Sie handelte  aus Liebe - Margarete Klimsch - E-Book

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Margarete Klimsch

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Beschreibung

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. "Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. »Hallo, mein Schatz.« Fürst Joachim von Dahlemberg betrat die Bi­b­liothek, in der er seine Gattin wußte. »Nun, was hat der Onkel Doktor heute gesagt?« Prüfend sah er in ihr schönes Gesicht. Fürstin Julia legte das Buch, in dem sie gerade gelangweilt geblättert hatte, zurück. Resigniert hob sie ihre schmalen Schultern. »Es ist leider wieder dieselbe Diagnose wie bei meinem letzten Besuch«, erwiderte sie leise. »Ich soll mich gedulden, aber das kann…« »Liebling, aber das ist doch kein Grund, um traurig zu sein«, fiel Joachim ihr lächelnd ins Wort. Er kam rasch näher, zog seine junge Frau in die Arme und sah sie mit einem zärtlichen Blick an. »Unser Baby verspätet sich halt, das geht uns ja nicht allein so«, versuchte er sie zu trösten. Mit einem schmerzlichen Lächeln sah Julia zu ihm auf. »Joachim, es handelt sich nicht um eine kurze Verspätung, sondern um Jahre. Die endlose Warterei zerrt immer mehr an meinen Nerven. Es ist doch fraglich, ob sich unser Warten überhaupt noch lohnt.« »Das darfst du nicht einmal denken, Liebling«, entgegnete er erschrocken.

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Fürstenkrone – 253 –

Sie handelte aus Liebe

Unveröffentlichter Roman

Margarete Klimsch

»Hallo, mein Schatz.« Fürst Joachim von Dahlemberg betrat die Bi­b­liothek, in der er seine Gattin wußte. »Nun, was hat der Onkel Doktor heute gesagt?« Prüfend sah er in ihr schönes Gesicht.

Fürstin Julia legte das Buch, in dem sie gerade gelangweilt geblättert hatte, zurück. Resigniert hob sie ihre schmalen Schultern. »Es ist leider wieder dieselbe Diagnose wie bei meinem letzten Besuch«, erwiderte sie leise. »Ich soll mich gedulden, aber das kann…«

»Liebling, aber das ist doch kein Grund, um traurig zu sein«, fiel Joachim ihr lächelnd ins Wort. Er kam rasch näher, zog seine junge Frau in die Arme und sah sie mit einem zärtlichen Blick an.

»Unser Baby verspätet sich halt, das geht uns ja nicht allein so«, versuchte er sie zu trösten.

Mit einem schmerzlichen Lächeln sah Julia zu ihm auf. »Joachim, es handelt sich nicht um eine kurze Verspätung, sondern um Jahre. Die endlose Warterei zerrt immer mehr an meinen Nerven. Es ist doch fraglich, ob sich unser Warten überhaupt noch lohnt.«

»Das darfst du nicht einmal denken, Liebling«, entgegnete er erschrocken. »Du bist doch in der Lage, einem gesunden Kind das Leben zu schenken, und ich bin zeugungsfähig. Das hat der Arzt uns ja schließlich bestätigt. Du darfst bloß nicht die Hoffnung verlieren. Irgendwann klappt es bestimmt.«

»Hoffentlich«, seufzte die junge Frau. Sie wollte sich aus den Armen ihres Gatten lösen, doch er zog sie fester an sich und küßte ihre bebenden Lippen. »Bestimmt sogar«, bekräftigte er zuversichtlich.

»Ich weiß, wie sehr du dir einen Erben wünscht«, sagte sie kleinlaut. »Das ist ja auch ganz natürlich. Ich mache mir Gedanken, wie er werden wird, wenn…«

Sie konnte ihren Satz nicht beenden, denn er verschloß ihre Lippen nun mit einem leidenschaftlichen Kuß.

»Über all diese Dinge können wir uns zu einem späteren Zeitpunkt unterhalten«, sagte er und gab sie frei. »Laß uns jetzt über andere Dinge reden, mein Kleines.«

Er nahm ihre Hand und zog sie aus der Bibliothek heraus. »Wie ich dir schon sagte, suche ich einen zuverlässigen Verwalter«, begann er. »Ich habe eine ganze Menge Zuschriften bekommen von Bewer­bern.« Sie gingen ins Speisezimmer, in dem der Tisch schon sorgfältig gedeckt war. Der Fürst führte seine Gattin an ihren Platz und rückte ihr den Stuhl zurecht. Dann setzte er sich ihr gegenüber und entfaltete seine Serviette.

