Geliebter Pferdeflüsterer - Clarissa Busch - E-Book

Geliebter Pferdeflüsterer E-Book

Clarissa Busch

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Beschreibung

Die junge gut aussehende Studentin Laura ist leidenschaftliche Reiterin. Sie möchte mit ihrem Pferd Sheila gerne in der Dressur erfolgreich werden. Auf der Suche nach einem Ausbildungsstall lernt sie den etwas älteren Michael kennen und ist wie vom Blitz getroffen: Er raubt ihr den Atem, dieser Mann ihrer Träume und sie kann kaum glauben, dass auch er sich ausgerechnet in sie verliebt hat. Er ist erfolgreicher Reiter und kann sehr gut mit Pferden umgehen, durch ihn macht sie deutliche Fortschritte mit ihrem Pferd...aber im normalen Leben tauchen unerwartete Schwierigkeiten auf....

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Seitenzahl: 192

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Geliebter Pferdeflüsterer

Geliebter PferdeflüstererImpressum

Geliebter Pferdeflüsterer

Inhalt

Aufruhr im Reitstall 3

Auf Stallsuche  5

Umzug auf den Buchenhof 9

Neue Bekanntschaften  13

Das erste Treffen  18

Trennung von Marcel 23

Angela  27

Badefreuden  34

Unter Freunden  38

Ein neuer Versuch  40

Dressurturnier 42

Erste Erfolge  45

Hochzeitstermin  47

Laura im Glück  48

Am Springturnier 50

Reiterball 58

Das Leben geht weiter 61

Epilog  64

Aufruhr im Reitstall

Es war ein herrlicher Julimorgen, als Laura in ihr neues Auto stieg. Na ja, ganz neu war es nun ja eigentlich nicht. Im Gegenteil war es schon ganz schön betagt mit seinen 6 Jahren, aber für Laura war es ihr erstes eigenes, neues Auto. Es war ein Alfa Spider in rot. Es war ihr absoluter Traum gewesen und ihre Eltern hatten ihr versprochen, sobald sie nach dem Abitur ihr Studium beginnt und sich durch einen Nebenjob den Unterhalt für das Auto verdienen kann, schenken sie ihr das Traumauto. Tja und nun endlich ist es soweit. Sie steigt ein, schiebt das Verdeck zurück und seufzt, ach wie herrlich das Leben doch sein kann. Alles läuft bestens, sie hatte endlich den Druck des Abiturs und der Schule hinter sich und das Studieren läuft ohne großen Aufwand, zumindest am Anfang. Ausserdem hat sie ja noch ihren grossen Liebling – ihr Pferd Sheila. Zu dem will sie jetzt fahren und einen schönen Ausritt unternehmen. Mal sehen, wer im Stall ist und Lust hat, mit ihr zu kommen. Sie startet und fährt los. Der Wind weht durch ihre blonden Haare und der Sound des Alfas klingt richtig sportlich. Überhaupt fühlt er sich an wie ein kleiner Rennwagen. Es ist nicht immer ganz leicht zu schalten, aber man gewöhnt sich daran.

Laura biegt in die Strasse zum Reitstall ein. Die Pferde auf den Koppeln heben die Köpfe und schauen zu dem roten Sportwagen. Teilnahmslos konzentrieren sie sich dann wieder auf das saftige Gras unter ihren Hufen. Laura schaut auf die Koppel, auf der Sheila normalerweise ihre Freizeit zusammen mit ihrem Weidegefährten Janosch verbringt, aber sie ist nicht da. Also wird sie wohl im Stall auf Laura warten. Auch gut, dann braucht sie nicht so lange zu putzen, weil sich das Pferd nicht im Schlamm auf der Koppel – eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen - gewälzt hat. Laura fährt auf den Parkplatz und stellt fest, dass einige ihrer Freundinnen und auch Lars, einer der wenigen männlichen Reiter in ihrem Alter da sind. Laura steigt aus, holt ihre Reitstiefel aus dem Kofferraum, sie sind wie meist blitz blank geputzt und glänzen in der Sonne. In der Pflege ihrer Reitsachen ist Laura sehr gewissenhaft, was man in Bezug auf andere Dinge, wie z.B. ihre Appartementwohnung im Haus ihrer Eltern nicht immer sagen kann. Manchmal ist sie sehr froh, wenn ihre Mutter hin und wieder Hand anlegt und alles gründlich sauber macht. Obwohl sie jedes Mal sagt, es wäre definitiv das letzte Mal, weil Laura ja jetzt erwachsen ist und alles selbst in Schuss halten kann. Das kommt schon noch. So alt ist sie mit Anfang 20 nun auch wieder nicht. Das ganze schöne Leben liegt noch vor ihr!

