Der große Erziehungsauftrag - Helmut Stücher - E-Book

Der große Erziehungsauftrag E-Book

Helmut Stücher

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Beschreibung

Alle Erziehungsverantwortlichen, Regierungsmitglieder und Behörden werden aufgerufen, die heutigen Erziehungsmethoden zu überdenken und sich wieder auf die gesunde, christliche Erziehungslehre zu besinnen. Die Verantwortung tragen in erster Linie die Eltern. Um ihren von Gott gegebenen Auftrag erfüllen zu können, muss ihnen das Elternrecht in vollem Umfang gewährt und nicht die Erziehung durch die Schule sabotiert werden. Zur rechten Erziehung gehört die Disziplin, die Kinder brauchen und wollen. Nach dem Motto "wachsen lassen" entwickelt sich ein Menschenkind falsch. Zur richtigen Erziehung gehören Autorität, Mütter statt Emanzipierte und ein sicheres Zuhause. Wenn zwischen Schule und Elternhaus kein Konsens bei den Erziehungsgrundsätzen besteht, muss der Staat die Schüler von der Schulpflicht befreien und andere Schulformen zulassen. Eine Wende ist möglich durch eine christliche Schulpolitik und durch christliche Privatinitiativen nach dem Vorbild christlicher Pädagogen.

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Seitenzahl: 391

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Widmung

Vorwort

Einführung

A Wer ist für die Erziehung verantwortlich?

I Aufruf zur Besinnung

II Auftrag der Eltern

1 Elternrecht und Sorgerecht

2 Von der Familie hängt alles ab

3 Kinder brauchen und wollen Disziplin

4 Die Geschlechtserziehung

5 Eltern brauchen Autorität

6 Wir brauchen Mütter statt Emanzen

7 Zu Hause – ein Ort der Sicherheit

III Aufgabe des Staates

1 Elternhaus und Schule

2 Ziele und Folgen der emanzipatorischen Pädagogik

3 Die staatliche »Sexualerziehung«

4 Zustände an staatlichen Schulen

5 Der »Dreißigjährige Schulkrieg«

6 Grundzüge der New-Age-Pädagogik

6.1 Die antiautoritäre Revolution

6.2 Die sexuelle Revolution

6.3 Die spirituelle oder esoterische Revolution

6.4 Die hypnotische Revolution

6.5 Die therapeutische Revolution

6.6 Die antihumane Revolution

6.7 Die lern- und leistungsfeindliche Revolution

7 Historische Hintergründe

7.1 Geistige Urheber (von Rolf-Heiko Buyny)

7.2 Eine Zeitanalyse

8 Eine Wende ist möglich

8.1 Wende durch eine christliche Schulpolitik

8.2 Wende durch christliche Privatinitiativen

8.2.1 Freie christliche Schulen

8.2.2 Christliche Pädagogen

8.2.3 Die Heimschule (homeschooling)

8.3 Erklärung und Aufruf

IV Mitverantwortung der Kirche

1 Auftrag der Kirche Christi

2 Der große Abfall

3 Der Antichrist – ein Jugendverführer

4 Bildung und Erziehung im Evangelium

4.1 Der Religionsunterricht

4.2 Erziehung in Gottes Geboten

4.3 Schul- und Jugendmission

4.4 Von Schulmeistern und Schulbüchern

B Ein biblisches Erziehungskonzept

I Die Heilige Schrift als Erzieher

1 Der Lehrer aller Lehrer

2 Gottesfurcht und Gehorsam

3 Treue und Erkenntnis

4 Biblische Lebensbilder

5 Charakterbildung und Benehmen

6 Das wahre Erziehungsziel

7 Die Bibel im Unterricht

7.1 Geschichte und Prophetie

7.2 Sprachbildung durch die Bibel

7.3 Dichtung und Gesang

8 Lehrer und Schüler

9 Grundsätze für das Berufsleben

II Lehrmeisterin Natur

1 Gott in der Natur

2 Schöpfungsbericht und Wissenschaft

3 Die Lehre der Natur

Nachwort

Literaturhinweise

Internetseiten

Erklärung der Abkürzungen

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2014 novum publishing gmbh

ISBN Printausgabe: 978-3-99038-663-7

ISBN e-book: 978-3-99038-664-4

Lektorat: Dr. Annette Debold

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen: Helmut Stücher (4)

www.novumverlag.com

Widmung

Was dieses Volk vor allem ins Verderben führt,

ist das Laster, die Sünde.

Was es jedoch emporheben könnte,

wären Schulen, in denen Jesus Christus,

und Er allein, der Eckstein und Sein Wort

Regel und Richtschnur des Lebens wären.

Aber solche Schulen haben wir leider noch nicht. Doch die Blicke empor!

Hat Gott nicht Macht genug,

Leben und Lehrer zu erwecken?

Hat er nicht Kraft genug,

durch den Heiligen Geist eine brennende Liebe

zu Jesus Christus zu entzünden,

dass unsere Herzen brennen

und wir unter Hingabe unseres ganzen Lebens

die kommende Generation zur Wahrheit,

zur Liebe, zum Licht des Heilandes führen?

Christina Roy

Gewidmet meinen Kindern und Enkelkindern

Eine Reform, die keine mehr nötig macht

Aufgaben derFamilie, derSchuleund derKirche

Vorwort

Die klaren, weit gezogenen Ausführungen des pädagogischen Konzepts »Der große Erziehungsauftrag« mit der sehr übersichtlichen und interessanten Gliederung füllen eine große, bedauerliche Lücke in unserer christlichen Literatur. Sicher bestehen in Eltern- und Erziehungskreisen ein empfindlicher Nachholbedarf und ein akutes Orientierungsbedürfnis.

Ich bin dem Verfasser dankbar, dass er sich dieser umfassenden, mühevollen Arbeit unterzogen hat, die sicher durch Gottes Gnade reiche Früchte tragen wird.

Wichtig scheint mir auch seine Zeitanalyse in biblischer Schau. Der Verfasser beleuchtet dabei die üblen Missstände, verheerenden Schäden und insgesamt den katastrophalen Zerstörungstrend im völkischen, kulturellen und speziell geistlichen Leben. Nach der erschreckenden Diagnose zeigt er aber auch allgemeine Möglichkeiten und praktische Wege einer durchgreifenden Therapie auf, die grundsätzlich und vorrangig in der Hinwendung zum Worte Gottes und dem, der allein »heil«-machen kann, dem Heiland Jesus Christus, zu sehen ist. Dies gilt besonders auf dem Gebiet der Pädagogik. Aufgabe und Ziel soll es sein, das Kind zu Jesus zu führen, den ungöttlichen Einfluss möglichst lange von ihm fernzuhalten und es weiterhin zu tragen und zu führen durch Wort, Gebet und Beispiel. Ferner ist von Wichtigkeit, die Voraussetzung zu schaffen, dass es selbst die Fähigkeit erlangt, ein Leben in der Nachfolge Jesu zu führen. Leider ist unser heutiges Schulsystem hierzu nicht in der Lage, weil ja biblisch-orientiertes Christentum und geistliches Leben weithin blockiert sind. Der Autor erhofft sich einen »neuen Geisteswind« zur Beseitigung des »emanzipatorisch-dämonischen Spuks« mit einer »Wende in sehr kurzer Zeit«. Er führt dazu Beispiele aus der Hl. Schrift an. Auch hier kann man ihm grundsätzlich zustimmen.

So freue ich mich, dass der Verfasser ein Schulsystem entwickelt hat, das nicht nur auf theoretischer Diskussionsgrundlage vorliegt, sondern bereits praktische Erfolge gezeitigt und seine Bewährungsprobe bestanden hat.

