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Lucas liebt Videospiele! Er würde am liebsten seine ganze Zeit damit, aber seine Mutter hat es ihm verboten. Eines Tages verhält sich sein Computer seltsam, und bevor er weiß, was da los ist, bekommt er unerwartete Gesellschaft ... Zu Lucas' Verblüffung stehen plötzlich vier Spielfiguren vor ihm: Mega Monkey, Jump Kidd, Major Powers und Pixie.Die seltsame Gruppe ist auf einer Mission! Sie müssen einen gefährlichen Bösewicht schnappen, der aus Server City geflohen ist – und sie brauchen Lucas' Hilfe, um sich an diesem seltsamen und analogen Ort zurecht zu finden und den Bösewicht aufzuhalten!Game On ist perfekt für alle, die Computerspiele lieben!-
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Game on 1: Rache ist süß
Übersetzt von Elena Teuffer
Titel der Originalausgabe: Game on 1: Hævnen er sjød
Originalsprache: Dänisch
Coverillustration: Anders Breum
Copyright ©2016, 2023 Andreas Nederland und SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788728278277
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung des Verlags gestattet.
www.sagaegmont.com
Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.
vonAndreas Nederland und Frederik Hansen
Aus dem Dänischen von Elena Teuffer
ES MIEFT NACH KOHL
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Lucas schwang seine Machete nach vorn und kämpfte sich durch die dickstieligen Pflanzen, die auf dem Boden des undurchdringlichen Dschungels wuchsen. Er musste fast am Waldrand sein, denn das Vogelgezwitscher in den Lautsprechern wurde langsam leiser. Sieben oder acht Slasher verfolgten ihn mit schleppenden Schritten, und eine große Gruppe näherte sich von vorne. Lucas fand ein Versteck hinter einem Baum, in das er hineinkroch. Unterbelichtete, sabbernde Slasher. Sie glaubten wohl, dass sie ihn jetzt hätten, aber sie wussten nicht, dass er eine Smartbombe unter seiner Weste dabei hatte. Er scrollte durch seine Waffensammlung, bis die Bombe erschien, klickte auf die linke Maustaste und warf sie damit.
BUUUMMM!
Ein weißes Licht erfüllte den gesamten Bildschirm, und als es verschwand, lagen sämtliche Slasher tot auf dem Boden, während die noch brennenden Palmenblätter knisterten. Lucas krabbelte wieder heraus, sammelte die Waffen seiner Feinde ein und lief auf den Rand des Dschungels zu. Er zerschlug ein riesiges Palmenblatt und trampelte es in den Sand. Die Sonne
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blendete ihn, und er musste die Helligkeit des Bildschirmes heruntersetzen, um überhaupt etwas sehen zu können. Er sprang in seinen Exo-Skeleton und startete den Raketenantrieb. So eine weite Wüste schaffte man nicht zu Fuß. Man konnte es deutlich an den Skeletten sehen, die überall in diesem riesigen Sandkasten verteilt lagen. Wollte man zur Stadt gelangen, sollte man lieber nicht zu Fuß gehen – sondern mit einem voll aufgeladenen Exo-Skeleton losdüsen.
Türme tauchten am Horizont auf und endlich konnte Lucas die ganze dunkle Stadt sehen. Hier hielt sich Lord Darkrobe auf. Er wusste nicht viel über den letzten großen Bösewicht des Spiels. Bisher hatte noch niemand Videos mit ihm auf YouTube eingestellt. Bei dem Gedanken, dass er vielleicht einer der ersten sein würde, der in dem Spiel so weit gekommen war, kribbelte es in Lucas’ Magen. Er drosselte seine Geschwindigkeit, landete ein Stück außerhalb der Stadt und ging das letzte Stück zu Fuß. Die riesigen, grob behauenen Granitblöcke glänzten im Sonnenschein, als er sich der Stadt näherte. Er sah sich um. Da! Er umfasste den großen Holzgriff und zog daran. Das Stadttor öffnete sich mit einem Knarren. Zuerst nur ganz langsam, aber plötzlich fiel es aus den Angeln, sodass Lucas zur Seite springen musste, um kein Leben zu verlieren. Mit einem lauten Krachen schlug das schwere Holztor auf den Wüstensand auf.
Er durchschritt die große Pforte. Lucas stellte die Helligkeit wieder höher ein, und jetzt konnte er sehen, wo er sich befand. In den Ecken des achtkantigen Raumes kämpften ein paar Fackeln gegen die Dunkelheit an. Entlang der Wände
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standen ein paar verstaubte Holzkisten und mitten auf dem Boden war ein Kreuz aufgemalt. Als er den Steinfußboden betrat, verursachten seine Schritte ein Echo, das fast wie in einer Kirche von den Wänden widerhallte. Er ging auf das Kreuz zu, als er plötzlich einen lauten Knall hörte.
