Gespenster-Krimi 122 - Chris Steinberger - E-Book

Gespenster-Krimi 122 E-Book

Chris Steinberger

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Beschreibung

Simon Hollyworth öffnete die Tür zum Schlafzimmer, in dem seine Frau Agnes im Sterben lag. Der Weihwassersprengel in Reverends Francis’ Hand funkelte im Licht der Öllampe. Simon schritt hinter das Bett. Seine rechte Hand krallte sich regelrecht in das Kopfende.
Der Reverend entzündete die Kerzen und murmelte ein kurzes Gebet. Agnes Hollyworth zeigte keinerlei Reaktion. Als sich Francis zu ihr herunterbeugte, schlug sie plötzlich die Augen auf und starrte ihn an. In ihrem Blick las er Klage, Trauer und Schmerz.
In diesem Moment musste der Geistliche irritiert feststellen, dass sich die Bettdecke an einigen Stellen rot färbte. Agnes Hollyworth stöhnte auf. Mit einem Ruck zog der Reverend die dünne Decke von der Frau. Nackt und ausgemergelt lag sie vor ihm. In der rechten Hand umklammerte sie ein Messer.
Erschrocken taumelte der Priester zurück. Agnes Hollyworth hatte sich ein umgedrehtes Kreuz in den Leib geschnitten!


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Ähnliche


Inhalt

Cover

Leichenfresser in London

Vorschau

Impressum

Leichenfresserin London

Von Chris Steinberger

Simon Hollyworth öffnete die Tür zum Schlafzimmer, in dem seine Frau Agnes im Sterben lag. Der Weihwassersprengel in Reverends Francis' Hand funkelte im Licht der Öllampe. Simon schritt hinter das Bett. Seine rechte Hand krallte sich regelrecht in das Kopfende.

Der Reverend entzündete die Kerzen und murmelte ein kurzes Gebet. Agnes Hollyworth zeigte keinerlei Reaktion. Als sich Francis zu ihr herunterbeugte, schlug sie plötzlich die Augen auf und starrte ihn an. In ihrem Blick las er Klage, Trauer und Schmerz.

In diesem Moment musste der Geistliche irritiert feststellen, dass sich die Bettdecke an einigen Stellen rot färbte. Agnes Hollyworth stöhnte auf. Mit einem Ruck zog der Reverend die dünne Decke von der Frau. Nackt und ausgemergelt lag sie vor ihm. In der rechten Hand umklammerte sie ein Messer.

Erschrocken taumelte der Priester zurück. Agnes Hollyworth hatte sich ein umgedrehtes Kreuz in den Leib geschnitten!

Reverend Francis saß an seinem wuchtigen Schreibtisch und schrieb an der Predigt für den kommenden Tag. Die Schreibfeder kratzte geräuschvoll über das Papier. Der ruhige Kerzenschein gab den gestochen scharfen Buchstaben ein gespenstisches Aussehen.

Plötzlich schien es, als würden die Buchstaben einen bizarren Tanz aufführen. Verwirrt blickte der Geistliche auf, bis er begriff, dass die Kerzenflamme jetzt flackerte. Sein Blick wanderte weiter zur Tür. Erst jetzt registrierte er, dass seine Haushälterin im Türrahmen stand.

»Bitte verzeihen Sie die Störung, Hochwürden. Mr. Hollyworth lässt nach Ihnen schicken. Es geht um seine Gattin Agnes.«

»Ich verstehe«, murmelte der Reverend fahrig. »Danke, Mrs. Day.«

Die matronenhafte Frau zog sich zurück und schloss vorsichtig die Tür.

Der Reverend seufzte. Er setzte seine Brille ab und kniff sich in die Nasenwurzel.

Agnes Hollyworth lag im Sterben. Erst vor wenigen Wochen hatte sie den brutalen Mord an ihrer einzigen Tochter Joyce hinnehmen müssen. Es schien, als hätte der furchtbare Verlust der gläubigen Frau sämtliche Lebenskraft entzogen. Nicht nur, dass sie sichtlich um Jahre gealtert war. Auch hatte sie jeglichen Lebensmut verloren.

