Gefangen im Mittelalter - Steve Tempus - E-Book

Gefangen im Mittelalter E-Book

Steve Tempus

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Beschreibung

Thomas und Claudia gehören zur Mittelaltergruppe »Rossburger Ritter«. Auf einem Mittelaltermarkt, der auf einer Wiese am Fuß der Burgruine Liebstein stattfindet, geraten sie zusammen mit ihren Freunden durch ein rätselhaftes Ereignis ins Jahr 1325. Dort wird die Gruppe getrennt und die einzelnen Mitglieder müssen, zeitweise auf sich gestellt, eine ganze Reihe teils lebensbedrohlicher Situationen meistern. So werden sie unter anderem mit Zeitreisenden aus dem zweiundzwanzigsten Jahrhundert konfrontiert, die mit aller Macht den Lauf der Geschichte zu ihren Gunsten verändern wollen und dabei im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen. Gelingt es den Rossburger Rittern, wieder in die Gegenwart zurückzukehren? Schafft es Thomas, seine Angebetete, die bildhübsche Gundhild vom Lerchenberg, aus den Fängen des Raubritters Florian vom Mühlental zu befreien? Was hat es mit der mysteriösen Gruft auf sich und welches dunkle Geheimnis hütet Stefan Heilmann, der Veranstalter des Mittelaltermarkts? Lassen Sie sich vom ersten Band dieses turbulenten Zeitreiseabenteuers zu einer aufregenden Reise ins vierzehnte Jahrhundert entführen und hoffen Sie, dass Ihnen auf dem nächsten Mittelaltermarkt nicht das gleiche Schicksal widerfährt.

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Steve Tempus

Die unfreiwilligen Zeitreisen der Rossburger Ritter

Band 1 - Gefangen im Mittelalter

Zeitreise-Roman

© 2024 Steve Tempus

Erstellt mit Papyrus Autor

Lektorat und Korrektorat: Jana Färber

Coverdesign: Steve Tempus

ISBN Softcover: 978-3-347-90048-6

ISBN E-Book: 978-3-347-90049-3

Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Über dieses Buch

Thomas und Claudia gehören zur Mittelaltergruppe »Rossburger Ritter«. Auf einem Mittelaltermarkt, der auf einer Wiese am Fuß der Burgruine Liebstein stattfindet, geraten sie zusammen mit ihren Freunden durch ein rätselhaftes Ereignis ins Jahr 1325. Dort wird die Gruppe getrennt und die einzelnen Mitglieder müssen, zeitweise auf sich gestellt, eine ganze Reihe teils lebensbedrohlicher Situationen meistern. So werden sie unter anderem mit Zeitreisenden aus dem zweiundzwanzigsten Jahrhundert konfrontiert, die mit aller Macht den Lauf der Geschichte zu ihren Gunsten verändern wollen und dabei im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen.

Gelingt es den Rossburger Rittern, wieder in die Gegenwart zurückzukehren? Schafft es Thomas, seine Angebetete, die bildhübsche Gundhild vom Lerchenberg, aus den Fängen des Raubritters Florian vom Mühlental zu befreien? Was hat es mit der mysteriösen Gruft auf sich und welches dunkle Geheimnis hütet Stefan Heilmann, der Veranstalter des Mittelaltermarkts?

Lassen Sie sich vom ersten Band dieses turbulenten Zeitreiseabenteuers zu einer aufregenden Reise ins vierzehnte Jahrhundert entführen und hoffen Sie, dass Ihnen auf dem nächsten Mittelaltermarkt nicht das gleiche Schicksal widerfährt.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Wichtige Hinweise

Verzeichnis der wichtigsten Personen

Prolog

Der Zeitsprung

Gefangennahme

Unter Räubern

Ein Polizeioberkommissar im Mittelalter

Der Überfall

Entführt

Auf zur Rossburg

Eine Hochzeit und sieben Hinrichtungen

Rettung naht

Abschied

Welches Jahr haben wir?

Epilog

Danksagung

Die unfreiwilligen Zeitreisen der Rossburger Ritter

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Urheberrechte

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Wichtige Hinweise

Die in diesem Buch vorkommenden Personen und Schauplätze der Handlung sind fiktiv. Ähnlichkeiten mit tatsächlich existierenden lebenden oder toten Personen oder Institutionen, sofern vorhanden, sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Der Autor übernimmt keine Haftung für jegliche Schäden, die aus der Anwendung der im Buch gemachten Angaben zu Pflanzen, Kräutern und Rezepturen entstehen würden. Von einer Nachahmung ist auf jeden Fall abzuraten.

Aufgrund der in der Handlung geschilderten Gewalt - Kämpfe, Vergewaltigung, Folter und Hinrichtungen im Mittelalter - ist dieses Buch für Kinder nicht geeignet.

Verzeichnis der wichtigsten Personen

Da die Handlung in verschiedenen Zeitebenen stattfindet, soll dieses Verzeichnis der Leserin/dem Leser helfen, den Überblick über die beteiligten Personen zu behalten.

Mittelaltergruppe »Rossburger Ritter«:

Thomas Meiselbach (Protagonist)

Claudia Meiselbach (Thomas‘ Schwester)

Sven Kruschinsky (Chef der Gruppe)

Mirjam Birkner (Svens Verlobte)

Karsten Kluge

Swenja Pfeil (Karstens Verlobte)

Bernd Fürbringer

Holger Fügmann

Mittelaltergruppe »Liebsteiner Landsknechte«:

Stefan Heilmann (Organisator des Mittelaltermarkts)

Dagmar Heilmann (Stefans Ehefrau)

Mario Heilmann (Sohn von Dagmar und Stefan)

Bettina Heilmann (Tochter von Dagmar und Stefan)

Mittelaltergruppe »Legio Aurea« (Goldene Legion):

Claus Steinel

Tamara Steinel (Claus‘ Ehefrau)

Lydia Steinel (Tochter von Tamara und Claus)

Musikergruppe »Die Schandgeigen«:

Ulrich Jarosinski

Günther Preusche

Karl-Heinz Feldmann

Weitere Person auf dem Mittelaltermarkt:

Narkaja (Märchenerzählerin)

Polizisten aus Blankental und ihre Familien:

Polizeihauptkommissar Siegfried Schmidt (Dienststellenleiter)

Polizeioberkommissar Horst Ketzel

Ramona Ketzel (Horsts Ehefrau)

Paul Ketzel (Sohn von Ramona und Horst)

Tanja Ketzel (Tochter von Ramona und Horst)

Polizeikommissar Klaus Schneider (guter Freund von Horst)

Polizeioberkommissar Max Baldauf

Polizeikommissar Tobias Grünbaum

Harry Fritzsche (Laborleiter der Polizeidienststelle)

Mitarbeiter der Universität Blankental:

Prof. Dr. Falk Lorenz (Studienrat, Lehrstuhl für Geschichte)

Prof. Dr. Susanne Dombrowski (Lehrstuhl für Geschichte des Mittelalters)

Dr. Udo Frank (Chemiker)

Dr. Ralph Braumann (Forensischer Schriftsachverständiger)

Rachel Klingenberg (schreibt gerade ihre Doktorarbeit über Zeit und Zeitreisen)

Burg Liebstein:

Arnulf vom Lerchenberg (Raubritter)

Gundhild vom Lerchenberg (Arnulfs Schwester)

Helmtraud von Merxheim (Magd, gute Freundin von Gundhild, Zeitreisende aus dem Jahr 2198, Professorin für Geschichte am Institut für Zeitreisen, richtiger Name: Erika Stenzel)

Kuntz von Hedenthal (Kastellan/Anführer der Wache)

Rossburg:

Florian vom Mühlental (Raubritter)

Swanhilda vom Mühlental (Florians Schwester)

Gelfrid von Eulenbruch (Zeitreisender aus dem Jahr 2198, richtiger Name: Joachim Wagner)

Herwyg von Nassau (Zeitreisender aus dem Jahr 2198, richtiger

Name: Frank Neubert)

Nicolaus von Löwenstein (Zeitreisender aus dem Jahr 2198, richtiger Name: Andreas Junghans)

Olbrecht von Berwartstein (Zeitreisender aus dem Jahr 2198, richtiger Name: Dieter Ettig)

Theodricus von den Eichen (Zeitreisender aus dem Jahr 2198, richtiger Name: Jürgen Petzold)

Einwohner von Dornstein im Mittelalter (1325):

Kräuterfrau Mechthild (Zeitreisende aus dem Jahr 2198, Physikerin am Institut für Zeitreisen, richtiger Name: Sarah Neuberger)

Schmied Gernot (Zeitreisender aus dem Jahr 2198, Arzt, richtiger Name: Uwe Horn)

Jakob Rump (Müller)

Hans Weber (Müllergeselle)

Clewin von Grumbach (Pfarrer)

Erhardt Schiller (Wirt der Taverne)

Martin Schiller (Erhardts Sohn)

Agnes Bolender (Weberin)

Dietrich Trippel (Schuhmacher)

