Gehorsam und Demut - Vanessa Haßler - E-Book

Gehorsam und Demut E-Book

Vanessa Haßler

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Beschreibung

Nach dem Bestseller »Hiebe & Küsse« erscheint nun ein weiteres Buch von Vanessa Haßler für Liebhaber der niveauvollen BDSM-Literatur mit Fokus auf Spanking. Vier Storys für SM- und Spanking-Freunde präsentiert Vanessa Haßler in diesem Buch. Darunter ist ein schockierender Tatsachenbericht über die attraktive Studentin Jenny, die entführt und zur Lustsklavin abgerichtet wird. Es ging der Autorin nicht zuletzt darum, echte Gewalt von stimmungsvollen Rollenspielen deutlich abzugrenzen. Enthalten sind die folgenden vier Geschichten: - Englische Erziehung - Wie Sie befehlen, Sir! (Lebensbeichte eines Dienstmädchens) - Gesucht: Eine strenge Mutti - Zur Lustsklavin abgerichtet Textauszug: Als Andreas nach dem Martyrium keuchend auf dem Bett lag, sagte Anne zu ihm: „Ja, es ist viel, was ich von dir verlange und was du ertragen musst. Wir werden noch viele Abende auf diese Weise miteinander zubringen, mein Liebling! Denn nur in der Unterwerfung liegt für dich die wahre Erfüllung!“ Er hörte ihre Stimme, sanft und süß, als käme sie aus weiter Ferne, sie drang durch seine Schmerzen und verhieß ihm eine noch kaum vorstellbare Seligkeit – eine beglückende, wenn auch ungewisse Zukunft … Der Inhalt umfasst über 55.000 Wörter, was ca. 208 Taschenbuchseiten entspricht.

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Seitenzahl: 281

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Vanessa Haßler

Gehorsam und Demut

Die Lust an der Unterwerfung

ISBN 978-3-945967-30-0

(c) 2016 Schwarze-Zeilen Verlag

www.schwarze-zeilen.de

Alle Rechte vorbehalten.

Hinweis

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt und rein zufällig.

Dieses Buch ist nur für Erwachsene geeignet, die den Themen BDSM und Spanking offen gegenüberstehen. Alle beschriebenen Handlungen erfolgen in gegenseitigem Einverständnis zwischen Erwachsenen.

Bitte achten Sie darauf, dass das Buch Minderjährigen nicht zugänglich gemacht wird.

Einleitung

Die Themen Mädchenhandel, Versklavung und Zwangsprostitution sind nach wie vor – womöglich mehr denn je – brandaktuell, das müsste ich eigentlich gar nicht sonderlich betonen. Weil es aber im letzten Kapitel dieses Buches auch um solch kriminelle Machenschaften geht, ist es mir ein besonderes Anliegen, meinen eigenen Standpunkt diesbezüglich klar zum Ausdruck zu bringen.

Schon seit Jahren beschäftige ich mich auch mit den Hintergründen von BDSM, denn es handelt sich dabei um einen sehr vielschichtigen Bereich. Das, was z. B. ein eingefleischter SM-Fan lustvoll fantasiert und (hoffentlich) auch auslebt, hat ja eine durchaus ernste Komponente. Wenn solche Aktivitäten nämlich real – also nicht einvernehmlich – stattfinden, geht es um tatsächliche Gewalt, um Grausamkeit und Brutalität. Das gab es früher in Deutschland (Prügelstrafe, Folter), und das existiert heute noch in anderen Ländern.

Oft wird Derartiges – mehr oder weniger drastisch – in Büchern oder Filmen dargestellt. Dabei geht es sicher nicht in erster Linie um die viel beschworene Gewaltverherrlichung. Auch Krimis beziehen sich meistens auf tatsächliche Geschehnisse und sie handeln so gut wie immer von Mord und Totschlag. Der Leser oder Zuschauer soll informiert, vielleicht gewarnt – vor allem aber unterhalten werden, dabei kann er mühelos zwischen Realität und Fiktion unterscheiden.

Zu den Storys im Einzelnen:

1. Kapitel: Andreas, ein 34-jähriger Mann – er wurde in meinem Buch Hiebe und Küsse bereits vorgestellt –, träumt diesmal von englischer Erziehung unter dem Regiment einer resoluten Gouvernante. Anne Hogwood, im Hauptberuf Lehrerin, entspricht diesbezüglich absolut seinen Vorstellungen. Sie bietet ihm einen zweiwöchigen Bildungs- und Erziehungsurlaub an, und er – halb ängstlich, halb gespannt – lässt sich darauf ein.

Das 2. Kapitel ist ein Ausflug ins England des 19. Jahrhunderts: Die junge, attraktive Nancy kann bereits auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Nachdem sie von ihrem Stiefvater immer wieder schwer misshandelt wurde, gewinnt sie in einem Mädcheninternat ihre Lebensfreude zurück und holt ihren Schulabschluss nach. Hierauf tritt sie eine Stellung als Dienstmädchen bei einem Oberstaatsanwalt an. Sie ist voller guter Vorsätze und hofft auf ein künftiges Leben ohne Schläge.

Im 3. Kapitel gerät ein Brief, den ein 35-jähriger Bengel an seine Mutter schreibt, zu einer schonungslosen Abrechnung mit der Vergangenheit. Unter dem Rohrstock aufgewachsen, möchte er auch als gestandener Mann weiterhin unter der Fuchtel einer strengen Mutti stehen.

Der Bericht über die Erlebnisse der Studentin Jenny (4. Kapitel) ist sicher empörend und nichts für allzu sensible Gemüter. Ich habe ihn nach den Aussagen und Hinweisen eines Kriminalkommissars i. R. erstellt, der in die damaligen Ermittlungen involviert war und im Besitz von Jennys Aufzeichnungen ist.

