Gesund bleiben nach Krebs - Josef Beuth - E-Book

Gesund bleiben nach Krebs E-Book

Josef Beuth

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2006
Beschreibung

Ihre medizinische Therapie ist abgeschlossen - und Sie haben den Krebs überlebt. Jetzt möchten Sie alles dafür tun, um sich vor einem Rückfall zu schützen. Sie suchen gezielt nach Angeboten, die eine erneute Erkrankung verhindern? Doch wie das Richtige finden in der riesigen Palette an Ratschlägen, Heilmitteln und Verfahren?

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Der Autor

Prof. Dr. med. Josef Beuth

Institut zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren

Universität zu Köln Joseph-Stelzmann-Str. 9 50931 Köln [email protected]

Professor Dr. med. Josef Beuth studierte Englisch und Medizin an der Universität zu Köln, Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln. Forschungsstipendien der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Deutschen Krebshilfe ermöglichten Forschungen auf den Gebieten der Immunologie, Onkologie und Infektiologie.

Facharzt, Zusatzausbildungen z. B. in Naturheilkunde.

Zu diesem Buch

Liebe Leserin, lieber Leser,

Sie haben gerade die Standardtherapie abgeschlossen und wissen nicht so recht, wie es weitergehen soll? Sie fühlen sich hilflos und haben Angst davor, dass die Krebserkrankung erneut ausbricht? Dieses Gefühl der Hilflosigkeit ist völlig normal. Nach Abschluss aller erforderlichen Maßnahmen, die sich in Abhängigkeit von Krebsart und -stadium vielleicht über Monate erstreckt haben, fallen viele Betroffene in ein so genanntes Therapie-Loch. Das ist verständlich. Denn sind Chemo-, Strahlen- bzw. Hormontherapie erst einmal beendet, geht ein »Sicherheitsanker« verloren, an dem Sie sich festgehalten und orientiert haben. Insbesondere während der adjuvanten (also zusätzlich zur Operation durchgeführten) Chemo- oder Strahlentherapie fühlten Sie sich wie in einer akuten und darüber hinaus langfristigen Sicherheitsmaßnahme. Solange die Therapie andauerte, waren Sie eingebunden in einen Behandlungsplan, dessen ausschließliches Ziel darin bestand, den Krebs zu besiegen. Es ist deshalb nur allzu verständlich, wenn die ordnungsgemäße Beendigung dieser Therapie bei Ihnen Fragen oder Ängste hervorruft, z. B.:

Während der Therapie konnte der Krebs sich nicht entfalten. Was passiert jetzt? Breitet er sich wieder aus?

Was können Ärzte machen, wenn die Behandlung den Krebs nicht ganz abgetötet hat? Gibt es weitere Therapiemaßnahmen?

Die Therapie hat die körpereigenen Systeme (insbesondere das Immunsystem) beeinträchtigt. Was lässt sich dagegen tun? Wie kann man das körpereigene Abwehrsystem wieder stärken?

Wie kann man als Betroffener selbst dazu beitragen, dass der Krebs nicht wiederkommt?

Die meisten Patienten werden von ihren betreuenden Behandlungszentren oder Onkologen mit den Worten entlassen: »Sie haben es (erst einmal) geschafft! Sie können zurück in Ihr normales Leben!« So erfreulich diese Nachricht auch sein mag, sie signalisiert: »Du musst dich nun allein zurechtfinden, mit allen Konsequenzen.« Für Sie persönlich bedeutet das: Sie sollten

Ihr körperliches Befinden wieder stabilisieren,

die Spätfolgen der Therapie in den Griff bekommen,

Ihre ehemalige körperliche Fitness wieder erlangen,

bei unbekannten Symptomen nicht gleich in Panik verfallen,

Alltagssituationen meistern,

die Eingliederung in das Berufsleben vorbereiten,

Ansprechpartner für medizinische oder psychoonkologische Fragen finden.

