Geheimnis, Babylon - Wie aus einer Hure eine Jungfrau geworden ist - Helmut Stücher - E-Book

Geheimnis, Babylon - Wie aus einer Hure eine Jungfrau geworden ist E-Book

Helmut Stücher

0,0
13,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die vermehrten Ehekonflikte und Scheidungen sind in erster Linie ein Kirchenproblem. Der Autor sieht die Ursache in dem gestörten Verhältnis von Christus und der Gemeinde, wobei ihm das Bild der Ehe im Epheserbrief vor Augen steht. In der Auslegung der Offenbarung, die wie ein großer Gerichtsprozess erscheint, gehen die Verurteilten durch den Sühnetod des Einen frei aus und versöhnen sich. Die geheimnisvolle Wiederheirat löst am Hochzeitstag einen "Weltkrieg" aus. Das alles wird anhand biblischer Vorbilder anschaulich dargestellt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 836

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Impressum

Die Offenbarung

Widmung

Prolog

I. Teil

Die Offenbarung

Einführung (1,1–3)

Die Vorhalle (1,4–8)

Im Heiligtum (1,9–20)

Die sieben Endzeitgemeinden (Kap.2 u.3)

Im Himmel (Kap.4)

Der Thron (4,1–11)

Das Lamm (5,1–14)

Die sieben Siegel (Kap. 6 u. 7)

Die sieben Posaunen

Das Geheimnis Gottes (Kap.10)

Die »Heilige Stadt« (Kap.11)

Ein großes Zeichen (Kap.12)

Das Tierungeheuer (13,1–10)

Das falsche Lamm (Kap.13,11–18)

II. Teil

Die Zionsgemeinde (14,1–5)

Das ewige Evangelium (14,6–7)

Der Fall Babylons (14,8)

Die dritte Engelsbotschaft (14,9–12)

Eine Seligpreisung (14,13)

Erntezeit (14,14–15)

Weinlese (14,17–20)

Am gläsernen Meer (15,1–4)

Der Tempel im Himmel (15,5–8)

Die sieben Plagen (Kap.16)

Ein Erdbeben zerteilt Babylon (16,17–21)

Das Geheimnis, Babylon (Kap.17)

Das Geheimnis des Tieres (17,7–14)

Die Kirche im Kreuzfeuer (17,15–18)

Geister und Dämonen (18,1–3)

Heimkehr aus Babylon (18,4–7)

Babylons Selbsttäuschung (18,8–10)

Babylons Kaufleute und Waren (18,11–16)

Babylons letzte Fahrt (18,17–19)

Ein Nachruf! (18,20–24)

Das große Halleluja! (19,1–5)

Die Hochzeit des Lammes (19,6–10)

Der »dritte Weltkrieg« (19,11–21)

Satan wird gebunden (20,1–3)

Die erste Auferstehung (20,4–6)

Gog und Magog – der letzte Feind (20,7–10)

Der große weiße Thron (20,11–15)

Eine neue Schöpfung

Das neue Jerusalem (21,9–27)

Der Paradiesstrom (22,1–5)

Siehe, ich komme bald! (22,6–21)

Erklärung der Abkürzungen

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2014 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-99038-639-2

ISBN e-book: 978-3-99038-640-8

Lektorat: Isabella Busch

Umschlagfoto: Ig0rzh | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum Verlag

www.novumverlag.com

Die Offenbarung

»Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe!«

(Offb.1,3)

Widmung

Gewidmet denen, die den irrationalistischen Zeitgeist überwinden und ihren und meinen Kindern und allen, die Gott suchen.

Prolog

Der letzte Schlag des Totenglöckchens war verklungen. Die Orgel stimmte das Lied an: »So nimm denn meine Hände und führe mich …«. Die Nachricht vom Tod der Königin von Babylon ging wie ein Lauffeuer durch die Lande. Zum Trauergottesdienst in der Kreuzkapelle des Alten Friedhofs hatte sich eine riesige Volksmenge versammelt. Vertreter aller Konfessionen und Denominationen waren zum Begräbnis gekommen, um dieser berühmten Frau das letzte Geleit zu geben. Unter ihnen Bischöfe, Päpste, Priester, Pfarrer, Prediger, alle Großen des Reiches, Könige, Kaufleute, Minister, viele Politiker, die heimlich bei ihr verkehrt hatten. Auch Presse und Rundfunk waren anwesend. Es war eine ganz besondere, eine außergewöhnliche Beerdigung, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat.

So berühmt sie weltweit auch war, so war sie als Herrscherin in ihrem Reich auch berüchtigt. Ihr war wegen Untreue und Mord der Prozess gemacht worden. Das Urteil lautete auf Todesstrafe, die in lebenslange Haft umgewandelt worden war. Nach langer schwerer Krankheit war die große Hure, denn als solche war sie bekannt, gestorben. Jeder wollte hören, was der Pfarrer in einem solchen Falle predigen würde. Nicht leicht für ihn, eine so große Sünderin in den Himmel zu heben. Gespannt waren vor allem solche, die im Krieg mit ihr lagen oder einen Rechtsstreit mit dem Heidenweib hatten.

»Früher wäre eine solche«, hob er an, »wie damals die Hexen von der Kirche, Entschuldigung von der weltlichen Obrigkeit, bei lebendigem Leibe verbrannt worden. Doch ihre humanistischen Buhlen plädierten für lebenslang, in der Hoffnung, sie durch ein Gnadengesuch wieder freizubekommen. Nun, da sie tot ist«, fuhr der Prediger fort, »wollen wir ihr aus ‚Achtung vor der Würde des Menschen‘ doch noch ein anständiges Begräbnis bereiten. War sie doch auch ein Mensch, und Menschen standen zu ihr in (teilweiser intimer) Beziehung, obschon sich heute alle von ihr distanzieren, ja zum Teil sie sogar hassen.« Leider habe sie auch in ihren letzten Stunden bei seinem Besuch ihre Schuld nicht eingesehen, um selig zu sterben. Wie viele Ehen habe sie zerstört. Zwar habe sie zugegeben, schwere Fehler in ihren Männergeschichten gemacht zu haben, aber sie sei nur ausgenutzt worden und habe viel gelitten. »Doch sich als Sünderin vor Gott zu erkennen und um Vergebung zu bitten, davon war sie weit entfernt«, stellte der Seelsorger erschüttert fest. »So ist das eben gewöhnlich bei Huren. Und überhaupt ein Problem in unserer pluralistischen Gesellschaft. Man häuft Schuld und Schulden auf, und glaubt sich noch im Recht. Die Menschen haben zwar ein tiefes Bedürfnis nach Liebe und Verständnis, vielleicht auch religiöse Gefühle, aber ihr sündhaftes Leben bereuen und aufgeben wollen nur wenige. So musste hier die Gerechtigkeit ihr Werk tun.« Ob dieser Worte schauten ihre sieben Töchter in der ersten Reihe, alles Prostituierte, ziemlich grimmig. Anderen gingen sie zu Herzen.

»Der Anfang ihrer Geschichte«, erklärte der Prediger weiter, »liegt in Ephesus. Dort schloss sie die Ehe mit dem Sohn des großen Königs. Er war ihre erste Liebe und sie seine. (Man lese den Epheserbrief). Nach geraumer Zeit erlosch ihre Liebe, es fiel ihr immer schwerer, ihrem Mann nach dem göttlichen Gebot unterwürfig zu sein. Man muss wissen, dass ihre Vorfahren aus dem Alten Testament stammten. Das macht vieles verständlicher. Er schrieb ihr (im ersten Sendschreiben), sie solle Buße tun. Darauf reagierte sie nicht. Sie verließ ihn und ging andere Ehen ein, insgesamt fünf. Auch diese befriedigten sie nicht, so wurde sie eine Hure und verführte viele. Wer sich ihr widersetzte, wurde beseitigt. Zuletzt unterhielt sie ein evangelikales Wellnesscenter im Vergnügungsviertel.«

Er schloss mit den Worten: »Wir, die wir an die Verheißung Gottes glauben, haben einen Trost und eine Hoffnung im neuen Jerusalem, das als Braut bald aus dem Himmel herniederkommt. Dort gibt es keine Trennung, keine Scheidung, keinen Schmerz mehr, denn in Jesus ist Versöhnung, Er macht alles neu. Diese Erneuerung hätte auch die Entschlafene erfahren können. Lasst uns für die Hinterbliebenen beten!«

Dann sang der Zions-Chor »Das große Halleluja«. Langsam setze sich der Zug von der Kapelle zum Grab in Bewegung…

In der folgenden zeitnahen Auslegung der Offenbarung, die wie ein großer Gerichtsprozess ist, worin es um eine Scheidung wegen geistlicher und leiblicher Hurerei geht, wird ein neuer Weg aufgezeigt, wie sowohl die Kirche als auch Ehen und Familien wiederhergestellt werden können.

Den Texten liegt die »Elberfelder Bibel« zugrunde.

I. Teil

(Kap.1–13)

Die Offenbarung

Einführung (1,1–3)

DieOffenbarung Jesu Christiist eine Offenbarung von Gott über Jesus Christus, die durch Seinen Engel dem Apostel Johannes, überbracht worden ist. Offenbarung setzt ein Geheimnis voraus, das Buch offenbart das Geheimnis Gottes und noch weitere Geheimnisse (10,7). Es ist aber auch eine Selbst-Offenbarung von Jesus, Seiner Stärke und Größe, die Gott Ihm gegeben hat. Christus ist das große Geheimnis der Gottseligkeit. Wir dürfen hier Seine Herrlichkeit und Macht im Heiligtum anschauen. In der Offenbarung betreten wir die Heiligtümer Gottes. Vornehmlich Gottes Dienern, aber auch jedem Leser, soll durch die Weissagung des letzten Buches der Heiligen Schrift ein gewaltiges Geschehen gezeigt werden.