Als Laura die Stallgasse betritt, bemerkt sie sofort, dass irgendwas nicht stimmt. Am Ende, vor der Boxe von Ikarus stehen mehrere Personen und unterhalten sich aufgeregt. Es sind alles die älteren Reiter, mit denen Laura nicht so viel am Hut hat, also beschließt sie, erst mal Richtung Sattelkammer zu gehen und später vielleicht von den anderen zu erfahren, was denn eigentlich los sei. Irgendwas ist ja hier immer los. Die Führung des Reitstalls ist nicht so optimal, alles geht meist drunter und drüber. Eigentlich würde Laura auch wahnsinnig gerne in einen anderen Stall wechseln, einen Turnierstall, wo man richtig weiterkommt mit seinem Pferd. Hier wird ja immer nur ins Gelände geritten und die Leute halten sich für Wunder wie gute Reiter. Laura hat aber eine Freundin in einem sehr schicken Reitstall am anderen Ende der Stadt, wo sie schon oft zugesehen hat, wenn die Reiter dort Dressurlektionen reiten und ihre wunderschönen Pferde tanzen lassen. Das ist schon was Anderes als hier. Vielleicht sollte sie den Gedanken, woanders hin zu gehen doch mal in Angriff nehmen. Hier ist sie ja eigentlich nur, weil es gleich um die Ecke war und sie als Kind mit dem Fahrrad herfahren konnte. Ihre Großeltern haben ihr hier die ersten Reitstunden geschenkt und sie hat hier vom Stallbesitzer ihre Sheila erstanden (besser gesagt, ihre Eltern und Großeltern für sie), weil Sheila sonst in den Schulbetrieb gekommen wäre. Das hätte Laura das Herz gebrochen, weil sie sich im ersten Moment in das hübsche schwarzbraune Pferd verliebt hatte, als es vom Transporter stieg und lauthals zu wiehern begann. Laura hat daraufhin mehrere Tage ihre Eltern bearbeitet, mit Tränen, Versprechungen und allem was ihr einfiel, bis diese sich breitschlagen ließen und Laura ihren Herzenswunsch erfüllten. Grundsätzlich hatte sie es sich ja auch verdient, sie hatte sehr gute Schulnoten und hielt sich im Großen und Ganzen an die Vorschriften ihrer Eltern. In Gedanken versunken eilte Laura um die Ecke zur Sattelkammer, als sie beinahe mit Annette zusammen stieß. „Hey Laura, wo willst Du denn so eilig hin?“ „Hallo, Tschuldigung, ich hab’ Dich gar nicht gesehen.“ „Das merke ich. Hast Du schon die Neuigkeit gehört?“ „Neuigkeit, welche Neuigkeit? Ich hab’ nur die anderen in der Stallgasse palavern gesehen. Was ist denn los?“ „Du weißt es noch nicht? Der Stall wird zugemacht. Alle müssen raus.“ „Was? Wieso das denn?“ „Der Alte hat verkauft und jetzt werden hier Häuser hin gebaut.“ Mit der „Alte“ war der Vater des Reitstallbetreibers gemeint. Der Stall war mitten im Ort und eigentlich wollte der Vater von Alexander Diebold den Stall schon lange verkaufen, weil dieser sich auf Bauland befand, was für den wenig rentablen Betrieb des Reitstalles viel zu schade war. Jetzt war es wohl endgültig soweit. Laura ist hin und her gerissen. Eigentlich will sie ja weg, aber so plötzlich und gezwungenermaßen, so hat sie sich das nicht vorgestellt. Sie hat hier viele Freunde und es ist eine nette Gemeinschaft. Aber nun wird ihr die schwierige Entscheidung abgenommen, sie muss sich wohl einen neuen Stall suchen.

