommen. Es war gut mit ihnen auszukommen, aber doch: Jetzt atmete man erleichtert auf und war allein. So dachte der vierzehnjährige Hallstein, als er hineinging. Er dachte »allein«, denn seine Schwester Sissel, die gerade in der Stube saß, bedeutete für ihn nicht irgendeinen Druck, im Gegenteil.
Und jetzt konnte er tun, was er wollte.
Lasst mich machen.
Er baute sich im Hausflur auf, wollte laut ausrufen, dass das alte gelbe Haus erbeben würde:
Nein, was man alles nicht weiß!
Und gleich danach:
Dabei weiß ich mehr, als ihr ahnt!
So was konnte man rufen, wenn man tat, was man wollte. Aber es war nicht zu hören, er bekam es nicht heraus. Dabei hatte er alle Freiheit, ungehindert zu singen, wenn Sissel mithörte. Eine Weile ließ er diesen stummen Ruf auf sich selbst und die ganze Luft wirken. Worte, die irgendwie im Rückgrat kribbelten.
Draußen war es beinahe heiß. Seit vier Tagen herrschte eine Hitzewelle. An sich war noch Frühling, aber Spätfrühling, an der Schwelle zum Sommer – es war schon fast die ganze Nacht hell. Gerade jetzt kam der Abend, nach einem backofenwarmen Tag. Hallstein trug nichts als verwaschene kurze Hosen am Leib, dazu abgetretene Leinenschuhe. Seine Schritte im Flur waren nicht zu hören. Er wollte zu Sissel rein, die das Wunschkonzert im Radio hörte – durch die angelehnte Tür hörte er den leiernden Apparat.
Hallstein stand dort draußen. Sissel war nicht allein, anders, als er gedachte hatte: Sie hatte Besuch von Tore. Tore wohnte nicht weit, und er umwarb Sissel, das war nicht neu. Jetzt war er wieder hier, beide saßen sie vor dem Radioapparat, den Rücken zur Tür, und sahen Hallstein nicht. Tore war hoch aufgeschossen und hatte ein etwas schmales Lesegesicht. Er hatte Ferien, war gerade heimgekommen, achtzehn Jahre alt. Sissel war auch achtzehn, sie trug kurze Hosen wie ihr Bruder und streckte zwei braune Beine über den Boden. Sie lümmelte sich auf dem Stuhl, als wäre damit gesagt: So ist Sissel.
Hallstein sah es wohl.
Wohin war Sissel gewandt? Nicht zu Tore. Der durfte nur hier sein. Sie saß da, als wäre sie einfach nur faul, aber sie lauschte wohl nach Schritten. Hallstein war sicher, dass sie immer nach Schritten lauschte. Kommt, kommt, Schritte im Flur! – sagte sie.
Er achtete darauf, dass seine Schritte lautlos blieben. Blieb wieder stehen. Wenn er reinginge, wäre Tore verlegen und ärgerlich – aber er mochte sowieso nicht reingehen, solange Tore da war. Sissel würde vielleicht auch ärgerlich sein? Man wurde nie klug aus ihr. Ich geh einfach weg, dachte er, aber er ging nicht.
Ein grünes Auge am Radio blinzelte ihm kalt und langsam zu. Wie ein Nordlicht. Zauberisch, dabei war es eigentlich nur ein harmloser Apparat. Aus dem Lautsprecher waren verschiedene Stücke zu hören, die sich die Leute gewünscht hatten.
Ansonsten herrschte Stille, Sissel und Tore redeten nicht. Von draußen war auch kein Wind oder sonst etwas zu hören. Das Haus hatte nur ein eigenes heimliches Rauschen an sich, da jetzt keine lästigen Erwachsenen hier waren.
Jetzt rufe ich es ihnen zu: Ich weiß viel mehr, als irgendwer denkt! Da würden sie ganz schön erschrecken.
Er stand da.
Ich kann auch wieder rausgehen und was anderes machen. Zu meiner Wiese mit dem hohen Engelwurz. Oder ich gehe rüber zu Gudrun, klopfe an die Wand und rede mit ihr.
Er tat nichts davon. Stand nur im Flur, ans Treppengeländer gelehnt, wartete auf etwas Unbestimmtes und schaute zu den zweien am Radio hinein. Tore war wohl gerade erst angekommen, denn er fragte ohne großes Interesse:
»Viel Schönes im Wunschkonzert?«
»Na ja«, antwortete Sissel, ohne sich zu regen.
»Nein, die wünschen sich immer dasselbe.«
»Wahrscheinlich hat das darum so viele Zuhörer«, sagte Sissel.
