Gekaufte Küsse - Brenda Jackson - E-Book

Gekaufte Küsse E-Book

BRENDA JACKSON

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Beschreibung

Glaubt Spencer wirklich, er könne ihre Liebe kaufen? Und das Weingut ihrer Familie gleich dazu? Nein, da hat er die Rechnung ohne mich gemacht!, denkt Chardonnay Niemals könnte sie sich in einen so berechnenden Mann verlieben - doch warum weckt er solches Verlangen in ihr?

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IMPRESSUM

GEKAUFTE KÜSSE erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2007 by Brenda Streater Jackson Originaltitel: „Spencer’s Forbidden Passion“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 307 - 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Birgit Hannemann

Abbildungen: Design Pics / Thinkstock

Veröffentlicht im ePub Format in 10/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733743291

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

Fast hätte er das Klingeln seines Handys überhört, weil die vielen Gäste um ihn herum so fröhlich plauderten. Spencer Westmoreland zog das Telefon aus seiner Jackentasche und blickte kurz aufs Display. „Hi, Stuart“, meldete er sich. „Was gibt’s?“

„Nichts Erfreuliches“, entgegnete sein Anwalt. „Eines Ihrer neuen Projekte droht zu scheitern. Wann können wir uns treffen, um die Angelegenheit zu besprechen?“

„Heute leider nicht. Ich bin in Montana, auf der Hochzeit meines Cousins.“

„Okay. Dann genießen Sie den Tag. Überhastete Aktionen bringen uns in dieser Sache ohnehin nicht weiter. Lassen Sie uns morgen miteinander telefonieren.“

„Nein, nein. Wir können jetzt reden. Die Trauung ist gerade vorüber, und es wird wohl noch eine halbe Stunde dauern, bis die Feier beginnt.“

Braut und Bräutigam waren für Fotoaufnahmen drüben im Haupthaus der Ranch, während die Gäste in der Scheune warteten, die für den heutigen Tag in einen traumhaft schönen rustikalen Festsaal verwandelt worden war.

Das Handy am Ohr, bahnte Spencer sich einen Weg nach draußen, um dort in Ruhe zu telefonieren – und auch, um für eine Weile aus dem Blickfeld seiner Mutter zu verschwinden. Denn sie betrachtete ihn wieder mal mit einem Lächeln, das deutlich zu verstehen gab: Ich hoffe, du wirst der nächste Bräutigam sein.

Ganz bestimmt nicht, dachte Spencer, bevor er sich wieder auf das Gespräch konzentrierte. „Also, Stuart, erzählen Sie. Um welches Projekt geht es?“

„Um das Weingut der Familie Russell.“

„So? Das überrascht mich.“ Als er vor einigen Monaten erfuhr, dass dieses zweihundert Hektar große Weingut zum Verkauf stand, war Spencer ins Napa Valley gefahren und hatte sich auf Anhieb in das sonnige Tal mit den vielen Obstplantagen und Weinbergen verliebt. Seine Nachforschungen hatten dann ergeben, dass die Russells finanzielle Probleme hatten, die es ihnen schwer machten, ihren Besitz zu bewirtschaften. Und Spencer hatte seinen Anwalt zu ihnen geschickt – mit einem Angebot, das mehr als großzügig gewesen war.

Er plante, die Kellerei stillzulegen und das Anwesen in ein Urlaubsparadies zu verwandeln. Er wollte ein Nobelhotel errichten lassen, inklusive großem Wellnessbereich und Swimmingpool. Es würde auch Tennisplätze geben, Wege fürs Mountainbiking … ja, einfach alles, was sich verwöhnte Gäste wünschten.

„Wie kann das sein, Stuart? Sie haben doch neulich gesagt, es wäre nur noch eine Frage von Tagen, bis das Weingut mir gehört. Wer macht uns denn jetzt noch einen Strich durch die Rechnung?“

„Eine junge Frau namens Chardonnay Russell.“

„Die siebenundzwanzigjährige Enkelin des Besitzers?“

„Ja. Irgendwie hat sie den alten Mann dazu gebracht, sein Land nicht zu verkaufen.“

Spencer fluchte. „Aber er hatte mein Angebot doch schon mündlich akzeptiert.“

„So ist es.“

„Und ich dachte, die Russells hätten enorme Geldprobleme.“

„Haben sie auch.“

„Und warum können sie es sich plötzlich leisten, nicht zu verkaufen?“, fragte Spencer verärgert, weil ihm womöglich ein gutes Geschäft entging.