„Schöner Mist, oder? Was sollen wir denn jetzt unternehmen. Vielleicht kann man den Kauf noch rückgängig machen“ fragt Annette. „Unsinn, wenn so was notariell beurkundet ist, dann läuft das, da kann man nichts mehr rückgängig machen, außerdem warum sollte der Alte das tun. Er wartet doch schon ewig auf ein gutes Angebot, um Kohle für den Stall zu bekommen.“ Laura ist in ihrer Betrachtungsweise stets realistisch. Wenn etwas Tatsache ist, dann muss man es eben so hinnehmen und das beste daraus machen, langes Jammern bringt nichts. Das war die Devise ihres Vaters, die sich zur Bewältigung des täglichen Lebens bestens eignete.

„Was meint denn eigentlich der Alexander dazu? Was macht der denn jetzt mit seinen vielen Schulpferden?“ fragt Laura. „Das ist es ja – der will nach Österreich gehen mit den Pferden dort ein Reitcamp eröffnen – schrecklich, oder?“ Für Annette ist es verständlicherweise schrecklich, sie hat kein eigenes Pferd und pflegt und hegt eines der Schulpferde wie ihr Eigenes. Für sie bricht eine Welt zusammen. Laura kann das gut verstehen und versucht Annette zu trösten. „Komm’ beruhige Dich wieder. Laß’ uns erst mal klären, ob das Ganze auch wirklich stimmt, oder ob es wieder nur heiße Luft ist. Wir haben ja schon oft solche Hiobsbotschaften gehört und dann war gar nichts dran. Ausserdem wird das Ganze dann ja nicht von heute auf morgen stattfinden. Es findet sich immer irgendeine Lösung.“ „Du kannst gut reden, Du hast ja Deine Sheila. Ich möchte Saturn auch behalten, aber der soll ja nach Österreich!“

In diesem Moment kommt Lars um die Ecke zu den beiden Mädchen. „Was macht ihr denn da?“ „Annette ist traurig, weil der Stall verkauft werden soll.“ „Ja, das habe ich auch schon gehört. Man sollte etwas unternehmen.“ „Was sollte man den unternehmen?“ „Keine Ahnung.“ „Das ist typisch für Euch Männer, ihr wollt immer gleich kämpfen, wisst aber gar nicht wofür und wie. Einfach stumpfsinnig.“ Lars braust auf, aber noch bevor er etwas sagen kann, fällt ihm Laura ins Wort und meint: „Ist schon gut, ich hab’s nicht so gemeint, irgendwie ist das ja auch das Imponierende an Euch, dass Ihr uns immer verteidigen wollt.“ Lars ist beschwichtigt. Laura versteht es sehr gut, die richtigen Worte zu finden, um Menschen zu beruhigen oder anzustacheln. Sie ist meist sehr diplomatisch und erreicht fast immer genau das, was sie will, ohne es direkt sagen zu müssen. Es wird dem Anderen sozusagen direkt in den Mund gelegt, ohne das er es merkt. Vor allem bei Männern funktioniert das sehr gut. Laura wechselt das Thema und fragt, ob jemand mit ihr ins Gelände reiten möchte. Annette hat kein Pferd zu Verfügung und Lars war schon geritten. Dann bleibt ihr wohl nichts anderes übrig als sich allein auf den Weg zu machen.