Wolff Nunnemann (Bäcker)

Veit Gelzenleichter (Metzger)

Sewolt Bierschneider (Bürstenbinder)

Kilian Gölzer (Bierbrauer)

Auberlin Leichter (Böttcher)

Ewalt Berenstecher (Papiermacher)

Wernlin Nabholz (Seifensieder)

Bestlin Stauber (Seiler)

Hug Hartnagel (Steinmetz)

Karel Meyer (Weber)

Alba Schulz (Schneider)

Hennsel Bernschneider (Sattler)

Weitere Person aus dem Jahr 1325:

Simon (Händler)

Anführer der Räuberbanden:

Ulman der Graue

Wigant der Rote (Ulmans Sohn)

Hubert von Starkenburg (Wigants Stellvertreter)

Weitere Zeitreisende aus dem Jahr 2198:

Prof. Dr. Margitta Brecht (Wissenschaftliche Assistentin/ Wissenschaftsbereich Geschichte des Mittelalters am Institut für Zeitreisen)

Dr. Saskia Roth (Programmiererin am Institut für Zeitreisen)

Dr. Eric Bauer (Programmierer am Institut für Zeitreisen)

Familien der »Rossburger Ritter«:

Bernhard und Christine Meiselbach (Eltern von Thomas und Claudia)

Benno und Johanna Kruschinsky (Svens Eltern)

Gisbert und Maria Birkner (Mirjams Eltern)

Pierre und Katharina Kluge (Karstens Eltern)

Leon und Petra Pfeil (Swenjas Eltern)

Willy und Klara Fürbringer (Bernds Eltern)

Gerald und Jacqueline Fügmann (Holgers Eltern)

Prolog

Thomas starrte durch das schmale, rechteckige Fensterloch in der Mauer, das sich knapp unterhalb der Decke seiner Zelle befand. Draußen war pechschwarze Nacht. Nur ein einziger leuchtender Stern war zu sehen. Bewegen konnte er sich kaum. Seine Füße und Hände hatte man mit schweren Eisenketten gefesselt, deren Enden an massiven, in der drei Meter dicken Wand verankerten Mauerhaken befestigt waren. Die Ketten reichten gerade so weit, dass er sich halbwegs hinlegen konnte. Der feuchte Strohsack unter ihm war modrig und stank furchtbar, doch das störte ihn kaum. Vielmehr dachte er daran, was in wenigen Stunden geschehen würde. Gleich nach Sonnenaufgang würde man ihn zusammen mit seinen Freunden dem Scharfrichter übergeben. Und das war seine Schuld. Warum hatte er sich vorhin nicht im Griff? Seine Gefühle fuhren Achterbahn. Um ihn herum drehte sich alles. Thomas begann zu husten. Der Husten wurde immer heftiger. Schließlich musste er sich neben seinem Lager übergeben.

Nach einer Weile legte er sich wieder hin und grübelte. Man hatte sie alle in getrennte Zellen gesperrt. So hatten sie nicht einmal mehr Gelegenheit, die letzte Nacht ihres Lebens gemeinsam zu verbringen und sich voneinander zu verabschieden. Jeder war auf sich allein gestellt.

Klar, wären sie jetzt in einer Zelle beisammen, würde das nichts an ihrer Situation ändern. Doch wie heißt es so schön: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Immerhin hätten sie sich gegenseitig Trost spenden können. Aber gab es überhaupt so etwas wie Trost, wenn man nur noch wenige Stunden zu leben hatte? Er dachte an seine Schwester. Wahrscheinlich war es gut, dass sie in einer anderen Zelle saß. Thomas hätte es nicht ertragen, sie so leiden zu sehen. Er hasste diese Hilflosigkeit. Am liebsten würde er jetzt laut schreien. Doch was würde das bringen? Niemand würde ihn hören. Tränen liefen ihm übers Gesicht.

Zu gerne hätte er gewusst, ob Polizeioberkommissar Horst Ketzel wieder zurück ins einundzwanzigste Jahrhundert gelangen würde. Ob Uwe, Sarah und Erika nach ihnen suchten? Schon durch ihre Anwesenheit hatten sie den Lauf der Geschichte verändert, aber wie schwerwiegend würden die Konsequenzen für die Zukunft sein? All das waren Fragen, auf die er offenbar nie mehr eine Antwort erhalten würde.

Das Allerschlimmste war jedoch, dass die Frau, in die er sich unsterblich verliebt hatte, morgen Mittag einen anderen Mann heiraten musste und er völlig machtlos dagegen war. Im Grunde konnte ihm das egal sein, denn zu diesem Zeitpunkt würde er längst tot sein. Doch es war ihm nicht egal. Der Gedanke daran zerfraß ihn.

Wie hatte es nur so weit kommen können? Er, der aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert stammte, würde im Jahr 1325 den Tod finden, genau wie seine Freunde.

Bilder seines bisherigen Lebens liefen vor seinem inneren Auge ab. Er erinnerte sich an frühere Abenteuer, die er zusammen mit seiner Schwester erlebt hatte. Sie war damals gerade sieben und er neun Jahre alt, als sie an einem sonnigen Nachmittag im Hochsommer draußen spielten. Er war schon als Kind sehr abenteuerlustig und so überredete er sie, mit ihm in den nahegelegenen Wald zu laufen. Es herrschte brütende Hitze und in der kühleren Waldluft machte das Spielen mit Sicherheit mehr Spaß. Claudia war das ganze Gegenteil von ihm, eher vorsichtig und ein wenig ängstlich, ja sogar überängstlich. Deshalb bedurfte es einer gehörigen Portion Überredungskunst seinerseits, bis sie einwilligte und mitkam.

Nachdem sie eine ganze Weile durch den Wald spaziert waren, kamen sie an einen kleinen Weiher. Thomas hatte Lust zu baden, also zog er seine Sachen aus und ging ins Wasser. Seine Schwester setzte sich ans Ufer. Im Gegensatz zu ihrem Bruder konnte sie noch nicht richtig schwimmen. Er versuchte sie zu überreden, ins kühle Nass zu kommen. Sie zögerte lange, doch schließlich zog sie ihr Kleid aus und folgte ihm.

In Ufernähe war der Weiher ziemlich flach. Die Kinder konnten ohne Probleme darin stehen, aber Thomas wollte ins tiefere Wasser. Mit kräftigen Zügen schwamm er los. Plötzlich merkte er, dass er seine Beine nicht mehr frei bewegen konnte, weil er sich in Schlingpflanzen verfangen hatte. Sie hielten ihn fest und er drohte zu ertrinken. Er bekam Panik, ruderte wild mit den Armen und rief um Hilfe. Mehrmals schluckte er Wasser.

Als Claudia sah, dass ihr Bruder in Lebensgefahr schwebte, war sie für einen kurzen Moment erschrocken, doch dann reagierte sie sofort. Sie rannte aus dem Wasser und suchte mit den Augen das Ufer ab. In einigen Metern Entfernung sah sie einen langen Ast liegen. Der kam ihr gerade recht. Sie lief hin und zog ihn ins Wasser. Er war schwer, doch unter großer Anstrengung schaffte sie es.

Sie schob ihn zu ihrem Bruder und umklammerte mit ihren kleinen Händen das raue Holz. Er bekam das Ende des Asts zu fassen. Sie lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen und zog, so fest sie konnte. Tatsächlich gelang es ihm nach einiger Zeit, seine Beine aus den Schlingpflanzen zu befreien. Bis zum heutigen Tag war er seiner Schwester dankbar, dass sie ihm damals das Leben gerettet hatte.

Einige Jahre später, Thomas war vierzehn, waren die Geschwister gut zwanzig Kilometer von zu Hause entfernt mit ihren Fahrrädern unterwegs, als es zu regnen begann. Weit und breit gab es kein Gebäude, wo sie sich hätten unterstellen können. Deshalb suchten sie Schutz unter einer knorrigen alten Eiche mit ausladender Krone. In der Ferne grollte Donner. Das Gewitter kam immer näher. Thomas war die Sache nicht geheuer. Die ersten Blitze zuckten schon am Himmel. Er versuchte seine Schwester davon zu überzeugen, dass es jetzt unter der Eiche zu gefährlich wurde, doch sie weigerte sich, den schützenden Unterstand zu verlassen. Da packte er sie energisch am Arm und zog sie von dem Baum weg hinaus in den strömenden Regen. Claudia wehrte sich nach Leibeskräften. Sie wollte nicht nass werden, schimpfte mit ihm und versuchte sich zu befreien. Nachdem sich die Geschwister schon etliche Meter von der Eiche entfernt hatten und im Regen miteinander rangelten, gab es hinter ihnen einen ohrenbetäubenden Knall. Drei riesige Äste stürzten zu Boden. Ein Blitz war in den Baum gefahren und hatte den Stamm in zwei Hälften gespalten.

Sofort hörte Claudia mit ihrer Gegenwehr auf und fiel ihrem Bruder zitternd um den Hals. Eng umschlungen standen sie im Regen und starrten auf den vom Blitz getroffenen Baum, aus dem immer noch Rauch aufstieg.

