Gespenster-Krimi 167 - Chris Steinberger - E-Book

Gespenster-Krimi 167 E-Book

Chris Steinberger

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Beschreibung

London im 19. Jahrhundert: Eine Stadt, in deren Schatten nicht nur Verbrecher, sondern auch Ungeheuer lauern. Als die grausam zugerichtete Leiche eines Mannes gefunden wird, ahnt Inspektor Arthur Winston, dass er es mit einem Gegner zu tun hat, den der menschliche Verstand kaum begreifen kann. Selbst der Unterweltboss Gareth Canter fürchtet um seine Macht, als sich die nächtlichen Straßen Londons in ein blutiges Schlachtfeld von Wesen verwandeln, die stärker, schneller und tödlicher sind als alles, was die Menschheit je gekannt hat. Doch das wahre Grauen lauert noch im Dunkeln. Und Arthur Winston wird bald lernen, dass es Monster gibt, die man nicht jagen, sondern nur fürchten kann ...


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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Verschwörung der Wölfe

Vorschau

Impressum

Verschwörung der Wölfe

von Chris Steinberger

Der Tote lag wie aufgebahrt auf einer niedrigen Holzkiste in einer Lagerhalle. Gareth Canter stand davor und besah sich noch einmal die grausig zugerichtete Leiche. Ein faustgroßes Stück Fleisch fehlte an der Schulter.

»Ich kenne kein Tier, das solche Wunden reißt«, murmelte Canter, dann wandte er den Kopf und rief über die Schulter hinweg. »Was, zur Hölle, tötet meine Männer?«

Aus dem Dunkel der Halle löste sich eine Gestalt in einer mönchsähnlichen Kutte. Sie hielt einen mannshohen Stab in der rechten Hand und schritt langsam auf Canter und den Leichnam zu. Das Gesicht lag im Schatten der tief heruntergezogenen Kapuze.

Der Schattenmann blieb neben Canter stehen. Auch er besah sich den Leichnam. Er hatte solche Wunden schon einmal gesehen. Damals, in seinem Leben als Diener Gottes und der Kirche. Jetzt begann es, für ihn interessant zu werden.

»Ich werde mich darum kümmern«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Aber dafür schuldest du mir etwas.«

»Was immer du willst«, entgegnete Canter.

»Gut«, sagte der Schattenmann. »Dann töte Inspektor Arthur Win‍s‍ton!«

»Los, komm schon, oder willst du Maulaffen feilhalten? Je eher wir den Job hinter uns gebracht haben, umso schneller können wir uns ein paar Pints hinter die Binde gießen.«

Der Auftrag war einfach. George Smith, Inhaber von Smith Tools, sollte davon überzeugt werden, dass es besser war, den angebotenen Schutz von Gareth Canter anzunehmen, der als Unterweltboss die nördliche Seite der Themse kontrollierte. Bislang hatte George Smith das ›Angebot‹ ausgeschlagen.

Gareth Canter hatte seine beiden Handlanger Harry Dawson und Marvin Grey losgeschickt, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. Sie sollten George Smith ein wenig ›einheizen‹. Ein Lagerschuppen, der zu Smith Tools Fabrik gehörte, schien dafür bestens geeignet. Die Fabrik selbst wollten sie natürlich nicht abfackeln. Es wäre dumm gewesen, Smith zu ruinieren, wenn man von ihm Schutzgeld erpressen wollte.

Im Schutze der Nacht erreichten die beiden ungesehen das Fabrikgelände. Als der fast volle Mond hinter den grauen Wolken hervorlugte und sein fahles Licht auf die Erde schickte, drängten sich die zwei Männer an die Hauswand, die aus schmutzigen Klinkersteinen bestand. In der Luft lag ein Geruch von verbranntem Holz aus den Schmiedeöfen der Fabrik.

Der größere von beiden, Harry Dawson, legte seinen Zeigefinger auf die Lippen. Nichts rührte sich, und so gab Harry seinem Kompagnon Marvin das Zeichen, dass sie weitergehen konnten.

Das Tor zur Fabrik war schnell überwunden. Von ihrem Boss wussten sie, dass es keinerlei Wachen auf dem Gelände gab.