Und noch etwas sollten Sie sich vor Augen halten: Krebsnachsorge ist in vielen Bereichen nichts anderes als Krebsvorsorge – und die Möglichkeiten dafür gehen uns alle an. Die Suche nach kompetenten Ansprechpartnern für medizinische oder den Lebensstil betreffende Fragen gestaltet sich meist äußerst schwierig. Weder Onkologe noch Hausarzt geben in der Regel anwendbare Verhaltensanregungen, sondern beschränken sich auf den Rat, »ganz normal weiterzuleben«. Dieser ärztliche Hinweis erfüllt die meisten Betroffenen eher mit Skepsis und Unbehagen, als dass er wirklich weiterhelfen könnte. Kein Wunder also, dass Patienten gern Tipps von Angehörigen, Freunden, entfernten Bekannten sowie Selbsthilfegruppen, Patienten-Informationsdiensten oder auch selbst ernannten Spezialisten in Heilpraktiker- bzw. Arztpraxen und Privatkliniken sowie zweifelhaften Kompetenzzentren oder Fachgesellschaften annehmen und befolgen. Die vielen Ratschläge von Familienangehörigen und guten Freunden sind mit Sicherheit gut gemeint, die der selbst ernannten Spezialisten sind in den allermeisten Fällen ausschließlich Werbestrategien und Geschäftsideen ohne diagnostischen oder therapeutischen Nutzen. Die vielen Tipps, was gegen Krebs helfen und das Immunsystem anregen könnte, führen häufig zu Verunsicherung und kostspieligen sinnlosen Therapieversuchen, die im Extremfall auch das Gegenteil (= verstärktes Krebswachstum) bewirken können. Ein gesundes Misstrauen ist also angesagt.

Genau hier setzt der vorliegende Ratgeber an, der Ihnen die wissenschaftlich gesicherten Maßnahmen zur Vorbeugung eines Rückfalls bzw. einer erneuten Krebserkrankung aufzeigen möchte. Diese reichen von der gesunden Ernährung über Sport und Bewegung, Entspannungstraining bis hin zu Nahrungsergänzungsmitteln oder Medikamenten. Neben den anerkannten Maßnahmen stellen wir Ihnen auch die zweifelhaften Diagnostik- und Therapiemaßnahmen vor und begründen, warum diese Methoden aufgrund unserer medizinisch-wissenschaftlichen Einschätzung nicht oder noch nicht als hilfreiche Maßnahmen zur Vorbeugung eines Rückfalls oder einer Krebserkrankung dienen können.

Wir wünschen Ihnen, dass dieser Ratgeber für Sie ein Leitfaden im Dschungel der angebotenen Maßnahmen und Methoden wird.

Ihr Prof. Dr. med. Josef Beuth

Vorwort von Sibylle Herbert

Sie möchten alles tun – ALLES –, damit der Krebs nicht wiederkommt.

»… und wie verhindern Sie, dass der Krebs ausbricht?«, fragte mich vor kurzem eine Nachbarin. »Machen Sie eine Misteltherapie? Oder nehmen Sie zusätzlich Vitamin C? Oder trinken Sie häufig grünen Tee?« – »Nein«, war meine Antwort, »ich laufe. Mehr nicht.«

Die Chancen, eine qualitätsgesicherte Krebstherapie zu erhalten, sind größer geworden in Deutschland. Doch bei der Nachsorge brauchen Krebspatienten immer noch viel Glück.

Das war auch meine Erfahrung. Kaum hatte ich Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie hinter mir gelassen, tauchten die nächsten Fragen auf: Welche Untersuchungen sind für eine sichere Nachsorge wirklich nötig? Und vor allem wann? Ist Sport sinnvoll? Soll ich eine Misteltherapie beginnen? Oder besser nicht? Reicht die normale Ernährung? Oder brauche ich zusätzlich Vitamine und Mineralstoffe? Ärzte, Selbsthilfegruppen, Krankenkassen – jeder rät etwas anderes, wenn sie überhaupt etwas raten.

Viele Krebskranke fühlen sich nach der Behandlung allein gelassen, sind verunsichert und voller Angst. Einfach abwarten ist kaum auszuhalten.

Das ist der Nährboden für Tipps und Therapien vielfältigster Art: Rote Bete, Diättherapie, keine Milch, Dunkelfeldmikroskopien, Magnetfeldtherapie, Bioresonanztherapien – Hilfe, was wurde mir alles vorgeschlagen von selbst ernannten Experten, die vorgaben, genau zu wissen, was ich zu tun und lassen habe, um gesund zu sein und zu bleiben.

Eine Ärztin erzählte mir von Frauen, die viel Geld für solche obskuren Methoden ausgegeben haben. Geld, das sie eigentlich nicht hatten, und dennoch aufwendeten, weil die Hoffnung ihnen so viel wert war. »Das Geld war aber nicht gut angelegt«, sagte die Ärztin, »die obskuren Methoden haben letztlich nicht geholfen.«

»Gesund bleiben nach Krebs« setzt genau hier an. Einerseits erklärt das Buch wissenschaftlich und trotzdem leicht verständlich die verschiedenen Mittel und Verfahren, die Krebspatienten angeboten werden. Andererseits sagt es klar und deutlich, welche dieser Therapien sinnvoll oder sinnlos, wissenschaftlich gesichert oder fragwürdig, ungefährlich oder gefährlich sind.

