Gedichte - Johann Peter Uz - E-Book

Gedichte E-Book

Johann Peter Uz

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Beschreibung

Johann Peter Uz war ein deutscher Dichter. Als ausdrucksstarkes Talent des Dichterkreises in Halle (Saale) verkörperte Uz die bürgerliche Ausformung der teils höfisch beeinflussten Rokokokultur. In diesem Sammleband finden sich seine schönsten lyrischen Schöpfungen.

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Gedichte

Johann Peter Uz

Inhalt:

Johann Peter Uz – Biografie und Bibliografie

Erstes Buch - Lobgesang des Frühlings

Der Frühling

An Chloen

An Chloen

An Chloen

An Chloen

Ein Traum

Der Morgen

Morgenlied der Schäfer

Frühlingslust

Die Zufriedenheit

Magister Duns

Die Wünsche

An Amor

Die Muse bey den Hirten

Das bedrängte Deutschland

Die Lyrische Muse

Zweytes Buch - Der Weise auf dem Lande

An das Glück

Die Weinlese

Die alten und heutigen deutschen Sitten

An ***

Das neue Orakel

Die Eigenschaften einer Geliebten

Die Liebesgötter

Einladung zum Vergnügen

An Venus

Die versöhnte Daphne

Der verlohrne Amor

Der May

Die Wollust

Silenus

Drittes Buch - Die fröhliche Dichtkunst

Tempe

Morpheus

Ein Gemählde

Neujahrs-Wunsch des Nachtwächters zu Ternate

Amor und sein Bruder

Die Wissenschaft zu leben

Der standhafte Weise

Die Sommerlaube

Die Rose

Der Sommer und der Wein

Die Freude

Die wahre Grösse

Der Winter

Die Nacht

Viertes Buch - Die Liebe

Die Glückseligkeit

Der Tobacksraucher

An die Musen

Die Trinker

An Galathee

Die Grotte der Nacht

Die Dichtkunst

An die Deutschen

An Herrn Baron von C**

Empfindungen an einem Frühlings-Morgen

Der Schäfer

Palinodie

An die Scherze

Die ruhige Unschuld

Theodicee

Fünftes Buch - Ode an die Weisheit

Der wahre Muth

Das Erdbeben

Amor

An Herrn Canonicus Gleim

An die Freyheit

Den Tod Des Freyherrn Johann Friedrich von Cronegk beklagen Seine Freunde

Auf den Tod des Majors von Kleist

Horaz

Der Schmaus

Das Schicksal

Sehnsucht nach dem Frühlinge

Auf den Frieden

Laura

Der Patriot

An die Freude

Sechstes Buch - Lob des Höchsten

An die Sonne

Gott, ein Erretter

Dank

Preis des Höchsten

Der allgegenwärtige Gott

Erinnerung des letzten Gerichts

Vertrauen auf Gott

Der Erlöser

Die Strafgerichte Gottes

Lob des Höchsten

Demüthigung vor Gott

Gott, im Frühlinge

Gott im Ungewitter

Der gute Hirte

Gott, der Gesetzgeber

Gott, der Weltschöpfer

Versuch über die Kunst stets fröhlich zu seyn

Vorrede

Innhalt

Erster Brief

Zweiter Brief

Dritter Brief

Vierter Brief

Gedichte, J. P. Uz

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849637996

Dieses Werk bzw. Inhalt und Zusammenstellung steht unter einer Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz. Die Details der Lizenz und zu der Weiterverwertung dieses Werks finden Sie unter http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/. Der Inhalt und die Zusammenstellung oder Teile davon wurden der TextGrid-Datenbank entnommen, wo der Inhalt und die Zusammenstellung oder Teile davon ebenfalls unter voriger Lizenz verfügbar sind. Eine bereits bestehende Allgemeinfreiheit der Texte bleibt von der Lizensierung unberührt.

