Gedichte der Gefangenen Ein Sonettenkreis (Nr. 44) - Toller, Ernst - kostenlos E-Book

Gedichte der Gefangenen Ein Sonettenkreis (Nr. 44) E-Book

Ernst, Toller

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The Project Gutenberg EBook of Gedichte der Gefangenen, by Ernst TollerThis eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and mostother parts of the world at no cost and with almost no restrictionswhatsoever.  You may copy it, give it away or re-use it under the terms ofthe Project Gutenberg License included with this eBook or online atwww.gutenberg.org.  If you are not located in the United States, you'll haveto check the laws of the country where you are located before using this ebook.Title: Gedichte der Gefangenen       Ein Sonettenkreis (Nr. 44)Author: Ernst TollerRelease Date: June 2, 2016 [EBook #52220]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GEDICHTE DER GEFANGENEN ***Produced by Jens Sadowski

GEDICHTE DER GEFANGENEN

EIN SONETTENKREISVONERNST TOLLER

(Nr. 44)

Kamerad, in jeder Stadt, in jedem Dorf begleitet dich ein Gefängnis

KURT WOLFF VERLAG MÜNCHEN

BÜCHEREI „DER JÜNGSTE TAG“ BAND 84

GEDRUCKT BEI E. HABERLAND IN LEIPZIG

COPYRIGHT 1921 BY KURT WOLFF VERLAG A.-G. MÜNCHEN

Den namenlosen Toten deutscher Revolution

Wer die Pfade bereitet, stirbt an der Schwelle. Doch es neigt sich vor ihm in Ehrfurcht der Tod.

AN DIE FREUNDE.

Was ist ein Jahr und was ist eine Stunde, Im Acker Zeit, der brach zu unsern Füßen liegt.

„Es kann nichts entsetzlicher sein, als daß die Handlungen eines Menschen unter dem Willen eines andern stehen sollen.“

Kant, Fragmente VIII.

„Trotzdem sie nur von Gesetzen reden: auch das Gesetz ist nicht frei von Menschlichkeit. Das Gesetz ist für uns Menschen nicht dazu gemacht, andern Menschen durch Ekel oder Schmerz das Leben zu nehmen.“

Kleist

Geschrieben in den Gefängnissen München (Militärarrestanstalt Leonrodstraße; Polizeigefängnis; Neudeck; Stadelheim), Würzburg, Eichstätt, Neuburg, Niederschönenfeld. 1918-1921

SCHLAFLOSE NACHT

Metallne Schritte in die Nächte fallen,

Die Posten buckeln durch die Höfe ohne Rast.

Oh, jeder Schlag ist Herzschlag ungeheurer Last,

Die uns bedrängt mit immer scharfen Krallen.

Wir lauschen schlaflos in das starre Hallen,

Ein schwarzes Schweigen wächst im schwarzen Glast,

Deß toter Atem fröstelnd uns umfaßt,

Zermartert Blicke an die Eisengitter prallen.

Warum, mein Bruder, feindlich durch die Höfe schreiten?

Uns alle band ein Schicksal an den gleichen Pfahl,

Uns alle eint der Kreaturen tausendjährge Qual,

Uns alle wirbelt dunkler Zwang durch die Gezeiten.

Oh, Fluch gesetzter Grenzen! Menschen hassen ohne Wahl!

Du, Bruder Tod, wirst uns vereint geleiten.

DURCHSUCHUNG UND FESSELUNG(Dem Andenken des erschoßnen Kameraden Dorfmeister, München)

Den nackten Leib brutalen Blicken preisgegeben,

Betastet uns ein schamlos Greifen feiler Hände,

In Fratzenbündel splittern graue Wände,

Die wie Gepfeil gen unsre Herzen streben.

Pflockt Arm und Fuß in rostige Kette,

Brennt Narben ein den magren Händen,

Ihr könnt, Ihr könnt den Leib nicht schänden,

Wir stehen frei an der verfehmten Stätte!

So standen vor uns all die Namenlosen,

Rebellen wider des Jahrhunderts Tyrannei,

Auf Sklavenschiffen meuternde Matrosen —

Der Promethiden ewig trotziger Schrei!

So standen sie an Mauern der Geweihten.

So starben sie am Rande der verheißnen Zeiten.

WÄLDER

Ihr Wälder fern an Horizonten schwingend,

Vom abendlichen Hauche eingehüllt,

Wie meine Sehnsucht friedlich euch erfüllt,

Minuten Schmerz der Haft bezwingend.

Ich presse meine Stirne an die Eisensäulen,

Die Hände rütteln ihre Unrast wund,

Ich bin viel ärmer als ein armer Hund,

Ich bin des angeschoßnen Tieres hilflos Heulen.

Ihr Buchenwälder, Dome der Bedrückten,

Ihr Kiefern, Melodie der Heimat, tröstet Leid,

Wie wobet ihr geheimnisvoll um den beglückten

Knaben der fernen Landschaft wundersames Kleid ...