Die Quelle des Zeugnisses von Johannes, alles, was er sah, istdas Wort Gottes und das Zeugnis Jesu(1,2). »Das Wort Gottes« war für die Apostel das Alte Testament, »das Zeugnis Jesu« ist das Evangelium, also das Neue Testament. Die Offenbarung schöpft aus beiden Teilen der Heiligen Schrift und bietet sie, dem Zeitgeschehen entsprechend, neu dar. Das Buch will geistlich ausgelegt werden – für alle. Die Symbolik der Offenbarung führt uns zu der Symbolik der Propheten des Alten Testaments. Denn die Offenbarung verwendet die bildliche Sprache und die Vorbilder des Alten Testaments in ihrer Weissagung, die den christlichen Bekenntniskreis ansprechen soll.

Es ist auffallend, wie kurz sich die Offenbarung in ihrer bildlichen Beschreibung fasst; sie setzt voraus, dass der Leser die biblischen Geschichten kennt, wie dies bei den ersten Christen der Fall war. Doch auch der Unkundige lernt sie durch unsere Betrachtung mühelos kennen. Der Leser muss nicht unbedingt die Bibel zur Hand nehmen, unser Buch enthält bereits nach und nach den ganzen Text der Offenbarung und viele andere Bibelzitate.

Man könnte die Offenbarung auch das Inhalts- oder Stichwortverzeichnis der Bibel nennen, aber dieses hat es in sich. Tippt man auf ein solches, öffnen sich gleich ganze Kapitel. Daher ist mein Buch auch so umfangreich. Die Offenbarung für sich zu deuten, unter Vernachlässigung anderer Schriftteile, muss natürlich das Verständnis erschweren und hat oft zu wilden und gar unsinnigen Deutungen geführt. Das letzte Buch der Bibel ist von seiner Systematik her auch ein hervorragendes Mittel, den thematischen Aufbau der Heiligen Schrift kennenzulernen. Der Kirche ist der Bezug zum Alten Testament (zwei Drittel der Bibel) verloren gegangen. Statt die Bibel in »Altes« und »Neues«Testament aufzuteilen, hätte man es bei »das Wort Gottes« und »das Zeugnis Jesu« belassen sollen. Ersteres, im Geiste Jesu verstanden, bringt das Gold zutage, denn gerade dort liegen die Schätze der Weisheit in Christus verborgen. Der hohe Gegenstand des Alten Testaments ist Christus und Seine Gemeinde. Durch den Tod des Erblassers, Christus, ist das Testament geöffnet, Sein Erbe ist jetzt den Glaubenden durch den Heiligen Geist zugänglich (Hebr.9,15–18).1

1 Erklärung der Abkürzungen der Bibelstellen am Schluss des Buches

Wir werden eingeladen, dieses wunderbare Buch zu betrachten:Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe!Ein aktueller Gerichtsprozess, der uns nicht nur Zeuge und Zuhörer sein lässt, sondern als Betroffene uns viel zu sagen hat. Für die einen ist die Offenbarung Rechtfertigung und Glückseligkeit – davon geht sie aus; für andere Anklage, besser noch Selbstanklage, der die Gnade sicher ist. So stellt sich schon gleich zu Anfang die Frage, wie wir das Buch lesen oder hören, mit welchen Augen und Ohren wir die Dinge sehen und verstehen: Ist das Ohr dem Geiste Gottes geöffnet, und sind »die Augen unseres Herzens erleuchtet« (Eph.1,18)? Schreiber und Leser der vorliegenden Betrachtung dürfen darum im Glauben bitten: HERR, öffne unsere Augen und lasse uns Dein Heil schauen. Glückselig machen uns alle die Verheißungen in den Sendschreiben, Siegeln, Posaunen und selbst in den Plagen und dem Gericht. Die »Zeit« ist eine nahende Gerichtszeit, die immer auch Gnadenzeit ist für den, der sie nutzt.

Die Vorhalle (1,4–8)

In der Vorhalle des Gerichtsgebäudes werden wir auf den Gerichtsprozess vorbereitet, seien es die Zuschauer, die von ihren Sünden im Blute Jesu gewaschen und daher begnadigt sind, weshalb sie nichts Schlimmes zu befürchten haben, oder die Angeklagten, die noch vorher ihre Sachen vor Gott regeln und um Vergebung bitten können, ehe der Film abläuft.

Johannes schreibt »alles, was er sah«den sieben Versammlungen (Gemeinden), die in Asien sind.»Sieben« ist eine symbolische Zahl der Ganzheit, sie weist auf die Vollkommenheit der Schöpfung Gottes hin. »Asien« war die Landschaft Kleinasien in der heutigen Türkei. Der apostolische Eröffnungsgruß:Gnade euch und Friede!, der in vielen Briefen erklingt, soll uns bis zum Schluss der Offenbarung begleiten. Wenn uns Erleuchtung fehlt, brauchen wir die Gnade, wenn wir angefochten sind, vermehrt den Frieden Gottes. Die ganze Fülle der Gottheit ist beteiligt, damit wir durch dieses wunderbare Buch mehr und mehr Gnade und Frieden bekommen.Von dem, der da ist und der da war und der da kommt,dürfen wir alles erwarten. Dieser Titel wird zu einem Namen Gottes. Der Gott der Urzeit ist der Allgegenwärtige und der Ewiglebende, der auch unser Gott und Vater geworden ist durch Jesus Christus. Wir können die Betonung auch auf »da« legen, der gegenwärtig da ist, derselbe Gott, der sich den Vätern offenbart hat und Hüter Israels war; und derdakommt undsokommt, wie wir es in der Offenbarung sehen. Da schwinden alle Zweifel, ob Gott existiert.

Diesieben Geister, die vor Seinem Throne sind,erklärt die Offenbarung in den weiteren Erwähnungen selbst. Den sieben Gemeinden müssen sie durchaus vertraut gewesen sein, sie gehören zu dem Lamme und zeugen von Seinem Wesen. Gesandt ist uns der Geist der Wahrheit, der Geist der Treue und Sanftmut, der Geist der Heiligkeit, der Geist der Weissagung, der Geist des Lebens, der Geist der Liebe, Gnade und Kraft, der Geist der Erkenntnis und Furcht des Herrn – in dieser Reihenfolge könnten wir sie den sieben Sendschreiben zuordnen und der guten Geister Gottes noch mehr, und ist docheinGeist. Alle sieben Geister Gottes ruhten auf Dem, der die Wurzel und das Geschlecht Davids ist (Jes.11,1–10), und Er hat uns von Seinem Geiste gegeben.

Wir brauchen Gnade und Friede auch vonJesus Christus, welcher der treue Zeuge ist, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der Erde!Die drei Titel, mit denen Jesus Christus hier vorgestellt wird, sollen uns erstens an den treuen Knecht Gottes in den Tagen Seines Fleisches erinnern, dann an den Auferstandenen, der den Tod überwunden hat, und zuletzt an Seine Stellung im Himmel. Um treue Zeugen zu sein, wie Jesus es in Seinem Leben war, brauchen wir viel Gnade. Da Er, wie auch Paulus bezeugt, »der Erstgeborene aus den Toten ist, auf dass er in allem den Vorrang habe« (Kol.1,18), sind auch »wir mit Ihm auferweckt worden«. Darum »suchet, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes« (Kol.3,1). In dieser Stellung zur Rechten der Majestät ist Er der Oberkönig über die Könige des Bekenntnisses; Christus regiert als König über ein »Königreich von Priestern und eine heilige Nation« (2.Mo.19,6; 1.Petr.2,9), die Er sich erkauft hat durch Sein Blut. Der Gedanke einer weltlichen Herrschaft über weltliche Könige ist zu verwerfen, denn Gottes Reich ist inwendig: Christus will in den Herzen regieren. Mit »Erde« ist in der Offenbarung immer der Kreis des Bekenntnisses gemeint, unterschieden vom »Meer«, das die Welt bezeichnet. Um Menschenherzen von den »Fürstentümern, Gewalten, Weltbeherrschern dieser Finsternis und den geistlichen Mächten der Bosheit« zu befreien, tritt Er in Seiner Offenbarung den Kampf an gegen diese Mächte, die Er bereits am Kreuz besiegt hat und über die Er von Gott gesetzt ist (Eph.2,21; 6,12). Christi Herrschaft und Sieg findet in einer höheren Sphäre statt, und zwar in den »himmlischen Örtern«. Um uns daran teilnehmen zu lassen, hat Er auch uns zu einem Königtum und zu Priestern gemacht. Wir bedurften allerdings der Reinigung durch Sein Blut. Das Opfer für die Sünde fand im Vorhof statt, dort mussten auch die Sünden bekannt werden. Christus ist das Opferlamm geworden, und jeder, der zu Ihm gekommen ist in Reue und Buße, darf auch an die Vergebung der Sünden glauben.

Auf diese wunderbare Tatsache bricht der Apostel mit der erlösten Gemeinde in den Lobpreis aus:Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blute, und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern, seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Noch immer liebt der HERR Seine Gemeinde! Er hat sie durch Seinen Opfertod von der Knechtschaft »Ägyptens« erlöst, wie sollte er sie wiederum der Gefangenschaft »Babylons« überlassen, von der dieses Buch handelt? Unsere Berufung und Erwählung ist im »neuen Jerusalem« festgemacht. Dort ist keine Knechtschaft mehr, wir sind zu der »Freiheit in Christus« gekommen, zu der wir freigemacht worden sind (Gal.4,26; 5,1).