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Johann Peter Uz – Biografie und Bibliografie

Dichter, geb. 3. Okt. 1720 in Ansbach, gest. daselbst 12. Mai 1796 als Geheimer Justizrat, studierte seit 1739 in Halle die Rechte, schloss dort Freundschaft mit den Anakreontikern Gleim und Götz und machte sich schon 1746 durch seine mit Götz vollendete Übersetzung des Anakreon bekannt. 1743 kehrte er in sein kleines Heimatland zurück und widmete sich dem Staatsdienst. Unter Uz' Dichtungen ist besonders bemerkenswert der »Sieg des Liebesgottes«, ein durch Popes »Lockenraub« angeregtes komisches Epos (1753); Uz wurde durch diese Dichtung in eine Fehde mit dem jungen Wieland verwickelt, der ihm gegenüber den strengen Sittenrichter hervorkehrte. Uz' vielbewunderte Ode »Theodicee« enthält in schwungvoller Sprache eine Paraphrase der Grundgedanken des gleichnamigen Leibnizschen Werkes. Seine »Poetischen Schriften« gab Weiße heraus (Wien 1804, 2 Bde.; eine neue Ausgabe veranstaltete Sauer, Stuttg. 1890). Im Schlossgarten zu Ansbach wurde 1825 seine Büste (von Heideloff) aufgestellt. Vgl. Henriette Feuerbach, Uz und Cronegk (Leipz. 1866); »Briefe von Uz an einen Freund (Grötzner) 1753–1782« (hrsg. von Henneberger, das. 1866); Petzet, Johann Peter Uz (Ansb. 1896).

Erstes Buch - Lobgesang des Frühlings

 An Hrn. Gleim in Berlin

1741.

Wie lang hat meine Muse schon,

Die Witz und edle Einfalt ehret,

Am blumenvollen Helikon,

Den Musen Griechenlands begierig zugehöret!

Nun aber will sie selbst einmal

Die hochgestimmte Cyther schlagen;

Doch Mavors blutbefleckter Stal

Verbeut ihr, sich ins Feld, voll Furchtsamkeit, zu wagen.

Sie schlich sich zwar, mit seltnem Muth,

Jüngsthin ins dicke Kriegsgedränge,

Und sann auf Leichen und auf Blut

Und in erhitztem Kampf, auf kriegrische Gesänge.

Sie drang mit Zittern an den Ort,

Wo, trotz der Glut, die donnernd krachte,

Durch Muth und durch sein mächtig Wort

Sich Brandenburgs Monarch das Kriegsglück dienstbar machte.

Doch Phöbus riß sie aus dem Brand,

Und bracht, durch ihre Furcht gerühret,

Sie in das sonnenreiche Land,

Allwo der Wahrheit Faust den sanften Zepter führet.

Hier, sprach er, wo kein Mörsel wühlt,

In diesen ungestörten Gründen,

Versuche, wie dein Finger spielt;

Du kannst auch hier den Stoff zu hohen Liedern finden.

Dort, in der Göttinn Heiligthum,

Wo Licht und reiner Schimmer lachen,

Da thront ihr Liebling und ihr Ruhm,

Wolf, der für Eifer glüht, die Wahrheit groß zu machen.

Sie reicht, auf unschätzbarem Gold,

Ihm necktarreiche Götterspeise,

Die jener fette Weinstock zollt,

Der um den Tempel kriecht, gepflanzt von ihrem Fleiße.

Wolf reicht es nun dem Grafen dar,

Der Philurenens Fluren schmücket;

Den schon die frohe Musenschaar,

Die seine Rechte schützt, bis an die Sterne rücket.

Der hat, von hoher Glut entbrannt,

Den lorbernwerthen Bund errichtet,

Der durch ein neugeknüpftes Band,

Der Wahrheit beyzustehn, jedweden Freund verpflichtet.

Was kömmt da für ein kühner Held?

Es fliegt der Sieg an seiner Seite;

Die Klugheit ist ihm beygesellt;

So sieht der Kriegsgott aus, erhitzt vom scharfen Streite.

Wer kann es sonst, als Friedrich, seyn?

Der ist es, ja, des Feindes Schrecken.

Er hängt in jenem Palmenhäyn

Die güldnen Waffen auf, die Staub und Blut bedecken.

Ihn küßt der Göttinn holder Mund;

Es ruht auf ihm ihr ganzes Glücke:

Er thut ihr seine Liebe kund,

Und schaut auf Wolfen hin, mit gnadenvollem Blicke.