Paul Schenk, Pfarrer

Einführung

1. Viele Autoren haben es angesichts des Erziehungsnotstandes, den manche schon vor Jahrzehnten als Erziehungskatastrophe prophezeiten, unternommen, sich dem Thema Erziehung zu widmen. Dabei geht es im Allgemeinen um die Kindererziehung in der Familie mit einer klaren Absage an die antiautoritäre Erziehung. Allein in der Schulerziehung aus christlicher Sicht lässt sich nur auf Werke alter Schulmänner aus früheren Jahrhunderten zurückgreifen, die wegen des Versagens der emanzipatorischen Pädagogik zum Teil wieder aktuell sind. Leider ist ihr Erziehungskonzept nicht so ohne Weiteres in unsere Zeit übertragbar, weil ihm andere Voraussetzungen zugrunde lagen. Zwar ist eine an der Bibel orientierte Erziehung, wie die großen christlichen Pädagogen sie mit Erfolg praktiziert haben, grundsätzlich immer gültig, aber sie muss auch die gegenwärtigen Umstände und Bedürfnisse berücksichtigen. Diesem Erfordernis möchte die vorliegende Arbeit entgegenkommen.

2. »Der große Erziehungsauftrag« ist nicht deshalb »groß«, dass man ihn mit dem Kleinen oder Großen Brockhaus vergleichen könnte. Es ist ein hoher Auftrag Gottes, eine große Aufgabe für die Erzieher. In der vorliegenden Darlegung umfasst der große Auftrag die Erziehung in der Familie und in der Schule. An diesem Auftrag sind nicht nur die Eltern beteiligt, sondern auch die Kirche und der Staat. Es geht hierbei um eine ernste Sache, die von allen Beteiligten eine ehrliche Prüfung und gemeinsame Wiederaufbauarbeit erfordert, an der auch die Kinder mitwirken müssen, wenn das Werk gelingen soll. Es geht um das Wohl und Heil der Jugend in unserem Volk und der gesamten Menschheit, die an einem entscheidenden Wendepunkt steht.

3. Die gesunde Erziehungslehre basiert auf dem christlichen Menschenbild, wie es in der Bibel, die im Geiste des Evangeliums zu verstehen ist, dargestellt wird. Gott möchte in unser aller Herzen den neuen Bund (Neues Testament) einschreiben, damit in Herz und Haus wieder Frieden und Liebe und in den Schulen weniger Unruhe, Unordnung und Frust herrschen. Die erfolgreiche Erziehung ist nicht eine Erziehung zur Kritik, wie sie durch die emanzipatorische Pädagogik betrieben wurde, sondern die Erziehung zum Glauben und Vertrauen; Kritik sollte vielmehr an der dem Evangelium widerstrebenden Moderne geübt werden. Selbst die natürliche Erziehung, also die nicht unbedingt vom Glauben an Gott, sondern von der Vernunft bestimmte Erziehung, die jedem Elternpaar mitgegeben ist, ist den modernen Erziehungsmethoden überlegen. Doch Satan, die alte Schlange, und die Sünde haben alles durcheinandergebracht, er hat die Geister der Frankfurter Schule (Adorno, Habermas und Konsorten) aus dem Abgrund hervorkommen lassen und eine Kulturzerstörung ohnegleichen in der Menschheitsgeschichte in Gang gesetzt. Die Auswirkungen sind verheerend. Seit dem Griechentum ist keine so umwälzende Veränderung der Gesellschaft bekannt. Durch ihr Programm, insbesondere der Emanzipationspädagogik und der sexuellen Enthemmung, sind die natürlichsten Abläufe gestört und verunreinigt, was besonders die jungen Menschen in Mitleidenschaft zieht. Eine Rückbesinnung auf die Werte christlicher Erziehung ist daher ein Gebot der Stunde. Wir dürfen dabei mit Gottes Verheißungen rechnen, der alle Dinge, die der Mensch in seiner Torheit und Bosheit zerstört und verdorben hat, wiederherstellen kann, wie viele Beispiele in alttestamentlicher Geschichte zeigen.

4. Die Erziehungsmethode Gottes gibt uns den Anschauungsunterricht, wie wir unseren Erziehungsauftrag als Eltern selbst und die von uns beauftragten Lehrer ihn ausführen sollen. Die wahre Erziehungslehre ist auf drei untrüglichen Pfeilern gegründet: erstens auf das wahrhaftige und zuverlässige Wort Gottes, zweitens auf das Buch der Natur und drittens auf das Buch der Erfahrung, durch welche die Lehre ihre Bestätigung findet. Wer aus diesen drei Büchern gelernt hat, ist gut belehrt und kann Kinder erziehen und lehren und sie tüchtig machen für das zeitliche und ewige Leben. Seine Hausaufgaben (HA) muss jeder selber machen, nicht nur die Eltern, auch der Staat und die Kirche. HA aber gibt man sich nicht selbst auf, auch nicht eine Mehrheit. Diese bestimmt allein der Lehrer aller Lehrer, denn nur Er weiß, was wir zu üben haben.

5. Um dieser hohen Ziele willen bitte ich den Leser, sein Urteil so lange zurückzuhalten, bis er das Ganze gründlich studiert und sich mit der Sache auseinandergesetzt hat. Ich verkünde keine neue Heilslehre, sondern lege nur das dar, was wahr, gesund und bewährt ist. Wenn ich mich anschicke, die biblisch fundierte Erziehungslehre auf den Leuchter zu stellen und dabei Kritik an der von manchen noch immer verherrlichten, aber gescheiterten Emanzipationserziehung übe, dann stelle ich mich auch selber jeder sachlichen Kritik. Wenn jemand bessere Einsicht hat, so findet er bei mir durchaus ein offenes Ohr. »Bei der Ratgeber Menge ist Heil«, sagt der weise Salomo (Spr. 24,6).

6. Wenn der Leser mich nach meiner Bildung und Erziehung fragt, so muss ich ihm bekennen, dass ich nicht viel gelernt habe außer zwei Dingen: Liebe zu den Eltern und Gottesfurcht. Diese beiden Schätze haben mich vor vielem Bösen und in mancherlei Versuchungen und Torheiten bewahrt. Meine Schulzeit ist in die Kriegs- und Nachkriegszeit gefallen, sodass meine Bildung lückenhaft ist. Umso mehr darf ich mich rühmen, die beste Erziehung, die es gibt, im Elternhaus genossen zu haben, wenn auch nur ein Teil davon gefruchtet hat, jedoch genug, um wenigstens gesunde Ansichten über Erziehung zu vertreten, wenn auch bei meinen eigenen Kindern nur schwach und fehlerhaft in die Tat umgesetzt. Die Güte und Besonnenheit meines gottesfürchtigen Vaters, seine würdige Autorität und strenge, aber gerechte Zucht, flößten uns Kindern gleichermaßen Furcht und Vertrauen ein; dazu die Liebe und Fürsorge einer treuen Mutter, die ihrem Manne um des HERRn willen »unterwürfig« war (Eph. 5,22) und dennoch Herrin in ihrem Hause sein konnte, machten unser Heim zu einer friedevollen Stätte. Mit der Belehrung aus der Heiligen Schrift wurde nicht nur die natürliche Liebe und Ehrfurcht gegenüber den Eltern gepflegt, sondern wuchsen auch die tieferen geistlichen Bande. Die ältere Generation weiß noch, was gute Erziehung im christlichen Hause ist. Und sogar dort, wo die Rute nicht fehlte, sind die Kinder geraten, ohne einen Schaden davonzutragen. Wo aber keine Gottesfurcht herrschte und die Liebe fehlte, wie das in ungläubigen Häusern oft der Fall war, da klagte man mit Recht über eine »strenge« Erziehung.

