Geisel für Gott - Craig Borlase - E-Book

Geisel für Gott E-Book

Craig Borlase

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Beschreibung

Türkei, 2016: Pastor Andrew Brunson und seine Frau Norine werden unter Terrorverdacht festgenommen. Ihr Verbrechen: Sie haben sich um kurdische Flüchtlinge gekümmert, die aus Syrien in die Türkei geflohen waren. Während Norine bald wieder auf freien Fuß kommt, wird Andrew ohne Zeugen und unter haltlosen Vorwürfen der Prozess gemacht. In dieser Zeit in völlig überfüllten Zellen, zusammen mit teils fanatischen Mitgefangenen, erlebt er eine große Verlassenheit. Nach über 700 Tagen in Gefangenschaft wird Andrew Brunson auf Druck des amerikanischen Präsidenten überraschend freigelassen. In diesem Buch (Titel der Originalausgabe: God's Hostage) erzählt er seine schockierende Geschichte, die gleichzeitig aber auch verdeutlicht, welche Kraft im Glauben liegt.

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Über die Autoren

Andrew Brunson lebte seit 1993 als Pastor mit seiner Familie in der Türkei. 2016 wurde er unter Terrorverdacht festgenommen, bevor er zwei Jahre später auf Druck des amerikanischen Präsidenten schließlich freikam und ausreisen konnte.

Craig Borlase ist der Autor einiger New-York-Times-Bestseller und hilft anderen Menschen, ihre spannende Lebensgeschichte in Form zu bringen. Aus seiner Feder stammen unter anderem die Titel „Mit Gobi durch die Wüste“ und „Die Glaubenskriegerin“ (SCM).

Für unsere wunderbaren Kinder Jordan, Jacqueline und Kevin und Blaise und für unsere christlichen Brüder und Schwestern in der Türkei. Das Gebet, das ich im Gefängnis oft für mich und meine Familie gebetet habe, bete ich nun auch für euch: Vater Gott, schenke deinen Söhnen und Töchtern den Mut, die Kraft, die Zuversicht, die Beharrlichkeit, die Ausdauer und die Standhaftigkeit Jesu, damit sie die vor ihnen liegenden Aufgaben zuversichtlich beginnen und gut beenden können, auch wenn sie durch tiefe Täler und arge Bedrängnis in ihrem Glauben geprüft werden. Alle Ehre gehört Jesus, dem König der Herrlichkeit.

INHALT

Teil eins

1 Zeit für die Heimkehr

2 Die Verhaftung

3 Eingesperrt

4 Auseinandergerissen

Teil zwei

5 Allein

6 Durchhalten

7 Atme einfach nur

8 Der Wolf

Teil drei

9 Die erste Nacht

10 Zusammenbruch

11 Das grausamste Flüstern

12 Der Höllenschlund

Teil vier

13 Der Hai

14 Ein Schmelzofen der Ängste

15 Das Tal der verdorrten Gebeine

Teil fünf

16 Hochsicherheit

17 Eine neue Richtung

18 Herzenslied

Teil sechs

19 Zurück in die Grube

20 Auf dem Prüfstand

21 Falsche Zeugen

22 Die Geisel

Teil sieben

23 Gebrochenes Abkommen

24 Die Brunson-Krise

25 Neununddreissig Stunden

Nachwort

Worthy Of My All

Dank

Anmerkungen

TEIL EINS

1 ZEIT FÜR DIE HEIMKEHR

Als alles begann, rasierte ich mich gerade. Ich stand vor dem beschlagenen Badezimmerspiegel in unserer Wohnung und achtete kaum auf die typischen Geräusche von Hektik, Trubel und Verkehr, die von den schmalen Straßen zu uns heraufdrangen. Die Stadt und ich bereiteten uns auf einen gewöhnlichen Tag vor.

In diesem Augenblick kam er mir.

Ein Gedanke, aus heiterem Himmel.

Es ist Zeit für die Heimkehr.

Das erschreckte mich zutiefst, und ich blieb wie angewurzelt stehen. Behutsam spulte ich noch einmal in Gedanken zurück. Was hatte ich da gerade gehört? Es ergab keinen Sinn. Ich bin Amerikaner, aber an dem Tag, an dem ich vor dem Badezimmerspiegel stand, dachte ich nicht an die USA, wenn ich an Heimat dachte. Die Türkei war meine Heimat. Als wir zwei Jahre zuvor diese Wohnung gekauft hatten, wussten wir, dass im Moment unsere Knie noch den Aufstieg in den vierten Stock verkraften würden, aber wir fragten uns, ob wir es 20 Jahre später immer noch schaffen würden. Wir waren hier, weil wir hier unser Leben verbringen wollten.

Es ist Zeit für die Heimkehr.

Mein Herz begann schneller zu schlagen, weil ich plötzlich befürchtete, dass ich erkannt hatte, was diese Worte bedeuten. Doch ich wollte über die Zusammenhänge noch nicht einmal nachdenken. Ich war bereits zu Hause, aber mein Glaube sagte mir, dass es noch ein anderes Zuhause gab, zu dem ich letztendlich gehen würde. Konnte es sein, dass Gott mir gerade sagte, es sei Zeit für mich zu sterben? Zeit, in meine Heimat im Himmel überzusiedeln?

Es ist Zeit für die Heimkehr.

Schnell verwarf ich den Gedanken wieder und meinte, dass er nicht von Gott stammen konnte. Es gab noch so vieles zu tun. Nein – es konnte für mich noch nicht an der Zeit sein zu sterben …

23 Jahre lang hatten Norine und ich in der Türkei gelebt und gearbeitet.

Wir hatten uns in der Bibliothek des Wheaton College, einer christlichen Universität in den USA, kennengelernt. Norine war dort, um zu studieren, während ich dort nach Mädchen Ausschau hielt, die gerade studierten! Denn ich war absolut entschlossen, nur eine Frau zu heiraten, die bereit war, Missionarin zu werden.

Seit meiner Kindheit war ich davon überzeugt, dass Gott mich dazu berufen hatte, in die Mission zu gehen. Diese Berufung ging auf Hudson Taylor zurück, den großen China-Missionar. Als er bereits ein alter Mann gewesen war, hatte eine Mutter ihre beiden Söhne zu ihm gebracht und ihn gebeten, dass er für sie betete und sie für die Mission segnete. Und tatsächlich wurden sie Missionare. Als dann einer dieser beiden Jungen, Stanley Soltau, selbst ein alter Mann war, besuchte ihn meine Mutter zusammen mit mir und meiner Schwester. Sie bat ihn darum, für uns das zu tun, was Hudson Taylor für ihn getan hatte. Weil ich bei seinem Gebet nicht stillhalten konnte, bekam ich den Hintern versohlt. Ich war damals drei Jahre alt und habe das nie vergessen. Dabei bin ich sicher, dass Gott an diesem Tag etwas in mich hineingelegt hat, das mich schließlich mit Norine in die Türkei gebracht hat.

