Fürsten-Roman 2569 - Clarissa von Lausitz - E-Book

Fürsten-Roman 2569 E-Book

Clarissa von Lausitz

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Beschreibung

Vorhang auf für die Liebe
Ein fürstliches Drama in drei Akten
Von Clarissa von Lausitz

Prinzessin Hanna lebt mit ihrem verwitweten Vater auf Gut Mehrendorff. Sie hat ihr Studium beendet und soll in einigen Monaten in einem renommierten Bankhaus ihre berufliche Laufbahn beginnen. Doch Hanna träumt von einer Arbeit als Dramaturgin am Theater. Aber mit ihrem Vater kann sie darüber nicht sprechen, denn der Fürst hasst alles, was mit dem Theater zu tun hat. Über seine Gründe schweigt er verbissen.
So organisiert sich Hanna heimlich ein Praktikum im Stadttheater. Mit Einwilligung des Direktors gibt sie sich dort als Hanna Neuenfels aus, denn sie möchte nicht als Prinzessin bevorzugt werden. Während des Praktikums trifft Hanna auf Lars, der neue Star unter den Schauspielern. Die beiden kommen sich näher, ganz zum Missfallen der Maskenbildnerin Jolina. Diese hat schon längst ein Auge auf den attraktiven Schauspieler geworfen. Sie will mehr erfahren über ihre Konkurrentin und verfolgt sie eines Tages bis nach Hause - zum Herrenhaus. Jolina behält dieses Wissen erst einmal für sich und will es ihm geeigneten Moment für sich nutzen. Und dieser Moment kommt schneller als gedacht ...

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Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Vorhang auf für die Liebe

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: IVASHstudio / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7710-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Vorhang auf für die Liebe

Ein fürstliches Drama in drei Akten

Von Clarissa von Lausitz

Prinzessin Hanna lebt mit ihrem verwitweten Vater auf Gut Mehrendorff. Sie hat ihr Studium beendet und soll in einigen Monaten in einem renommierten Bankhaus ihre berufliche Laufbahn beginnen. Doch Hanna träumt von einer Arbeit als Dramaturgin am Theater. Aber mit ihrem Vater kann sie darüber nicht sprechen, denn der Fürst hasst alles, was mit dem Theater zu tun hat. Über seine Gründe schweigt er verbissen.

So organisiert sich Hanna heimlich ein Praktikum im Stadttheater. Mit Einwilligung des Direktors gibt sie sich dort als Hanna Neuenfels aus, denn sie möchte nicht als Prinzessin bevorzugt werden.

Während des Praktikums trifft Hanna auf Lars, der neue Star unter den Schauspielern. Die beiden kommen sich näher, ganz zum Missfallen der Maskenbildnerin Jolina. Diese hat schon längst ein Auge auf den attraktiven Schauspieler geworfen. Sie will mehr erfahren über ihre Konkurrentin und verfolgt sie eines Tages bis nach Hause – zum Herrenhaus. Jolina behält dieses Wissen erst einmal für sich und will es ihm geeigneten Moment für sich nutzen. Und dieser Moment kommt schneller als gedacht …

Hellblau, glänzend und so groß wie eine normale Kreditkarte: So sah der neue Schatz von Johanna Prinzessin von Mehrendorff aus, und sie fand ihn wunderschön. Verzückt drehte Johanna, die seit ihrer Geburt stets nur Hanna genannt wurde, das Kärtchen in ihrer schmalen Hand und hielt es ans Licht. Die Aufschrift war schlicht:

Stadttheater – Ausweis Pforte, stand dort, und ein wenig kleiner: Praktikant/in

Hanna erhob sich und trat an eines der hohen Bogenfenster, die von ihrem Zimmertrakt in der ersten Etage des Herrenhauses auf den Park von Gut Mehrendorff hinausgingen. Draußen setzte schon die Dämmerung ein. Die im Sommer so dicht belaubten Bäume des Parks reckten ihre kahlen Äste in den Winterhimmel empor, der mit der untergehenden Sonne ein orangeviolettes Farbenspiel bot.