7.Das geistliche Erbe meiner Väter im Glauben ist mir mehr wert gewesen als berufliche Karriere und materielle Güter. Gott lenkte meinen Sinn schon früh auf das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit. Wie es praktisch damit in der Kirche aussah, sollte ich erst später erfahren. Der sittliche und geistliche Tiefstand in der Christenheit, das Überhandnehmen der Gesetzlosigkeit im Lande der Reformation, die Zustände in den Familien, die Orientierungslosigkeit der Jugend und die Entchristlichung der Schule erfüllten mich mit Sorge und Schmerz. Nach einer kritischen Selbstprüfung suchte ich eifrig im Worte Gottes nach einer Antwort auf die Erscheinungen und Nöte unserer Zeit. Da ich von Kind auf mit der Heiligen Schrift bekannt bin, sie eifrig studiert habe und täglich darin lese, bin ich darin zu Hause wie ein Verkäufer in seinem Laden oder wie ein Arzt in der Medizin. Viele Jahre verbrachte ich in der Stille, um mich ausschließlich mit dem Worte Gottes, besonders mit dem Propheten Daniel und der Offenbarung zu beschäftigen, die auch in unsere Tage und Umstände hell hineinleuchten. Dieses Studium ließ mich den Hintergrund der neuzeitlichen gesellschaftlichen Entwicklung erkennen. Denn hinter der öffentlichen Szene stehen gewaltige Verführungsmächte, die es ganz besonders auf die arglosen Kinder und Jugendlichen abgesehen haben. In diesem Licht erscheint auch die Emanzipationspädagogik als eine modehafte »Torheit der Welt« (1. Kor. 1,20), als Irrtum von heute. Die Weisheit und Gnade Gottes haben eine bessere Befreiung als die Selbstbefreiung von vermeintlichen Zwängen für die Jugend vorgesehen. Um sittlich reife, rücksichtsvolle, opferwillige und verantwortungsbewusste Menschen hervorzubringen, muss man das Evangelium zurate ziehen, das »Gottes Kraft ist, zum Heil jedem Glaubenden« (Röm. 1,16). Christus macht aus einem zerstörten Leben eine neue Kreatur (2. Kor. 5,17).

8. Das vorliegende Buch ist keine wissenschaftliche Arbeit. Ich muss gestehen, dass ich nicht vielen Quellen nachgegangen bin, um gleichsam das Beste aus allen zu sammeln und in einem neuen Aufguss dem Leser vorzusetzen. Vielmehr möchte ich ihn zu der Quelle führen, die im Paradies Gottes ist und der alles Leben, Weben und Sein entspringt. Diese Quelle ist Jesus Christus, der Sohn Gottes; Er ist das fleischgewordene Wort Gottes, »das Leben und das Licht der Menschen« (Joh. 1,4.5). Das Verlassen dieser wahren Lebensquelle hat uns nur Unglück beschert, die Rückbesinnung bringt Frieden und Glückseligkeit.

Manche nützliche Anregung und Hilfe habe ich der »Großen Didaktik« von Johann Amos Comenius entnommen, der aus derselben göttlichen Quelle schöpft. Dank gebührt den Mitarbeitern in der Philadelphia-Schule, vor allem den Lehrern Wolfgang von Lucke, Rolf-Heiko Buyny und Klaus Winter. Andere Beiträge sind als solche ausgezeichnet. Form und Stil der einzelnen Teile sind verschieden und spiegeln damit die Verschiedenartigkeit der Verfasser wider.

9. So halte ich es auch mit Comenius, dass die »Nächstenliebe uns gebietet, der Menschheit nichts vorzuenthalten von dem, was Gott uns zum Wohle unseres Geschlechts gelehrt hat, sondern es vielmehr vor aller Welt auszubreiten«. Gott weiß, dass ich mir nicht anmaßen will, die Welt zu richten, besonders nicht diejenigen, die in Hoheit sind und Ehre verdienen. Im Namen des Königs aller Könige und Lehrers aller Lehrer, der gesagt hat: »Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen« (Joh. 8,32), sei nur das gesagt, was wahr ist; wenn die Wahrheit auch oft hart ist, so ist sie doch heilsam. Dem Rat eines befreundeten Schulmeisters folgend möchte ich nicht Opposition treiben, sondern Positionen setzen. Wenn jemand etwas von dem, was ich hiermit vornehmlich Eltern, allen Erziehern und verantwortlichen Institutionen und Persönlichkeiten im Erziehungswesen vorlege, als wahr und nützlich erkennt, so möge er es alsbald zum Nutzen und Segen der Jugend in die Tat umsetzen und nicht mir, sondern Gott die Ehre geben.

A Wer ist für die Erziehung verantwortlich?

I Aufruf zur Besinnung

1. In der Erziehung der Jugend ist in den letzten Jahrzehnten ein bedauerlicher Wandel eingetreten, besonders in der schulischen Erziehung. Die beklagte Bildungskrise ist in erster Linie eine Erziehungskrise. Neue Theorien und Erziehungsexperimente haben die altbewährte christliche Erziehung verdrängt und sowohl Lehrer als auch Eltern verunsichert. Dies umso mehr, als nicht einmal mehr das in der Landesverfassung NRW festgeschriebene oberste Erziehungsziel, »die Ehrfurcht vor Gott und vor der Würde des Menschen zu wecken«, verfolgt wird (Art. 7 Verf. NRW). Der Pluralismus an Meinungen und Zielsetzungen hat die erzieherischen Werte und verbindlichen Normen aufgelöst, sodass sich auch unter der Jugend weithin Rat- und Mutlosigkeit verbreiten. Die fehlende Werteorientierung verunsichert junge Menschen, sie ist zudem die Ursache für die vielfach beklagten Verhaltensprobleme, Lernstörungen und Leistungsdefizite.

2. Auch der Bildungsbegriff ist entwertet worden. Bildung schließt mehr ein als bloße Wissensvermittlung, wobei in den Schulen viel nutzloses Wissen und zu wenig Basiswissen vermittelt wird. Mit Rücksicht auf eine materialistische Gesellschaft wird die Herzens- und Charakterbildung in den Schulen fast gänzlich unterlassen. Die kaum zu unterschätzende geistige Macht des Fortschrittsdenkens hat die Frage nach dem Woher und Wozu des Lebens bei der Jugend und ihren Erziehern unterdrückt. Die Folgen sind fehlende Sinngebung und Orientierung für das zukünftige Leben. Weil man widernatürlichen, wirklichkeitsfremden Ideologien gefolgt ist, die der Jugend ein fiktives utopisches Menschen- und Weltbild vorgemalt haben, weiß niemand mehr recht den Weg zum wahren Leben und zu den wahren Tugenden. Deshalb besteht an den so wichtigen charakterlichen Eigenschaften wie Höflichkeit, Fleiß, Ordnungsliebe, Opferbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein ein dermaßen beklagenswerter Mangel. Man weiß heute sehr genau, was die Jugendlichen in einem bestimmten Alter wissen und können sollen, obwohl das Ist immer weiter hinter dem Soll zurückhinkt; doch man weiß sie nicht auf das wirkliche Leben vorzubereiten. Deshalb scheitern so viele junge Menschen und erliegen verderblichen Verführungen und Verlockungen.

3. Nächst den Jugendlichen sind die Eltern, Lehrer und Meister die Betroffenen dieser Erziehungskatastrophe in den Schulen, die zum allgemeinen »Erziehungs-Notstand« (Petra Gerster) auch in den Familien geworden ist. Viele Erziehungsverantwortliche fordern daher eine Änderung der pädagogischen Situation. Aber auch die Jugend schreit nach einer besseren Erziehung. So sehr sie gegen jede Maßregelung ausschlägt, weil sie durch die Emanzipationspädagogik zum Widerspruch, ja zur Auflehnung und Rebellion erzogen wurde, sucht sie doch nach unverrückbaren Maßstäben, die ihr Halt und Sicherheit bieten. Die emanzipatorische Erziehung, die im Grunde keine Erziehung ist, hat ihr jede Ehrfurcht und Würde, insbesondere die Ehrfurcht vor Gott und vor den eigenen Eltern, die Liebe zum Nächsten und zur Familie geraubt. Der Schaden, den ungezählte junge Menschen an Geist, Seele und Charakter genommen haben, ist vielleicht nicht wieder gutzumachen.