Auf der Beerdigung hatten alle die tiefen Wunden der Trauer gesehen, die sich wie Parasiten in das Gesicht von Agnes Hollyworth gefressen hatten. Reverend Francis selbst hatte die Trauerpredigt gehalten.

Ungelenk erhob sich der Gottesmann von seinem Stuhl und streckte sich. Er machte drei Schritte durch sein kleines Arbeitszimmer und öffnete eine reich verzierte Schranktür. Dort lag eine große schwarze Ledertasche.

Früher hatte die Tasche einem Arzt gehört, der sie Francis überlassen hatte, als dieser noch ein junger Mann gewesen war. Der Reverend hatte so großen Gefallen an ihr gefunden, dass sie ihn seitdem begleitete, wenn er außer Haus gerufen wurde, und stets gute Dienste leistete.

Da die Tasche jederzeit fertig gepackt bereitlag, konnte er sofort aufbrechen.

Er nahm einen Mantel vom Haken und setzte das schwarze Birett mit einer routinierten Bewegung auf den Kopf. Keine Minute später befand er sich bereits auf der dunklen Straße und stieg in die Droschke, die dort für ihn bereitstand.

Eine Viertelstunde später hielt der Einspänner vor einem älteren Backsteinhaus. Die Gaslampen gaben nur spärliches Licht und erhellten kaum die Straße.

Als der Reverend aus der Kutsche stieg, wurde schon die Haustür geöffnet. Eine hochgewachsene, hagere Gestalt mit einer Öllampe in der linken Hand winkte den Geistlichen herein.

»Bei allem gebotenen Respekt, Reverend, ich wünschte, ich könnte behaupten, dass es mich freut, Sie zu sehen.«

»Das wäre auch mein Wunsch, Simon. Aber der Herr hat uns beiden einen anderen Weg beschieden. Gräme dich nicht und verschließe nicht deine Augen vor der unendlichen Güte des Herrn.«

Für den Bruchteil einer Sekunde meinte der Reverend, in den Augen von Simon Hollyworth ein hasserfülltes Blitzen gesehen zu haben. Aber das diffuse Licht musste ihm wohl einen Streich gespielt haben. Die Familie Hollyworth gehörte seit Generationen zu den treuen Stützen der Kirchgemeinde. Ein Gefühl wie Hass konnte sich der Priester bei Simon nicht einmal ansatzweise vorstellen.

Zusammen betraten sie das alte Haus, welches im Inneren einen weitaus besseren Eindruck machte als von außen. Sie ließen das Erdgeschoss hinter sich und stiegen eine Treppe hinauf.

Im Hausflur roch es nach Nässe und selbst im Licht der Öllampe konnte man die Feuchtigkeitsflecken an den Wänden erkennen. Oben angekommen schritt Simon Hollyworth voran und schob mit einer Hand langsam eine Tür am Ende des Flurs auf. Dann bat er den Priester hinein.

Das Vorzimmer roch muffig, so als wäre schon lange weder gelüftet noch sauber gemacht worden.

Der Priester legte Mantel und Kopfbedeckung ab. Dann zog er die Stola aus seiner Tasche und legte sie sich feierlich um die Schultern. Reverend Francis war jetzt bereit.

Simon Hollyworth nickte und öffnete nun die Tür zum Schlafzimmer. Dort lag seine Frau Agnes im Sterben.

Das Zimmer war offenkundig umgestaltet worden, damit die Ehegattin die letzte Ölung empfangen konnte. Neben dem Bett stand ein kleiner Tisch. Auf einer blütenweißen Decke standen ein Zinnbecher und drei Kerzen, die noch nicht entzündet worden waren. In der Mitte thronte ein silbernes Kruzifix.

Der Weihwassersprengel in der Hand des Reverends funkelte im Licht der Öllampe. Simon Hollyworth schritt hinter das Bett. Seine rechte Hand krallte sich regelrecht in das Kopfende.

Der Reverend entzündete die Kerzen und murmelte ein kurzes Gebet. Danach stellte er eine gläserne Phiole mit dem heiligen Öl auf den Tisch und goss schließlich etwas Wein in den Zinnbecher.

Agnes Hollyworth zeigte keinerlei Reaktion, als der Geistliche an das Bett herantrat. Die Frau lag mit geschlossenen Augen im Bett und schien kaum noch zu atmen.

