Die Grundgangarten
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Grundgangarten
Die Grundgangarten sind in jeder Dressurprüfung das
ausschlaggebende Kriterium. Die Lektionen können noch so gut
ausgeführt werden, wenn der Schritt, der Trab oder der Galopp nicht
gut (geritten) sind, kann es zu keiner guten Bewertung kommen. In
der Regel gelingen aber auch die Lektionen weniger gut, wenn es
Gangartprobleme gibt. Sie sollten deshalb in der Ausbildung und im
Training stets auf die korrekte Entwicklung von Schritt, Trab und
Galopp achten.
Basics bereits in E und A Dressur
Mittelschritt
Der Schritt ist die wichtigste Gangart in Dressurprüfungen, ob Sie
das glauben oder nicht. Ein schlechter, passartiger Schritt macht
jede Möglichkeit, dass Ihr Pferd jemals erfolgreich in
Dressurprüfungen starten könnte, zunichte. Deshalb ist es besonders
wichtig, bereits beim Kauf eines Dressurpferdes darauf zu achten,
dass die Schrittqualität gut ist. In der Ausbildung muss der
Schritt stets im klaren Viertakt erhalten werden.
Die wichtigste Kriterium für einen guten Schritt ist der Takt. Das
Pferd soll im klaren Viertakt schreiten. Um den Viertakt zu
erkennen, müssen Sie auf die V-Phase der gleichseitigen
Beinpaare und die korrekte Fußfolge achten. Das Pferd beginnt
den Schritt beispielsweise mit dem rechten Hinterfuß. Darauf folgt
der rechte Vorderfuß, dann der linke Hinterfuß und der linke
Vorderfuß. Im Anschluss geht es wieder von vorne los ohne eine
Schwebephase, d.h. es ist stets ein Huf des Pferdes am Boden. Der
jeweilige Hinterfuß muss beim Auffußen mit dem gleichseitigen
Vorderfuss kurzzeitig ein V bilden. Um so mehr dieses V auseinander
klafft und in Richtung Pass, bei dem die gleichseitigen Beinpaare
absolut parallel vor- und zurück schwingen, tendiert, um so mehr
ist der Schritt kaputt.
Taktmäßiges Schreiten im klaren Viertakt ist wichtig für eine gute
Benotung
Es ist sehr selten, dass ein Pferd von Natur aus Pass geht.
Heutzutage ist die Zucht so weit fortgeschritten, dass es kaum noch
Dressurpferde gibt, die reinen Pass von Geburt an gehen. Also
entsteht das doch relativ oft vorkommende "passartige" Gehen im
Laufe der Ausbildung. Dies müssen Sie in der Ausbildung Ihres
Pferdes unter allen Umständen vermeiden. Hierzu ist es wichtig, das
junge Pferd erst einmal völlig frei und ungezwungen mit dem
ungewohnten Reitergewicht gehen zu lassen. Vor allem übermäßiger
Zügeleinsatz im Schritt macht das Pferd eng im Hals und
beeinträchtigt das Ausbalancieren, wodurch Verschiebungen in der
Fußfolge möglich sind. Zuerst lassen Sie Ihr Pferd also möglichst
viel völlig frei geradeaus schreiten. Gehen Sie viel ins Gelände
und klettern Sie mit Ihrem Pferd.
Ein weiteres wichtiges Kriterium und auch die Basis für eine
korrekte Fußfolge ist die Rückentätigkeit. Das Pferd soll „über den
Rücken“ gehen, also den Rücken willig aufwölben. Wieder ist die
Anlehnung zu betrachten. Das Pferd kann nur über den Rücken gehen,
wenn es in einer leichten Anlehnung steht. Der Pferdehals soll im
Schritt lang und entspannt bleiben, das Pferd soll dabei an das
Gebiss heran treten und sich fallen lassen. Die Anlehnung ist
natürlich auch abhängig von dem jeweiligen Schrittmaß, also
Mittel-, Starker oder Versammelter Schritt. Wir wollen zuerst den
meist verlangten Mittelschritt betrachten. Arbeitsschritt gibt es
in der dressurmäßigen Ausbildung nicht. Hierdurch soll dem Fehler
vieler Reiter, zu viel mit den Händen einzuwirken und das Pferd zu
kurz zu machen, entgegen gewirkt werden. Deshalb wird in deutschen
Dressurställen in der Grundausbildung nur Mittelschritt geritten,
bei dem der Hals des Pferdes deutlich länger als im Arbeitstrab
oder Galopp sein muss. In Dressurprüfungen ist dies leider sehr oft
gegenteilig zu sehen. Ich wundere mich mit meinen Kollegen beim
Richten oft, warum die Reiter durch das starke Annehmen des Pferdes
im Schritt so viele Punkte oder gar eine Platzierung verschenken,
wo das Nachgeben doch so einfach wäre...
