Gestählt im Feuer - Andrew Grey - E-Book

Gestählt im Feuer E-Book

Andrew Grey

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Beschreibung

Fortsetzung zu Erlösung im Feuer Buch 2 in der Serie - im Feuer Lee Stanton und Dirk Krause sind schon seit ein paar Monaten ein Paar. Doch dann erhalten sie schlechte Neuigkeiten: Die Feuerwache, auf der sie beide arbeiten, soll geschlossen werden, wenn sie es nicht schaffen, genug Geld für die überfälligen Reparaturen zusammenzukratzen. Die Union-Feuerwehr will sich gemeinsam dagegen wehren. Es gibt nur ein Problem: Die einzige Idee, wie sie an Geld kommen können, ist von Lee. Und Dirk hasst sie. Unglücklicherweise finden alle anderen Lees Idee von einem "Dinner mit Aussicht" – bei dem sie nur in Helmen, Stiefeln und Uniformhosen servieren sollen – großartig, und Lee wirft sich in die Vorbereitungen. Doch Widerstand aus der Verwaltung und ein schleppender Vorverkauf bringen Lees Event in Gefahr. Solange es Dirk nicht schafft, seinen Stolz und seinen Eigensinn einen Abend lang unter Kontrolle zu bringen, könnte es ihn und Lee ihre Jobs kosten – von ihrer Beziehung ganz zu schweigen.

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Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Gestählt im Feuer

 

 

Von Andrew Grey

 

Fortsetzung zu Erlösung im Feuer

Buch 2 in der Serie – im Feuer

 

Lee Stanton und Dirk Krause sind schon seit ein paar Monaten ein Paar. Doch dann erhalten sie schlechte Neuigkeiten: Die Feuerwache, auf der sie beide arbeiten, soll geschlossen werden, wenn sie es nicht schaffen, genug Geld für die überfälligen Reparaturen zusammenzukratzen. Die Union-Feuerwehr will sich gemeinsam dagegen wehren. Es gibt nur ein Problem: Die einzige Idee, wie sie an Geld kommen können, ist von Lee. Und Dirk hasst sie.

Unglücklicherweise finden alle anderen Lees Idee von einem „Dinner mit Aussicht“ – bei dem sie nur in Helmen, Stiefeln und Uniformhosen servieren sollen – großartig, und Lee wirft sich in die Vorbereitungen. Doch Widerstand aus der Verwaltung und ein schleppender Vorverkauf bringen Lees Event in Gefahr. Solange es Dirk nicht schafft, seinen Stolz und seinen Eigensinn einen Abend lang unter Kontrolle zu bringen, könnte es ihn und Lee ihre Jobs kosten – von ihrer Beziehung ganz zu schweigen.

Inhalt

Zusammenfassung

1

2

3

4

5

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Copyright

1

 

 

LEE STANTON saß im Aufenthaltsbereich der Feuerwache und sah während der Abendschicht fern. Er war gerade von einem Einsatz zurück gekommen und hörte jetzt, wie der Captain in seinem Büro am Bericht für diesen Einsatz arbeitete. Es war ungewöhnlich ruhig auf der Wache. Wäre der Fernseher nicht an gewesen, hätte man meinen können, man sei in einer Leichenhalle, nicht in einer Feuerwache. „Sucht euch etwas zu tun“, rief der Captain aus seinem Büro, und Lee hörte schwere Schritte. „Schau nach den trocknenden Schläuchen“, bellte er ein wenig ungehalten und deutete auf einen der Männer. „Die Duschen müssen geputzt werden“, sagte er und zeigte auf einen anderen. Lee sprang vom Sofa auf und ging hinunter in die Garage. Er würde zusehen, dass er sich selber beschäftigte, damit er nicht auch einen dieser miesen Jobs aufgedrückt bekam. Mit einem weichen Lappen begann er, die Messing- und Chrombeschläge des neuen Löschfahrzeugs zu polieren, das sie kürzlich gekauft hatten. Der gelbe Wagen war der einzige neue Ausrüstungsgegenstand, den die Truppe sich in den letzten fünf Jahren hatte leisten können, und den Großteil dieser Jahre hatten sie damit verbracht, Spenden zu sammeln. Lee sah sich in der Garage um und erinnerte sich daran, dass er fragen wollte, ob er etwas aus dem Instandhaltungsbudget nehmen konnte, um Farbe und Malerwerkzeug zu besorgen. Die Wände der Garage könnten mal wieder neu gestrichen werden wie der Rest des Gebäudes übrigens auch. Wobei, das Gebäude könnte man auch gleich komplett renovieren. Die Duschen und WCs waren alt, und das sah man ihnen auch an, und eine neue Küche könnten sie auch gebrauchen. Nicht, dass das alles Lees Aufgabe wäre, aber er hatte Augen im Kopf und konnte es sehen, genau wie alle anderen auch. Der Captain hatte ihm gesagt, dass er plante, Spenden zu sammeln, um das Gebäude in Schuss zu bringen, sobald sie den neuen Löschwagen hatten, den sie unbedingt brauchten. Um ihn herum taten seine Kollegen das Gleiche wie Lee – sie sorgen dafür, dass sie sich selber beschäftigten und gingen dem Captain aus dem Weg.