»Ich habe einige junge Männer in die engere Wahl gezogen, ich erwarte sie in zwei Tagen zu einem Vorstellungsgespräch. Liebes, ich möchte gern, daß du dabei bist.«

Julia lächelte ihren Gatten an. »Gern, Joachim, wenn du so großen Wert darauf legst…«

»Das tue ich, mein Schatz«, warf er lächelnd ein. »Du warst mir vor ein paar Jahren auch schon mal ­behilflich. Die Angestellte ist noch bei uns, und sie ist sehr zuverlässig.«

»Geht in Ordnung.«

Nach leisem Anklopfen kam Oswald, der langjährige Diener, herein und servierte lautlos die Speisen.

Später verabschiedete sich der Schloßherr von seiner schönen Gattin. »Bis heute abend, mein Liebling, ich muß los. Laß dir die Zeit nicht zu lang werden.« Ein letzter inniger Kuß, dann schwang sich der Fürst auf den Rücken seines edlen Hengstes und ritt aus dem Schloßhof.

*

Es war am folgenden Tag, als Julia von Dahlemberg sich im Schloßpark aufhielt. Der Fürst war über die Felder geritten, um die letzten Erntearbeiten zu beaufsichtigen.

Die schöne junge Frau stand am Schwanensee und schaute den weißen Schwänen zu, die stolz ihre Bahn auf dem klaren Wasser zogen. Julia wandte sich ab und schlenderte weiter. Unter ihren Schuhen knirschten die Kieselsteine. Julia war in tiefe Gedanken versunken und schreckte zusammen, als sie plötzlich ein Geräusch hinter sich hörte. Sie drehte sich hastig um. Ihre schönen dunklen Augen weiteten sich, denn ihr Blick fiel auf einen jungen Mann, der hinter einem Jasminstrauch hervorkam.

Die junge Fürstin war entsetzt, und sie dachte sofort an einen Überfall. Sie wollte schreien, vermochte es aber nicht. Doch als der rotblonde junge Mann näherkam, preßte sie ihre Hand auf das wildklopfende Herz.

»Daniel!« brach es über ihre Lippen. »Wo kommst du denn her?«

»Julia, ich wollte dich nicht erschrecken.«, sagte der junge Mann schuldbewußt. »Verzeih mir, daß ich dich hier so überfalle. Du hast ja keine Ahnung, wie lange ich schon auf der Lauer liege, um dich allein anzutreffen.«

Daniel Brenden kam rasch näher. Freude lag auf seinem markanten Gesicht. Doch bevor er Julia seine Hände entgegenstreckte, sah er sich vorsichtig nach allen Seiten um.

»Was – willst du hier?« fragte Julia rauh, dabei sah sie ihn von Kopf bis Fuß prüfend an. »Mußt du dich denn wie ein Dieb einschleichen?«

»Julia, wir haben uns sechs Jahre lang nicht mehr gesehen«, sagte er und reichte ihr beide Hände. »Das ist seine sehr lange Zeit. Ich muß gestehen, du bist eine wunderschöne junge Frau geworden. Die Ehe mit dem Fürsten bekommt dir anscheinend sehr gut.«

Julia errötete verlegen. Sie forschte in dem schmalen Gesicht ihres Bruders. Sie freute sich, ihn so unverhofft wiederzusehen. Doch dann huschte ein Schatten über ihr schönes Gesicht. Sie legte ihre gepflegten Hände in die seinen und fragte leise:

»Daniel, ich will nicht hoffen, daß du gekommen bist, um mich wieder einmal um Geld zu bitten. Ich müßte ablehnen.«

»Julia, ich bin hier, weil ich dringend deine Hilfe brauche«, entgegnete er fest und sah in ihre vor Angst flackernden Augen.

