Geheime Begierde - Shadows of Love - Ciara Buchner - E-Book

Geheime Begierde - Shadows of Love E-Book

Ciara Buchner

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Beschreibung

Dana Graf arbeitet als Maklerin in der Immobilienfirma ihres Vaters. Als dieser eines Tages einen neuen Partner im Unternehmen vorstellt, wird sie von dessen dominanten Auftreten auf Anhieb überwältigt - Yves Martin verströmt eine ganz besondere Autorität, von der sie sich sofort angezogen fühlt.

Schon nach kurzer Zeit fahren Dana und Yves ins Elsass, um sich ein Haus anzusehen. In der verlassenen Villa kommen sie sich bald näher: Sie spielen ein erotisches Spiel, bei dem Dana sich den dominanten Forderungen und sexuellen Vorlieben von Yves vollkommen unterwirft. Doch nach einer Nacht lustvoller Hingabe müssen sie plötzlich abreisen, als Yves einen dringenden Anruf erhält. Er versteht es aber, Dana auch im Alltag weiterhin immer wieder mit erotischen Zwischenspielen zu überraschen. Bis sie eines Tages eine E-Mail von einem unbekannten Absender erhält und sich fragen muss, ob Yves Leidenschaft wirklich ihr gilt ...

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Seitenzahl: 126

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Inhalt

Cover

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Geheime Begierde

In der nächsten Folge

„Shadows of Love“ sind in sich abgeschlossene erotische Liebesgeschichten von unterschiedlichen Autoren. Die Folgen erscheinen monatlich als Romanheft und eBook.

Über diese Folge

Dana Graf arbeitet als Maklerin in der Immobilienfirma ihres Vaters. Als dieser eines Tages einen neuen Partner im Unternehmen vorstellt, wird sie von dessen dominanten Auftreten auf Anhieb überwältigt – Yves Martin verströmt eine ganz besondere Autorität, von der sie sich sofort angezogen fühlt.

Schon nach kurzer Zeit fahren Dana und Yves ins Elsass, um sich ein Haus anzusehen. In der verlassenen Villa kommen sie sich bald näher: Sie spielen ein erotisches Spiel, bei dem Dana sich den dominanten Forderungen und sexuellen Vorlieben von Yves vollkommen unterwirft. Doch nach einer Nacht lustvoller Hingabe müssen sie plötzlich abreisen, als Yves einen dringenden Anruf erhält. Er versteht es aber, Dana auch im Alltag weiterhin immer wieder mit erotischen Zwischenspielen zu überraschen. Bis sie eines Tages eine E-Mail von einem unbekannten Absender erhält und sich fragen muss, ob Yves Leidenschaft wirklich ihr gilt …

Über die Autorin

Die gebürtige Innsbruckerin lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden am Starnberger See. Lange Spaziergänge in der malerischen Landschaft inspirieren sie ebenso zu neuen Romanideen wie das Münchner Nachtleben, in das sie sich von Zeit zu Zeit stürzt.

Ciara Buchner

Geheime Begierde

beHEARTBEAT

Digitale Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment.

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titelgestaltung: Jeannine Schmelzer unter Verwendung der folgenden Motive: © titoOnz/shutterstock; inarik/iStockphoto

eBook-Erstellung: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4565-0

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

»Verdammt!«, rufe ich und halte mir das schmerzende Knie. Der altmodische Wecker, der Sekunden zuvor mit einem Knall auf meinem Bein gelandet ist, liegt nun am Boden und gibt nur noch ein leises, schepperndes Klingeln von sich.

Mit einem unterdrückten Schmerzensschrei stehe ich von der Bettkante auf und humpele mit nackten Füßen in die Küche, wo ich das Ding mit einem letzten metallischen Krachen in den Müll pfeffere. In Zukunft lasse ich mich vom Handy wecken, nehme ich mir mit grimmigem Lächeln vor. Diese Slapstick-Einlage ist wahrhaftig der passende Beginn für einen typischen Montag.