4. Um die Zukunft der Jugend und der Nation zu sichern, muss erzieherisch ein neuer Anfang gemacht werden. Der niedrige moralische Stand, der rapide Verfall der Sitten, der starke Zerfall der Familien und Zerbruch der Ehen sowie der Verlust jeden pädagogischen Konzeptes mit einer anerkannten ethischen Werteordnung bedeutet selbst für den Staat eine nicht zu übersehende Gefahr. Die bedrohliche Entwicklung macht die Rückbesinnung auf die Grundlagen menschlicher Existenz und göttlicher Bestimmung dringend notwendig. Zwar sind wegen des offenkundigen Fehlschlages der Emanzipationspädagogik Bestrebungen im Gange, wieder zur humanistischen Bildungstradition zurückzukehren, aber das hieße das Schulschiff im Meer der Meinungen auf eine Sandbank zu treiben und den Schaden an Schule, Schülern und Familie zu vergrößern. Die einzige Hilfe und Heilung kann nur darin bestehen, dass die Erziehungsverantwortlichen sich an den göttlichen Steuermann wenden und zu den Werten der christlichen Erziehung zurückkehren, das heißt, sich von Gottes Wort und Geist leiten lassen.

5. Das christliche Menschenbild, wie es die Bibel zeichnet und das sich als die einzige Grundlage für ethisches Handeln bewahrheitet hat, wird bei oberflächlicher Betrachtung oft mit dem humanistischen Menschenbild verwechselt. Beider Grundlagen und Ziele sind jedoch ganz verschieden, ja zum Teil völlig entgegengesetzt. Nur in Gottes Wort finden wir die wahre Erziehungslehre, weil Gott allein die Tiefen und Untiefen des menschlichen Herzens kennt, um den Menschen zur Selbsterkenntnis zu führen, die bekanntlich der erste Schritt zur Besserung ist. Durch dasselbe Wort kommt er auch zur Erkenntnis seines Schöpfers und zu rechter Welterkenntnis. Indem die Kinder lernen, diese Welt im Lichte Gottes zu betrachten und zu beurteilen, erhalten sie ein umfassenderes und realistischeres Weltbild, als dies mithilfe technischer Medien und sozialwissenschaftlicher Erkenntnis erlangt werden kann. Nur so sind sie zu einer Auseinandersetzung mit der Welt in der Lage.

6. Alle Verantwortlichen, die mit der Erziehung der Jugend im Staate, in den Ausbildungsstätten, in der Jugendarbeit befasst sind, vor allem die Eltern und Erzieher von Schulkindern, sind aufgerufen, sich mit derjenigen Erziehungslehre auseinanderzusetzen, die auf Wahrheit und Erfahrung beruht und nicht von einem Traum- und Wunschbild ausgeht. Mit Kinderseelen kann man keine Experimente machen wie in der Naturwissenschaft. Auch lassen sich nicht empirische Forschungsmethoden auf den moralischen Bereich übertragen, wie es etliche Pädagogen versucht haben und doch nur ihre Weltanschauung damit begründen wollten.

7. Lasst euch deshalb, liebe Eltern, nicht von neuen pädagogischen Theorien, die angeblich wissenschaftlich begründet sein sollen, einnehmen, auch wenn sie bereits als Standardwerke in der Pädagogik gelten. Die Weisheit des Evangeliums Gottes ist viel älter, und das Erziehungskonzept der Bibel ist unendlich bewährter. Ihr tragt letztlich die Verantwortung vor Gott und euren Kindern, wenn die Erziehung missrät. Ihr allein müsst auch die Folgen tragen, wenn ihr in diesem hohen und heiligen Auftrag nachlässig seid oder versagt. Wenn die Schule die elterliche Erziehung nicht mehr unterstützt, wie es heute der Fall ist, und sie sogar untergräbt, dann sind Konsequenzen nötig, damit ihr der euch obliegenden Pflicht nachkommen könnt, die zugleich euer natürliches Recht ist.

8. Und eure Aufgabe ist es, ihr Vertreter des Volkes, die Eltern zu unterstützen und die Familie zu stärken, indem ihr das Gesetz Gottes in der Gesetzgebung und Schulerziehung wieder zur Geltung bringt, damit die Kinder Gott lieben und ehren, ebenso ihre Eltern und den Nächsten wie sich selbst. Die Liberalisierung, besser würde man von »Demoralisierung« der Gesetze sprechen, hat der Jugend ungeheuren Schaden zugefügt und sie nahezu unerziehbar gemacht. Heute erkennen die Parteien die Fehlentwicklung durch die Liberalisierung des Strafrechts und des Scheidungsrechts, man gibt auch den Irrtum der sexuellen Revolution zu und ist erschrocken über die Zunahme der Abtreibungen. Aber wer macht die Folgen rückgängig, die sich in einem furchtbaren Sumpf widernatürlicher Unzucht unter dem Volke zeigen, in unfassbaren Tötungsziffern und in einem Heer von Scheidungswaisen? Die Demoralisierung der jetzigen Generation ist beispiellos in der Geschichte der Menschheit, und dafür ist in erster Linie der Gesetzgeber verantwortlich, weil die Gottesfurcht abgeschafft wurde, wodurch die letzte Hemmschwelle beseitigt wurde. Kein Vertreter des Staates kann sich damit entschuldigen, dass dieser weltanschaulich neutral sei. Auch ein atheistischer Staat erfüllt durch eine strenge Gesetzgebung und sittliche Ordnung den Auftrag Gottes und schützt die Menschen vor dem Übel der Unmoral. Wenn in weiten Teilen der Bevölkerung und insbesondere unter der Jugend das Unrechtsbewusstsein verloren gegangen ist, so ist das eben die Folge davon, dass das Böse vom Gesetz her nicht mehr strafwürdig ist. Und daraus resultiert die humanistisch-atheistische Schulerziehung, die den Unterschied von Gut und Böse aufgehoben und teilweise ins Gegenteil verkehrt hat. Das wirksamste Mittel, einer weiteren Ausuferung der Gewalt entgegenzutreten, wäre eine Verschärfung des Strafrechts. Die dadurch hervorgerufene gesunde Furcht vor dem Bösen würde auch das moralische Bewusstsein des Volkes heben. Hat man aber dazu nicht mehr den Mut, weil man Stimmenverluste befürchtet, dann können nur noch Diener Gottes, angefangen in den Schulen, auf eine Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung durch Gottes Wort hinwirken. Erlaubt es, dass gottesfürchtige Christen in allen Schulen Gottes GeboteundGerichte lehren, damit man wieder nach dem gnädigen Gott fragt und durch das Evangelium verändert wird. Mit einer Renaissance des Christentums würden sich alle Reformen erübrigen. Dazu wären nur zwei Dinge erforderlich: Vernunft und Glauben, wahrer Glaube.