Im Dressurprotokoll wird fast immer auf den Schritt eingegangen.
Die Kommentare können entweder sehr positiv oder negativ ausfallen:
Positiv: Ausdrucksvoll, schreitend
Ausdrucksvoll schreitend - Gratuliere hier können Sie nichts mehr
verbessern. Sie haben Ihr Pferd im korrekten Takt und Tempo und
zusätzlich mit Ausdruck schreitend vorgestellt. Schreitend
bedeutet, dass das Pferd nicht einfach nur geht, sondern mit
genügend Schulterfreiheit erhaben schreitet. Das Pferd trägt sich
in perfekter Selbsthaltung, ist absolut ausbalanciert und setzt
seine Beine weich und elastisch federnd auf. Ausdrucksvoll ist ein
Kriterium, dass man kaum antrainieren kann. Es zeugt von einem
angeborenen wirklich sehr guten Schritt, den Sie nur erhalten
müssen.
Negativ: Ohne Ausdruck, wenig schreitend
Wenn Ihr Pferd eher ausdruckslos daher marschiert, also einfach nur
„geht“, ist dennoch nicht alles verloren. Durch korrektes
Schrittreiten, Klettern im Gelände können Sie den Schritt Ihres
Pferdes schon etwas verbessern. Hier sind allerdings natürliche
Grenzen gesetzt. Oft ist jedoch das Schreiten vom Sitz des Reiters
beeinträchtigt. Reiter, die gegen die Schrittbewegung schwingen –
dies kommt gar nicht so selten vor – oder zu viel mit dem
Oberkörper „anschieben“ oder einfach zu wenig mitgehen, stören den
Schritt des Pferdes mehr als dass sie ihn unterstützen. Bei obiger
Beurteilung ist zwar das Schlimmste, eine Beeinflussung des
Schritttaktes noch nicht passiert, aber das Pferd erhält auch zu
wenig Unterstützung vom Reiter, um besser zum Schreiten zu kommen.
Im Schritt ist es wichtig, die Mittelpositur, also den Hüft- und
Beckenbereich, so elastisch zu halten, dass das Pferd Sie weich in
der Bewegung mitnehmen kann. Sie sollten nicht übertrieben mit dem
Oberkörper anschieben oder mit dem Gesäß gegen den Sattel stoßen.
Diese Bewegungen sind zu hart und stören den natürlichen
Bewegungsfluss. Gutes Schrittreiten erfolgt mit wenig Aufwand. Das
Treiben der Schenkel sollte ebenfalls nicht zu extrem und vor allem
im Takt des Schrittes erfolgen. Wenn Sie Ihre Schenkel locker aus
der Mittelpositur hängen lassen, werden diese automatisch
abwechselnd rechts und links an den Pferdekörper fallen. Diese
Bewegung nehmen Sie auf und unterstützen sie harmonisch ohne den
Takt zu verändern. Die Gelöstheit der Schenkel ist besonders
wichtig. Ein klemmender Schenkel stört.
Die Reiterhand sollte in der Bewegung nach vorne mitgehen und die
Halsdehnung zulassen
Positiv: Im geregelten Viertakt
Das heißt erstmal, dass der Schritt geregelt, also alle Tritte
gleichmäßig in gleichem Tempo und Rhythmus erfolgen. Eine sehr gute
Basis. Der Schritt Ihres Pferdes verläuft im klaren Viertakt mit
eindeutiger V-Phase. Dies ist eine sehr gute Beurteilung. Sie
sollten mit Ihrem Pferd so weiterarbeiten wie bisher und sich
glücklich fühlen.