Als ich wenig später in tiefen Zügen den aus meinem Becher aufsteigenden Kaffeeduft einatme, geht es mir schon ein wenig besser, und nach der Hälfte des heißen Gebräus fühle ich mich imstande, unter die Dusche zu springen. Da ich durch den Wecker-Unfall eine Menge Zeit verloren habe, versuche ich mich in Windeseile zu frisieren, mich für ein Outfit zu entscheiden – ein Hosenanzug und darunter eine weiße Bluse mit recht tiefem V-Ausschnitt erscheint mir passend – und ein wenig Make-up aufzulegen.

Normalerweise lege ich nicht ganz so viel Wert auf ein makelloses Erscheinungsbild, obwohl nicht zu leugnen ist, dass in der Immobilienbranche ein gepflegter Eindruck entscheidend sein kann und Klienten durchaus bei ihrer Kaufentscheidung beeinflusst. Doch heute geht es nicht darum, eine Villa an den Mann oder an die Frau zu bringen, sondern meinen neuen Chef zu beeindrucken.

Eigentlich totaler Quatsch, denke ich, während ich die Ärmel meiner Bluse zuknöpfe. Ich muss doch niemandem etwas beweisen. Zwar verfüge ich mit meinen sechsundzwanzig Jahren noch nicht über langjährige Erfahrung als Maklerin, aber meinem Vater gehört die Firma, und ich habe ihm immerhin seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt, als ich nach meinem Master in Betriebswirtschaft im Familienbusiness angefangen habe.

Ich werde rot, weil sich der Gedanke selbst in meinem Kopf wie der einer verzogenen Göre anhört. Aber so ist es nicht. Ich habe mir mein Studium selbst finanziert und mich danach für den Betrieb meines Vaters entschieden, weil ich von frühesten Kindesbeinen an mitbekommen habe, wie schön es ist, ständig neue Menschen zu treffen und ihnen ihre Traumhäuser zu vermitteln.

Schon mit acht oder neun Jahren habe ich mich wahnsinnig gefreut, wenn Papa mich in den großen Ferien auf Besichtigungstour mitgenommen hat und wir zusammen Villen und Bungalows erforschen konnten.

Bald darauf hat meine Mutter freilich schon ihr neues Leben in Rom begonnen, nebst neuer Liebe und Patchworkfamilie. Die Firma mit ihren Mitarbeitern, die mich zum Teil schon als Baby kannten, war für mich in dieser schwierigen Zeit ein Fels in der Brandung. Und so war es im Grunde für mich eine logische Entscheidung, nach meinem Abschluss bei Graf Immobilien einzusteigen.

Und jetzt wird aus Graf Immobilien die Firma Graf und Martin! Welcher Teufel hatte bloß meinen Vater geritten, sich einen Partner ins Boot zu holen?

Ich schüttele den Kopf, um den unangenehmen Gedanken daran zu vertreiben, wie leicht das soziale Gefüge durch den Neuankömmling gestört werden könnte, und schnappe mir die Autoschlüssel aus der Schale im Flur. Mit einem letzten Blick in den Spiegel verlasse ich die Wohnung.

Draußen empfängt mich trotz der frühen Stunde heller Sonnenschein. Die Vögel zwitschern und die blühenden Kirschbäume, die die Straße säumen, glitzern förmlich im Morgenlicht. In einem Anfall von Übermut entscheide ich mich, trotz meiner Verspätung vor meinem Auto noch den Bäcker um die Ecke aufzusuchen, um mir einen Latte-to-go zu besorgen. Wenn es eines gibt, von dem ich nie genug bekommen kann, ist es Kaffee.

Zum Glück liegt die Bäckerei schon an der nächsten Kreuzung, nur wenige altmodische Stadtvillen weiter, und ist bis auf eine junge Frau mit Kinderwagen leer. Ich warte, bis sie die Brötchentüte in der Handtasche hat verschwinden lassen und den Wagen nebst Baby an mir vorbei zum Ausgang schiebt, und gebe meine Bestellung auf.