„Sie können es sich eigentlich nicht leisten. Meinen Informationen zufolge werden sie verkaufen müssen“, beruhigte Stuart ihn. „Aber ich schätze, die Enkelin möchte einen letzten Versuch unternehmen, doch noch eine Bank zu finden, die ihnen einen Kredit gewährt, damit sie das Weingut behalten können. Es ist seit über fünfzig Jahren im Besitz ihrer Familie, und die junge Frau ist wohl noch nicht bereit, das Handtuch zu werfen.“

„Sehr bewundernswert, aber zu spät, verdammt noch mal. Der Besitzer hat uns die Zusage gegeben, und ich habe keine Lust, mich von seiner Enkelin hinhalten zu lassen. Ich will das Weingut, Stuart. Also tun Sie bitte, was immer nötig ist, damit der Kaufvertrag schleunigst unterschrieben werden kann.“

„Tut mir leid, doch im Moment kann ich da nichts ausrichten. Chardonnay hat mir vorhin mitgeteilt, dass ihre Familie nicht weiter verhandelt.“

Und darum sollte er seinen schönen Plan einfach aufgeben? Oder geduldig warten? Nein, für ihn kam weder das eine noch das andere infrage. Er war ehrgeizig, und wenn er etwas haben wollte, sorgte er auch dafür, dass er es bekam. „Ich fliege morgen ins Napa Valley“, entschied er. „Vielleicht hilft es ja, wenn ich persönlich auf dem Weingut erscheine. Würden Sie den Russells bitte ausrichten, dass ich komme?“

„Wird erledigt. Ich möchte Sie allerdings warnen, und zwar vor der Enkelin. Obwohl sie den Namen eines köstlichen Weins trägt, ist sie stachlig wie ein Kaktus.“

Autsch! Wenn sich ein höflicher Mann wie Stuart zu so einer Äußerung hinreißen ließ, musste Chardonnay Russell eine wirklich schwierige Verhandlungspartnerin sein. Aber das macht nichts, dachte Spencer lächelnd. Er liebte Herausforderungen – und er mochte eigensinnige, selbstbewusste Frauen.

1. KAPITEL

„Donnay, kommst du bitte? Der Geschäftsmann aus San Francisco ist da.“

Chardonnay Russell blickte ihre Mutter an, deren Augen schon wieder so traurig wirkten. Gereizt warf sie den Stift beiseite, bevor sie aufstand. Oh, sie hasste es, hilflos mit ansehen zu müssen, wie ihre Familie litt, weil die finanzielle Situation von Tag zu Tag bedrohlicher wurde. Wenn sie doch nur etwas tun könnte!

Ihr Weingut hatte immer Gewinn abgeworfen, und das tat es nach wie vor. Schließlich produzierten sie Spitzenweine. Doch der Krankenhausaufenthalt ihres Großvaters hatte Anfang des Jahres ein Vermögen gekostet, und die teuren Medikamente, die er seitdem benötigte, zehrten so langsam ihre Ersparnisse auf. Nur noch wenige Monate – dann würden sie weder die Strom- noch die Wasserrechnung bezahlen können und müssten den Betrieb schließen.

Sie brauchten einen Kredit, und zwar schleunigst. Doch bisher hatten alle Banken abgelehnt. Winzer galten als nicht besonders kreditwürdig, denn eine schlechte Ernte reichte und sie kamen mit den Raten in Verzug.

Darum hatte ihr Großvater beschlossen, sein Land zu verkaufen. Chardonnay wusste jedoch, wie weh es ihm tat, dieses Weingut zu verlieren, das er eigenhändig aufgebaut hatte. Und solange es noch ein Fünkchen Hoffnung gab, würde sie nicht zulassen, dass er sein Lebenswerk opferte – als wäre seine schwere Herzkrankheit nicht schon Unglück genug.