Als sich Francis zu ihr herunterbeugte, schlug sie plötzlich die Augen auf und starrte ihn an. In ihrem Blick las er Klage, Trauer und Schmerz.

Die Frau wollte offensichtlich etwas sagen, aber die Worte schienen nicht aus ihrem Mund dringen zu können. Ihr Flüstern war kaum hörbar. Reverend Francis glaubte, dass sie ein Gebet sprach, so wie es der Ritus des Sterbesakraments vorsah.

Als Agnes Hollyworth geendet hatte, hielt der Priester kurz inne und legte ihr dann die Hand auf. Kein Laut war mehr zu hören.

Der Gottesmann griff zur Phiole und salbte die Sterbende.

Er sprach: »Durch das Gebet der Kirche und durch diese Salbung stärke dich der barmherzige Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, im Heiligen Geist. Er richte dich auf und schenke dir sein Heil. Amen.«

Aber in diesem Moment musste der Geistliche irritiert feststellen, dass sich die Bettdecke an einigen Stellen rot färbte.

Agnes Hollyworth stöhnte auf. Reverend Francis zog mit einem Ruck die dünne Decke von der Frau. Nackt und ausgemergelt lag sie vor ihm. In der rechten Hand umklammerte sie ein Messer.

Ungläubig riss Francis seine Augen auf und erkannte, dass von Höhe des Brustbeins ein Schnitt senkrecht nach unten führte. Und am Bauch zog sich ein zweiter von rechts nach links.

Der Priester taumelte zurück. Agnes Hollyworth hatte sich ein auf dem Kopf stehendes Kreuz in den Leib geschnitten!

Das Blut quoll aus den Wunden, aber gegen alle Gesetze der Schwerkraft rann es nicht seitlich vom Körper auf das Laken, sondern nach unten, zwischen die Beine der Frau.

In seiner Panik stieß Francis den Tisch mit den heiligen Sakramenten um. Das Kruzifix fiel zu Boden.

Mit einer Kraft, die er der Frau nie im Leben mehr zugetraut hätte, begann Agnes Hollyworth nun zu schreien: »Im Angesicht der heiligen Kirche und ihres heuchlerischen Gottesdieners opfere ich meine Seele der Hölle. Möge sie auf immer verflucht sein und niemals eurem machtlosen Gott anheimfallen, der zugelassen hat, dass mir das Liebste geraubt wurde, was ich je besessen habe! Herr der Finsternis, nimm meine Seele und räche den Tod meiner Tochter, denn du bist der wahre Herrscher der Welt!«

Hellrotes Blut lief aus dem Mund der Frau, ihre Augen waren weit aufgerissen. Das Licht begann zu flattern und verglühte. Über dem Bett entstand ein blau fluoreszierender Nebel, der das gesamte Zimmer in eine eiskalte Farbe tauchte, und im Inneren dieses Nebels erschien eine dunkle Gestalt, deren Gesicht unter einer schweren Kapuze verborgen wurde.

Der Reverend schrie auf, als das Kruzifix auf dem Boden Feuer fing, in wenigen Sekunden zu einem stinkenden Klumpen zusammenschmolz, der sich in den Boden einbrannte.

Aus der Nebelwolke glitten zwei skelettierte Hände und griffen nach der blutüberströmten Frau. Sie stoppten wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht. Einen Augenblick lang geschah nichts. Dann schossen blaue Strahlen aus den Knochenfingern und fuhren in den Kopf von Agnes Hollyworth. Die Frau wurde durchgeschüttelt, als stünde sie unter Strom. Ihr Blut spritzte an die Wände.

Dann versiegten die Strahlen, und Agnes Hollyworth schlug mit voller Wucht gegen das Kopfende des Bettes. Still lag sie da. Wie tot.

»So sei es!«, hallte eine Stimme tief aus dem Nebel. Dann war der Spuk vorbei.

Panisch bekreuzigte sich Reverend Francis und rannte aus dem Zimmer, während Simon Hollyworth ihm lächelnd hinterherblickte. Als er dann unten die Haustür schlagen hörte, brach das Lachen aus ihm heraus. Er umarmte seine tote Frau und küsste sie liebevoll auf die Stirn. Nun war sie wieder mit Joyce vereint. Und selbst wenn nicht, wen kümmerte das schon?!

