7,99 €
Ein neues Abenteuer beginnt!Lucas hat Angst vor seinem Nachbarn, richtige Angst. Dieser ist ganz bleich und läuft immer in einer langen, schwarzen Lederjacke herum. Eines Tages behauptet sein Nachbar, dass ein Angriff auf Lucas' Haus stattfinden wird – und zwar aus dem Internet! Er hat eine enorme Spannung gemessen, die direkten Kurs auf sie genommen hat. Es bleibt nicht viel Zeit, um sich vorzubereiten, und niemand, der ihnen helfen könnte – es sei denn, es gäbe eine Möglichkeit, mit Mega Monkey, Jump Kidd, Major Powers und Pixie in Server City Kontakt aufzunehmen ...-
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2023
Game on 2: Nachbarschaftshilfe
Übersetzt von Elena Teuffer
Titel der Originalausgabe: Game on 2: Nabohjælp
Originalsprache: Dänisch
Coverillustration: Shutterstock
Copyright © 2016, 2023 Andreas Nederland und SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788728278260
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung des Verlags gestattet.
www.sagaegmont.com
Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.
Andreas Nederland & Frederik Hansen
Aus dem Dänischen von Elena Teuffer
DAS GROSSARTIGSTE SCHWERT
8
Vier Abenteurer standen am Eingang zur Grotte. Sie hatte die Form eines gähnenden Totenkopfes und war so groß, dass man darin eine Kirche hätte unterbringen können. Sie waren gekommen, um zu kämpfen. Gegen das zu kämpfen, was auch immer sich in der Höhle verbarg. Ein tiefes Brüllen schallte aus der Grotte und ließ den Berg erzittern. Ganze Klippen, Felsen und Steine rutschten den Abhang hinunter und landeten am Fuß des Berges und bedeckten die vier Abenteurer mit einer feinen Schicht Staub.
„Das hier wird mir zu abgefahren. Ich bin weg!“, heulte D3XT3R und loggte sich aus.
Jetzt waren sie nur noch zu dritt.
Das Gebrüll verklang und wurde von einem Chor scharfer, kurzer Piepgeräusche ersetzt. Es klang wie hundert Messer, die über einen leeren Teller geschrammt wurden. Die Geräusche wurden immer lauter, bis sie schmerzhaft in ihren Ohren klangen.
„Jetzt kommen sie! Aufstellung!“, rief LUC@S den beiden anderen zu.
Er zog sein Schwert und hielt sich das Blatt vor sein Gesicht. Das Sonnenlicht schien durch das blaue Kristallschwert und brach sich in ein Meer winzig kleiner
9
Strahlen. Das Kristall-Katana war das großartigste Schwert, das er jemals besessen hatte.
Der Zwerg b00mbUR stellte sich mit seinem erhobenen Streithammer an seiner linken Seite auf, rechts bezog FladnaG in seinem grauen Umhang Stellung und schwankte mit seinem langen Wanderstab in den Händen hin und her. Die Piepgeräusche explodierten in ihren Ohren und der Himmel wurde schwarz vor lauter Fledermäusen, die aus der Grotte flogen. Die kleinen, pelzigen Mörder umkreisten sie und griffen sie mit ihren messerscharfen Klauen und Bissen an.
b00mbUR legte los und schlug mit seinem Hammer in alle Richtungen, aber jedes Mal, wenn er eine Fledermaus in Stücke gehauen hatte, tauchte eine neue auf.
„LUC@S, WAS SOLLEN WIR MACHEN? ES SIND VIEL ZU VIELE! ICH LOGGE MICH AUS!“, schrieb der kleine, gedrungene Krieger panisch.
10
„Du bleibst hier und kämpfst, b00mbUR!“, befahl LUC@S.
Er studierte die Bewegungen der Fledermäuse, auch wenn sie ihn weiterhin angriffen und Lebensenergie aus ihm herauskratzten. Er wurde von einem Sonnenstrahl geblendet, den sein Schwert reflektierte. Er verstand.
„Ich habe einen Plan! Hört auf, die Fledermäuse zu töten. Jedes Mal, wenn wir eine erledigen, aktivieren wir deren spawn cycle !“
„Was für ein Ding?“, fragte b00mbUR und teilte noch eine Fledermaus in zwei Teile.