Sie waren wohl mit den Gedanken woanders. Tore fragte, und sein Blick ruhte auf ihr:
»Bisschen kalt, so im Sitzen?«
»Findest du?«
»Ich finde nichts. Aber ich mag’s.«
»Sei mal still.« Sie wippte mit dem Fuß. »Du bist doch wegen dem Konzert gekommen?«
»Ja«, sagte Tore.
Jetzt wollte Hallstein schnell weg, dachte er. Er wollte sie nicht so belauern. Aber wenn er sich rührte, könnten sie es bemerken, und dann wüssten sie, dass er gelauscht hatte. Da bleib ich am besten stehen, beschloss er und wachte über sie, mit einem kleinen Stich, denn er hatte Sissel lieb.
Das Konzert ging knisternd weiter.
Sissel sagte wieder etwas:
»Rück deinen Stuhl näher, dann hörst du besser.«
»Das glauben doch nur Kinder«, sagte Tore, rückte den Stuhl aber dicht an Sissel heran. Es fiel Hallstein auf, wie schnell er das tat. Im Radio kam gerade der Wunsch eines Kindes. Sissel sagte nervös:
»Hör dir das an.«
»Was denn?«
»Das Kind. Seinen Wunsch. Jetzt kriecht das mit dem Kopf in den Lautsprecher.«
Sie saßen selbst wie Kinder davor. War auch gar nicht so lange her, dass sie selbst während der Kinderstunde so dicht vor dem Apparat gesessen hatten. Jetzt spielten sie das nach. Hallstein sah, wie viel Spaß ihnen das machte.
»So«, sagte eins von beiden.
»Ja, so«, antwortete das andere halblaut.
Dann begegneten sich leicht und verlegen ihre glatten, straffen Stirnen vor dem Radioapparat und direkt vor Hallsteins Augen. Hallstein sah das und wusste, das war besonders und schön. Diese glatten Stirnen, die aufeinander trafen und still wurden. Wundersam, allein es anzusehen. Wie ein inneres Murmeln:
Was wohl daraus wird?
Denn das war ein Anfang.
Diese glatte Stirnen …
Sein Puls ging etwas rascher. Die beiden da auf den Stühlen waren still, Stirn an Stirn. Aus dem Gerät strömte ein Kindeswunsch wie klare, einfache Glocken, und endete.
Da endete auch das andere.
»Sissel –?«
Tore fragte das.
Sie richtete sich auf. Hallstein stand sprungbereit da, aber sie bewegte sich nicht, und er beruhigte sich, gebannt durch dieses Spiel, das, so wusste er, bald auch sein Spiel sein würde.
Tore fragte leise:
»Was ist, Sissel?«
»Ich hab nichts gesagt«, sagte Sissel. Aber in einem anderen Tonfall als zuvor. Irgendetwas war ein bisschen kaputt gegangen. Was mochte das sein? Hallstein konnte sich nicht vorstellen, was. Er sah, wie Tore seine Hand auf Sissel legte. Auf glatte, heiße Haut. Er dachte, wenn ich das machen würde, dann so leicht, wie wenn ein Blatt herniederschwebt. So machte Tore das wohl nicht. Jedenfalls sagte Sissel:
»Lass das sein.«
Tore zog die Hand zurück, nicht so, als ob er sich verbrannt hätte, aber er zog sie zurück. Was war da jetzt passiert? Wegen nichts?
»Sissel?«
»Hör jetzt dem Konzert zu«, sagte sie.
»Ich bin aber nicht für das Konzert da gekommen!«
»Ach so, aber jetzt bist du hier, jetzt musst du zuhören«, sagte Sissel.
Da hatte offenbar Tore das Recht, ärgerlich zu sein, er sagte kurzangebunden:
»Warum hast du mir dann den Zettel geschickt? Hast du das dann nicht auch gewollt?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich will nicht dein Spielzeug sein«, sagte Tore wie eine Drohung, und jetzt wurde es Hallstein allmählich heiß unter den Füßen. Er drückte sich tiefer in die Ecke des Hausflurs.
»Dummkopf«, sagte Sissel nur.
»Aha.«
»Das hast du irgendwo gelesen, so was sagen sie in den Büchern.«
»Findest du. Pass auf, Sissel. Ich hab deinen Zettel in der Tasche«, sagte Tore auf ihren verlockenden Nacken hin.
»Ich passe auf, so gut ich kann«, sagte Sissel, und Tore zuckte etwas zusammen, Hallstein konnte es sehen. Tores Hand sank wieder hinab.