Anders als sonst redete keiner. Stattdessen schien die Anspannung und Stille sich über das ganze Gebäude auszubreiten. Greg Martin, der an einem der älteren Wagen arbeitete, ließ einen Schraubenschlüssel fallen, und das Geräusch hallte durch das Haus, als habe jemand mit den Fingernägeln über eine Schultafel gekratzt. Lee spürte, wie die Spannung, die seit Stunden um sie alle herum Funken sprühte, ihren Siedepunkt erreichte. Jeder in der Wache stand unter Strom, als der Alarm losging. Lee fuhr vor Schreck fast aus der Haut, doch dann warf er sich in seine Ausrüstung und sprang auf den Wagen. Alle arbeiteten mit geübter Effizienz, und nach ein paar Sekunden waren sie alle bereit. Lee war noch nie in seinem Leben so dankbar für einen Notruf gewesen. Der Wagen setzte sich in Bewegung und die Sirene begann zu heulen, als sie aus der Feuerwache auf die Hanover Street fuhren.

Lees Herz pochte wie bei jedem Einsatz, und die Gedanken, die er sich vorher gemacht hatte, wichen denen daran, was er jetzt zu tun hatte. Die Spannung, die sich den ganzen Abend lang aufgebaut hatte, löste sich, und er konzentrierte sich auf die Aufgabe, die vor ihm lag. Als sie an dem brennenden Haus ankamen, aus dessen Fenstern Rauch quoll, war Lee im Kopf ganz bei der Arbeit. Das Löschfahrzeug war kaum zum Stehen gekommen, als die Männer auch schon heruntersprangen, Schläuche herauszogen und ihre Ausrüstung bereitmachten. „Im Haus ist noch ein Junge“, sagte der Captain zu Lee, der seine Gasmaske anzog. „Im Erdgeschoss hinten, sagt seine Mutter.“ Lee nickte und ging durch den Vorhang aus Wasser, der bereits auf das Haus niederging. Er bekam häufig solche Aufgaben, weil er in Situationen wie dieser einen kühlen Kopf bewahrte, und wegen seiner Größe. Lee war sehr groß und stark. Vor ein paar Wochen war in einem brennenden Gebäude ein Teil einer Wand eingestürzt und hatte einen Mann unter sich begraben. Lee hatte die Wand einfach hochgehoben, weggeschoben und den Mann in Sicherheit gebracht.

Als Lee durch die Tür des kleinen Hauses trat, umgaben ihn wirbelnde Rauschschwaden und nur sehr wenig Licht. Der Rauch schien dort am stärksten zu sein, wo die Küche zu sein schien, und er hörte es aus dieser Richtung knistern und prasseln, aber er blieb nicht stehen, sondern lief den Flur des Hauses entlang, das im typischen Ranch-Stil gebaut war. Unterwegs stieß er jede Tür auf und blickte in die Räume. Sie schienen alle leer zu sein, und der Rauch wurde definitiv dicker. Lee konnte außerdem hören, wie das Feuer in der Küche an Kraft gewann. Über Funk gab er seinen Kollegen seine Position durch und teilte ihnen mit, was los war. „Wir kümmern uns um die Küche“, kam die Antwort. „Such du den Jungen.“