Vanessa Haßler

Englische Erziehung

An einem Samstagvormittag rief mich meine Freundin Nicole wieder einmal an. Sie liebt BDSM in allen möglichen Spielarten, natürlich auch Spanking, und das sowohl aktiv als auch passiv. Zudem ist sie langjähriges Mitglied eines Clubs, der sich Deep Devotion nennt. Dort arbeitet sie u.a. als Domina, ferner ist sie Teilzeit-Zofe in einem Studio. Wir tauschten die aktuellen Neuigkeiten aus und sie erzählte auch von ihrem Ex-Freund Andreas, dessen Fantasien und Wunschträume sich auf dominante, attraktive Frauen richten, auf Frauen, die ihn völlig beherrschen, ihn züchtigen, dann wieder liebkosen, und die er anhimmeln kann wie ein Schuljunge, der in seine hübsche Lehrerin verknallt ist. Nicole ist mit Andreas immer noch freundschaftlich verbunden.

»Andreas ist mal wieder auf der Suche«, sagte Nicole, »im Moment muss er sich mit Lektüre begnügen. Er liest gerade das Buch die Weiberherrschaft von Julian Robinson, darin geht es um einen halbwüchsigen Zögling, der von einer strengen Gouvernante erzogen wird. Er ist nun mehr und mehr besessen von der Idee, so etwas am eigenen Leibe zu erfahren. Na ja, es gäbe eine Möglichkeit: Der Club Deep Devotion hat neuerdings ein interessantes Mitglied: Miss Anne Hogwood, so nennt sie sich. Sie ist verwitwet, aber weil Gouvernanten so gut wie immer unverheiratet waren, will sie mit Miss angeredet werden. Sie bietet Erziehungsferien nach altbewährter Art an und hat selbst eine solche Erziehung im Barrington-Scholarchat, einer Privatschule im südenglischen Christchurch genossen. Dort wurde sie zur Hauslehrerin ausgebildet. Jetzt arbeitet sie im Schuldienst, ihre Fächer sind Sport und Deutsch. Natürlich hat Andreas sich sofort als Zögling bei ihr beworben, am kommenden Samstag muss er zur Begutachtung in ihrer Privatwohnung erscheinen. Ich kann nur hoffen, dass er weiß, was ihm da bevorsteht, denn eine Erziehung streng nach englischer Tradition ist nichts für zartbesaitete Naturen, das brauche ich dir ja wohl nicht zu sagen.«

»Nein, das brauchst du mir nicht zu sagen«, gab ich zurück, »wie auch immer, die Sache verspricht spannend zu werden, du kannst dir denken, was ich von dir erwarte, nicht wahr?«

»Einen Bericht natürlich, den bekommst du auch. Sollte es zum Erziehungsurlaub mit Miss Hogwood kommen, wird Andreas seine Erlebnisse schriftlich festhalten, und diese Notizen schicke ich dir.«

Nicole hielt Wort: Einige Wochen später erhielt ich Andreas’ Aufzeichnungen, sodass ich in Anlehnung daran die folgende Story schreiben konnte.

Am Samstagnachmittag stand Andreas mit klopfendem Herzen vor Miss Hogwoods Wohnungstür. Er klingelte, die Tür wurde geöffnet, und vor ihm stand eine mittelgroße, sehr gepflegt wirkende Frau im gut sitzenden, zweifellos maßgeschneiderten und dezent gemusterten Tweed-Kostüm. Andreas schätzte sie auf Ende dreißig bis Anfang vierzig. Zum Kostüm trug sie eine hochgeschlossene weiße Bluse, ferner graue Nylons und halbhohe Lederstiefel; das blonde Haar war mit mehreren hochgesteckten und gewundenen Zöpfchen kunstvoll frisiert. Dieses Outfit, dazu das dezente Make-up und der blasse Teint verliehen ihr ein konventionelles, beinahe steifes Aussehen, das in gewissem Gegensatz zu ihren braunen, gefühlvoll blickenden Augen stand.

»Miss Hogwood?«, fragte Andreas.

»Die bin ich, und du bist Andreas«, sagte sie mit wohlklingender, leicht dunkler Stimme, »tritt ein!« Sie gab ihm die Hand und geleitete ihn ins gediegen eingerichtete Wohnzimmer, wo sie auf einem Ledersofa Platz nahm. Nachdem sie ihn eine Weile schweigend betrachtet hatte, wies sie auf einen Sessel und sagte: »Setz dich! Du bist ein hübscher Junge.«

Andreas befolgte die Anweisung und erwiderte: »Und Sie sind eine sehr attraktive Frau.«

»Vielen Dank! Wie ich sehe, verstehst du dich darauf, Komplimente zu machen. Das ist sehr lobenswert, doch ich hoffe, du weißt, wozu du hier bist und was wir miteinander vorhaben.«

»Ja, Miss Hogwood.«

Sie hatte ihn spontan und wie selbstverständlich geduzt, doch Andreas traute sich nicht, das ohne Erlaubnis auch umgekehrt zu tun – es war wie eine unbewusste Übereinkunft. Mit der ihr eigenen Autorität war es Anne schon zu diesem Zeitpunkt gelungen, ihn in ihren Bann zu zwingen und zu dominieren.

»Was erwartest du von mir?«, fragte sie dann.

»Ich möchte Ihr Zögling werden«, erwiderte Andreas, »ich weiß, dass Sie als ausgebildete Gouvernante dem englischen Erziehungsstil verpflichtet sind. Und ich glaube, dass ich eine solche Erziehung benötige, auch jetzt noch, mit vierunddreißig Jahren. Ich kenne meine charakterlichen Defizite, sehr oft habe ich mich dafür geschämt. Das hat mich zu der Überzeugung gebracht, dass eine konsequente Nacherziehung bei mir dringend angezeigt ist.«

»Nun, das klingt überzeugend«, sagte Anne, dabei entging Andreas nicht das Aufblitzen in ihren Augen. Mit seiner Unterwürfigkeit und Strafgeilheit hatte er bereits ihre flagellantische Ader angesprochen und damit eine sinnliche Brücke zu ihr hergestellt.