Über Hannas Gesicht zog ein glückliches Lächeln. Sie spürte, wie ihr Herz vor Aufregung schneller schlug. Nur noch drei Tage – dann würde sie zum ersten Mal den hellblauen Ausweis vorzeigen, an der Pforte des Stadttheaters, und damit eine andere Welt betreten.

Davon war sie überzeugt, denn seit sie denken konnte, träumte Hanna vom Theater. Nicht vom großen Auftritt auf der Bühne, wenngleich die junge Frau ständig bewundernde Blicke auf sich zog. Mittelgroß, schlank und sportlich, lange, rotblonde Locken, leuchtende grüne Augen, dazu einige verspielte Sommersprossen und ein fast immer fröhliches Gesicht: Die Prinzessin von Mehrendorff war eine bildhübsche Erscheinung, was ihr den Weg zur Schauspielerei vermutlich leicht gemacht hätte.

Doch Hanna faszinierte vielmehr die Arbeit hinter den Kulissen. Sie hatte alles über Bühnenbildner und Choreografen, Gewandmeister und Regisseure, Souffleure und Tonmeister gelesen, was sie bekommen konnte. Der gesamte Theaterkosmos erschien Hanna schillernd und unwiderstehlich, und am verlockendsten fand sie den Beruf der Dramaturgin. Sie ahnte, dass dazu weit mehr gehörte als das Entwerfen von Spielplänen, die Textauswahl und das Umschreiben von Stücken. Hanna war bereit, sich sämtlichen Herausforderungen zu stellen, die diese Arbeit mit sich brachte – und bald schon würde sie genau wissen, welche Herausforderungen das waren.

Sie warf sich auf das breite, weiße Holzbett in ihrem Schlafzimmer, blickte hoch zur stuckverzierten Decke und seufzte. Wenn doch nur schon Montag wäre! Dann könnte sie endlich ihr Praktikum anfangen. Ob von ihr ein bestimmtes Outfit erwartet wurde? Kritisch sah Hanna an sich hinab. Ein gemütlicher, nicht mehr neuer grauer Wollpullover, eine verwaschene Jeans, dazu dicke, graue Socken – sie kicherte. Nein, da musste sie sich etwas anderes einfallen lassen.

Hannas Blick fiel auf die nagelneue, schmale, schwarze Ledertasche, die an ihrem Kleiderschrank lehnte. Sie stammte von einem berühmten Designer, hatte vermutlich ein Vermögen gekostet und war Hanna anlässlich ihrer Abschlussfeier vor wenigen Wochen von ihrem Vater überreicht worden.

„Für einen angemessenen Start in dein Berufsleben“, hatte Theodor Fürst von Mehrendorff gesagt und sein einziges Kind gerührt betrachtet.

Dass Hanna ihr Studium der Wirtschaftswissenschaften als eine der Jahrgangsbesten abgeschlossen hatte, erfüllte den Fürsten mit unermesslichem Stolz. Er war felsenfest davon überzeugt, dass seine Hanna im renommierten Bankhaus „Mertens & Rosenholm“ Karriere machen würde. Es gab wenig, das den verwitweten, hart arbeitenden Theodor von Mehrendorff erfreuen konnte – doch seine kluge, schöne Tochter war unbestreitbar der strahlende Lichtblick in seinem Leben.

Hanna seufzte. Sie wollte ihrem Vater keinen Kummer bereiten. Er hatte alles für sie getan, und sie liebte keinen Menschen so sehr wie ihn. Hanna war zudem bereit, Theodor zuliebe bei „Mertens & Rosenholm“ zu beginnen – auch wenn ihr Herz etwas anderes sagte. Das war sie ihrem Vater schuldig, und dennoch …

„Und dennoch“, murmelte sie vor sich hin, „werde ich mir vorher einen kleinen Ausflug gönnen, liebster Paps. Was du nicht weißt, das bereitet dir auch keine Sorgenfalten.“

Hanna sprang auf, stellte sich vor den großen Spiegel und musterte sich. Sie bemühte sich um das, was ihre Freundin Emma „dieses intellektuelle Theaterleute-Gesicht“ nannte, und musste lachen. Sie sah eher so aus, als hätte sie etwas Falsches gegessen, befand Hanna. Es gab noch viel zu lernen, und sie …

Ein Klopfen unterbrach ihre Gedanken. Hanna eilte in ihr geräumiges Wohnzimmer hinüber, das mit dem hellen Parkett und den überwiegend weißen Möbeln trotz der Dunkelheit vor den Fenstern hell und luftig wirkte.