Nun sieh ihn an, nun gleicht er mir;

Die Flöte reizt in seinen Händen,

Es schweigt das lüsterne Revier

Bey seiner Töne Pracht, die meinen Ruhm entwenden.

Drum fliehn die Musen öffentlich

Zu diesem weisen Ueberwinder;

In Friedrichs Arme flüchten sich

Geschmack und ächter Witz, der Wahrheit schönste Kinder.

Nun, da sein Anblick sie belebt,

So springt in freudenvollen Tänzen,

Dort, wo ein kühler Schatten schwebt,

Die fest verschlungne Schaar, geziert mit Rosenkränzen.

O laß dir diese güldne Zeit

Noch mehr als Friedrichs Muth gefallen:

Hiervon, und nicht von Krieg und Streit,

Du junge Muse! laß die neuen Saiten schallen.

So sprach er! und die Muse brennt,

So hohe Dinge zu besingen;

Doch, weil sie ihre Schwäche kennt,

So läßt ihr Mund vorher ein niedrers Lob erklingen.

Der Frühling

1741.

Ich will, vom Weine berauscht, die Lust der Erde besingen,

Ich will die Zierde der Auen erhöhn,

Den Frühling, welcher anitzt, durch Florens Hände bekränzet,

Siegprangend unsre Gefilde beherrscht.

Fangt an! was säumet ihr euch? Fangt an, holdselige Saiten!

Entzückt der Echo begieriges Ohr!

Auch ich entbrenne bereits: da stehn schon lauschende Nymphen,

Nur halb durchs junge Gesträuche bedeckt.

Was seh ich? Blicket hinauf! die Luft wird plötzlich erheitert;

Es grünt der Erde befruchtete Schooß;

Wohin mein Auge geräth, da sprossen frühe Violen;

Was soll hier diese beflügelte Schaar?

Wer zieht im Pompe daher? Du, Lenz, Geschenke des Himmels!

Du hast die schreckliche Kälte besiegt,

Und nun, o liebliches Haupt der nicht mehr traurigen Auen!

Dein langverlassenes Erbe besucht.

Der Reiz, den Hebe gebahr, schwebt, vom Cupido begleitet,

Der siegbegierige Pfeile bewegt,

Bey dir geschäfftig umher, bey dir, dem Freunde Cytherens,

Dem Glanz die selige Stirne bestralt.

Ein Chor der Freuden ereilt des Zephyrs flüchtige Söhne

In Tänzen, welche die Flöte belebt,

Rings um den Wagen herum, worinn die gütige Sonne

Dich, Kind derselben! auf Erde gesandt.

Durchzeuch nicht länger, o Nord! verheerend unsre Gefilde!

Flieht wieder, stürmische Winde! zurück.

Der Frühling herrschet hieselbst, den, in beschwerlicher Hitze,

Der West durch sänftere Fittige kühlt.

Wie reizt mich eure Gestalt, seitdem der prächtige Frühling

Euch, anmuthsvolle Gefilde! bewohnt!

Erlaubt mir, ewig in euch, durch Laub und Blüthe beschattet,

Um lieblich murmelnde Bäche zu ruhn.

Hier lacht die heitere Luft und droht durch keine Gewölke;

Es lacht die ganze schmaragdene Flur,

Sie ist, vom Thaue beperlt, ein Sitz der schmeichelnden Anmuth,

Und lädt zum Kusse, den Amor erhitzt.

Da stehn die Blumen umher und düften kräftigen Ambra;

Die süßen Früchte der ehligen Huld,

Womit der zärtliche West, in holder Stille des Abends,

Um Florens reizende Brüste gescherzt.

Sey itzt, o Flora gegrüßt, dieweil du liebliche Kinder,

Zumal die göttliche Rose, gebahrst,

Die selbst der Gratien Hand zum stolzen Throne geführet,

Und durch bedornte Gesträuche beschützt;

Und mit der Könige Tracht, dem Purpurkleide, geschmücket,

Womit, durch artige Hände geraubt,

Sie Amors güldenes Haar, der Nymphen Schläfe bekränzet,

So oft sie fröliche Feste begehn.

