Gärten des Jahres 2024 - Nico Wissing - E-Book

Gärten des Jahres 2024 E-Book

Nico Wissing

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Beschreibung

ERLEBEN SIE DIE FASZINIERENDE WELT DER PREISGEKRÖNTEN PRIVATGÄRTEN! GÄRTEN DES JAHRES präsentiert auch in diesem Jahr stolz die 50 herausragendsten Gärten der Landschaftsarchitekt:innen, Gartengestalter:innen sowie Garten- und Landschaftsbauer:innen – sorgfältig ausgewählt von einer hochkarätigen Fachjury. Dieses Callwey Buch ist eine Hommage an die Kreativität privater Gärten, die beeindrucken. Durch eindrucksvolle Bilder und detaillierte Pläne wird die Schönheit und die Einzigartigkeit der 50 Gärten gezeigt. Umfassende Angaben zu Besonderheiten des Grundstücks, des Konzepts, der verwendeten Materialien und der Auswahl der Pflanzen runden die 50 Gartenporträts ab. "Gärten des Jahres" ist ein unverzichtbares Buch für alle, die von ihrem eigenen Traumgarten träumen oder sich einfach von der Schönheit der Natur inspirieren lassen wollen.

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Seitenzahl: 247

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GÄRTENDESJAHRES

Die50 schönstenPrivatgärten

NICO WISSINGKONSTANZE NEUBAUER

INHALT

Einleitung

Die Jury

Partner und Sponsoren

1. Preis/Anerkennungen

1. Preis

Stege an den FeuchtwiesenVelen, Nordrhein-WestfalenNaturwohnraum

Anerkennungen

Elegante Ökologie in der StadtKöln, Nordrhein-WestfalenHORTVS – Peter Janke Gartenkonzepte

Upcycling LandhausgartenSchermbeck, Nordrhein-WestfalenPaus Gartendesign

Gartenlandschaft in BewegungJenins, Kanton Graubünden, SchweizHariyo Freiraumgestaltung GmbH

In dubio pro naturaBonn, Nordrhein-WestfalenGartenLandschaft Berg & Co. GmbH

Abenteuerland GartenJegenstorf, Kanton Bern, SchweizGartenkultur AG

Fotografenpreis

Projekte

Ein echter LebensraumBoostedt, Schleswig-HolsteinSoeren von Hoerschelmann Garten- und Landschaftsarchitektur

Staudenwildnis statt RasenmonotonieMünchen, BayernLandschaften und Gärten

Baumkulisse für SchattenplätzeMünchen, BayernCvB Gartendesign Christiane v. Burkersroda

Mit der Landschaft im DialogKanton Luzern, SchweizSimon Rüegg Landschaftsarchitektur AG

Lebensqualität in GrünHeidelberg, Baden-WürttembergKEPOS Gartenarchitektur

Neue Klassik: Leichtigkeit und EleganzRheinland, Nordrhein-WestfalenWKM Landschaftsarchitekten GmbH

Die Beständigkeit des WandelsMittelland, SchweizHariyo Freiraumgestaltung GmbH

Grünes Licht im HinterhofBerlin-FriedrichshainJonas Reif und David Zimmerling

Der summende GartenSierksdorf, Ostholstein, Schleswig-HolsteinIlka Mahro – Gartengestaltung

Lebensraum FamiliengartenMoers, Niederrhein, Nordrhein-WestfalenPlanungsbüro Davit Arican

Die Umarmung der SophoraBasel Landschaft, SchweizLustenberger Schelling Landschaftsarchitektur

Eine Frage des VertrauensAachen, Nordrhein-Westfalen3Plus Freiraumplaner

Basaltgarten am MaarEifel, Rheinland-PfalzGartenLandschaft Berg & Co. GmbH

Klima-Natur-GartenRegensburg, BayernDie Naturgartenplaner

Gartenkultur – Kultur im GartenWesthofen, Rheinland-Pfalzrheinblau2 objekt design _kommunikation

Von Zedern und uralten MammutbäumenMeran, SüdtirolJensen Landschaftsarchitekten

Erinnerungen an glückliche KindheitstageBalingen (Gartenschau 2023), Baden-WürttembergThomann Garten- und Landschaftsbau GmbH & Co. KG

Zuhause im GartenKreis Euskirchen, Nordrhein-WestfalenForster Garten- und Landschaftsbau GmbH

Eine Wasserlandschaft am ParkPreetz, Schleswig-HolsteinDirk Christian Schröder

Im FelsengartenLinz, ÖsterreichKriegergut Garten- und Landschaftsdesign GmbH

Mehr Platz für den GartengenussRegion Baden, Kanton Aargau, SchweizHariyo Freiraumgestaltung GmbH

nordic by natureOberösterreichtomhimmelgrün e.U.