KRACH! Er sprang zur Seite, als Lord Darkrobe auf dem Fußboden landete. Der Schurke in Umhang und Kapuze baute sich vor ihm auf und warf ihm mit seinen roten Augen böse Blicke zu. Lucas‘ Puls hämmerte wie wild. Er lief rückwärts, zog seine Pistole und feuerte eine Salve ab. Lord Darkrobe machte den Eindruck, als wäre es ihm völlig egal. Der riesige Schurke sprang hoch in die Luft und landete genau da, wo Lucas stand, sodass der Boden Risse bekam.
KRACH!
Er konnte sich gerade noch zur Seite werfen.
PENG! PENG! PENG!
Lucas versuchte, Lord Darkrobe mit seinem Gewehr zu erledigen, aber die Schüsse prallten einfach am dunklen Umhang ab. Lord Darkrobe sprang wieder los und krachte auf den Boden, genau da, wo Lucas stand, sodass er wieder zur Seite ausweichen musste. Der Boden bekam wieder Risse, als der mächtige Boss landete.
KRACH!
Lucas sprintete zu einer Holzkiste, öffnete sie mit einem gezielten Faustschlag und atmete erleichtert auf, als er den Inhalt sah: Ein Granatenwerfer. Er nahm ihn, zoomte näher, zielte direkt in Lord Darkrobes Visage und drückte auf die linke Maustaste.
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Das Geschoss zischte, schoss durch die Luft und traf den Fiesling zwischen seinen roten Augen. Lucas jubelte, aber als sich die Rauchschwaden der Granate verzogen, erkannte er, dass nichts passiert war. Lord Darkrobe sprang wieder auf ihn zu, sodass er die Beine in die Hand nehmen musste.
KRACH!
Lucas verstand gar nichts mehr. Alle Bosse haben doch eine verwundbare Stelle? Er hatte Lord Darkrobes Muster schon erkannt: Der riesige Schurke sammelte sich, sprang hoch und landete genau da, wo Lucas stand. Immer wieder. Aber seine schwache Stelle? Wo war Lord Darkrobes schwache Stelle?
„Lucas!“, rief eine Stimme.
„Lo-lord Da-Da-Darkrobe?“, stammelte er zurück.
„Lucaaas!“
Lucas runzelte seine Stirn und legte sein Ohr an den Lautsprecher seines Laptops.
„Lucaaas, Liebes, komm zum Essen runter!“
Ein ekliger Weißkohlgeruch kroch in Lucas’ Nasenloch. Er warf einen Blick auf seine Zimmertür, die zum Flur führte. Ein ‚Drakrobe Rises‘ Plakat füllte den Großteil der Innenseite aus.
KRACH! erscholl es in dieser Sekunde im Spiel.
Lord Darkrobe landete genau auf Lucas’ Spielfigur, die jetzt in einer Blutlache auf dem Boden lag.
GAME OVER stand auf dem Bildschirm.
Lucas schluckte. Er stand von seinem Stuhl auf und schlurfte die Treppe hinunter.
RISSE IN DER OBERFLÄCHE
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Klatsch!
Ein Löffel Weißkohl landete spritzend auf Lucas’ Teller. Er rümpfte die Nase bei dem Geruch.
„Iss nur, mein Schatz! Kohl enthält viele Ballaststoffe! Außerdem B- und C- Vitamine“, erklärte seine Mutter lächelnd.
Lucas saß am Ende des weißen Esstisches. An der Wand hing ein Familienfoto, für das er in ein weißes Hemd genötigt worden war und sein Vater einen Versuch unternahm, zu lächeln. Lucas versuchte, das Foto nicht anzusehen. Auf dem Küchentisch stand die ‚Handyfreie Zone – Kiste‘, in die man sein Mobiltelefon legen sollte, sobald man die Küche betrat.
Seine Familie hatte gerade eine neue Küche bekommen. So eine mit Hochglanz Schranktüren und wo man beim Essen zubereiten mitten im Raum stand. Es handelte sich um eine sogenannte ‚Gesprächsküche‘, was Lucas’ Mutter wortwörtlich nahm.
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„Jesper?“, rief sie.
„Ja, mein Schatz!“, antwortete Lucas’ Vater, der in seinem Arbeitszimmer saß.
„Komm, es gibt leckeres Essen!“, rief sie und setzte sich an das andere Tischende.
Lucas’ Vater schlurfte aus seinem Arbeitszimmer, setzte sich und begann, zu essen, ohne ein Wort zu sagen. Sein Vater machte die Buchhaltung für PhoneBizz, eine der führenden Mobilfunk-Firmen.
„Wirklich unglaublich, wie du für diese Stelle schuftest“, sagte seine Mutter und legte ihrem Mann eine Hand auf die Schulter. „Und du musst heute Abend wirklich noch ins Büro? Es bleibt doch dieses Mal bei einem kurzen Besuch, nicht wahr?“
„Ja, mein Schatz“, antwortete sein Vater und rührte mit seiner Gabel im Kohl herum.