Wohlan, bekränzet anitzt auch mich, o göttliche Rosen!

So flieht die traurige Sorge dahin;

So naht kein Kummer heran; so wird der prächtige Frühling

Mit Lust durch meine Gesänge gerühmt.

Er hat durch himmlische Gluth euch, meine Töne, begeistert;

Durch ihn sind alle Geschöpfe beseelt,

Und selbst das todte Gehölz und Thal und alle Gebürge

Und euch, bevölkerte Lüfte! belebt.

Drum ist die Stille geflohn und herrscht in wenigen Oertern;

Der Lärm regieret im heiligen Häyn,

Wo bald das sichere Wild, das Lust und Liebe gejaget,

Mit Brüllen rasche Gebüsche bestreicht:

Bald tönt durchs ganze Revier die Brunst entzündeter Heerden;

Dann girrt die zärtliche Taube dazu,

Und tief im Busche beseufzt Pandions einsame Tochter

Den Brand, der ihre Gebeine bekämpft.

Denn alles fühlet anitzt des Frühlings mächtige Triebe;

Nun hat der Liebe gefürchteter Arm

Was lebt, im Wasser, auf Erd und in den ewigen Höhen;

Nur dich nicht, stolze Dorinde! besiegt.

Wie hast du, Schönste! gewagt, mit diesem Feinde zu streiten?

Ich seh ihn; eile geschwinde davon!

Er kömmt, zum Kampfe bereit, und hat die Pfeile geschärfet,

Und schon die blutige Sehne gespannt.

Vor seinem streitbaren Arm ist noch kein Herze bestanden:

Auch du wirst, stolze Dorinde! besiegt,

Wann itzt der feurige Lenz ihm hilft im Streite gewinnen,

Der allzeit seine Triumphe gemehrt.

Genug vor itzo gescherzt; genug der Liebe geschmeichelt!

Nun sind mir größre Geschäffte bestimmt.

Hört auf! was säumet ihr euch? Hört auf, holdselige Saiten!

Ich bin auf höhere Töne bedacht.

An Chloen

O Chloe! Höre du!

Der neuen Laute zu,

Die jüngst, bey stiller Nacht,

Mir Cypripor gebracht.

Nimm diese, war sein Wort,

Statt jener Stolzen dort.

Die buhlt so lange schon

Um Pindars hohen Ton:

Doch da sie Siegern fröhnt,

Wird sie und du verhöhnt.

Thu, wie der Tejer Greis,

Der keines Helden Preis

In seine Leyer sang,

Die nur von Liebe klang.

Er sang voll Weins und Lust

Und an der Mädchen Brust.

Da sang er erst ein Lied,

Das noch die Herzen zieht:

Das machten ihm alsdenn

Ich und die Grazien.

Auf! trit in seine Spur;

Da trit man Rosen nur:

Und singe nur berauscht

Und wo man Küsse tauscht.

Lyäen kennst du schon,

Doch nicht Cytherens Sohn.

Den mache dir anitzt

Ein Blick, der feurig blitzt;

Und meine schnelle Hand

Durch diesen Pfeil bekannt.

Kaum sprach der Bube so,

So schoß er und entfloh;

So fühlte schon mein Herz

Noch ungefühlten Schmerz;

So sah ich, voll Begier,

O Chloe! nur nach dir.

Nun siege, wer da will!

Mein neues Saitenspiel

Soll nur dem frohen Wein

Und Chloen heilig seyn.

An Chloen

Ich merke, wann sich Chloe zeiget,

Daß nun mein Auge nicht mehr schweiget;

Daß Suada nach den Lippen flieget

Und glühend roth im Antlitz sieget;

Daß alles sich an mir verjüngt,

Wie Blumen, die der Thau durchdringt.

Ich seh auf sie mit bangem Sehnen,

Und kann den Blick nicht weggewöhnen:

Die Anmuth, die im Auge wachet

Und um die jungen Wangen lachet,

Zieht meinen weggewichnen Blick

Mit güldnen Banden stets zurück.