Doch es gab ja noch Hoffnung. Auch wenn es eher ein Strohhalm war, an den sich Chardonnay klammerte. Sie war neulich bei einer Bank in San Francisco gewesen, und Mr Gordon, deren Manager, schien nicht abgeneigt gewesen zu sein, ihnen einen Kredit zu gewähren. Es musste klappen! Und falls nicht, würde sie weiter …

„Donnay?“ Die Stimme ihrer Mutter riss sie aus ihren Gedanken. „Kommst du? Unser Gast wartet.“

„Ja … er soll ruhig warten. Sonst glaubt er noch, hier würde jeder nach seiner Pfeife tanzen.“

Aber das glaubt er ohnehin, dachte sie grimmig, als ihr einfiel, was sie im Internet über Spencer Westmoreland gelesen hatte. Der 36-Jährige hatte seine erste Million schon vor dem dreißigsten Geburtstag gemacht und besaß inzwischen mehr Geld, als er jemals ausgeben konnte. Angeblich hatte er sich im letzten Jahr zur Ruhe gesetzt. Doch jetzt war ihm anscheinend langweilig geworden, und er wollte ein neues Spielzeug – das Weingut ihrer Familie.

Doch das sollte er nicht so leicht bekommen! Chardonnay hatte nämlich vor, um ihr Zuhause zu kämpfen.

Mit einem beruhigenden Lächeln ging sie zu ihrer Mutter, einer bildschönen Frau. Von ihrem Vater wusste Donnay leider so gut wie nichts. Ihre Mom war achtzehn gewesen, als sie sich in ihn verliebt hatte. Chad Timberlain, ein Berufssoldat, hatte während eines längeren Urlaubs auf diesem Weingut gearbeitet und war zu seiner Einheit zurückgekehrt, bevor Ruth hatte feststellen können, dass sie ein Kind von ihm erwartete.

„Wo sind Gramps und Grammy?“, fragte Donnay sanft. Sie wusste genau, dass ihre Großeltern noch nervöser waren als ihre Mutter, weil der reiche Geschäftsmann sie aufsuchte.

„In der Küche“, erwiderte Ruth. „Janice hat unseren Gast ins Wohnzimmer gebracht.“

„Gut.“ Donnay nickte. „Dann werden wir ihn jetzt begrüßen. Und vergiss nicht, Mom, ihr drei habt zugestimmt, dass ich das Gespräch führe.“

Man ließ ihn also warten. Spencer lächelte. Als erfolgreicher Geschäftsmann kannte er diese Taktik natürlich. Wer einen Besucher warten ließ, wollte seine eigene Überlegenheit demonstrieren. Wollte zeigen, dass er das Sagen hatte. Aber ihn konnte man damit nicht bluffen. Zumal seine Recherchen ergeben hatten, dass sich die Familie Russell in einer absoluten Zwangslage befand.

Das Weingut gehörte bald ihm, ohne Zweifel. Denn er verstand sein Handwerk, das wusste jeder in der Branche. Keiner verhandelte so geschickt wie er. Und heute würde es ein Kinderspiel werden. Er musste nur seinen Trumpf aus dem Ärmel ziehen, dann würde Mr Russell den Kaufvertrag mit Freuden unterschreiben.

Während Spencer langsam durchs Wohnzimmer wanderte, betrachtete er die vielen Urkunden an den Wänden – lauter Auszeichnungen, die Mr Russell für seine Weine erhalten hatte. Der Mann schien ein hervorragender Winzer zu sein.

„Es tut mir leid, dass Sie einen Moment warten mussten, Mr Westmoreland“, hörte er eine sanfte weibliche Stimme.

Ja, sicher, dachte er und wandte sich den Leuten zu, die ins Zimmer traten. Doch in der nächsten Sekunde konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Wie verzaubert blickte Spencer in die schönsten Augen, die er je gesehen hatte. In strahlend blaue Augen.

Er versank förmlich darin und brauchte einen Moment, um sich zu fangen. „Das war kein Problem.“

Nein, das Warten nicht. Diese junge Frau bereitete ihm allerdings Probleme, denn sie brachte ihn völlig durcheinander. Wie hatte Stuart sie bezeichnet? Als stachligen Kaktus? Nun … Spencer fand, sie glich eher einer wundervollen Blüte. Er hatte ja schon viele attraktive Ladies kennengelernt, aber Chardonnay Russell war eine wirklich außergewöhnliche Schönheit.