Der Dienst Johannes ist dasKönigtum in Jesu.Der Apostel Paulus hat hauptsächlich das Priestertum der Gläubigen im Auge. Königtum und Priestertum gehören im Reiche Gottes zusammen und sind voneinander abhängig. Ist das Priestertum in Ordnung, ist auch das Königtum stark. Der Zweck der Offenbarung ist es, ein Volk von Königen und Priestern hervorzubringen, um mit Jesus Christus, dem Sohne Gottes und Davids, in Seinem Königreich zu herrschen, zum Preise Seiner Herrlichkeit. Bisher hat sich die Kirche in ihren Glaubensbekenntnissen und in ihrer Verkündigung wenig mit dem Königtum Jesu beschäftigt. In der ganzen Zeit ihrer Geschichte standen die Sündenvergebung und der Gottesdienst im Vordergrund, also Altar und Tempel. Von der Herrschaft Christi über Sein Volk und unserem Königtum in Ihm war kaum die Rede, und wenn, dann nach weltlicher Weise. Die Offenbarung richtet die Gemeinde Jesu neu auf das Reich Gottes aus, auf eine neue Hoffnung, die das Volk des HERRN mit großer Freude erfüllen und jede Seele beleben wird, denen die Offenbarung Jesu Christi wie der glänzende Morgenstern, als der Er Selbst sich vorstellt, aufgeht (22,16).

Der HERR Selbst wird kommen, um der Herrschaft der Gesetzlosen ein Ende zu machen und einem jeden zu vergelten, wie sein Werk sein wird (22,12).Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die ihn durchstochen haben. Die Offenbarung handelt vom Kommen des HERRN: Im 1.Kapitel heißt es zweimal »der da kommt«. In fünf Sendschreiben kündigt Er den Gemeinden Sein Kommen an, im letzten ist Er bereits gekommen, denn Er steht an der Tür und klopft an. Am Schluss der Offenbarung versichert der HERR noch dreimal: »Ich komme bald.«

Wie sieht das nun aus, wenn Er »mit den Wolken« kommt? Bei der Himmelfahrt Jesu wurde den Jüngern durch das Engelwort verheißen: »Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird also kommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen in den Himmel.« (Apg.1,11). Sein Wiederkommen »mit den Wolken« ist eine Enthüllung aus der Verhüllung. Noch ist Jesus verborgen, »du hast dich in eine Wolke gehüllt« (Klagel.3,44), aber bald wird Er sich uns, den Seinen, offenbaren, und auch die Welt wird Ihn sehen.

Die »Wolken« kündigen ein Wetter an, dunkle Wolken steigen herauf, ein Sturm, der von »Stimmen und Donner und Blitzen« angekündigt wird (8,5), bricht in der Offenbarung los: »Siehe, der Herr fährt auf schneller Wolke« (Jes.19,1); »unser Gott kommt … und rings um ihn stürmt es gewaltig« (Ps.50,3). Vor dem Hohepriester, den Schriftgelehrten und Ältesten der Juden offenbarte Jesus Sich nach Seiner Verhaftung als der Christus: »Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels.« (Matth.26,64) Daniel kündigt Ihn bereits auf diese Weise an (Dan.7,14.15). Für jene, die Ihn leiblich ermordet haben, ist Er bereits in einer machtvollen Kundgebung am Pfingsttage gekommen. Das soll nun auch die Christenheit erleben, sie soll erkennen, wer Der ist, der im Himmel thront und dem »alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden« (Matth.28,18).

Dann wird Ihnjedes Auge sehen, aber werden Ihn gleich alle erkennen? Sind wir darauf vorbereitet, dass Er, bevor Er sichtbar zur Entrückung Seiner Gemeinde kommt, zuerst uns zur Rede stellen wird und in richterlicher Gestalt in den Gemeinden erscheint? Dann sind wir am Ende mit unserer Weisheit, dann hören wir auf zu streiten, dann redet der HERR. Vorhin haben wir gelesen, was Christus für uns getan hat, wie Er uns geliebt, wie Er uns gewaschen hat in Seinem Blut, wie Er uns gemacht hat zu einem Königtum … Aber nun kommt auch unsere Seite, was wir gemacht, wie wir Seine Liebe vergolten haben, wie man Seine Zeugen behandelt hat – und die Kirche hat viel gerechtes Blut vergossen –, und ob wir Christus in dem geringsten Seiner Brüder erkannt haben (Matth.25,31–46). Hier und überhaupt in der Offenbarung spielt die Geschichte Josephs stark hinein (1.Mo.37–45). Joseph suchte seine Brüder, aber er fand sie nicht dort, wo sie hätten sein sollen. Er geht ihnen nach, obwohl er wusste, dass sie ihn hassten. Sie schmieden Mordpläne, werfen ihn in eine Grube. Schließlich verkaufen sie ihren Bruder nach Ägypten, wo Joseph nach einer Läuterungszeit zum Herrscher und Retter wird. Von der Hungersnot getrieben, kommen seine Brüder nach Ägypten zu Joseph. Er erkannte seine Brüder, »sie aber erkannten ihn nicht«. Ihnen musste, bevor er sich ihnen offenbarte, erst einmal ihre Tat zu Bewusstsein gebracht werden. Diese Geschichte wiederholte sich bei den Juden mit Jesus, den sie nicht erkannten. Und noch immer rätselt man an Sach.12, was der »Laststein« ist und wieso die bittere »Wehklage über den Eingeborenen«. Sehr mysteriös, aber beide reden von Jesus, dem Eingeborenen vom Vater.

Wie bei den Brüdern Josephs spielt sich wieder das gleiche Drama in der Offenbarung des Herrn Jesu ab. Christen verwerfen die Offenbarung, als habe sie nichts mit ihnen zu tun. Nur die Hochzeit wollen sie mit dem Lamme feiern und im neuen Jerusalem sein. Doch es wird einmal große Wehklage und Selbstanklage gehalten werden, wenn sie Jesus sehen, aber Ihn nicht erkennen. Er muss erst noch eine Sache mit ihnen klären, und zwar, wie man Seinen Leib behandelt hat, wie er »durchstochen« wurde. Was der Kriegsknecht tat, als er mit einem Speer die Seite Jesu durchbohrte, hat Ihn nicht mehr geschmerzt, da Er schon gestorben war. Den heute lebenden Juden kann diese Tat nicht mehr zugerechnet werden. Was haben wir, die wir nach Seinem Namen genannt sind, mit Christus gemacht? Was haben Brüder mit Brüdern gemacht?

Der HERR kennt keinen Unterschied zwischen Sich und den Seinen, denn »wer euch antastet, tastet seinen Augapfel an« (Sach.2,8). Die Gemeinde ist Sein Leib, und die Heiligen sind Glieder Seines Leibes. Paulus wurde diese Einheit auf eine drastische Weise kundgetan, als er auf dem Wege nach Damaskus war und die Stimme vom Himmel hörte: »Saul, Saul, was verfolgst du mich? Er aber sprach: Wer bist du, Herr? Ich bin Jesus, den du verfolgst.« (Apg.9,5) In der Offenbarung geht es Gott nicht um die Juden, sondern um die Kirche, die Gemeinde, um den lebendigen Leib Christi, der verwundet worden ist, ja um die treuen Zeugen, die »durchbohrt« wurden, und das trifft Jesus tief ins Herz. Das gilt besonders den Tätern, die sich direkt an Seinem Leibe, das heißt an der Bruderliebe, vergangen haben. Wir neigen sehr dazu, die Schuld abzuschieben, aber der HERR wird sie uns genauso ins Gedächtnis bringen und mit uns handeln, wie Joseph mit seinen Brüdern handelte (1.Mo.42,21).Und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme des Landes. Ja. Amen.»Alle Stämme« oder »alle Geschlechter der Erde« des Bekenntnisses haben teil an dem großen Unglück, das dem Volke Gottes widerfahren ist.

Diese Dinge sind also bei der Betrachtung der Offenbarung zuerst zu bedenken, ehe eine Sammlung und Wiederherstellung des Volkes Gottes erfolgen kann. Dazu sollen wir mit dem Apostel JohannesJa und Amensagen. Zur Ökumene können wir nicht Ja und Amen sagen, sie ist ein menschlicher Versuch, das zertrümmerte Gefäß wieder zu kitten, aber ohne Wahrheit und wahre Liebe.