Diese und viele weitere Erlebnisse hatten die beiden zusammengeschweißt. Bis zum heutigen Tag waren sie unzertrennlich. Zwar gab es hin und wieder kleine Auseinandersetzungen, aber unter Geschwistern war das schließlich normal.

Sie hatten keine Geheimnisse voreinander. Alles vertrauten sie sich an. Als Thomas mit siebzehn seine erste richtige Freundin hatte, fragte er seine Schwester um Rat. Umgekehrt verhielt es sich genauso, auch sie holte hin und wieder die Meinung ihres Bruders ein, wenn es um Jungs ging.

Ein paar Jahre später war Claudia zu einer jungen, schlanken Frau herangewachsen. Sie trug ihr rotes Haar schulterlang. Die Sommersprossen auf ihrer kleinen Stupsnase, die sie schon als Kind hatte, waren geblieben, was ihrer Attraktivität jedoch keinen Abbruch tat. Die Männer drehten sich reihenweise nach ihr um. Sie zeigte allerdings wenig Interesse, wenn es um das männliche Geschlecht ging.

Als Thomas zwanzig Jahre alt war, stellten die Geschwister fest, dass sie mittlerweile ähnliche Hobbys entwickelt hatten. Beide begeisterten sich für Geschichte. Im Gegensatz zu ihrem Bruder, der sich ohnehin keine Jahreszahlen merken konnte, war Claudia ein wandelndes Geschichtslexikon. Sie interessierte sich für alle Epochen. Ob man sie etwas über die Slawen, den Dreißigjährigen Krieg, die Weimarer Republik oder das Dritte Reich fragte, war völlig egal. Stets hatte sie eine Antwort parat.

Ihre gemeinsame Leidenschaft war jedoch das Mittelalter. Sie schauten sich Dokumentationen und Filme im Fernsehen an, gingen zusammen ins Kino und fuhren zu sämtlichen Mittelalterveranstaltungen, die in ihrer Nähe stattfanden.

Beim Besuch des letzten Mittelaltermarkts unterhalb der Burgruine Liebstein war ihnen dieses Hobby nun zum Verhängnis geworden. Dabei wollten sie doch nur Zeit mit ihren Freunden verbringen und Spaß haben. Der Markt hatte ganz normal begonnen, dann jedoch einen völlig irrationalen Verlauf genommen.

Ein Wassertropfen fiel von der Decke der Zelle genau auf seinen Kopf und holte ihn in die Gegenwart zurück. In der Ferne erklang der Ruf eines Käuzchens. Wie spät mochte es sein? Bestimmt war es schon weit nach Mitternacht. Hoffnung auf Rettung hatte er keine mehr. In ein paar Stunden würde die Sonne aufgehen. Er hatte Angst. Wie würde es sich wohl anfühlen, das Schafott zu betreten? Würde er den Schlag spüren, wenn das Schwert seinen Hals berührte, um ihn zu durchtrennen? Würde er mitbekommen, wie sein Kopf herunterfiel? Er hatte Berichte darüber gelesen, dass bei dieser Art der Hinrichtung Delinquenten noch die Augen und den Mund bewegten, so als würden sie sich ein letztes Mal mitteilen wollen. Momentan saß sein Kopf fest auf den Schultern, doch die Gedanken, die darin kreisten, machten ihn fast wahnsinnig. Bis zum Morgengrauen würde er wohl keine Ruhe mehr finden, aber das war auch nicht nötig. Bald würde er für immer schlafen.

Wieder kreisten seine Gedanken. Diesmal dachte er an seine Freunde, die bald zusammen mit ihm sterben würden. Zwei waren bereits tot. Sven und Mirjam hatte er schon gekannt, bevor er Mitglied bei den Rossburger Rittern wurde. Die anderen hatte er erst später dort kennen und schätzen gelernt.

Die Mittelaltergruppe traf sich regelmäßig, um den Schaukampf zu trainieren, der eine gute Körperbeherrschung erforderte. Thomas hatte sich das Kämpfen mit dem Schwert zuvor immer leichter vorgestellt. Seine Konstitution war nicht die beste. Deswegen war er kein erfolgreicher Schwertkämpfer, doch das störte ihn nicht. Er hatte seinen Spaß und das war es, was für ihn zählte.

Überdies mussten die Zelte und die anderen Ausrüstungsgegenstände regelmäßig gewartet werden und dabei halfen sich die Mitglieder der Gruppe gegenseitig. Tiefe Freundschaften waren so im Laufe der Zeit entstanden, nicht zuletzt durch viele gemeinsame Erlebnisse, die nicht immer positiv waren. Unwillkürlich musste er an das mittelalterliche Stadtfest denken, an dem sie im letzten Jahr teilgenommen hatten.

Am Freitagabend waren die Freunde angereist und hatten ihre Zelte aufgebaut. In der Nacht sollte eine Security-Firma das Lager bewachen und gegebenenfalls für Ordnung sorgen. Der Veranstalter hatte sich zwar darum gekümmert und das Unternehmen dazu vertraglich verpflichtet, doch an jenem Freitag erschien kein Wachschutz. Auf Nachfrage redete sich der Chef der Firma heraus und behauptete, nie einen Vertrag erhalten zu haben. Angeblich war ihm nicht einmal dieser Termin bekannt.

Deshalb wurde das Lager an jenem Wochenende nicht bewacht. In der ersten Nacht blieb alles friedlich, aber in der zweiten randalierten betrunkene Jugendliche und schafften es, das Zelt des Chefs der Rossburger Ritter und seiner Verlobten anzuzünden. Als diese schlaftrunken herauskamen, wurden sie mit Baseballschlägern angegriffen. Auch Thomas, der durch den Lärm aufgewacht war und sein Zelt verließ, wurde attackiert. Er bekam glücklicherweise sein Schwert zu fassen und schlug nun seinerseits auf die Angreifer ein. Diese konnten nach kurzer Zeit überwältigt und der inzwischen gerufenen Polizei übergeben werden. Das Resultat war, dass Thomas eine verstauchte Hand und Sven einen ausgekugelten Arm davontrug.

Doch all das war nichts im Vergleich zu der Lage, in der sie sich jetzt befanden. Nie hätten sie damit gerechnet, einmal in eine derart ausweglose Situation zu geraten. Ob die Freunde im Moment auch über all diese Dinge nachdachten? Er wusste es nicht und würde es nie mehr erfahren. Ohne es zu wollen, seufzte er laut.

Thomas lehnte sich an die kalte, feuchte Wand. Er schloss die Augen und dachte daran, wie dieses verhängnisvolle Wochenende, das sein ganzes bisheriges Leben verändern und sogar erheblich verkürzen würde, begonnen hatte.

Der Zeitsprung

17. Juni 2017

»Los, raus aus den Federn!«

Claudia musste lachen, als sie in das verschlafene Gesicht ihres Bruders schaute. Dabei schien es, als hüpften die Sommersprossen auf ihrer kleinen Stupsnase hin und her, was ihr ein recht kesses Aussehen verlieh. Wie so oft war Thomas erst nach Mitternacht ins Bett gegangen. Garantiert hatte er wieder stundenlang mit seinen Internetfreunden gechattet oder zusammen mit ihnen am Computer irgendwelche sinnlosen Rollenspiele gespielt. Claudia war, was diese Dinge betraf, ganz anders. Chats und Computerspiele interessierten sie nicht. Der Schlaf war ihr wichtiger. Überhaupt lebte sie wesentlich gesundheitsbewusster als ihr Bruder.

»Komm endlich raus da!«, wiederholte sie ihre Forderung mit Nachdruck und schon nicht mehr ganz so freundlich. »Wir haben gut eine Stunde Fahrt vor uns und das Auto muss noch beladen werden.«

Müde blickte Thomas auf den Wecker. Es war 4 Uhr. In sieben Stunden würde der Mittelaltermarkt auf der Burgruine Liebstein beginnen. Heute war Samstag. Die meisten Marktleute waren schon gestern angereist. Da Claudia diese Woche jedoch Spätdienst hatte, konnten sie erst heute früh starten. Umso größer war dafür die Hetzerei, denn schließlich wollten sie nicht zu spät kommen. Deswegen hatte er die letzte Nacht bei seiner Schwester verbracht. Sie hatten gehofft, dadurch etwas Zeit zu sparen. Er quälte sich mühsam aus dem Bett und schlurfte ins Bad. In der Zwischenzeit deckte sie den Frühstückstisch.

Nachdem sie ausgiebig gefrühstückt hatten, ging Claudia in ihr Schlafzimmer, um sich für die Fahrt fertig zu machen. Es dauerte nicht lange und sie rief nach ihrem Bruder, der sich inzwischen schon umgezogen hatte. Wie so oft hatte sie Probleme mit ihrem Mittelalterkleid, das auf dem Rücken geschnürt war. Bereitwillig half er ihr. Mit seiner Tunika und seiner Hose hatte er es weitaus leichter. Nachdem die Schnürung endlich perfekt saß, machte sie ihre Haare zurecht und er schnallte seinen Gürtel um, an dem ein Trinkhorn, seine Tasche und ein kleines Messer hingen. Nun waren sie startklar und konnten das Haus verlassen.