Aber auch die beste Methode ist keine Garantie, dass der Krebs nicht wiederkehrt. Überleben ist und bleibt Glücksache, aber die Wahrscheinlichkeit, wieder zu erkranken, die kann man eben doch verringern, indem man zum Beispiel auf die Ernährung achtet oder obskuren Wundermitteln eben nicht auf den Leim geht.

Das Buch gibt Orientierung nach Krebs, Orientierung in diesem Labyrinth der unendlichen Heilversprechen!

Im Januar 2006

Sibylle Herbert

Nur ein Ziehen in der Brust?

Dagmar Emons: Meine Erfahrungen als Brustkrebs-Patientin

Eine Brustkrebspatientin beschreibt ihre Odyssee durch Diagnostik, Therapie und Nachsorge – mit all ihren Ängsten, Sorgen und Erlebnissen. Ein langer Weg, der sie schließlich dazu brachte, sich nicht mehr in ihr Schicksal, die Diagnostik und Therapie zu ergeben, sondern eigenständig zu denken und zu handeln: Eine Befreiung von der Passivität des »Patient-Seins«. Die Sorge und die aktive Mitgestaltung der eigenen Behandlung endet noch lange nicht mit Abschluss der Chemo- oder Strahlentherapie.

So fing alles an

Es folgten zwei Wochen zwischen Angst und Verdrängung. War das Ganze harmlos – oder war es ein Knoten, den ich da fühlen konnte? Krebs? Aber nein, das konnte nicht sein. Ich war doch erst 37 Jahre und mein Mann und ich hatten uns für die Zukunft ein Kind gewünscht. Und wenn doch?

Anfang Mai 2004 hatte ich zum ersten Mal vor meiner Periode ein schmerzhaftes Ziehen und eine Druckempfindlichkeit in beiden Brüsten. Ich habe deshalb meine Brüste genauer abgetastet, als ich es früher getan habe und eine Verhärtung in der rechten Brust (oberer äußerer Quadrant) festgestellt. Sorgen hierüber habe ich mir zu dieser Zeit noch keine gemacht. Nach meiner Periode war das Spannungsgefühl verschwunden, die Brüste wieder »normal«, die Verhärtung aber war geblieben. Um endlich Gewissheit zu bekommen, bin ich Anfang Juni zu meiner Frauenärztin gefahren. Nach Tastuntersuchung und Ultraschall war klar, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Es war eine Gewebeveränderung. Meine Frauenärztin hat sich selbst telefonisch darum gekümmert, dass ich eine Woche später bereits einen Termin zur Mammographie bekommen habe. Am Montag, den 7. Juni, war dann endlich um 8 Uhr der Termin beim Radiologen. Er führte ein Gespräch mit mir, machte eine Tastuntersuchung, und es folgte die Mammographie. Nach der Mammographie merkte ich schon an seinem Verhalten, dass etwas nicht stimmt. Er sagte mir, dass er den Befund für eindeutig bösartig hält, aber auf jeden Fall brusterhaltend operiert werden kann.

Wie fühlt man sich jetzt?

Es gab den Moment, an dem ich darüber nachgedacht habe, was ich mache, wenn sich herausstellen sollte, dass der Krebs schon fortgeschritten sein sollte: aus dem Fenster springen oder kämpfen? Ich habe mich für Kämpfen entschieden.

Nichtbetroffene fragen sich jetzt sicherlich, was man in einem solchen Augenblick fühlt. Ich habe in diesem Moment gar nichts gefühlt, obwohl mir sehr wohl bewusst war, was der Radiologe da gerade für einen Verdacht geäußert hatte. Mir wurde nur mit Schrecken klar, dass sich mein größter Wunsch – ein Kind – jetzt nicht mehr erfüllen wird. Der Radiologe beruhigte mich und meinte, dass es heute kein Problem mehr wäre, auch nach einer Krebstherapie noch ein Kind zu bekommen.

Endlich die OP

Mit diesem Moment habe ich mir gesagt, dass der Krebs weg ist und ich habe mir geschworen, dass ich die Krankheit niemals so nahe an mich herankommen lasse, dass sie mein Leben beherrscht und völlig verändert. Dieser Vorsatz hat mir wahrscheinlich dabei geholfen, dass ich nach der OP schnell wieder auf den Beinen war und sehr positiv eingestellt war. Und vor allem wusste ich, dass ich jetzt wieder alles auf eine Schwangerschaft fokussieren konnte.