Farbe als NebensacheAachen, Nordrhein-Westfalen3Plus Freiraumplaner

HeckentheaterLangenfeld, Nordrhein-WestfalenBurkhard Damm Landschaftsarchitektur

Pflanzenvielfalt in den HügelnRaum Aargau, SchweizLustenberger Schelling Landschaftsarchitektur

Inspiriert von GehölzenBad Zwischenahn, Ammerland, NiedersachsenKerstin Wiechmann Gartengestaltung

Erlebniswelt VorgartenBrandenburgPotsdamer Gartengestaltung GmbH

Die Kunst der Fugesüdlich von München, BayernKoch+Koch Gartenarchitekten

„Die Kunst – eine Harmonie parallel zur Natur“ (Cézanne)Essen, Nordrhein-WestfalenBrigitte Röde – Planungsbüro Garten und Freiraum

Ein wertvoller Teil des Stadtviertels HamburgBERAN GÄRTEN GmbH & Co. KG,Gärtner von Eden

Wie vom Himmel gefallenWien, ÖsterreichDI Claudia Wolf Gartendesign eU

Hommage an Max LiebermannNiedersprockhövel, Nordrhein-WestfalenGroße Gärten

Weites LandMünsterland, Nordrhein-WestfalenConstanze Gericks – cbplan landschaftsarchitektur

Kleiner Stadtgarten im alten QuartierStadt Bern, SchweizGlowing Grass GmbH

Vom Wert der alten BäumeDresden Naußlitz, Sachsen360° Landschaftsgestaltung Georgi

Unter alten FlaumeichenKanton Bern, SchweizGartenkultur AG

Ferien im VorgartenKlosterneuburg, NiederösterreichBEGRÜNDER

Französische Lebensart im Gartensüdlich von München, BayernSoulgarden GmbH

Das Spiel der GegensätzeKitzbühel, ÖsterreichInspired by Nature

Big City(-garden) LifeBonn Zentrum, Nordrhein-WestfalenForster Garten- und Landschaftsbau GmbH

Ein Garten am RheinNeuss, Nordrhein-WestfalenBurkhard Damm Landschaftsarchitektur

Garten zu einem BaudenkmalKöln, Nordrhein-Westfalengartenplus – die gartenarchitekten

Wie aus einem Hinterhofein eleganter Gartenwohnraum wirdHamburgJochen Gempp Gartendesign

DschungelabenteuerCuijk, NiederlandeVIC Activating Landscapes BV

Lösungen des Jahres 2024

Longlist

Adressen und Pflanzenregister

Impressum

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EINLEITUNG

von Nico Wissing

Wie im Paradies

Ethisch und ästhetisch

Das Zwitschern der Vögel, das Summen von Bienen, das Rascheln von Kleintieren und der Anblick von Schmetterlingen und anderen schönen Insekten bringt Leben in einen Garten. Diese Tiere sind nicht nur schön, sondern ein unverzichtbares Bindeglied in unserem Ökosystem, weshalb wir Flora und Fauna in Gärten und Landschaften genug Lebensraum einräumen sollten. Der Maulwurf z. B. wird fast immer vertrieben, obwohl er unterirdische Gänge in der Erde anlegt, die für den Wasserhaushalt des Bodens unerlässlich sind. Zusätzlich sorgt der Maulwurf dafür, dass bestimmte Schädlinge ferngehalten werden. Das gilt auch für Vögel, die invasive Arten wie z. B. die Raupe des Buchsbaum-Zünslers „biologisch bekämpfen“, wenn sie sie als Nahrungsquelle für sich erschließen. Diese Tiere sind unverzichtbare Helfer in unserem Lebensraum und schaffen einen Ausgleich zwischen der Natur und dem Garten oder einer Landschaft. Wir als Gestalter von Außenräumen müssen das Gleichgewicht zwischen Ökologie und Garten- bzw. Landschaftsarchitektur herstellen.

Lebloses Grün

Seit dem Aufkommen der Garten- und Landschaftsarchitektur, deren Ursprung in Frankreich und England liegt, basiert die Gestaltung auf einer Philosophie der Ordnung, übertriebenen Sauberkeit und der Beherrschung des „wilden Paradieses“ um uns herum. Die Wildnis wurde durch das Aufkommen der Gärten Ludwigs XIV. zurückgedrängt, die streng formal und wenig abwechslungsreich waren. Ebenso war es in den romantischen englischen Landschaftsgärten üblich tausende Bäume zu fällen, um Sichtachsen zu schaffen und weitläufige Rasenflächen anzulegen.

Kopien englischer Landschaftsgärten finden wir auch heute noch in unserem Beruf. Es wäre schön, wenn in der heutigen gebauten Umwelt Platz für ökologische Landschaftsgestaltung geschaffen würde. Oftmals werden Gestaltungsbeispiele aus Gartenzeitschriften oder aus Prospekten von Produktanbietern kopiert. Deshalb liegt der Schwerpunkt auch meist auf der Schaffung eines Außenraumes, der frei von allem Lebendigen ist, der auf den Bau überdimensionierter Terrassen, viel Versiegelung, „glatten“ Materialien und Ausstattungen wie Außenküchen, Außenfernseher, Whirlpools, Swimmingpools, sterilen Veranden und dekorativen Gartenmöbeln konzentriert ist, die „weit weg“ vom Ökosystem sind. Auch die Bepflanzung mit Eiben, Hortensien und Lavendel passt da ins Bild – ganz zu schweigen von nicht heimischen Arten wie Oliven und Palmen.

Unsere Aufgabe ist es, den Garten nicht nur funktional und dekorativ zu gestalten, sondern ihn auch aufzuwerten, indem wir den Wert der Pflanzen einbringen. Beim Planungsprozess sollten bereits vorhandene Landschaftselemente wie große Bäume, Dickichte, Sträucher und Stauden, Wasserflächen und Gestein integriert werden. Ein Baum sollte „heiliggesprochen“ werden, auch wenn er krumm oder etwas weniger schön ist, kann er durchaus wertvoll sein. Selbst totes Holz hat einen Wert und ist mit Flechten, Pilzen, Bakterien und Schimmelpilzen voller Leben. Heutige Gärten werden „tot“ gepflegt. Die Gartenbesitzer gehen wie mit einem Staubsauger durch ihren Garten, alles Laub wird klinisch beseitigt, „am besten“ gleich mit einem Laubbläser. Der Rasen muss kurz gehalten und die Steine extrem dicht sein, damit sich kein Moos oder ähnliches daran festsetzen kann.