Sie liefen zu Thomas‘ Wagen und fuhren zu seiner Garage. Dort lagerten all die Dinge, die sie für den Markt benötigten. Sie räumten das Zelt, mehrere Schaffelle, Wolldecken, ihre Schlafsäcke und die anderen Sachen ins Auto. Zum Schluss kramte Thomas in der Schublade der Werkbank und versuchte, ein kleines schwarzes Kästchen unauffällig in die Tasche zu stecken. Doch Claudias Blick entging so schnell nichts.

»Was ist das?«, fragte sie ihn und zog dabei eine Augenbraue hoch.

Ob er wollte oder nicht, er musste es ihr sagen, denn sie hätte nicht locker gelassen und ihn während der ganzen Fahrt damit genervt.

»Du weißt doch noch, was letztes Jahr im August auf dem mittelalterlichen Stadtfest passiert ist?«

Das wusste sie sehr genau.

»Natürlich kann ich mich daran erinnern«, antwortete sie. »Eigentlich hätte eine Security-Firma den Markt bewachen sollen, doch dummerweise ist da so einiges schiefgelaufen. In der Nacht zum Sonntag haben betrunkene Jugendliche das Lager angegriffen. Es gab mehrere Verletzte, auch dich hat es damals erwischt.«

Er nickte.

»Und was hast du denn nun eingesteckt?«, bohrte sie weiter.

»Hm, na ja, also ich habe mir gedacht, falls sowas wieder passiert, will ich mich ordentlich wehren können. Und unsere Schaukampfwaffen sind im Zelt ziemlich unpraktisch. Deshalb habe ich mir einen Elektroschocker gekauft.«

»Du hast was?!« Sie war außer sich. »Die Dinger sind saugefährlich! Das Teil bleibt hier!«

»Das Teil kommt mit! Wenn du dich verprügeln lassen willst, ist das deine Sache. Ich werde mich im Ernstfall verteidigen«, entgegnete er entschieden.

Es hatte keinen Sinn, mit ihm zu diskutieren. Nach einer Weile gab Claudia zähneknirschend auf und Thomas steckte ein paar Reservebatterien ein. Dann fütterte er das Navi mit der Zieladresse.

Er war noch nie auf diesem Mittelaltermarkt gewesen und schon sehr gespannt, wie die nahegelegene Burgruine wohl aussehen würde. Zumindest hoffte er, dass es dort halbwegs vernünftige Sanitäranlagen gab. Die hygienischen Bedingungen waren für die Marktleute oftmals nicht optimal, um es vorsichtig auszudrücken.

Laut Navi würde die Fahrt eine Stunde und acht Minuten dauern. Hoffentlich kamen ihnen unterwegs keine Unfälle, Umleitungen oder Staus in die Quere. Viel Zeit für den Aufbau des Zelts würde vermutlich nicht mehr bleiben. Darum fuhren sie sofort los.

Auf der Autobahn kamen sie recht gut voran. Das Wetter war ausgezeichnet, kein Wölkchen trübte den strahlend blauen Himmel. Heute würde es sicher wieder sehr heiß werden. Zum Glück waren kaum LKWs unterwegs. Die Geschwister hatten gute Laune, der Streit von vorhin war vergessen. Sie freuten sich auf den Markt, auf die vielen Händler, die sie kannten und besonders auf die anderen Mitglieder der Rossburger Ritter. In diesem Jahr fuhren sie zu ihrem ersten Markt, obwohl es bereits Mitte Juni war.

Vor zwei Jahren war die Mittelaltergruppe von Sven, einem gleichaltrigen Kumpel von Thomas, gegründet worden. Die Mitglieder hatten diesen Namen ausgesucht, weil sie in der Nähe der Ruine der Rossburg wohnten, einer ehemaligen Raubritterburg. Dort trafen sie sich einmal in der Woche zum Schwertkampftraining. Ihre Vereinsfahne hatten sie nach dem Wappen von Florian vom Mühlental gewählt, einem Raubritter, der auf dieser Burg gelebt hatte. Auf blauem Grund war ein schwarzes Ross zu sehen, der Rand war gelb. Bei jedem Mittelaltermarkt zierte diese Fahne seitdem ihr Lager.

Die letzte Viertelstunde mussten die Geschwister auf der Landstraße fahren. Nach wenigen Minuten kam eine Umleitung, die aber dank Navi kein Problem war. Doch kurz vor ihrem Ziel hatten sie plötzlich einen Traktor vor sich, der mit einer Geschwindigkeit von knapp zwanzig Kilometern pro Stunde entlangzuckelte. Überholen war auf dieser kurvenreichen Strecke völlig unmöglich. Thomas war nur am Fluchen und Claudia hatte alle Mühe, ihn zu beruhigen. Trotzdem kamen sie pünktlich auf dem Markt an.

Die anderen Mitglieder ihrer Gruppe waren beim Frühstück versammelt. Sven, Gründer und somit auch Chef der Rossburger Ritter, saß an der Stirnseite der Tafel und stand nun auf, um die beiden zu begrüßen. Er war groß, schlank und hatte kurze dunkelbraune Haare. Rechts neben ihm saß Mirjam, seine Verlobte. Sie war vierundzwanzig Jahre alt, hatte eine ziemlich stämmige Figur und trug ihr blondes Haar ebenfalls kurz. Dann folgten Karsten, ein rothaariger Bäckergeselle, und Swenja, seine zwanzig Jahre alte, zierliche Freundin, die ihm gerade einmal bis zur Schulter reichte. Das war auch kein Wunder, denn er war über zwei Meter groß. Da er obendrein einen roten Vollbart trug und ständig eine zerzauste Frisur hatte, wurde er von allen nur »Barbar« genannt. Die beiden waren schon längere Zeit zusammen und hatten vor, sich heute Abend im Lager offiziell zu verloben. Karsten und Swenja gegenüber saßen Bernd und Holger, zwei Elektriker. Bernd war mit neunundfünfzig Lenzen das älteste Mitglied der Gruppe. Holger kam mit seinen zweiundvierzig Jahren auf den zweiten Platz. Beide waren hervorragende Bogenschützen und betreuten auf den Mittelaltermärkten einen Bogenschießstand. Außerdem wohnten sie schon seit Ewigkeiten zusammen, was bei einigen Marktleuten genügend Raum für diverse Spekulationen und abfällige Bemerkungen bot. Die Gruppenmitglieder tickten da anders. Sie waren tolerant und akzeptierten Bernd und Holger so, wie sie waren.

Thomas und Claudia setzten sich an die Tafel zu den anderen.

»Und? Wie war die Fahrt?«, wollte Sven wissen.

»Es ging einigermaßen«, antwortete Thomas, und seine Schwester ergänzte lachend: »Bis auf den Traktor vor uns.«

»So kurz vor dem Ziel ist das schon ärgerlich«, grummelte Thomas, musste dann aber auch lachen, als er in die grinsenden Gesichter seiner Freunde schaute.

Nachdem sie sich über den neuesten Klatsch und Tratsch in der Mittelalterszene unterhalten hatten, fragte Thomas: »Habt ihr eigentlich schon mal den Veranstalter gesehen, diesen Stefan Heilmann?«

Sven schüttelte den Kopf.

»Ich habe nur am Telefon mit ihm gesprochen, aber ich kann dir seine Visitenkarte zeigen. Da ist auch ein Foto drauf.«

Er griff in die Tasche und hielt ihm die Karte hin. Claudia warf ebenfalls einen neugierigen Blick darauf.

Noch bevor Thomas etwas erwidern konnte, mischte sich Karsten in das Gespräch ein: »Ich habe ihn schon gesehen. Gestern Abend haben wir sogar ein paar Worte miteinander gewechselt.«

Die Rossburger Ritter beendeten ihre Mahlzeit und waren im Begriff aufzustehen, als Karsten noch etwas einfiel.

»Ach, fast hätte ich es vergessen«, rief er. »Ich habe gestern Vormittag, bevor wir losgefahren sind, ein wenig im Internet recherchiert, um etwas zur Burgruine Liebstein zu erfahren. Dabei habe ich durch Zufall eine Sage über den Raubritter Florian vom Mühlental gefunden, der im vierzehnten Jahrhundert auf ›unserer‹ Rossburg lebte. Ich habe sie mal ausgedruckt.«

Er zog einen Zettel aus der Tasche und räusperte sich. Alle lauschten gespannt, als er zu lesen begann:

»Raubritter Florians Ende

Einst lebte der verwegene Raubritter Florian vom Mühlental zusammen mit seiner Schwester Swanhilda auf der Rossburg. Die Jungfrau war nicht mit Schönheit gesegnet. Sie war klein, rundlich, hatte einen Buckel und zog das linke Bein nach.