»Lass das sein, habe ich gesagt.«
»Warum denn?«, wollte Tores gepresste Stimme wissen.
»Warum, fragst du?«
»Gut, ich kann auch wieder gehen«, sagte Tore. »Darf ich dir vorher wenigstens mal ins Gesicht schauen?«
»Du willst aber nicht wirklich gehen?«
Das war die Gelegenheit für Tore, so wütend zu sein, wie er es brauchte. Jetzt durfte er sie bei den nackten Schultern packen und sie zu sich drehen:
»Jetzt stell dich nicht so an!«
»Stell dich selbst nicht so an!«
Hallstein sah, dass die beiden jetzt fast handgreiflich wurden. Aber sie sahen glücklich aus, wie sie sich mit den Händen griffen. Muskeln spannten und rundeten sich. Sanfte Wölbungen und Drehungen. Suche nacheinander. Verwundert und verzaubert schaute Hallstein zu. Wieder vergaß er, dass er hier nichts zu suchen hatte. Ihnen zusehen – das Radio sendete munter weiter und mischte sich mit einer schrillen Arie ein. Und dann begegneten sich ihre Münder, hastig.
»Sissel.«
»Ja?«
Tore stotterte:
»Nein, nichts. Ich hab dich lieb, Sissel.«
Sie zuckte zusammen. Hallstein ebenfalls in seinem Schatten drinnen.
»Nein!«, sagte sie, nicht zu Tore, einfach vor sich hin. »Nein!«, sagte sie noch mal. »Das darfst du nicht. Das sollst du nicht.«
»Was darf ich nicht!« Tore war aufgebracht.
»Ich kann es dir nicht erklären. Ich weiß nicht –«
»Soll mal einer aus den Mädchen klug werden«, sagte Tore verdrossen. Sissel antwortete rasch:
»Denkst du das wirklich?«
»Du hast mir jedenfalls geschrieben, ich soll kommen.«
»Hab ich nicht. Du hast nur gelesen, was du unbedingt hast lesen wollen«, sagte Sissel.
Hallstein sah Sissel von der Seite. Er sah, wie sie den Mund spöttisch verzog, als sie das sagte. Jetzt war Tore wütend, er sagte:
»Denkst du, ich kenne sonst keine?«
»Kennst wen?«
»Na, Mädchen.«
»Ach iwo!«, sagte Sissel, »das wäre mir nie eingefallen. Nein, du!«, sagte sie dann noch.
Tore sah erschrocken aus. Starrte auf ihre spöttisch gespitzten Lippen und fuhr auf:
»Was hast du bloß!«
Als er keine Antwort bekam, drehte er sich mit einem Ruck zur Tür. Hallstein sah es noch rechtzeitig und huschte auf lautlosen Sohlen hinaus. Hörte noch, wie Sissel drinnen rief:
»Mach die Tür gut zu, Tore!«
»Kannst du haben.«
Und die Tür krachte ins Schloss – Hallstein hatte sich hinter ein paar Büschen nahe dem Eingang verstecken können. Durch die Zweige verfolgte er, wie Tore rasch den Hang zur Straße hinunterging.
Sobald Tore verschwunden war, trat Hallstein auf den Hofplatz hinaus. Aber er ging nicht zu Sissel hinein. Er war aufgeregt, im Hals spürte er einen trockenen Schmerz. Jetzt ist Sissel sicher traurig. Er mochte nicht zu ihr reingehen.
Aus alter Gewohnheit blieb er neben der gelben Wand des Hauses stehen. Blickte am Haus hinauf – ob vielleicht seine Märchenfreundin Gudrun sich wieder zeigte.
Das Haus stand allein oberhalb der Straße. Hier wurde keine Landwirtschaft betrieben, es war nur einfach ein Haus mit Garten, auf einem niedrigen grasbewachsenen Hügel. Hinter dem Haus ging es dann ein wenig abwärts zum Wäldchen – das Haus stand schön auf der Kuppe. Rundum freundlicher Laubwald. Man blickte über ein kleines Tal und zu einem Gegenhang hinüber. Es war das letzte Haus, an dem vorbei die Straße verlief, bevor sie über eine weite unfruchtbare Hochebene führte – oder das erste Haus für alle, die von dort kamen. Zu den nächsten Nachbarn war es aber nicht weit: Gleich hinter dem Wäldchen kam ein großes Dorf.