Bedenkt es alle in den Regierungen, Parteien, in den Behörden und in den Institutionen des Erziehungswesens, dass die Erziehung der Jugend die Stärke der Nation ist, der Bestand der Familie, das Leben der Gesellschaft, das Kapital der Wirtschaft und die Zukunft der Kirche. Fördert die Gründung christlicher Schulen, auch als Zwergschulen und Hausschulen, damit der Jugend Schutzräume und Freiräume für ein gesundes Wachstum geboten werden. Etliche Eltern haben bereits das Schulpflichtgesetz aus Sorge um ihre Kinder übertreten müssen, kürzlich auch ein katholischer Geschäftsmann, der seine fünfzehnjährige Tochter aus Gewissensgründen von der Schule fernhält. Als Grund gab er die unterschiedlichen Weltanschauungen zwischen Elternhaus und Schule an. Während Eva daheim »die seit Jahrhunderten bewährte Enthaltsamkeit und Gottesfurcht« gelehrt würde, bekäme sie in ihrer Schule seit Jahren »wegen 6000–8000 Aids-Fällen Unmoral« oder beim Abtreibungsparagrafen 218 »Kindermord« beigebracht. Wenn angesichts des Notstandes sich in der öffentlichen Schule kein Wandel in pädagogischer Hinsicht abzeichnet, sind die gesetzlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Eltern ihre Kinder selbst unterrichten dürfen wie beispielsweise in Österreich und in allen EU-Ländern sowie in den USA. Es bedarf eigentlich keiner Gesetzesänderung, denn in allen Bundesländern sind Ausnahmen von der Schulpflicht vorgesehen, wenn man denn davon Gebrauch machen will.

9. Auch an euch, Diener der Kirche, Prediger des Wortes, ergeht ein Wort in mitternächtlicher Stunde: Erhebet ein Geschrei, rufet zur Buße: »Höret das Wort des Herrn, ihr Kinder Israel! Denn der Herr hat einen Rechtsstreit mit den Bewohnern des Landes; denn es ist keine Wahrheit und keine Güte und keine Erkenntnis Gottes im Lande …; mein Volk wird vertilgt aus Mangel an Erkenntnis« (Hosea 4,1.6). Denn Gott sprach durch seine Propheten: »Ich werde an dem Erdkreis heimsuchen die Bosheit …!« und: »Darum werde ich die Himmel erzittern machen, und die Erde wird aufbeben von ihrer Stelle: beim Grimme des Herrn der Heerscharen und am Tage seiner Zornglut« (Jes. 13,11.15); »denn gekommen ist der große Tag seines Zornes, und wer mag bestehen?« (Offb. 6,12–17). Lassen wir uns diese Worte eine Warnung sein in einer Zeit, wo alles erschüttert wird, was erschüttert werden kann – damit das unerschütterliche Königtum Jesu bleibe. Ihr seid berufen, das zweischneidige Schwert des Wortes Gottes mit Flammen der Liebe Gottes zu gebrauchen, um den »Nationen« den Glaubensgehorsam zu befehlen (Röm. 16,26). Dem Übel des Ungehorsams muss im frühesten Kindesalter begegnet werden, ehe die Wurzeln des Unkrautes tiefer treiben und nachher unausrottbar sind. Ermutigt die Eltern, ihre Kinder in den Geboten Gottes und in der Furcht des Herrn zu erziehen (5. Mo. 4,9), statt mit einer falschen Liebe sich kleine »Teufel« großzuziehen. Die Zukunft der Kirche hängt von dem rechten Dienst an der Jugend ab, sie sind die zukünftigen Steine des Tempels Gottes, die rechtzeitig gebrochen, behauen und geschliffen werden müssen, wenn sie für den himmlischen Bau tauglich sein sollen. Lehrt sie die Furcht des Herrn, die der Erkenntnis Anfang ist (Spr. 1,7; 2,1). Ohne Gottesfurcht wird nichts wirklich von göttlichen Dingen verstanden, ohne sie gibt es keine wahre Frömmigkeit und Tugend; die Furcht des Herrn ist für die Jugend ein Schutz vor dem Verderben; und wenn sie dies einmal erkennt, wird Gottesfurcht ihr Schatz sein. Wenn ihr nicht besseren Einfluss nehmt auf die Schulkinder, werden sie dem Glauben und somit der Kirche entfremdet. Offenbar wisst ihr noch nicht, dass die Schule ein Feind der Kirche geworden ist, denn sie erzieht gegen den Glauben an Gott und Seine Gebote.

10. Und die Jugend selbst ist aufgerufen, das große Erziehungswerk an sich geschehen zu lassen und daran mitzuarbeiten. »Bis wann, ihr Einfältigen, wollt ihr Einfalt lieben, und werden Spötter ihre Lust haben an Spott und Toren Erkenntnis hassen? Wendet euch um zu meiner Zucht! Siehe, ich will euch meinen Geist hervorströmen lassen …« (Spr. 1,22). Wenn Jesus nur die Kinder würdig hält für das Reich Gottes, das bald in Macht und Herrlichkeit erscheinen wird, und sie zu Erben des Reiches erklärt, so müssen Große und Kleine auch wie die Kinder werden und nicht größer sein wollen, als sie sind. O möchtet ihr doch, liebe Kinder, dieses euer himmlisches Anrecht erkennen! Man hat euch durch die Zauberdroge »Emanzipation« in Wirklichkeit nicht befreit, sondern euch in neue Zwänge und Konflikte gebracht und mit der Kritiksucht krank gemacht. Nehmt die gesunde Arznei des Evangeliums, das euch wirklich frei macht, an und erkennet eure Berufung und Rechte in Christus! Das Geheimnis, warum Gott gerade die Kinder so hoch stellt und so preist, hat seine Erklärung darin, dass sie noch leichter für göttliche Dinge empfänglich sind und in allem einfacher denken. Aus diesem Grunde befiehlt Christus uns Erwachsenen umzukehren und zu werden wie die Kindlein. Wir werden zu euch in die Schule geschickt, damit wir von euch lernen.

So wollen wir mit euch die wahre Lebensregel lernen: »Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das ist der ganze Mensch. Denn Gott wird jedes Werk, es sei gut oder böse, in das Gericht über alles Verborgene bringen« (Pred. 11,13–14).

II Auftrag der Eltern

1 Elternrecht und Sorgerecht

a) Von dem gottgegebenen, natürlichen Recht her, das im Grundgesetz festgeschrieben ist (Art. 6), sind in erster Linie die Eltern für die Erziehung ihrer Kinder verantwortlich. Doch sie allein können ihren Erziehungsauftrag, den sie von Gott bekommen haben, nicht ausführen und der ihnen obliegenden Pflicht nicht nachkommen, wenn sie nicht die Unterstützung derjenigen haben, denen sie ihre Kinder anvertrauen. Das Versagen vieler Eltern in der Erziehung kommt hauptsächlich daher, dass ihren Grundsätzen, Zielen und Maßnahmen andere Kräfte und Einflüsse entgegenwirken, die das wieder im Kinde zerstören, was sie gerade aufgebaut haben. Eine Hauptquelle der Klagen ist die Schule. Zahlreiche Eltern stehen auf Kriegsfuß mit der Schule, weil diese nicht mehr die elterliche Erziehung unterstützt und ihr sogar entgegenarbeitet. Umgekehrt wird aber von den Eltern erwartet, dass sie die Erziehung der Schule akzeptieren und unterstützen, obwohl kein gemeinsamer Grundkonsens mehr besteht. Leider hat sich die Mehrheit der Eltern das Konzept und somit auch die Erziehungsverantwortung aus der Hand nehmen lassen, sie haben nicht mehr die Kraft, dem Geist der Schule, der zu Hause aufbegehrt, zu widerstehen. Viele fühlen nicht einmal mehr die Pflicht, ihre Kinder zu erziehen, und überlassen es dem Staat.