„Nur herein!“, rief sie. Dann bemerkte sie, dass sie immer noch den Theaterausweis in der Hand hielt. Hastig steckte sie ihn in eine Tasche ihrer Jeans.

Vorsichtig öffnete Theodor Fürst von Mehrendorff die Tür.

„Oh, man darf eintreten“, meinte er mit jener leisen Ironie in der Stimme, die Hanna so mochte. „Ich wollte nur einmal nach der jungen Dame des Hauses sehen.“

Er schloss die Tür hinter sich. Hanna lächelte ihren Vater an. Der Fürst war ein attraktiver Mann: groß und kräftig, mit rotblonden Haaren, die ins Graue übergingen, warmen braunen Augen und klaren Gesichtszügen. Theodor kleidete sich unauffällig, aber elegant, und wären da nicht jene Anflüge von Bitterkeit gewesen, die ihn umgaben, hätte er wohl deutlich jünger als Mitte fünfzig gewirkt.

„Für dich habe ich doch immer Zeit, Paps“, erklärte Hanna. Schuldbewusst dachte sie einen kurzen Moment an den Theaterausweis in ihrer Hosentasche. „Was gibt es denn?“, fragte sie.

„Ich wollte mit dir über Gretas Geburtstag sprechen“, antwortete der Fürst. „Du weißt, dass wir uns am Sonntag …“

„… zusammen die Mägen mit Kuchen vollschlagen werden, bis wir platzen“, führte Hanna seinen Satz fort. „Ja, das weiß ich. Feierliches Eindecken im Gelben Salon, Blumenstrauß, alles Gute, Heiterkeit und keine Geschenke, weil sich die liebe Greta ja nur Spenden für die Armen wünscht. Alles hier oben abgespeichert.“ Sie tippte sich an die Schläfe.

Der Fürst schmunzelte. „Eine ausgezeichnete Zusammenfassung. Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann.“

Dann wurde er wieder ernst.

„Entschuldige, dass ich noch einmal nachgehakt habe“, sagte er. „Aber du weißt, wie wichtig Greta für uns ist. Ich möchte ihr wirklich gern eine Freude machen.“

„Ich doch auch.“ Hanna nickte.

Greta Ahlmann war seit mehr als dreißig Jahren Hausdame auf Gut Mehrendorff und für die Fürstenfamilie unersetzlich. Wobei diese Familie nach dem frühen Tod von Hannas Mutter, die an einer seltenen Krankheit gelitten hatte, nur noch aus dem Fürsten und seiner Tochter bestand. Greta hatte sich damals redlich bemüht, der kleinen Hanna die Mutter ein wenig zu ersetzen, ohne sich allzu sehr in die Familie zu drängen. Tatsächlich war es ihr auf ihre zurückhaltende, freundliche Art gelungen, dem Fürsten und Hanna Halt zu geben. Eine hübsche, kleine Geburtstagsfeier war das Mindeste, was die Mehrendorffs für „ihre Greta“ jedes Jahr tun konnten.

„Ich werde pünktlich erscheinen“, versprach Hanna. In diesem Moment fiel ihr Blick auf die kleine Wanduhr. „Oh, apropos pünktlich! Ich muss mich beeilen! Ich bin mit Emma verabredet und muss mich noch umziehen!“, rief sie. Hanna lief ins Schlafzimmer und riss die Türen des Kleiderschranks auf.

„Was wollt ihr denn unternehmen?“, hörte sie ihren Vater fragen.