Die Hölle hatte ihnen Hilfe versprochen. Und Rache. Und sie würden bekommen, worum sie gebeten hatten. Da war sich Simon Hollyworth todsicher.

Die Straßen Londons waren voll von Menschen, die von einem Ort zum anderen drängten. Droschken, Einspänner und große Pferdekutschen komplettierten die Geschäftigkeit. Die Kutscher fluchten wie Matrosen und jagten die gepflasterten Fahrbahnen auf und ab. Menschen jeglicher Couleur säumten die Gehsteige. Kinder, Aristokraten, Geschäftsmänner, Hausfrauen und Soldaten eilten aneinander vorbei. An den Hausecken standen schwätzende Waschweiber und Zeitungsjungen, die lauthals die neueste Ausgabe zum Verkauf anboten.

In all diesem Chaos sorgten die berühmten Londoner Bobbys für Recht und Ordnung. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sich öffentlich mit ihnen anzulegen. Dank ihrer Trillerpfeifen konnten sie innerhalb kürzester Zeit Unterstützung bekommen und Betrüger, Diebe und andere Räuber dingfest machen. Und doch wagten es einige zweifelhafte Gestalten, ihren illegalen Geschäften nachzugehen.

Einer von ihnen war Pete Gamble. Der ältere Mann stand an seinem wackligen Klapptisch und ließ eine kleine Kugel immer wieder unter drei Bechern verschwinden. Gamble verschob die Becher von links nach rechts, nach vorne, nach hinten und wieder zurück. Wer erriet, unter welchem Becher die Kugel gelandet war, bekam den doppelten Betrag seines Einsatzes. War der Becher leer, verlor man sein Geld.

Ab und zu gewann ein Lockvogel einen nicht geringen Betrag und animierte die Leute, ihr Glück zu wagen. Natürlich war das alles nur ein Taschenspielertrick, aber das Bemerkenswerte daran war, dass der alte Pete nur eine Hand hatte. Anstelle der rechten Hand trug er eine plump gefertigte Prothese aus Holz. Mit links hantierte er mit seinen Bechern, sodass die Leute glaubten, sie hätten leichtes Spiel.

Inspektor Arthur Winston von Scotland Yard war Pete Gamble schon lange ein Dorn im Auge. Nicht nur einmal hatte er ihn verhaftet, doch bisher hatte es leider nie zu einer langen Verurteilung gereicht. Die Richter sahen in Gamble einen Kleinganoven, dessen Delikte eine hohe Haftstrafe nicht rechtfertigten. So kam er stets nach kurzen Gefängnisaufenthalten wieder auf freien Fuß.

Der Inspektor hoffte diesmal die richtigen Vorbereitungen getroffen zu haben. Nicht zuletzt durch seinen neuen Mitarbeiter Mason Armstrong rechnete er sich große Chancen auf einen erfolgreichen Zugriff aus.

Winston hatte sich des jungen Mannes angenommen, nachdem dieser bei einem seiner Fälle quasi in London hängengeblieben war. Dieser kuriose wie mysteriöse Fall hatte das Weltbild des Inspektors gehörig ins Wanken gebracht.

Eine Gruppe von vier jungen Männern aus der Zukunft war durch eine seltsame Magie plötzlich in London aufgetaucht, und mit ihnen war ein Mann gekommen, der sich ihm als Oberinspektor von New Scotland Yard vorgestellt hatte.

Die vier jungen Männer sollten bei einer satanischen Zeremonie geopfert werden und so dem Chaos, dem Teufel oder wem auch immer den Weg auf die Erde ebnen. Zusammen mit dem wunderlichen Oberinspektor konnte Winston das Unheil aber in letzter Sekunde verhindern.

Während der Oberinspektor mit drei der jungen Männer anscheinend den Weg zurück in ihre Zeit gefunden hatte, war der junge Mason im heutigen London zurückgeblieben.*

Mason Armstrong hatte auf den Inspektor einen ehrlichen Eindruck gemacht, und so ließ der Polizist ihn für die erste Zeit bei sich wohnen, was dem eingefleischten Junggesellen Arthur Winston keine Probleme bereitete.