Da strömt mein Blut mit schnellen Güssen;

Ich brenn', ich zittre, sie zu küssen;

Die Glut verstirbt in meinen Blicken

Und Ungedult will mich ersticken,

Indem ich immer Sehnsucht voll

Sie sehn und nicht umarmen soll.

An Chloen

So weiß nun Chloe mein Verlangen?

Mein Auge sagt es ihr vielleicht,

Das nach den Rosen ihrer Wangen

Durch manchen Umweg lüstern schleicht.

Sie übersieht nicht meine Blicke:

Ihr Auge sieht mich schalkhaft an,

Zwar nur im Flug und schnell zurücke;

Doch daß ichs wohl bemerken kann.

Oft blitzen, von Gefahr begleitet,

Die blauen Augen frey auf mich,

Aus welchen Amor mich bestreitet,

Der stets aus ihnen siegreich wich.

Ich kann die Grazien darinnen

Ein schmeichlend Lächeln bilden sehn.

Das überrascht mir Herz und Sinnen:

Wer mag demselben widerstehn?

Ihr Arm (kein Schnee gleicht seiner Weisse,)

Fliegt aus dem Fenster in die Luft,

Aus einem ungewohnten Fleisse,

Der meine Sehnsucht sinnreich ruft.

Nun schaut sie rückwärts, schlau gestrecket,

Bis sich die volle Brust empört,

Und halb entwischt und, unverdecket,

Auch eines Cato Ruhe stört.

Ich aber steh' und strampf und glühe

Und flieh im Geiste hin zu ihr,

Und bin, indem ich immer fliehe,

Zwar unstät und doch immer hier:

Weil, bis mich Glück und Freundschaft retten,

Die oft ein langer Schlaf befällt;

Mich hier, mit Diamantnen Ketten,

Das Schicksal angefesselt hält.

An Chloen

Du weißst, wie lange schon

Cytherens holder Sohn,

O Chloe! bey mir ist

Und mir mein Leid versüßt.

Sang meine Muse doch

So ziemlich artig noch.

Oft hielt ihn schon im Lauf

Ihr schmeichlend Liedgen auf.

Oft lockte wohl dein Blick

Liebkosend ihn zurück.

Nun lockest du nicht mehr

Und zürnst, wer weiß wie sehr.

Drum schweigt mein Saitenspiel,

Das Amorn sonst gefiel;

Und Amor will entfliehn,

Und nichts besänftigt ihn.

Halt, wenn er mich verläßt,

Du deinen Sclaven fest:

Weil dirs ein leichtes ist,

Und du ihm Venus bist.

Bewölke nur, mein Licht!

Die blauen Augen nicht.

Ein holder Blick von dir

Versöhnet ihn mit mir.

Ein Traum

O Traum, der mich entzücket!

Was hab ich nicht erblicket!

Ich warf die müden Glieder

In einem Thale nieder,

Wo einen Teich, der silbern floß,

Ein schattigtes Gebüsch umschloß.

Da sah ich durch die Sträuche

Mein Mädchen bey dem Teiche.

Das hatte sich, zum Baden,

Der Kleider meist entladen,

Bis auf ein untreu weiß Gewand,

Das keinem Lüftgen widerstand.

Der freye Busen lachte,

Den Jugend reizend machte.

Mein Blick blieb sehnend stehen

Bey diesen regen Höhen,

Wo Zephyr unter Lilien blies

Und sich die Wollust greifen ließ.

Sie fieng nun an, o Freuden!

Sich vollends auszukleiden;

Doch, ach! indems geschiehet,

Erwach ich und sie fliehet.

O schlief ich doch von neuem ein!

Nun wird sie wohl im Wasser seyn.

Der Morgen

Auf! auf! weil schon Aurora lacht;

Ihr Gatten junger Schönen!

Ihr müßt nunmehr, nach fauler Nacht,

Dem Gott der Ehe fröhnen.

Erneuert den verliebten Zwist,

Der süsser, als die Eintracht ist,

Nach der sich Alte sehnen.

Ists möglich, daß zu solcher Lust

Ein Gatte nicht erwache?