Wir waren 1993 nach Istanbul gekommen und hatten uns schließlich in Izmir niedergelassen. Wir gründeten Gemeinden, veranstalteten nationale Konferenzen, richteten ein Gebetshaus ein und luden Menschen aus anderen Ländern ein, mit uns gemeinsam das Evangelium in Städten zu verbreiten, in denen kein einziger Mensch jemals einem Christen begegnet war. Schnell hatten wir ein großes internationales Team beisammen. Wir freuten uns über eine Gruppe neuer Missionare, die einige Monate zuvor eingetroffen waren, um mit uns ein einjähriges Trainingsprogramm zu absolvieren.

In unserer neuen Heimatstadt Izmir – dem antiken Smyrna, das an der Ägäis liegt – arbeiteten wir mit Hunderten von Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak, die vor Assad und dem IS geflohen waren. Einige befanden sich auf der Durchreise und hofften, die gefährliche Reise mit dem Schiff nach Europa zu bewältigen, andere blieben. Einige wenige beschlossen sogar, in ihre eigene Heimat zurückzukehren. Wir taten für alle, was wir konnten, indem wir Decken, Heizgeräte, Lebensmittel, Milch für Säuglinge und andere Dinge zur Verfügung stellten. All dies ging als Spenden von den unterschiedlichen Gemeinden ein.

Wir widmeten unser Leben diesem Land, in dem sich einst so viel von der biblischen Geschichte ereignet hatte. Mittlerweile gibt es bei einer Gesamtbevölkerung von mehr als 80 Millionen Menschen nur noch etwa 6.000 Christen mit muslimischem Hintergrund. Wie gründet man aber eine Gemeinde, wenn nur einer von 16.000 Türken Christ wird? Manchmal ist es sehr entmutigend. Als wir 1993 ankamen, begannen wir mit zwanzig Missionaren gemeinsam einen Sprachkurs. Vier Jahre später waren nur noch fünf von uns im Land. Zuletzt waren Norine und ich die einzigen, die von dieser Gruppe übrig geblieben sind.

Unsere Jahre in der Türkei waren nicht einfach gewesen. Während dieser Zeit waren einige Christen für ihre Arbeit den Märtyrertod gestorben, und auch wir hatten Morddrohungen erhalten. Nach den ersten Drohungen trug ich eine Zeit lang nur noch Tennisschuhe und schnürte diese sehr fest zu – etwas, das ich selten tue, weil ich meine Schuhe gerne locker trage. Norine bemerkte es und fragte mich, warum ich bei der Hitze keine Sandalen trüge.

Meine Antwort war einfach und pragmatisch: „Weil ich vielleicht wegrennen muss.“

Es war eine beängstigende Zeit, besonders für uns als Eltern kleiner Kinder. Aber sie zwang uns, uns mit dem bestehenden Risiko auseinanderzusetzen. Sollten wir gleich bei der ersten Bedrohung davonlaufen? Wie leicht wäre es dann, uns loszuwerden. Also beschlossen wir, so lange zu bleiben, bis Gott uns deutlich zeigte, dass wir gehen sollten.

Kurz zuvor hatten wir an der syrischen Grenze in der Nähe eines Kriegsgebietes unter Flüchtlingen gearbeitet. Wir waren nahe genug, um Schüsse fallen und Bomben der Kurden gegen den IS explodieren zu hören. Dies war die Zeit, in der wir uns immer wieder fragten, ob nicht bald irgendein Fanatiker beschließen würde, uns zu entführen und als Geiseln zu halten. Norine war jedes Mal erleichtert, wenn sie von diesen Reisen nach Izmir zurückkehren konnte.

Alles in allem hatten wir die Folgen bedacht. Wir kannten die Risiken und hatten sie akzeptiert. Die Türkei war genau der Ort, an dem wir sein sollten. Nein, es konnte jetzt nicht „Zeit für die Heimkehr“ sein.

Also rasierte ich mich fertig, zog mich an und machte mich auf den kurzen Fußweg zu unserer Gemeinde. Im Laufe der Jahre haben wir gelernt, dass Menschen, die geistlich auf der Suche sind, oft nach Orten suchen, von denen sie wissen, dass sich Christen dort versammeln. Aus diesem Grund hatten wir auch vor der Auferstehungskirche ein Schild mit einem Kreuz aufgehängt, damit man sie nicht verpassen konnte. Wir haben keine Gesetze gebrochen und nie versucht zu verbergen, was wir tun. Ganz im Gegenteil, tatsächlich wollten wir so sichtbar wie nur irgend möglich sein.

Wir hatten gezögert, dieses kleine Gebäude zu mieten, als wir die Gemeinde gründeten. Im Stadtzentrum konnten wir uns so gut wie nichts anderes leisten. Aber dieses Gebäude lag im wenig attraktiven Rotlichtviertel der Transvestiten und war deshalb günstig zu mieten. Nur ob dort überhaupt jemand hinkommen würde? Bald jedoch entdeckten wir, dass die Lage sogar großartig war. Täglich kamen Tausende von Menschen auf ihrem Weg zum Meer und zu den belebten Fußgängerzonen mit vielen Geschäften und Restaurants dort vorbei.

Irgendwann begannen wir, zwei Fensterbänke mit christlichen Büchern zu bestücken und brachten ein Schild an, das den Leuten mitteilte, sie könnten sich bedienen. Und das taten sie auch. Bald darauf verschenkten wir jeden Monat über 1.000 Neue Testamente.

Wir hatten in der Türkei nie einen langweiligen Tag und an einem Sonntag konnte einfach alles passieren – sei es gut oder schlecht. Es konnte sein, dass wir für einen Besucher beteten und sahen, wie er geheilt wird. Oder es konnte passieren, dass jemand unsere Treffen störte, indem er uns Drohungen zurief. Wenn unsere Tür offen war, wagten sich einige der Passanten hinein, nur um zum ersten Mal eine Kirche zu sehen. Viele kamen mit Fragen, und fast alle waren damit einverstanden, dass wir für sie beteten. Diejenigen, die Christen wurden, fielen jedoch oft schon nach wenigen Wochen oder Monaten von ihrem neuen Glauben ab, sobald sie durch Familie und Freunde unter Druck gerieten.

Eine weitere Herausforderung war, dass alle möglichen Leute kamen. Von aufrichtig Suchenden bis hin zu denen, die nach ihrem persönlichen Vorteil suchten oder Ärger verursachen wollten. Im Laufe der Zeit wurden die Motive der Menschen klarer. Wir wussten, dass die Geheimpolizei bei uns ein und aus ging. Wir wurden gewarnt, dass wir vorsichtig sein sollten, aber wir hatten nichts zu verbergen. Bei alledem war es erstaunlich, dass die Gemeinde überhaupt wuchs.

Als eher introvertierte Menschen passten Norine und ich nicht sehr gut in diese sehr lebendige und eher laute Kultur. Aber Gott sorgte dafür, dass unsere Herzen weiterhin für die Menschen in der Türkei schlugen. Außerdem waren wir davon überzeugt, dass Gott uns und dieser Gemeinde einen ganz bestimmten Auftrag gegeben hatte – die Vorbereitung für eine geistliche Ernte.