Sie macht ihr Pferd fertig und trottet mit Sheila gemächlich im Schritt in den Wald hinaus. Sie macht sich Gedanken über die Zukunft. Es ist wohl ein Wink des Schicksals, dass ausgerechnet jetzt der Stall verkauft wird, wo Laura schon mit dem Gedanken gespielt hat, woanders hin zu gehen, bisher aber noch nicht denn richtigen Auslöser gefunden hat. Sie will hier ja auch niemanden kränken, wenn sie den Stall wechselt um reiterliche Fortschritte zu machen. Das ist nicht ihre Art. Aber so wie die Dinge jetzt stehen, wird sie gleich heute Nachmittag damit beginnen, einen neuen Stall zu suchen. Sie muss ihre Freundin Carolin anrufen und mit ihr die Sachlage besprechen. Caro hat immer gute Ideen. Sie kennt sich in der Reiterwelt ziemlich gut aus, weil sie selbst Turniere reitet und dabei viele Leute kennen lernt. In Caros Stall ist die Stallmiete aber zu teuer. Das kann Laura trotz ihres Nebenjobs bei der Werbeagentur nicht finanzieren. Und schon wieder ihre Eltern um finanzielle Unterstützung bitten, wollte sie nicht, wo sie doch gerade versprochen hatte, jetzt mit dem neuen Auto allein zurecht zu kommen. Noch öfter zu arbeiten war aber nicht drin, weil sie sich ja auch um das Studium kümmern muss. Kommunikationswissenschaft ist zwar kein besonders arbeitsintensives Fach, aber sie will es trotzdem so schnell und so gut wie möglich durchziehen, um dann einen guten Job, am liebsten im Werbebereich zu bekommen und viel Geld zu verdienen. Ausserdem muss ja auch noch Zeit für Sheila bleiben und für Marcel. Marcel ist Lauras Freund. Ein Traummann sozusagen. Traummann deshalb, weil es gar nicht so einfach war, ihn zu bekommen, er sieht überdimensional gut aus mit seinen stechend blauen Augen á la Terence Hill (obwohl der ja Kontaktlinsen tragen soll) und der super Figur. Er hat sanft gewelltes dunkelblondes Haar und ist wirklich ein echter Hingucker. Laura hat ihn schon auf der Schule kennen gelernt. Damals war sie total hin und weg. Sie musste diesen Typen haben, obwohl der mit einer anderen zusammen war. Noch dazu, wo sie selbst gerade von einem sehr gut aussehenden Jungen aus ihrem Französischkurs verlassen worden war. Da war Marcel die ideale Alternative. Alle beneiden sie um ihn und Laura ist stolz darauf. Manchmal ist es allerdings im täglichen Leben etwas umständlich mit so einem Schönling. Er braucht vor dem Weggehen genauso lange wie sie im Bad und es fällt ihm schwer, Laura Komplimente über ihre Schönheit zu machen. Na ja, so schlimm ist’s auch nicht. Marcel ist schon okay und für Laura steht sowieso schon fest, dass sie zusammenbleiben. Immerhin läuft ihre Beziehung schon seit 3 Jahren und das ist eine lange Zeit in ihrem Alter.

Auf Stallsuche

Selbstverständlich hat Caro Zeit, mit Laura so eine wichtige Unternehmung wie die Suche nach einem neuen Reitstall zu organisieren. Sie kommt am Nachmittag zu Laura und bringt eine ganze Menge Hefte und Bücher über den Reitsport mit. Sie wälzen Annoncen im Netz, sichten Berichte in Facebook und Instagramm über gut geführte Reitställe und überprüfen auf Google Maps, wie weit diese entfernt sind. Einige setzen sie auf die Liste der Ställe, die persönlich abgefahren und besichtigt werden müssen. Sie wollen noch am selben Tag damit beginnen. Laura ruft Marcel an und erzählt ihm die Neuigkeit. Marcel ist weniger begeistert. Die Sache mit dem Pferd liegt ihm schon seit Langem im Magen. Immer dieser Gaul. Laura hat viel zu wenig Zeit für ihn und er wird das Gefühl nicht los, dass Laura dieses Vieh ihm vorzieht. Aber wenn er sich gegen das Pferd stellt, könnte es sein, dass Laura sich von ihm abwendet und er ist nach wie vor sehr verliebt in sie. Also stimmt er zu, dass sie sich erst später im Biergarten treffen, wenn Laura ihre Besichtigungstour beendet hat. „Alles klar, Caro, wir können los. Marcel wartet später auf mich im Biergarten!“ ruft Laura nachdem sie ihr IPhone weggelegt hat. „Meinst Du nicht, Du solltest Dich etwas mehr um ihn kümmern? Nicht dass er Dir am Ende noch abhanden kommt, die anderen stehen schon Schlange, das weißt Du doch, oder?“ „Jaaaa, natürlich. Ich kenn’ den Marcel doch viel zu gut, der bleibt bei mir. Jeder muss doch auch seinen eigenen Freiraum haben, man kann doch nicht immer nur zusammen glucken, man braucht doch auch Input von außen um eine glückliche Beziehung aufrecht zu erhalten.“ „Du wirst wohl Recht haben, wenn Du das sagst, schließlich bist Du ja die Expertin auf diesem Gebiet. Wir bewundern Dich alle, wie Du das immer wieder hinkriegst, Dir die besten Typen zu angeln und auch noch ewig lange mit ihnen zusammen zu bleiben. Bei Gelegenheit solltest Du mir da mal Nachhilfe geben.“ „Mach’ ich, aber jetzt schwing’ die Hufe und komm’, wir müssen los.“