Dann war es endlich soweit, am Dienstag, den 15. Juni um 10 Uhr hatte ich den OP-Termin. Als ich danach erwachte, war meine erste Frage, wie viele Lymphknoten entfernt wurden und ob diese befallen waren. Die Schwester sagte mir, dass nur der Wächterlymphknoten entnommen wurde und dass dieser metastasenfrei war. Beim Abschlussgespräch empfahl mir der Professor aufgrund meines jungen Alters und des schnell wachsenden Krebses (Grading 3) eine unterstützende Chemotherapie. Das Ergebnis der immunhistologischen Untersuchung des Hormonrezeptors lag noch nicht vor.

Die Chemo beginnt

Am 24. Juni wurden die Fäden gezogen und ich wurde entlassen. Gleich am folgenden Tag hatte ich mit dem Onkologen einen Termin wegen der anstehenden Chemotherapie. Er klärte mich über mögliche Nebenwirkungen auf (Haarverlust, Übelkeit und Erbrechen, negative Beeinflussung des Knochenmarks/Abfall der Leuko- und Thrombozytenwerte mit deren Begleiterscheinungen, therapiebedingte abakterielle Blasenentzündung und erhöhtes Infektionsrisiko). Zudem machte er mich darauf aufmerksam, dass während der Therapie eine Schwangerschaft nicht empfehlenswert wäre und ich deshalb für entsprechende Verhütung sorgen sollte. In diesem Zusammenhang informierte ich ihn darüber, dass ich mir noch ein Kind wünschte. Er legte mir ein Formular »Aufklärung Zytostatika« zur Unterschrift vor, in dem ich bestätigte, dass ich mit der Behandlung einverstanden bin. Ich unterschrieb die Erklärung, ohne sie mir jedoch im Einzelnen nochmals durchzulesen. Er informierte mich bei einem Telefonat darüber, dass aufgrund meines Hormonrezeptor-negativen Status nun sechs statt vier EC-Chemotherapien erforderlich wären. Da keine Hormonbehandlung erfolgte, sollte dies der Kompensation dienen. Das war natürlich erst einmal ein Schock für mich. Aber ich habe mir dann gesagt, dass schaffe ich jetzt auch noch.

Die letzte Chemotherapie

Beim Abschlussgespräch mit dem Onkologen informierte ich ihn darüber, dass ich bei ihm zur Nachsorge nicht in weiterer Behandlung bleibe und dass dies sein Kollege im Brustzentrum übernehmen würde. An seiner Reaktion merkte ich, dass ihm das überhaupt nicht passte.

Nach meiner zweiten Chemotherapie stimmte mein Bauchgefühl nicht mehr. Ich hatte ernsthaft darüber nachgedacht, die Chemopraxis zu wechseln. Meine Entscheidung war dann aber: »Augen zu und durch. Die letzten vier Chemos schaffe ich auch noch.« Heute weiß ich, dass dies ein Fehler war. Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen, so wie ich es sonst auch immer mache. Mein Gefühl, dass etwas nicht stimmte, wurde immer stärker. Um mir Klarheit zu verschaffen, fing ich an, mich über Nebenwirkungen der Chemotherapie in entsprechender Literatur und über das Internet zu informieren. Mit Entsetzen habe ich erfahren, dass es zu einer dauerhaften Unfruchtbarkeit kommen kann. Ich habe versucht, mich damit zu beruhigen, dass dies nicht möglich sein konnte, da mich der Onkologe sonst darauf hätte hinweisen müssen.

Doch kein Kind?

Am 21. Dezember habe ich endlich den Mut dazu gefunden, den Onkologen anzurufen, um endlich Gewissheit zu bekommen. Er bestätigte mir, dass es aufgrund der Chemotherapie zu einer Unfruchtbarkeit kommen kann.

Heute weiß ich, dass tatsächlich 40 % der Frauen vor den Wechseljahren, die mit einer ähnlichen Chemotherapie behandelt werden, dauerhaft keine Regelblutungen mehr haben werden – und daher unfruchtbar sind.