In der Gemeinde angekommen, musste ich mich konzentrieren, denn ich hatte noch Unterricht vorzubereiten. Was ich nicht brauchte, war dieser Gedanke, der immer wieder auftauchte. Doch genau das tat er, zwar wie ein leises Flüstern, aber sehr eindringlich.

Es ist Zeit für die Heimkehr.

Den Gedanken hatte ich zuvor schon verworfen. Dennoch konnte ich das Gefühl nicht loswerden, dass Gott mir sagte, ich solle mich darauf vorbereiten, ihm zu begegnen – zu sterben.

Es war nicht das erste Mal, dass ich in dieser Kirche stand und dachte, dass mein Leben bald zu Ende gehen könnte. Fünfeinhalb Jahre zuvor – am ersten April des Jahres – war ich während einer Gebetsversammlung vor das Gebäude getreten, um dort auf der stark belebten Straße mit einem Mitglied der Gemeinde zu sprechen. Ein paar der Transvestiten lehnten sich aus den Fenstern über uns heraus, lächelten und winkten den Passanten zu, wie sie es immer taten.

Plötzlich erregte ein Mann in einer Tarnjacke unsere Aufmerksamkeit. Er fiel aus einem einfachen Grund auf: Aus etwa drei Metern Entfernung richtete er eine Pistole auf mich. Er sagte nichts, aber er sah mich absolut entschlossen an, und seine Augen glühten vor Wut. Ich war wie erstarrt. Alles, worauf ich mich konzentrieren konnte, war die Pistole, die in seiner Hand zitterte.

Sechs Schüsse ertönten in schneller Folge. Dann ließ er die Waffe fallen, griff in eine Tasche auf dem Boden neben sich und zog eine Schrotflinte heraus. Endlich fing mein Gehirn wieder an zu arbeiten. Während er Mühe hatte, die Flinte zu entsichern, wurde mir klar, dass er mich mit einer Schrotflinte nicht verfehlen konnte. Und wenn er in die Kirche ginge, nachdem er mich getroffen hatte … das würde ein Massaker geben. Also eilte ich zu dem Bewaffneten hinüber und klammerte mich von hinten an ihm fest, obwohl er größer und stärker war als ich. Ich hielt ihn verzweifelt fest. Während wir kämpften, drückte er den Abzug, und die Schrotflinte ging los.

Der Bewaffnete begann zu schreien: „Du hast eine Kirche gegründet, und das werden wir nicht erlauben! Wir werden dich ausbomben. Wir werden dich töten. Du wirst dafür bezahlen.“

Ich fühlte nichts und war wie betäubt. Ich wusste nur, dass mein Leben – und das Leben anderer – davon abhing, ihn nicht loszulassen.

Schließlich kam die Polizei und warf den Schützen zu Boden. Nachdem sie ihn weggebracht hatten, ging ich zurück in die Kirche. Das Adrenalin in meinem Körper hatte mir geholfen, meinen Beinahe-Mörder festzuhalten, aber als ich mich hinsetzte, traf mich der Schock wie ein Orkan. Mein Körper begann zu zittern, und ich konnte nichts dagegen tun. Als die Anspannung irgendwann nachließ, war ich überrascht, dass ich keine Angst hatte.

Gott hatte mir so viel bezüglich meiner Zukunft verheißen. Ich war zuversichtlich, er würde noch weitere Pläne für mich in der Türkei haben und mich bis zu ihrer Verwirklichung am Leben halten. Als die Regierung mir also zwei Polizisten als Leibwächter zuwies, verzichtete ich nach ein paar Wochen wieder auf sie. Ich war mir sicher, dass ich sie nicht brauchte.

In den Tagen und Wochen nach diesem Angriff wurden wir von vielen Seiten gefragt, ob wir in der Türkei bleiben würden. Norine und ich wussten die Antwort sofort, denn wir hatten diese Frage bereits geklärt: Bis Gott uns sagte, dass es Zeit sei zu gehen, würden wir bleiben.

Als ich an diesem Oktobermorgen allein in der Kirche stand, war ich nicht mehr so zuversichtlich, dass ich in der Türkei bleiben konnte. All diese Verheißungen bezüglich meiner Zukunft – war es möglich, dass Gott seine Pläne für mich verkürzt hatte?

Es ist Zeit für die Heimkehr.

„Gott“, betete ich ganz nüchtern. „Es gibt so vieles, auf das ich mich gefreut habe. Ich will meine Familie nicht verlassen. Ich bin noch nicht bereit. Aber ich gehöre dir. Du kannst mit mir machen, was du willst. Wenn du willst, dass ich zu dir nach Hause komme, dann mach mein Herz bereit dazu.“

Am nächsten Tag traf ich mich mit Norine in einem Einkehrhaus. Sie war schon am Abend vorher angereist, um etwas Zeit allein im Gebet zu verbringen. Anschließend fuhren wir gemeinsam zu dem Sommerhaus, das meine Eltern vor Jahren an der Küste gekauft hatten. Weil wir immer sehr beschäftigt gewesen waren, hatten wir selbst dieses Haus viel seltener genutzt, als wir es gewollt hatten. Ganz im Gegensatz zu vielen unserer Freunde. Daher war es schön, zu zweit diese Gelegenheit zum Ausspannen nutzen zu können. Ich schwamm im kühlen, klaren Wasser der Ägäis und probierte endlich meinen neuen Neoprenanzug aus. Wir waren glücklich. Wir hatten noch so vieles vor. Das Leben war gut.

Norine gegenüber erwähnte ich den Gedanken nicht: Es ist Zeit für die Heimkehr. Er war mir auch an diesem Tag ein paarmal in den Sinn gekommen, aber ich wollte sie nicht beunruhigen. Am nächsten Morgen klingelte mein Telefon und unterbrach unser entspanntes Frühstück. Es war ein Anruf aus der Kirche.

„Andrew, die Polizei war gerade hier und hat nach dir gesucht. Sie wollen wissen, wann du wieder zurück sein wirst.“

„Danke“, sagte ich. „Ich werde morgen wieder in Izmir sein.“

Norine und ich lächelten uns zu.

„Das können gute Nachrichten sein“, meinte Norine, als ich aufgelegt hatte, und ich pflichtete ihr bei. Monate zuvor hatten wir den Status eines ständigen Wohnsitzes beantragt. Dies würde uns erlauben, bis 2099 – also für den Rest unseres Lebens – in der Türkei zu leben. Nach stundenlangem Ausfüllen der Formulare, Befragungen auf der örtlichen Polizeistation und langem Warten waren wir hoffnungsvoll, dass die Visa nun fertig waren. Wenn die Polizei uns sehen wollte, dann musste es unserer Meinung nach um diesen Antrag auf Aufenthaltsgenehmigung gehen.

Wir hatten zwar geplant, noch ein paar weitere Tage am Strand zu verbringen, aber das war ein guter Grund, die freie Zeit abzukürzen. Also putzten wir das Haus und machten es winterfest. Anschließend luden wir unsere tropfnassen Neoprenanzüge und die übrigen Lebensmittel aus den Schränken in unseren Kleinbus und machten uns auf den Rückweg nach Izmir.

Es war schon dunkel, als wir draußen auf der Straße parkten und die Stufen zu unserer Wohnung hinaufstiegen.