»Scham und Einsicht sind eine gute Basis für eine wirksame Nacherziehung«, fuhr Miss Hogwood fort, »in vierzehn Tagen beginnen die Osterferien, ich schlage vor, dass wir sie gemeinsam auf der Nordseeinsel Borkum verbringen, ich besitze dort ein Haus. Wenn ich mich nicht selbst darin aufhalte, ist es meistens vermietet. Wir wären dort ganz unter uns und völlig ungestört, sodass ich mich dir voll und ganz widmen könnte. Wir würden allerdings drei Gefährten haben: den Riemen, die Rute und den Rohrstock.« Das R am Anfang dieser drei Worte rollte sie besonders stark, was bei Andreas wollüstige, aber auch angstvolle Vorahnungen auslöste.

Anne setzte dann hinzu: »Was du mir gesagt hast, lässt erkennen, dass du moralisch ansprechbar bist. Du neigst zu Schuldgefühlen und möchtest für deine Missetaten büßen. Deshalb wirst du handschriftlich ein Sündenregister erstellen, worin du alle Verfehlungen, sagen wir, der letzten sechs Monate aufführst. Wie du dafür bestraft wirst, erfährst du, wenn es soweit ist. Verstanden?«

»Ja, Miss Hogwood.«

»Ich habe einen Vertrag vorbereitet«, erklärte Anne dann, »darin ist alles Wichtige aufgeführt, auch die Höhe des Unkostenbeitrags, den du entrichten musst. Am Tag unserer Reise erscheinst du mit dem unterschriebenen Vertrag hier morgens um Punkt acht. Nimm nur das Nötigste mit, Wäsche und Kleidung für eine Woche, Zahnbürste und Rasierzeug, eine Waschmaschine ist dort vorhanden. Wir fahren mit dem Zug bis Emden und von da mit der Fähre nach Borkum. Die Inselbahn bringt uns dann bis fast vor die Tür meines Hauses. Bist du mit allem einverstanden?«

»Aber ja, Miss Hogwood, ich freue mich und bin stolz, dass Sie mich als Zögling akzeptieren!«

»Das ist schön, ich freue mich auch!«

Mit kräftigem Händedruck und einem Klaps auf seinen Hintern verabschiedete sie ihn dann. Andreas spürte, dass sich hinter Miss Hogwoods konventioneller Fassade ein schlummernder Vulkan verbarg, eine eingefleischte Flagellantin und zudem ein Vollblutweib, das sich voll und ganz den Sinnenfreuden und der Lust verschrieben hatte. Schon bald sollte sich zeigen, dass diese Einschätzung absolut zutreffend war.

Pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt fand sich Andreas bei Miss Hogwood ein. Für die Reise hatte sie saloppe Kleidung gewählt: Jeans, Windjacke, Baumwollpulli und Freizeitschuhe; das schulterlange Haar war mit einem Pferdeschwanz gebändigt.

Die Reise nach Borkum verlief problemlos und Annes Haus gefiel Andreas auf Anhieb sehr gut. Es war nicht allzu groß, aber in gut gewartetem Zustand und eignete sich für Ferienaufenthalte von bis zu sechsköpfigen Familien. Im Keller gab es eine Sauna und einen Fitnessraum, im Obergeschoss befanden sich drei kleine Gästezimmer nebst Toilette und Duschbad.

Anne führte Andreas in das für ihn bestimmte Zimmer, das schlicht eingerichtet war: ein eisernes Bett, ein Tisch, zwei Stühle, ein metallener Spind und eine Kommode. Vor einer Wand befand sich ein leiterartiges, etwa meterbreites Gestell mit Sprossen und Stützen, das am Boden und in der Zimmerdecke verankert war. An den Seitenholmen und auch an einigen Sprossen dieses Gebildes waren Stricke und Schnallen befestigt.

»Was ist denn das?«, wollte Andreas wissen.

»Warum so neugierig?«, wies Anne ihn zurecht. »Du wirst es früh genug erfahren! Nun zum Tagesablauf ab morgen: Wir frühstücken gemeinsam, dann erteile ich dir eine Stunde lang Unterricht. Hast du überhaupt an das schriftliche Sündenregister gedacht? Und hast du vor allem den Vertrag aufmerksam durchgelesen?«

»Ja, Miss Hogwood.«

Hier ist anzumerken, dass es sich bei diesem Vertrag nicht um einen Sklavenvertrag handelte, es war lediglich ein Unterrichtsvertrag. Als Unterrichtsfächer waren Literaturkunde und Formenlehre angegeben. Es stand auch nichts von Züchtigungsrecht darin. Es gab nur den Passus: Die Lernbereitschaft des Schülers wird durch geeignete Maßnahmen gefördert.

Anne erklärte dazu: »Ein bisschen Nachhilfe in diesen Fächern dürfte von Nutzen sein, als Tontechniker musst du dich ja gut damit auskennen.«

»Ich freue mich auf den Unterricht, Miss Hogwood, ich bin immer dankbar, wenn ich etwas dazulernen kann!«

»Das ist schön. Nach dem Unterricht machen wir einen Spaziergang am Strand, du wirst dann spüren, wie gut das dem Körper tut. Dann essen wir zu Mittag, ich koche etwas für uns – oder du machst das, wenn du es kannst und Lust dazu hast. Und abends essen wir in einem ausgezeichneten Fischrestaurant hier in der Nähe. Magst du gerne Fisch?«

»Aber ja, sehr gerne!«

»Prima! Dann wirst du die Borkumer Fischspezialitäten kennenlernen. Vor dem Abendessen steht allerdings eine halbe Stunde Joggen auf dem Programm.«