„Spawn cycle! Also der sorgt dafür, dass immer neue Fledermäuse dazukommen. Hört augenblicklich auf, sie zu töten! Ich weiss, was wir machen!“
LUC@S wandte sich dem Zauberer im grauen Umhang zu. „FladnaG, wenn ich Bescheid sage, belegst du mein Schwert mit einem Lähmungs-Zauber.“
„Was? Echt jetzt? Wir werden gerade von diesen verdammten fliegenden Ratten zu Hackfleisch verarbeitet und du willst, dass ich dein Schwert verzaubere?“, rief FladnaG.
„Genau so. Und jetzt machst du einfach das, was ich dir sage“, kommandierte LUC@S.
Er hielt das Schwert senkrecht in die Luft, sodass die Spitze nach oben zeigte.
„Sprich die Beschwörung!“, rief er FladnaG zu.
Der Mann im grauen Umhang grummelte vor sich hin, aber zeigte mit seinem Wanderstab auf LUC@S’ Kristallschwert. Ein magisches, blaues Licht zischte von der Spitze des Wanderstabs
11
direkt in die Mitte des Schwertes. Es sah aus wie die Discokugel beim Sommerfest seiner Schule, als das Schwert lauter Ministrahlen mit Lähmungs-Zaubern reflektierte und alle Tiere traf. Es regnete gelähmte Fledermäuse vom
Himmel und b00mbUR jubelte:
„JAAA, MANN! LUC@S! DU BIST DER GENIALSTE!“
Der dicke Zwerg hüpfte und tanzte im Kreis. „Ausgezeichneter Plan, LUC@S“, pflichtete FladnaG ihm bei. Ihr Jubel wurde von einem erneuten Gebrüll aus der Grotte abgebrochen.
Die Erde bebte unter ihren Füßen und große Felsbrocken rollten wieder bergab.
„Was war das?“, brüllte b00mbUR.
Durch das durchdringende Gebrüll konnte Lucas Geräusche von klimpernden Schlüsseln und dem Drücken der Klinke ausmachen. „Scheiße! Meine Mutter kommt!“
BEIM JOGGEN GIBT ES KEINE TEAMS
13
„Hallo Mama!“, grüßte Lucas eilig und versuchte, wie jemand zu klingen, der gerade Hausaufgaben macht.
Seine Mutter kam in die Küche und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Keine Sekunde zu früh hatte er sein Computerspiel verschwinden lassen und das Word-Fenster geöffnet.
„Machst du Hausaufgaben? Was hast du am Montag vor?“, fragte sie.
Sie nahm die entrahmte Biomilch, den biodynamischen Spitzkohl und Chiasamen aus der Einkaufstasche und räumte die Sachen in den Kühlschrank, ohne sie anzusehen. Ihr Blick hatte sich auf Lukas geheftet, während sie eine Schachtel Wattestäbchen nahm und sie in ein Kühlschrankfach legte.
„Ähm, Mama? Sollen die nicht ins Bad?“, fragte Lucas.
„Ach du liebe Zeit, ja, natürlich!“, sagte sie. Seine Mutter räumte weiter Lebensmittel in die Regale und hatte seine Hausaufgaben völlig vergessen.
„Ach, Mensch. Weißt du was, Lucas? Ich habe keinen Quinoa bekommen. Kannst du schnell in den Bioladen laufen und eine Packung für mich besorgen? Du darfst dir auch gerne ein Stück Dattelkonfekt kaufen“, lächelte sie und zog einen widerspenstigen 50-Kronen-Schein aus ihrem Portemonnaie hervor.
14
„Okay, also … Ich soll zu Hause bleiben und Hausaufgaben machen, es sei denn, ich soll etwas für dich besorgen?“, antwortete er.