„Schau dir das an, mein Liebster“, sagte Norine, als sie die Haustür erreichte und ein Stück Papier davon abzog, das mit Klebeband daran befestigt worden war. Es war von der Polizei, die uns mitteilte, dass wir uns so schnell wie möglich auf der örtlichen Polizeistation melden sollten.

Ich lächelte. Es ist Zeit für die Heimkehr? Nein, ganz bestimmt noch nicht.

2 DIE VERHAFTUNG

Ich sah mich in unserer Wohnung um, während ich darauf wartete, dass jemand in der Polizeistation den Hörer abnahm. Es war ein totales Durcheinander, weil wir in der Nacht zuvor zu spät nach Hause gekommen waren, um uns mit den Sachen zu beschäftigen, die wir aus dem Sommerhaus mitgebracht hatten. Aber ich wollte diesen Polizeibesuch erledigt haben, bevor Norine ihren Tag mit Saubermachen und Vorbereitungen für unsere Gäste begann.

„Ja?“ Es war erst halb zehn, und der Beamte am Telefon klang bereits gelangweilt.

„Hallo, mein Name ist Andrew Brunson. Ich habe hier einen Zettel, auf dem steht, dass ich und meine Frau auf die Wache kommen sollen. Können wir in ein oder zwei Stunden kommen?“

„Ja.“

„In Ordnung. Und was müssen wir mitbringen? Unsere Pässe?“

„Klar.“

Nachdem wir unser morgendliches Fitnessprogramm beendet hatten, bereiteten wir das Frühstück zu und aßen gemeinsam auf dem Balkon – Norine Obst und Nüsse und ich Eier und Bohnen.

Es war der 7. Oktober, der Geburtstag unseres ältesten Sohnes Jordan. An diesem Tag ist er 21 geworden – ein Meilenstein. Wie jedes unserer drei Kinder war Jordan bei uns in der Türkei aufgewachsen. Doch nachdem er die Highschool beendet hatte, war er in die Staaten zurückgekehrt, um dort das College zu besuchen. Inzwischen studierte er im dritten Jahr an der Cornell Universität.

Unsere Tochter Jacqueline war Studentin an der Universität von North Carolina und wohnte in Chapel Hill. Ein paar Monate zuvor hatte ihr Freund Kevin, ein Hubschrauberpilot der US-Armee, bei uns um ihre Hand angehalten. Er hatte uns sogar ein Bild des Verlobungsrings geschickt, aber sein Antrag sollte eine Überraschung sein – Jacqueline wusste noch nichts davon.

Blaise, unser Jüngster, ging in North Carolina zur Highschool. Er wohnte bei meinen Eltern und hatte weit weg von uns mit einer neuen Heimat und Kultur zu kämpfen. An Geburtstagen spürten wir diese große Distanz zu unseren Kindern ganz besonders deutlich. Das war ein Teil des Preises, den wir für unseren Dienst in der Türkei bezahlen mussten.

Norine und ich spazierten die zehn Minuten zur Polizeistation durch die Gassen unseres Viertels. Als wir dort angekommen waren, wurden wir in ein Zimmer im Obergeschoss geschickt, wo ein Polizeibeamter unsere Pässe an sich nahm. Er sagte nichts und starrte nur auf seinen Monitor, als wäre er kaputt.

„21 Jahre“, sinnierte Norine. „Wie konnten sie so schnell vorübergehen? Wir können Jordan erst in ein paar Stunden anrufen – in den Staaten ist es noch zu früh.“

Schließlich bewegte sich der Beamte nach einer ganzen Weile auf seinem Stuhl, drehte sich zu uns und sah uns an. „Hier steht“, sagte er, zeigte auf den Monitor und erhob sich gleichzeitig, „dass ein Befehl zur Abschiebung von Ihnen beiden vorliegt. Folgen Sie mir.“

„Was? Auf welcher Grundlage?“ Die Fragen sprudelten nur so aus uns heraus, während wir hinter dem Beamten die enge Treppe zum Empfang hinunterstiegen. „Da muss ein Fehler vorliegen!“

Der Beamte sagte nichts, aber der Dienststellenleiter schaute zwischen zwei Telefonaten zu uns auf. „Es liegt ein Ausweisungsbefehl für Sie vor. Setzen Sie sich. Verlassen Sie nicht diesen Raum. Wir behalten Sie für eine Weile hier.“

Also setzten wir uns und taten, was man uns gesagt hatte: warten. Wir warteten in dem überfüllten Büro, während der Beamte telefonierte. Dabei hielt er seine Hand so über die Sprechmuschel, dass es uns schwerfiel zu hören, was er sagte. Wir warteten, und in uns wuchs ein Gefühl des Schreckens.

Das konnte nicht sein. Ganz sicher würden 21 Jahre in der Türkei nicht so enden. Wir liebten unsere Gemeinde, ein neues Ausbildungsprogramm hatte gerade begonnen, die Arbeit mit Flüchtlingen wuchs. Natürlich wussten wir, dass so etwas passieren konnte – aber zu diesem Zeitpunkt? Wir waren doch in der Erwartung gekommen, dass man uns erlaubte, den Rest unseres Lebens hier zu verbringen. Wir waren fassungslos.

Der Dienststellenleiter rief uns zu sich: „Die Anordnung verweist auf G-82 – Bedrohung der nationalen Sicherheit.“

Ich hatte schon einmal von G-82 gehört. Es war eine Klausel, mit deren Hilfe schon andere Missionare abgeschoben worden waren.

Norines Lächeln war schon lange verschwunden, und ich konnte spüren, dass alles Blut aus meinen Wangen gewichen war.

Ich lehnte mich eng an sie und sprach ganz leise. „Ob das wohl Eyups Werk ist?“

Eyup war ein Unruhestifter. Nachdem wir ihn vor einigen Monaten gebeten hatten, unsere Gemeinde zu verlassen, hatte er uns wiederholt damit gedroht, uns der Unterstützung der PKK, einer kurdischen Terrorgruppe, zu beschuldigen. Diese Anschuldigung war natürlich haltlos, aber steckte er vielleicht hinter dieser Vorladung?

„Ich weiß es nicht, aber wir müssen jetzt dringend ein paar Anrufe erledigen.“

Die erste Nummer, die ich wählte, war die der US-Botschaft in Ankara. Ich erklärte das wenige, was wir wussten, und sie brachten uns sofort mit einem Konsulatsbeamten in Kontakt.

Nicht alle Missionare werden auf die gleiche Weise aus der Türkei hinausgeworfen. So wurde zum Beispiel einem unserer Freunde einen Monat zuvor bei seiner Rückkehr in die Türkei am Flughafen in Istanbul mitgeteilt, dass sein Visum widerrufen wurde und er nicht einreisen dürfe. Wir wussten von anderen, die man in die Polizeistation gerufen und ihnen gesagt hatte, sie hätten 15 Tage Zeit, das Land zu verlassen. Und von Zeit zu Zeit wurden Menschen in Abschiebezentren gebracht und von dort zum Flughafen eskortiert, aber das galt hauptsächlich für Flüchtlinge.