„Wir … ähm … wir gehen vielleicht ins Kino“, gab Hanna zurück.

„Na dann: viel Spaß.“ Sie hörte, wie der Fürst hinausging und die Tür hinter sich schloss.

Hanna atmete tief durch. Sie fühlte sich überaus unwohl, wenn sie ihren Vater belog. Doch sie wollte ihm nicht sagen, dass sie heute mit Emma ins Theater ging. In eine Aufführung der Oper „Carmen“, ganz klassisch. Denn so liebevoll Theodor von Mehrendorff seine Tochter auch behandeln mochte – beim Thema Theater gab es kein Pardon.

Der Fürst lehnte alles vehement ab, was damit zu tun hatte. Er ging niemals ins Theater, er verweigerte Gespräche über das Theater, und er hatte so zornig auf Hannas Fragen zu diesem Thema reagiert, dass sie es seit Jahren vermied, darüber zu sprechen. Hätte sie ihm eben von diesem denkbar harmlosen Theaterbesuch berichtet, wären mit Sicherheit eine steinerne Miene und tagelanges Schweigen die Folge gewesen. Wie ihr Vater reagieren würde, fände er heraus, dass Hanna ein Praktikum im Stadttheater beginnen wollte, mochte sie sich nicht einmal vorstellen.

Ein lautes Brummen erklang, dann stieß der neue Kaffeevollautomat mit seinen unzähligen Knöpfen und chromblitzenden Vorrichtungen eine mächtige Dampfwolke aus. Sekunden später tauchte aus dem Nebel Agneta auf, die voluminöse Chefin der Theaterkantine. Triumphierend hielt sie eine gewaltige Tasse in die Höhe.

„Bitteschön!“, verkündete sie. „Ein Milchkaffee vom feinsten, mit frisch aufgeschäumter Milch!“

Sie stellte das dampfende Gebräu vor einem hochgewachsenen Mann ab, der am Tresen der Kantinenbar saß. Vorsichtig nahm er einen Schluck.

„Und?“ Erwartungsvoll sah Agneta ihren Gast an.

„Ausgezeichnet, wirklich“, erwiderte Lars Schmiedenau und hob anerkennend die Augenbrauen. „Kein Vergleich zu dem, was hier vorher ausgeschenkt wurde, Agneta.“

„Ja, die Investition hat sich gelohnt.“ Agneta nickte zufrieden. „Vor allem natürlich, wenn man in meinem Alter noch so gut aussehende Kerle bewirten darf“, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu.

„Man dankt“, antwortete Lars trocken. „Und das aus so berufenem Munde.“

Dass die Kantinenchefin recht hatte, war Lars durchaus bewusst. Es gab kaum eine Frau, die den attraktiven, aufstrebenden Schauspieler nicht ins Visier nahm, wenn er einen Raum betrat.

Lars war sehr groß und sportlich. Seine kurzen, dunkelbraunen Haare bildeten einen reizvollen Kontrast zu seinen auffälligen blauen Augen, die zusammen mit seinem leicht kantigen Gesicht und dem oft spöttischen Lächeln ihre Wirkung nur selten verfehlten. Lars wusste, wie er seine optische Erscheinung einsetzen konnte – das hatte er in den Anfängen seiner Theaterjahre in einer harten Schule gelernt.

Und er hatte gelernt, dass sein Aussehen allein nichts zählte, wenn er nicht entschlossen an sich arbeitete. Nach dem Besuch der Schauspielschule hatte er sich verschiedene Engagements an kleinen Theatern erkämpft und dort erfahren, dass das Publikum in der vermeintlichen Provinz genauso unbarmherzig in seinem Urteil sein konnte wie das an den großen Häusern. Lars war dankbar für die Lehren, die ihm diese Zeit erteilt hatte. Er hatte nicht aufgegeben und war belohnt worden. Er war ehrgeizig, und mittlerweile war er auch richtig gut. So gut, dass er nun als kommender Star der Saison am Stadttheater gehandelt wurde.