Laura ist stolz darauf, Caro auch gleich ihr neues Auto vorführen zu können und Caro bewundert es nach allen Regeln der Kunst, weil sie weiß, wie viel ihrer Freundin daran liegt. Als erstes fahren sie zu einem Reitstall ziemlich in der Nähe und informieren sich da fachmännisch über den Reitlehrer und die Gegebenheiten, obwohl sie schon zigmal dort vorbei geritten sind und eigentlich schon alles wissen. Selbstverständlich haben sie sich vor der Abfahrt auch noch etwas bei Laura zurecht gemacht, um hübsch auszusehen. Schließlich weiß man ja nie, wenn man trifft. Laura hat ihre langen, blonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und lässig eine Kappe darüber gezogen, damit der Wind beim Cabrio fahren ihre Frisur nicht durcheinander weht. Caro hat ein Kopftuch von Laura umgeschlungen, wie man es in alten Filmen sehen kann. Nach der Besichtigung des Reitstalles, sagen sie dem Besitzer, dass sie es sich noch überlegen wollen und fahren weiter. Beide sind sich einig, dass es das nicht sein kann. Das ist auch nichts anderes als der alte Stall. Das Niveau ist das Gleiche und Laura würde auch nicht weiterkommen. Damit sind die Möglichkeiten der in der Nähe befindlichen Stallungen schon ausgeschöpft. Caro kennt einen sehr guten Reitstall, der allerdings fast 20 Kilometer entfernt liegt. Dort soll allerdings guter Unterricht gegeben werden und es gibt zwei Reithallen. Also machen sie sich auf den Weg. Es ist nicht ganz leicht zu finden, aber schließlich fahren sie doch auf einer breiten Allee zu einem wunderschön gelegenen alten Gut. Es liegt direkt an einem malerischen Fluss. Schon beim Hinfahren sind beide Mädchen begeistert. „Schau’ mal, da geht es so flach rein, da kann man mit dem Pferd den Fluss durchqueren.“ „Toll, das wollte ich schon immer einmal!“ Sie fahren auf einen schattigen Parkplatz, der von alten Kastanien umringt ist. Alles sieht sehr gepflegt aus. Durch einen alten Torbogen gehen sie zu den Stallungen. Die sind hell und ähneln einem Burggewölbe. Die Pferde strecken neugierig die Köpfe heraus und beschnuppern die Fremden. Laura und Caro begutachten die Boxen. Sehr ordentlich, auch jetzt am späten Nachmittag stehen die Pferde sauber auf hellem duftendem Stroh. Das ist in Lauras jetzigem Stall nicht immer der Fall. Sheila tat ihr manchmal leid, wenn sie sie aus dem stinkenden Mist herausholt. Aus Spargründen wird meist nicht soviel eingestreut. Aber hier ist das ganz anders. Die Pferde sind kugelrund und haben glänzendes Fell. An den Boxen sind Tafeln angebracht, auf denen der Name, die Abstammung und die Besitzer stehen. Viele Pferde hier haben bekannte Vorfahren, was sich Pedigree nennt und viel über die Qualität eines Pferdes für den Turniersport aussagt. An einigen der Boxen sind auch Plaketten angebracht, die von diversen Siegen und Platzierungen der Pferde auf Turnieren zeugen. Alle scheinen sehr erfolgreich zu sein. Laura und Caro gehen am anderen Ende der Stallgasse hinaus in den Innenhof. Rechts gibt es noch einen weiteren Stalltrakt, links führt ein Kiesweg zu den Reitplätzen und Hallen. Die beiden Mädchen gehen in diese Richtung. Nirgends ist jemand zu sehen. Zuerst gehen sie am Dressurplatz vorbei, der von strahlend weißen Gattern umgeben ist. Er hat 20 x 60 m, was das Maß für große Dressurprüfungen ist. Kleinere Dressuren werden auf Plätzen von 20 x 40 m ausgetragen, wusste Caro. Gegenüber liegt sich ein großflächiger Sandspringplatz mit vielen bunten Hindernissen darauf. Auch hier ist alles tipp topp und sehr gepflegt. An der Längsseite des Springparcours steht eine hohe Tribüne. Diese wird wohl bei Turnieren benutzt. Sie gehen den Kiesweg weiter Richtung Reithalle. Innen ist es hell und lichtdurchflutet. Hier wird geritten. Die Pferde, die in der Bahn laufen, sind allesamt hübsch anzusehen. Da ist ein großer Brauner, der von einem jungen Mann mit roten Pausbacken geritten wird. Er galoppiert majestätisch durch die einzelnen Sonnenstrahlen, die durch die Fenster hereinfallen. Er reitet Dressurlektionen. Erst lässt er das Pferd seitwärts galoppieren, Traversalen wie Caro feststellt, dann wechselt er fliegend den Galopp, wobei das Pferd rhythmisch mit allen vier Beinen in die Luft springt und den Galopp wechselt. Der Reiter klopft das Pferd lobend auf den Hals und hält bei den Mädchen an.