Susanne Gaschke führt »Die Erziehungskatastrophe« (2001) in ihrem Buch nächst der Saat der 68er auf das Versagen der Eltern zurück. Ohne die Verantwortlichkeit der Eltern zu schmälern, haben aber die 68er-Gesellschaftsveränderer gerade durch die Schule die elterliche Erziehung sabotiert und eine rebellische Schülerschaft hervorgebracht, die heute selbst Eltern sind und erkennen müssen, dass sie keine Macht mehr über ihre Kinder haben.

b) Wer einen Auftrag wie das Vorrecht der Erziehung der Kinder von höchster Stelle bekommen hat, ist auch allein verantwortlich, ihn auszuführen. Eltern können und dürfen ihr unveräußerliches Recht, das Gott ihnen gegeben hat, um die Kinder für Ihn zu erziehen, an keine andere Person abtreten. Sie bleiben auch dann verantwortlich, wenn sie ihre Kinder einer anderen Erziehungsperson oder -institution überlassen. Daraus folgt, dass keine Institution, nicht einmal der Staat als Wächter und Beschützer der Familie berechtigt ist, ihnen die elterliche Gewalt und das Sorgerecht zu entziehen. Handelt es sich doch hier um ein vorstaatliches Naturrecht, das dem Recht auf Leben und der Glaubens- und Gewissensfreiheit gleichgestellt ist. Die Obrigkeit ist nach der Anordnung Gottes zum Schutze von Leib, Leben und Gut sowie zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und des Sittengesetzes eingesetzt, nicht aber um über die Seelen und Gewissen zu herrschen. Dieses Recht hat Gott sich vorbehalten. Selbst die Kirche (Gemeinde) hat nicht dieses Recht, sie ist eingerichtet, um die Seelen zu pflegen und zu nähren. Über das Wohl eines Kindes können nur die eigenen Eltern befinden, letztlich nur die Mutter, weil sie das Kind am besten kennt.

c) In jüngster Zeit mehren sich die Übergriffe von Jugendämtern, dass Kinder gewaltsam von ihren Eltern getrennt werden, auch bei intakten Familien. Beschlüsse oberster Gerichte und neue Gesetze unterstützen sie darin. Man würde nicht wagen, einer Bärin die Jungen wegzunehmen, doch heute werden wehrlose Mütter mit Polizeigewalt überfallen, man reißt ihnen die Kinder von der Brust und lässt sie verschwinden. Einer Familie wurden alle fünf Kinder weggenommen, weil die Eltern mit ihrer an sich biblischen Strafmethode angeblich in der Erziehung versagt haben. Den Eltern wurde jeder Kontakt mit ihren Kindern untersagt, sie wissen seit Jahren nicht, wo ihre Kinder sind. Dies hat sich nicht etwa in Schweden zugetragen, wo jährlich Tausende von Kindern durch die staatlichen Häscher verschwinden, sondern in der Bundesrepublik. Von einem jüngsten Fall, wo vierzig Kinder einer christlichen Gruppe (Zwölf Stämme) ihren Eltern mit einem riesigen Polizeiaufgebaut weggenommen wurden, berichtet die ganze Bundespresse. Angeblich sollen die Eltern ihre Kinder »geschlagen« haben, was allerdings von beiden bestritten wird. Statt die Kinder in Pflegeheime und fremde Familien zu stecken, wäre die einfachste und billigste Hilfe gewesen, ihnen eine Familienberaterin ins Haus zu schicken. Die ganze Aktion ist ein Skandal, Mord an Kinderseelen.

Die Änderung der »elterlichen Gewalt« in »elterliche Sorge« gibt den Jugendämtern scheinbar das Recht, über die Familien nach Gutdünken zu bestimmen. Christliche Eltern sind verunsichert, weil christliche Erziehung nach biblischen Maßstäben für die Sozialpädagogen und Sozialarbeiter einengende »Fremdbestimmung« ist. Doch man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen, auch in der Erziehung seiner Kinder. Ich weiß von der Macht des Jugendamtes, es stellt durch den Einfluss der Sozialwissenschaft heute die stärkste Verkörperung der Staatsgewalt dar. Da ich meine Kinder nicht antiautoritär erziehen und verderben lassen wollte, entzog ich sie der Schule, um sie allein mit meiner Ehefrau zu erziehen und zu bilden. Man wollte uns die Kinder an einem bestimmten Tag wegholen, doch Gott half uns, sodass sie vor der Öffentlichkeit die »besterzogensten Kinder, die man sich vorstellen kann«, wie sie selbst bekannt gaben, nicht antasten konnten. Ganz gewiss waren meine Kinder das nicht, aber so urteilte man von außen über eine christliche Familie, wo Kinder noch ihre Eltern achten. In christlichen Familien sind im Allgemeinen die natürlichen Beziehungen noch in Ordnung, ja durch die viel stärkeren geistlichen Bande wird das Familienleben zu einer Oase des Friedens in der sie umgebenden Wüste von Zerrüttungen, Scheidungen und Waisenkindern.

d) Die natürlichen Bande zwischen Mutter und Kind zu verletzen ist ein Verbrechen an der Menschlichkeit. Behördliche Eingriffe fügen der Seele des Kindes immer den größeren Schaden zu als ein Versagen in der Erziehung. Die Mutter-Kind-Bindung ist auf dieser Erde eine der stärksten Bindungen überhaupt, so tief, dass sie von der Psychologie nicht ergründet werden, so rein, dass sie keine Wissenschaft trüben kann. Selbst die Mutter, die das Kind aus sozialen oder anderen Gründen nur widerwillig zur Welt brachte, vergisst meist alle abwehrenden Gedanken in dem Augenblick, in dem man ihr das Neugeborene in den Arm legt. Das erleben Ärzte und Hebammen immer wieder. Und welches Opfer an Zeit und Kraft erfordert das Neugeborene, doch seinetwegen verzichtet die Mutter auf alles andere, sogar manches Mal auf den Schlaf. Die natürliche Mutterliebe wertet das Gedeihen und Wohlbefinden höher als ihre eigenen Wünsche, und der Fortschritt ihres Kindes macht sie einfach glücklich. Dieses Glücklichsein saugt das Kind wie die Muttermilch ein und wächst dadurch an Leib, Seele und Geist. Mutter und Kind reifen aneinander, und so wird die Mutterschaft zu einem gegenseitigen Geben und Nehmen, das sich letztlich allen Erklärungen und Darstellungsversuchen entzieht, es bleibt eines der Wunder dieser Welt. Bis der natürliche Ablösungsprozess erfolgt, bleibt das Kind in der Seele der Mutter wunderbar eingebunden, und es fühlt sich darin geborgen. Es ist ganz gegen die Natur, die Kleinen in Kinderkrippen und Kindertagesstätten abzugeben, wenn keine zwingende Notwendigkeit vorliegt.

2 Von der Familie hängt alles ab

a) Die Verantwortung der Eltern beginnt mit der Bereitstellung einer für ihre Kinder lebenswerten familiären Umwelt. Dies bedeutet, dass sich Eltern öffentlich, das heißt vor Zeugen, gegenseitige und lebenslange Treue geloben und sich daran während ihrer Ehe beständig binden. Man muss es heute betonen: Die erste Verantwortung der angehenden Eltern ist, eine Ehe miteinander einzugehen. Das Kind muss vom ersten Tag seines Lebens an die sichere Gewissheit haben, dass die Eltern bewusst und freiwillig füreinander und vor allem auch für das Kind Verantwortung übernehmen und dass diese von bleibender Dauer ist.