Schockierend fand ich seine Aussage, dass er seinen Kollegen im Brustzentrum vorschob und meinte, dass er davon ausgegangen sei, dass ich hierüber bereits von ihm aufgeklärt worden wäre. Es war doch schließlich seine Aufgabe, als mein behandelnder Onkologe, mich umfassend über mögliche Nebenwirkungen der Chemotherapie aufzuklären. Seine Aussage, dass ihm die aktuellen Studien nicht bekannt wären, auf meine Frage, wie hoch genau die Rate der Unfruchtbarkeit ist, hat mich doch sehr verwundert. Er sagte, dass nach Studien, die bereits vor ein paar Jahren durchgeführt wurden, die Quote bei ca. 20–30 % liegen würde.

Wie kann es sein, dass ein Onkologe die aktuellen Studien nicht kennt und in der Praxis damit nicht arbeitet?

Nach unserem Gespräch wird sich der Onkologe keine Gedanken mehr darüber gemacht haben, dass für mich eine Welt zusammengebrochen ist. Für ihn war der »Vorgang« erledigt. Er hat mich mit allen meinen Ängsten, Sorgen und Fragen allein gelassen. Und dies kurz vor den Weihnachtstagen.

Warum kein Ovarschutz?

Bis heute kann ich nicht nachvollziehen, warum der Onkologe es unterlassen hat, mit mir über einen möglichen Ovarschutz zu sprechen. Die Gabe eines GnRH-Agonisten wäre bei mir zumindest ein Erfolg versprechender Versuch des Schutzes gewesen. Aus Unkenntnis? Aus Gleichgültigkeit oder ist es eine Frage des Praxisbudgets?

Die nächsten Tage war ich wie besessen zu klären, wie es überhaupt zur Unfruchtbarkeit kommen kann. Im Internet fand ich dann endlich eine Informationsbroschüre »Ganz Frau sein! … trotz Krebs« von Prof. Dr. med. Kurt Possinger. Es war entsetzlich für mich, als ich selbst herausfinden musste, dass Möglichkeiten bestanden hätten, mich vor einer möglichen Unfruchtbarkeit zu schützen (Ovarschutz mittels GnRH-Agonisten, Einfrieren von Eizellen oder Kryokonservierung »Ovarien tissue banking«). Herr Prof. Possinger beschreibt in dieser Broschüre sehr ausführlich und verständlich, dass durch die Gabe eines GnRH-Agonisten eine Ruhigstellung der Eierstöcke erreicht werden kann, um so die Follikel vor der negativen Wirkung der Chemotherapie zu schützen. Durch meinen Hormonrezeptor negativen Status hätte die Gabe eines GnRH-Agonisten während der Chemotherapie genügt.

Nachsorge selbst in der Hand

Auch wenn von vielen Ärzten der »mündige« Patient gefordert wird, gibt es in der Praxis doch leider viele, die nicht akzeptieren können, dass man als Patient nicht alles wort- und kommentarlos hinnimmt und nicht blind der ärztlichen Empfehlung ohne Widerspruch und eigene kritische Meinung folgt.

Mir ist klar geworden, dass mir so etwas wie mit der Chemotherapie nicht noch einmal passieren darf. Ich habe mich daher dazu entschieden, die Organisation meines Nachsorgeprogramms selbst in die Hand zu nehmen. Wieder habe ich angefangen, mich über entsprechende Literatur über das Thema »Nachsorge« zu informieren und habe mich dabei gefragt: Was ist erforderlich? Was will ich? Entgegen der Meinung mancher Ärzte habe ich mich für eine engmaschige apparative Untersuchung entschieden, da ich frühzeitig darüber Gewissheit haben möchte, wenn der Krebs wiedergekommen ist. Ich bin mir sehr wohl darüber bewusst, dass ich mit meinen betreuenden Ärzten solche gefunden habe, bei denen ich »mündige« Patientin sein und aktiv meinen weiteren Weg mitbestimmen darf.

Was mache ich jetzt?

Natürlich kam für mich nach Ende der Standardtherapie auch die Zeit, in der ich mich fragte, was ich in Zukunft noch selbst dazu beitragen kann, um gesund zu bleiben. Da ich leider von keinem Arzt entsprechende Tipps bekommen hatte, habe ich angefangen, mich mit dem Thema »Komplementärmedizin« selbst zu beschäftigen.