„Ach, Lucas! Jetzt hör aber auf. Ich habe doch gesagt, dass du gerne rausgehen darfst. Wenn du zum Beispiel Fußballtraining ausprobieren möchtest. Oder Handball. Oder was ist denn mit Hallenhockey? Das wär doch was für dich, könnte ich mir vorstellen.“
„Hör auf, Mama! Ich habe so die Nase voll! Ich werde doch sowieso immer als Letzter in eine Mannschaft gewählt.“
„Aber du könntest doch auch eine Runde joggen gehen, wenn du Lust hast. Es gibt schließlich beim Laufen keine Mannschaften, Lucas.“
Lucas überlegte einen Moment, ob er erwähnen sollte, dass es zum Beispiel beim Stafettenlauf doch Mannschaften gab, ließ es dann aber sein. Es hätte eh keinen Sinn gehabt.
„Ich will doch bloß, dass du eine Pause von diesen furchtbaren Computerspielen einlegst. Die lösen in deinem Gehirn Stressreaktionen aus und hemmen deine Entwicklung.“
Lucas hatte diese Leier seiner Mutter schon tausendmal gehört. Sie hob das iPad vom Küchentisch hoch und winkte mit ihm.
„Übrigens habe ich heute Morgen noch einen unglaublich interessanten Artikel auf Facebook gelesen. Es ging darum, wie Kinder durch Computerspiele zu Autisten werden. Autisten, Lucas! Du solltest wirklich dankbar sein, dass ich so gut auf dich aufpasse. Du möchtest doch wohl kein Autist werden, oder?“
Seine Mutter schaute ihn fragend an, während sie das iPad in den Kühlschrank legte und fortfuhr, ihre Einkäufe einzuräumen.
15
Lucas wollte gerne etwas erwidern, aber er konnte sich einfach nicht dazu aufraffen. Es wäre nur eine Einladung an sie, herumzustressen. Das iPad würde sie später suchen.
Er klappte den Computer zu. Es war der Laptop seines Vaters. Vor zwei Wochen war Lucas’ eigener durchgebrannt, als er zusammen mit vier Helden aus der Spielwelt den durchgeknallten Superschurken Bunny Hop aufgehalten hatte, alle Smartphones der Welt zu zerstören. Sie hatten seinen Computer als Portal in die Spielwelt benutzt, und als das Portal sich wieder geschlossen hatte, hatte sein geliebter Laptop den Geist aufgegeben. Jetzt hatte er keinen eigenen Computer mehr.
„Komm, Lucas, ab mit dir! Wir können zusammen rausgehen. Ich gehe zu dem Vortrag über Mindfulness“, sagte sie und nahm den Computer an sich.
Sie öffnete die Tür zum Arbeitszimmer seines Vaters. „Ich schließe den hier lieber in Papas Büro ein. Nur zur Sicherheit, nicht wahr, Lucas? Du könntest ja in Versuchung kommen zu spielen, während ich unterwegs bin.“
Als der Computer untergebracht war, schloss sie die Bürotür ab und ging in die Waschküche. Hier angelte sie ihr iPhone aus einem kleinen Bastkörbchen, das die Aufschrift ‚Handyfreie Zone‘ trug.
In ihrem Haus waren Handys verboten. Seine Mutter hatte dies beschlossen, nachdem sie einen Artikel gelesen hatte, inwiefern die Strahlung von Handys Kresse langsamer wachsen und eingehen ließ. Lucas war der Kleinste in seiner Klasse, und der Artikel hatte bei seiner Mutter große Besorgnis ausgelöst,
16
ob es an der Handystrahlung lag. Wenn es nun an den Mobiltelefonen lag, die ihn langsamer wachsen ließen? Und was, wenn sie dazu führen würden, dass er einging? Deshalb hatte sie eine Handyfreie Zone in ihrem Haus eingeführt. Jetzt sollten alle, die das Haus betraten, ihre Telefone in das kleine Körbchen legen. Sie hatte auch ein Gespräch mit dem Rektor geführt, ob nicht auch die Schule handyfrei sein könnte. Aber die meisten Kinder fanden, dass dies keine besonders geniale Idee war.
Lucas schnappte sich seinen Schlüssel und verließ mit ihr das Haus. Sie küsste ihn noch einmal auf die Stirn, hüpfte in den Fahrradsattel und schlingerte mit der einen Hand am Lenker, mit der anderen ein iPhone in der Hand die Einfahrt hinunter.