Während ich auf das charakteristische Rauschen der Siebträgermaschine lausche und auf meinen Kaffee warte, werde ich nun doch langsam nervös. Wie wird der Neue wohl reagieren, wenn ich eine halbe Stunde zu spät im Büro aufkreuze? Ich weiß nicht viel über ihn, nur dass er Yves Martin heißt, Franzose ist, aber schon seit Ewigkeiten in Deutschland lebt. Meine Vorstellung gaukelt mir einen distinguierten älteren Herrn mit grauem Haar und Bauchansatz vor, der exquisite Speisen ebenso schätzt wie kunstvolle Architektur. Lang lebe das Klischee.

Als hätte ich es geahnt, summt in diesem Augenblick mein Handy. Eine leicht panische SMS meiner Kollegin Sandra informiert mich darüber, dass Herr Martin soeben das Firmengebäude betritt, von dem ich mich im Augenblick noch gefühlt Meilen weit weg befinde. Mit dem Pappbecher in der Hand haste ich aus der Bäckerei und zum Wagen und betätige noch im Laufen den Öffner.

Wenige Minuten später befinde ich mich auf der Stadtautobahn und versuche durch mehr oder weniger geschickte Spurwechsel etwas Zeit gutzumachen. Dabei plagt mich zu allem Überfluss auch noch mein schlechtes Gewissen, weil ich es wieder einmal nicht über mich gebracht habe, mit der Straßenbahn oder gar dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, was bei der Entfernung eigentlich kein großer Aufwand wäre.

Morgen, morgen mache ich alles anders, verspreche ich mir in Gedanken und betätige im gleichen Augenblick die Hupe, weil direkt vor mir ein LKW die Spur blockiert. Es ist Montag. Kein guter Tag, um das Schicksal herauszufordern.

♡♡♡

Als ich schließlich mit der Handtasche über der Schulter und dem Trenchcoat über dem Arm das Gebäude betrete, grinst mich Kirstin, die Empfangsdame des Hauses, verschwörerisch an. Außer der Firma meines Vaters befinden sich noch zahlreiche andere Unternehmen in diesem Gebäude. Kirstin und ich haben uns in den letzten Monaten angefreundet und machen an mindestens einem Freitagabend im Monat zusammen die Stadt unsicher. Sie ist so etwas wie die gute Seele hier und immer bestens über alles informiert, was im Haus vor sich geht.

Als könne sie meine Gedanken lesen sagt sie in diesem Augenblick:

»Keine Panik, Dana, ist noch nicht aufgefallen. Sie absolvieren gerade die große Hausführung.«

»Danke für das Update«, grinse ich und bewege mich eilig Richtung Aufzug. »Vielleicht kann ich mich ja doch noch heimlich in mein Büro mogeln.«

Begleitet von Kirstins ansteckendem Lachen betrete ich den Lift. Ein Blick auf die Spiegelwand zeigt mir, dass mein Hosenanzug die Fahrt knitterfrei überstanden hat und meine etwas widerspenstigen Haare sich überraschenderweise nicht aus dem strengen Pferdeschwanz gelöst haben. In Windeseile lege ich noch etwas von dem dezenten, roséfarbenen Lipgloss auf, den ich so liebe, und lasse die kleine Tube in dem Augenblick wieder in der Handtasche verschwinden, in dem sich die Fahrstuhltür öffnet.

Statt hinaus in den Flur zu treten, in dem sich unsere Büros befinden, bleibe ich wie angewurzelt stehen und spüre, wie mein Herz einen Satz macht. Automatisch habe ich den Kopf gehoben und sehe nun direkt in die stahlblauen Augen eines mir unbekannten hochgewachsenen Mannes, dessen Alter ich auf Mitte dreißig schätze. Mein Blick wandert weiter zu seinen pechschwarzen Haaren, über die wohlgeformten Wangenknochen und das markante Kinn. Die Kombination aus dunklem Anzug, weißem Hemd und dunkler Krawatte sieht zu seiner leicht gebräunten Haut umwerfend aus. Der Schnitt betont seine breiten Schultern und die schmale Taille.