Dann stellt der HERR sich selbst vor:Ichbin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige(V.8). Wie bei der Berufung Mose (2.Mo.3) stellt Gott sich auch hier Seinen Knechten als der »Ich bin …« vor. In der Vollmacht und Kraft dieses Namens sollte Mose zu den Kindern Israel gehen und sie aus Ägypten herausführen. Am Ende der Offenbarung erfahren wir, dassJesusder »Ich bin« ist. Im Evangelium des Johannes stellt Christus sich siebenmal in diesem Titel vor, z. B. »Ichbin der Weg und die Wahrheit und das Leben«; nur Er kann eine Veränderung der traurigen Lage und des elenden persönlichen Zustandes und des ganzen Volkes Gottes bewirken, welche die Weissagung dieses Buches aufzeigt. Der HERR sieht die gegenwärtige Unterdrückung Seiner Kinder durch finstere Mächte, Er kennt unsere Schmerzen. Er sah ja auch einst das Elend Seines Volks in Ägypten und war herabgekommen, um es aus der Hand ihrer Bedrücker zu befreien. Da haben wir die Verbindung zu demselben Gott, »der da war und der da ist und der da kommt«, Er kommt zu Seiner Gemeinde, Er kommt zu dir. Der »Ich bin, der ich bin« ist der ewig Unveränderliche. In der Offenbarung Jesu Christi sollen wir Den kennenlernen, der Er immer war, in Gericht und Gnade. Er ließ im alten Bunde mächtige Feinde heraufkommen, die Sein Volk bedrückten, und Er richtete auch die Nationen, die Israel vernichten wollten, und gab dann wieder Zeiten der Erquickung. Auch im neuen Bunde geht Gott Seine Regierungswege mit Seinem bluterkauften Volke und den Nationen. »Ich bin die Auferstehung und das Leben.« Den soll die kranke, trauernde, schlafende Gemeinde in Seiner Offenbarung erfahren; in der Offenbarung Seiner Person und in der Mitteilung Seines Wesens, Seiner Lammesnatur, kommt die Gemeinde zur Vollendung und die einzelne Seele zum Frieden.

DerIch binist derselbe, vor Dem die Häscher im Garten Gethsemane zurückwichen und zu Boden fielen (Joh.18,6). Wir kennen den Spruch: »Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.« (Hebr.13,8) Dieser Ausdruck wird zu einem Namen Gottes, Jesus, »welcher über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen«(Röm.9,5). Er spricht das erste und das letzte Wort in der Sache, Er ist allmächtig, das wiederherzustellen, was wir verdorben haben, und alles zum Guten zu wenden, Er will Sein Volk wieder segnen und zum Siege führen, zum Lobe Seines herrlichen Namens. Er ist auch, wie Joseph genannt wurde, der »Retter der Welt«, auch der heutigen Not leidenden Welt (1.Mo. 41,45).

Im Heiligtum (1,9–20)

Johannes teilt uns auch den Ort und die Umstände mit, in denen er sich befand, als er die Offenbarung empfing. Die schönsten Briefe des Apostels Paulus schrieb er aus dem Gefängnis, Johannes wird die herrlichste Offenbarung in der Verbannung gezeigt. Wenn Gott Seinen Knechten, den Propheten, Sein Geheimnis offenbaren will, führt Er sie in die Einsamkeit. Um die Offenbarung besser verstehen zu können, muss man nicht die Insel Patmos besuchen, wo Johannes war, und vielleicht noch die Höhle aufsuchen, um sich im Geiste in seine Lage zu versenken. Ich bezweifle, ob wir je die Weissagung dieses Buches verstehen lernen, außer in der Stille, in die der HERR Seine Knechte zwangsweise führt, umdes Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen,das heißt um der Wahrheit des Evangeliums willen, die uns neu verklärt werden soll. Wie mancher Gottesknecht, dem eine vergessene oder vernachlässigte Wahrheit neu offenbart wurde, hat diese Erfahrung gemacht, auch ich selbst. Die Offenbarung lässt sich nicht einfach theologisch auslegen, sie erfordert ein Mitleiden und Mitteilnehmenin der Drangsal und dem Königtum und dem Ausharren in Jesu.

Als Johannes die Offenbarung empfing, ohne Zweifel an einem Sonntag, derdem HERRN gehört,war erim Geiste. In stiller Anbetung versunken hatte er den HERRN Jesus vor sich. Bezogen auf die ganze Offenbarung erleben wir mit ihm im Geiste den großen und herrlichen Tag des HERRN, der mit dem Aufgehen der Sonne beginnt (7,2), bis zur vollen Tageshöhe (19,17). Plötzlich spricht ihn eine laute Stimme hinter ihm an. Es bedurfte dieses lauten Posaunentones, um den greisen Apostel aus seiner bisherigen lieblichen Betrachtung des HERRN herauszureißen. Der HERR ruft ihn an:Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Versammlungen.

Alle sieben Gemeinden erhalten das gesamte Buch der Offenbarung und alle lesen, was der anderen Gemeinde geschrieben wurde. Diese sieben Versammlungen ergaben nach der Vorsehung Gottes ein umfassendes Bild der Gesamtgemeinde. Das ganze Buch der Offenbarung ist für die gesamte Kirche. Gott hat die sieben Gemeinden Kleinasiens, den damaligen westlichen Gemeindekreis, ausgewählt, da hier nach der Verfolgung zuerst die Verführung einsetzte. Wenn der greise Apostel scheinbar so unwesentliche Einzelheiten seines Erlebens erzählt: »Ich wandte mich um, um die Stimme zu sehen, welche mit mir redete«, dann liegt darin wohl auch für uns der Hinweis, dass wir neu zu hören haben auf das, was der HERR uns zeigen will, um unseren Blick auf die drohende Gefahr und Not der Gemeinde zu lenken, damit wir unsere »eigene Seligkeit bewirken mit Furcht und Zittern« (Phil.2,12). Sicher haben wir keine akustische Stimme zu erwarten, sie vermöchte uns auch nicht aus unserer Beschaulichkeit und Selbstbetrachtung aufschrecken. Nicht jeder wird ein geistliches Ohr haben für die Stimme des Geistes Gottes. Wenn die Posaune Gottes ertönt, heißt es vor allem für die Predigerschaft, für die Führer und Verantwortlichen der Kirche, auf die Stimme des Geistes zu hören. So entsteht eine neue geistliche Bewegung, eine Erweckung.

Im Zeitlauf der Gemeinden trat jetzt eine Wende ein, die Drangsal wurde durch eine Verführung abgelöst, Satan suchte den Gläubigen die Welt wieder begehrlich zu machen. Unreine Geister kamen auf, die das Christentum nachahmten, falsche Lehren verfälschten das Evangelium. Diese neue Lage erforderte ihre ganze Aufmerksamkeit. Das Buch der Offenbarung will die Gemeinden auf das neue Kampffeld einstimmen.

Die laute Stimme, die Johannes hinter sich hört, ist auch ein deutlicher Anruf, nicht bei dem historischen Jesus und dem traditionellen Christusbild, vielleicht nur beim Kindlein in der Krippe oder Jesus am Kreuz, stehen zu bleiben, sondern Christum als König und Priester im Heiligtum zu betrachten. Für den Apostel der Liebe, der an der Brust Jesu gelegen hatte, war die Erscheinung des HERRN der Herrlichkeit ebenso überraschend wie für uns: Inmitten dersieben goldenen Leuchtersieht er einengleich einem Sohne des Menschen.Das Zeichen des Zeugnisses Israels im alten Bunde, der siebenarmige Leuchter, ist in Christus zu einem Sinnbild der neutestamentlichen Gemeinde geworden (vgl. 2.Mo.25,31–40; Sach.4,2). Jener goldene Leuchter in der Stiftshütte war nur Abbild des Himmlischen. Daran denken die Israelfreunde nicht, wenn sie das Bild des siebenarmigen Leuchters mit dem weltlichen Staat verbinden, der vor Gott keine Bedeutung hat. Jesus hat damit nichts zu tun, Ihn interessiert nur Seine Gemeinde. Die Erscheinung Jesu in der Gestalt eines Menschensohnes verbindet Seine Menschheit mit Seiner Gottheit, seine Niedrigkeit nach dem Fleische mit Seiner richterlichen Hoheit auf dem Thron. Es ist derselbe, der die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat.

In Seinembis zu den Füßen reichenden Gewanderkennen wir den Hohepriester unseres Bekenntnisses. Ein solches Gewand trugen Aaron und seine Söhne, es waren heilige Priesterkleider, wenn sie ins Heiligtum hineingingen, um den Priesterdienst auszuüben (2.Mo. 28,1–4). Der HERR zeigt uns mit Seinem Gewand Seine Heiligkeit, dass Er heilig ist und sich für uns geheiligt hat, damit auch wir Geheiligte seien durch Wahrheit (Joh.17,19). Im Unterschied zu der Erscheinung, die Daniel am Tigris sah (Dan.10,5), sieht Johannes den HERRN nicht an den Lenden umgürtet, sondernan der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel.Angesichts der Zustände und Entwicklung in den Gemeinden ist der HERR sehr zurückhaltend, Seine Liebe kann nicht frei ausströmen, obwohl Seine Liebe immer noch Feuergluten sind, »eine Flamme Jahs« (Hohel.8,6). Er muss ihnen jetzt mit der Wahrheit dienen; »Gold« ist ein Sinnbild der Wahrheit und Gerechtigkeit.

Sein Haupt und seine Haare weiß wie weiße Wolle, wie Schneesind wiederum Bilder aus Daniel: Der Menschensohn ist der »Alte an Tagen« (Dan.7,9), Jesus Christus ist der vollkommen weise Richter, Sein Urteil ist unfehlbar und nicht anfechtbar, Er ist die personifizierte Weisheit Gottes, und bei Ihm ist kein Ansehen der Person. Der Vergleich mit »Wolle« zeigt auch eine Herzenswärme in Seinem Urteil, Er weiß auch das Gute anzuerkennen, nicht so ein kaltes Richten, wie das bei Menschen oft der Fall ist. Hingegen ist der Vergleich »wie Schnee« ein Hinweis auf die Reinheit und Sündlosigkeit des Menschensohnes, dann aber auch auf die Vollkommenheit, Echtheit und Zuverlässigkeit Seines Zeugnisses. Hier steht Christus als Richter Seines Volkes vor uns, der uns sowohl Furcht als auch Vertrauen einflößt. SeineAugen wie eine Feuerflammesprühen vor Eifersucht auf Seine Gemeinde, die Ihm als Sein Weib untreu geworden ist und die Welt lieb gewonnen hat. Die Augen könnten auch Zorn ausdrücken (vgl.Sach.8,2). Der Geist der Eifersucht soll auch Seine Knechte entflammen, für die Verführte mit Gottes Eifer zu eifern (2.Kor.11,1–3).Und Seine Füße gleich glänzendem Kupfer, als glühten sie im Ofen,werden gegen den Weltgeist in Seiner Gemeinde einschreiten und unauslöschliche Spuren hinterlassen, worüber wir im vierten Sendschreiben Näheres erfahren. Dann Seine gewaltigeStimme wie das Rauschen vieler Wasser,wenn Sein Wort in Macht wirkt und eine Bewegung in die Massen bringt (vgl.14,2; 19,6).