Jetzt war er alleine. Sollte er vielleicht zurück zum Arbeitszimmer seines Vaters gehen und probieren, das Schloss zu knacken? Dann konnte er das Spiel wieder starten und nachsehen, ob b00mbUR und FladnaG immer noch da waren? Er blieb einen Augenblick stehen und überdachte seine Lage. Nein. Er sollte lieber schnell in den Bioladen gehen. Ansonsten wäre sie ganz bestimmt überzeugt davon, dass er zu viel Stress hatte. Oder Autist geworden war.
Lucas trottete die Einfahrt hinunter, ging um die Ecke und lief in eine große, schwarze Gestalt hinein. Er fiel auf den Po und riss die Augen auf, als sein Blick direkt in die starrenden Augen ihres Nachbarn über ihm fiel.
EIN UNANGENEHMES TREFFEN
18
Der Nachbar baute sich über Lucas auf. Seine kalten Augen bohrten sich in Lucas‘ Gehirn. Er sagte kein einziges Wort. Stierte einfach auf ihn hinunter.
Die seltenen Male, die man den Nachbarn sein verlottertes Haus mit den ewig heruntergezogenen Rollos verlassen sah, schwebte er mit langen Schritten die Straße entlang. Immer in schwarz gekleidet: Schwarze Stiefel, schwarze Hose, schwarzer Pulli, schwarzer Hut und eine lange, schwarze Lederjacke, die wie ein Umhang hinter ihm herflatterte. Und er war groß. Bestimmt mehr als zwei Meter, und er hatte keinen kleinen Kugelbauch wie die anderen Väter in der Straße. Er sah hager und knochig aus, und sein Gesicht sah aus wie ein Totenkopf, über den jemand gelbe Haut gespannt hatte.
Seine Nase war groß und krumm wie ein Schnabel. Und dann waren da seine Augen. Sie waren aufgerissen und starrten, als ob er versuchte, mit ihnen Laserstrahlen abzuschießen. Lucas bemerkte, wie ihm sein Blut ins Gesicht schoß und er einen drückenden Schmerz im Magen bekam.
Sein Herz hämmerte in der Brust und ihm brach der kalte Schweiß aus. Er war dem Nachbarn noch nie so nahe gekommen, und jetzt stand der schwarzgekleidete Mann vor ihm und türmte sich über ihm auf. Lucas bewegte hastig Arme und Beine und in einem panischen Krabbengang versuchte er, aus dem Schatten seines Nachbarn herauszukrabbeln.
20
„Hilfe! Hilfe!“, schrie er und zeigte auf den Nachbarn, der schnell über beide Schultern guckte, als ob jemand hinter ihm stehen würde. „Hiiilfeee!“
Er schrie wieder, während er noch wilder mit den Beinen zappelte.
„Kidnapper! Kidnapper! Kidnapper!“
Der Nachbar riss die Augen auf. Er drehte sich schnell um und verschwand mit großen Schritten.
Lucas kam auf die Beine und rannte zur Haustür. Er friemelte den Schlüssel ins Schloss, riss die Tür auf und sprang hinein. Er stürzte die Treppe hoch und in sein Zimmer. Er lehnte sich an die geschlossene Tür, während sein Puls kräftig hämmerte. Durch das schräge Dachfenster konnte er das Haus und den Garten des Nachbarn sehen. Das Gras sah aus, als wäre es noch nie gemäht worden. Die Hecke war in alle Richtungen geschossen, sodass bereits lange Zweige in den Garten rankten und das Einzige, was nicht wirklich in den grünen Dschungel passte, waren eine Menge alter Fußbälle. Sie lagen im Garten verstreut, denn kein Kind hatte sich getraut, seinen Ball wiederzuholen, wenn er aus Versehen dort hinein geflogen war. Lucas fühlte sich plötzlich unbehaglich. Er wendete langsam seinen Blick vom Garten ab und in das erste Fenster darüber. Die Rollos waren hochgezogen worden und hinter dem Fenster stand der Nachbar und guckte ihm direkt ins Gesicht. Lucas’ Puls erhöhte sich wieder. Er warf sich auf den Boden, damit er nicht mehr im Blick des Psychopathen war. Alle in seiner Straße wussten, dass der Nachbar wahnsinnig gefährlich war. Und ein Kindermörder.