Diese Wand war irgendwann mal gelb angestrichen worden, inzwischen war die Farbe an vielen Stellen abgeblättert, und da sie nicht erneuert wurde, hatte sich hier und da ein silberner Schimmer eingestellt. Hallstein ging darauf zu und klopfte mit dem Knöchel an die Wand.
Er wusste, die Sache mit dieser erfundenen Gudrun war lächerlich, und er würde das keinesfalls tun, wenn jemand zusähe – aber jetzt klopfte er sachte an die Wand und schaute zu dem kleinen, offen stehenden Dachbodenfenster hinauf, und innerlich sagte er:
Bist du da, Gudrun?
Es funktionierte, die Antwort kam von irgendwo dort oben, spielerisch und munter:
Na klar …
Dann schau raus, sonst weiß ich nicht, ob du dich verändert hast, Gudrun.
Da erschien der vertraute Haarschopf im Fensterchen. Die Augen blinzelten darunter hervor.
Kommst du hoch und sagst mir gute Nacht?
Das war gut und lieb von ihr, wie er es erwartete. Schade, dass man es nicht buchstäblich verstehen konnte. War nur etwas Gutes, das es in Gudruns Mund gab. Die ganze Zeit schauten ihr Schopf und ihre Stirn und ihre Augen über das Fensterbrett, und sie sah anders aus als jedes andere Mädchen, das er kannte. Und wie genau sie alles verfolgte, das ihn beschäftigte, ob es nun schöne oder ärgerliche Dinge waren. Jetzt genauso, er brauchte nur zu sagen:
Tore –
Ein kurzes, kaltes Lachen da oben, das war gut.
Findest du Tore gut?, fragte er, der Antwort gewiss.
Ach, Tore –!, sagte sie.
Findest du den auch überhaupt nicht gut? Er fühlte sich schon leichter, als er das fragte.
Was soll der schon sein, kam die Antwort von oben. Ein kleiner Wichtigtuer.
Hallstein wurde immer fröhlicher. Jetzt hatte er den Mut, sich noch gründlicher über Tore lustig zu machen:
Und weißt du, was er hat, Gudrun?
Nein?
Ein grünes Radioauge im Rücken! – aber sehen kann er damit nichts.
Gudrun lachte so sehr, sie konnte kaum aufhören, ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen – genau wie bei Sissel, wenn die lachte.
Dann zog sie sich zurück. Sie wurde für eine Weile nicht mehr gebraucht.
Hallstein wurde innerlich ruhig. Er schnupperte. Regen lag in der Luft. Noch war nichts davon zu sehen, aber früher am Tag hatte es schon ein paar warme Schauer gegeben und ein paar Donnerschläge – aufgefrischt hatte es aber nicht. Jetzt würde mehr Regen kommen, ganz deutlich. Alles war still, so heiß wie zuvor, die Wolken hingen tief. Man konnte immer noch ohne viel Stoff am Leib herumlaufen.
Genau der passende Abend, um zu der Engelwurzwiese zu gehen, zu schauen und zu riechen.
Seine Wiese.
Schon dorthin unterwegs. Wie so oft. Viele seiner besten Stunden hatte er auf dieser Wiese verlebt.
Unten auf der Landstraße begegnete er Tore. Der war wohl stehen geblieben. Wollte er schon wieder zu Sissel hoch?
Unwillig blieb Hallstein stehen, ein wenig verlegen, weil es so leicht und lustig gewesen war, schlecht über Tore zu reden und über dieses grüne Radioauge in seinem Rücken.
»Was machst du hier?«, fragte Tore, ohne zu bedenken, dass das vielleicht ein wenig seltsam klang.
»Ich wohne hier«, antwortete Hallstein, als spräche er mit einem Fremden. »Ist irgendwas mit Sissel?«, traute er sich, Tore ganz direkt zu fragen.
Tore schaute befangen und wütend.
»Sissel kommt schon zurecht«, antwortete er kurzangebunden. »Da brauchst du dich nicht einzumischen.«
»Warum gehst du dann nicht nach Hause?«, fragte Hallstein.
»Halt dich da raus, hab ich gesagt. Was läufst du rum und gehst den Leuten auf die Nerven?«
Hallstein spürte den Grund dafür sehr wohl, aber den konnte er Tore hier nicht ins Gesicht sagen.
»Komm doch mit zu der nassen Wiese«, sagte er unvermittelt.
»Was soll ich da?«
»Weiß nicht … Da ist immer viel zu sehen.«
»Für mich nicht, glaube ich«, sagte Tore.
Ein kleiner Wichtigtuer, hatte Gudrun gesagt. Und so recht gehabt!