Ich war überrascht darüber, was auf dem Markt so alles an Diagnostik- und Therapiemethoden, zu teilweise horrenden Preisen, angeboten wird. Erschreckend finde ich, dass es Krebspatienten gibt, die den Weg der schulmedizinischen Standardtherapie verlassen und sich in die Hände von irgendwelchen »Krebsheilern« begeben, die mit Sprüchen »Nur ich kann Sie heilen« oder »Nur meine Methode kann Ihnen helfen« werben. Hier werden von den Scharlatanen Hoffnungen geschürt, hinter denen nichts anderes als Profitgier steht. Traurig nur, dass manche Patienten ihre verzweifelte Suche nach einer Heilungschance mit dem Leben bezahlen.

Deshalb mein Rat an alle Menschen, die eine Krebsbehandlung hinter sich haben: Ihre Gesundheit ist Ihre Verantwortung – nehmen Sie daher auch Ihre Behandlung und vor allem die Nachsorge ein Stück weit selbst in die Hand!

Köln, im Januar 2006

Dagmar Emons

Richtige Ernährung stärkt und schützt

Sowohl der Krebs selbst als auch die Therapie haben Ihren Körper stark geschwächt. Jetzt muss er sich erholen und neue Reserven aufbauen. Mit einer ausgewogenen Ernährung geben Sie Ihrem Körper alles, was er für seine Wiederaufbauphase benötigt. Die folgenden Ernährungsempfehlungen berücksichtigen die derzeit bekannten und relevanten ernährungsbedingten Risikofaktoren für Krebs.

Ernährung und Krebs: Gibt es einen Zusammenhang?

Die Einhaltung der Empfehlungen garantiert zwar keinen definitiven Schutz vor Krebs, aber reduziert die durchschnittliche Erkrankungshäufigkeit. Umgekehrt ist selbst bei gröbsten Verstößen eine Krebserkrankung nicht mit Sicherheit vorauszusagen. Denn: Das Entstehen einer Krebserkrankung ist ein komplexes Geschehen, das von einer Vielzahl von Faktoren abhängt.

Es gibt wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse zum Einfluss der Ernährung auf die Krebsentstehung. Demnach scheint durch Ernährungsoptimierung bzw. Ernährungsumstellung eine sinnvolle Vorbeugung hinsichtlich bestimmter Krebserkrankungen möglich zu sein. Dass zwischen Ernährung und Krebserkrankungen ein Zusammenhang besteht, wird bereits seit Jahrtausenden überliefert. Der World Cancer Research Fund (WCRF), eine Organisation, die sich ausschließlich der Krebsprävention durch Ernährung und gesunde Lebensweise widmet, bestätigt in seinem umfassenden Bericht die Ergebnisse früherer Schätzungen: Etwa ein Drittel aller Krebserkrankungen sind durch Ernährungsfaktoren bedingt und damit durch eine Veränderung der Ernährung vermeidbar. Für einige Krebsarten können verschiedene Nahrungsbestandteile bzw. Ernährungsgewohnheiten benannt werden, die deren Entstehung fördern. Hierzu gehören:

bei Brustkrebs und Prostatakrebs fettreiche Nahrung und Übergewicht;

bei Bauchspeicheldrüsenkrebs übermäßiger Fett-, Fleisch- und Alkoholverzehr;

bei Dickdarmkrebs hoher Fett-, niedriger Faseranteil in der Nahrung, rotes/rohes Fleisch.

Eine umfassende Broschüre Krebsprävention durch Ernährung vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung beruht auf der aktuellen Datenlage und ist mit Blick auf die Bedingungen in Deutschland erarbeitet worden. Sie steht im Internet auf der Seite des Institutes → www.dife.de kostenlos zur Verfügung.

Alle verfügbaren Untersuchungen deuten darauf hin, dass nicht ausgewogene Ernährung (u. a. zu wenig Obst, Gemüse, Getreide, Ballaststoffe) bzw. übermäßige Ernährung (u. a. zu viel tierisches Fett und Fleisch sowie Alkohol) wesentliche Ursachen für die Förderung von Krebserkrankungen darstellen.

Risikofördernde und risikosenkende Ernährungsfaktoren

Für viele Bestandteile unserer Ernährung konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass sie das Risiko, an Krebs zu erkranken, senken oder fördern können. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Bewertung von Zusammenhängen zwischen bestimmten Ernährungsfaktoren und einzelnen Krebserkrankungen.

Risikofördernd: viel Fett

Achten Sie auf „versteckte Fette“ auch in Lebensmitteln, bei denen man Fette nicht unbedingt vermuten würde (siehe Tabelle)!