Schon bald stellte sich heraus, dass der junge Mann aus der Zukunft nicht nur intelligent, sondern auch körperlich bemerkenswert fit war. So bot Arthur Winston ihm schließlich an, eine Stelle bei Scotland Yard anzutreten und ihm bei der Ausbildung unter die Arme zu greifen.

Allerdings mussten bis dahin noch einige bürokratische Hürden genommen werden, und Arthur Winston hoffte, dass dies bald erledigt sein würde.

Bis es so weit war, durfte der hochgewachsene Armstrong dem Inspektor nicht nur bei seinen Außeneinsätzen zur Hand gehen. Botengänge und einfache Archivierungs- und Schreibarbeiten zählten zu seinen Hauptaufgaben, die der junge Mann mit akribischer Sorgfalt erledigte. Dennoch war ein echter Polizeieinsatz für ihn zweifelsohne spannender.

Zwar durfte Mason keine Verhaftungen durchführen, aber sehr wohl bei Observationen und Beschattungen mitwirken, so wie in diesem Fall.

Mit von der Partie waren ebenfalls die beiden Polizisten Keith Groom und Clay Sheppards. Während Groom ein waschechter Londoner war, handelte es sich bei Sheppards um den jüngsten Spross einer schottischen Einwandererfamilie. Er hatte rötliches Haar, einen breiten Akzent und ebenso breite Schultern.

Außenstehende, welche die zwei Polizisten in Aktion erlebten, konnten wegen deren Verhaltens den Eindruck bekommen, die beiden wären sich spinnefeind. Aber der Inspektor wusste es besser, und genau das war der Grund, weshalb er immer wieder mit ihnen zusammenarbeitete. Egal, wie sich die beiden in der Öffentlichkeit präsentierten, Winston wusste, dass jeder für den anderen in die Hölle und zurückgehen würde und sie sowohl der Polizei als auch der englischen Krone absolut loyal gegenüberstanden.

Groom und Sheppards näherten sich in diesem Moment in Zivil dem betrügerischen Hütchenspieler und reihten sich in die Gruppe der Zuschauer ein.

»Sehen Sie, werte Zuschauer, die Kugel befindet sich hier in der Mitte.« Pete Gamble arbeitete mit beiden Armen, aber nur mit der linken Hand schob er die Becher in verschiedene Richtungen. Dabei deckte er immer wieder den Becher auf, unter dem die Kugel lag. »Hopp oder topp. Doppelt oder nichts. Unter welchem Becher liegt die Kugel?«

Clay Sheppards drängte sich nach vorne und legte ein paar Pennys vor den Becher zu seiner Rechten.

»Das war mir klar, dass ihr geizigen Schotten selbst bei einfachen Wetten kein Risiko eingehen wollt und nur Kleingeld setzt. Das ist typisch«, wetterte Keith Groom und setzte provokativ fünf Schilling auf den Becher links.

»Mag sein, dass wir sparsam sind, aber immerhin sind wir nicht blöd und lassen uns nicht hinters Licht führen«, knurrte Clay Sheppards und spannte seinen gewaltigen Brustkorb an.

Pete Gamble schien der Szenerie belustigt zu folgen. »Aber, aber, Gentlemen. Wer wird denn da streiten? Leider haben Sie beide unrecht. Die Kugel befindet sich nämlich in der Mitte.«

In dem Moment, als der Falschspieler zum Becher greifen wollte, schnappte Keith Groom seinen Arm und Clay Sheppards ließ Handschellen um Gambles linkes Handgelenk klicken. »Sie sind verhaftet wegen illegalem Glücksspiel«, sagte Sheppards.

Sowohl Groom als auch Sheppards grinsten über beide Backen. Groom zog eine Pfeife aus seiner Tasche und blies hinein. Das war das vereinbarte Zeichen für die Gefängniskutsche, die am Straßenende hielt.

»Für einen Schotten wie dich war das gar nicht mal so schlecht«, spottete Groom.

»Aber im Gegensatz zu dir, Keith, habe ich nicht vergessen, das Geld einzustecken.« Clay grinste.

Als sie die vergitterte Tür der Gefängniskutsche erreichten, deutete Pete Gamble mit seinen gefesselten Händen in die entgegengesetzte Richtung und fragte: »Ist das etwa Ihre Frau, Officer?«