So wie ich die Lage einschätzte, mussten wir unbedingt sicherstellen, dass wir die vollen 15 Tage vor der Abreise bekamen, denn während dieser Zeit konnten wir Berufung einlegen und zumindest unsere Angelegenheiten in Ordnung bringen. Dafür brauchten wir einen Anwalt. Ich dachte nicht, dass es viel bewirken würde, aber wir mussten es versuchen.

Wir haben bestimmt eine Stunde damit verbracht, all unsere Kontakte durchzugehen, zu telefonieren und uns dann gegenseitig darüber zu berichten. Eine Gebetskette in Gang zu bringen war genauso wichtig wie die Suche nach einem Anwalt – eigentlich noch wichtiger. So kam es, dass uns einige Freunde auf der Polizeiwache besuchten. Die Nachricht über unsere Notlage hatte sich in der christlichen Gemeinschaft wie ein Lauffeuer verbreitet. Nachdem sie versucht hatten, der Polizei mehr Informationen zu entlocken, warteten sie einfach mit uns.

Während ich dasaß, kam mir plötzlich wieder der Satz Es ist Zeit für die Heimkehr in den Sinn. Ich fragte mich, ob Gott mir diesen Gedanken eingegeben hatte, um mich auf den Schock der Abschiebung und den Verlust unseres Dienstes in der Türkei vorzubereiten. Er wollte mir versichern, dass dies für ihn in keiner Weise eine Überraschung war, mehr noch, dass er bei uns war. Dieser Gedanke machte mich weder glücklich noch beruhigte er mich. Aber inmitten meiner wechselnden Gefühle, meiner Verwirrung und meines Kontrollverlustes vermittelte er mir einen Schimmer der Ermutigung. Gott war tatsächlich beteiligt.

Etliche Polizeibeamte schwirrten um uns herum. Das Telefon klingelte ständig, und die Lautstärke der Gespräche nahm zu. Ich hatte den Eindruck, dass ein großer Teil der Aktivität mit uns zu tun hatte. Der Dienststellenleiter hatte genauso viel telefoniert wie wir. Als er einen weiteren Anruf beendet hatte, ging Norine auf ihn zu und fragte ihn, ob wir vielleicht die vollen 15 Tage vor unserer Abreise haben könnten.

Er zuckte mit den Achseln. „Na ja“, sagte er, „Sie haben hier keine Gesetze gebrochen, das sollte also möglich sein. Aber das liegt nicht in unserer Macht. Wir warten gerade darauf, dass jemand eine Entscheidung trifft.“

Da klingelte sein Telefon erneut, und er wandte sich von uns ab, um den Anruf anzunehmen.

Also kehrte Norine auf den Stuhl neben mir zurück, und wir saßen schweigend da.

„Ein Befehl ist ergangen“, sagte er, noch bevor er den Hörer aufgelegt hatte. „Wir nehmen Sie in Haft.“

Es gibt zwei Arten von Haft in der Türkei: Bei der administrativen Haft hält die Polizei jemanden für eine andere Abteilung fest, die ihn sehen will. Bei der gerichtlichen Haft wird man eines Verbrechens verdächtigt. Der Dienststellenleiter sagte uns, dass unsere Haft eine administrative sei. Wir würden im Auftrag der Migrationsbehörde verhaftet, der Abteilung, die die Abschiebungen durchführte. Es ergab einen gewissen Sinn, dass sie uns verhafteten, wenn sie uns abschieben wollten, aber es war kaum notwendig. Wir waren schließlich keine Kriminellen – sie konnten uns einfach sagen, dass wir gehen sollten, und wir würden gehen.

Als ich die Worte des Dienststellenleiters hörte – und die Änderung in seinem Verhalten uns gegenüber bemerkte –, war ich verunsichert. Etwas hatte sich seit dem vorherigen Telefonat geändert. Er setzte sich aufrechter hin und starrte uns intensiver an.

Danach ging es schnell voran. Zwei Beamte holten uns ab, steckten uns in ein Polizeiauto und fuhren uns zu den Büros der Antiterrorpolizei. Dort wurden wir fotografiert, und anschließend wurden uns Fingerabdrücke abgenommen und verarbeitet. Es beunruhigte mich, dass sich jetzt die Antiterrorpolizei mit uns befasste.

Wieder zurück auf der Polizeistation wurde schnell klar, dass wir auf keinen Fall für weitere zwei Wochen in der Türkei bleiben durften, bevor wir abreisen mussten. Aus den Gesprächsfetzen, die wir mithören konnten, schlossen wir, dass unsere Abschiebung mit Sicherheit viel, viel schneller vonstatten gehen würde. Und wir hatten immer noch keinen Anwalt, obwohl einer unserer Freunde sich sehr darum bemühte.

„Ach, bitte“, fragte ich, „können wir wenigstens einen Notar einbestellen, damit wir jemandem eine Vollmacht erteilen können? Unser ganzes Leben ist in der Türkei. Wir haben ein großes Auto, eine Wohnung, Bankkonten. Können wir zumindest einige Vorkehrungen treffen, damit sich jemand um alles kümmern kann?“

„Das sollte kein Problem sein“, sagte der Dienststellenleiter und nahm den Hörer ab. „Aber ich muss zuerst nachfragen.“

Nur Minuten später gab er uns das Urteil bekannt. „Nein“, sagte er auf eine Weise, die vollkommen klarstellte, dass daran nichts zu rütteln war.

Endlich summte mein Telefon. Es gab Neuigkeiten für uns – unser Freund hatte einen Anwalt für uns gefunden. Taner Kilic, ein Anwalt für Menschenrechte, der zufällig auch der Präsident von Amnesty International in der Türkei war, hatte sich bereit erklärt zu kommen. Wir schrieben Taner eine Kurznachricht, und nach einiger Zeit schickten wir ihm einige weitere SMS, in denen wir ihn zur Eile aufforderten. Endlich traf er ein. Aber sobald er erfuhr, dass wir wegen Bedrohung der nationalen Sicherheit festgehalten wurden, wollte er so rasch wie möglich wieder gehen.

Ich konnte nur ein paar Minuten mit Taner sprechen, während er bereits dabei war, die Wache wieder zu verlassen, aber ich setzte alles daran, den einzigen verfügbaren Rechtsbeistand dazubehalten. Er gab mir nur einen einzigen Rat: „Lassen Sie sich abschieben, und legen Sie danach von den USA aus Berufung ein. Wenn Sie jetzt Berufung einlegen, kann man Sie für die zwei Wochen einsperren, die der Entscheid dauert.“

Und dann war er weg.

Ironischerweise wurde Taner Kilic selbst acht Monate später zu Unrecht verhaftet. Wir konnten es damals nicht wissen, aber die türkische Regierung sollte diese kurze Interaktion mit einem Anwalt, den wir noch nie zuvor getroffen hatten, als eines der wichtigsten Argumente nutzen, mich mit Terrorgruppen in Verbindung zu bringen.