Der Herr der Rossburg war in der ganzen Umgebung verhasst und gefürchtet. Er und seine Männer machten als Wegelagerer die vorbeiführende Handelsstraße unsicher. Unzählige Händler wurden von ihnen ausgeraubt und nur wenige kamen mit dem Leben davon.

Nun geschah es, dass sich Florian in die Schwester seines Verbündeten Arnulf vom Lerchenberg, einem ebenso grausamen Raubritter, verliebte. Sie hieß Gundhild, war blutjung und wunderschön anzuschauen. Doch sie erwiderte seine Liebe nicht. Sie war einem einfachen jungen Burschen zugetan, der auch sie von Herzen liebte. Aber das hinderte Florian nicht, er wollte sie um jeden Preis zur Frau. Arnulf war zuerst gegen diese Verbindung, denn er kannte seinen Verbündeten recht gut und wollte seine Schwester nicht ins Unglück stürzen. Doch dann wetteten die beiden Männer um den Sieg bei einem Turnier. Florian gewann und Arnulf musste versprechen, ihm zu helfen. War Gundhild nicht willig, so sollte sie mit Gewalt vermählt werden.

Eines Tages, als Florian ein großes Gelage auf der Rossburg gab, weilte Arnulf unter den Gästen. Und so geschah es, dass sich Swanhilda in ihn verliebte. Als sie hörte, dass seine Schwester mit ihrem Bruder verheiratet werden sollte, träumte sie von einer Doppelhochzeit. Doch Arnulf lachte sie aus. Was sollte er mit solch einem entstellten Weibe anfangen? Swanhilda war anfangs tief betrübt, aber dann sann sie auf grausame Rache.

Um Gundhilds Willen endgültig zu brechen, nahm Florian ihren Geliebten und einige seiner Freunde gefangen. Sie sollten als Krönung der Hochzeitsfeierlichkeiten hingerichtet werden.

Als der Tag der Vermählung endlich gekommen war, schlich Swanhilda im Morgengrauen mit einer Karaffe in der Hand heimlich in den Weinkeller. Dort lagerten reichlich Fässer mit lieblichem Wein. Eines war besonders groß und genau dieses hatte ihr Bruder für das Festgelage ausgewählt. Der Moment der Vergeltung war gekommen. Sie öffnete den Deckel und schüttete den Inhalt der Karaffe in den Wein.

Als die Hochzeitszeremonie zu Ende war, begann das große Festgelage. Die Gäste becherten fröhlich und prosteten sich zu. Doch plötzlich kippten sie einer nach dem anderen tot von ihren Stühlen oder fielen vornüber auf die reich gedeckte Tafel. Swanhilda triumphierte, aber ihr Plan ging nicht völlig auf. Arnulf, Florian und einige seiner Gefolgsleute tranken nichts von dem Wein, denn sie wurden just zu dieser Zeit im Burghof in einen Kampf verwickelt. Mehrere Männer aus dem Dorf waren gekommen und hatten die Burg angegriffen, um den jungen Burschen und seine Freunde zu befreien. Auch Gundhild blieb am Leben, weil Florian sie mit nach draußen gezerrt hatte.

Obwohl sie den Giftanschlag überlebt hatten, war das Schicksal den beiden Raubrittern nicht hold. Sie fielen im Kampf und der junge Bursche konnte seine Braut endlich heimführen.

Florian und Arnulf fanden jedoch selbst im Tod keine Ruhe. In klaren Vollmondnächten wandeln sie klagend und stöhnend durch die alten Gemäuer, immer auf der Suche nach jemandem, der ihre gequälten Seelen befreien kann, damit sie endlich Frieden finden.«

»Oh Mann! Jetzt hab ich ne Gänsehaut«, sagte Claudia.

Thomas grübelte.

»Was wird wohl aus der hässlichen Frau geworden sein? Ob sie sich anschließend selbst vergiftet hat? Vielleicht hat man sie ja auch hingerichtet.«

»Das sind doch nur Spekulationen«, entgegnete sie.

»Keine Ahnung«, antwortete Karsten. »Darüber war nichts in dem Forum, in dem ich die Sage gefunden habe. Aber über die Burg Liebstein standen ein paar interessante Dinge drin. Das muss ich mir aber alles noch mal genauer durchlesen. Es war gestern schon ziemlich spät. Ich kann dir ja den Link geben, wenn du möchtest.«

Natürlich interessierte es Thomas. Er tippte die Internetadresse in sein Smartphone.

Nach diesem kurzen Plausch zeigte Sven ihnen den Platz, wo sie ihr Zelt aufbauen sollten. Für die Geschwister war das reine Routine. Es dauerte nicht lange, bis alles stand und eingerichtet war. Sie hatten sogar noch knapp eine Stunde Zeit bis zur Eröffnung des Markts.

Thomas nutzte die Gelegenheit, um sich die Gegend anzuschauen. Der Mittelaltermarkt fand auf einer großen, von Buschwerk durchzogenen Wiese statt. Dadurch entstanden viele kleine Flächen, was den Vorteil hatte, dass jede Gruppe für sich lagern konnte. Auch die Rossburger Ritter hatten ihr eigenes Areal. Dort hatten sie ihre Zelte im Kreis aufgestellt. In der Mitte stand ein großer Tisch, an dem sie gemeinsam essen konnten. Daneben befand sich eine Feuerschale, die sich außerdem als Grill eignete.

Neben ihnen lagerte die Gruppe Legio Aurea. Übersetzt bedeutete der Name Goldene Legion. Thomas hatte bisher sehr wenig über diese Leute gehört. Er wusste nur, dass es sich um eine LARP-Gruppe handelte. LARP war die Abkürzung für Live Action Role Playing. Solche Gruppen beschäftigten sich hauptsächlich mit Rollenspielen und hatten den Ruf, es mit der Authentizität nicht so genau zu nehmen. Ihre Schwerter und Schilde waren zum Beispiel aus Schaumstoff mit Latexbeschichtung. Im Gegensatz zu ihnen waren die Rossburger Ritter eine Reenactment-Gruppe. Sie stellten historische Ereignisse möglichst originalgetreu nach, was sich auch in ihrer Ausrüstung widerspiegelte. Im Unterschied zu den Rossburger Rittern belächelten viele Reenactment-Leute die sogenannten Larpis. Legio Aurea nahm das erste Mal an einem so großen Markt teil. Bisher waren sie nur auf kleineren mittelalterlichen Stadtfesten und ein paar Weihnachtsmärkten dabei gewesen.

Im Süden schlängelte sich ein schmaler Bach am Rand der Wiese entlang. Hinter diesem erhob sich ein langgestreckter Hügel, der mit allerlei Büschen und niedrigen Bäumen bewachsen war. Im Osten ragte die Kirchturmspitze der nahegelegenen Ortschaft Liebstein empor. Den Ort selbst sah man nicht, weil eine kleine Baumgruppe den Blick darauf versperrte. Dahinter befand sich ein großer Parkplatz, auf dem die Autos der Marktleute und der Besucher standen.

Im Westen erstreckte sich dichter Wald. Am Horizont konnte man, da die Sicht heute klar war, eine malerische Hügelkette erkennen. Allerdings wurde die Idylle durch eine Hochspannungsleitung getrübt, die quer über die Wiese führte. Die Ruine, die auf einer kleinen Erhebung nördlich des Lagers inmitten eines Mischwaldes thronte, war von hier aus nicht zu sehen. Thomas hatte im Internet gelesen, dass von ihr nicht mehr viel erhalten war und es keine Hinweise auf die Existenz einer Vorburg gab. Da er noch ein wenig Zeit hatte, wollte er sich selbst davon überzeugen und machte sich auf den Weg nach oben.

Unmittelbar am Fuß der Anhöhe, hinter einer leichten Rechtskurve, befand sich eine kleine Höhle im Felsen. Vor dem Eingang stand eine Schautafel. Thomas erfuhr, dass die Höhle etwa fünfzig Meter in den Berg hineinführte. In vorchristlicher Zeit war sie ein heiliger Ort gewesen und für Rituale genutzt worden. Sogar Menschen wurden hier geopfert, wie Ausgrabungen auf dem Gelände bestätigt hatten. Bei diesem Gedanken konnte einem schon mulmig werden. Leider war es nicht möglich, die Höhle zu betreten. Ein Eisengitter versperrte den Zugang. Zwar waren die beiden mittleren Gitterstäbe leicht auseinandergebogen, doch ein erwachsener Mann passte trotzdem nicht hindurch. Gesichert wurde das Gitter mit einem massiven Vorhängeschloss.

Ein schmaler Pfad wand sich in Serpentinen zwischen Büschen und Bäumen hoch zur Ruine. Hauptsächlich wuchsen hier Laubbäume, nur vereinzelt standen dazwischen einige Fichten. Der Pfad führte oben am Gipfel zu einer Holzbrücke, die sich über den Burggraben spannte. Im Graben, der nicht sehr tief war, lagen einzelne Steine. Sie waren aus der Burgmauer herausgebrochen. Ansonsten schien die Mauer halbwegs intakt zu sein. An den beiden Wänden des Torbogens sah man Beschläge und Reste von Umlenkrollen aus Eisen. Vermutlich stammten sie von einem Fallgitter und anstelle der Brücke aus Holz hatte es hier im Mittelalter mit Sicherheit eine Zugbrücke gegeben.