In einem wirklich lebendigen Garten ist dies möglich: Hier wachsen Gänseblümchen im Gras und, wo es vertretbar ist, Moos auf den Platten; Farne, Flechten und spezielle Algenarten beleben Mauern. In unseren Entwürfen schafft "Rewilding" eine wunderbare Gelegenheit für den Garten oder die Landschaft, zu allem Lebendigen beizutragen.

Der Garten in den vier Jahreszeiten

Gärten, die im Gleichgewicht sind, wirken auf den Menschen beruhigend. Gärten, in denen die verschiedenen Jahreszeiten erlebt werden können, geben dem Leben einen Rhythmus. Der aufkeimende Frühling weckt neue Energie in uns und lässt uns über die Schönheit und Vielfalt der Blüten staunen: Über die Knospen an Bäumen, Sträuchern und Stauden, die sich zu fantastischen Blüten in allen Farben, Formen und Größen entfalten. Das frische Grün der jungen Blätter symbolisiert neues Leben, Kraft und Energie. Im Sommer wachsen die Stauden zu kräftigen Pflanzen heran, die oft kurz vor der Samenbildung stehen. Der Sommer ist die Zeit, in der die Menschen ihre Ideen weiterentwickeln und umsetzen. Der Herbst ist die Zeit der Ernte. Die herangereiften Früchte, Samen und Beeren dienen als Vorrat für den kommenden Winter. Für den Menschen ist der Winter die Zeit des Aufräumens, der Besinnung und der Kontemplation, um sich auf den Frühling, das neue Leben, vorzubereiten. Nirgendwo ist dieser Rhythmus der Natur so sichtbar wie im Garten und in unserer unmittelbaren Umgebung. Ökologische Gärten geben dem Menschen mehr innere Ruhe. Hingegen erfordert ein übertrieben gepflegter Garten ständig obligatorische Arbeiten von uns.

Der Entwurfsprozess

In den vierzig Jahren, in denen ich das Privileg habe, Gärten und Landschaften zu gestalten, bin ich immer vom Bestand ausgegangen und habe ausnahmslos natürliche Materialien und Pflanzen verwendet. Ungiftig, umweltfreundlich, regional und so weit wie möglich heimisch. Bei meinen Entwürfen versuche ich, natürliche Elemente unter biophilen Gesichtspunkten zu verwenden. Vor der eigentlichen Gestaltung setze ich mich in den Garten und versuche, mit der Umgebung in Kontakt zu treten. So kann ich feststellen, wie sich der Garten anfühlt, z. B. in Bezug auf Sonne und Wind, Wolkenlandschaften, einen starken Regenschauer oder den Sternenhimmel. Die meisten meiner Entwürfe haben einen organischen Charakter und sind von der Natur inspiriert, in der nahezu alles organisch geformt ist. Die Natur hat bereits alle Formen geschaffen und ist uns dabei zuvorgekommen. Die Natur hat oft die beste Lösung parat. Auch wenn ich möchte, dass sich unsere Entwürfe in die umgebende Natur und das Ökosystem ganz selbstverständlich einfügen, verwende ich Bäume und Pflanzen aus Baumschulen und Gärtnereien.

Doch alles, was ich verwende, trägt zum Erhalt des Ökosystems bei. Eckpunkte sind dabei eine möglichst geringe Versiegelung, die Verwendung regionaler Materialien, die Schaffung von möglichst viel Grünfläche und die Pflanzung von Bäumen. Alle Materialien müssen recyclebar sein oder wieder in die Natur zurückgeführt werden können. Dazu gehört auch Zurückhaltung bei der Verwendung von Beleuchtung jeglicher Art zu üben, um Störungen nachtaktiver Insekten und Säugetiere zu vermeiden. Ebenso wichtig ist mir ein sparsamer Umgang mit dem Wasser. Mit Wadis, Teichen, Wasserkanälen und Gräben lässt sich z. B. Wasser sammeln. Mit der Aussaat von Wildblumen und artenreichen Rasenflächen mit niedriger krautiger Vegetation kann man z. B. die biologische Vielfalt erhöhen. Wir setzen auch, oft in Absprache mit den Hochbau-Architekten, begrünte Fassaden und Dächer, Dachterrassen, spezielle Pergolen sowie Drahtsysteme mit Kletterpflanzen (u. a. Efeu, Wilder Wein, Hopfen, Waldrebe) ein.

Jetzt könnte man denken, dass unsere Entwürfe nahezu eine Adaption der Natur sind, sodass für den Garten- und Landschaftsarchitekten kaum noch Arbeit übrigbleibt. Das Gegenteil ist der Fall. Die Kunst besteht darin, mit einem durchdachten Plan ein gelungenes Zusammenspiel von Blickachsen, räumlicher Wirkung und Erlebnis in einem Garten zu gestalten. Ökologische Gärten verwenden häufig wiederverwendbare oder recycelte Materialien, indem sie Steinhaufen aufschichten, Baumstämme verwenden und natürliche Teiche anlegen. Obwohl ich ein großer Befürworter dieser Methoden bin, besteht die Kunst vielleicht darin, diesen Materialien ein anderes Aussehen zu verleihen.