„Es ist Zeit zu gehen. Wir überstellen Sie an die Migrationsbehörde“, kündigte der Dienststellenleiter an. „Die werden Ihnen weitere Informationen über Ihre Abschiebung zukommen lassen.“

Auf dem Weg nach draußen erhielt ich einen Rückruf des Konsulatsbeamten, dem ich von der neuesten Entwicklung erzählte.

„In welches Zentrum bringt man Sie?“

„Das weiß ich nicht. Warum?“

„Es ist selten, dass Amerikaner in Haft gehalten werden, wenn sie abgeschoben werden sollen. Aber Isikkent, eines der Untersuchungsgefängnisse, ist sehr viel unangenehmer als das andere. Lassen Sie mich mit dem Gouverneur von Izmir sprechen und sehen, ob er irgendwie helfen kann.“

Ich spürte, wie es mir die Kehle zuschnürte.

Zwei Beamte eskortierten uns zu einem Polizeiauto vor der Tür. Zum Glück fesselten sie uns nicht mit Handschellen, und wir durften hinten zusammen sitzen. Dabei hielten wir unsere Handys noch immer krampfhaft fest. Aber die Art und Weise, wie die Beamten uns flankierten, als wir zum Auto gingen, und die Türen fest hinter uns schlossen, zeigte uns, dass wir eindeutig unter Arrest standen.

„Entschuldigen Sie bitte“, fragte ich, sobald wir losfuhren. „Können Sie mir sagen, wohin Sie uns bringen?“

„Isikkent“, sagte er.

Ich griff nach Norines Hand, und so fuhren wir ein paar Minuten lang, ohne etwas zu sagen. Plötzlich hielt der Wagen auf einer stark befahrenen Straße an. Der Beamte auf dem Beifahrersitz hatte gerade einen Anruf erhalten.

„Wie lautet Ihre Privatadresse?“, fragte er. „Der Bürgermeister hat gesagt, dass wir bei Ihnen zu Hause vorbeifahren sollen, damit Sie packen können, bevor wir Sie zum Büro für Migrationsmanagement bringen.“

Das war nur ein kleiner Triumph, aber er fühlte sich gut an. Zumindest konnten wir uns Kleidung, einige wichtige Papiere und unsere Laptops besorgen. Das würde es einfacher machen, wenn wir in den Staaten ankämen.

Wir reihten uns wieder in den Verkehr ein, und der Wagen schlug die Richtung zu unserem Zuhause ein. Aber jegliches gute Gefühl war bald verschwunden, als das Telefon des Beamten ein zweites Mal klingelte. Ich konnte die Stimme des Mannes am anderen Ende hören, die ihm sagte, er solle die Bitte des Bürgermeisters ignorieren: „Bringen Sie sie sofort hierher!“

Isikkent liegt nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Obwohl sehr starker Freitagabendverkehr war, ging die Reise im Eiltempo voran. Ich zog eine Powerbank aus meinem Rucksack und vergewisserte mich, dass Norine wusste, wie sie damit ihr Telefon aufladen konnte. Wenn man uns trennen sollte, mussten wir sowohl untereinander als auch mit der Heimat in Kontakt bleiben können.

Nur allzu bald wurde der Wagen langsamer und bog in das Industriegebiet der Stadt ein. Die Straßen waren leer. Die einzigen Lichter, die zu sehen waren, schienen hinter dem viereinhalb Meter hohen, mit Stacheldraht versehenen Zaun, der das Untersuchungsgefängnis umgab.

Sobald sich die Eingangstore hinter uns schlossen, wurden wir getrennt. Norine wurde von einer Frau weggebracht und ich von einem Mann in einen kleinen Raum.

„Leeren Sie Ihre Taschen“, befahl er mir. „Stifte. Schnürsenkel. Gürtel. Telefon.“

Telefon?! Das überraschte mich, da wir den ganzen Tag über unsere Telefone hatten behalten dürfen. Hätten wir das gewusst, hätten wir zuallererst unsere Kinder angerufen.

Und die Schnürsenkel? Den Gürtel? Was sollte das?

Ich übergab ihm alles, wonach er fragte. Ich wollte protestieren, aber bevor ich etwas sagen konnte, klopfte er mich ab und durchsuchte meinen Rucksack.

Einige Minuten später wurde ich aus dem Raum geführt und in ein Büro gebracht.

Norine war bereits dort und stand vor einem Schreibtisch. In ihrem schwachen Lächeln bemerkte ich die gleiche Mischung von Gefühlen, die ich empfand: die Erleichterung, dass wir wieder zusammen waren, und den Schock durch das, was geschah. Die Wachen standen hinter uns.

An dem Schreibtisch saß ein dunkelhaariger, etwa dreißigjähriger Mann, der offensichtlich wenig erfreut darüber war, noch so spät am Freitagabend im Büro festzusitzen. Als er uns ansah, machte er sich nicht die Mühe, seine Gefühle zu verbergen.

Ich fragte nach seinem Namen.

„Melih.“

„Bitte, Melih Bey“, sagte ich. „Lassen Sie uns unsere Kinder anrufen. Sie sind in den USA, und wir haben noch nicht mit ihnen gesprochen.“

„Nein.“

„Wir müssen sie wissen lassen, was gerade passiert.“

Wir waren verzweifelt. Norine schloss sich mir an: „Bitte, nur ein kurzer Anruf. Wir können in Ihrer Gegenwart anrufen. Oder lassen Sie uns Ihnen die Nummer geben, und Sie rufen an. Bitte. Sie werden sich Sorgen machen. Die Jüngste ist erst fünfzehn.“

Sein Blick war kalt. Es war, als ob er davon fasziniert und gar nicht unglücklich darüber war, dass zwei Amerikaner in seinem Büro gelandet waren.

„Nein.“ Er zeigte auf ein Blatt Papier auf seinem Schreibtisch: „Unterschreiben Sie hier.“

Ich streckte die Hand aus, um das Blatt entgegenzunehmen, hielt aber inne, als Melih sich nicht bewegte. „Kann ich es bitte lesen?“

Der gleiche kalte Blick traf mich. Dann gab er es mir mit einem Schulterzucken.

Wir konnten beide gut Türkisch sprechen und lesen. Aber wenn es um rechtliche Angelegenheiten geht, verwenden viele offizielle Dokumente in der Türkei alte Wörter und Wendungen, die uns unbekannt sind. Wir drängten uns zusammen und lasen die Seite, die den Satz enthielt: „Wir verstehen, dass wir über den Grund unserer Abschiebung informiert wurden“, gefolgt von einer Liste verschiedener Vergehen. Er hatte das Kästchen angekreuzt, neben dem G-82 – Bedrohung der nationalen Sicherheit stand. Das war uns an dem Tag bereits gesagt worden.

Melih wandte seine Aufmerksamkeit seinem Computermonitor zu, und Norine und ich berieten uns flüsternd über unsere Bedenken.

„Meinst du, wir sollten das zuerst einem Anwalt zeigen? Wenn wir unterschreiben“, sagte Norine, „heißt das dann auch, dass wir auf unser Recht auf Widerspruch verzichten? Machen wir damit jede Chance auf eine Rückkehr in die Türkei zunichte?“

Ich schüttelte den Kopf. „Erinnerst du dich, was der Anwalt zu mir gesagt hat? Er sagte, dass wir mit Widersprüchen vorsichtig sein müssen. Wenn wir jetzt Widerspruch einlegen, bevor sie uns abschieben, können sie uns für einige Wochen festhalten, solange die Berufung geprüft wird.“

Ich konnte mir nicht vorstellen, zwei Wochen lang an diesem Ort zu sein.

