Wirksamkeitsgeprüfte Komplementär-Onkologie - Josef Beuth - E-Book

Wirksamkeitsgeprüfte Komplementär-Onkologie E-Book

Josef Beuth

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Beschreibung

Wer von einer Krebserkrankung betroffen ist, fragt sich, wie sich mit der Krankheit weiterleben lässt. Aber die Suche nach kompetenten Auskünften für medizinische oder den Lebensstil betreffende Fragen ist häufig schwierig. Fach- und Hausärzte beschränken sich oft auf den Rat, "ganz normal (weiter) zu leben". Tipps von Angehörigen, Freunden oder Bekannten helfen auch nicht immer weiter. Und im Rahmen eigener Recherche trifft man auf manchen Hinweis, der Geschäftsideen ohne diagnostischen und therapeutischen Nutzen dient. Das löst Verunsicherung aus. Hier hilft das vorliegende Buch. Wie ein Leitfaden zeigt es einerseits wissenschaftlich gesicherte Maßnahmen zur Leben mit und sogar zur Vorbeugung von Krebserkrankungen auf. Andererseits erklärt es, wie sich Nebenwirkungen einer Therapie lindern lassen: Eine gesunde Ernährung kann helfen, aber auch Sport und Bewegung sowie psychoonkologische oder psychosoziale Betreuung.

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WIRKSAMKEITSGEPRÜFTE KOMPLEMENTÄR-ONKOLOGIE

zur Vorbeugung,Therapie und Nachsorge

Prof. Dr. med. Josef BeuthDr. rer. medic. Rebecca Böwe

INHALT

Vorwort

KAPITEL 1Das Leben, Erkrankungen und deren Therapien hinterlassen Spuren

KAPITEL 2:Wer gesund lebt, überlebt länger

KAPITEL 3:Krebsprävention

3.1 Ernährungstherapie

3.2 Bewegungstherapie (Sport)

3.3 Psychoonkologische Therapie

3.4 Lebensstiländerungen

KAPITEL 4:Krebstherapie

4.1 Grundlagen komplementärmedizinischer Maßnahmen

KAPITEL 5:Wirksamkeitsgeprüfte komplementärmedizinische (Basis-)Maßnahmen

5.1 Ernährungstherapie

5.2 Bewegungstherapie (Sport)

5.3 Psychoonkologische Therapie

KAPITEL 6:Wirksamkeitsgeprüfte medikamentöse komplementäre Behandlungsmaßnahmen

Selentherapie

Enzym-Therapie

Pflanzliche Lektine

6.1 Innovative Immunonkologische Therapiekonzepte

6.2 Selen-Enzym-Linsenextrakt-Gemisch: Hilfe bei Therapienebenwirkungen oder Erkrankungen

6.3 Weitere indikationsbezogen wirksamkeitsgeprüfte medikamentöse komplementäre Behandlungsmaßnahmen

KAPITEL 7Nicht hinreichend geprüfte alternativmedizinische Verfahren

Empfehlungen, die zu hinterfragen wären

Unseriöse Praktiken erkennen

Bioresonanz

Cellagon

Curcumin

Dendritische Zellen

Entgiftung (ausleitende Verfahren)

Grüner Tee

Kombucha-Teepilz

Miracle Mineral Supplement (MMS)

Nosoden

Ozon/Eigenblut

Spirulina

Thymus-Therapie

Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

Vitalpilze

KAPITEL 8Literatur

Impressum

I. VORWORT

Rückblickend auf mehr als dreißig Jahre Erfahrung in experimenteller Krebsforschung und klinischer Krebstherapie an der Kölner Uniklinik kann allen gesunden Menschen, insbesondere aber allen an Krebs erkrankten Patienten/innen signalisiert werden:

1.Das Wissen um Vorbeugung von Krebserkrankungen (und anderen Zivilisationskrankheiten, z. B. Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen) hat sich enorm erweitert. Deren Kenntnisnahme und deren Umsetzung durch die Bevölkerung ist allerdings nach wie vor stark verbesserungsbedürftig. Derzeit laufende Kampagnen von Krankenkassen und Fachgesellschaften sollen das Bewusstsein schärfen, eigenverantwortliche Vorbeugemaßnahmen anzuwenden. Eine effektive Vorbeugung könnte die Mehrzahl aller Krebserkrankungen (sowie andere Zivilisationskrankheiten) verhindern!