Ich gebe Gärten oft eine Struktur aus drei „Ringen“. Um das Haus, das Büro oder das Krankenhaus lege ich den ersten „Ring“ passend zum Gebäude an, einen Sockel mit schlichtem Charakter und Funktionen, in dem man sich gerne aufhält. Im zweiten „Ring“ entsteht eine Übergangszone zwischen Sockel und Landschaft sowie ein Übergang zur „Verwilderung“. Hier ist Platz für Kinder zum Spielen und um mit der Natur in Kontakt zu treten. Sie können dort Hütten bauen, auf Bäume klettern und ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Dieser „Ring“ ist extensiver gestaltet: Wiesen dürfen wachsen, die Wege werden hinein gemäht; Hecken schaffen Strukturen und Stauden, Kräuter sowie Zwiebelgewächse sorgen für noch mehr Vielfalt. Man findet Sitzgelegenheiten, die in die Umgebung eingebettet sind, wie etwa ein geflochtenes Nest oder ein Kokon aus Weidenzweigen – natürliche Materialien, die nicht lackiert werden müssen. Es sind Elemente, die verrotten können und dürfen, sodass ein Gefühl des Loslassens entstehen kann. Der dritte „Ring“ ist schließlich der Natur überlassen. Dort passiert kaum etwas, weshalb der Gartenplaner die Natur getrost gewähren lassen kann.

Verantwortungsvolle Entscheidungen

Die Auswahl von „fairen“ Materialien spielt dabei eine große Rolle. Mit „fair“ meine ich, dass die Produkte aus Materialien hergestellt werden, die aus der Natur stammen, wiederverwertbar oder biologisch abbaubar sind. Ich verwende lieber regionale Produkte wie das Holz von Kastanie, Lärche oder Douglasie statt Tropenholz. Kein Torf aus den Mooren des Baltikums, kein Plastik – lieber Rohstoffe wie Ton, Lehm, Sand, Kies, unbehandeltes Metall, Ziegel, zementfreier Beton und biologisch abbaubare Produkte.

Diese nachhaltige Art der Garten- und Landschaftsgestaltung habe ich mit dem NL Greenlabel in sinnvolle „Werkzeuge“ umgesetzt. Zunächst gab es einen „Nachhaltigkeits-Pass“ für Produkte. Ich stellte mir folgende Fragen: Woher kommt das Produkt? Wie lange hält es? Habe ich damit die Zerstörung einer weit entfernten Landschaft unterstützt? Ist es giftig? Ist es recycelbar? Wie groß ist der „ökologische Fußabdruck“? Ist das Produkt unter Ausnutzung von Kinder- oder Zwangsarbeit hergestellt worden? Wie viel Energie kostet der Transport, die Verarbeitung, die Nutzung? Und inwieweit trägt es zur biologischen Vielfalt bei? Diesen Pass habe ich vor 16 Jahren entwickelt. Ähnliches habe ich mich dann auch in Bezug auf Bäume und Pflanzen gefragt. Woher kommen sie und wie werden sie angebaut? Werden Pestizide verwendet, wird gedüngt und dafür reichlich Wasser entnommen? Wird ein spezieller Boden benötigt? Wie wird die Pflanze verpackt? Wie lange hält die Pflanze und trägt sie zur biologischen Vielfalt bei? Auf diese Weise konnte ich eine verantwortungsvolle Auswahl an Pflanzen und Materialien treffen, die im Garten verwendet werden sollten.

Dann bin ich noch einen Schritt weitergegangen und habe einen „Nachhaltigkeits-Pass“ für Gärten, Anlagen und Flächen entwickelt und mich gefragt, inwieweit ich mit der Gestaltung eines Gartens oder einer Landschaft bestehenden Landschaftselementen, Wasserläufen, Bäumen, der Krautschicht, dem Ökosystem und der sozialen Interaktion Schaden zufüge.

Inwieweit kann ich mit meiner Gestaltung die biologische Vielfalt erhöhen, indem ich eine Bepflanzung verwende, die der örtlichen Flora und Fauna entspricht? Dies kann z. B. mit der Schaffung von Nistplätzen, Holzreihen, Holzmieten und dem Anlegen von Wildblumenwiesen geschehen. Inwieweit ist mein Garten widerstandsfähig genug, um lange Trocken- oder Regenperioden zu überstehen und damit einhergehende Risiken zu vermeiden? Zu viel Versiegelung erhöht das Überschwemmungsrisiko. Zu viel Pflasterung und zu wenig Bäume lassen die Temperaturen ansteigen. Eine sinnvolle Maßnahme ist z. B. die Speicherung von Regenwasser in Wadis oder Zisternen zur Verwendung im oder am Haus.

Naturverträgliches Bauen

Unsere Städte und Gemeinden müssen in Zukunft naturnah, klimaresistent und energieneutral sein – damit müssen wir uns als Garten- und Landschaftsarchitekten befassen. Um darauf vorbereitet zu sein, haben wir mit dem NL Greenlabel ein System entwickelt, das Einblick in die Qualität, die Chancen und Risiken von Grundstücken und Immobilien gibt. Mithilfe von Geodaten wird deutlich gemacht, wie es um die Biodiversität, das Klima und den Zustand des Ökosystems steht. Wenn die Grundstücke nachhaltiger und „grüner“ gestaltet werden, wird deren Wert steigen und sie können einen Beitrag zu einem angenehmen, gesunden und naturnahen Lebensumfeld leisten.

Landschaft und Architektur sollten miteinander verschmelzen. Ich glaube, dass es in Zukunft immer weniger private Gärten, dafür aber viel mehr Landschaften in unserem Lebensumfeld geben wird. Kürzlich habe ich das Projekt 'Rivierduinen' in Silvolde, einem Dorf in der niederländischen Gemeinde Oude IJsselstreek, abgeschlossen. Die Häuser sind hier Teil der Landschaft, in der die Menschen auf einem gemeinsamen Grundstück zusammenleben und dort Verantwortung für die biologische Vielfalt übernehmen können. Nicht der private Garten zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse zählt, womöglich mit Kunstrasen, Plastikzäunen, Palmen und dekorativen Einrichtungsgegenständen versehen, sondern die gemeinsame Arbeit im gemeinsamen Freiraum.