»Ist gut.«

Plötzlich veränderte sich Annes Gesichtsausdruck und auch ihr Tonfall. Seltsam ruhig und sachlich sagte sie: »Ab neun erwartest du mich in deinem Zimmer. Wir werden dann über dein Sündenregister, über deine Verfehlungen reden, die du ja aufgeschrieben hast.«

Andreas seufzte unwillkürlich auf – er wusste gar nicht, ob vor freudiger Erregung oder vor Angst. Natürlich war ihm klar, was über Verfehlungen reden bedeutete: Er würde zum ersten Mal von Miss Hogwood gezüchtigt werden. Und er zweifelte nicht eine Sekunde lang daran, dass diese Frau keine Freundin von Halbheiten oder Spielereien war. Er musste sich auf eine Abreibung gefasst machen, wie er sie nie zuvor bezogen hatte.

Am Abend saß Andreas in seinem Zimmer vor dem Tisch, er wollte etwas lesen, was ihm aus Mangel an Konzentration aber nicht gelang. Er wartete auf das Erscheinen seiner Gouvernante, und die Ungewissheit, was sie mit ihm vorhatte, zerrte an seinen Nerven.

Sie ließ ihn lange warten. Mehrmals hörte er, wie sich Schritte näherten, seine Spannung steigerte sich, aber die Schritte entfernten sich wieder. Das verschaffte ihm eine momentane Erleichterung, die aber bald aufgehoben wurde durch die sich wieder verstärkende Nervosität. Anne hatte ihm verboten, das Zimmer zu verlassen, und nun musste er erfahren, dass sie die Raffinessen psychischer Schikanen virtuos beherrschte. Natürlich wusste sie, in welcher Verfassung sich ihr Zögling befand; sie verlängerte seine Spannung, um ihn so auf ausgeklügelte Weise zu quälen.

Endlich – es war bereits nach zehn – wurde die Tür geöffnet und Miss Hogwood betrat das Zimmer. Sie trug ihr Haar offen, bekleidet war sie mit ärmellosem Top, fleischfarbenen Leggins und kniehohen Lederstiefeln, ein breiter Gürtel umschloss ihre Taille. Dieses Outfit betonte ihre gute Figur mit den geschwungenen Hüften und dem ausgeprägten, wohlgeformten Hintern, der sich durch die hautengen Leggins aufregend abzeichnete. Ihre schönen, bis zu den Schultern nackten Arme verliehen ihrem Erscheinungsbild eine zusätzliche reizvolle Note. In anderer Situation hätte dieser Anblick bei Andreas sicher Gedanken an Intimität erweckt, doch er begriff, dass Miss Hogwoods Aufmachung vor allem den Zweck hatte, ihr größte Bewegungsfreiheit zu sichern.

Was ihn aber am meisten irritierte: Annes Freundlichkeit, ihr Charme und ihre Herzlichkeit – nichts davon schien mehr vorhanden zu sein, ihr Gesicht drückte unerbittliche Härte und Entschlossenheit aus.

Von ihrer Hand hing ein gewundener Lederriemen mit kurzem Griff herab. Das ließ Andreas erschauern, denn er musste an einen mittelalterlichen Folterknecht denken, den er – bloßarmig und mit der Peitsche in der Hand – in einem Buch abgebildet gesehen hatte.

Miss Hogwood nahm auf dem Bett Platz und befahl: »Setz dich zu mir!«

Andreas gehorchte. Hierauf legte sie den Riemen über ihren Schoß und zog unter dem Top einen zusammengefalteten Zettel hervor – es war Andreas’ handschriftliches Sündenregister.

»Hier steht, dass du einer 15-jährigen Alkohol zu trinken gegeben hast«, sagte sie streng, »Wie stellst du dich dazu?«

Andreas versuchte sich zu rechtfertigen: »Das Mädchen träumt von einer Karriere als Sängerin. Wir hatten im Tonstudio sehr gute Demoaufnahmen hinbekommen und haben das mit Sekt gefeiert – ich vergaß in diesem Moment total ihr Alter – ich weiß, dass das unverantwortlich war.«

»Du sagst es«, versetzte Anne ungerührt, »und dein eklatanter Mangel an Verantwortungsgefühl ist das erste Defizit, das es bei dir aufzuarbeiten gilt. Der erste Schritt dazu, außerdem die Strafe für dein Fehlverhalten gegenüber dem Mädchen, ist die Lektion, die ich dir jetzt erteilen werde.«

»Ja, Miss Hogwood!«

»Ausziehen, alles, und das zügig!«, kommandierte sie dann scharf.

Andreas zögerte – er schämte sich vor Miss Hogwood, die ihn sexuell erregte und ihm zugleich Respekt und Angst einflößte.

»Du willst mir nicht gehorchen?«

»Doch, Miss Hogwood.« Er entkleidete sich hastig und stand dann nackt vor seiner Herrin.

»Du bist wirklich ein hübscher Junge«, konstatierte Anne, »ich kann mich nur wiederholen.« Mit herrischer Geste wies sie dann auf das leiterartige Gestell vor der Wand, über das Andreas sich ja schon gewundert hatte.

»Dort hinüber!«, befahl sie.

Miss Hogwood hatte sich von einer SM-Werkstatt eine sogenannte Berkeley-Leiter bauen und installieren lassen. Sie wurde erstmalig in England zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Anregung von Theresa Berkeley konstruiert. Theresa war seinerzeit Chefin eines Clubs, der sich auf SM-Praktiken – insbesondere flagellantisch ausgerichtete – spezialisiert hatte.