Das Geheimnis dersieben Sterne in Seiner rechten Handlüftet der HERR Selbst im Anschluss. Hier weist das Zeichen allgemein auf die Bestimmung der Zeiten hin, die in Seiner Hand liegen: »Er ändert Zeiten und Zeitpunkte, setzt Könige ab und setzt Könige ein.« (Dan.2,21) Es gab in der Verkündigung des HERRN und der Apostel eine Zeit des Sonnenaufgangs und des hellen Tages, aber es wurde auch Abend, ja, »es kommt die Nacht, da niemand wirken kann« (Joh.9,4). Die Offenbarung kündigt die Nacht an, wo es ganz dunkel ist in der Welt und das Volk des HERRN in Drangsal und angstvolles Dunkel hineingestoßen ist. In dieser Finsternis, wenn die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, kommtdas scharfe, zweischneidige Schwert aus Seinem Mundewieder hervor, um das Licht von der Finsternis zu scheiden und Seinem Volke zum Siege zu verhelfen. Es ist, wie wir wissen, das Schwert des Geistes, Gottes Wort (Hebr.4,12; Eph.6,17). Wir neigen heute, beeinflusst durch den Humanismus, sehr dazu, das Schwert des Wortes Gottes abzustumpfen, indem wir dem Worte die Schärfe nehmen, um niemand wehzutun, oder aus Angst, dass wir angegriffen werden. In Seiner Offenbarung gibt Jesus Seinen Knechten wieder das zweischneidige Schwert in die Hand, damit Sünder auf der Stelle Buße tun. Die Knechte Gottes sollen aber auch wissen, dass dieses Schwert zwei Schneiden hat; bei rechtem Gebrauch schneidet die eine Seite ins eigene Fleisch.

In SeinemAngesicht, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft,wird jeder ins Licht gestellt und alles an den Tag gebracht. Nicht jeder kann dieses Licht ertragen, manche hassen das Licht, weil ihre Werke böse sind (Joh.3,19). Jesus will auch in der Offenbarung das »Licht der Welt« sein, voller Gnade und Wahrheit. »Das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen.« (Matth.4,16) Die Sonne des Evangeliums ist im Westen schon untergegangen, während sie im Osten aufzugehen scheint. Wenn Naturgesetze sich auf geistliche Gesetze übertragen lassen, dann müsste es auch bei uns bald wieder Tag werden, ja, die Offenbarung verheißt uns, dass die finsteren Mächte vor der Herrlichkeit und Macht des HERRN weichen müssen. Hesekiel sieht die Herrlichkeit Gottes von Osten her wiederkommen und den Tempel erfüllen, »und die Erde leuchtete von seiner Herrlichkeit«(Hes.43,2). Sarah Adams singt: »Ist dann die Nacht vorbei, leuchtet die Sonn, weih ich mich Dir aufs neu vor Deinem Thron. Baue mein Bethel Dir und jauchz mit Freuden hier: Näher, mein Gott, zu Dir, näher zu Dir.«

Die Erscheinung der herrlichen Größe Jesu Christi, unseres HERRN, ist zunächst furchtbar. Sie war es für alle Knechte Gottes, denen Gott sich in Seiner Heiligkeit offenbarte. Mose und Jesaja, Hesekiel und Daniel stürzten zu Boden, als sie die Herrlichkeit Gottes sahen. Auch für Johannes war dieser Anblick zu mächtig, er ist zu Tode erschrocken, so kennt er Jesus noch nicht. Er wusste zuerst überhaupt nicht, wer diese himmlische Gestalt war, bis der HERR sich ihm offenbart als der Auferstandene. Indem Er Seine Rechte auf ihn legt und ihm Mut zuspricht, sich nicht zu fürchten, ist die vertraute Verbindung wiederhergestellt.

Wir bedürfen auch einer Offenbarung des HERRN, einer Beziehung zu Ihm, wenn wir das überstehen wollen, was in diesem Buch geschieht. Der Handelnde in dem ganzen Geschehen ist eben Der, den wir gerade betrachtet haben, nicht nur als der Redende, Richtende, Warnende, Mahnende und Mutmachende in den Sendschreiben, sondern als der Allmächtige, der alles Geschehen, in das wir mit eingeflochten sind, lenkt, als König, der mit Seinen Heerscharen in den Kampf zieht und den Sieg erringt, der in Seiner Auferstehung bereits offenbar geworden ist. Für uns heißt das, Seine tröstende Stimme in dem gewaltigen Rauschen zu erkennen und Seine starke Hand zu fühlen, die uns aufrichtet. Bei der Betrachtung der Offenbarung müssen wir immer daran denken, dass Er der Lebendige ist und sich als Solcher offenbart und handelt. Alles Geschehen liefert hier den Beweis, dass Er lebt und alle Dinge lenkt. Das historische Datum Seiner Auferstehung gehört zur Grundlage unseres Glaubens, die Bestätigung aber, dass Jesus lebt und Ihm alle Mächte und Gewalten unterworfen sind, erleben wir in Seiner Offenbarung.

Der Kreis der Offenbarung sind die sieben Gemeinden in Kleinasien, angeordnet wie das Siebengestirn, welche als Engel gedeutet werden. Am christlichen Bekenntnishimmel leuchten sieben Sterne, die symbolisch für alle Gemeinden stehen. Für uns ist die Frage, unter welchem Stern wir stehen, welcher Engel uns leitet, denn nicht alle sind rein und treu geblieben. Wie Kinder von ihren Engeln behütet werden (Matth.18,10) und auch Männer Gottes einen Engel haben (Apg.12,15), ebenso haben auch die Gemeinden ihre Engel, und Engel »sind dienstbare Geister, ausgesandt um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen« (Hebr.1,14). Bevor eine Kirche, eine Gemeinde abfällt, ist ihr Engel abgefallen. Sie hat sich deshalb immer selbstkritisch zu prüfen, unter welchem Geist sie steht. Die sieben hier vorgestellten Engel der Gemeinden bieten reichlich Stoff zur Selbstprüfung.

Der siebenarmige Leuchter im Heiligtum stellt die Gemeinden dar in ihrem Zeugnis vor Gott. Ein Zeugnis vor der Welt hat nur dann Wert, wenn es vor und von Gott das rechte Licht hat. Der goldene Leuchter war aus einem Schaft, aus dem die sieben Arme getrieben waren. Über seine Reinheit und Speisung, die den Priestern obliegt, wacht der Hohepriester.

Die sieben Endzeitgemeinden (Kap.2 u.3)

Dem rechten Verständnis der Offenbarung geht zunächst einmal das geistliche Verständnis der sieben Sendschreiben voraus. In denselben werden uns sieben Typen von Endzeitgemeinden vorgestellt, die sich in der Krisis befinden bzw. das Ende einer Epoche kennzeichnen. Obwohl alle einem vorhandenen Kirchenkreis angehörten, ist die Örtlichkeit doch völlig unbedeutend. Der HERR macht hier eine Art Bestandsaufnahme oder Analyse der Gemeinden, das »was ist«, Zustände, wie sie zur Zeit des Sehers, also in der Frühkirche, bereits vorlagen und heute, am Ende des »christlichen« Zeitalters, ausgereift sind. Wir sollten jedoch nicht den Fehler anderer wiederholen, welche mit der kirchengeschichtlichen Deutung der Sendschreiben ihre eigene Position bestimmen wollten und sich dann natürlich in Philadelphia ansiedelten und danach benannten, aber nicht wirklich sind. Bei unserer Schrift-mit-Schrift-Deutung, Neues mit Altem Testament, ist es gar nicht möglich, sich auf eine Sendschreibengemeinde festzulegen.

Wir werden in allen sieben Gemeinden gewisse Elemente erkennen, die uns zu denken geben bzw. zur Selbstprüfung veranlassen. Man kann die Sendschreiben als Musterung und Tauglichkeitsprüfung betrachten, wobei jedoch niemand ausgemustert werden soll, sondern alle sollen durch den Geist neu zum Überwinden motiviert werden.