Inmitten der Burganlage befand sich der Bergfried. Er war nur noch schätzungsweise zehn Meter hoch. Zinnen oder ein Dach fehlten. Eine schräge Bruchstelle an der Spitze ließ darauf schließen, dass er früher deutlich höher gewesen sein musste. Thomas überlegte, ob man da wohl irgendwie hinauf käme, verwarf diesen Gedanken aber schnell wieder. Dafür hatte er heute leider absolut keine Zeit. Vom Palas fehlte ebenfalls das Dach und Teile einer Wand waren eingestürzt. Wenige Meter daneben standen die Reste eines weiteren Gebäudes. Dazwischen befand sich ein Mauerfragment mit einer Öffnung, die mit einem Eisengitter gesichert war. An diesem hing ein altes, verrostetes Vorhängeschloss. Er spähte hindurch und sah eine Treppe, die hinunter in die Dunkelheit führte. Zu gerne hätte er gewusst, was es dort unten zu sehen gab.

Weitere Mauerreste sowie einige Steinhaufen im Burghof ließen vermuten, dass hier mehrere Gebäude gestanden hatten. Er lief umher und überlegte. Gleich hinter der Brücke war sicher die Torhalle gewesen. Bestimmt hatte es hier auch eine Kemenate, ein Zeug- und ein Gesindehaus, eine Küche, ein Kornhaus, Unterkünfte für Bedienstete und Stallungen gegeben, so wie er es von anderen Burganlagen kannte. Im hinteren Teil des Hofs bedeckte eine große Steinplatte den Boden. Wahrscheinlich hatte sich dort einmal der Brunnen befunden.

Mitten im Burghof lag ein großer Stein. Auf diesen setzte sich Thomas und begann darüber zu grübeln, von wem die Burg damals wohl erbaut worden war. Hatten hier edle Ritter gelebt? Oder waren es vielmehr Raubritter gewesen, die Reisende überfallen, gemeuchelt und sich anschließend an deren Besitztümern bereichert hatten? Er dachte an die Sage, die Karsten ihnen vorgelesen hatte. Sagen beinhalteten ja immer ein Körnchen Wahrheit.

Er versetzte sich in Gedanken in die Zeit, in der die Burg errichtet wurde. In seiner Fantasie hörte er die Hammerschläge der Schmiede und Steinmetze. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie wuchtige Steine mithilfe von Baumstämmen, die als Rollen dienten, transportiert und dann mit Seilen, die an große Laufräder gebunden waren, auf Holzgerüste hochgezogen wurden. Arbeiter trieben diese Räder an, indem sie sich einzeln oder zu zweit in ihnen vorwärts bewegten. Er stellte sich vor, wie der Mörtel für die Mauern gemischt wurde und er spürte die Hitze des Brennofens, in dem die Lehmziegel gebrannt wurden. Wie gerne wäre er damals beim Bau der Burg dabei gewesen! Das war natürlich nicht möglich, denn niemand konnte in der Zeit reisen. Aber wenigstens hatte er genug Vorstellungskraft, um es sich auszumalen.

Zu Hause hatte sich Thomas im Internet informiert. Leider war über die Burg nur sehr wenig bekannt. Sie wurde im Jahr 1086 erstmals urkundlich erwähnt und im siebzehnten Jahrhundert, während des Dreißigjährigen Krieges, verlassen. In all dieser Zeit hatte man sie vermutlich nie geplündert oder gebrandschatzt. Sonst hatte er nichts gefunden, auch nicht darüber, aus welchem Grund man sie aufgegeben hatte. War der letzte Besitzer, ein Adliger aus dem Geschlecht derer von Rodenberg, gestorben, ohne Nachkommen zu hinterlassen? Auf diese Fragen würde man wohl nie mehr eine befriedigende Antwort finden, weil auch von dieser Adelsfamilie so gut wie nichts bekannt war.

Thomas hatte noch etwas Zeit, also nahm er sein Smartphone und öffnete das Internet. Die Verbindung hier oben war ausgezeichnet. Mit dem Link, den er von Karsten erhalten hatte, gelangte er schnell zu dem erwähnten Mittelalterforum. Dort beschäftigte sich eine Gruppe von Personen mit der Burgruine Liebstein und ihrer Geschichte. Jemand hatte einen fast fünfzig Jahre alten Zeitungsartikel online gestellt, der Thomas‘ Interesse weckte. Damals hatten hier Ausgrabungen stattgefunden. Unter einem kleinen Anbau zwischen Palas und Kemenate, der offensichtlich als Kapelle genutzt worden war, hatte man einen Kreuzgewölbekeller freigelegt. Darin befand sich eine Gruft. In ihrer Mitte standen zwei große Sarkophage aus Marmor. Um diese herum waren mehrere kleine Steinsärge im Kreis angeordnet.

Einer der Sarkophage gab der Fachwelt Rätsel auf. In ihm fanden die Archäologen unter den Grabbeigaben ein stark verrostetes Schwert, dessen Klinge nicht geschmiedet, sondern gewalzt worden war. Auch wies das männliche Skelett darin nicht die üblichen Mangelerscheinungen auf, wie sie typisch für diese Gegend in jener Zeit waren. Vermutlich stammte der Verstorbene also nicht von hier. Und wenn man davon ausging, dass das Schwert gleichzeitig mit dem Mann in den Sarkophag gelegt worden war, konnte die Beisetzung noch gar nicht so lange her sein, wahrscheinlich höchstens einhundert Jahre. Nur war die Burg zu dieser Zeit schon längst nicht mehr bewohnt. Wie war er also hierher gekommen und wer hatte ihn beigesetzt? Lag hier eventuell sogar ein Verbrechen vor? Vom Namen des Verstorbenen waren nur ein senkrechter und an dessen oberem Ende ein Teil eines waagerechten Strichs erkennbar, was auf ein E, ein F oder ein T als Anfangsbuchstabe hindeuten konnte. Das Geburts- und das Sterbedatum fehlten komplett. Der andere große Sarkophag daneben enthielt die Gebeine einer Frau. Von der Inschrift waren Name und Geburtsdatum noch lesbar. Bei der Verstorbenen handelte es sich um Gundhild vom Lerchenberg, geboren am 13. Juli 1302.

Manche Wissenschaftler interessierten sich außerdem für einen weiteren Sarkophag, der in einiger Entfernung unmittelbar an einer Wand stand. Auf der Innenseite des Deckels prangte eine Inschrift. Übersetzt lautete sie: Von Perun gesandt. Darunter war eine Axt in den Stein gemeißelt. Wieso wurde hier der oberste Gott der slawischen Mythologie erwähnt? Bei dem darin Bestatteten handelte es sich um einen Mann. Sein Schädel und die Oberschenkelknochen lagen auf der einen und der gesamte Rest des Skeletts auf der anderen Seite. War er dadurch zu Tode gekommen oder hatte jemand den Leichnam im Nachhinein geschändet? Die Sache wurde immer mysteriöser.

Einer der kleinen Steinsärge beinhaltete ein weiteres Rätsel. In ihm fand man die Knochen eines Mannes, der definitiv geköpft worden war. Die Reste seiner Kleidung ließen darauf schließen, dass es sich nicht um einen reichen Edelmann handelte. Außerdem fehlten jegliche Grabbeigaben. Aus welchem Grund war ein einfacher Mann dort bestattet worden?

Und letztlich fand man in der Gruft verschiedene Holzteile, die zusammengesetzt eine Art Altar ergaben. Unter den Gegenständen, die daneben lagen und möglicherweise zur Anbetung benutzt wurden, war auch eine Axt, die der auf der Innenseite des Sarkophagdeckels glich.

Den folgenden Forumsbeiträgen konnte Thomas entnehmen, dass man vor kurzem damit begonnen hatte, die Knochen, die Schwertklinge und die restlichen Grabbeigaben erneut zu untersuchen. Als der Zeitungsartikel verfasst worden war, steckte zum Beispiel die Radiokarbonmethode noch in den Kinderschuhen. Heute war sie bedeutend präziser. Auch DNA-Tests waren damals nicht möglich. Leider waren die neuen Ergebnisse bisher nicht veröffentlicht worden.

Das klang ja richtig spannend! Thomas war hellauf begeistert. Er überlegte: Die Gruft befand sich also unter der Kapelle und diese stand ursprünglich zwischen dem Palas und der Kemenate. Noch einmal ging er zu dem Eisengitter mit dem Vorhängeschloss. Er betrachtete die Stufen, die in die Tiefe führten. Da unten musste die Gruft sein! Als er genauer hinsah, bemerkte er, dass jede Menge Schutt und Geröll am Fuß der Treppe lagen. Hoffentlich war dort nicht die Decke eingebrochen.