»Wie du willst … Aber denk bloß nicht, dass Sissel dich lieb hat!«, rief Hallstein mit einem plötzlichen Mut, den er eigentlich gar nicht hatte. Aber er musste es Tore einfach entgegenschleudern.
Er bereute es auch gleich, denn Tore antwortete ernst und unerwartet:
»Hat sie wohl, Hallstein.«
»Als ob sie …«, setzte Hallstein an, verstummte aber. Er konnte ja nicht erzählen, dass er sie belauscht hatte. Er drehte sich um und ging. Wollte sich Tore hier vielleicht ins Gebüsch schlagen? Na, lass ihn.
Es wurde Abend, aber unmerklich und mit kaum wahrnehmbaren Veränderungen. Am Übergang zwischen Frühling und Sommer. Es würde eine warme Nacht ohne Dunkelheit werden.
Die nasse Wiese, so hieß sie, sie war recht steil.
Hallstein war mitten darauf stehen geblieben.
Über diesen Hang lief verborgenes Sickerwasser. Die Erde war kalt und schwarz, allerlei Gewächse sprossen durcheinander. Der Wildwuchs sorgte dafür, dass es hier anders roch als auf anderen Wiesen. Gras und Laubbäume, im Gras war alles voller Steinsplitter von verborgenen kleinen Lawinen. Ganz oben ein Überhang von verwittertem Fels. In den offenen Rinnen stand hochwüchsiger Engelwurz – und vor allem der hatte Hallstein all die Jahre so oft hierher gelockt. Er hätte gar nicht mal sagen können, warum er diese Wiese so liebte, er fand das einfach ganz herrliche Blumen, wie sie so fremd emporragten mit brausenden Blütenrädern.
Fließendes Wasser war nicht zu sehen, obwohl die Steine fast immer feucht waren. Die Flüssigkeit trat direkt aus dem Boden und dem Schatten hervor.
Außerdem gab es hier Schlangen.
Seit Jahren hatte er keine mehr gesehen. Aber irgendwann hatte er mal eine gesehen, und er hatte es überlebt.
Die Schlange war es, was ihn hier am meisten anzog und schreckte.
Hallstein hatte sie mit neuartigen Gedanken umschlichen, Jahr um Jahr, während er heranwuchs.
Die Schlange war immer in den Gedanken, wenn man hier war. Unter den übrigen Gedanken schimmerte etwas, dunkel und eiskalt. Die Steine hier waren so nass und schwarz, weil die Schlange an ihnen geleckt hatte – solche Gedanken konnten sich einstellen. Nachts kam sie und leckte daran.
Vielleicht würde sie nie wieder hervorkommen, sich in einem der vielen Verstecke halten, die es hier gab, und sich durch winzigkleine Löcher hindurch umschauen, die sie dafür hatte.
Wäre gut, nicht mehr an sie denken zu müssen.
Aber Hallstein dachte eben gerade:
Wenn die Schlange mich jetzt sieht –
Ja, was dann? Er tat nichts. Stand einfach da. Wenn er sich bewegte, dann mit leisen, wachsamen Schritten. Dann blieb er wieder stehen. Seine Knöchel und Beine waren nackt.
Wenn die Schlange mich sieht?
Die Schlange späht unentwegt.
Ein ganzer Wald von Engelwurz da abwärts. Der Hang war halbwegs sonnenabgewandt, aber dank später Abendsonne und fruchtbarem Boden gediehen die Gewächse gut. Schon jetzt, kurz vor dem Sommer, nahmen die Engelwurze stattliche Formen an, starr und anmutig in überschäumendem Leben. Sie alle gehörten Hallstein, er hatte selbst die Samen aus den Dolden geschüttelt und danach mit Tritten verteilt und fest getreten. Vor zwei Jahren. Die vom letzten Jahr bestanden erst aus ein paar starkstängeligen Blättern.
Die Schlange hat da gelegen und alles verfolgt, das wuchs, alles, das wieder verwelkte. Auch mich hat sie gesehen, unzählige Male inzwischen. Aber was weiß ich von ihr?
Trotzdem, was man alles weiß!, dachte er dennoch, und ließ das eine oder andere an sich vorüberziehen. Von einer anderen Seite her traf sein Herz ein Stich: Was man alles eben nicht wusste, nur die Wirkung spürte.
Und was war jetzt?
Nichts.
Er setzte sich auf einen Stein. Der feuchte Hang lag totenstill mit seinem staubigen Gras in dem bewölkten Abend. Die vielen Kräuter dufteten in der Abendluft, dufteten still atmend.