Daß eine nahe Liljen Brust

Ihn nicht geschäftig mache?

Indeß schwebt um der Gattinn Haupt

Der Morgentraum, mit Mohn belaubt:

Ihr träumt von eitel Rache.

Da, wo Cytherens waches Kind

Den Schlaf vom Bette scheuchet;

Da rauschts, wie wann ein Morgenwind

Bethautes Laub durchstreichet.

Da lauschet meine Muse nun,

Die, wie die Mädchen alle thun,

Verliebte gern beschleichet.

Der Vorhang weicht: welch reizend Weib!

Ich sehe Venus liegen,

Und zarten Flohr den Marmorleib

Unachtsam nur umfliegen.

Wie sucht ihr Blick, der kriegrisch glüht,

Den süssen Feind, der noch verzieht;

Und dürstet nach Vergnügen.

Du itzo noch verliebtes Paar,

Was mangelt deinem Glücke?

Ich werde, selbst entzückt, gewahr,

Daß Hymen auch entzücke.

Die Muse sieht hinweg und weicht:

Doch manchmal und verstohlen schleicht

Ein halber Blick zurücke.

Morgenlied der Schäfer

Die düstre Nacht ist hin;

Die Sonne kehret wieder.

Ermuntre dich, mein Sinn!

Und dichte Freudenlieder.

Laßt, was mein Herz begehrt,

Auch diesen Tag geschehen,

Ihr Götter, die ihr hört,

Wann fromme Hirten flehen.

Gebt mir ein weises Herz,

Das allen Gram verfluche;

Und mehr den Jugendscherz,

Als Gold und Sorgen suche.

Es rufe nie die Nacht

Den güldnen Tag zu Grabe,

Bis ich mich satt gelacht,

Das ist, gelebet habe.

Schützt Amors frohes Reich

Und auch die frohen Reben;

Daß Lieb und Wein zugleich

Stets iedes Herz beleben.

Wird Bacchum Geiz und List

Mit Wasserbädern schwächen;

Wird stündlich nicht geküßt:

So wollet ihr es rächen.

Nie soll ein artig Kind

Die wilde Strenge lieben.

Nur die nicht artig sind,

Laßt Grausamkeit verüben.

Auch segnet nun den May,

Der manche zärtlich machte;

Daß keine Schöne sey,

Die nicht nach Küssen schmachte.

Wenn mancher, den ihr wißt,

Sich doch verleugnen könnte,

Daß, was ihm unnütz ist,

Er seinem Nächsten gönnte!

Was soll der schwache Mann

Beym jungen Weibgen keichen?

Was er nicht brauchen kann,

Das gönn er meines gleichen.

So müsse meine Brust

Ein ieder Tag entzücken,

Und eine frische Lust

Mit ieder Nacht beglücken!

Bey Mädchen und bey Wein,

Mit Blumen um die Haare,

Will ich euch dankbar seyn,

Im Frühling meiner Jahre.

Frühlingslust

Seht den holden Frühling blühn!

Soll er ungenossen fliehn?

Fühlt ihr keine Frühlingstriebe?

Freunde! weg mit Ernst und Leid!

In der frohen Blumenzeit

Herrsche Bacchus und die Liebe.

Die ihr heute scherzen könnt,

Braucht, was euch der Himmel gönnt,

Und wohl morgen schon entziehet.

Denn wer ists, der wissen mag,

Ob für ihn ein Frühlingstag

Aus Aurorens Armen fliehet?

Hier sind Rosen! Hier ist Wein!

Soll ich ohne Freude seyn,

Wo der alte Bacchus lachet?

Herrsche, Gott der Frölichkeit!

Herrsche, denn es kommt die Zeit,

Die uns trübe Stirnen machet.

Aber, Phyllis läßt sich sehn!

Seh ich Amorn mit ihr gehn?

Ihm wird alles weichen müssen.

Weiche, Wein! Wo Phyllis ist,

Trinkt man seltner, als man küßt:

Bacchus, weg! ich will nun küssen.

Die Zufriedenheit

Ein Geist, der sich zu keiner Zeit

In feiger Ungedult verlieret,

Und stets die Weisheit hört, die, wie das Glück uns führet,

Den Pfad mit Rosen überstreut.