Rechte der Natur

Die kommenden Jahrzehnte werden ganz im Zeichen der Wiederherstellung der biologischen Vielfalt stehen. Die Natur muss eigene Rechte bekommen: das Recht auf Wasser, auf Wald, auf Bäume, auf Landschaft. Dieser Forderung müssen wir uns anschließen. Wir als Fachleute, wenn es um Pflanzen und deren Verwendung geht, können dabei in den kommenden Jahren eine Führungsrolle übernehmen. Dank der Zusammenarbeit von Ökologen und Biologen sind wir in der Lage, Landschaften und Lebensräume zu schützen und wiederherzustellen. Es ist sogar unsere Pflicht, dies zu tun.

Auf dem Weg ins Paradies

Freude an einem Garten entsteht, wenn er harmonisch ist, wenn es viel zu entdecken gibt, wenn Bäume altern dürfen und anfangen, Bedeutung zu erlangen. Wenn alle Funktionen, wie die einladende Sitzecke, der Gemüsegarten, der Spielplatz für die Kinder oder ein (natürlicher) Teich so miteinander verbunden sind, dass ein Gleichgewicht entsteht und man dort glücklich sein kann. Der Garten kann ein Ort sein, an dem man eins mit der Natur und im Gleichgewicht ist. Man kann sich dort genussvoll zurückziehen, Düfte und Farben erleben, welche die Natur hervorbringt, Blumen, Früchte, Samenkapseln, Stängel, Blätter und Farben in allen Variationen, Algen, Moos, Wasser und Wolken am Himmel bewundern. Dies alles angemessen zu würdigen, ist wohl die größte Leistung. So bringt der Garten Frieden und Glück in das Leben. Er kann zum echten Paradies werden.

Meine Hoffnung ist, dass wir Gartenplaner und -bauer beginnen, uns zu "Paradiesgärtnern" zu entwickeln. Pflanzenkenner sind in der Lage, Orte im Gleichgewicht mit der Natur zu schaffen und in unser Lebensumfeld zu integrieren. Solch naturnahe Umgebungen zu kreieren, ist höchste Kunst. Einen Garten oder eine Landschaft zum Leben zu erwecken, ist eine der Kernaufgaben der Garten- und Landschaftsarchitektur.

Nico Wissingim November 2023

Die Jury

THOMAS BANZHAF, PRÄSIDENT DES BUNDESVERBANDES FÜR GARTEN-, LANDSCHAFTS- UND SPORTPLATZBAU (BGL)

„Eine sehr beeindruckende Anzahl von Bewerbungen für die Gärten des Jahres 2024. Eine ebenso beeindruckende Anzahl wirklich hochwertiger Gärten von denen sehr viele preisverdächtig sind. Da fällt es einer Jury nicht leicht, Entscheidungen treffen zu müssen. Trotzdem haben wir es geschafft, auch in diesem Jahr die Highlights herauszufiltern, die in der neuen Auflage der Gärten des Jahres präsentiert werden. Von Jahr zu Jahr verändern sich auch einige Kriterien, die für die Beurteilung durch die Jury ausschlaggebend sind.Es ist interessant und sehr spannend zu erleben, wie Erkenntnisse zur Biodiversität, zur Nachhaltigkeit und zum Klimawandel Berücksichtigung bei der Planung und Gestaltung der Gärten finden. Das honoriert die Jury mit einer entsprechend positiven Bewertung.“

IRENE BURKHARDT, LANDSCHAFTSARCHITEKTIN

„Es ist ein großer Genuss, Einblick in so viele mit Liebe und Sachverstand gestaltete Gärten zu bekommen. Vielen Dank dafür!Besonders eindrücklich empfinde ich die Gärten, welche die Potenziale der Umgebung einbeziehen – seien es weite Blicke in die Landschaft oder auch die Begrenzung eines Hofes durch Mauern – sodass auf selbstverständliche Weise über den eigenen Garten hinaus ein Mehrwert entsteht.Zusammen mit den passend ausgewählten Pflanzen, dem Spiel mit Licht und Schatten und den natürlichen Materialien vor Ort kommen die wesentlichen Elemente für eine harmonische und einladende Atmosphäre zum Tragen.“

WOLFGANG BOHLSEN, CHEFREDAKTEUR „MEIN SCHÖNER GARTEN“

„Es hat auch in diesem Jahr wieder große Freude gemacht, eine solche Vielzahl an schön gestalteten Gärten unter die Lupe zu nehmen und die besten daraus auszuwählen. Besonders positiv finde ich, wenn ein Garten so (um)gestaltet wird, dass dabei die neuen Herausforderungen durch den Klimawandel berücksichtigt werden, also wenig Oberflächenversiegelung, große Pflanzenvielfalt, und – falls machbar – der Einsatz von Fassadenbegrünung sowie die Verwendung schattenspendender Bäume.“