Statt die Kirchengeschichte in den Sendschreiben zu sehen, muss die biblische Geschichte zugrunde gelegt werden. Es muss auch beachtet werden, dass die Gemeinden aus Juden bestanden und sich als Israel nach dem Geiste verstanden. Die Nationen sind hinzugekommen und waren bald in der Mehrheit, aber deshalb blieb die Gemeinde das Israel des neuen Bundes. Der natürliche Hintergrund der Sendschreiben ist die Geschichte Israels im alten Bunde. Diese besteht wie die sieben Gemeinden aus sieben charakteristischen Zeitabschnitten oder Epochen. Die Gemeindeengel entsprechen genau dem Geist, der den jeweiligen Epochen im alten Bunde das Gepräge gab. Wenn wir wissen wollen, wo wir geistlich stehen, müssen wir uns im ersten Teil der Heiligen Schrift wiederfinden. Dass die Geschichte der Kirche die Geschichte Israels ist, haben schon andere vor mir festgestellt. Wir werden nachweisen, dass die Kirche im Alten Testament vorgebildet ist, genauso wie ihr Haupt, Christus. Hierdurch bekommen wir erst einen richtigen Begriff, was Kirche ist. Im Einzelnen dienen folgende Bücher den Sendschreibengemeinden als Vorbild:

Gemeinde in Ephesus 2.–4.Buch Mose

Gemeinde in Smyrna Richter, Ruth, 1.Samuel

Gemeinde in Pergamus 2.Samuel

Gemeinde in Thyatira Bücher Könige

Gemeinde in Sardes Bücher Chronika

Gemeinde in Philadelphia Esra, Nehemia (Haggai, Sacharja)

Gemeinde in Laodicäa Maleachi, Evangelien (Joh. Ev.)

In dem Sendschreiben anEphesuserkennen wir die Gemeinde in der Wüste, wie wir sie in den Büchern Mose sehen. Dann die Besitzergreifung des Landes, wo die Untreue Israels sie in große Drangsale brachte. Für die bekennende Gemeinde, die ihre erste Liebe verlassen hat, wirkt sich das zunächst so aus, dass die Masse den Kompromiss mit der Welt sucht, während die Treuen bedrängt und gelästert werden, wie in dem folgenden Sendschreiben.Smyrnastellt die wahre Gemeinde in der »Drangsal« dar, mancherlei innerer und äußerer Drangsale, wie wir sie im Buche der Richter finden. Dann auch in »Armut«, arm im Geiste, wie Noomi im Buche Ruth. Die schwerste Prüfung muss sie durch die »Lästerungen«der falschen Bekenner bestehen – ihrer Treue und Entschiedenheit wegen, wie David in 1.Samuel. Wenn sie sich unter allen drei Bedingungen bewährt hat, erfährt sie auch den glücklichen Ausgang der Prüfung in den drei genannten Büchern.

InPergamussteht die Gemeinde unter dem Einfluss falscher Lehren und Personen, wie sie uns im 2.Samuel begegnen. Nachdem David alle Feinde besiegt hat, bringt Satan, der listigste aller Feinde, ihn zu Fall. Ab diesem Augenblick ist der Satan in seinem Hause, aber David überwindet ihn.Thyatirakennzeichnet das abtrünnige Priestertum, das der Geschichte Israels in den Büchern der Könige entspricht. Parallel dazu stelltSardesdas treulose Königtum dar, entsprechend den beiden Büchern der Chronika. Beide enden mit der Wegführung nach Assyrien und Babel.

Nach der babylonischen Gefangenschaft beginnt ein Werk der Wiederherstellung in Jerusalem, wovon die Bücher Esra und Nehemia Zeugnis geben, die augenscheinlich das Vorbild fürPhiladelphiasind. Der letzte Abschnitt bzw. der Zustand Israels ist typisch laodicäisch, wie ihn Maleachi tadelt und in den Evangelien angetroffen wird. In den Evangelien, besonders im Johannesevangelium, befinden wir uns auf dem BodenLaodicäas.Doch Laodicäa ist nicht das letzte Ende, aber gewiss das Ende des bisherigen Kirchenlaufs. »Was nach diesem geschehen muss« (4,1), ist ernsterer Natur und greift in unser Leben und das der Gemeinden empfindlich ein.

Ephesus (2,1-7)

Der geistliche Standort der Gemeinde in Ephesus ist die Wüste, entsprechend der Wüstenreise Israels. Das Volk Gottes befindet sich in dieser Welt auf der Pilgerreise, die der Wüstenreise Israels entspricht. Die Gemeinde sollte immer in Bewegung sein, um dem verheißenen Kanaan näher zu kommen. Aber in der »Wüste«begegnen uns Versuchungen und Verführungen, die es zu erkennen und zu überwinden gilt. Hier kommt es auf die Liebe an, die entschieden dem HERRN anhängt und auf keine fremden Stimmen hört. An diesem Punkte, der auch Eva zum Verhängnis wurde, verließ die Gemeinde ihren Platz unter dem Haupt und verlor dadurch die paradiesische Freiheit und Unschuld. Der Epheserbrief steht freilich noch auf einem anderen Niveau, für den das Buch Josua vorbildlich infrage käme. In dem Sendschreiben an Ephesus sehen wir jedoch den Fall des Gemeindeengels, den Rückfall in einen wüstenähnlichen Zustand, wie er in den Büchern Mose vorkommt. Vornehmlich im 4. Buch Mose finden wir die Dinge, die in diesem Sendschreiben angedeutet sind. Es genügen Stichworte, um den Bezug zum Alten Testament für die Gemeinde herzustellen, die ja in den »Schriften« zu Hause war.

Angesprochen istzunächst der Engel, der Geist der Gemeinde, nicht direkt die Gemeinde oder etwa ein verantwortlicher Leiter der Gemeinde:Ich kenne deine Werke und deine Arbeit und dein Ausharren. Der HERR Jesus, unser Hohepriester,der da wandelt inmitten der sieben goldenen Leuchter, weiß jedes Werk des Dienstes anzuerkennen. Die Ekklesia (die Herausgerufene) ist die Wohnung Gottes in der Welt, die für die Gläubigen vom Samen Abrahams eine Wüste ist; wir sind auf dem Wege zum himmlischen Kanaan. Hier geht es ganz praktisch um die Bewegung der Gemeinde durch den Geist, womit ein Weitertragen des Zeugnisses verbunden ist. Dieses Werk hat sein Vorbild in dem Tragen und Aufrichten der Stiftshütte (4.Mo.4).

Unter Wüstenbedingungen das Zeugnis aufrechtzuerhalten, kostet Arbeit und Mühe und erfordert Ausharren. Aber dafür hat Gott auch Hilfen gegeben, insbesondere den levitischen Dienst, der eigens dazu bestellt war, die Verbindung mit Gott aufrechtzuerhalten, damit Gott mit Seinem Volke sei. Jede Bewegung des Volkes Gottes machte den levitischen Dienst erforderlich. Es war die Aufgabe der Söhne Levis mit ihren Familien, das Zelt der Zusammenkunft mit seinen Geräten zu tragen. Zuerst die hochheilige Bundeslade – ein Bild der Menschheit Jesu, den Tisch – die Gemeinschaft und die Einheit des Leibes, den Leuchter – das Zeugnis vor Gott, das hell und rein leuchten soll; dann den Altar – die Sühnung, Reinigung und Anbetung. Alle diese heiligen Gegenstände waren mit reinem Golde überzogen – ein Zeugnis der göttlichen Wahrheit. Die Bretter der Wohnung sind sinngemäß die Heiligen, die durch die Liebe zusammengefügt sind. Das Merkmal einer wahren Kirche ist nicht nur die Wahrheit, sondern auch die Liebe. Alles ist tot und leer, wenn die Liebe fehlt (1.Kor.13). Die Liebe verleiht auch die Kraft, die Mitgenossen der himmlischen Berufung mit ihren Schwachheiten zu tragen und die Einheit des Geistes zu bewahren. So geschah es einst in Ephesus. Auf diesem Boden des Friedens konnten die geistlichen Segnungen genossen werden, dies umso mehr, je mehr sie dem Feinde Land abringen konnten und im Kampfe zum Leiden bereit waren.

Was Verfolgung nicht vermochte, gelang dem Feind oft durch Verführung. Unheilige, von der Welt nicht abgesonderte Personen konnten unreine Dinge, weltliche Gesinnung und böse Grundsätze wie Bazillen in die Gemeinde einschleusen und die ganze Gemeinde damit anstecken. In Ephesus hat man noch gesunde Abwehrkräfte, die Gemeinde rein zu erhalten, indemdu Böse nicht ertragen kannst. Im Vorbilde waren die Bösen »alle Aussätzigen und alle Flüssigen und alle wegen einer Leiche Verunreinigten« (4.Mo. 5,1–4). Sie sollten aus dem Lager hinausgetan werden, was neutestamentlich Gemeindezucht bedeutet. Die Gemeinde sollte rein bleiben, denn »ein wenig Sauerteig durchsäuert die ganze Masse« (1.Kor.5).

In den ersten Tagen der Kirche wurden die Bösen ausgeschieden, auch die falschen Apostel wurden erkannt.Du hast die geprüft, welche sich Apostel nennen und sind es nicht, und hast sie als Lügner erfunden.Solche waren Korah und seine Rotte, »Fürsten der Gemeinde, Berufene der Versammlung, Männer von Namen«(4.Mo.16). Darunter sind Personen zu verstehen, wie sie Paulus in Apg.20,30 ankündigt und in 2.Kor.11,13–15 kennzeichnet, oder wie ein Diotrephes, »der gern unter ihnen der erste sein will« (3.Joh.9).

Wir stoßen bei dem Vorbild der Gemeinde Ephesus wieder auf die Grundordnung der Gemeinde, auf das Gesetz des Christus, wie es die Gemeinde im Anfang besaß, als sie noch die ungetrübte Verbindung zum Alten Testament im Geiste des Neuen als verbindliches Wort Gottes hatte. Diese Verbindlichkeit ging der Kirche schon früh verloren, weil das geistliche Verständnis verloren ging (Röm.7,6). Jedoch diese Wahrheit hat die Kirche allgemein festgehalten, dass die aus den Nationen (Heiden) zum Israel des neuen Bundes gehören und somit der Segnungen Israels teilhaftig geworden sind (Röm.11,17; 15,10).