Entweder der Typ ist Sportler oder Model oder beides, schießt es mir durch den vernebelten Kopf. Erst einen Augenblick später fällt mir auf, dass ich den Unbekannten mit offenem Mund anstarre. Dem Glühen meiner Wangen nach zu urteilen, müssen sie von einer tiefen Röte überzogen sein. Dummerweise gelingt es mir trotz dieses Wissens nicht, auch nur ein Wort herauszubringen.

Der Fremde lächelt, und seine Augen leuchten dabei schelmisch auf. Mir wird klar, dass er genau weiß, wie er auf mich wirkt. Wahrscheinlich gleicht meine Reaktion der jedes einzelnen weiblichen Wesens, dem er jemals begegnet ist.

»Sie sind Dana Graf, stimmt’s?«

Seine Stimme passt zu seinem Erscheinungsbild, tief, melodisch und warm. Der Hauch eines französischen Akzents lässt sich erahnen. Langsam und wie aus weiter Ferne dringt die Ahnung in mein Bewusstsein, dass der Mann, der da vor mir steht, Yves Martin sein muss. Und dass er bereits seit mehreren Sekunden darauf wartet, dass ich mich offiziell vorstelle.

»Ich … äh … ja, das bin ich«, stottere ich und versuche mich an einem freundlichen Kopfnicken.

Du Idiot, er muss dich ja für vollkommen beschränkt halten, so wie du dich aufführst!, schimpfe ich stumm und sammele die mir zur Verfügung stehende Konzentration, um seinem Blick standzuhalten und hinzuzufügen:

»Herr Martin, nehme ich an? Es freut mich, Sie kennenzulernen.«

»Die Freude ist ganz meinerseits«, antwortet der neue Firmenpartner meines Vaters mit einer fast altmodisch anmutenden Galanterie.

Zu meiner großen Erleichterung bin ich inzwischen wieder in der Lage, den ein oder anderen klaren Gedanken zu fassen. Dazu gehört zum Beispiel die Vermutung, dass es wohl an der Zeit wäre, aus dem Lift hinaus in den Flur zu treten. Die Türen, die in regelmäßigen Abständen durch ein elektronisches Knacken darauf hinwiesen, dass sie sich eigentlich schließen wollen, bewegen sich nun mit einem leisen Zischen aufeinander zu. Kurz bevor sie gänzlich geschlossen sind, lehnt sich Herr Martin vor und hält seine Hand dazwischen. Er ist mir nun so nah, dass mir der Duft seines Aftershaves in die Nase steigt. Ich erkenne Weihrauch, Sandelholz und eine Ahnung von Orangenblüten. Fast schließe ich die Augen, um diese elegante Note zu genießen.

»Ich hole kurz ein paar Unterlagen aus dem Auto. Danach setzen wir unser Gespräch in Ihrem Büro fort. Einverstanden?«

Sein Tonfall macht deutlich, dass er nicht mit Widerspruch rechnet. Ich nicke und wundere mich ein wenig über die Selbstverständlichkeit, mit der Yves Martin Autorität ausübt. Diese Art von Dominanz ist nicht das erlernte Verhalten einer Führungskraft, sondern Teil seiner Persönlichkeit,sinniere ich, während ich zusehe, wie er im Aufzug verschwindet. Erst das Kribbeln in meinem Unterleib führt mir vor Augen, dass dieser Gedanke eine gewisse Zweideutigkeit aufweist.

Entschlossen straffe ich die Schultern und begebe mich möglichst gemessenen Schrittes in mein Büro, schließe die Tür und lasse mich mit einem erleichterten Aufatmen in den bequemen Sessel hinter dem gläsernen Schreibtisch fallen.

Gut, dass niemand Zeuge meines peinlichen Auftritts geworden ist. Abgesehen von Herrn Martin natürlich, dessen Charisma für den Aufruhr meiner Gefühle verantwortlich ist.