Negativ: Nicht sicher im Takt, nicht immer klarer Viertakt,
zackelnd
Hier haben die Richter eine Taktunsicherheit gesehen. Diese kann
ein grundlegendes Problem sein, wenn das Pferd auch im gelösten
Schritt mit Taktfehlern geht. Es kann sich aber auch um ein
temporäres Problem handeln. Das Pferd zeigt in der Prüfung nach dem
Übergang vom Galopp oder Trab zum Schritt erstmal gespannte Tritte
und damit Taktprobleme, löst sich aber dann. Oder das Pferd zeigt
während der Schrittphase einige nicht taktmäßige Schritte, weil es
plötzlich scheut. Der durchgehend kaputte Schritt wird mit einer
deutlich schlechteren Note bedacht als eine erkennbar
vorübergehende Spannung.
Kurzzeitig auftretende Spannung bei Übergängen ist weit verbreitet.
Auch Pferde in höheren Klassen sind hiervon nicht frei. Vor allem
temperamentvolle Pferde warten im Schritt bereits gierig auf das
folgende Antraben oder Angaloppieren. Zackeln bedeutet das
zeitweise auf der Stelle trippeln.
Im Training müssen Sie darauf achten, dass das Pferd nach dem
Durchparieren erstmal in einen klaren, entspannten Schritt kommt,
bevor Sie erneut die Gangart wechseln. Gerade einfache
Galoppwechsel sind betroffen von spannigen, unklaren Tritten. Das
Durchparieren sollte mit möglichst wenig Zügeleinwirkung und damit
Engmachen erfolgen. Setzen Sie beim Übergang beruhigend (aber
leise) Ihre Stimme ein, lassen Sie das Pferd danach solange Schritt
gehen, bis es sich entspannt. Notfalls parieren Sie es zum Halten,
loben es und reiten dann erneut an. Der jeweilige innere Schenkel
sollte beim Durchparieren gut durchkommen. Sie können einige Tritte
Schenkelweichen lassen, wenn das Pferd zackelt. Erst wenn es sich
loslässt, wechseln Sie wieder in die höhere Gangart. Derartige
Übergänge üben Sie mehrmals in der Woche 5 bis 10 Minuten. Bleiben
Sie stets absolut relaxed, strafen Sie nie, warten Sie einfach ab.
Es kommt der Tag, an dem auch Ihr Pferd saubere Übergänge gelernt
hat und sich nicht mehr aufregt. Alles eine Sache der Übung und der
Geduld.
Positiv: In korrekter Fußfolge
Auch hier ist der Takt Ihres Pferdes im Viertakt und in Ordnung.
Allerdings wird nichts positives über das Gleichmaß des Schrittes
ausgesagt. Dieses Weglassen könnte bedeuten, dass das Schritttempo
etwas zu eilig oder zu schleppend ist. Das Grundkriterium der
korrekten Fußfolge ist aber gegeben. Kein Beinbruch. Aus der guten
Basis können Sie was machen und den Schritt verbessern. Üben Sie
mit viel Geduld und die Noten werden noch besser werden!
Negativ: Unsichere, verschwommene Fußfolge, passartig,
ungleichmäßig, kurz-lang
Bei diesem Kommentar ist die Fußfolge nicht klar. Das Pferd geht
meist etwas zu eilig und hat keine Zeit mehr entspannt aufzufußen.
Eilige Tritte verkürzen die Schrittlänge und beeinträchtigen den
Takt. Was schlimmsten Falls zum passartigen Schritt führt. Im
Training müssen Sie auf Ruhe und Gleichmaß achten. Sagen Sie sich
in Gedanken beim Schrittreiten immer wieder die Worte „Schrei-ten,
Schrei-ten“ vor, um mit Ihrem Sitz beruhigend einzuwirken. Auch im
Gelände besteht die Gefahr, dass ein zu eiliges Schritttempo
geritten wird. Man will vorwärts kommen oder einem anderen Pferd
folgen. Beides ist nicht günstig für ein Dressurpferd mit
Schrittproblemen. Also in aller Ruhe erstmal Tritt für Tritt. Die
Gefahr der dabei inaktiven Hinderhand lösen Sie erst viel später,
wenn sich das Pferd an den ruhigen Ablauf gewöhnt hat.