Andreas musste das Fußbrett des Gestells betreten, und Anne schnallte seine Füße an den Leiterstützen fest. Die linke Hand fixierte sie in Schulterhöhe, den rechten Arm zog sie vollständig um den rechten Holm herum und fesselte ihn rückwärtig an eine der Sprossen. Das bewirkte, dass sein Oberkörper stark nach rechts gezerrt wurde und sein Becken sich linksseitig von der Sprossenreihe abhob. Sein Kopf wurde gegen die rechte Leiterstütze gepresst, sodass er ihn nach links gedreht halten musste und genau sehen konnte, was hinter ihm geschah.

Als ihm klar wurde, dass er nun völlig wehrlos war, befiel ihn starke Angst. Würde Miss Hogwood ihm nun ihr wahres Wesen offenbaren? Er kannte sie ja bisher noch kaum. War sie womöglich eine durchgeknallte Sadistin, die sich jetzt hemmungslos an ihm austoben wollte? In einem Anfall von Panik zerrte er wie wild an den Fesseln und versuchte mit aller Gewalt, sich zu befreien.

Mit großer Ruhe verfolgte Anne dieses Reißen und Zerren, dabei genoss sie die Windungen und das Muskelspiel des nackten Männerkörpers. Auch freute sie sich über die Stabilität der Leiter, zudem war sie stolz auf die wirksame Fesselung. Es erfüllte sie mit tiefer Genugtuung, dass ein ausgewachsener, kräftiger Mann nicht imstande war, sich daraus zu befreien.

Erst, als Andreas das sinnlose Zerren erschöpft und resigniert aufgab, warnte sie ihn: »Ich möchte dir raten, dich ruhiger zu verhalten. Du bist derartige Gefühlswallungen nicht gewohnt und sie führen auch zu nichts. Du brauchst Kraft und Konzentration für das, was dir jetzt bevorsteht, hast du mich verstanden?«

»Ja, Miss Hogwood», stieß er mit schwacher Stimme aus. Er zitterte am ganzen Körper.

Anne ergriff den Riemen, stellte sich links von der Leiter in Positur und holte zum Schlag aus. Andreas schloss die Augen, er biss heftig auf seine Unterlippe und sein Körper spannte sich in Erwartung des ersten Hiebes. Mit bösem Pfeifen sauste der schwere Lederriemen dann auf Andreas’ Hintern – über die volle Breite beider Backen. Die Wucht des Hiebes verschlug ihm zunächst den Atem, er riss den Mund weit auf, bis er die Kraft zu einem gellenden Schrei fand, den Anne mit lustvollem Aufseufzen beantwortete. Und weiter ging es: Wieder und wieder sauste das Zuchtinstrument hernieder, sodass der Gepeinigte mit dem Schreien kaum nachkam und bald glaubte, am Leben verzweifeln zu müssen. Aber unbeirrt und mit der Präzision eines Uhrwerks erteilte die strenge Gouvernante die Hiebe, wobei sie deren Intensität kontinuierlich steigerte. Schon beim Ausholen erzeugte der Riemen ein giftiges Surren, um darauf widerlich heulend und satt klatschend auf der Straffläche zu landen. Und diese Straffläche, das herausgewölbte Hinterteil des Zöglings, befand sich durch die Rechtsdrehung des Beckens in idealer Position für die von der linken Seite vollzogene Züchtigung. Auch die Oberschenkel bis herunter zu den Kniekehlen blieben nicht von den Schlägen verschont.

Wer den geflochtenen Lederriemen gekonnt und wirkungsvoll anwenden will, muss den Umgang damit oft üben – es ist durchaus mit dem Erlernen eines Musikinstrumentes vergleichbar. Was Miss Hogwood betrifft, so kann man sie mit Fug und Recht als Meisterin dieser Disziplin bezeichnen. Sie liebt ihren Riemen, der aus hochwertigem Leder für sie handgefertigt wurde und sich schon seit mehr als zwanzig Jahren in ihrem Besitz befindet. Durch Gebrauch und regelmäßiges Einfetten ist er im Laufe der Zeit dunkler und schwerer geworden, was seine Durchzugskraft immer weiter steigerte. Anne berauscht sich gerne an seiner Melodie: Am Knarren des Leders, wenn sie den Riemen vor einem Strafvollzug genüsslich dehnt und biegt, am Pfeifen und Klatschen der Hiebe, und nicht zuletzt an der Begleitstimme zur Melodie – dem Schmerzgebrüll des Gezüchtigten, woran sie sich ganz besonders erfreut.

Jeweils nach etwa zehn Minuten unterbrach Miss Hogwood die Aktion, um den Gestraften nach dem ununterbrochenen Schreien zu Atem kommen zu lassen und seinen Hintern und die Schenkel prüfend abzugreifen. Dann ging es weiter. Erneut klatschte der Riemen in gleichmäßigem Rhythmus herunter. Unermüdlich. Erbarmungslos. Und mit zunehmender Kraft.

Nach der fünften oder sechsten Pause zog sie ihm den Riemen mit voller Wucht über den noch unbehandelten Rücken, weil sein Hintern und auch die Oberschenkel bereits lückenlos mit schlimmen Striemen bedeckt waren.

»Aaaaaaaaaahh!«, brüllte Andreas mit überschnappender Stimme, nachdem der aberwitzige Schmerz an unerwarteter Stelle ihm zunächst wieder die Luft genommen hatte.

Mit lautem »Jaaaaa!«, bekundete Anne ihre Freude über die Wirkung des scharfen Hiebes. »Jaaa, schrei, mein Schatz«, rief sie begeistert aus, »schrei deinen Schmerz heraus, das tut dir gut, das tut uns beiden gut!«

An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass das Maß der Strenge einer englischen Gouvernante aus heutiger Sicht fast nicht mehr nachvollziehbar ist. Wer nicht seit Jahren daran gewöhnt ist, kann nicht wissen, was es heißt, rücksichtslos verdroschen zu werden, in gemächlichen, langsamen Steigerungen – bis an die äußersten Grenzen des Erträglichen und noch darüber hinaus. Es entsprach Miss Hogwoods Ehrgeiz und Perfektionismus, dass sie dem historischen Vorbild voll und ganz zu entsprechen gedachte. Und so lernte Andreas nun zum ersten Mal diese englischen Methoden kennen, die bei ihm in nächster Zeit sehr konsequent, aber dennoch auch liebevoll zur Anwendung kommen sollten.