Im Licht des Mondes sahen sie den kleinen Anbau sofort. Trotzdem liefen sie nicht wie Anfänger quer über das Areal, sondern blieben im Schatten, bis sie die abgeschlossene Tür erreichten.

Dawson zog unter seiner Kleidung ein Brecheisen hervor, um die Holztür aufzuhebeln.

In diesem Moment erklang ein lang gezogenes Heulen.

Marvin Grey, ein eher schmächtiger und untersetzter Mann, zuckte zusammen.

»Was war das?«, flüsterte er.

Sein Kumpel lachte leise auf. »Marv, du bist ein Angsthase! Das sind diese Spinner, die sich als Wölfe verkleiden und auf allen vieren herumlaufen. Weiß der Geier, was die sonst noch so anstellen. Nennen sich West Ham Wolves, soviel ich weiß. Harmlos.«

»Klingt mir aber nicht sehr harmlos. Eher nach einem echten Wolf.«

Wieder musste Harry Dawson lachen. »O Mann. Du bist wirklich 'ne Nummer. Echte Wölfe gibt es hier nicht in London. Und jetzt komm. Wir haben etwas zu erledigen. Oder soll ich dem Boss sagen, dass du nicht mal so einfache Aufträge erledigen kannst?«

Marvin Grey murmelte etwas Unverständliches, zog aber dann eine verschlossene Flasche und ein paar Streichhölzer aus seiner Tasche.

Holz knirschte, als Harry mit einem Brecheisen das Türblatt sprengte. Sie drangen in das schuppenartige Haus ein.

Ein dumpfer Aufprall auf dem Dach ließ Marvin innehalten. »Was war das?«

»Sicherlich nur 'ne Katze, oder was weiß ich. Jetzt verteil das Petroleum da hinten über das Zeug. Das sollte alles wunderbar brennen. Ich will das hier endlich beenden.«

»Das würde ich an eurer Stelle nicht tun!«

Erschrocken wirbelten sie herum.

Auf der Türschwelle stand ein Mann, der den ganzen Rahmen ausfüllte. Sein gesamter Oberkörper war nackt. Trotz des spärlichen Mondlichts konnte man die kräftige Statur des Mannes klar erkennen. Die nächtliche Kälte schien ihm nichts auszumachen.

Sein Gesicht lag im Dunkeln, aber in seinen Augen lag ein seltsamer Glanz, den Harry Dawson noch nie gesehen hatte.

Als er die Überraschung verdaut hatte, schlug er provozierend mit dem Brecheisen in seine linke Hand. Marvin stellte die Flasche ab und zog ein großes Messer.

»Ach ja? Wer will uns daran hindern? Du vielleicht? Glaubst du, dass du härter bist als dieses schöne Teil aus Eisen?«

»Ich glaube nicht«, sagte der Hüne langsam, und Harry Dawson wollte schon erleichtert aufatmen, als er hinzufügte: »Ich weiß, dass ich härter bin!«

Er trat auf Harry zu, der ausholte und mit dem Stemmeisen zuschlug. Es klatschte, als das Stemmeisen die griffbereit erhobene Hand des Mannes traf. Mühelos hielt er es fest und lächelte Harry Dawson eiskalt an.

Marvin Grey sprang vor und stieß sein Messer bis zum Schaft in den Bauch des Unbekannten.

Mit aufgerissenen Augen schaute dieser an sich herunter. Grey ließ das Messer los und sprang nach hinten.

Der muskulöse Mann schnaufte, riss Harry Dawson das Brecheisen aus der Hand und warf es zu Boden. Dann packte er den Messergriff und zog sich die Klinge langsam aus der Wunde. Kein einziger Tropfen Blut quoll hervor.

Ungläubig betrachteten die beiden Gangster, wie sich die Wunde am Bauch verschloss. Nichts deutete darauf hin, dass dort eben noch ein Messer gesteckt hatte.

»Seht ihr?«, knurrte der Mann, und seine weiteren Worte gingen in ein tiefes Grollen über. »Ich bin euch Menschen weit überlegen.«

Innerhalb von Sekunden sprossen Haare aus seinem Körper und bedeckten ihn mit dichtem Fell. Die Hosennähte platzten auf. Aus seinem Gesicht formte sich eine längliche Schnauze, die ein gewaltiges Gebiss offenbarte. Gelbe Raubtieraugen blitzten gefährlich in ihren Höhlen.