Sie war groß, mindestens ein Meter fünfundsiebzig, und schlank. Ihre weiße Bluse und ein schmaler Leinenrock betonten ihre weiblichen Kurven, während das lockige brünette Haar ihre Schultern umschmeichelte.

Ihr Gesicht war bezaubernd. Lange dunkle Wimpern umrahmten ihre Augen. Die leicht gebräunte Haut schimmerte seidig, und ihre sinnlichen Lippen luden zum Küssen ein.

Die silberfarbenen Kreolen, die an ihren Ohrläppchen baumelten, ließen sie noch begehrenswerter aussehen.

Noch nie hatte Spencer erlebt, dass der Anblick einer Frau ein solches Verlangen in ihm auslöste. Doch gegen die erotische Ausstrahlung von Chardonnay schien er machtlos zu sein, denn er konnte nicht anders, als mit offenen Augen zu träumen: von einem breiten Bett und ineinander verschlungenen Körpern.

„Da wir bisher nur mit Ihrem Anwalt Mr Fulmer zu tun hatten“, riss sie ihn aus seinen erotischen Fantasien. Aber er nahm ihre Worte kaum wahr – weil er sehnsüchtig auf ihre Lippen schaute und wünschte, er könnte sie küssen.

„… möchte ich Ihnen zunächst meine Familie vorstellen“, fuhr Chardonnay fort.

Spencer ließ sie nicht aus den Augen, während sie mit geschmeidigen Bewegungen auf ihn zukam. Sein Puls begann zu rasen, als er sie von oben bis unten musterte: ihre schlanke Taille, die langen Beinen, die sich unter dem Rock abzeichneten. Und sobald sie vor ihm stand, atmete er ihren süßen Duft ein.

Ihren verführerischen Duft, der ihn völlig betörte. Ihn träumen ließ …

Nein! Verdammt, reiß dich zusammen! Spencer rief sich zur Ordnung. Er war doch hier, um geschäftliche Verhandlungen zu führen. Doch wie sollte ihm das gelingen, wenn diese Frau ihm den Kopf verdrehte?

„Ich bin Chardonnay Russell“, sagte sie mit ihrer sanften Stimme und reichte ihm die Hand.

„Es freut mich, Sie kennenzulernen.“ Spencer nahm ihre Hand in seine – fest entschlossen, ganz cool zu bleiben –, doch leider reichte diese harmlose Berührung und es durchzuckte ihn wie ein elektrischer Schlag.

Fast hätte er verzweifelt aufgestöhnt. Warum reagierte er nur so heftig auf sie? Lag es vielleicht daran, dass er seit über sieben Monaten keinen Sex mehr gehabt hatte? Nein, wohl kaum. Es lag nur an ihr … an dieser zauberhaften Frau.

Schnell zog er die Hand zurück und bemühte sich, seine Gefühle hinter einer gleichgültigen Miene zu verbergen.

„Das ist meine Mutter, Ruth Russell.“ Chardonnay deutete auf die gut aussehende Dame neben ihr. „Und meine Großeltern, Catherine und Daniel Russell.“

Nachdem Spencer jeden von ihnen mit Handschlag begrüßt hatte, setzten sich alle an den rustikalen Esstisch.

„Eins möchte ich von vornherein klarstellen“, begann Chardonnay selbstsicher. „Wir verkaufen unser Weingut nicht. Und sollten Sie glauben, dass Sie es schaffen, uns doch zu überreden, Mr Westmoreland, irren Sie sich gewaltig.“

Ihr Mut imponierte Spencer. Sie ließ sich nicht einschüchtern, obwohl es ihrer Familie finanziell sehr schlecht ging. „Nein, Miss Russell, ich fürchte, Sie sind diejenige, die sich irrt“, erwiderte er – vielleicht eine Spur zu überheblich? „Denn bisher habe ich immer alles erreicht, was ich mir vorgenommen habe.“

Chardonnay zog die Stirn kraus. „Und jetzt wollen Sie unser Weingut, obwohl ich gerade gesagt habe, dass wir es nicht verkaufen?“

„Ja“, bestätigte er. „Ich bin mir auch sicher, dass Sie Ihre Meinung ändern werden. Vor allem, da ich die Konditionen zu Ihren Gunsten verbessert habe.“

Spencer konnte nicht anders, als Chardonnay arrogant anzugrinsen. Er ahnte, wie sehr sie sich darüber ärgerte. Aber das war ihm egal. Denn inzwischen hatte ihn eine ganz andere Leidenschaft gepackt – er brannte darauf, ein einträgliches Geschäft zu machen.