„Wenn sie beschlossen haben, uns abzuschieben, sollten wir ihnen nicht in die Quere kommen. Wir können das besser von den USA aus anfechten als von hier aus einer Arrestzelle heraus.“ Norine war einverstanden, und so unterschrieben wir beide und gaben Melih das Blatt zurück.

Er atmete auf, während er es durchsah, doch dann klingelte sein Telefon.

Melih hob ab.

„Ich habe es“, sagte er. Die Stimme am anderen Ende war gedämpft, sprach aber schnell. Nachdem er mehrmals Ja gesagt hatte, während er das Blatt anstarrte, legte Melih den Hörer auf, holte seinen Stift heraus und setzte ein Häkchen in ein zweites Kästchen.

Obwohl wir es verkehrt herum lasen, wussten Norine und ich genau, was da stand: „Anführer, Mitglied oder Unterstützer einer terroristischen Organisation“.

Ich spürte, wie Norines Finger sich um meine schlossen. Sie erzählte mir später, dass in diesem Moment die Angst ihr Herz umklammert hatte.

Melih schaute zu den beiden Wachen hinter uns auf und sagte: „Sie können sie jetzt mitnehmen.“

3 EINGESPERRT

Einen Wachmann vor und einen hinter uns wurden wir über einen Korridor und durch eine schwere Metalltür zu den Zellen geführt. Währenddessen wiederholte Norine immer wieder: „Irgendetwas stimmt nicht, irgendetwas geht hier vor.“

Ich konnte nur beten, dass wir nicht sofort getrennt wurden.

Jede Tür, die wir in dem Korridor passierten, war stark, solide und fest verschlossen. Der vorausgehende Wachmann schloss die letzte Tür auf und wies uns an hineinzugehen.

„Wir kommen mit etwas zu essen wieder“, sagte er. „Und machen Sie sich keine Sorgen über den Lärm, den Sie von nebenan hören werden. Er ist ein bisschen seltsam.“

Norine und ich sahen uns an. Das Geräusch des Schlüssels, der sich im Schloss drehte, klang schwer und dumpf.

Wir sahen uns um. Das Zimmer war fast leer, nur mit vier Etagenbetten, einem schmutzigen Fliesenboden und zwei schmutzigen Waschbecken mit einer kleinen abgetrennten Toilette ausgestattet. Das Fenster über den Waschbecken war mit schweren Gittern versehen. Die Zelle war karg, aber zumindest waren wir allein.

Ich starrte die Toilette an. Wo auch immer wir in der Türkei gelebt hatten, hatte es eine typische westliche Toilette gegeben, auf die man sich setzen konnte. Diese nach traditionell türkischer Art war anders – ein Loch im Boden, über das man sich hinhocken musste. Daneben war eine kleine Wasserhahninstallation, mit deren Hilfe man sich selbst und dieses Plumpsklosett reinigen konnte.

Ich schaute zu dem kleinen Fenster hinauf und stellte fest, dass dort Fliegen hereinkamen, weil kein Glas im Rahmen war. Ich versuchte vergeblich, die Toilettentür zu schließen, um damit die Fliegen unter Kontrolle zu halten.

Innerhalb weniger Minuten kam ein anderer Wachmann mit Decken, Laken, Styroporkisten mit Lebensmitteln und ein paar Broten an.

„Können wir noch etwas mehr Trinkwasser bekommen?“, fragte ich mit einem Blick auf die vier kleinen Wasserflaschen.

„Nicht an den Wochenenden. Brauchen Sie Seife? Die kann ich Ihnen besorgen. Und Zahnbürsten, ein Handtuch und Schlafanzüge.“

Das war uns eine Hilfe, denn wir hatten keine Kleider außer denen, die wir am Leib trugen, und einem T-Shirt und einem Kapuzenpullover in meinem Rucksack, die noch von unserem Strandurlaub darin geblieben waren.

Wir bedankten uns bei ihm und öffneten die Styroporbehälter. Eine Tomate, eine kleine Käsepackung, ein bisschen Marmelade. Frühstück. Die nächste Kiste enthielt Reis und etwas Gemüse.

„Norine, wir haben seit heute Morgen nichts mehr gegessen, wir müssen etwas essen.“

Nach ein paar Bissen hörte sie auf. Ich zwang mich dazu, wenigstens die Hälfte meiner Portion zu essen. Wir waren beide erschöpft von den Ereignissen und Emotionen des Tages.

„Allahu Akbar!“

Die Stimme eines in arabischer Sprache klagenden Mannes erfüllte den Raum. Sie kam von nebenan, und seine Stimme war so voller Leidenschaft, dass er fast schrie. Draußen war es inzwischen dunkel geworden, und das einzige Deckenlicht leuchtete nur schwach. Wir sahen uns schweigend an. Norines Augen waren vor Angst weit aufgerissen.

Ich brach das Schweigen: „Ich habe lange gezögert, dir das zu sagen, aber nach allem, was heute passiert ist, ergibt es einen Sinn. Ich verstehe nicht, warum, aber ich glaube, dass Gott hieran beteiligt ist, und dass unsere Zeit in der Türkei vorerst vorüber ist.“

Zum ersten Mal erzählte ich Norine von dem Gedanken: Es ist Zeit für die Heimkehr, mit dem ich in den letzten paar Tagen gerungen hatte.

Ihre erste Reaktion darauf war eine Frage: „Bist du sicher, dass das von Gott ist?“

Aber als wir weiter darüber sprachen, begann sie ein Gefühl der Erleichterung zu verspüren, dass Gott hinter dieser plötzlichen Wendung der Ereignisse stand.

Trotzdem war es immer noch schwer, uns an den Gedanken zu gewöhnen, dass wir wirklich auf dem Weg zurück in die USA waren. Warum wollte Gott das zulassen, wenn doch in unserem Dienst gerade so viel Ermutigendes geschah? Außerdem hatte Gott uns 2009 gesagt, wir sollten uns auf die geistliche Ernte in der Türkei vorbereiten. Würden wir sie wirklich nur aus der Ferne sehen?

Je mehr wir darüber sprachen und nachdachten, desto schlechter fühlten wir uns. Wir dachten nacheinander an all die Menschen, die wir zurücklassen würden. Wir trauerten beide. Das Gefühl, von allem getrennt zu sein, für das ich gearbeitet und mich engagiert hatte, war so real, dass ich es fast körperlich spüren konnte.