Ein solcher Geist ist stets beglückt,

Und sucht nicht Hülf in fauler Klage,

Und braucht in Fröhlichkeit auch selbst die trüben Tage,

Die ihm des Himmels Vorsicht schickt.

Was schilt man dessen Tyranney?

Von ihm kommt unser wenigst Leiden.

Kein Zustand ist so hart; ein Chor der stillen Freuden

Gesellt sich ihm mitleidig bey.

Bestraf' ein ieder sein Gemüth,

Das auch bey nahen Qvellen schmachtet.

Vergnügen beut sich an: umsonst, es wird verachtet;

Wir wollen nichts, als was uns flieht.

Zu eckel sind wir, uns zur Pein:

Wir wollen oft nach Zephyrs Weichen,

Zur Zeit der Winterlust, in schattigten Gesträuchen,

Um murmelnd Wasser fröhlich seyn.

Der warme Frühling kommt zurück:

Dann braucht ein Weiser ihn beyzeiten.

Er läßt Vernunft und Zeit die blinden Wünsche leiten,

Vergnügt auch ohne schimmernd Glück.

Kein lärer Schein bethört sein Herz:

Er schätzt nicht bloß ein theures Lachen,

Und kann des Pöbels Wahn durch sich zu schanden machen,

Ob flöh' uns Arme Lust und Scherz.

Weil ich nicht prächtig schmausen kann,

Soll ich nicht fröhlich schmausen können?

Will Flora, für mein Haar, mir holde Rosen gönnen;

Was geht der Fürsten Pracht mich an?

Was hilfts zur Lust, wann ihre Wand

Sich in gewirktes Gold verhüllet,

Und ein Bedientenschwarm die Marmorsäle füllet,

Mit güldnen Schüsseln in der Hand?

Sieh hin, wo keine Pracht gebricht!

Man gähnt auch mitten im Gepränge.

Der Nektar Jupiters, der Speisen eckle Menge,

Die fesseln, ach! die Freude nicht.

Die Freude, des Lyäus Kind,

Entflieht unruhigen Pallästen,

Und schwärmt zur Hütte hin, wo unbeschwert von Gästen

Vertraute Freunde freyer sind.

Fleußt nicht für sie der Reben Blut,

Die Chios edle Berge schwärzen?

Auch Bacchus an dem Rhein flößt in zufriedne Herzen

Vertraulichkeit und guten Muth.

Hier läßt Lyäus nichts betrübt:

Der Gott begeistert aller Busen,

Und läßt den Satyr los, und lädt die muntern Musen,

Und Amorn, der die Musen liebt.

Und Lieder der Zufriedenheit

Ertönen aus dem freyen Munde;

Bis, nach durchscherzter Nacht, die kühle Morgenstunde,

Die Schatten und den Schmaus zerstreut.

Magister Duns

Magister Duns, das grosse Licht,

Der deutschen Dichtkunst Ehre:

Der, dessen Muse finster spricht,

Wie seine Ding er lehre.

Der lauter Metaphysick ist,

Auch wann er scherzt und wann er küßt;

Ließ jüngst bey seiner Schönen

Ein zärtlich Lied ertönen.

Er sang: O Schmuck der besten Welt!

Du Vorwurf meiner Liebe!

Dein Aug ists, das den Grund enthält

Vom Daseyn solcher Triebe.

Die Monas, die in mir gedenkt,

Vermag, in deinen Reiz versenkt,

Die blinden Sinnlichkeiten

Nicht länger zu bestreiten.

Drauf nannt' er gründlich hier und dort

Den Grund des Widerspruches,

Und noch so manches Modewort,

Die Weisheit manches Buches.

Der Mann bewies, wie sichs gehört,

Und bat, abstract und tiefgelehrt,

Durch schulgerechte Schlüsse,

Um seiner Chloris Küsse.

Das arme Kind erschrack und floh;

Die Grazien entsprungen.

Kein Dichter hatte noch also,

Seit Musen sind, gesungen.