Weit unten auf der Straße fuhren ab und an Autos vorbei, aber die darin saßen, sahen Hallstein nicht. Er saß hoch oben zwischen Sträuchern und Bäumen, die Motorengeräusche verschwanden schnell in den Kurven. Die Autos fuhren durch einen See von Düften und bemerkten es vielleicht überhaupt nicht.
Ob die Schlange mich wohl sieht?, dachte er.
Es prickelte auf seiner Haut. Ich glaube, sie sieht mich aus einem winzigen Loch. Schaut nur einfach.
Kurz danach sagte er zu sich selbst:
Es muss einfach so sein, dass sie mich anschaut.
Kurz danach sagte er entschlossen:
Sie schaut mich an …
Wie schnell das ging. Zu Gewissheit heranwuchs. Die Schlange lauerte unter irgendeinem breiten Blatt. Kaum hatte sich dieses Bild geformt, da spürte er den Sog.
Ich will gehen!
Das meinte er eigentlich nicht im Ernst, er wollte nicht gehen, er wollte den Sog spüren, immer stärker wollte er den seltsamen Zauber spüren, den er an einer versteckten Stelle unter den Blättern vermutete.
Versuch mal aufzustehen und dich davon abzuwenden, sagte er sich, und ihm grauste.
Hatte er das selbst erfunden? Schon zweifelte er. Es bedeutete auch nichts – er war wie gefesselt, und es war keine böse Fessel. Außerdem begann hier jetzt ein Schwanken und Läuten. Ohne einen Laut. Trotzdem waren da Läuten und Schwanken und verzauberte Lieder. Auf seiner eigenen Wiese.
Und es wurde noch merkwürdiger. Er sah einzelne Engelwurze im Kreise schwirren, dass die Blütenschirme Funken sprühten – und mit einmal war er sicher, wo die Schlange lag. Dort oben. Genau dort. Er konnte den Blick nicht davon abwenden. Ein paar Grasbüschel. Da drinnen war die Schlange, und dort hinauf musste man gehen …
Er zitterte halb vor Freude, halb vor Angst. Gebannt.
Hinauf! Jetzt gilt es!
Ja …
Er stand steif von dem Stein auf. Kurze, unsichere Schritte. Du spielst!, wollte er sich sagen. Nein, nein, ich spiele nicht. Er starrte auf das Grasbüschel. Es war herrlich – und die Blütenschirme schwirrten wie Räder und wie Röcke im Tanz.
Er ging näher hin.
Jetzt fangen mir die Augen an zu brennen, sagte er sich.
Und schon brannten ihm die Augen. Taten weh. Jetzt war es also bald so weit. Immer schärfer und heißer fühlten sich seine Augen an – als könnten sie das, worauf sie sich richteten, ganz leicht zerstören und verzehren. Er war kurz oberhalb des Büschels und wollte sozusagen hineintreten – aber nein, da brach es zusammen und fiel auseinander.
Rührte sich was im Gras? Er wollte das so gern. Ein paar Halme schwankten hin und her und beruhigten sich dann wieder, meinte er. Alles war weg. Die Schirme schwirrten nicht mehr. Nichts sang oder wehte. Und nichts war mehr herrlich, er fühlte sich schlapp und leer. Er fasste sich an die Stirn, er schwitzte.
Er stampfte auf und schüttelte sich ein wenig. Niemand war Zeuge gewesen. Und über so was wie das hier war mit niemandem zu reden. Nicht mal mit Sissel.
Nein, alles, was ich …
Ob auch Sissel …, dachte er, er wollte seine Gedanken auf eine andere Spur führen.
Am Talgrund unterhalb der Wiese wuchs leuchtend grünes Gras. Eine schöne kleine Wiese, allerdings übersät von Birkenschösslingen und anderem Gesträuch. Da unten gab es heute Abend große schwarze Schnecken, denn es lag Regen in der Luft.
In der reglosen Stille der Luft braute sich ein Regen zusammen. Der Engelwurz ragte ringsum auf. Was da wohl alles in den Grasbüscheln und unter den Blättern war? So seltsam, inmitten all dessen zu sein.
Hallstein ließ los, was er zwischen den Fingern hatte, verschränkte die Hände in seinem Rücken und vollführte mit ihnen weiche geheime Zeichen in seiner Märchenwelt:
Für Engelwurz, Schnecken, Regen –, sagte er lautlos.
Jetzt musste er heim zu Sissel, die da saß und weinte.