Norine starrte aus dem Fenster. Nach ein paar Minuten begann sie zu sprechen: „Ich denke, wir sollten mit Danksagung gehen.“

Ich habe sofort verstanden, was sie meinte. Ein Freund hatte uns wenige Stunden zuvor eine Nachricht geschickt: „Schaut nicht auf all das, was ihr verloren habt, oder auf all das, was heute schwierig ist. Seid einfach dankbar.“

Norine fuhr fort: „Lass uns an all die guten Dinge denken, die Gott im Laufe der Jahre in der Türkei getan hat. Angefangen damit, dass er uns 23 Jahre lang hat hier sein lassen.“

Und das taten wir auch. Wir begannen, all das aufzulisten, für das wir dankbar waren. Aber bei jeder Erinnerung, die uns zum Lächeln brachte, kamen uns auch die Nöte in den Sinn, die damit verbunden waren. Es war, als wäre uns eine jahrelang gewährte Gnade plötzlich weggenommen worden. Wir hatten im Laufe der Jahre so viele Siege erlebt, aber jeder einzelne davon hatte auch seinen Preis gehabt.

Es war schon spät, und wir waren erschöpft und brauchten Schlaf. „Weißt du, was seltsam ist?“, sagte ich zu Norine, als wir die Betten machten. „Normalerweise werfen sie bei der Abschiebung von Missionaren einfach den Ehemann raus und gehen davon aus, dass Frau und Kinder mit ihm gehen. Aber dieser Abschiebungsbefehl gilt für uns beide.“

Norine schlief in dieser Nacht, wie sie immer schlief, tief und fest. Ich aber wälzte mich auf dem Etagenbett am anderen Ende des Raumes hin und her und wachte jedes Mal auf, wenn der Metallschlitz in der Tür aufsprang und das Licht einer Taschenlampe hindurchleuchtete.

Als der morgendliche Gebetsruf durch die Wände und geöffneten Fenster drang, begannen Stimmen aus anderen Zellen mitzuklagen. Das ließ mich am ganzen Leib erschauern.

Da wir in einem muslimischen Land lebten, waren wir an den Gebetsruf aus den Moscheen gewöhnt, aber das hier fühlte sich anders an. Izmir wird in der restlichen Türkei als ungläubiges Izmir bezeichnet. Die Stadt war eindeutig kosmopolitisch, und viele Menschen waren so gekleidet, als ob sie nach Mailand oder Miami gehörten, nicht in ein streng muslimisches Land. Zwar waren Kopftücher immer häufiger zu sehen, doch war es immer noch ungewöhnlich, wenn man eine Frau bis auf ihre Augen komplett schwarz verhüllt sah.

Man hatte uns gesagt, dass Isikkent das schlechtere der beiden Untersuchungsgefängnisse sei, aber meine Vermutung war, dass „das schlechtere“ nicht nur die Qualität des Essens oder den Zustand der Bettwäsche betraf. Es bezog sich auch darauf, wen sie dort festhielten. Ich hatte den Verdacht, dass Isikkent für die ernsteren Fälle vorgesehen war. Und in der Türkei im Jahr 2016 konnte das nur eines bedeuten: den IS. Also dachte ich mir, wenn Norine und ich mit Terroristen der schlimmsten Sorte eingesperrt wären, konnte das nichts Gutes bedeuten.

„Ist mit deinen Kontaktlinsen alles in Ordnung?“, fragte ich Norine, als ich endlich hörte, dass sie sich regte. Sie schlief eigentlich nie mit eingesetzten Kontaktlinsen, hatte sie aber in den Augen gelassen, weil sie keine Reinigungslösung und Aufbewahrungsmöglichkeit für sie hatte. Sie sagte, dass sie noch sitzen würden, und fragte sich, wie sie es bis Montag durchhalten würde. Ich machte mir Sorgen, denn ich wusste, dass sie nicht ohne ihre Kontaktlinsen zurechtkommen würde.

Im Tageslicht suchten wir uns die am saubersten aussehende Matratze und zogen sie auf den Boden, um uns darauf zu setzen. Als wir das Frühstück auspackten, erinnerte ich Norine an die Tüte mit den Snacks, die uns unser Freund Ali am Vortag gebracht hatte. Unsere Welt war auf den Kopf gestellt worden, aber durch seine freundliche Geste wurde uns jetzt ganz warm ums Herz. Wir fragten uns, ob auch nur einer unserer Freunde wusste, wo wir waren.

„Ich mache mir Sorgen um die Kinder“, sagte Norine, während sie auf das übrig gebliebene Essen auf dem Styroporteller starrte. „Zum Glück haben wir nach der Abnahme der Fingerabdrücke Jordan eine SMS schicken können und ihm von unserer bevorstehenden Abschiebung berichtet. Er wird den anderen beiden von der Abschiebung erzählt haben, aber sie werden uns zu Hause erwarten. Wenn sie bis heute Abend nichts hören und uns nicht erreichen können, werden sie sich Sorgen machen.“

„O Herr, wir haben keine Möglichkeit, unsere Kinder wissen zu lassen, wo wir sind. Bitte hilf ihnen. Es gibt nichts, was wir tun können.“

Ein Gebetsanliegen führte zum nächsten …

„Aber Herr, wir wollen dich auch an diesem Ort anbeten. Wir wollen deinen Namen preisen …“

Das Mittagessen kam – Nudeln in einer Soße, etwas Gemüse und natürlich für jeden ein halber Laib Brot. Ohne Brot wäre es in der Türkei keine Mahlzeit.

In einem fremden Land hinter einer großen Metalltür eingesperrt zu sein und zum ersten Mal zu hören, wie sich die Schlüssel drehen und die Riegel zuschnappen, ist ernüchternd – man kann sich über nichts mehr sicher sein. Plötzlich passiert das alles einem selbst, und es ist ein absoluter Kontrollverlust verbunden mit dem Eintauchen in eine dunkle Ungewissheit.

Gerade als wir alle Spekulationen darüber, wie unsere Abschiebung erfolgen könnte, erschöpfend behandelt hatten, klickten die Schlösser der Tür erneut, und sie öffnete sich langsam.

„Wir bringen Sie an die frische Luft“, sagte ein Wachmann, den wir zuvor noch nie gesehen hatten. „Kommen Sie.“

Norine sah so unsicher aus, wie ich mich fühlte, als wir ihm aus dem Raum hinaus folgten, die Treppe hinunter und in einen kleinen Hof, der durch hohe Mauern abgeriegelt war.

„Sie haben 20 Minuten“, sagte der Wachmann, der uns von einem Stuhl in der Ecke aus beaufsichtigte.

„Schau mal“, sagte Norine leise und wies auf mehrere Schilder hin, auf denen die Regeln der Einrichtung aufgeführt waren. „Das ist Türkisch, aber das ist Arabisch, das ist Russisch, Farsi und Urdu. Das zeigt, mit wem wir hier eingesperrt sind.“

Den Rest des Tages verbrachten wir wieder in dem Raum hinter der verschlossenen Tür. Dort beteten, sangen und redeten wir. Immer und immer wieder führten wir dieselben Gespräche über unsere Kinder, die Gemeinde und unsere Zukunft. Der einzige Lichtblick dabei, die Türkei verlassen zu müssen, war, dass wir näher bei unseren Kindern sein würden. Wir fragten jeden Wachmann, der an unsere Tür kam, wann wir abgeschoben werden sollten. Aber alles, was wir zu hören bekamen, war: „Warten Sie bis Montag.“