„Hallo, Ihr beiden, kann man Euch helfen?“ Der Mann wirkt eher wie ein Junge und spricht mit deutlich ländlichem Akzent. „Ich weiß nicht, meinte Laura, wir wollen uns den Stall anschauen, weil ich vielleicht mein Pferd hierher stellen möchte.“ „Ich bin hier der Reitlehrer, Hans Lauer, ich bin für die Dressur-Ausbildung zuständig. Was geht denn Dein Pferd?“ „Ach, bis jetzt noch nicht besonders viel, aber sie ist jung und sehr hübsch. Ein Hannoveraner mit guter Abstammung.“ „Wie stammt das Pferd denn ab?“ „Shogun ist der Vater.“ „Aha, das ist okay, der Shogun macht Vielseitigkeitspferde, aber auch immer wieder mal einen Dressurler oder Springer. Was willst Du denn damit reiten?“ „Dressur. Würde ich zumindest gerne.“ „Na dann bist Du ja hier genau richtig! Ich muss jetzt den da hinten (er zeigt auf ein Pferd in hinteren Bereich der Reithalle, das von einem Mädchen im Schritt geritten wird) noch reiten, dann komme ich vor und zeige Euch alles.“ „Okay.“

Er reitet in Richtung des anderen Pferdes und tauscht mit dem Mädchen die Pferde. Das Pferd, das er jetzt im flotten Trab durch die Halle fliegen lässt, ist ein schicker Rappe. Sein Fell glänzt in der Sonne in allen Farben. Er bewegt sich elastisch und federnd. Es ist eine wahre Freunde zuzusehen. Das Mädchen ist derweil auf den Braunen aufgestiegen und ritt an den beiden vorbei hinaus und in Richtung Fluss. Caro meinte „komm’ lass uns hinterher gehen und noch die Koppeln anschauen, das dauert eh noch bis der fertig ist.“ Laura nickt, kann sich aber kaum von dem prächtigen Pferd abwenden, so möchte sie auch mal reiten können. Ob aber ihre Sheila dafür gut genug ist? Na ja, man wird sehen.