Aber er war nicht weit gekommen, da stand er auf einmal wieder Gesicht zu Gesicht Tore gegenüber. Tore kam hinter einem Gebüsch hervor und fragte:
»Was machst du hier?«
Dieselbe dumme Frage wie vorhin. Hallstein fiel keine Antwort ein.
»Gehst du nach Hause zu Sissel?«, fragte Tore dann noch.
»Ja, klar. Warum?«
»Du kannst sie von mir grüßen.«
Das hatte Hallstein nicht unbedingt erwartet, also nickte er rasch, zur Bestätigung. Gleich tat ihm das leid.
»Bist du heute Abend wieder hier draußen?«, fragte er unfreundlich. Tore aber antwortete nur fröhlich:
»Ja, kann schon sein.«
»Denkst du, das gefällt Sissel!«, sagte Hallstein aufs Geratewohl.
»Ich bin da, wo es mir gefällt«, sagte Tore. »Und ich finde, das solltest du auch dürfen, Hallstein.«
»Wir wollen nicht, dass du dich hier rumtreibst!«, rief Hallstein.
»Sissel will das schon«, antwortete Tore und nickte auf eine überaus ärgerliche Weise. »Kannst ihr sagen, ich bin heute Abend nicht weit weg, wenn sie mich treffen will.«
Dann ging er träge wieder zwischen die Bäume.
Hallstein hätte ihm gern irgendwas hinterher gerufen, aber ihm fiel nichts ein. Er ging nach Hause.
In dem alten gelben Haus wohnten Mutter und Vater seit ihrer Heirat, also waren Sissel und Hallstein beide hier geboren. Alles um Hallstein herum war so vertraut, dass er meist kein Auge dafür übrig hatte – aber manchmal flackerte etwas auf wie ein Blitz und zeigte, wie vielfältig und wunderbar alles war.
Sein Vater war Mathematiklehrer an einer großen Schule, drüben in der menschenreichen Stadt, die von hier aus nicht zu sehen war. An derselben Schule, in die Sissel jetzt ging. Das gar nicht so kleine, aber schon alte und nicht mehr so ganz stabile Haus hatte der Vater geerbt und war hier eingezogen, so weit es auch zu seiner Arbeit an der Schule war. Hallstein hatte seine Eltern manches Mal darüber reden gehört, dass sie umziehen wollten, aber sie hatten nie ernst damit gemacht. Ebenso wenig hatten sie das Haus renoviert, wovon auch die Rede gewesen war.
Jetzt hatte er seit ein paar Tagen schulfrei, aber Mutter und Vater waren nicht etwa in Urlaub gefahren, sondern in den Nachbarort zur Beerdigung von Vaters Bruder, der unerwartet und allzu früh gestorben war, und sie würden schon am nächsten Vormittag zurückkommen. Trotzdem, einen ganzen Tag und sogar noch etwas länger ließ sich hier schalten und walten, wie man wollte. Im Hausflur herumrufen, im Wissen, dass keine älteren Augen nach einem sahen.
Drinnen bei Sissel herrschte tatsächlich keine fröhliche Stimmung. Als Hallstein auftauchte, kauerte sie auf dem guten Sessel beim Radio, das Gesicht zur Rückenlehne, die braun gebrannten Schenkel unter sich gezogen. Sie blickte auf, und es war so, wie er es sich gedacht hatte: Sie hatte geweint. Sie trug dieselbe leichte Kleidung wie vorhin.
Natürlich lag sie auf einem Sessel und weinte. Er vergaß Tore und all das, er fragte vorsichtig:
»Sissel?«
Sie fuhr auf.
»Du schon wieder!«
Er trat einen Schritt zurück: »Was denn?«
Sissel zog ein hässliches Gesicht, sie sagte:
»Du spionierst hier rum. Ich hab dich draußen im Flur gesehen, als du weggelaufen bist. Du spionierst! Schämst du dich gar nicht? Spionierst mir nach, dass du Mutter was verpetzen kannst, wenn sie heimkommt.«
Er riss die Augen auf. Was wollte sie? Streit? Sie lief rot an, als sie das mit dem Weitersagen an Mutter sagte. Sie wusste genau, dass das nicht seine Art war. Er war bestürzt darüber, wie Sissel sich aufführte. Man hätte sie ohrfeigen mögen. Sie sagte leise:
»Gehst du jetzt bitte, Hallstein.«
»Warum?«
Er blieb dort stehen.
»Bist du mir böse?«
»Klar bin ich böse, dass du da rumstehst und mir nachspionierst, kein Wunder.«
Ihm war nach Grinsen zumute, denn ihm fiel ein, wie Tore vorhin da gesessen hatte, ein grünes Trollauge im Rücken.