„Ja, ich habe hier schon manchen Schönling sitzen sehen“, informierte ihn jetzt Agneta. „Nicht, dass ich dich für einen Schönling halte, so war das nicht gemeint.“

„Schon gut“, winkte Lars ab. „Ich bin nicht empfindlich.“

Er sah sich um. Die Kantine war im Untergeschoss des Stadttheaters untergebracht, das als eines der schönsten Jugendstil-Theater des Landes galt. Die über hundert Jahre alte Sandsteinfassade mit ihren Ornamenten und Pfeilern beeindruckte die Besucher bereits beim Betreten des Gebäudes. Den Boden des Foyers zierten dekorative Marmorfliesen. Die verschiedenfarbigen Stofftapeten an den Wänden schufen eine edle und zugleich warme Atmosphäre. Prunkstück und Mittelpunkt des Theaters war jedoch das Große Haus mit seinen atemberaubend schönen Deckenmalereien im maritimen Stil.

Die allein den Mitarbeitern vorbehaltene Kantine stand dazu in krassem Gegensatz. Die grauen Wände erschienen roh und kalt. Die Kunstledersitze hatten im Lauf der Jahre einige Risse bekommen. Dennoch mochte Lars diesen Raum sehr. Er war ein Ruhepol inmitten der hektischen Theaterwelt, und Lars erinnerte sich gern an die lustigen Abende, die er hier verbracht hatte.

„Ich weiß nicht, woher ich die Kraft nehme. Ich weiß es einfach nicht.“ Ächzend ließ sich ein kleiner, rundlicher Mann neben Lars auf einem Barhocker nieder.

„Warum mache ich das nur? Warum?“ Verzweifelt blickte Theaterdirektor Peter „Pit“ Schwent zwischen Agneta und Lars hin und her. Seine hellblond gefärbten Haare standen wild nach allen Seiten hin ab. Sein Gesicht leuchtete puterrot. Eine Farbe, die sich mit seinem rosa-grün karierten Anzug merklich biss und Pit nicht eben zum Vorteil gereichte.

„Weil du es liebst. Deshalb machst du es.“ Ungerührt nahm Lars noch einen Schluck Kaffee.

„Liebe?! Das nennst du Liebe?! Du musst verrückt sein!“ Mit einer dramatischen Geste griff sich Pit ans Herz. Dann herrschte er Agneta an: „Gib mir Schnaps! Die ganze Flasche!“

Doch auch Agneta ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Ich mache dir einen Melissen-Tee“, erklärte sie. „Der beruhigt viel besser als Alkohol. Außerdem beginnt die Premiere in einer Stunde, da willst du doch sicher nüchtern sein.“

„Nüchtern? Du denkst, dass ich es hier nüchtern aushalten kann?“, rief Pit anklagend. Doch dann fügte er sich in sein Schicksal. Seufzend griff er in eine Sakkotasche, holte ein Stofftaschentuch heraus und tupfte sich den Schweiß von der Stirn.

„Was war denn los?“, erkundigte sich Lars freundlich.

Er schätzte Pit über die Maßen und wusste um die Qualitäten des umtriebigen Theaterdirektors. Es war Pit gewesen, der Lars eine Chance am Stadttheater gegeben hatte. Die Temperamentsausbrüche des quirligen, zeitweise an einen überdimensionierten Gummiball erinnernden Mannes schreckten im Haus niemanden mehr und verliehen der Arbeit am Theater erst die richtige Würze.

„Sängerinnen!“, schimpfte Pit. „Ich sage nur Sängerinnen! Ein einziges Mal will man ,Carmen‘ klassisch aufführen, aber nein, plötzlich gefällt der Madame das Flamenco-Kleid nicht mehr, jedenfalls die Farbe. Rot und Schwarz stehen ihr nicht, sagt sie! Und das fällt ihr eineinhalb Stunden vor der Premiere auf!“

Lars lachte. „Das ist aber wirklich ein heftiges Klischee“, meinte er. „Ein rot-schwarzes Flamenco-Kleid, ich muss schon sagen …“