Er rüttelte am Gitter, doch es bewegte sich keinen Millimeter. Dann untersuchte er das Schloss. Er kramte in seinen Taschen, fand aber nichts darin, womit man es hätte knacken können. Allerdings kannte er einen Trick. Wenn man auf eine bestimmte Stelle eines solchen Vorhängeschlosses schlug, würde es mit etwas Glück aufspringen. Voraussetzung war natürlich, dass man genau wusste, wie es funktionierte und dass es sich nicht um ein hochwertiges Schloss handelte. Beide Bedingungen waren hier erfüllt. Er würde morgen wiederkommen und sein Schwert oder seine Streitaxt mitbringen. Höchstwahrscheinlich konnte er es damit öffnen. Sein Ehrgeiz war geweckt.

Er schaute auf die Uhr und erschrak. In zehn Minuten würde der Markt beginnen! Claudia und die anderen warteten garantiert schon auf ihn. Er nahm die Beine in die Hand und rannte zurück ins Lager.

»Mann, wo warst du denn so lange!«

Seine Schwester warf ihm einen verärgerten Blick zu, als er keuchend und völlig verschwitzt bei ihr ankam.

»Ich habe mir nur die Ruine angesehen«, erwiderte er schuldbewusst und mit gesenktem Kopf.

»Los, beeil dich! In einer halben Stunde beginnt der Schaukampf.«

Thomas nahm fast immer an diesen Kämpfen teil. Dafür musste er sich natürlich entsprechend vorbereiten. Als Schwertkämpfer trug er einen Gambeson, den manche auch Rüstwams nannten, darüber ein Kettenhemd, Kettenhandschuhe und einen Nasalhelm. So ausgerüstet konnte ihm nicht viel passieren. Obwohl, ab und zu gab es durchaus ein paar blaue Flecken. Er zog sich schnell um, denn die Zeit drängte.

Hoffentlich musste er heute nicht wieder gegen Karsten antreten. Der war ein richtiges Raubein, was durch seine Statur eindrucksvoll unterstrichen wurde. Er kämpfte wie kein anderer. Wo er hinschlug, wuchs kein Gras mehr. Vor allem beherrschte er das Fechtsystem des I.33 Manuskripts, eines Fechtbuchs aus dem Spätmittelalter. Thomas hatte dagegen keine spezielle Kampftechnik. Er kämpfte, wie es ihm gerade einfiel. Meistens verlor er sowieso. Außerdem war sein Schwert ziemlich schwer. Es war ein sogenannter Bastard, ein Mittelding zwischen einem normalen Langschwert und einem Zweihandschwert. Gekauft hatte er es als Schaukampf-Übungsschwert. Es war zwar recht preiswert gewesen, aber aufgrund des hohen Gewichts konnte man in der anderen Hand kaum einen Schild halten und wenn doch, dann war man beim Kämpfen viel zu langsam. Das alles machte ihm jedoch nichts aus, er hatte seinen Spaß dabei und genau das war für ihn das Wichtigste.

Thomas war gerade fertig mit dem Umziehen, als Sven seinen Kopf ins Zelt steckte, um nach ihm zu sehen.

»Kommst du bitte, es geht los. Du kämpfst gegen Karsten.«

Oh Mann! Er hatte es geahnt. Aber egal. Er setzte den Helm auf, nahm sein Schwert und folgte Sven zum Kampfplatz, der sich zwischen ihrem Lager und der Anhöhe befand, auf der die Burgruine stand. Gedankenversunken starrte er zur Kuppe hinauf, während Sven, der nicht nur Chef, sondern auch Herold der Gruppe war, dem Publikum die einzelnen Kämpfer vorstellte. Die Gruft ging Thomas nicht mehr aus dem Kopf. Zu gerne wollte er dort noch einmal hin. Wenn er morgen früh zeitig genug aus den Federn kam, konnte er das vielleicht schaffen.

So schnell, wie der Kampf begonnen hatte, war er für ihn schon wieder zu Ende. Nach nur wenigen Sekunden traf ihn Karsten mit seinem Schwert am Helm. Natürlich passierte dabei nichts Dramatisches. Thomas nahm den Kopftreffer an und ließ sich den Regeln gemäß zu Boden fallen. Das Publikum applaudierte. Er war besiegt, was ihn aber nicht im Geringsten anhob. Mit seinen Gedanken war er ohnehin bei der Gruft.

Claudia hatte den Kämpfern zugeschaut. Nach dem Schaukampf schlenderte sie gemeinsam mit ihrem Bruder zurück ins Lager. Thomas zog sich sofort wieder bequemere Kleidung an. Es war Mittag und die Hitze wurde langsam unerträglich. Er verschwand im Zelt, um etwas zu trinken.

Nachdem er seinen Durst gestillt hatte, half er seiner Schwester, die einen Kräuterstand betreute. Bisher hatte er sich nicht für ein Handwerk entschieden, das er auf den Märkten ausüben wollte. Ursprünglich hatte er im letzten Jahr vorgehabt, eine Seilerei aufzubauen. Sein Auto war aber zu klein, um diese zu transportieren. Brettchenweben schien ihm eher ein Handwerk für Frauen zu sein. Zum Schnitzen hatte er kein Geschick und Papierschöpfen gefiel ihm genauso wenig wie die Herstellung von Seife. Das Ziehen von Kerzen begeisterte ihn zwar, aber Kerzenzieher gab es auf den Märkten, zu denen sie fuhren, wie Sand am Meer.

Da momentan nur wenige Besucher Interesse an den Kräutern hatten, konnte er sich mit Claudia ausgiebig unterhalten. Er erzählte ihr von der Ruine und was er über sie herausgefunden hatte. Sie war sichtlich erstaunt, vor allem als sie von dem Schwert erfuhr, das nicht geschmiedet worden war.

»Hast du eine Erklärung dafür?«, fragte sie.

»Nun, ich denke, dass dieser Leichnam viele Jahrhunderte später beigesetzt wurde«, entgegnete er.

»Okay, das ist möglich, nur warum gerade dort? Die Burg war zu dieser Zeit schon lange verfallen. Kein Mensch kommt auf die Idee, jemanden in einer Ruine zu bestatten.«

»Wieso nicht? Vielleicht musste die Leiche beseitigt werden. Dort sucht bestimmt keiner danach.«

»Hm, aber warum hat man das Schwert auch mit rein gelegt?«

Darauf wusste Thomas nichts mehr zu erwidern und grübelte vor sich hin.

Nach einer Weile dachte er laut: »Von Perun gesandt … hm … wer ist Perun?«

Claudia, die sich schon vor längerer Zeit sehr intensiv mit den verschiedenen Götter-Pantheons beschäftigt hatte, überlegte kurz.

Dann antwortete sie: »Perun ist die oberste Gottheit in der slawischen Mythologie. Er ist, soweit ich weiß, der Gott des Gewitters. Zu seinen Symbolen zählt unter anderem die Axt.«

Was seine Schwester alles wusste! Er blickte sie voller Bewunderung an.

»Tja, mein liebes Brüderlein, lesen bildet«, lachte sie, als sie sein verdutztes Gesicht sah.

Er schluckte. Sie hatte ja recht, doch er war keine Leseratte. Er sah sich viel lieber Filme an.

Nach einer kurzen Pause fragte er: »Aber warum wurde die Schrift an der Innenseite des Deckels angebracht?«

»Das ist zwar höchst ungewöhnlich«, entgegnete Claudia, »jedoch durchaus logisch. Wer auch immer das geschrieben hat, wollte kein Risiko eingehen. Als diese Inschrift in den Deckel gemeißelt wurde, war die Christianisierung vermutlich weitgehend abgeschlossen. Neben dem christlichen wurde kein weiterer Glaube mehr geduldet. Sich mit Perun oder einem anderen heidnischen Gott zu beschäftigen wäre Götzendienst gewesen, und Götzendiener wurden von der Kirche verfolgt und getötet.«

Das leuchtete Thomas ein. Sie diskutierten noch ein Weilchen über die Wirkung verschiedener Kräuter. Dann wollte er wissen, ob sie am nächsten Morgen mit zur Ruine kommen würde. Diese Frage verneinte Claudia entschieden, was ihn jedoch nicht wunderte. Zwar war sie durchaus neugierig, aber auch sehr vorsichtig und sie hatte Angst, in solch alten Gemäuern herumzuklettern. Schließlich konnte irgendwo der Boden einbrechen oder, was noch schlimmer war, man wurde von herabfallenden Steinen verletzt. Deswegen musste er ihr hoch und heilig versprechen, gut aufzupassen.

Gegen 14 Uhr traten die Schandgeigen auf. Thomas schlenderte hin, um sich das Programm anzuschauen. Er fand die Musik recht gut. Auch die drei Spielleute waren ihm sympathisch und so kam es, dass er sich nach dem Auftritt längere Zeit mit ihnen unterhielt. Er erfuhr, dass sie Ulrich, Günther und Karl-Heinz hießen und erst seit diesem Jahr gemeinsam musizierten. Zuvor hatten sie in verschiedenen anderen Gruppen gespielt.

