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Die Geschwister Jan und Tine gelangen auf wundersame Weise in ein Zauberschloss und können nicht wieder heraus. Sie treffen eine schöne junge Frau, die im Schloss gefangen gehalten wird. Kann ihnen gemeinsam die Flucht gelingen?
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Seitenzahl: 32
Veröffentlichungsjahr: 2022
Eine märchenhafte Geschichte für große und kleine Kinder
Der Erlös des Buches ist bestimmt für Hilfsgruppe Eifel Förderkreis für tumor- und leukämieerkrankte Kinder
Gefangen im Zauberschloss
ein Märchen
von Ulla Wohlfahrt
illustriert
von Lilla Varhelyi
Layout Ulrike Dümmer
„So, gleich haben wir es geschafft.“
Tine hatte kleine 3-D-Rosen gebastelt und reichte ihrem Bruder Jan die letzte. Jan fügte sie in den Kranz ein, den er um eine goldene 70 geklebt hatte.
„Tante Käthe wird sich über unsere selbstgemachte Karte ganz bestimmt freuen.“
Jan betrachtete sein Werk. Zufrieden war er nicht. Der Blütenkranz war weder rund noch oval, auch nicht rechteckig oder quadratisch. Er war einfach nur schief.
„Ich male am besten noch ein paar Blätter dazu.“
„Und ich klebe ein paar Glückskäfer drauf. Freust du dich auch auf die Geburtstagsfeier?“
Eigentlich fanden Jan und Tine die Geburtstage von Tante Käthe stinklangweilig.
Aber sie besuchten die Tante dennoch gerne, denn es gab bei ihr immer leckeren Kuchen, weil sie die beste Kuchenbäckerin der Familie war.
Die Vettern Hello und Tobi kamen ebenfalls immer zu ihrer Geburtstagsfeier. Sie waren älter als Jan und Tine, gingen schon aufs Gymnasium und hatten Smartphones. Jan war erst in der vierten Klasse und hatte noch kein Smartphone, dafür aber Klavierunterricht. Das hatte er seinen Vettern voraus. Er konnte schon einige Lieder und kleine Tänze spielen. Tine sollte in diesem Jahr nach den Sommerferien eingeschult werden.
Tante Käthe freute sich wirklich riesig über die schöne Karte. Sie nahm Jan in die Arme und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Das gefiel ihm gar nicht, denn Tante Käthe roch sehr stark nach Kölnisch Wasser. Den Geruch mochte Jan nicht. Den Duft des blumigen Parfums seiner Mutter liebte er dagegen sehr.
Tine bediente sich an dem tollen Stachelbeerkuchen mit der süßen Baisermasse.
Dann machten sich die Kinder über die Donauwelle her. Die Donauwelle war Tante Käthes Spezialität. Keiner backte sie so lecker wie sie. Die Kinder liebten sie dafür.
Nach dem Kaffeetrinken wurde es langweilig wie immer.
Die großen Kinder tippten nur noch auf ihren Smartphones herum.
„Komm, lass uns nach draußen gehen. Das Wetter ist so schön, wir spielen auf der Wiese“, schlug Jan vor.
Tine und Jan setzten sich auf den sonnenwarmen Rasen.
„Weißt du was, wir legen uns auf den Rücken und schauen in die Sonne, bis wir Kreise sehen.“ Tine war von ihrer Idee begeistert, aber Jan warnte:
„Das ist gefährlich, so können wir uns die Augen verderben.“
„Ach, nur ganz kurz, das wird nicht schlimm sein.“
„Na gut, aber wirklich nur ganz kurz.“
Sie legten sich also auf den Rücken und starrten in die Sonne. Es dauerte nicht lange, bis sie bunte Kringel sahen, rote, blaue, grüne und violette. Aus einem roten Kringel trat plötzlich ein großes, grünes Heupferd hervor und schimpfte aufgeregt.
„Verflixt! Ich springe und springe und komme immer wieder hier an der gleichen Stelle aus.“
Jan wunderte sich darüber, dass er die Sprache des Heupferdchens verstand.
„Hörst du es auch?“, flüsterte er Tine zu.
„Ja“, erwiderte sie, „komisch, dass wir auf einmal Tiere verstehen können.“
„Guten Tag, Heupferdchen“, wandte sich Jan an das Tier, „warum bist du so wütend?“
„Ach, ich bin verzweifelt. Ich will zum Zauberschloss springen und komme einfach nicht weiter. Nach drei Sprüngen bin ich immer wieder hier an dieser Stelle“, ärgerte sich das grüne Tier.
„Zu einem Zauberschloss willst du?“, fragte Tine verwundert.
„Nicht weit von hier liegt das Zauberschloss des Zwergenkönigs. Das möchte ich mir unbedingt ansehen.“
„Wir wussten gar nicht, dass es hier ein Schloss gibt. Kannst du uns mitnehmen?“, bettelte Jan.
Eine Weinbergschnecke gesellte sich zu den Kindern.
„Daraus wird wohl nichts. Man kommt nur ganz langsam und mit kleinen Schritten zum Schloss, mit großen Sprüngen geht es gar nicht. Das Heupferd bemüht sich vergebens. Ich kenne den Weg und führe euch gerne. Übrigens, ich heiße Schleichi.“