„Wenn Sie gestatten“, sagte er ruhig, „würde ich Ihnen jetzt gern mein neues Angebot präsentieren.“

Eine Viertelstunde später hatte Chardonnay seine Planungsunterlagen eingehend studiert. Deshalb blickte sie Spencer, der ihr am Tisch gegenübersaß, auch vorwurfsvoll an. „Was Sie mit unserem Land vorhaben, ist eine Frechheit. Sie wollen hier ja alles zerstören.“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich biete Ihnen einen fairen Preis. Da kann es Ihnen doch egal sein, was ich mit dem Besitz anstelle, sobald er mir gehört.“

„Es ist uns aber nicht egal“, erwiderte sie. „Mountainbiking in den Weinbergen. Ein riesiges Hotel am Hang. Das kommt nicht infrage. Sie würden ja die Arbeit von fünfzig Jahren vernichten. Nein. Wir verkaufen unser Land nicht an Sie, Mr Westmoreland. Und ich bin sicher, wir haben die richtige Entscheidung getroffen.“

„Glauben Sie das allen Ernstes? Sehen Sie sich mein Angebot noch mal genau an, Miss Russell.“ Er beugte sich vor. „Ich habe meine erste Offerte um eine halbe Million Dollar erhöht. Das ist sehr viel Geld. Können Sie es sich wirklich erlauben, mein großzügiges Angebot auszuschlagen?“

Nein. Ehrlich gesagt, nicht. Chardonnay biss sich nervös auf die Lippe. Ob die Bank in San Francisco ihnen einen Kredit gewährte, stand in den Sternen. Und falls nicht? Sie blickte ihre Mutter und ihre Großeltern an. Die Zukunft der drei – doch besonders die ihres herzkranken Großvaters – hing davon ab, ob sie jetzt die richtige Entscheidung traf. Vielleicht sollten sie verkaufen.

Aber sie hasste es, wenn jemand wie Spencer Westmoreland hereinspazierte und meinte, er könnte aus ihrer traurigen Situation Profit schlagen.

Chardonnay hatte gleich geahnt, wie das Gespräch verlaufen würde, als sie ins Wohnzimmer gekommen war und Spencer dort hatte stehen sehen – im teuren Armani-Anzug und mit einer so selbstgefälligen Miene, als wollte er deutlich machen: Ich kann kaufen, was immer mir beliebt. Dieser arrogante Schnösel!

Zu allem Überfluss sah er auch noch fantastisch aus. Groß und schlank. Er hatte dunkles Haar, einen männlichen Mund und braune Augen. Sehr schöne dunkle Augen. Und ob Chardonnay nun wollte oder nicht – ihr lief jedes Mal ein lustvoller Schauer über den Rücken, sobald sich ihre Blicke trafen.

„Miss Russell? Ich hatte Sie etwas gefragt.“

Sie funkelte ihn böse an, denn sein Ton gefiel ihr überhaupt nicht. Dann blickte sie fragend zu ihrem Großvater hinüber – der lächelte ihr aufmunternd zu und nickte. Okay. Nun hatte sie die Antwort. Jetzt musste sie nur noch fest daran glauben, dass ein Wunder geschah und der freundliche Bankier aus San Francisco ihnen aus der Patsche half.