Das Geschrei von Canters Handlanger erstarb, als monströse, krallenbewehrte Hände auf sie hinabfuhren und ihnen die Kehlen aufschlitzten.

»Heute werden wir reiche Beute heimfahren, mein Sohn«, sprach Gary Webster und spuckte auf den Boden. »Das spüre ich deutlich beim Pissen.«

Während sich sein zehnjähriger Spross insgeheim fragte, wie man etwas beim Wasserlassen spüren sollte, außer Erleichterung, kniete sich sein Vater auf den matschigen Boden und deutete auf einen Abdruck vor ihm.

»Das sind Abdrücke von Hundepfoten. Von mehreren dieser Viecher. Scheint ein wildes Rudel zu sein.«

Gary Webster legte seine Flinte neben sich ins nasse Gras und fuhr mit seinem Finger in der Luft die Abdrücke nach. In seiner braungrünen Kleidung verschmolz er fast komplett mit der Natur um ihn herum. Für einen Jäger wie ihn ideal und auch notwendig, wenn er Erfolg haben wollte.

Den musste er auch haben, denn die Jagdbeute der letzten Tage und sogar Wochen war mehr als bescheiden gewesen. Das Rotwild der Wälder schien fast vollständig verschwunden zu sein. Auch Kleintiere wie Kaninchen und Hasen hatte er kaum mehr zu Gesicht bekommen.

Zuerst hatte er angenommen, dass andere Wilderer ihm sein Revier streitig gemacht hätten, aber er konnte keinerlei Beweise dafür entdecken. Umso erfreuter war er jetzt, dass er die Spur eines Rudels entdeckt hatte.

Hundefleisch stand nicht gerade hoch im Kurs, war aber auf jeden Fall besser als zu verhungern und würde trotzdem ein paar Sovereign einbringen. Wenn er die Hundefelle entsprechend gerbte und bearbeitete, ließen sich die an den Mann bringen.

Sein Magen knurrte gewaltig. Er konnte es kaum erwarten, die Jagd zu beenden. Die Vorfreude auf frisch gebratenes Fleisch ließ ihn zittern.

Er winkte seinen Sohn zu sich.

Gary Junior näherte sich vorsichtig und holte sein langes Messer hervor. Obwohl er im Umgang mit einem Gewehr geübt war, erlaubte ihm sein Vater noch nicht, damit auf die Jagd zu gehen. Üblicherweise erlegte Gary Senior die Beute mit der Schusswaffe, und im Falle, dass das Tier noch lebte, erlöste es der Junge mit einem Schnitt durch die Kehle. Sein Vater hatte ihm schon früh beigebracht, wie man tötet.

Bislang hatte der Junge auch keinerlei Skrupel dabei gehabt. Er erachtete das Töten als notwendig, wenn er und sein Vater etwas zu Essen haben wollten.

Seine Mutter war leider vor einiger Zeit an einer Krankheit gestorben, und anscheinend wollte niemand sonst mit einem Hundejäger zusammen sein. Gary Junior vermisste seine Mutter, aber mit jedem weiteren Tag, der verging, verblasste ihr hübsches Gesicht immer mehr in seiner Erinnerung. Das einzige Andenken an sie war die Kette aus echtem Silber, die er um den Hals trug. Daran war ein kleiner Anhänger, der ihn beschützen sollte.

Aus einiger Entfernung hörten sie Hundegebell. Sofort ging auch Gary Junior in Deckung.

Sein Vater griff nach seinem Schießprügel und spannte den Hahn. In geduckter Haltung spähte er in die Richtung, aus der er das Bellen vernommen hatte.

Im Unterholz machten beide eine Bewegung aus. Hunde erschienen aus dem Dickicht und rannten und tollten im Kreis. Es war, als spielten sie. Nichts an ihnen schien verwildert zu sein.

Gary Senior hob die Flinte an die Wange und visierte trotz des Dämmerlichts ein Tier an.

