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Gartengedichte von Johannes Heiner
Das E-Book frühlingsommerherbst wird angeboten von tredition und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Poesie, Blumen, Garten
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Seitenzahl: 40
Veröffentlichungsjahr: 2021
Johannes Heiner
frühlingsommerherbst
Gartengedichte
frühlingsommerherbst
© 2021 Johannes Heiner
Lektorat: Werner Peter Gold
Illustration: Iska Koch
Verlag: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
978-3-347-31444-3 (Hardcover)
978-3-347-31445-0 (e-Book)
www.lyrikrilke.de
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Johannes Heiner
frühlingsommerherbst
I
frühling
komm mit mir
komm mit mir
in den garten
am waldrand.
lass uns freunde werden
uns gern haben
und vertrauen.
lass uns ehrlich austauschen
wie wir sind
was wir mögen
und was nicht.
lass uns in die tiefe gehen
in der stille wachsen
heilung und verwandlung
erfahren.
ich sitze im garten
ich sitze im garten
schaue den wolken zu
wie sie in mächtigen wellen
über den himmel ziehen
höre dem windspiel zu
lasse meine augen
ganz entspannt
über die grünen flächen
der beete und stauden ziehen.
dabei kommen mir
worte in den sinn.
sie zu formen
ist mir ein vergnügen.
der weiße stuhl
komm in meinen garten
nimm platz auf dem weißen stuhl
schau dir alles in ruhe an
und lasse es dir gut gehen.
vor dir liegen die gemüsebeete.
erdbeeren und erbsen sind auch dabei.
dir gegenüber direkt am zaun
steht der junge kirschbaum
in seiner pracht.
links am waldrand
der geräteschuppen
mit einem freund aus poxdorf
vor zwanzig jahren erbaut.
rechts zum weg hin
findest du den forsythienbusch
eine gelbe schönheit im frühen jahr.
drehst du dich um zur rückseite
siehst du zwei reihen mit bäumen.
dazwischen blühen rosen.
links am eingang
wächst der walnussbaum.
mit seinen weit ausholenden ästen
greift er mächtig in den raum.
rechts am waldrand steht eine zweite hütte
in der das brennholz trocknet.
du schaust dir alles an
lässt das auge verweilen
und findest zur ruhe.
bald merkst du
wie gut es dir tut
an der frischen luft zu sein
und dich einzulassen
auf das wirken der natur.
einfach nur I
einfach nur
dasein
im freien sein
mit sonne und wind.
im frühen jahr
der frühling nimmt ohne zögern
die schmutzigen reste von schnee
an einfahrten und auf bürgersteigen.
er legt ein neues kleid über unser land.
mit ersten strahlen der wärmenden sonne
weckt er die von frost starrende erde auf.
gerne würden die menschen
ihre bleichen gesichter
der sonne hinhalten.
gerne sucht jeder
nach einer ersten stillen begegnung
mit blumen und knospenden bäumen.
der frühling arbeitet unermüdlich.
er zaubert gelbe flecken von huflattich
an die ränder der wiesen
und unter bäumen
breitet er teppiche von weißer seide aus.
ein lächeln huscht
über die gesichter der spaziergänger
und mit kleinen schreien der freude
rufen die draußen spielenden kinder
die jubilierenden lerchen herbei.
jedes jahr von neuem
jedes jahr von neuem
streut göttin frühling
mit lächelnder hand
anmutige blumen und
wohlriechende kräuter
über das land.
doch die menschen
achten es nicht.
sie setzen kettensäge
und bagger ein
und zerstören.
sie sorgen für verschmutzte luft
vergiften die erde
überhitzen die luft
mit autos fabriken flugzeugen.
nimm dich in acht
nimm dich der natur an
wo immer du auf sie triffst
kümmere dich
um ihre leiden
solange es noch sinn macht.
am anfang
am anfang
undurchdinglich
die finsternis
sie lastet schwer
innen wie außen
oben und unten
ohne anfang
ohne ende.
da ertönt
aus den tiefen der erde
ein uranfänglicher atemzug.
langsam saugt er ein
das licht der sonne
langsam haucht er aus
die stille ungeborenen lebens.
leben erwacht
die seele des alls regt sich
der geist gottes
versunken in tiefe beschauung
bewegt sich.
es wird geboren
das leben auf der erde.
im april
wieder einmal ist
der nachtfrost überstanden.
ich sammle
meine trauer
über die erfrorenen blüten
von kirsche birne pflaume apfel
und lege sie
der göttin natur
mit demut
zu füßen.
buschwindröschen
des winters eisiger atem
hat einen teppich aus blüten
unter den bäumen des waldes
ausgebreitet.
wohin du schaust
die weißen blüten
leuchten hervor
aus dem welken laub.
sie halten ihre köpfchen verlangend
den ersten sonnenstrahlen hin.
sie trotzen der kälte.
urplötzlich standen sie da
und legten dem wald
das brautkleid an.
ich gehe zu ihnen hin
teile ihnen meine freude mit
merke mir die feinen linien
ihrer grünen blätter.
eisiger winterwind
nun hast du deine macht verloren
spricht es frohlockend in mir.
freude und zuversicht
verbreitet der vorfrühling
in den herzen der menschen.
achtsam
achtsam
wird der mensch
erst durch leiden
schmerzen not.
doch dann ist es
vielleicht schon zu spät
für das innewerden.
besser ist es
sich rechtzeitig zu prüfen
und ein neues leben
mutig zu wagen.
weise geworden
beugt der mensch sich
liebevoll
über den mutterboden
die blumen