„Okay, bin dabei“, sagte Lee und ging auf die letzte Tür zu. Sie schien verschlossen zu sein, und Lee nahm ein paar Schritte Anlauf, bevor er sie mit seinem ganzen Gewicht rammte. Die Tür flog auf, und ein Junge, vermutlich um die zwölf Jahre alt und mit nichts als seiner Unterwäsche bekleidet, sprang aus dem Bett und brüllte, so laut er konnte. Das Zimmer schien für den Moment noch rauchfrei zu sein, aber er drang schon durch die offene Tür herein, deshalb warf Lee sie wieder hinter sich zu. Er eilte zum Fenster und öffnete es. „Ich lasse den Jungen zum hinteren Schlafzimmerfenster raus. Schickt jemand dorthin!“, rief er in sein Funkgerät, was ihm bestätigt wurde. Hinter ihm rauschte es auf einmal laut und Lee spürte die Hitze durch seine feuerfeste Uniform. Irgendwo im Haus war etwas in Flammen aufgegangen. Die Schlafzimmertür war wieder aufgesprungen. Er schnappte sich eine Decke vom Bett und wickelte den Jungen darin ein, dann hob er ihn durch das Fenster. Jemand packte auf der anderen Seite zu, dann wurde ihm der Junge aus den Armen gezogen. Lee griff nach einem Stuhl in der Ecke und benutzte ihn als Hammer, um den Rest des Fensters herauszubrechen. Er stellte sicher, dass in dem Loch kein Glas mehr war, dann stieg er seitwärts hindurch und ließ sich von den anderen Männern zurück auf den Boden helfen.

„Weg da, aber schnell!“, rief eine Stimme aus dem Funkgerät in seinem Helm, und Lee schnappte den Jungen und rannte so schnell mit ihm in Sicherheit, dass seine Füße den Boden kaum zu berühren schienen. Dann explodierte das Haus hinter ihnen in einem riesigen Feuerball, der sie alle zu Boden warf.

„Was zum Teufel war das?“, fragte Lee laut und drehte sich zum Haus um, während er gleichzeitig versuchte, sein Herz zu beruhigen, das ihm bis zum Hals schlug. Ein paar Sekunden später, und es hätte ihn voll erwischt. „Hier ist alles okay“, sagte er und sah sich nach den anderen Feuerwehrleuten und dem Jungen um, die sich alle wieder langsam aufrappelten. Er atmete tief durch und nahm sein Atemschutzgerät ab. Dann nahm er den barfüßigen Jungen auf den Arm und trug ihn um das Nachbarhaus herum zur Straße, wo mittlerweile einige Feuerwehr-, Polizei- und Krankenwagen mit blinkendem Blaulicht standen.

„Juan!“ Eine Frau lief Lee und dem Jungen auf seinem Arm entgegen; Tränen rannen über ihr Gesicht und sie zog zwei kleine Kinder hinter sich her. Lee setzte den Jungen ab, der daraufhin sofort in den Armen der Frau – seiner Mutter, vermutete Lee – verschwand. Sie weinte und begann, wie ein Wasserfall auf Spanisch zu reden. Lee verstand, was sie sagen wollte, denn ihre Erleichterung und der Ausdruck in ihren Augen, als sie ihn ansah, sagten ihm alles, was er wissen musste.

„Was ist passiert, Boss?“, fragte Lee, als er sich von der Gruppe entfernt hatte. Einer der Männer gab ihm eine Flasche Wasser, die er dankbar annahm. Die letzten noch stehenden Reste des Hauses fielen in sich zusammen und gaben ein Zischen aus Rauch und Dampf von sich, als das Feuer erlosch.

„Sie hatten volle Benzinkanister im Keller gelagert. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dich nicht reingeschickt.“ Die üblichen Falten auf der Stirn des Captains wurden noch tiefer. „Das haben wir erst herausgefunden, als wir einen Dolmetscher hierher geschafft hatten.“

„Das muss ja eine ganze Menge gewesen sein, so groß wie der Feuerball war.“ Lee nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche und sah zu, wie noch mehr Wasser auf den Trümmerhaufen fiel, der einmal ein Haus gewesen war. Ein Mann rannte durch den Vorgarten zu der Familie und sie betrachteten alle fünf den Ort, an dem sich ihr Leben bisher abgespielt hatte. Lee setzte sich hin. Sein Herz raste immer noch, während er das Wasser austrank. Dann warf er die Flasche in einen Mülleimer und half seinen Kollegen, die Gegend zu sichern und sicherzustellen, dass das Feuer vollständig gelöscht war. Dann begann die mühsame Arbeit, die Ausrüstung sauber zu machen und zu verstauen.