So blind aufs Glück zu vertrauen, mochte ja dumm sein, aber Chardonnay riskierte es. Sie schaute Spencer in die Augen und sagte: „Ja. Wir können Ihr Angebot ausschlagen, und das tun wir.“

Dann stand sie auf. „Und jetzt möchten wir Ihre kostbare Zeit nicht länger in Anspruch nehmen, Mr Westmoreland. Meine Familie dankt Ihnen für Ihr Interesse am Weingut Russell. Doch wie ich schon zu Beginn des Gesprächs sagte – es steht nicht mehr zum Verkauf.“

Spencer erhob sich und klappte seine Aktentasche zu. Schweigend. Bevor er schließlich sagte: „Wenn Sie glauben, dass ich aufgebe, haben Sie sich geirrt, Miss Russell.“ Er grinste sie an. „Es macht mir richtig Spaß, mit Ihnen zu verhandeln.“

Aber mir nicht. „Es gibt keine weiteren Verhandlungen“, erwiderte sie kühl. „Warum suchen Sie sich nicht einfach ein anderes Weingut, aus dem Sie einen Freizeitpark machen können?“

„Weil mir Ihres so besonders gut gefällt.“ Er lächelte breit und bedachte sie mit einem Blick, unter dem sie wieder wohlig erschauerte. „Auf Wiedersehen, Miss Russell. Und ich bin mir sicher, dass wir uns schon bald wiedersehen.“

Als das Haus der Familie Russell eine gute Meile hinter ihm lag, lenkte Spencer den Mietwagen an den Straßenrand und griff zu seinem Handy. „Stuart? Hier ist Spencer. Könnten Sie herausfinden, welche Bank eventuell beabsichtigt, den Russells einen Kredit zu gewähren? Und informieren Sie mich bitte, sobald Sie etwas in Erfahrung gebracht haben.“

Er klappte das Handy zu und ließ den Blick über die Weinberge wandern. Es war Anfang Dezember, doch ein sonniger Tag, und die Landschaft war herrlich. Spencer wollte dieses Weingut seit Monaten. Und jetzt gab es noch etwas, das er wollte.

Chardonnay Russell.

Er war noch nie einer Frau begegnet, die ihn dermaßen faszinierte. Die ein solches Verlangen in ihm auslöste. Die sein Herz rasen ließ, sobald er sie anschaute. Er begehrte sie. Und Chardonnay ging es umgekehrt ebenso – das hatte er deutlich in ihren Augen gelesen.

Nachdenklich zog er die Stirn kraus. In seiner großen Familie gab es kaum noch Singles. Die meisten seiner Cousins und Brüder waren glücklich verheiratet, und seine Mutter wünschte sich, auch ihre weiteren Söhne recht bald vor dem Traualtar zu sehen.

Nach dem Tod seiner Verlobten hatte Spencer sich allerdings geschworen, nie zu heiraten. Lynette war mit dem Jetski verunglückt – vor vier Jahren auf den Bermudas –, und die Obduktion hatte ergeben, dass sie in der sechsten Woche schwanger gewesen war. Also war er als Vater nicht infrage gekommen. Denn sie war zwei Monate lang dort gewesen – beruflich –, und er hatte keine Zeit gefunden, sie zu besuchen.

Aber war das ein Grund gewesen, ihn zu betrügen? Seine Hände krampften sich um das Lenkrad. Es hatte ihn sehr verbittert, dass Lynette mit irgendeinem Kerl ins Bett gehüpft war, obwohl sie beide bereits ihre gemeinsame Zukunft geplant hatten.

Seit diesem Verrat glaubte Spencer nicht mehr daran, jemals die wahre Liebe zu finden. Trotzdem. Er war sechsunddreißig und hatte ein Vermögen angehäuft. Da wäre es sinnvoll, eine Familie zu gründen. Nachkommen zu haben. Viele Kinder, die hatte er sich doch immer gewünscht.

Und obwohl er seinen Traum von einer Liebesheirat vor Jahren begraben hatte, konnte er es sich durchaus vorstellen, eine Ehe zu führen, die auf gegenseitigem Respekt und erotischer Anziehungskraft basierte.

O ja … sein Leben mit einer Frau zu teilen, die ihm allein mit ihrem Anblick den Atem raubte, würde ihm sehr gefallen.

Spencer ließ den Motor an und fuhr weiter in Richtung des Hotels Chablis, in dem er übernachten wollte. Er hatte soeben einen Entschluss gefasst. Bei ihrem nächsten Treffen würde er Chardonnay ein neues Angebot machen – und sie würde es akzeptieren. Bestimmt. Denn er war ein Mann, der dafür sorgte, dass er immer alles bekam, was er wollte. Der niemals aufgab, bevor er sein Ziel erreicht hatte.