Die Gemeinde war glücklich als Eheweib des großen Hohepriesters, Jesus, sie wandelte unter Seinen Augen in Unterwürfigkeit und Gehorsam gegen Seine Gebote, um Ihm, ihrem Haupt, zu gefallen. Die Liebe war die Triebfeder all ihres Tuns, weil sie sich von dem geliebt wusste, »der sich selbst für sie hingegeben hat« (Eph.5,22–33). Doch der Versucher machte ihr die Welt, aus der sie erwählt war, wieder begehrlich, sie lieh der Schlange das Ohr und verlor das Ziel ihrer Pilgerschaft, das herrliche Kanaan, aus dem Auge und wurde ihrem Mann, Christus, untreu. Das weckte die Eifersucht des HERRN. Seine Augen »wie eine Feuerflamme« verraten, wie eifersüchtig Er auf Sein Weib, die Gemeinde, ist. Und dann, als Er alles aufgezählt hat, was Er bei ihr noch Gutes finden kann, bricht es aus Ihm heraus:Ich habe wider dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Genau dieser Fall kommt in 4.Mo.5,11–31 vor. Nach dem »Gesetz der Eifersucht« kommt das Weib, welches nachweislich Untreue gegen ihren Mann begangen hat, unter den Fluch und hat ihre Ungerechtigkeit zu tragen. Zur Prüfung des Falles hatte der Priester den Staub des Fußbodens des Heiligtums in ein Gefäß mit heiligem Wasser zu tun und dieses das Weib trinken zu lassen. Gemäß dieses Gesetzes geht auch Paulus bei den Korinthern vor. Er ist sehr eifersüchtig auf sie, weil der dringende Verdacht besteht, dass sie ausgeschweift sind. Denn er hört, dass schlimme Zustände in der Gemeinde Korinth herrschen. Er gibt ihnen nun gleichsam tropfenweise das »Fluch bringende Wasser der Bitterkeit« ein, indem er alle die Dinge unter ihnen tadelt, die so verwerflich sind, besonders jenen Fall von Hurerei. »Und ihr seid aufgeblasen und habt nicht vielmehr Leid getragen« (1.Kor.5,2).

Wenn beim Trinken des Fluch bringenden Wassers der Bauch des Weibes anschwoll und die Hüfte schwand, war dies der Beweis, dass sie Untreue begangen hatte. In der Aufgeblasenheit ist keine wirkliche geistliche Frucht, geschwollene Worte bei gleichzeitigem Schwinden geistlicher Kraft sind immer verdächtig. Da stimmt das Verhältnis zum HERRN nicht mehr, man liebäugelt mit der Welt und verfällt in geistliche Hurerei, die auch leibliche Hurerei zur Folge haben kann. In der Offenbarung ist meist die geistliche Hurerei gemeint. Durch Hurerei verliert die Gemeinde immer mehr geistliche Kraft, wird geistlich immer ärmer, ja kommt immer mehr herunter und zuletzt verliert sie alle Achtung seitens der Welt. Welche zweifelhaften Mittel werden heute angewandt, um die Welt anzulocken, aber man unterschlägt einen Teil der Wahrheit, natürlich um die Welt zu gewinnen – auch das ist geistliche Hurerei. Die Folge ist geistliche Unfruchtbarkeit – »es ist, als ob wir Wind geboren hätten« (Jes.26,18) –, also genau das Gegenteil von dem, was man erhoffte. Das ist eine Not in der Evangelisation unserer Tage. Im Falle Ephesus legt der HERR die geistliche Hurerei bloß; es liegt keine bestimmte Sünde vor, man ist sich scheinbar auch keiner bewusst, und doch fehlt das ungeteilte Herz zum HERRN. Ist aber das Herz geteilt, leidet die Seele Not. Schwerlich kann man sich in diesem Punkt selbst prüfen, aber man muss bereit sein, sich den priesterlichen Dienst gefallen zu lassen. Ein Prüfstein ist die Liebe zu den Geboten Gottes: »Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten.« (Joh.14,21–23) Wenn wir zu dem, was Gottes Wort verurteilt, nicht aus freiem Herzen »Amen, Amen!«sagen können, vielmehr aber anfangen, weltliche Dinge zu tolerieren, wenn wir sie auch aus Prinzip oder Tradition selbst nicht tun, dann ist die »erste Liebe« verlassen. Und bald werden die Füße dem Herzen folgen. Es handelt sich nicht nur um ein Nachlassen der Liebe zum HERRN oder zu einem Werk Gottes. Das Verlassen der »ersten Liebe« kann sogar mehr Eifer und Aktivität für ein christliches Werk bedeuten. Unsere »erste Liebe« ist Christus, und sie verlassen heißt, Christum verlassen. Man hat sich einem »anderen Jesus« zugewandt (2.Kor.11,4), vielleicht einem gesetzlichen Christus, zu dem das religiöse Fleisch neigt oder auch, wohin die Mehrheit neigt, zu einem liberalen Christus.

Eine Gemeinde, die alles unter den Teppich kehrt, statt sich ständig zu reinigen und keine Ermahnung mehr annimmt, verliert ihr Zeugnis. Die Korinther nahmen den Brief des Apostels an und demütigten sich. Sie sagten »Amen, Amen!« zu dem Urteil des Apostels. So konnte er auch sagen: »Ihr habt euch in allem erwiesen, dass ihr an der Sache rein seid.« (2.Kor.7,11) Die »erste Liebe« zu verlassen hat sehr ernste Folgen. »Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht lieb hat, der sei Anathema (verflucht); Maran atha!« (1.Kor.16,22)

Der HERR fordert Seine Gemeinde zur Buße auf und wieder dieersten Werkezu tun. Diese Werke macht nur die Liebe ausfindig. Wir erinnern uns, dass alle Dinge des Heiligtums getragen werden mussten. Nun bringen die Fürsten sechs »bedeckte Wagen«als Opfergabe. Das entsprach nicht der ursprünglichen Anordnung Gottes. Mose ist im Moment irritiert, aber Gott sprach zu ihm: »Nimm sie von ihnen, und sie seien zum Verrichten des Dienstes des Zeltes der Zusammenkunft.« (4.Mo.7,5) So konnten die Bretter der Wohnung und die Teppiche gefahren werden. Aber »den Söhnen Kehaths gab er nichts; denn ihnen lag der Dienst des Heiligtums ob: auf der Schulter trugen sie«. Wir können mancherlei technische Mittel benutzen, um das Evangelium zu verbreiten. Die Buchdruckerkunst kam der Sache der Reformation sehr zugute. Druckerzeugnisse können für die Evangelisation nützlich sein, Traktate verteilen ist eine gute Sache, durch Radiobotschaften können Menschen erreicht werden, zu denen man sonst keinen Zugang hätte. Aber der Dienst des Heiligtums hinkt oft hinterher, nämlich das tiefe geistliche Verständnis von dem, was die Gemeinde Gottes, die Ekklesia, ist. Wir sehen das in der Kirchengeschichte: Das Evangelium breitete sich schnell aus und eroberte die Welt, aber die Wahrheit von der Gemeinde blieb stets hintenan und wurde oft nur von einer kleinen Schar wahrer Heiliger verwirklicht, die dann obendrein noch als Sektierer verketzert wurden. Evangelisation und echtes Gemeindewachstum müssen im Einklang sein.

Sollte der Engel der Gemeinde in Ephesus, dieser einst so erleuchtete, gesegnete, jetzt aber gefallene Gemeindegeist, nicht Buße tun, sowerde ich deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken.Das Wegrücken des Leuchters bedeutet den Verlust des Platzes im Heiligtum, das heißt, die Gemeinde verliert ihr Licht und Zeugnis, und in letzter Konsequenz bedeutet das den Ausschluss aus der Gemeinschaft mit Christus, dem Hohepriester über das Haus Gottes. Die Sünde der Gemeinde, die Liebe zu einem anderen Jesus, vergleicht der Apostel mit der Sünde Evas (2.Kor.11,3). Der Anfang des Falles »Babylon« liegt in dem sittlichen Fall in Ephesus. Tozer sagt: »Ein sicheres Zeichen des göttlichen Wesens der Gemeinde ist, dass sie sich von der Welt unterscheidet. Ähnlichkeit ist ein Zeichen ihres Falles.« Hier ist Buße das einzige Heilmittel für die untreuen Seelen.

Der Untreue des Weibes in 4.Mo.5 steht das Gelübde des »Nasirs« in Kap.6 gegenüber. Derselbe war ein Gottgeweihter und Abgesonderter, der sich aller fleischlichen Genüsse enthielt und jede Verunreinigung meiden musste. Die erste Gemeinde bestand anfänglich nur aus Nasiräern, heute ist das Nasiräertum wieder die Ausnahme. Im Nasiräertum, in der Absonderung nach Gott hin, liegt eine große geistliche Überwinderkraft, wie wir sie bei Paulus und Timothesus sehen.