JENS SPANJER, VORSTAND DER STIFTUNG SCHLOSS DYCK, ZENTRUM FÜR GARTENKUNST UND LANDSCHAFTSKULTUR, LANDSCHAFTSARCHITEKT

„Viele der eingereichten Beiträge zum Wettbewerb Gärten des Jahres 2024 überzeugten die Jury, sowohl was die Planung, als auch was die gärtnerische Umsetzung betrifft. Auch wenn die Nutzung als individueller und privater Rückzugsraum im Vordergrund steht, finden vermehrt Aspekte der Klimaanpassung und der Nachhaltigkeit, verbunden mit innovativen Bepflanzungskonzepten, Einzug in den Wettbewerb. Die Vielfalt der Gärten reicht von kleinen Oasen in urbanen Stadträumen bis hin zu landschaftlich eingebundenen parkartigen Anlagen. Die Juryarbeit wurde so zu einem spannenden Prozess mit einem Ergebnis, welches unsere facettenreiche Gartenkultur auf hohem Niveau präsentiert.“

KONSTANZE NEUBAUER, AUTORIN

„Aus den Projekten lässt sich ablesen, welch wichtige Rolle alten Bäumen im Garten zukommt. Das lässt hoffen, dass die Zeiten, da große Bäume vor allem „im Wege standen“ und mit „Schmutz“ in Verbindung gebracht wurden, bald der Vergangenheit angehören. Nichts prägt einen Garten so sehr wie ein alter Baum, der über die Zeit seinen eigenen Charakter, seine Individualität entwickeln konnte. In diesem Band findet man viele schöne Beispiele dafür. Ebenso freut es mich, dass wir heuer auch einige junge Gartenplaner und -planerinnen für den Wettbewerb gewinnen konnten. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit aktuellen Themen wie Re- und Upcycling oder klimaresilienter Pflanzung, ohne dabei irgendwelche Abstriche an die Gestaltung zu machen. Gerne mehr davon!“

HEIKE VOSSEN, VERANTWORTLICHE REDAKTEURIN "FREIRAUM" GESTALTEN UND "GÄRTEN", VERLAG EUGEN ULMER

„Was macht den Charme der Gärten des Jahres aus? Der Wettbewerb zeigt uns ein Kaleidoskop an Möglichkeiten und Eindrücken, was Gärten alles leisten können – immer wieder aufs Neue und immer wieder anders: Es sind unsere Sehnsuchtsorte und Rückzugsräume in ihrer ganzen Bandbreite – von der introvertierten Naturerfahrung bis zum extrovertierten Gastraum für Feste mit Freunden und Familie. Gärten verweigern sich schnelllebigen Trends, gesellschaftliche Entwicklungen beeinflussen aber durchaus ihre Gestaltung: Augenfällig in diesem Jahr war, dass sich der Wertewandel hin zu mehr Ökologie und biologischer Vielfalt in den eingereichten Gärten widerspiegelt.“

Unsere Partner und Sponsoren

BDLA – Bund Deutscher Landschaftsarchitekten

Der Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen (bdla) ist der Berufsverband deutscher Landschaftsarchitekten. Er wurde 1913 in Frankfurt am Main als Bund Deutscher Gartenarchitekten (kurz BDGA) gegründet und schließlich 1972 in den heutigen Namen umbenannt.

BGL – Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau

Der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. ist ein deutscher Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband. Er vertritt die Interessen des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaues auf Bundesebene und in Europa.

DGGL – Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V.

Die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e. V. ist ein gemeinnütziger Verein in Deutschland, aktiv in allen deutschen Bundesländern und mit einer Bundesgeschäftsstelle in Berlin.

ÖGLA

Die Österreichische Gesellschaft für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur (ÖGLA) ist der Verband der Landschaftsarchitekt:innen und -planer:innen Österreichs. Die Interessen aller im Fach Berufstätigen (Selbstständige, Unselbstständige, öffentlich Bediensteter, Wissenschaftler:innen, Studierende) stehen im Vordergrund der Vereinstätigkeiten.

GaLaBau Verband Österreich

Der Garten- und Landschaftsbauverband ist ein österreichischer Wirtschaftsbauverband. Er eint Unternehmen, die sich mit dem Bau, der Umgestaltung und Pflege von Grün- und Freianlagen sowie der Landschaftspflege beschäftigen, und vertritt deren Interessen.

BSLA

Der BSLA ist ein Zusammenschluss von qualifizierten, in der Planung tätigen Landschaftsarchitekten und Landschaftsarchitektinnen in der Schweiz. Der BSLA nimmt die fachlichen, berufspolitischen und wirtschaftlichen Interessen des Berufsstandes im Allgemeinen und seiner Mitglieder im Besonderen gegenüber Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Öffentlichkeit wahr, auf nationaler wie internationaler Ebene.

JardinSuisse

JardinSuisse ist der repräsentative Zusammenschluss und die Interessenvertretungs- und Dienstleistungsorganisation der Unternehmen der grünen Branche in der Schweiz. Die Mitglieder planen, bauen und pflegen Grünanlagen, produzieren Pflanzen in Gewächshäusern und im Freiland und betreiben gärtnerische Detailhandelsgeschäfte.

Garten + Landschaft

Garten + Landschaft ist ein deutschsprachiges Fachmagazin für Landschaftsarchitektur & Urban Design und informiert über Landschaftsarchitektur, Grünplanung, Freiraumplanung und Stadtplanung, Naturschutz, Ökologie, Kulturlandschaft, HOAI und zeigt Parks, Gärten, Plätze und Wettbewerbe.

Mein schöner Garten

Mein schöner Garten ist eine Publikumszeitschrift des Offenburger Medienkonzerns Hubert Burda Media im Segment Living/Garden. Die Zeitschrift beinhaltet zahlreiche Anregungen zur Gartengestaltung und Gartenarbeit sowie hilfreiche Gartentipps und Pflanzeninformationen.