Das bange Mädchen hört' ihn an,

Als ob der graduirte Mann

Mit einem Zauberfluche

Sie zu beschwören suche.

Sie rettet sich ins nahe Thal

Voll angenehmer Linden.

Da sang Damöt von gleicher Qval,

Nicht mit gelehrten Gründen.

Sein Lied, vermischt mit stillem Ach!

Floß heiter, wie der sanfte Bach,

Und floß ihm aus dem Herzen,

Der Qvelle seiner Schmerzen.

Ihm konnte Chloris nicht entfliehn;

Ihm ward ein Kuß zum Lohne.

Die holden Musen schmückten ihn

Mit einer Myrthenkrone.

So sinnlich urtheilt alles noch!

Ihr dummen Musen, laßt euch doch,

Der besten Welt zu Ehren,

Die Metaphysick lehren.

Die Wünsche

Welche Gottheit soll auch mir

Einen Wunsch gewähren?

Unentschlossen irr ich hier

Zwischen den Altären.

Sorgen schwärmen rund herum

Um den Gott der Schätze;

Und der Ehre Heiligthum

Liegt voll falscher Netze.

In der Schönheit Schoosse liegt

Amor, der mit Küssen

Sich an ihren Busen schmiegt,

Da wir zittern müssen.

Amor soll willkommen seyn;

Doch ich will nur lachen,

Und er muß bey meinem Wein

Mich nicht irre machen.

Ruhm und du, geflügelt Gold!

Ich entsag euch beyden.

Wenn ihr selbst mich suchen wollt,

Will ich euch nicht meiden.

An Amor

Amor, Vater süsser Lieder,

Du mein Phöbus, kehre wieder!

Kehre wieder in mein Herze!

Komm, doch mit dem schlauen Scherze.

Komm und laß zugleich Lyäen,

Dir zur Seite lachend gehen.

Komm mit einem holden Kinde,

Das mein träges Herz entzünde,

Und durch feuervolle Küsse

Zum Horaz mich küssen müsse.

Willst du, Gott der Zärtlichkeiten!

Laß auch Schmerzen dich begleiten:

Ich will lieber deine Schmerzen,

Als nicht küssen und nicht scherzen.

Die Muse bey den Hirten

O Muse! darf ich trauen?

Willst du auf unsern Auen

Mit schlechten Hirten weiden

Und aus den Städten scheiden?

Die Stadt mag immer prangen!

Ich bin aus ihr gegangen.

Da will man Musen dingen:

Sie sollen iedem singen,

Bey ieder Hochzeit leyern

Und Nahmenstage feyern.

Wie schickt sich dieß für Musen

Voll Himmels in dem Busen?

Das ist für Gratulanten,

Die wir vom Pindus bannten.

Laß dich, o Muse! wieder

Auf unsern Triften nieder.

Du wirst bey frohen Chören

Die Freyheit und Cytheren;

Und in den kühlen Gründen

Die holde Stille finden.

Das bedrängte Deutschland

Wie lang zerfleischt mit schwerer Hand

Germanien sein Eingeweide?

Besiegt ein unbesiegtes Land

Sich selbst und seinen Ruhm, zu schlauer Feinde Freude?

Sind, wo die Donau, wo der Mayn

Voll fauler Leichen langsam fließet;

Wo um den rebenreichen Rhein

Sonst Bacchus fröhlich gieng, und sich die Elb' ergießet:

Sind nicht die Spuren unsrer Wuth

Auf ieder Flur, an iedem Strande?

Wo strömte nicht das deutsche Blut?

Und nicht zu Deutschlands Ruhm: Nein! meistens ihm zur Schande!

Wem ist nicht Deutschland unterthan!

Es wimmelt stets von zwanzig Heeren:

Verwüstung zeichnet ihre Bahn;

Und was die Armuth spart, hilft Uebermuth verzehren.

Vor ihnen her entflieht die Lust;

Und in den Büschen öder Auen,

Wo vormals an geliebter Brust

Der satte Landmann sang, herrscht Einsamkeit und Grauen.

Der Adler sieht entschlafen zu,

Und bleibt bey ganzer Länder Schreyen

Stets unerzürnt in träger Ruh,