Die ganze Zeit, die sie dafür brauchten, erlaubte es sich Lee nicht, darüber nachzudenken, was passiert wäre, wenn er nur ein kleines bisschen langsamer aus dem Haus herausgekommen wäre. Sechzig Sekunden hatten den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeutet. Es dauerte eine Weile, aber schließlich war das Feuer definitiv aus. Die Krankenwagen fuhren weg – leer, Gott sei Dank – und einige der Feuerwehrleute luden ihre Sachen auf und fuhren zurück zu ihren Feuerwachen. Eine Familienhelferin vom Roten Kreuz kam, um sich um die Familie zu kümmern, und endlich konnten auch Lee und seine Feuerwehrkollegen zurück zu ihrer Wache fahren.

Dort angekommen, kümmerte Lee sich um seine Ausrüstung, prüfte sie sorgfältig, machte sie sauber und legte sie für den nächsten Einsatz bereit. Als er damit fertig war, ging er nach oben unter die Dusche. Er hörte andere Männer das Gleiche tun, aber genau wie vor dem Einsatz redete oder lachte niemand oder ließ das Feuer noch einmal Revue passieren, wie sie es sonst taten. Sie hatten eine Pause bekommen, aber jetzt war die Anspannung fast sofort wieder da, als wären sie gar nicht weg gewesen. Das Wasser fühlte sich gut an, doch Lee trödelte nicht herum. Stattdessen wusch er sich mechanisch, spülte den Schaum ab und trocknete sich ab. Dann zog er sich an, ging zurück in den Aufenthaltsbereich und setzte sich auf das Sofa.

„Gute Arbeit, Stockton“, lobte ihn der Captain und klopfte ihm auf die Schulter, als er an ihm vorbei Richtung Küche ging. Andere Männer kamen herein, setzten sich und sahen erst einander, dann den Captain an. Sie wollten alle das gleiche wissen: Wie konnte das passieren? „Ich weiß es nicht“, sagte der Captain und zuckte die Achseln, bevor er in sein Büro ging. Lee wusste, der Bericht, den er nach diesem Feuer schreiben musste, würde kein Zuckerschlecken werden.

Auf der Treppe erklangen Schritte wie von einer Elefantenherde, und alle blickten gleichzeitig auf, als ein paar der Männer von den anderen Schichten hereinkamen, sich setzten und die Köpfe hängen ließen. Lee sah sich nach Dirk Krause um, seinem Freund, der als letzter die Treppe heraufkam. An der Wut und der Verbitterung, die aus den Augen seines Geliebten strahlten, konnte Lee genau ablesen, wie die Sitzung der Stadtverwaltung gelaufen war. „Okay“, sagte der Captain, als er sich zu ihnen setzte. „Bringen wir’s hinter uns, damit wir heute noch ein bisschen Arbeit schaffen können.“

„Der Gemeinderat will eine der drei Feuerwachen in der Stadt schließen“, presste Dirk durch zusammengebissene Zähne hervor. „Alles, worüber sie geredet haben, war das Geld, das sie laut diesem Beratertypen sparen können.“ Dirk war auf Hundertachtzig, und ausnahmsweise schien seine Wut gerechtfertigt zu sein, denn allen anderen ging es genauso. „Sieht so aus, als würden sie entweder Goodwill oder unsere schließen.“

Lee warf einen Blick auf die anderen, die Dirks Einschätzung durch Nicken bestätigten. „Haben sie sich schon entschieden?“, fragte er.

„Nein“, antwortete Carter, einer der anderen Captains. „Sie schienen zwischen den beiden zu schwanken. Ich glaube, es gibt zwei oder drei Gemeinderäte, die uns behalten wollen, und für Goodwill sind ungefähr gleich viele. Meiner Meinung nach haben sie nur deshalb nicht gleich heute Abend beschlossen, unsere Wache zu schließen, weil wir die älteste Feuerwache der Stadt sind und es im Gemeinderat einige Historiker und Traditionalisten gibt. Wir haben einen Aufschub bekommen, aber ich weiß nicht, ob uns das am Ende helfen wird oder nicht. Sie sagten immer wieder, dass sie kein Personal abbauen wollen, und dass alle Feuerwehrleute einen Job bei einer der anderen beiden Feuerwachen bekommen würden.“ Lee wusste, dass Carter versuchte, das Ganze möglichst positiv aussehen zu lassen. „Sie haben sich darauf geeinigt, dass sie in drei Monaten eine Entscheidung treffen würden, weil noch andere Dinge auf der Tagesordnung standen, also können wir uns darauf einstellen, dass uns ein paar Stadträte besuchen werden.“

Ein Seufzen ging durch die Menge. „Ist es okay, wenn wir sie aus Versehen ein bisschen nassspritzen?“, fragte einer der Jungs und ein paar andere schmunzelten.