Heftig schüttelte sie den Kopf. Ihre langen braunen Haare, die sie offen bis weit über die schmalen Schultern trug, flogen auf. »Ich bleibe bei meinem Nein, Daniel. Ich kann dir kein Geld mehr geben, und ich will es auch nicht. Bitte sieh das endlich ein, ich würde meine Ehe gefährden. Warum suchst du dir nicht eine ehrliche Arbeit?«

»Julia, ich bin doch nicht hier, um dich anzubetteln«, sagte Daniel Brenden und sah seine Halbschwester beschwörend an. »Bitte glaube mir, ich habe in den vergangenen sechs Jahren immer wieder versucht, festen Boden unter die Füße zu bekommen. Das klappte auch vorübergehend, aber dann rutschte ich doch wieder ab. Bitte, kleine Schwester, sieh mich doch nicht so verzweifelt an. Höre, was ich dir zu sagen habe: Ich bin längst darauf gekommen, daß ich so nicht weitermachen darf. Ich will endlich das Lotterleben hinter mir lassen und einen brauchbaren Mann aus mir machen. Das muß mir gelingen! Ich weiß, wie schwer ich es dir und Mama gemacht habe, und das tut mir auch aufrichtig leid…«

»Aber wie kann ich dir denn helfen?« fiel Julia ihm verzweifelt ins Wort. »Ich sehe da wirklich keine Möglichkeit.«

Wieder schaute sich Daniel Brender verstohlen um, dann sagte er leise: »Dein Gatte sucht doch einen zuverlässigen Verwalter.«

Julia nickte, aber antworten konnte sie nicht, denn ihr Hals war wie zugeschnürt.

Aufgeregt griff ihr Bruder nach ihren Oberarmen. »Julia, das ist meine Chance! Ich habe mich beworben. Julia, wenn du mich noch ein ganz kleines bißchen lieb hast, dann hilf mir bitte!« Er sah sie hilfeflehend an.

»Du kannst doch nicht bei uns als Verwalter arbeiten, Daniel«, sagte Julia mit bebenden Lippen. »Ich habe meinem Mann irgendwann einmal erzählt – verzeih bitte, Daniel, aber ich sagte ihm…« Julia brach ab und senkte den Kopf.

Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. Tief sog er die Luft in seine Lungen. »Du hast deinem Mann also gesagt, daß ich ein arbeitsscheuer Taugenichts bin?« fragte er leise.

Hilflos hob sie ihre schmalen Schultern.

»Aber dessen mußt du dich doch nicht schämen, Kleines«, lenkte Daniel ein. »Ich habe es ja auch arg getrieben, dafür hasse ich mich sogar. Julia, und gerade deswegen brauche ich jetzt ganz dringend deine Hilfe. Erinnerst du dich, als du noch ein kleines Mädchen warst, hast du trotz allem immer zu mir gehalten. – Oder ist deine Liebe zu mir längst gestorben?« Seine Stimme war immer leiser geworden.

Julia sah zu ihm auf, Tränen schimmerten in ihren dunklen Augen. »Ich habe dich sehr geliebt, Daniel«, gestand sie aufgeregt. »Dein Schicksal hat mich immer tief berührt, und ich liebe dich noch heute genauso. Daran hat sich nichts geändert.«

Er trat wieder auf sie zu. »Julia, wenn das so ist, dann mußt du mir auch helfen! Ich bitte dich herzlich. Du brauchst nichts weiter zu machen, als vor deinem Mann so zu tun, als ob du mich nicht kennen würdest. Wir beide müssen so tun, als seien wir Fremde, falls die Wahl des Schloßherrn auf mich fällt. Ich bin zu einem Vorstellungsgespräch zu ihm bestellt. Weißt du, was das für mich bedeutet? Bitte, Julia, das ist das einzige, was ich von dir möchte. Das kann doch nicht so schwer für dich sein. – Oder?« Prüfend sah er sie an.

Julia war unsicher. »Ich soll so tun, als würde ich dich nicht kennen? Auch dann noch, wenn Joachim dich bereits eingestellt hat?«

»Gerade dann, kleine Schwester«, beschwor er sie. »Bedenke doch, was auf dem Spiel steht.«

»Ich fürchte, das kann ich nicht«, hauchte sie.