Anne hatte aufgehört, ihn mit dem Riemen zu schlagen. Er stöhnte erschöpft nach der Tortur. Sein Körper, von den Kniekehlen bis zum oberen Ansatz des Hinterteils und von oberhalb der Taille bis zu den Schultern eine einzige scharlachrote, glutheiße und verschwollene Fläche, zeugte von der gnadenlosen Kunst, mit der die Erzieherin das Züchtigungsinstrument gehandhabt hatte. Andreas begriff nun, warum es heißt jemanden durchprügeln oder windelweichdreschen – er kam sich tatsächlich wie ein weich geklopftes Stück Fleisch vor. Sein Atem ging keuchend, das Gesicht war rot und aufgedunsen, die Halsmuskeln dick und überspannt vom ständigen Schreien.

Er drehte mühselig den Kopf und ließ den finsteren und zugleich fassungslosen Blick nach hinten wandern, um seine Peinigerin zu erspähen. Was hatte sie vor? Wollte sie ihm noch mehr Schläge verabreichen?

Zweifellos war sie noch in Stimmung und hätte gerne weitergemacht, aber ihre Selbstbeherrschung, die sie auch inmitten ihrer wildesten Exzesse niemals verließ, zügelte sie. Sie erfreute sich eine Weile an seiner Angst vor weiteren Schlägen, dann zog sie lächelnd den Riemen durch die Finger und sagte ruhig: »Das war nicht angenehm, wie? Ich glaube, es wäre dir damals nicht eingefallen, dem Mädchen Alkohol einzutrichtern, wenn du gewusst hättest, wie du später dafür bestraft werden würdest, nicht wahr?«

»Ja!«, ächzte Andreas.

»Bitte?«

»Ich meine … nein!«

»Also was?«

»Es wäre mir nicht eingefallen, Miss Hogwood.«

»Sieh einmal an!« Sie legte den Riemen auf den Tisch, befreite Andreas von seinen Fesseln, damit er von der Leiter steigen konnte, dann nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn zum Bett. »Leg dich auf den Bauch!«, ordnete sie an.

Er gehorchte, und Anne tätschelte seinen Hintern, die Oberschenkel und den Rücken. Hierauf zwickte und knetete sie kräftig das glühende Fleisch, sodass Andreas immer wieder gequält aufstöhnen musste.

»Für heute wollen wir es gut sein lassen«, erklärte sie, »aber wir sind noch lange nicht durch mit deinem Sündenregister, das ist dir ja wohl klar!«

»Ja, Miss Hogwood.«

Sie deckte ihn fürsorglich zu, gab ihm einen Kuss auf die Wange und sagte in sanftem Tonfall: »Gute Nacht, mein Junge. Ich erwarte dich morgen um zehn zum Frühstück.«

»Gute Nacht, Miss Hogwood!«

Sie nahm ihren Riemen und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.

Noch schockiert von der harten Bestrafung verspürte Andreas dennoch eine nie gekannte Erregung: Die Riemenhiebe hatten ihm arg zugesetzt und zugleich sein sexuelles Begehren geweckt. Und natürlich war Miss Hogwood das Objekt dieses Begehrens. Der Kuss auf die Wange, ihr zum Schluss wieder gefühlvoller Blick und der weiche Klang ihrer Stimme – alles das hatte mit Macht seine Sinnlichkeit entfacht. Er sehnte sich nach spontaner Entspannung, doch Anne hatte ihm die Selbstbefriedigung verboten und er wagte es nicht, dieses Verbot zu missachten. Innerlich aufgewühlt wälzte er sich im Bett hin und her. Hinzu kam die furchtbare Hitze in den vom Riemen regelrecht durchgegerbten Körperpartien, die ihn nicht zur Ruhe kommen ließ, bis er endlich – wenn auch weit nach Mitternacht – einschlafen konnte.

***

Am nächsten Morgen beim Frühstück zeigte sich Anne in bester Stimmung.

»Hast du dich von den Schlägen erholt?«, fragte sie Andreas in fröhlichem Tonfall.

»Ja, Miss Hogwood.« Er gab erwartungsgemäß diese Antwort, aber sie entsprach nicht der Wahrheit. Er fühlte sich wie ein geprügelter Hund, und die Gluthitze in seinem Hintern war kaum abgeklungen. Wieder wunderte er sich über Miss Hogwoods Veränderung: Noch am Vorabend war sie die strenge Gouvernante gewesen, sie hatte ihn schwer gezüchtigt, fast zwei Stunden lang mit dem Riemen verdroschen – und nun tat sie so, als sei das nur ein lustiges Spielchen gewesen. Schon beim Aufwachen hatte er sie heitere Frühlingsliedchen trällern gehört. Es kam ihm vor, als gäbe es zwei Miss Hogwood; die eine war freundlich und warmherzig – die andere aber hart und grausam.

Nach dem Frühstück verkündete sie: »Mit dem Unterricht beginnen wir erst nächste Woche, wir werden zunächst einmal unseren Urlaub genießen. Wir machen jetzt einen Strandspaziergang, das Wetter ist gut. Hier auf Borkum herrscht fast immer ein mildes und angenehmes Klima, das kommt durch die Nähe des Golfstromes. Und jetzt, im Frühling, ist es besonders schön. Wir werden barfuß durch den Sand gehen und unsere Füße vom Meerwasser umspülen lassen, das ist ein wunderbares Gefühl.«

Als sie den Strand erreichten, erklärte Anne: »In diesen Bereich verirren sich nur selten Touristen, man ist ganz ungestört, ich habe schon oft hier nackt gebadet.«

»Wie schön!«, sagte Andreas. Ein wollüstiger Schauer durchrieselte ihn, als er sich seine Erzieherin – splitternackt ins Meer schreitend – vorstellte.