2.Das Wissen um die Bedeutung der Vorsorge (Früherkennung) von Krebserkrankungen wird seit geraumer Zeit flächendeckend verbreitet, ohne dass es von der Bevölkerung hinreichend in Anspruch genommen wird. Hier scheint absoluter Handlungsbedarf angezeigt, um den Wert der Krebsvorsorge und Krebsfrüherkennung zum Erhalt von Gesundheit und körperlicher Unversehrtheit besser zu vermitteln.

Eine konsequente Vorsorge (Früherkennung) könnte die Heilungschancen für viele Krebserkrankungen deutlich verbessern!

3.Das Wissen um die Behandlung von Krebserkrankungen hat sich um Quantensprünge erweitert. Das therapeutische Spektrum von Standardbehandlungen (z. B. mittels Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie, Antihormontherapie, Antikörpertherapie sowie individualisierter Therapiekonzepte) und komplementärmedizinischer Behandlung (z. B. mittels körperlicher Aktivität, Ernährungsoptimierung, psychoonkologischer/psychosozialer Betreuung sowie wirksamkeitsgeprüfter medikamentöser Verfahren) ist kurativ für die Mehrzahl aller Krebserkrankungen. Auch wenn das kurative Ziel nicht immer erreichbar ist, so können durch die leitliniengemäße Therapie etliche Krebskrankheiten ohne gravierende Nebenwirkungen über lange Zeit „in Schach gehalten werden“. Demzufolge können etliche Krebserkrankungen in ein chronisches Stadium überführt werden, ohne wesentliche Beeinträchtigung des Wohlbefindens.

Eine leitliniengemäße Therapie in spezialisierten Zentren ist heutzutage ein kurativer Ansatz für die Mehrzahl aller Krebserkrankungen!

Eine effektive Krebsvorbeugung sowie Krebsvorsorge (bzw. Krebsnachsorge) und die Möglichkeiten der Umsetzung gehen uns alle an. Die Suche nach kompetenten Ansprechpartnern für medizinische oder den Lebensstil betreffende Fragen gestaltet sich meist äußerst schwierig. Weder Onkologe noch Hausarzt geben in der Regel anwendbare Verhaltensanregungen, sondern beschränken sich auf den Rat „ganz normal (weiter-)zuleben“.

Dieser ärztliche Hinweis erfüllt insbesondere Betroffene (krebserkrankte Patienten) eher mit Skepsis und Unbehagen, als dass er wirklich weiterhelfen könnte. Kein Wunder also, dass gesunde Menschen (insbesondere aber Patienten) gerne Tipps von Angehörigen, Freunden, entfernten Bekannten, Selbsthilfegruppen, Patienten-Informationsdiensten oder selbst ernannten Spezialisten in Heilpraktiker- bzw. Arztpraxen und Privatkliniken sowie zweifelhaften Kompetenzzentren oder Fachgesellschaften annehmen und befolgen.

Die vielen Ratschläge von Familienangehörigen und guten Freunden sind mit Sicherheit gut gemeint, die der selbst ernannten Spezialisten sind in den allermeisten Fällen ausschließlich Werbestrategien und Geschäftsideen ohne diagnostischen und therapeutischen Nutzen. Die vielen Tipps, was gegen Krebs helfen und das Immunsystem anregen könnte, führen zu Verunsicherung und kostspieligen sinnlosen Therapieversuchen, die im Extremfall auch das Gegenteil bewirken können. Ein gesundes Misstrauen ist also unbedingt angezeigt!

Hier setzt das vorliegende Kompendium an, das wissenschaftlich gesicherte Maßnahmen zur Vorbeugung von Krebserkrankungen bzw. zur Minderung von Therapienebenwirkungen aufzeigen möchte. Diese reichen von der gesunden Ernährung über Sport und Bewegung, psychoonkologischer bzw. psychosozialer Betreuung bis hin zu Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten.

Dieses Kompendium sollte ein Leitfaden im Dschungel der angebotenen Maßnahmen und Methoden sein.