Anerkennend führt der HERR an,dass du die Werke der Nikolaiten hassest, die auch ich hasse.Immerhin ist noch ein Hass gegenüber Dingen vorhanden, die Gott auch hasst. Das ist insbesondere die Scheinheiligkeit. Der Engel war immerhin so ehrlich, sich nicht noch mit einem falschen Heiligenschein zu umgeben; er hasst Heuchelei. Nicht so die Nikolaiten, ihre Werke bezeichnen das eigenwillige Tun der Priester, der Söhne Aarons (3.Mo.10; 4.Mo.3,4). Nadab und Abihu brachten »fremdes Feuer« dar, das der HERR nicht geboten hat, und Gott richtete sie auf der Stelle, wie im Neuen Testament Ananias und Saphira (Apg.5,1–10). »Nikolaiten« vertreten ein hierarchisches Priestertum und bauen einen eigenwilligen Gottesdienst auf. Wir wissen, was sich daraus entwickelt hat. Mit selbst auferlegten gesetzlichen Werken und Übungen, die Gott nicht im neuen Bund geboten hat, wollen sie heiliger erscheinen als andere Heilige und über die Gewissen herrschen. Im dritten Sendschreiben ist aus den »Werken«eine »Lehre der Nikolaiten« geworden. Heute findet man »Nikolaiten« auch in Strukturen von freien Gemeinden, in denen sich eine Hierarchie gebildet hat, die von oben nach unten herrscht. Auf diese Weise werden aus Dienern Christi gefürchtete Machthaber und es entsteht eine unsichtbare Bedrückung. Gott hat Regierungen und Ämter in Seiner Gemeinde gegeben, aber Er will nicht, dass geherrscht wird über die Seelen. Gottes Wort lehrt uns das Prinzip des Dienens und der Unterwürfigkeit. Christus hat uns »für die Freiheit frei gemacht« (Gal.5,1). Wir sollen uns deshalb nicht wieder unter ein »Joch der Knechtschaft« durch gesetzliche, vornehmlich jüdische Elemente bringen lassen. Außer den Dingen und Ordnungen, die ausdrücklich aus dem alten Bunde in den neuen übernommen wurden, gelten für uns keinerlei weitere Vorschriften. »Das alte Gebot ist das Wort, welches ihr gehört habt.« (1.Joh.2,7) Das ganze Wort Gottes wird zum Gebot durch den Geist, wenn wir es geistlich verstehen.

Zum Schluss ruft der HERR den Einzelnen an:Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt!Der göttliche Anruf gilt allen Gemeinden, damit sie wissen, unter welchem Stern sie stehen. Paulus sah bereits den Stern von Ephesus sinken (Apg.20,28–30). Im christlichen Abendland ist er noch am Horizont zu sehen, aber die Welt kann sich nicht mehr an ihm orientieren. Alle Kirchen und Gemeinden, wie auch der einzelne Gläubige, sind heute vor die Entscheidung gestellt, ob sie weiter unter diesem unglücklichen Stern bleiben und ihre Beiseitesetzung riskieren oder der Stimme des Geistes Gehör schenken wollen. Unverändert geblieben ist das Wort Gottes, »es ist«, wie Augustinus sagt, »an allen Orten ganz gegenwärtig. Es ‚kommt‘, wenn es sich zeigt, und es ‚geht‘, wenn es sich verbirgt. Aber – verborgen oder sichtbar – es ist immer da, wie das Licht da ist vor den Augen des Sehenden und des Blinden und doch für den einen sichtbar ist und dem anderen unsichtbar bleibt. Ebenso ist die Stimme da vor hörenden und vor tauben Ohren; aber für die einen spricht sie, für die anderen schweigt sie«.

Aus der Wüste ins Paradies

Dem, der überwindet,das heißt, wer den Kampf aufnimmt, nicht mit fleischlichen Waffen, auch nicht wie bisher in eigener Kraft, sondern in der Kraft des Blutes des Lammes, wird der Sieg und der Segen verheißen. Er kommt aus der Wüste der Welt und der eigenen Niederlagen ins Gelobte Land, ins Paradies Gottes. Dem Überwinder gibt der HERR die Verheißungvom Baume des Lebens zu essen, welcher in dem Paradiese Gottes ist. Davon zu essen macht und erhält die Seele gesund. Ephesus war einst im Paradies, versehen mit jeder geistlichen Segnung, und genoss die Früchte des Geistes »von allerlei Bäumen im Garten Gottes, lieblich anzusehen und gut zur Speise« (1.Mo.2,9). Es wird den Überwindern in der Offenbarung wieder gestattet, an dem Cherub und seinem flammenden Schwert vorüberzugehen und zu jenem bewachten Baume zu kommen, dessen Frucht dem, der sie isst, ewiges Leben bringt. »Wir sollen so jenem endlosen Tod entgehen, der das Gericht über die Sünde ist, und jenes ewige Leben gewinnen, das das Siegel der Unschuld, die Frucht gottseliger Hingabe ist.« (Spurgeon)

Durch die Verführung der Schlange griff Eva nach der verbotenen Frucht und verlor den Segensplatz und damit das ewige Leben. Die Offenbarung Jesu Christi öffnet uns wieder das Paradies, nicht ein irdisches, wie es gewisse Sekten sich ausmalen (Zeugen Jehova etc.), sondern das geistliche, himmlische, ewige Paradies, wo der Strom des Lebens fließt für jede nach Wahrheit dürstende Seele. Christus ist der wahre Lebensbaum, wer sich von Ihm nährt, hat ewiges Leben.

Smyrna (2,9–11)

Der sittliche Fall des ersten Gemeindeengels brachte für den zweiten Drangsale und Prüfungen, wie wir sie im Buche der Richter sehen. Nachdem Josua das Land eingenommen hatte, waren noch nicht alle Nationen ausgetrieben. Kaleb hatte Hebron eingenommen und daraus die drei Söhne Enaks vertrieben, »aber die Kinder Benjamin trieben die Jebusiter, die Bewohner von Jerusalem nicht aus«. Auch von den übrigen Stämmen: Manasse, Ephraim, Sebulon usw., heißt es, dass sie die Bewohner gewisser Städte nicht austrieben (Ri.1,20–36). Da kam der Engel des HERRN von Gilgal nach Bochim und sprach: »Ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht. Was habt ihr da getan!« (Ri.2,1–5) Nach dem Tode Josuas wurden ihnen die Götter der Bewohner des Landes, die sie nicht ausgetrieben hatten, zum Fallstrick. Wie bald waren die Kinder Israel abgewichen und taten »was böse war in den Augen des Herrn und dienten den Baalim«. (Ri.2,11ff)

Jeder eigenwillige Gottesdienst ist ein Baalsdienst, der das geistliche Leben unterdrückt. Weil der gute Kampf des Glaubens von Ephesus nicht bis zum Letzten gekämpft worden ist (Eph.6,10.17), kamen die finsteren Mächte wieder hoch und wurden dem Volk Gottes zur Verführung und den Heiligen und Treuen zur Bedrückung.Ich kenne deine Drangsal und deine Armut (du bist aber reich), tröstet sie der Auferstandene, der Sieger über Tod und Grab,der tot war und wieder lebendig wurde.Dem Gemeindeengel in Smyrna stehen starke geistliche Mächte der Bosheit gegenüber, unter denen er zu leiden hat. Der HERR unterwirft Seine Gemeinde einer Drangsal, um die Bewährten offenbar zu machen. Diese Drangsal ist nicht in erster Linie eine Verfolgung vonseiten der Welt, sondern innerhalb der Kirche. Eine kirchliche Struktur, ein abgöttisches Gemeindesystem, falsche Lehren und »falsche Juden«, die das Gemeindevolk beherrschen, können zu einer schweren Bedrückung der Seelen werden. Dann ist eine Befreiung, eine Reformation, notwendig. Bis dahin müssen die Kinder Gottes, die Jesus nachfolgen wollen, leiden, wenn es sein muss, bis zum Tode. Jesu Beispiel, »der starb und wieder lebendig wurde«, soll den wahren Heiligen in den Leiden um der Wahrheit und Gerechtigkeit willen Ermutigung und Trost sein.

Der Anfänger und Vollender des Glaubens, Jesus, gibt uns in diesem Sendschreiben Ansporn zur Treue und zum Ausharren, bis die Drangsal vorüber ist und Er Seiner Gemeinde Rettung verschafft hat, wovon es viele Beispiele in der Geschichte der christlichen Kirche gibt. Im Buche Richter erweckte Gott ihnen Richter und Retter, »und er rettete sie aus der Hand ihrer Feinde«. Die Kirchenväter und Reformatoren waren solche Retter, die Gott benutzte, um Seinem Volke wieder Freiheit zu geben. »Die Zeit würde mir fehlen, wenn ich erzählen wollte von Gideon und Barak und Simson und Jephta…« (Hebr.11,32). Solche brauchen wir auch heute wieder.

Ziemlich ungewöhnlich waren die Mittel dieser Retter, mit denen sie durch Glauben den Feind bezwangen. Ein Pflock, ein Rinderstachel, ein Esels-Kinnbacken waren wirksam genug, um Israel eine große Errettung zu verschaffen. Für den Endkampf der Offenbarung wird das Lamm ganz unscheinbare und menschlich betrachtet ungeeignete Mittel gebrauchen, um das Tier und seine Heere zu überwinden, denn »er ist Herr der Herren und König der Könige, und die mit ihm sind Berufene und Auserwählte und Treue«. (17,14) Noch ist nicht die Zeit des Triumphes, sondern der Prüfung des Glaubens und Ausharrens in den Leiden, in der Verkennung, in der Schmach für Christum, bis der HERR das Zeichen zum öffentlichen Zeugnis gibt. In den »letzten Tagen«, wenn die Gesetzlosen herrschen, werden »alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, verfolgt werden«. (2.Tim.3,12)