Die beiden gehen um die Reithalle herum zu den Koppeln. Sie sind weitläufig und mit saftigem grünen Gras dicht bewachsen. Auf den Koppeln tummeln sich viele wohlgenährte muskulöse Pferde. Alles macht einen total idyllischen Eindruck. Hinter der Reithalle führt der Weg weiter zu einer zweiten kleineren und dunkleren Halle und zu einem überdachten Longierzirkel, wo man die Pferde longieren oder frei laufen lassen kann. Toller Komfort. Das Mädchen vor ihnen auf dem Pferd reitet zu einer flachen Stelle am Bach, einer Schwemme, wo sie mit dem Pferd ins Wasser geht. Sie lässt das Pferd mitten im Bach stehen und man kann sehen, wie sehr das Pferd es genießt, wenn das kalte Wasser seine Beine umspült. Danach reitet das Mädchen zur anderen Seite des Baches wieder aus dem Wasser und mit dem Pferd in zügigem Schritt davon. Laura und Caro gehen noch ein paar Schritte weiter in Richtung der zweiten Halle, als sie plötzlich zusammen schrecken, als jemand sie anspricht „Hallo, wo wollt Ihr denn hin?“ Die Stimme kam unter einem Baum neben dem Weg hervor. Als Laura und Caro genau hinsehen, erkennen sie einen dunkelhaarigen Mann, der an den Baum gelehnt im Gras sitzt und scheinbar die Sonne genießt. Dahinter steht ein abgestellter Traktor. Der Mann ist mittelalt, braungebrannt und sieht ziemlich gut aus. Laura ist gleich von seinen blauen Augen gefesselt. Er hat Ähnlichkeit mit einem Filmschauspieler. Ihr fällt aber nicht ein, mit welchem. Sie antwortet: „Wir wollen uns nur umsehen, weil ich mein Pferd hierher stellen möchte.“ „Aah, das ist gut, so hübsche Mädchen wie Euch haben wir hier immer gerne.“ Er hat eine sympathische, tiefe Stimme und klingt ganz und gar nicht aufdringlich. Er trägt Jeans und darüber lederne Chaps, wie die Cowboys in den Wild West Filmen. Dazu ein hellblaues Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Er ist bestimmt ein Angestellter der Reitanlage. Er lächelt breit und dabei zeigen sich seine makellosen strahlend weißen Zähne, ein richtiges Filmgebiss. Laura muss grinsen, wie beim Pferd achtet sie jetzt schon auf die Zähne der Leute. Er fragt: „Und gefällt Euch der Reitstall?“ „Ja, er ist super schön und alles so gepflegt. Ich glaube, ich würde mein Pferd hier gerne unterbringen.“ „Ja, es alles ziemlich gut in Schuss und der Chef achtet auch sehr drauf, dass das alles so bleibt.“ „Wissen Sie, ob die Pferde hier regelmäßig auf die Koppeln kommen?“ Caro stellt mal wieder sachkundige Fragen, aber Laura ist ganz froh darüber, denn sie ist momentan fast schüchtern. Irgendwie kommt sie sich diesem Mann gegenüber wie ein kleines Schulmädchen vor. Sie ist verlegen und weiß gar nicht, was sie sagen soll. Während der Mann und Caro sich über alle möglichen pferdetechnischen Dinge unterhalten, kann Laura den Blick nicht von ihm wenden. Es ist als hätte sie der Blitz getroffen. Immer wenn er zu ihr sieht und das macht er mehrmals mit durchdringendem Blick, wendet sie sich ab und spürt wie ihre Wangen rot anlaufen. Er sieht wirklich gigantisch gut aus. Er scheint, soweit man das im Sitzen beurteilen kann, ziemlich groß und athletisch gebaut zu sein, dabei ist er sehr schlank. Er hat schwarzbraune Haare, die er ab und zu mit einer Hand aus der Stirn streicht. Das Gesicht ist markant und männlich, gleichzeitig aber auch schön anzusehen. Und dann diese stechend blauen Augen, die einen fast durchbohren, wenn er einen ansieht. Sie vergleicht in unwillkürlich mit Marcel. Marcel sieht sehr gut aus, keine Frage, aber er ist ein Jüngelchen gegen diesen Mann. Er kann ihm nicht das Wasser reichen.