Auf die Frage, ob sie Berufsmusiker waren, schüttelte Ulrich den Kopf.

»Nein, wir haben ganz gewöhnliche Berufe. Ich bin Fahrradkurier, Günther ist Zahnarzt und Karl-Heinz arbeitet als Tischler.«

Thomas war erstaunt.

»Sogar einen Zahnarzt habt ihr dabei? Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen.«

Alle mussten lachen. Anschließend plauderten sie eine Weile über das Mittelalter. Dieses Thema faszinierte die drei Hobbymusiker am meisten. Zum Schluss erzählte ihnen Thomas alles, was er von der Ruine wusste. Nun hatte er ihre Neugier geweckt. Leider hatten sie an diesem Wochenende keine Zeit, einen Ausflug dorthin zu unternehmen, was sie sehr bedauerten. Doch sie nahmen sich vor, den Besuch so bald wie möglich nachzuholen. Damit verabschiedeten sie sich vorerst voneinander.

Mittlerweile war es später Nachmittag geworden. Thomas hatte sich noch ein wenig auf dem Markt umgesehen und stand nun vor Mirjams Schmuck- und Edelsteinstand. Sven war nicht da, er saß bestimmt mit Karsten in der Taverne. Auch zu Mirjam waren heute nur wenige Besucher gekommen, daher freute sie sich über einen kurzen Plausch. Thomas stellte ihr viele Fragen, denn er wusste, dass sie sich mit Edelsteinen bestens auskannte. Zu guter Letzt kaufte er ihr einen kleinen schwarzen Turmalin ab, der an einem Lederband hing. Dieser konnte, wie sie ihm erklärt hatte, negative Energien abwehren. Er glaubte fest an die magischen Kräfte der Edelsteine. Seiner Schwester würde er aber lieber nichts davon erzählen. Sie hielt so etwas für Humbug und würde ihn vermutlich nur auslachen.

Karstens und Swenjas Zelt stand gleich neben dem von Sven und Mirjam. Im Vorbeigehen fiel Thomas ein kleiner Stein auf, der vor dem Eingang im Gras lag und in der Abendsonne glitzerte. Er hatte es nicht eilig, also blieb er bei Swenja stehen. Sie saß an ihrem Brettchenwebrahmen und arbeitete. Dieses Handwerk war, wie schon erwähnt, nichts für ihn. Aber der funkelnde Stein hatte sein Interesse geweckt und er sprach sie darauf an.

»Das sind Halit-Kristalle. Insgesamt liegen fünf Stück rings um unser Zelt. Sie bilden die Spitzen eines Pentagramms und schützen uns. Ich habe sie von ihr«, sagte sie und deutete dabei auf Mirjam.

Thomas war begeistert. Es gab offensichtlich noch weitere Leute hier, die der Kraft der Edelsteine vertrauten.

»Genau genommen sind Halit-Kristalle keine Steine, sondern Halit ist Steinsalz«, erklärte Swenja. »Früher wurde es häufig verwendet, um negative Energien fernzuhalten. Selbst heute schützen viele Menschen ihr Heim damit oder benutzen es bei Ritualen, um die Wirkung des Bannkreises zu verstärken.«

Das überzeugte ihn. Er ging zurück zu Mirjam, kaufte fünf Halit-Kristalle und steckte sie in seine Tasche zu dem Turmalin-Anhänger.

Langsam wurde es Zeit, zurück zum Kräuterstand zu gehen. Er musste sich um das Abendessen kümmern. Claudia hatte gerade Kundschaft und von Weitem sah es so aus, als würde es länger dauern, denn vor ihrer Auslage drängte sich eine beachtliche Menschentraube. Er lief an den Zelten von Bernd und Holger vorbei geradewegs zu seiner Schwester. Die beiden waren vermutlich in der Taverne, denn er konnte sie nirgends entdecken. Auch an dem zwischen ihren Zelten aufgebauten Bogenschießstand waren sie nicht.

Am Kräuterstand angekommen, holte er einige Holzscheite, die an der Seite aufgestapelt waren. Er trug sie zur Feuerschale in der Mitte ihres Lagers. Schnell war das Feuer entfacht. Als genügend Glut vorhanden war, legte Thomas einen Grillrost auf die Schale und holte Würstchen und ein paar Steaks aus der Kühltasche. Nachdem er einen Teil davon auf dem Metallgitter platziert hatte, schlenderten Bernd und Holger direkt zu ihm herüber. Sie wollten beim Grillen helfen. Er hatte nichts dagegen. So konnte er sich wenigstens in Ruhe eine Flasche Bier aus dem Zelt holen. Durst hatte er ohnehin mehr als genug.

Nach und nach kamen die anderen Mitglieder der Gruppe vorbei, um sich Würstchen und Steaks zu holen. Thomas, Bernd und Holger sorgten fleißig für Nachschub. Es dauerte nicht lange und die letzte Wurst verließ den Grill, der nun in aller Ruhe abkühlte.

Um 21 Uhr traten die Schandgeigen heute zum letzten Mal auf. Da Thomas das Programm bereits kannte, blieb er beim Zelt. Zuhören konnte er auch von hier. Um 22 Uhr sahen sich alle gemeinsam die Feuershow an. Thomas bewunderte die Akteure. Er fand es faszinierend, wie sie mit brennenden Schwertern und Feuerpois hantierten.

Eine halbe Stunde später, gerade als die Show zu Ende war, begann es zu regnen und er setzte seine Gugel auf, eine kapuzenartige mittelalterliche Kopfbedeckung. Sie hatte ihm schon oft gute Dienste geleistet. So auch jetzt, denn mittlerweile schüttete es wie aus Eimern. Sämtliche Mittelalterleute hatten sich in ihre Zelte zurückgezogen und die letzten Besucher verließen kurz vor 23 Uhr fluchtartig den Platz.

So schnell wie der Regen begonnen hatte, war er wieder vorbei. Claudia und Holger wischten mit Papiertüchern alles trocken. Karsten legte seine Prunkkette um, an der in der Mitte ein Thors Hammer aus reinem Silber und an den Seiten je zwei Wildschweinhauer, zwei kleine Axtblätter und zwei Rabenanhänger aus Messing symmetrisch angebracht waren. Swenja hatte sich inzwischen umgezogen. Sie trug ein beigefarbenes Unterkleid aus Leinen, darüber ein dunkelbraunes Überkleid, das an den Seiten geschnürt war, eine weiße Haube und einen silbernen Armreif. An einer ledernen Halskette hing ein Yggdrasil-Anhänger.

Nun setzten sich die Rossburger Ritter an den Tisch in der Mitte ihres Lagers.

»Und jetzt wird Verlobung gefeiert!«, freute sich Thomas. »Wollt ihr erst ein Ritual machen oder gibt es gleich Alkohol?«

Dabei grinste er in die Runde.

»Du hast anscheinend nur das Saufen im Kopf«, maßregelte ihn Karsten, musste allerdings lachen. »Um jedoch deine Frage zu beantworten: Eigentlich wollten Swenja und ich gemeinsam über ein Feuer springen, aber das ist ja im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen, denn jetzt ist hier alles nass.«

»Das wäre auch nicht ganz stilecht«, mischte sich Claudia ein. »Zwar haben unsere Vorfahren ein solches Ritual durchgeführt, jedoch nicht Mitte Juni, sondern in der Nacht zum 1. Mai.«

»Richtig, zu Beltane«, ergänzte Mirjam, »aber ich habe mal gehört, dass man mit einem Band die Hände des Paares aneinandergebunden hat. Ich glaube, das war bei den Kelten so.«

»Korrekt«, bestätigte Claudia, »das wurde beim sogenannten Handfasting gemacht, aber Karsten und Swenja wollen nicht heiraten, sondern sich verloben.«

»Ach Leute«, schimpfte Thomas, »habt ihr denn gar nichts vorbereitet?«

»Doch«, rief Karsten mit fester Stimme, stand auf und hielt sein Horn in die Höhe, das er zuvor mit Met gefüllt hatte. »Ich gelobe feierlich bei Odin, unserem höchsten Gott, dass ich Swenja zu allen Zeiten vor jeglichen Gefahren beschützen und ihr treu sein werde. Ich werde sie lieben und ehren, solange ich lebe.« Dann drehte er sich um, lief zu einer kleinen Eiche, die neben einem Gebüsch wuchs, bückte sich, schüttete den Met langsam an die Wurzeln und fuhr fort: »Zum Zeichen meines Schwurs opfere ich diesen Trunk den Göttern.«

Swenja, die ihn die ersten Sekunden überrascht mit großen Augen angeschaut hatte, beeilte sich, ihr Horn mit Met zu füllen und es ihm gleichzutun. Dabei sprach auch sie ein paar Worte und gelobte vor den Göttern, für immer mit ihm verbunden zu bleiben. Anschließend küssten sich die beiden unter dem Baum und gingen danach wieder zurück an ihre Plätze.