Und jetzt wollte er Chardonnay – in seinem Bett, in seinem Leben, als seine Ehefrau.

2. KAPITEL

„Hier ist ein Anruf für dich.“

Chardonnay, die im Weinkeller Inventur machte, drehte sich zu ihrer Mutter um. „Die Bank?“, fragte sie hoffnungsvoll.

Ruth schüttelte den Kopf. „Nein. Mr Westmoreland.“

Sie seufzte. Ihre Mutter wusste doch, wie sehr ihr dieser Kerl gestern auf die Nerven gegangen war. Wieso hatte sie ihn nicht abgewimmelt?

„Danke, Mom“, sagte sie sarkastisch, als die ihr das Telefon reichte. Dann bedeckte sie das Mikrofon mit der Hand und flüsterte: „Warum hast du ihm nicht gesagt, ich wäre nicht da?“

„Weil sein Anruf wichtig sein könnte.“

„Ts. Das bezweifle ich. Der will mich nur wieder nerven.“ Sie drückte das Telefon ans Ohr, während ihre Mutter hinausging.

Mit Westmoreland zu reden, war nun wirklich das Letzte, was sie wollte. Es reichte ihr gerade, dass sie sein Bild nicht mehr aus dem Kopf bekam. Gestern hatte sie unaufhörlich an ihn denken müssen. Und was noch viel schlimmer war – die ganze Nacht lang hatte sie von diesem attraktiven dunkelhaarigen Mann geträumt. Obwohl sie ihn doch so gern aus ihrem Gedächtnis streichen würde, denn arrogante Businesstypen wie er waren ihr zuwider.

„Ja?“, meldete sie sich schroff.

„Miss Russell? Hier ist Spencer Westmoreland. Ich rufe an, um Sie zu fragen, ob ich Sie heute Abend zum Dinner einladen darf.“

Der sinnliche Ton in seiner Stimme sandte sofort ein warmes Prickeln über ihre Haut. Chardonnay seufzte. Diese verräterischen Hormone! Wie’s aussah, könnte ein Date mit dem Mann sehr gefährlich werden. „Mr Westmoreland, warum sollte ich mit Ihnen essen gehen?“

„Um das Weingut Ihrer Familie zu retten.“

„Es tut mir ja leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber wir brauchen Ihre Hilfe nicht.“

„Sind Sie sich da absolut sicher?“

Nein. Im Gegenteil. Die Bank in San Francisco hüllte sich in Schweigen. Dabei hatte Mr Gordon versprochen, bis spätestens heute Mittag anzurufen – und jetzt zeigte die Uhr halb zwölf. Chardonnay lehnte sich gegen ein Weinregal. Vielleicht wäre es klüger, sich anzuhören, was Spencer Westmoreland zu sagen hatte. „Okay. Wir können uns gern noch mal unterhalten. Aber es muss ja nicht beim Dinner sein.“

„Doch. Ich bestehe darauf.“

„Und wenn ich mich weigere, mit Ihnen essen zu gehen?“, fragte sie verärgert.

„Dann werden Sie nicht erfahren, was ich Ihnen vorschlagen möchte.“

„Ach … ich glaube, es interessiert mich auch gar nicht.“ Was sollte er schon vorschlagen? Er würde den Kaufpreis um weitere hunderttausend Dollar erhöhen. Jemand wie Spencer verstand es wohl nicht, aber der Familie Russell war es wichtiger, ihr Weingut zu behalten, statt Millionen auf dem Konto zu haben. „Ich habe Ihnen doch gestern gesagt, dass es keine weiteren Verhandlungen gibt. Haben Sie das schon vergessen?“

Sie hörte ihn leise lachen, und der Klang gefiel ihr. „Nein. Aber ich hoffe, dass ich Sie umstimmen kann.“

„Nein, Mr Westmoreland. Es bleibt dabei: Wir verkaufen nicht, und Sie können sich jedes weitere Angebot sparen.“

„Wollen Sie es wirklich riskieren, mir eine Abfuhr zu erteilen, bevor Ihr Kredit bewilligt wurde?“