Die weitere Verantwortung der Elternvor der Geburt des Kindes liegt darin, das Kind von Herzen zuwollen. Alle Kinder sollen, ja müssen »Wunschkinder« sein, das heißt als erwünscht angenommen werden und nicht Zufallsprodukte einer missglückten Familienplanung; andererseits sind die natürliche Liebe und Opferbereitschaft für das Kind grundsätzlich eingeschränkt, wenn die Anzahl der Kinder wegen der Sicherung eines vermeintlichen Wohlstandes möglichst gering gehalten wird. Einzelkinder haben es später sehr schwer, auf erwünschten Besitz zu verzichten und mit anderen zu teilen. Auch leiden sie häufig an sozialer Kontaktangst vor Gleichaltrigen und ziehen sich zurück. Geschwister sind viel besser dran – Kinder sind der größte Reichtum einer Familie.

b) Die Familien in unserem Land sind in letzter Zeit von einem starken Zerfall bedroht, vor allem hinsichtlich ihrer Erziehungskraft. Viele Eltern sehen sich überfordert, den heutigen Aufgaben in Erziehung und Schule einigermaßen gerecht zu werden. Die Hauptlast der Erziehung liegt meist auf den Müttern, wobei ein oder zwei Kinder oft mehr Nervenkraft erfordern als zehn. Die Väter sind vielfach nicht in der Lage, ihrer Familie Halt und Sicherheit zu geben und ziehen sich aus der Verantwortung zurück. Die sozialistische Schulpädagogik, die sich den Anschein von Kinderfreundlichkeit gibt, im Grunde aber kinderfeindlich ist, tut ihr Übriges, der Jugend die Liebe zu ihrem einzigen ihr noch verbliebenen Hort auf dieser Erde durch Abbau der elterlichen Autorität und Zerstörung des Vertrauens zu rauben. Das kritische Hinterfragen der Eltern hat die Jugend selbst in eine Identitätskrise geführt. Sichtbar wird dies an den zunehmenden Spannungen in den Familien, erkennbar auch an der Zunahme der Neurosen und Psychosen, der Drogen- und Alkoholabhängigkeit. Dies ist ein soziales Phänomen, das durch die generelle Infragestellung aller überkommenen Werte und Normen entstanden ist. Daran krankt die Familie, daran kranken junge Menschen. Jeder lebt sich selbst und geht seine eigenen Wege. In vielen Familien ist eine Finsternis eingetreten wie bei der ägyptischen Plage, wo einer den anderen nicht mehr sah, wie in 2. Mose 10 nachzulesen ist. Wenn der Fernseher zum »Hausaltar« geworden ist und Video und PC-Spiele das Gespräch ersetzen, dann ist es kein Wunder, wenn die Herzen kalt und einsam werden. Das Surfen im Internet ist für viele eine Falle geworden, hier tun sich schreckliche Abgründe auf. Manche Väter machen diese Sucht den Kindern vor und hängen nächtelang am PC, surfen in den einschlägigen Seiten. Dass daran Ehen scheitern, ist nicht verwunderlich. Junge Menschen fühlen sich in den Familien eingeengt und verlassen das Elternhaus, weil das Familienleben nicht gepflegt wird.

c) Wenn eine Veränderung des sittlichen und moralischen Zustandes in der Gesellschaft und in der Schule erwartet wird, dann muss sie in der Familie beginnen. Was aus Kindern wird, was aus dem Staat wird, was aus der Menschheit wird – das hängt ab von der kleinsten Einheit: der Familie. Sie ist der Ort, wo die Grundbedürfnisse des Menschen – Vertrauen, Liebe, Geborgenheit, Verständnis, Orientierung und Reife – erfüllt werden können. Die Zukunft hängt von der Familie ab, »sie ist die Quelle des Segens und des Unsegens der Völker« (Martin Luther). Die Familie kann geheilt werden, wenn Christus darin aufgenommen wird und die Kinder im Geiste und in der Liebe des Evangeliums die guten Gebote Gottes gelehrt und ihnen diese vorgelebt werden. Das Idealbild einer Familie ahnen wir, wenn wir in das stille Haus in Nazareth geführt werden. Wenn wir uns in unserem Alltag nur etwas mehr das Leben, das Maria und Josef mit Jesus und ihren übrigen Kindern geführt haben, zum Vorbild nehmen würden, dann könnten auch unsere Familien zu einer Quelle der Kraft, der Freude und des Glückes werden. Glücklich sind die Eltern, deren Leben ein Abglanz des Göttlichen ist, sodass die Verheißungen und Gebote Gottes in dem Kinde Dankbarkeit und Ehrfurcht wecken. Glückselig sind die Eltern, deren Zartheit, Gerechtigkeit und Langmut dem Kinde die Liebe, Gerechtigkeit und Langmut Gottes vor Augen führen und welche das Kind lehren, seinen Vater im Himmel zu lieben, Ihm zu vertrauen und zu gehorchen. Eltern, welche einem Kinde eine solche Gabe mitteilen, haben es mit einem kostbareren Schatz ausgestattet als mit einer großen Mitgift, einem Schatz von Ewigkeitswert. Ja, glücklich können sich die Kinder schätzen, ein Heim zu haben, wo der Vater als Priester des Hauses sich im Gebet und in der Schriftlesung mit den Seinen vereinigt, wo gute Hausmusik und reiner Gesang in den Herzen Frohsinn, Hoffnung und Freude schaffen. Kinder, die in einer gesunden christlichen Familie aufwachsen, sind weitaus besser fürs Leben gerüstet als andere. Sie stehen gleichsam auf einem Grund, von dem aus sie handeln können. Deshalb ist es eine der wichtigsten Aufgaben, die Familien zu stärken und die Kinder im Geiste biblischen Christentums zu erziehen. Wie in den Wohnungen der Kinder Israel bei der genannten Plage Licht war, so ist es auch in den Familien, wo Christus das Licht ist: freundlich, harmonisch, da von der Liebe getragen.

Sozialistische Geister wollen den »Tod der Familie« herbeiführen, weil sie selbst keine normale Familie erlebt haben oder scheinbar »mit der Brotkruste aus dem Urwald gelockt« wurden, wie der Volksmund seit Darwin sagt. Daraus ist auch der Feminismus entstanden. Zugunsten der Homo-Ehe und Adoption von Kindern haben sie einen neuen Familienbegriff kreiert: Familie sei da, wo Kinder sind. Sie werden vielleicht mit der Umdeutung von Ehe und Familie Erfolg haben, aber nur dort, wo man Jesus nicht in Herz und Haus aufgenommen hat. Bei den Kindern Gottes aber werden die Liebesbande nur enger werden. Dennoch oder gerade deshalb droht den Familien die Entrechtung durch familienfeindliche Kräfte. »Die Familienrechte sind im Gewissen des Menschen und in den gemeinsamen Werten der ganzen Menschheit enthalten. Letztlich erwachsen diese Rechte aus jenem Gesetz, das vom Schöpfer dem Herzen des Menschen eingeschrieben worden ist. Die Gesellschaft ist aufgerufen, diese Rechte gegen alle Verletzungen zu verteidigen und sie in ganzem Umfang zu achten und zu fördern« (Charta der Familienrechte).

d) Dem Staat kommt die wichtige Aufgabe zu, die Stellung der Eltern und die Fundamente der Familie auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes zu stärken. Er muss die Familie in ihrer Unabhängigkeit und eigenständigen Bedeutung gegenüber Staat und Gesellschaft achten und schützen. »Ehe und Familie«, so sagt es ja das Grundgesetz, »stehen unter dem besonderen Schutz des Staates.« Die Ehe, das letzte Stück aus dem verlorenen Paradies, muss geehrt werden in allem und von allen. Die Auflösung des Begriffs Familie in andere Formen des Zusammenlebens, die legalisierte »wilde« Ehe und die Homo-Ehe, die Ehescheidungs- und Abtreibungsgesetze haben die Familie entwertet und die Ehe entwürdigt. Dessen ungeachtet tragen die Ehepartner ihre eigene Verantwortung, die Ehe nicht zu brechen, denn »Hurer und Ehebrecher wird Gott richten« (Hebr. 13,4). Abtreibung ist Mord, der sich an der Seele der Mutter rächt; Ehescheidung ist ein Verbrechen, wenn Kinder davon betroffen sind. Eine Versöhnung ist immer möglich, wenn Eltern vor Gott Buße tun und einander vergeben. So können auch die Werte, die die eheliche Gemeinschaft bilden, wie Treue, Vertrauen, Rücksichtnahme und Opferbereitschaft, wieder aufgebaut werden.