Liebevoll legte er seine Hände auf ihre Schultern und schüttelte sie sanft. »Das mußt du aber, Julia. Denke doch an die Klausel, die Mutter zu ihren Lebzeiten noch ins Testament gesetzt hat, Julia!« Beschwörend sah er sie an.

Ein zitternder Seufzer entfloh Julias Lippen. »Daniel! Oh, Daniel, jetzt verstehe ich dich erst«, murmelte sie.

»Dann wirst du mir helfen, Julia?« Neue Hoffnung schwang in seiner Stimme mit.

Die junge Fürstin schloß einen Moment ihre Augen. »Gut, ich vertraue dir, Daniel«, sagte sie fest. »Aber du mußt mir versprechen, meinen Mann nicht zu enttäuschen. Ich glaube, das würde mir sonst das Herz brechen«, stammelte sie.

Überwältigt zog er sie in seine Arme. »Ich danke dir, kleine Schwester. Das sollst du niemals bereuen, das schwöre ich dir! Also, was auch immer kommen mag, wir beide haben uns vorher noch nie im Leben gesehen. Glaubst du, du wirst die Kraft haben, das durchzustehen?«

»Wenn dir das hilft, dann will ich das gerne tun, Daniel.«

Er küßte sie auf die Stirn und gab sie wieder frei. »Ich muß mein seelisches Gleichgewicht zurückerlangen«, sagte er fest. »Mit den Aufgaben, die ein Verwalter verrichten muß, bin ich ja vertraut. Ich will arbeiten, um deinem Mann und uns zu beweisen…«

»Dann sehen wir uns morgen?« fiel Julia ihrem Halbbruder ins Wort. »Hoffentlich mache ich jetzt keinen Fehler. Ein bißchen Angst habe ich schon, daß du wieder rückfällig werden könntest.«

»Das darf nicht passieren«, versetzte er. »Ich werde jetzt verschwinden, ehe uns noch jemand von den Schloßbewohnern hier erwischt. Mach’s gut, Julia! Und bitte denke immer daran, daß wir uns nicht kennen dürfen. Dir darf kein Fehler unterlaufen.«

Ehe die junge Frau noch etwas sagen konnte, war Daniel wieder verschwunden.

Fürstin Julia blieb noch eine Weile versonnen stehen, dann schlenderte sie zum Schloß zurück.

Daniel ist wieder aufgetaucht, überlegte sie, und ihre Gedanken wanderten um viele Jahre zurück.

Daniel stammte aus der erste Ehe von Julias Mutter. Sie hatte damals einen Bürgerlichen geheiratet. Von diesem Mann hatte sie Daniel bekommen. Der Bub war acht Jahre alt, als sein Vater nach einer kurzen Krankheit starb. Ein Jahr später hatte Julias Mutter den Grafen Robert von Riehtberger kennengelernt, und zwölf Monate später war sie dann seine Frau geworden. Nach weiteren zwei Jahren war sie, Julia, auf die Welt gekommen. Sie hatte ihren großen Bruder geliebt, denn er hatte sie beschützt und umsorgt. Erst in späteren Jahren geriet Daniel mehr mehr in schlechte Gesellschaft. Er verbrachte viel Zeit mit zweifelhaften Frauen, er war leichtsinnig, verschwenderisch und arbeitsscheu.

In ihren ersten Ehejahren mit dem Fürsten hatte Julia ihrem Bruder ab und zu mit Geld ausgeholfen. Bis er dann rücksichtslos mehr verlangt hatte. Da hatte sie ihm gesagt, daß sie nicht mehr bereit war, seinen Leichtsinn länger zu unterstützen. Ihr Mann hatte Daniel niemals gesehen. Sie hatte sich nur mit ihm über ihren Bruder ausgesprochen, doch sie erinnerte sich, daß sie nicht einmal seinen Vornamen genannt hat-te.

Damals war Daniel untergetaucht, und sie hatten nie mehr etwas von ihm gehört.

Julia dachte an das Gespräch, das sie eben mit ihrem Bruder geführt hatte. In Gedanken flehte sie:

»Bitte, lieber Gott, hilf ihm, daß er sein Leben wieder in den Griff bekommt. Er muß es einfach schaffen!«

*

Schließlich war es soweit. Julia hatte schon den ganzen Morgen eine innere Unruhe gespürt. Es würde nicht leicht werden, vor ihrem Gatten so zu tun, als kenne sie Daniel gar nicht.