Im Hintergrund dudelte das Radio auf Kanal 4. Es war immer an, auch wenn niemand genau zuhörte, was gesagt wurde.
„Und, schmeckt euch das Essen?“, fragte Lucas’ Mutter und lächelte den beiden zu.
„Ja, mein Schatz“, antwortete sein Vater schnell. Lucas starrte auf seinen Teller.
„Lucas?“, versuchte es seine Mutter erneut.
Es schien, als würde der weiße Klecks auf seinem Teller wachsen, wenn er ihn anguckte.
„Erde an Lucas! Bist du hier?“
„Ja, bin ich doch! Entspann dich!“
„Also, du machst einen leicht gestressten Eindruck“, sagte seine Mutter. „Hast du schon wieder am Computer gesessen und gespielt? Diese ganzen Spiele regen dich so auf!“
„Mama, ich rege mich nicht auf!“, brach es aus Lucas heraus.
„Aber du wirkst so!“, antwortete seine Mutter. „Daran ist nur die Spielerei Schuld. Man wird ganz durcheinander davon! Ich kann dir gleich einen Forschungsbericht zeigen, den ich neulich gelesen habe. Wo ist meine Brille? Habt ihr meine Brille gesehen?“
Lucas zeigte auf eine Lesebrille, die genau vor ihr lag.
„Oh Gott, ja! Also, dieser Bericht – wo habe ich das iPad nochmal hingelegt? Habt ihr das iPad gesehen? Ach, du liebe Zeit! Es qualmt aus dem Topf! Oh Gott, habe ich etwa vergessen, die Herdplatte abzuschalten?“
Lucas’ Mutter sprang auf und guckte verzweifelt auf den qualmenden Topf.
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„Jesper! Jesper, wo soll man nochmal mit dem Daumen draufdrücken?“
Sein Vater stand auf, legte den Finger auf die Glasplatte, bis sie einen Piep von sich gab. Die Eltern setzten sich wieder.
„Ja, aber du kannst schon verstehen, dass ich mir Sorgen mache, wenn du dich immer so aufregst! Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als dir den Computer eine Weile wegzunehmen, wenn es so weitergeht. Heute wird jedenfalls nicht mehr gespielt!“, verkündete seine Mutter.
„Stimmst du mir zu, Schatz?“, fragte sie und sah Lucas’ Vater an.
„Jesper? Stimmst du mir zu?“
Sein Vater saß am Tisch und stocherte mit seiner Gabel im Weißkohl herum.
„JESPER!“
Lucas’ Vater sprang auf, räusperte sich und antwortete seiner Frau: „Ja, mein Schatz!“
„Sollen wir denn nicht mal schauen, ob Handball etwas für dich ist?“, fragte seine Mutter und sah Lucas in die Augen.
„Nein“, antwortete er.
„Fußball?“
„Mama!“, antwortete Lucas genervt.
„Eishockey?“, schlug seine Mutter vor.
„Hör endlich auf!“, rief Lucas. „Wie oft habe ich es dir schon gesagt? ICH HABE KEINE LUST!“
In der Gesprächsküche wurde es still. Nur der Sprecher im Radio hatte die Ansage nicht verstanden und quasselte weiter. „Die Polizei hat immer noch keine Hinweise auf die maskierte
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Person, die in der Stadt randaliert“, berichtete die Stimme. „Die gesuchte Person wurde an verschiedenen Stellen gesehen, aber niemand weiß, wo sie sich jetzt aufhält.“
Seine Mutter schaltete das Radio aus. „Ach, mein Schatz, ich weiß doch, wie leid du es bist, beim Schulsport immer als letzter in ein Team gewählt zu werden. Aber man wird ja nicht besser in etwas, wenn man aufgibt. Wenn man eine Niederlage einstecken muss, wenn man verliert, gibt es zwei Möglichkeiten zu reagieren: aufgeben oder wieder aufstehen.“
„Ja, ja. Ich kenne doch den Spruch. Aber das klappt bei mir nicht“, sagte Lucas und würgte schnell einen Bissen Kohl herunter.
Lucas’ Vater sprang auf einmal vom Tisch auf und hielt sich den Bauch.
„Oh je. Hast du es schon wieder mit dem Magen?“, fragte seine Mutter. „Spülst du gleich das Geschirr, wenn du auf der Toilette warst?“
„Ja, mein Schatz“, antwortete Lucas’ Vater und rannte auf das Gästeklo.
Lucas starrte ausdruckslos auf seinen Teller. Auf der Oberfläche waren Schrammen. Schwache Risse waren dort entstanden, wo unzählige Gabeln etwas aufgespießt hatten. Immer wieder, bis die Oberfläche angekratzt worden war. Er bekam eine Idee. Sie war einfach, aber möglicherweise genial, und wenn es klappte, würde er einer der ersten sein, der Lord Darkobe besiegte.