Gartenpraxis

Bei der Gartenpraxis steht die Pflanze im Mittelpunkt. Die Zielgruppe beinhaltet Garten- und Landschaftsarchitekten, Gartenbauingenieure, Garten- und Landschaftsbauer, Gärtner und Gartenbesitzer, die Informationen und Erfahrungen auf professionellem Niveau suchen und auf Qualität Wert legen.

GÄRTEN

ist das Magazin für Entscheider in Gartenarchitektenbüros und GaLaBau-Unternehmen im deutschsprachigen Raum.Mit „Best Practice“-Beispielen aus der Planungspraxis, Hintergrundinfos aus der Branche, der Vorstellung neuer Produkte und vielem mehr ist GÄRTEN ein wichtiger Begleiter für alle, die sich mit professioneller Gartengestaltung beschäftigen.

Giardina

Die Giardina zählt zu Europas führenden Indoor-Veranstaltungen für das Leben im Garten. Die bedeutendsten Anbietenden der Branche präsentieren jeweils zum Frühlingsbeginn auf rund 30 000 m2 neue Produkte, kreative Lösungen und die kommenden Trends in der Gartengestaltung.

Baumschule Ebben

Die Baumschule Ebben ist ein Familienbetrieb mit einer klaren grünen Vision. Das Augenmerk auf Innovationen im Bereich Farben, Texturen und Anwendungsbereiche mit Fokus auf die natürliche Art des Wachstums der Pflanze bildet einen wichtigen Schwerpunkt in der Baumschule. Nachhaltiges Züchten mit möglichst geringer Belastung der Umwelt steht bei Ebben im Mittelpunkt, was die Bäume stark und widerstandsfähig macht.

RivieraPool Fertigschwimmbad GmbH

RivieraPool ist einer der führenden Hersteller von Fertigschwimmbecken und Whirlpools in ganz Europa. Seit 1970 produzieren sie Pools für private Badegärten und Hallenbäder, Hotels und Kreuzfahrtschiffe. Die Begeisterung für Pools ist seit 50 Jahren die Antriebsfeder ihres mittelständischen Familienunternehmens. Ihre Erfahrung und Innovationskraft resultieren in Komfort, schickem Design und ausgefeilter Technik. Die Marke RivieraPool® steht ebenso für die Ästhetik der gesamten Poollandschaft, denn sie beraten unsere Kunden umfassend von der Poolplanung bis zum Einbau. Dabei kooperieren sie eng mit Architekten, Gartenplanern und unseren Partnern und ProPartnern vor Ort. Inspirationen erhalten Poolinteressenten in einem europaweit einzigartigen Ausstellungzentrum am Hauptsitz in Geeste/Deutschland, das RivieraPool Schwimmbecken und Whirlpools unterschiedlichster Stilrichtungen präsentiert.

1. Preis Anerkennungen

Naturwohnraum

1. PREIS

Stege an den Feuchtwiesen

Im Zentrum des Wegekreuzes: Das kleine formale Wasserbecken.

Naturnah, überraschend, ideenreich – all diese Attribute passen zu diesem Garten, den Landschaftsarchitektin Christina Schnelting für sich und ihre Familie auf einfühlsame Art gestaltet hat. Wie schön, dass sie ihn sogar einmal im Jahr für Besucher öffnet. So kann man sich selbst davon überzeugen, wie sehr ein naturnah gestalteter Garten Bestandteil einer sensiblen Landschaft sein und gleichzeitig allen Bedürfnissen einer Familie mit Kindern genügen kann.

Laudatio

Das verwilderte große Grundstück mit einem zu Beginn des letzten Jahrhunderts errichteten Verwaltungsgebäude für die ehemalige Schloßmühle sowie mehreren Nebengebäuden an der Bocholter Aa bot ein großes naturräumliches und geschichtliches Potenzial. Dieses wurde mit Einfühlungsvermögen, zurückhaltend und gestalterisch sicher, in eine atmosphärisch dichte, naturnahe und ästhetisch anspruchsvolle Gartenanlage umgesetzt. Die Feuchtwiesen an der Aa prägen im Osten den natürlichen Rahmen. Eine weich geschwungene Rasenfläche bildet den Übergang in den 1,5 m höher gelegenen Garten. Unterschiedlich tiefe Rasenstufen führen zur Scheune und, fast „versteckt“, zum Hof zwischen Scheune und Wohnhaus. Der zentrale West-Ost verlaufende 45 m lange Steg entlässt einen direkt auf eine Rasenfläche; am anderen Ende führt er auf eine kleine Holzplattform. Die große Schattenterrasse unter den alten Buchen setzt am nordöstlichen Ende des Gartens einen Schwerpunkt mit Blick auf die Feuchtwiesen und zurück zum Haus. Sie liegt an dem zentralen Erschließungsweg, der vom Haus kommt und den langen Steg kreuzt. Klassische Gestaltungsprinzipien bilden so die Grundstruktur für eine aktuelle Interpretation naturnaher Gartengestaltung.

Mit Hecken werden klare Grenzen zwischen "innen und außen" gezogen. Die Öffnung des Gartens nach Osten und Westen und die Schließung mit Hecken nach Süden und Norden, inszenieren geschickt die Bezüge zwischen innerem Garten und umgebender Landschaft. Nur der Wirtschaftsgarten liegt funktional konsequent außerhalb des inneren „Ziergartens“. Elemente wie eine Schaukel, ein Sandkasten, eine Feuerschale und eine Hängematte werden räumlich so integriert, dass sie den natürlichen Charakter des Gartens nicht stören. Naturstein, Pflasterklinker, Einfassungen aus Holz und Cortenstahl unterstreichen den sich in die Umgebung einfügenden Charakter der Gartenanlage. Die Nähe zum Wasser wird durch die sorgfältig komponierte Pflanzung von Stauden und Gräsern hervorgehoben. Insektenschutz und Winteraspekt sowie der regionale Bezug aller Pflanzen und eingesetzten Materialien waren bestimmend.