3 Kinder brauchen und wollen Disziplin

Der Wert eines Kindes steht über allen anderen Werten in der Welt. Es ist zu wertvoll, um es sich selbst zu überlassen. Kinder sind für Gott die kostbarsten und reinsten Gefäße, durch die Er sich Lob bereiten möchte. »Aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast du Macht gegründet« (Ps. 8,2). Das Lob aus dem Munde der Kleinen kann nur aus frohen Herzen, die sich geliebt und angenommen wissen, kommen. Um dieses Lobes willen sollen die Väter ihre Kinder nicht zum Zorn reizen, »sondern sie auferziehen in der Zucht und Ermahnung des Herrn« (Eph. 6,4).

Wie jeder Vater und jede Mutter weiß, können Kinder nicht nur mit guten Worten und Belohnungen erzogen werden; ebenso genügen Vorbild und Beispiel alleine nicht, um ein Kind zur Einsicht und Besserung zu bringen. Es bedarf auch manchmal der Strafe. Hier hat die humanistische Erziehungslehre viel Verwirrung und Schaden angerichtet. Die Verfechter der straffreien Erziehung verwechseln das Elternhaus mit anderen Erziehungsstätten, wo keine natürlichen Bindungen bestehen und andere Disziplinen gelten. Kinder brauchen und wollen von den Eltern Zucht, das gehört mit zu ihrem natürlichen Wachstum. Seit die ganze Schöpfung durch den Sündenfall unter dem Fluche steht, gilt überall dasselbe Gesetz: Veredelung nur durch Zucht. Von selbst wachsen nur wilde Triebe. Sobald man mit der Zucht aufhört, kehrt alles in seinen wilden Urzustand zurück. Für Kinder wie für Erwachsene gilt deshalb das Wort: »Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid, welcher alle teilhaftig geworden sind, so seid ihr denn Bastarde und nicht Söhne.« Zucht ist ein Beweis der Liebe eines irdischen und gewiss des himmlischen Vaters, »denn wen der Herr liebt, den züchtigt er« (Hebr. 12,5–11).

Nach dem Motto der modernen Erziehung »wachsen lassen« entwickelt sich ein Menschenkind falsch. Das junge Bäumchen braucht einen Pfahl als Stütze, bis es stark genug ist, um selbst Wind und Wetter zu trotzen. Auch die so schmerzliche Beschneidung muss sein, da sonst die Früchte kümmerlich bleiben. »Erziehe den Knaben seinem Wege gemäß; er wird nicht davon abweichen, auch wenn er alt wird« (Spr. 22,6).

Es gibt zahlreiche Bibelstellen, die davon reden, dass Kinder in Zaum und Zügel gehalten werden müssen. Aber es gibt eine andere Tatsache bezüglich Disziplin, die nicht so allgemein anerkannt wird, dass Kinder diese wünschen. Wahrscheinlich werden sie dieses Bedürfnis nicht zugeben, aber es ist dennoch vorhanden. Kinder wissen, dass ihre Eltern dafür verantwortlich sind, sie zum Gehorsam zu veranlassen, und sind enttäuscht, wenn die Eltern ihnen ihren Willen lassen. Ein kleiner Junge demonstrierte diese Wahrheit sehr lebhaft. Er war, als sie auf Besuch waren, laut und ungezogen, und als niemand darauf zu achten schien, wurde er noch lauter. Dies wurde immer schlimmer, bis der Junge schließlich herausplatzte: »Wann wird mich jemand dazu bringen, mich ordentlich zu benehmen?« Er spürte die Notwendigkeit, dass ein Erwachsener die Kontrolle über ihn ausübte, weil er sich nicht selbst beherrschen konnte. Kinder sagen diese Worte gewöhnlich nicht, aber sie brauchen alle die Sicherheit zu wissen, dass ihre Eltern sich genug um sie kümmern, um sie dazu zu bringen, sich gut zu betragen.

Ein weiteres Beispiel: die Purdue-Universität in den Vereinigten Staaten befragte 100 000 Schüler der höheren Schulen: 90 % jener jungen Menschen meinten, ihre Eltern seien nicht streng genug. Andere Umfragen haben die gleichen Ergebnisse gebracht. Die jungen Menschen wünschten, dass ihre Eltern häufiger Nein sagen würden. Sie wünschten, dass ihre Eltern Regeln aufstellten und sich daran hielten. Es ist wahr, dass die betreffenden jungen Leute sich wahrscheinlich gegen die Regeln auflehnten, die ihre Eltern aufstellten; doch als sie freimütig sagen konnten, wie ihnen zumute war, wünschten sie, dass ihre Eltern strenger wären.

Wir als Eltern aber sagen ungern so viele Male »Nein«. Uns scheint, dass wir das oftmals tun müssen, sodass wir auch mal nachgeben und sagen: »Nun gut, wir überlassen es diesmal dir.« Es ist aber erwiesen, und jeder Vater und jede Mutter sollte sich darüber klar werden, dass es oft so ist, dass die Kinder, die sich am meisten gegen die Anordnungen ihrer Eltern auflehnen, innerlich dennoch darum bitten, in Schranken gehalten zu werden. Kinder sind sehr enttäuscht, wenn sie die Beschränkungen ihrer Eltern auf die Probe stellen und die Eltern den Forderungen ihrer Kinder nachgeben.

Die Eltern denken gewöhnlich, dass es dem Kinde gefällt, wenn sie nachgeben. Aber sie tun niemandem einen Gefallen – am wenigsten dem Kind; denn wenn das Kind dann in Schwierigkeiten gerät, wird es den Eltern die Schuld dafür geben, dass sie es nicht davon abgehalten haben. »Wenn du darauf bestanden hättest, dass ich zu Hause bleibe«, sagt der Teenager, »dann steckte ich jetzt nicht in diesen Schwierigkeiten.« Und die Eltern werden zugeben müssen, dass dies allzu wahr ist.

Nach Auffassung der Vertreter der humanistischen Erziehung ist das Kind im Grunde gut. Wenn sich dann Schlechtes beim Kind herausstellt, machen diese Leute das Versagen der Eltern, die Einflüsse der Gesellschaft und die Umstände dafür verantwortlich, die den »kleinen Engel« einschränken. Aber die Bibel sieht die Sache aus einem ganz anderen Blickwinkel. Sie zeigt, dass jedes Kind eine Natur hat, aus der das Böse hervorkommt, und zwar ganz von selbst, wie das Unkraut aus dem Boden schießt, wenn der Garten nicht gepflegt wird. Daher muss das Kind die rechte Erziehung und Disziplin haben, wenn etwas Gutes aus ihm werden soll. Wer sein Kind zum Gott macht, hat später einen Teufel.

Eine Mutter wollte ihrem Sohn jede Härte, die sie selbst in der Kindheit erfahren hatte, ersparen. Sie glaubte, das beste Erziehungsmittel sei stetige Zuwendung, keine Zucht und Strafe, nur Liebe und Bitten. Als der Junge alt genug war, rächte er sich an seiner Mutter und erstach sie »aus Liebe«, wie er vor dem Richter sagte. Obwohl man heute wieder davon redet, dass einem Kinde Grenzen gesetzt werden müssen und auch ein »Nein« ausgesprochen werden muss, sind viele Menschen gegen strenge Erziehung, weil sie meinen, dass dies nur Furcht und Auflehnung bei dem Kind hervorrufe und keine Besserung bringe. Das mag wohl dort sein, wo die Liebe fehlt. Die Liebe wird das rechte Maß finden, und es wird ein tiefer Eindruck bleiben, der dem Kinde helfen wird, wenn es der nächsten Versuchung gegenübersteht. Falsch sind auch beständige Schimpfereien, worüber sich das Kind ärgert und schließlich taub wird. Drohungen, die nicht wahr gemacht werden, sollten auf jeden Fall unterlassen werden.