Noch schlimmer wäre es allerdings gewesen, wenn mein Vater und Frau Hellwig, seine Sekretärin, mit von der Partie gewesen wären. Ersterer hätte mir an der Nasenspitze angesehen, wie attraktiv ich seinen Geschäftspartner finde, und Letztere … nun ja, ich mag Frau Hellwig sehr, aber dank ihrer Mitteilsamkeit wäre die Szene bereits kurz nach der Mittagspause in der ganzen Firma Thema Nummer eins gewesen.

Ich beschließe, das Ganze unter Glück im Unglück zu verbuchen und zur Tagesordnung überzugehen, greife nach dem Telefonhörer und lasse meinem Vater ausrichten, ich sei im Büro und hätte bereits kurz mit Herrn Martin gesprochen. Danach sehe ich den Stapel mit Objektbeschreibungen durch und werfe einen Blick in den Terminkalender. In diesem Augenblick klopft es an der Tür.

»Herein«, sage ich und freue mich darüber, dass meine Stimme wieder ruhig und gefasst klingt.

»Und? Was hältst du von ihm?«

Mein Vater betritt den Raum, und ich verspüre einen Stich, weil ich für einen Moment so sicher war, es sei ein gewisser jemand, der wie angekündigt die Unterhaltung fortsetzen möchte.

»Er ist anders, als ich ihn mir vorgestellt habe.«

Mein Vater – dessen Erscheinung eher dem Bild entspricht, das ich mir in meiner Fantasie von Herrn Martin gemacht hatte – nimmt lachend auf der Ledercouch Platz, die an der Wand neben der Tür steht.

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass er den Laden ganz schön aufmöbeln wird.«

Mein Vater lehnt sich mit einem zufriedenen Lächeln zurück und verschränkt die Hände hinter dem Kopf.

»Es wird langsam, aber sicher Zeit, dass ich ein bisschen kürzertrete.«

Diese Äußerung überrascht mich, denn erstens kenne ich meinen Vater nur als überzeugten Workaholic, und zweitens hatte ich stillschweigend vorausgesetzt, dass, sollte er jemals Verantwortung abgeben wollen, er zuerst mit mir darüber reden würde.

Meinen Blick offenbar richtig deutend, fährt er in diesem Augenblick fort:

»Bitte verstehe das nicht als Geringschätzung deiner Leistungen. Du hast das Talent und den Charme, den man in dieser Branche braucht. Ich möchte dir mit Yves lediglich langfristig jemanden an die Seite stellen, von dessen Erfahrung du profitieren kannst.«

»Das klingt gut, danke, Pa.«

»Sicher, Kleines.«

Das Leder der Couch knirscht, als mein rastloser Herr Vater mit einer fließenden Bewegung, die sein Alter Lügen straft, aufspringt und sich zur Tür wendet.

»Fährst du heute noch raus?«, fragt er im Gehen.

»Ja, heute Nachmittag geht’s in die Mozartstraße, wieso?«

»Nimm doch Yves mit, dann könnt ihr euch ein bisschen beschnuppern.«

Sagt’s, verschwindet aus meinem Büro und lässt mich kopfschüttelnd zurück. Wie war das doch gleich, von wegen kein guter Tag, um sein Schicksal herauszufordern? Nun ja. Man kann sich zwar davor hüten, das nützt aber nichts, wenn das Schicksal beschlossen hat, den Spieß umzudrehen und einen selbst herauszufordern.

Was allerdings diesen verqueren Vormittag zuverlässig wieder in geordnete Bahnen bringen wird, ist ein Becher Kaffee.

Mit diesem Gedanken mache ich mich auf den Weg zur Teeküche, die sich am anderen Ende des Flurs befindet. Kurz bevor ich mein Ziel erreicht habe, kommt mir Silvia entgegen. Statt einer Begrüßung nickt sie mir knapp zu und läuft an mir vorbei, ohne innezuhalten. Stirnrunzelnd setze ich eine neue Kanne Kaffee auf.