Captain Carter verdrehte die Augen. „Nicht, wenn ihr wollt, dass der Betrieb hier weitergeht“, antwortete er mit einem feinen Lächeln. „Wir müssen auch noch rausfinden, wie viel Instandhaltungsbudget wir noch haben. Einer der Gründe, die gegen uns sprechen, war nämlich das Alter des Gebäudes und sein Renovierungsbedarf.“

Lee sah wie Carter und die anderen sich umsahen. Es war schon komisch, wie einem auf einmal Dinge auffielen, denen sie noch nie Aufmerksamkeit geschenkt hatten: der alte Teppich, die Kratzer an den Wänden, die Stellen rund um die Lichtschalter, die von hunderten von Händen speckig und dunkel geworden waren, das altmodische und von starkem Gebrauch abgenutzte Mobiliar. Lee seufzte leise; er war müde und ein wenig niedergeschlagen. Er rückte zur Seite, als Dirk sich neben ihm niederließ. Am liebsten hätte er sich zum Trost an ihn angelehnt, aber das konnte er hier nicht machen.

Die Jungs wussten, dass sie zusammen waren – das war im letzten Herbst nicht zu übersehen gewesen, als Dirk ihn aus der Flut gerettet und vor der halben Truppe geküsst hatte. Trotzdem waren sie beide sehr vorsichtig, wie sie sich bei der Arbeit verhielten und achteten darauf, dass sie professionell miteinander umgingen. “Du siehst geschafft aus“, sagte Dirk leise, und Lee nickte.

„Meine Schicht ist in einer halben Stunde vorbei“, sagte Lee und wartete darauf, wie Dirk reagieren würde. Sie verbrachten die meisten Nächte zusammen, entweder bei ihm oder bei Dirk, aber manchmal brauchte Dirk Freiraum. Lee fand das in Ordnung, zumindest normalerweise, doch heute hoffte er, dass es nicht eine dieser Nächte war.

„Ich mach dann auch Schluss. Heute können wir hier sowieso nichts mehr machen. Kommst du zu mir?“, fragte Dirk und Lee nickte. Dann versuchte er, sich wieder darauf zu konzentrieren, was der Captain sagte.

„Die Captains werden eine Liste mit Projekten zusammenstellen, die wir schaffen können, um die Hütte wieder ein bisschen in Schuss zu bringen, und sie an die Pinnwand im Schlafbereich aushängen. Dann sieht man sie nicht gleich, wenn wir Besuch bekommen.“

„Captain, glauben Sie wirklich, ein paar Schönheitsreparaturen werden uns retten?“, fragte Gerald, einer der jüngeren Feuerwehrmänner.

„Ich glaube, der Stadtrat steht auf der Kippe. Wir müssen sie auf unsere Seite bringen, und dabei könnte selbst die kleinste Kleinigkeit helfen“, antwortete Captain Carter.

„Wenn Sie das sagen. Aber wir brauchen hier neue Bäder, eine neue Küche, ein neues Dach, und die Außenwände müssen neu verspachtelt werden. Viele Dinge sind seit Jahren nicht gemacht worden, weil die Stadt uns nie genug Geld zuteilt, und wir müssen jetzt für ihren Geiz bezahlen“, sagte Gerald aufgebracht, und die meisten anderen Männer grummelten zustimmend. Lee wusste, dass Gerald recht hatte, aber er verbiss sich einen Kommentar. Alles, was er jetzt wollte, war zu Dirk nach Hause zu gehen und dort die explodierenden Häuser und Stadträte zu vergessen, die die Feuerwache schließen wollten. Er brauchte ein bisschen Ruhe und Ablenkung.

„Wir können nur so viel tun, wie in unserer Macht steht“, erklärte Captain Carter. Dann begann die Versammlung, sich aufzulösen und die Männer, die gerade keine Schicht hatten, verließen nach und nach den Raum. Die meisten anderen blieben wie betäubt allein mit ihren Gedanken sitzen, oder sie wandten sich wieder ihren Aufgaben für den Tag zu. Lee sammelte seine Sachen ein und betete, dass nicht noch mal ein Notruf herein kam, während er auf Ablösung wartete. Nach der Übergabe ging er zu seinem Motorrad und fuhr durch die hell erleuchteten Straßen zu Dirks Haus. Er parkte davor und trat durch die Eingangstür, ohne zu klopfen.