Plötzlich teilte sich das Buschwerk, und heraus trat ein mittelgroßer Mann, der ein braunes Leinenhemd und eine graue robuste Hose trug.

Die Hunde sprangen um ihn herum, bellten und verfolgten einander. Der Mann setzte sich in Bewegung und ging langsam, aber bestimmt in jene Richtung, in der der Hundejäger und sein Sohn auf der Lauer lagen.

Gary Webster ließ das Gewehr sinken, hielt es aber schussbereit.

»Was, zum Henker ...?«, begann er. »Wer, verflucht noch mal, ist das?«

Sein Sohn zuckte sprachlos mit den Schultern.

»Was hat denn ein Betbruder hier mit meinen Viechern zu schaffen? Hält der sich für den verfluchten Franz von Assisi?« Als der Mann nur noch wenige Meter von Gary Webster und seinem Sohn entfernt war, rief Webster: »Keinen Schritt weiter!«

»Halte ein, mein Freund. Es besteht kein Grund zur Feindseligkeit.«

Die Hunde hörten auf herumzutollen und setzten sich hechelnd vor dem Mann ins Gras.

»Was hat das zu bedeuten? Wollen Sie mir meine Beute streitig machen?«

Der Mann hielt seine Hände so stark umklammert, dass die Knöchel weiß hervortraten. Selbst im schummrigen Abendlicht konnte Webster deutlich sehen, dass seinem Gegenüber der Schweiß auf der Stirn stand.

»Im Gegenteil«, stammelte der Mann gepresst hervor, »ich möchte Sie bitten, die Hunde hier zu verschonen. Sie werden noch heute das Gebiet verlassen und weiter nach Norden ziehen. Keiner Seele wird etwas zuleide getan, und ich verspreche Ihnen hoch und heilig, dass Sie morgen wieder genug Wild antreffen werden, damit Sie Ihren Vorratsspeicher füllen können. Ich flehe Sie an, Mister!«

»Den Teufel werde ich tun. Die Streuner hier sind eine Landplage. Sie werden sich vermehren und ausbreiten, wenn man ihnen nicht Einhalt gebietet. Sie gehören rigoros abgeknallt. Sie sollten besser aus dem Weg gehen.«

Gary Webster hob sein Gewehr. Der Lauf zielte auf einen der Hunde.

»Ich bitte Euch inständig!«

»Ihr hättet Euch um Schäfchen kümmern sollen, nicht um räudige Hunde!«

Das leichte Zittern und die Nervosität, die den Mann umgaben, hörten mit einem Mal auf.

»Ich bin«, sagte er mit dunkler und rauer Stimme, »ich bin ein Freund der Hunde und Wölfe. Jeder, der es wagt, sie zu verletzen, wird es bitter bereuen.«

Die Hunde fingen an zu jaulen. Sie begannen mit den Pfoten zu scharren und versuchten sich hinter dem Mann zu verstecken.

Der Jäger war verunsichert. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr, wenn er sein Gesicht nicht im Beisein seines Sohnes verlieren wollte.

Ohne Vorwarnung zog Webster den Stecher seiner Schusswaffe durch. Überlaut entlud sich die todbringende Ladung und traf einen der Hunde in die Seite.

Der Mann schrie auf.

Die Hunde fingen an zu bellen und rannten wild durcheinander.

»Großer Fehler!«, brüllte der Mann.

Und er verwandelte sich binnen eines Augenblicks in eine reißende Bestie.

Der Körper war im Nu bedeckt mit einem struppigen Fell. Aus den Händen formten sich Klauen, die am Ende messerscharfe Krallen besaßen. Der Kopf war einem Wolfsschädel gewichen.

Der Wolfsmann brüllte furchterregend und stürzte sich auf Gary Webster.

Bevor dieser einen weiteren Schuss abgeben konnte, wurde ihm die Waffe aus den Händen geschlagen. Die Bestie hob Webster mit Leichtigkeit in die Höhe und drückte ihm die Kehle zu.

»Nein!«, schrie Gary Junior und rammte sein Messer in den Bauch des Monsters.