Fett ist ein hinsichtlich der Krebsentstehung aber auch der möglichen Krebsvorbeugung wichtiger Nahrungsbaustein. Die durchschnittliche Fettzufuhr beträgt in Deutschland derzeit ca. 100 g/Tag und liegt deutlich über den Empfeh lungen der Fachgesellschaften (ca. 60–80 g/Tag, je nach Energiebedarf). Neben den mit der Nahrung als erkennbares Fett aufgenommenen Lebensmitteln (z. B. Speck, Öle, Streichfette wie Butter, Schmalz) tragen insbesondere die „versteckten Fette“ (z. B. in Fleisch, Wurst, Gebäck, Kartoffelchips, Pommes frites) zur übermäßig hohen Fettaufnahme bei. Die „versteckten Fette“ sind in die Berechnung der Gesamtfettmenge mit einzubeziehen, denn sie können für vereinzelte Lebensmittel beträchtlich sein (Wurst bis zu 50 g/100 g; Käse bis zu 35 g/100 g; Nüsse bis zu 70 g/100 g). Um diesen Anteil möglichst niedrig zu halten, sind fettarme Nahrungsmittel bzw. fettsparende Zubereitungsformen empfehlenswert. Insgesamt sollte der Gesamtfettverzehr ca. 60–80 g/Tag betragen, in Abhängigkeit vom Bedarf ca. 30–35 % des Gesamtenergiebedarfes. Aus Sicht einer gesunden Ernährung sind insbesondere naturbelassene pflanzliche Fette empfehlenswert, z. B. kaltgepresste (unraffinierte) Öle, wie beispielsweise Olivenöl, Distelöl, Weizenkeimöl, die reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind. Verzichtet werden sollte auf die meisten Fette tierischen Ursprungs (Schwein, Rind, Lamm).

Risikosenkende und risikofördernde Faktoren bei Krebs

Krebsart

Förderung durch

Hemmung durch

Brustkrebs

Alkohol, tierisches Fett

Obst, Vitamine A, C, E, Selen, Olivenöl

Prostatakrebs

Fett

Gemüse, Selen, Vitamin E

Lungenkrebs

Tabak

Selen, Vitamine A, C, E, Carotinoide

Dickdarmkrebs

Fett, Fleisch

Ballaststoffe, Kalzium, Selen, Folsäure, Vitamin C

Magenkrebs

Kochsalz, Nitrat, Nitrit, das Bakterium Helicobacter pylori

Selen, Vitamine A, C, E, ß-Carotin

Bauchspeicheldrüsenkrebs

Fett, Fleisch, Alkohol, Tabak

Gemüse, Obst, Selen, Vitamit E

Harnblasenkrebs

Tabak, Kaffee

ß-Carotin, Vitamine A, C, E, Selen

Eierstockkrebs

Fett, Fleisch

Obst, Gemüse, Selen

Speiseröhrenkrebs

Tabak, Alkohol

Obst, Gemüse, ß-Carotin, Zink, Vitamin A, C

INFO

So gesund ist Olivenöl

Der mediterranen Ernährung mit reichlich Obst, Gemüse und vor allem auch Olivenöl werden vorbeugende Effekte (u. a. gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen; Krebs) nachgesagt. Bislang konnte nicht eindeutig gezeigt werden, welche Bestandteile des Olivenöls die positiven Wirkungen hervorrufen. Eine aktuelle Untersuchung zeigte, dass Ölsäure (eine einfach ungesättigte Fettsäure und Hauptbestandteil von Olivenöl) ein Gen hemmen kann, das zur Entstehung und Wachstum von Brustkrebs beiträgt. Weitere Untersuchungen zeigten, dass Ölsäure die Wirksamkeit eines Medikamentes steigern kann, dass dieses Brustkrebs-Gen hemmt.

Bewertung: Diese Untersuchungen sind viel versprechend, müssen aber in weiteren Studien bestätigt werden, ehe Olivenöl als Schutz vor Brustkrebs empfohlen werden kann. Neben Ölsäure enthält Olivenöl Antioxidanzien (u. a. Vitamin A, E; Chlorophyll) und Magnesium und kann als Bestandteil einer gesunden Ernährung unbedingt empfohlen werden.