Aber Sissel wusste schon, wie sie ihn nehmen musste. Kaum wollte sein kaltes und frohes Grinsen über Tore sich zeigen, schon hatte sie die Arme um ihm geschlungen. Er sah ihr in die Augen und verlor alle Lust, etwas kaputtzumachen.
»Hallstein …«
»Ja?«
»Magst du mir einen Gefallen tun?«
Er sagte nichts. Er wollte unbedingt.
Er bekam eine heimliche kleine Umarmung. Heimlich, dabei war das gar nicht nötig, sie waren allein. Aber auf die Weise war es noch mehr wert.
Würde er sich nur trauen, sie zu fragen, warum sie weinte.
»Tore hat jedenfalls nicht geweint«, entschlüpfte es ihm stattdessen.
»Dummkopf!« Sie trat mit ihren dünnen Stoffschuhen gegen das Tischbein.
Ihm war schon auch klar, dass er ziemlich dumm gewesen war. Sich verrannt hatte. Ihm fiel Gudrun oben im Fensterrahmen ein – sie, die immer fröhlich war, eine Haarsträhne vor den Augen. So musste es sein.
Noch ein Tritt ans Tischbein.
»Hast du das gehört, Hallstein?«
»Ja, ja.«
Sie verstummten plötzlich, als wäre eine Leere entstanden. Aber so eine Leere durfte nicht sein, und Hallstein unterbrach die Stille, als Erstes fiel ihm ein:
»Komm mit runter zu den Schnecken! Heute Abend kommen sie raus. So viele und so große wie dieses Jahr waren es noch nie!«
Er redete laut, dabei war sie ihm eigentlich so nahe, wie es nur ging.
Aber er hatte einen guten Griff getan. Sissel nutzte es als Ausweg:
»Ja, gern …«
Dann sagte sie ihm mitten ins Gesicht:
»Aber was ist eigentlich los, Hallstein? Willst du mir das sagen?«
»Nein.«
»Aha, dann gehen wir runter zu deinen Schnecken.«
Leicht und leise verließen sie das Haus.
Was denkst du?, wollte er eigentlich fragen, als sie im Gleichschritt den Hügel hinabgingen. Er brachte es nicht fertig. Alles war voller Spiel und Farben und Sehnsucht, man konnte es hören, erkennen wie undeutliche Versprechungen. Irgendwann würde man das alles bekommen.
Leicht und leise gingen sie, und schweigend.
Der grüne Hügel ging in den noch grüneren kleinen Absatz zwischen den Birken über. Sie setzten die Füße leise, denn das, wohin sie unterwegs waren, war so schön.
Kein Windhauch. Hallstein verspürte Wohlbehagen darin, in Sissels Takt zu gehen. Sissel, eine gute Kameradin.
»Wir gehen schön im Takt«, sagte er schließlich.
»Ist das so«, antwortete sie, in Gedanken.
Ihre Beine waren sowohl länger als auch schöner als seine, wie er da in seinen kurzen Hosen langstieg.
Hier habe ich Tore zum letzten Mal gesehen, hätte er beinahe gesagt. Vielleicht war Tore immer noch in der Nähe? Er hatte gesagt, das würde er sein. Ist er hinter dem Busch da? Ach ja, bitte.
Laut sagte Hallstein, in die Luft hinaus, denn er konnte es einfach nicht lassen:
»Grünes Radioauge im Rücken …«
Sissel kam aus dem Takt, fragte einfach:
»Ist das eine Erfindung von dir?«
Er lachte in sich hinein.
»Einfach ein grünes Auge im Rücken.«
Sie machte Pff. Fragte nicht weiter. War an viele solche Einfälle von ihm gewöhnt. Dummes Zeug.
Dann waren sie auf dem kleinen leuchtendgrünen Absatz.
Heiß und irgendwie feucht roch es hier. Kurz nach dem Regen und kurz vor dem Regen. Die Schnecken waren draußen, wie erwartet.
Sie brauchten sie gar nicht erst zu suchen. Stattdessen mussten sie die Füße vorsichtig in dem weichen Gras setzen, um keine zu verletzen. Der eine oder andere längere Halm ragte über den Grasteppich hinaus, umstrich ihre Knöchel und Beine.
»Schau mal da …«
»Hmhm.«
Sie legten sich auf den Boden. Das Gras war kühl und angenehm auf der Haut. Vor sich hatten sie ein paar riesig große Schnecken. Die ruhten da gemütlich, reckten sich, kohlschwarz, aber du wusstest, sie musterten dich.