Das wolfartige Wesen dreht sich zu seinem Angreifer um und fixierte ihn mit seinen gelben Raubtieraugen. Dann warf er den Jäger einfach gegen einen Baum. Dumpf knallte der Kopf gegen den massiven Stamm.

Gary Webster blieb bewusstlos am Boden liegen.

Das Untier zog die Klinge langsam aus seinem Körper.

Schlotternd vor Angst stand der kleine Mensch vor ihm und musste mit ansehen, wie sich die Wunde schloss.

Wütend schleuderte der Wolfsmensch das Messer weg. Ein Sprung brachte ihn in die Nähe von Gary Junior. Er packte ihn und zog ihn dicht an sein Raubtiergesicht. Mit Brülllauten schrie er auf den Jungen ein. Später glaubte sich Gary Junior daran zu erinnern, dass die Bestie »Rache!« gebrüllt hatte.

Das riesige Maul mit den spitzen Zähnen kam Gary vor wie das Tor zur Hölle. Der Wolf biss dem Jungen in den Hals. Blut spritzte, und Gary Junior verlor fast die Besinnung.

Plötzlich wurde er fallen gelassen. Die Bestie schrie auf, diesmal schmerzerfüllt. Der Gestank von verbranntem Fleisch zog dem Jungen in die Nase. Übelkeit stieg in ihm auf.

Gleichzeitig wurde er von den Schmerzen an seinem Hals übermannt und fiel in die gnädige Schwärze der Bewusstlosigkeit ...

»Junge, komm! Wach auf. Wach bitte auf!«

Gary Webster tätschelte die Wangen seines ohnmächtigen Sohnes. Trotz der Kälte konnte er schwach seinen Puls fühlen. Zuerst war er davon ausgegangen, dass Gary Junior mit der großen Wunde am Hals tot war.

Glücklicherweise schien ihn die Bestie nicht richtig erwischt zu haben. Die Verletzung war nicht sehr tief, hatte aber heftig geblutet. Mittlerweile war sie mit einer braunen Kruste verschlossen.

Jetzt flatterten die Lider, und der Junge erwachte. Gary Webster durchströmte ein Glücksgefühl, worauf er sogar seine starken Kopfschmerzen vergaß, die ihm die Bekanntschaft mit dem Baum eingebracht hatte.

Der junge Mann stöhnte, und sein Vater half ihm, sich aufzusetzen.

»Was ist passiert?«, fragte er. Doch sofort fiel ihm alles wieder ein.

Gary Junior griff sich an den Hals und zuckte schmerzerfüllt zusammen. Im Mondlicht konnte er deutlich das getrocknete Blut an seinen Händen erkennen.

»Die Wunde ist nur oberflächlich. Wir hatten wahnsinniges Glück. Wir sollten unbedingt zusehen, dass wir von hier verschwinden. Wir nehmen den toten Köter mit, den ich erwischt habe, und dann nichts wie ab nach Hause, bevor dieses Ding wiederkommt.«

»Aber mein Messer, Dad«, krächzte der Junge.

»Das suchen wir morgen bei Tageslicht. Wir müssen abhauen. So schnell wie möglich. Du nimmst das Gewehr, ich den Kadaver.«

Dass die Kette mit dem silbernen Kreuz seiner Mutter verschwunden war, bemerkte der Junge nicht.

Arthur Winston betrachtete die zersplitterte Tür argwöhnisch. Eigentlich hatte er erwartet, dass die Holzreste im Gebäude zu finden waren, wenn er davon ausging, dass jemand eingebrochen hatte. So wie es aber aussah, war jemand ausgebrochen.

Er strich sich nachdenklich über den Bart, den er sich seit einiger Zeit hatte stehen lassen. Aus seiner Jackentasche holte er seinen Notizblock und machte ein paar Einträge.

»Nun, Mr Armstrong?«, fragte er und blickte seinen jungen Kollegen an. »Was glauben Sie?«

»Mit Verlaub, Sir, ich glaube nicht. Ich halte mich gerne an Fakten.«

Inspektor Arthur Winston zog eine Augenbraue nach oben, wie im‍mer, wenn er Anstoß an einer Aussage nahm. »Dann würde ich Sie bit‍ten, mir Ihre Fakten näherzubringen.«