Jetzt hielt sie sich mit ihrem Mann in dessen Arbeitszimmer auf.

Die ersten Bewerber waren schon zum Vorstellungsgespräch erschienen. Routinemäßig hatte ihnen der Fürst Fragen gestellt. Er hatte sich jedoch noch nicht für einen von ihnen entscheiden können.

Schließlich war Daniel Brenden an der Reihe. Julias prüfender Blick glitt verstohlen über seine männliche Erscheinung. Ihr war gestern schon aufgefallen, daß ihr Bruder, trotz seines bisher leichten Lebenswandel, eine faszinierende Ausstrahlung besaß. Schick sah er aus in seinem dunklen Anzug.

Präzise und ohne lange zu überlegen beantwortete er die Fragen Seiner Durchlaucht. Mit keinem Blick streifte er seine Schwester, die etwas seitlich von ihrem Gatten saß.

Als Daniel sich entfernt hatte, erwartete das Fürstenehepaar noch zwei weitere Bewerber. Als der letzte Bewerber das Arbeitszimmer verlassen hatte, lehnte sich Fürst Joachim von Dahlemberg aufatmend zurück und sah prüfend auf seine junge Frau.

»Liebling, bist du auch der Meinung, daß dieser – wie heißt er noch gleich…« Er beugte sich über den Schreibtisch und vertiefte sich in Daniels Bewerbungsschreiben.

Julia war schrecklich aufgeregt, wie würde Joachim sich wohl entscheiden? Da fuhr der Fürst auch schon fort: »Daniel Brenden heißt der Bursche.« Er lehnte sich wieder in seinem Schreibtischsessel zurück. »Er hat meiner Meinung nach am allerbesten abgeschnitten. Stimmst du mir zu, Liebling?«

Am liebsten wäre Julia aufgesprungen und ihrem Mann vor Freude um den Hals gefallen, aber sie durfte sich auf keinen Fall verraten. Ihrer Stimme Festigkeit gebend, entgegnete sie: »Ja, dieser junge Mann scheint befähigt zu sein, deine Erwartungen zu erfüllen.«

Der Schloßherr stand auf. »Danke, mein Liebes, somit sind die Würfel gefallen.« Er drückte auf den Knopf der Sprechanlage und bat Oswald, seinen treuen Diener, zu sich.

Julia stand auf und ging an eines der hohen Fenster, das weit geöffnet war und die frische Luft hereinließ. Der erste Schritt war getan. Nun kam es einzig und allein auf ihren Bruder an, ob er sein Wort halten würde.

Der Fürst wandte sich seiner Gattin zu. »Ich habe so den Eindruck, als ob Herr Brenden nicht nur über enorme Kenntnisse verfügt«, erklärte er. »Er hat darüber hinaus auch eine gewisse Ausstrahlung. Julia, ich bin fest davon überzeugt, daß wir dieses Mal mehr Glück haben, so daß der junge Mann uns nicht bald wieder verläßt. In den vergangenen Jahren hatte ich Pech mit den letzten Verwaltern.«

Julia drehte sich langsam um. »Du brauchst mich ja jetzt nicht mehr hier, Liebster. Du hast deine Wahl getroffen.« Fragend sah sie ihn an. Sie konnte nicht länger bleiben, denn in ihrem Innern tobte ein Aufruhr. Sie war überglücklich, daß Daniel den Sieg davongetragen hatte.

Lächelnd zog der Fürst sie in seine Arme. »Geh nur, mein Liebes, den Rest erledige ich selbst. Ich danke dir, daß du Zeit hattest für mich.« Er küßte sie und geleitete sie zur Verbindungstür, die in das Wohnzimmer führte. »Warte hier auf mich«, bat er. »Wir trinken noch einen Kaffee zusammen.«

Im Wohnzimmer preßte Julia ihre Hand auf das wildklopfende Herz. Oh, Daniel, lieber Daniel, bitte enttäusche uns nicht. Es liegt nun alles bei dir, ob du dein Versprechen hältst.