Eine gute Stunde lang gingen sie schweigend durch den weichen Sand. Die See war ruhig und es wehte eine milde Brise. Andreas musste Miss Hogwood recht geben: Es war wirklich ein sehr schönes Gefühl, wenn das Meerwasser immer wieder in sanften Wellen die nackten Füße benetzte.

Schließlich ergriff Anne das Wort: »Ich sehe, mein lieber Andreas, dass du ziemlich verstört bist. Der gestrige Abend bedarf wohl noch einer Aufarbeitung. Du bist sicher erstaunt, dass du für eine Verfehlung, die du wahrscheinlich als relativ harmlos ansiehst, sehr streng bestraft wurdest. Nun, dazu werde ich dir später noch einiges erklären, für heute muss es dir genügen, dass die Sache noch keineswegs abgetan ist. Und was die Strenge betrifft: Kapitän William Bligh, der im Jahre 1788 das Segelschiff Bounty nach Tahiti führte, pflegte zu sagen: ›Bewusst angewandte Härte hat nichts mit Grausamkeit zu tun, sondern nur mit Disziplin.‹

Das bedeutete: Schon für kleinere Vergehen wurden die Matrosen vor versammelter Mannschaft mit der gefürchteten neunschwänzigen Katze ausgepeitscht. Dass es dennoch unter Blighs Kommando zu einer Meuterei kam, würde ich als schicksalhafte Ironie bezeichnen. Trotzdem kann man die Einstellung des Kapitäns als Leitlinie des englischen Schul- und Erziehungswesens ansehen. Auch ich wurde im Internat in Christchurch in diesem Sinne erzogen. Weißt du, wer nämlich gerne die Peitsche schwingen möchte, der sollte sie zuvor auch am eigenen Leibe zu spüren bekommen haben.«

»Hat man Sie im Internat geschlagen?«, wollte Andreas wissen.

»Aber ja, und das nicht zu knapp! Wir mussten mit blankem Po über den Prügelbock und es gab Senge mit dem Rohrstock. Das war schlimm und beschämend, aber ich bereue die Zeit in Christchurch nicht. Nun, mein lieber Andreas, für dich ist das alles in mancherlei Hinsicht noch neu. Es macht dir zwar Spaß, den unterwürfigen Zögling zu spielen, aber du musst noch viel lernen. Deshalb spreche ich ja auch so ausführlich mit dir darüber. Aber bilde dir nur nicht ein, dass etwa eine Gouvernante in früherer Zeit es für nötig gehalten hätte, ihre Erziehungsmethoden des Langen und Breiten zu begründen.«

»Natürlich nicht, Miss Hogwood. Gibt es die Schule in Christchurch eigentlich noch?«

»Allerdings, die gibt es noch.«

»Und wie alt sind die Schüler?«

»Sie müssen mindestens achtzehn sein. Es gibt solche Anstalten auch in Deutschland und in der Schweiz und sicher auch in anderen Ländern.«

»Und die Schüler werden dort körperlich gezüchtigt?«

»Ja. Das ist vertraglich geregelt.«

»Ich habe noch nie davon gehört.«

»Nun ja, es handelt sich dabei ja auch ausschließlich um private Einrichtungen. Rechtlich gelten sie als Bordelle. Informationen darüber oder auch entsprechende Werbung darf es nur in speziellen Foren geben, in SM-Clubs, in Studios oder in Flag-Magazinen. Auch eine Domina gilt übrigens vor dem Gesetz als Prostituierte, auch wenn ihre Kunden sie niemals anfassen. Wie auch immer, das alles braucht dich eigentlich gar nicht zu interessieren. Hauptsache, du weißt, worauf es mir ankommt und dass ich von dir absoluten Gehorsam erwarte. Ist das klar?«

»Ja, Miss Hogwood!«

»Gut. Dann wollen wir jetzt dieses Thema beenden und uns um unser Mittagessen kümmern. So ein Strandspaziergang macht nämlich gewaltigen Hunger, habe ich recht?«

»Oh ja, Miss Hogwood!«

***

Die nächsten Tage verliefen in nahezu ungetrübter Harmonie, man unternahm Ausflüge, Radtouren, ausgedehnte Spaziergänge und erfreute sich an delikaten und opulenten Mahlzeiten. Allerdings hatte sich Miss Hogwood eine böse Schikane ausgedacht, die Andreas schon kannte und auch hasste: Abends ließ sie ihn ab neun Uhr in seinem Zimmer auf ihr Erscheinen warten. Er wusste dann nicht, ob sie ihn ins Wohnzimmer bitten würde, um vor dem Kaminfeuer bei einem Glas Wein mit ihm zu plaudern, oder ob hours of pain, wie sie es nannte, also peinvolle Stunden auf dem Programm standen. Auf diesen nervenzermürbenden Psychoterror wollte Anne nicht verzichten – zweifellos beabsichtigte sie damit, den Zögling immer mehr zu unterwerfen und gefügig zu machen.

Am Donnerstag war es dann wieder so weit. Als Miss Hogwood abends um kurz nach zehn, Andreas’ Zimmer betrat, entfuhr ihm ein gequältes Aufstöhnen: Sie trug das ärmellose Top, die Leggins und die Stiefel und in der Hand hielt sie den schrecklichen Riemen.