Fettgehalt einzelner Lebensmittel

Lebensmittel

Fettgehalt in g/100 g

Brot

2 g

Croissant

26 g

fettarmer Frischkäse

9 g

Doppelrahm-Frischkäse

31 g

Fruchteis

2 g

Sahneeis

21 g

Kartoffeln

0 g

Kartoffelchips

40 g

Sülze

5 g

Salami

50 g

Quark

5 g

Mascarpone

48 g

Die Rolle von Schadstoffen

Lebensmittel ohne Schadstoffe gibt es heutzutage fast nicht mehr. Deshalb ist es wichtig, die Risiken so weit wie möglich zu reduzieren. Krebserregende Substanzen kommen natürlicherweise u. a. in Lebensmitteln vor oder sie entstehen durch deren Verarbeitung, Lagerung oder Konservierung. Für die in der Öffentlichkeit vorherrschende Meinung, dass bestimmte Lebensmittelzusätze bzw. Schadstoffe in Lebensmitteln (wie z. B. Acrylamid, Nitrat, Nitrit) hauptsächlich für die Entstehung von Krebserkrankungen verantwortlich sind, gibt es keine zwingenden wissenschaftlichen Beweise. Vermutlich spielen diese Substanzen eine untergeordnete (aber dennoch ernst zu nehmende) Rolle im Vergleich zu anderen Ernährungsfaktoren, wie z. B. Alkohol.

INFO

Die Hauptverdächtigen: Alkohol, Fleisch, Übergewicht und zu wenig Bewegung

Alkohol konnte definitiv als Risikofaktor für die Entstehung von Krebserkrankungen der Speiseröhre, der Mundhöhle, des Rachens und des Kehlkopfes nachgewiesen werden. Für die Entstehung anderer Krebsarten, z. B. Brustkrebs, Dickdarmkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs wird Alkohol als ernst zu nehmender Risikofaktor betrachtet.

Ferner konnte in mehreren wissenschaftlich fundierten Studien der hohe Verzehr von rotem Fleisch (Fleisch von Rind, Schaf, Schwein), tierischen Fetten und Eiweißen, verbunden mit einem geringen Verzehr von Ballaststoffen, als Risikofaktor für bestimmte Krebserkrankungen (u. a. Dickdarmkrebs) aufgezeigt werden. Ein Zusammenhang zwischen ernährungsbedingtem Übergewicht, hervorgerufen durch ein Übermaß an kalorienreichen Nahrungsmitteln (z. B. Zucker; tierischen Fetten und Eiweißen) und Getränken (z. B. Alkohol, zuckerhaltigen Limonaden bzw. Fruchtsäften; Milch), Bewegungsmangel und erhöhtem Risiko für bestimmte Krebserkrankungen wird seit langem beobachtet. Möglicherweise ist dies auf einen Anstieg von ernährungsabhängigen Hormonen (z. B. Insulin, Östrogen) zurückzuführen, die u. a. auch als Wachstumsfaktoren bekannt sind (mehr Info: → www.dife.de).

Die Empfehlungen zur gesunden Ernährung

Erste Untersuchungen lassen vermuten, dass sich die mit den einzelnen Nahrungsbestandteilen zu erzielenden Effekte addieren bzw. beeinflussen und somit das Krebsrisiko bestimmen. Welches allerdings die relevanten Wirkmechanismen beim Menschen sind, ist bislang nicht eindeutig geklärt.

Obwohl es keine Ernährungsform gibt, die Krebs mit Sicherheit verhindern kann und obwohl die wissenschaftlich gesicherte Beweislage zu den Zusammenhängen von Ernährung und Krebs noch viele Lücken aufweist, lassen sich doch Ernährungsempfehlungen aufstellen, die das Risiko für eine Krebserkrankung zumindest senken. Dass eine gemüse- und obstreiche Ernährung gesund ist, gehört inzwischen zum Allgemeinwissen. Welche Mechanismen diesen Effekten zugrunde liegen, ist immer noch Gegenstand der Forschung. Die krebsvorbeugende Wirkung von Obst und Gemüse scheint nicht auf einzelne Inhaltsstoffe zurückführbar zu sein. Vielmehr kommt der Beeinflussung des Erkrankungsrisikos für Krebs und andere chronische Erkrankungen eher dem Ernährungsmuster, d. h. der Nahrungsmittelauswahl, -zubereitung und -menge eine tragende Bedeutung zu.

Als Schutzfaktoren hinsichtlich der Krebsentstehung werden eine Reihe von Substanzen diskutiert, die natürlicherweise in Nahrungsmitteln vorkommen. Zu diesen gehören u. a. β-Carotin, die Vitamine A, C, E und Folsäure, die Spurenelemente Selen und Zink, Ballaststoffe sowie bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe, z. B. Farb- und Aromastoffe. Viele dieser Substanzen sind so genannte Antioxidanzien.

Schutzstoffe Antioxidanzien

Wann brauche ich zusätzlich Vitamine und Antioxidanzien?