Der Anspruch „In Harmonie leben – mit und in der Natur“, verbunden mit dem Wunsch „Ruhe und Natürlichkeit“ im Garten erleben zu können, wurde mit dieser Anlage überzeugend verwirklicht.

Irene Burkhardt

Landschaftsarchitekten Stadtplaner Part mbB

Die zentral stehende alte Blutbuche war elementar für die Planung.

Altes Holzboot als Sandkasten – es erinnert an den Starkregen im Jahr 2016 als die Wiese unter Wasser stand.

Naturnahe Staudenbepflanzung entlang des Steges mit u. a. Phlomis russeliana, Salvia nemorosa, Molinia caerulea 'Heidebraut' und Eupatorium fistulosum 'Riesenschirm'.

„Schwebendes“ Holzdeck unter alten Buchen.

Bepflanzung mit Wiesencharakter aus u. a. Gräsern, Cirsium rivulare 'Trevor's Blue Wonder', Echium vulgare, Succisa pratensis, Scabiosa ochroleuca 'Moon Dance' und Salvia nemorosa 'Caradonna Pink'.

Garten und Haus mit Scheune und kleinem Backhaus liegen im Münsterland, unweit der niederländischen Grenze am Entstehungsort der Bocholter Aa. Beweidete Wiesen und artenreiche Feuchtwiesen grenzen an das Grundstück, liegen aber deutlich niedriger. „Das 1911 erbaute Holzständerhaus war einst das Verwaltungsgebäude der nahen Schlossmühle auf der anderen Flussseite, daher zeigt der alte Baumbestand noch heute Parallelen zum Schlosspark“, erzählt Christina Schnelting. Von Anfang an begreift sie die alten Bäume, darunter eine ca. 120 Jahre alte Blutbuche nah am Haus, als Geschenk. So erhält jeder dieser Baumveteranen in ihrem Konzept seine besondere Rolle und ist integraler Bestandteil der Gestaltung.

Allerdings gleicht das Grundstück zu Baubeginn einem Wald aus hohen Fichten und Kirschlorbeer, die zunächst weichen müssen, um den genius loci herauszuarbeiten. „Durch die Lage am Fluss und den geschichtlichen Hintergrund des Hauses war es wichtig, die Aspekte Wasser und Feuchtwiesen in das Konzept zu integrieren. Da Holz und Wasser gut harmonieren, war die Idee der Stege, die durch Staudenbeete führen, schnell geboren“, erklärt die junge Landschaftsarchitektin. Statt organischer Formgebung entschied sie sich für klare Linien, um der naturnahen, „wilden“ Bepflanzung einen starken Kontrast entgegenzusetzen.

So geben der 45 m lange Steg, sowie die Wege und Beete mit ihrer Linearität der ungezügelten Welt der Stauden und Gräser einen wohltuenden Rahmen. Der Steg und die „schwebende“ Holzterrasse stellen eine Verbindung zwischen Garten und Feuchtwiese her. Der Blick wird in Richtung Feuchtwiese gelenkt, und ein Übergang vom Garten in die ursprüngliche Natur entsteht. So ergibt sich eine Raumaufteilung, die mit der üblichen Gliederung in Rasenfläche, Terrasse, Kinderspielbereich etc. bricht und einzelne Elemente wie Schaukel, Feuerschale, Hängematte und Sandkasten unauffällig integriert. Dabei geht die ruhige Atmosphäre des Gartens nicht verloren. Dazu tragen auch die regionalen Materialien bei, die mit den Gebäuden harmonieren: Herdecker Ruhrsandstein für den Hauptweg, die Trittplatten und Beeteinfassungen sowie Stadtlohner Riemchen für die Terrasse, übrigens ein Abfallprodukt aus der Tonproduktion in der Region (Upcycling). Holzdeck und Steg sind aus naturbelassenem Lärchenholz.

Passend zum Thema Wasser ist auch die Bepflanzung am Steg mit u. a. Blutweiderich (Lythrum salicaria) oder dem eindrucksvollen, bis zu 2 m hohen Wasserdost (Eupatorium fistulosum 'Riesenschirm') gewählt. Beide Arten lieben einen feuchten Standort und sind sehr gute Insektenweiden. In den weiter oben liegenden Beeten zwischen Blutbuche und Wildblumenwiese dominiert der Wiesencharakter mit zahlreichen Gräsern und Stauden wie Kratzdistel (Cirsium rivulare 'Trevor's Blue Wonder'), Natternkopf (Echium vulgare) oder Teufelsabbiss (Succisa pratensis). Die insektenfreundlichen Stauden sind so gruppiert, dass sie mit den eingestreuten Gräsern den natürlichen Charakter des Gartens prägen.

In Richtung Scheune fangen Rasenstufen aus Cortenstahl in unregelmäßigen Tiefen den Höhenunterschied zwischen Feuchtwiese, Garten und angrenzender Holzscheune ab. „Am Ende der Stufenanlage liegt ein altes Holzboot, das als Sandkasten genutzt wird. Nach einem Starkregen im Jahr 2016 stand die ganze Wiese unter Wasser und der heutige „Grüne Hafen“ soll daran erinnern“, erzählt Christina Schnelting. Und welcher Spielplatz könnte wohl besser zu dieser vom Fluss und seiner Ökologie geprägten Landschaft passen?