»So«, sagte sie ruhig, »heute Abend bist du dran, mein Junge! Dein leichtfertiger Umgang mit Alkohol verdient eine nochmalige Bestrafung!«

Und was sie versprach, das hielt sie auch. Andreas musste sich nackt ausziehen und wurde wieder auf die Berkeley-Leiter geschnallt. Er wusste längst, warum die Erzieherin von peinvollen Stunden sprach, denn die Betonung lag dabei auf Stunden: Es dauerte erneut fast bis Mitternacht, ehe die lang gezogene und gemächliche Züchtigung mit dem Riemen zu Ende ging.

Als er dann nach dem Martyrium wieder keuchend auf dem Bett lag und Anne sein brennendes Fleisch zärtlich liebkoste, sagte sie zu ihm: »Ja, es ist viel, was ich von dir verlange und was ich dir zumute. Du hast es dir vor Antritt unserer Reise vielleicht nicht so vorgestellt. Weißt du, ich sehe ein Ziel vor mir – es ist bestimmt durch dein Wesen und meine Zuneigung zu dir. Wir werden noch viele Abende auf diese Weise miteinander verbringen, mein Liebling. Dabei wirst du mich immer besser kennenlernen und begreifen, dass jeglicher Widerspruchsgeist sinnlos ist. Denn nur in der Unterwerfung liegt für jemanden mit deiner Veranlagung das wahre Glück. Es wird nicht leicht für dich werden, aber es wird nie mehr sein, als du verkraften kannst.«

Andreas hörte ihre Stimme, sanft und süß, als käme sie aus weiter Ferne. Sie drang durch seine Schmerzen und verhieß ihm eine noch kaum vorstellbare Seligkeit. Sie ließ ihn eine beglückende, wenn auch ungewisse Zukunft erahnen. Es war ja sein sehnlichster Wunsch, durch Miss Hogwoods Erziehung nachhaltig geprägt zu werden – gleich einem Pferd, das die Initialen seines Besitzers als Brandzeichen aufs Hinterteil bekommt.

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Tags darauf war Anne wieder bestens gelaunt, ausgelassen und fast übermütig. Die abendlichen Strafstunden wirkten sich offensichtlich ausgesprochen positiv auf ihre körperliche und seelische Verfassung aus.

»Wie schon gesagt, wir beginnen mit dem Unterricht am Montag«, erklärte sie fröhlich, »bis einschließlich Sonntag gibt es keine Schläge, keine Strafpredigten, und du musst auch abends nicht in deinem Zimmer auf mich warten.« Mit schelmischem Lächeln nahm sie Andreas’ erleichterten Seufzer zur Kenntnis, dann fuhr sie fort: »Den Unterricht erteile ich im Wohnzimmer, ein richtiges Schulzimmer nach historischem Vorbild, also mit Schulbank, Tafel, Katheder und Strafbock muss ich noch einrichten lassen. Heute Abend möchte ich mir mit dir ein paar Videos ansehen, unter anderem eine Verfilmung der Novelle Venus im Pelz von Leopold von Sacher-Masoch. Würde dich das interessieren?«

»Ja, sehr, Miss Hogwood!«

Nach einem entspannten und sehr schönen Wochenende erteilte Anne dann am Montagmorgen ihrem Schüler die erste Unterrichtsstunde.

»Ich möchte zunächst einmal deine Literaturkenntnisse ein wenig abklopfen«, sagte sie. »Heute beim Aufwachen fiel mir ein schönes Gedicht ein, es beginnt so: Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte, süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land. Kennst du es?«

»Ja.«

»Von wem ist es?«

»Von Eduard Mörike.«

»Wann hat der gelebt?«

»Im neunzehnten Jahrhundert.«

»In welchem Metrum ist das Gedicht gehalten?«

»Im Trochäus.«

»Das bedeutet?«

»Es ist der Wechsel von betont und unbetont. Oder auch von lang und kurz.«

»Richtig. Welche Metren gibt es noch? Nenne mir noch drei!«

»Jambus, Daktylus und Anapäst«

»Sehr gut! Deine Expartnerin Nicole sagte mir, dass du gut dichten kannst.«

»Tatsächlich?«

»Ja. Ich gebe dir auf, ein Gedicht zu schreiben, sagen wir, vier Strophen lang, vierzeilig im Trochäus. Es soll heißen: ›Gruß des Zöglings‹. Der Zögling bist du und du richtest den Gruß an mich, du darfst mich direkt ansprechen und auch duzen. Das Gedicht lieferst du mir morgen ab. Verstanden?«

»Ja, Miss Hogwood.«

Die restliche Stunde verlief so, dass Andreas aus einem Gedichtband vorlesen musste und Anne ihn daraufhin prüfte, wie schnell er das jeweilige Versmaß erkennen und berücksichtigen konnte. Sie schloss den Unterricht mit den Worten: »Das war sehr gut! Ich bin beeindruckt. Dennoch müssen wir heute Abend wieder ein ernstes Gespräch führen. Es gibt da noch einige Punkte in deinem Sündenregister, die einer Erörterung bedürfen. Ab neun Uhr wartest du in deinem Zimmer auf mich!«

Das war diesmal eine unmissverständliche Ansage. Ein ernstes Gespräch führen hieß natürlich, dass es Senge setzen würde. Wenigstens ließ sie ihn nicht wieder im Ungewissen, und so konnte er sich darauf einstellen.

Abends um zehn war es dann soweit: Miss Hogwood erschien in der Aufmachung, die er ja bereits kannte, doch diesmal hielt sie eine armlange, eng gebundene Rute in der Hand.

»Du weißt, was dir jetzt blüht, nicht wahr?«, fragte sie – nun wieder in dem scheinbar sachlichen, fast unbeteiligt wirkenden Tonfall.

»Ja, Miss Hogwood«, antwortete Andreas nach einem tiefen Seufzer.

»Und?«

Ohne weitere Aufforderung zog Andreas sich nackt aus.

»Sehr schön, ich sehe, du hast etwas gelernt«, konstatierte die Erzieherin mit schwachem Lächeln, »setzt dich aufs Bett!«