Prof. Dr. med. Josef Beuth

KAPITEL 1

KAPITEL 1: Das Leben, Erkrankungen und deren Therapien hinterlassen Spuren

Mit zunehmendem Lebensalter sowie insbesondere unter/nach Krebstherapien werden lebenswichtige Regelkreise des menschlichen Körpers beeinträchtigt (z. B. das Abwehr-, Hormon-, Herz-Kreislauf-System sowie der Stoffwechsel) und Organfunktionen reduziert (z. B. der Eierstöcke, Hoden, Schilddrüse, Nieren, Leber). Daraus resultieren Befindlichkeitsstörungen bzw. die Lebensqualität mindernde Erkrankungen (1,2), die zuweilen durch einen angemessenen Lebensstil oder durch medizinische Anwendungen (u. a. physiotherapeutisch oder medikamentös) gemindert oder behoben werden können. Eine zentrale Rolle für Gesundheit und Wohlbefinden wird insbesondere den Schleimhäuten im menschlichen Körper zugeschrieben (2,3,4). Sie regulieren u. a. Abwehr- und Gelenkfunktionen, sie sind beteiligt an der Aufbereitung und Aufnahme von Nahrungsbestandteilen und sie ermöglichen eine schmerzfreie Aktivität von Sehnen und Muskeln durch die Bereitstellung von Flüssigkeiten. Daher sollte den Schleimhäuten besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden, da deren optimale Funktion wesentlich zur Aufrechterhaltung der Gesundheit und des Wohlbefindens beiträgt.

KAPITEL 2

KAPITEL 2: Wer gesund lebt, überlebt länger

„Lange und glücklich leben bei bester Gesundheit“, darauf hoffen viele Menschen. Insbesondere das Schreckgespenst „Krebs“ belastet in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen, wenn mal wieder eine derartige Erkrankung im unmittelbaren Umfeld aufgetreten ist. Die Nachricht von der Krebserkrankung eines Freundes oder eines Familienmitgliedes geht bei vielen mit Überlegungen einher, welche Schutzmaßnahmen diese lebensbedrohliche Erkrankung wohl verhindern könnten? Auch wenn es kein Patentrezept für ein gesundes und langes Leben gibt, so trägt ein angemessener Lebensstil doch wesentlich zur Risikoreduktion verschiedener Erkrankungen bei, u. a. Krebs. Die einfachen gesundheitserhaltenden Maßnahmen sind leicht umsetzbar, erfordern aber zuweilen Disziplin und Motivation, die nicht von allen Menschen aufgebracht wird. Neben der Vermeidung von allseits bekannten gesundheitsgefährdenden „Übel“ (z. B. Übergewicht und Genussmittelmissbrauch, Bewegungsmangel, Stress und Schlafdefizit, insbesondere durch berufliche/familiäre Überlastung, psychosoziale Befindlichkeitsstörungen) kann jeder einen wesentlichen, individuellen Beitrag zur Erhaltung seiner Gesundheit leisten (5).

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass etwa 40 % aller Krebsfälle durch eine Veränderung des Lebensstils verhindert werden könnten. Angesichts der steigenden Häufigkeit von Krebserkrankungen in Deutschland wäre eine Optimierung von Präventions- und Früherkennungsmaßnahmen angezeigt. Das Krebserkrankungsrisiko könnte signifikant reduziert werden, wenn definierte Risikofaktoren vermieden würden, z. B. Über- bzw. Fehlernährung, Bewegungsmangel, psychosoziale Missstände, Nikotin- und starker Alkoholkonsum sowie übermäßige UV-Strahlen-/Sonnenexposition. Eine weitere Reduktion des individuellen Krebserkrankungsrisikos wäre möglich bei Nutzung der empfohlenen Impf- und Früherkennungsmaßnahmen. Aus diesem Grunde sollten nationale Programme zur Krebsbekämpfung unterstützt und empfohlen werden (5).

KAPITEL 3

KAPITEL 3: Krebsprävention

Dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge sind in Deutschland im Jahr 2012 ca. 490.000 Menschen neu an Krebs erkrankt. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg um ca. 80.000 Erkrankte, der insbesondere auf die zunehmende Zahl älterer Menschen zurückzuführen ist (6).

Der europäische Kodex zur Krebsprävention (7) enthält insbesondere die Botschaft:

„Definierte Krebskrankheiten könnten vermieden werden, wenn Menschen gesundheitsbewusster leben würden“. Der diesem Kodex zugrunde liegende Gedanke fokussiert insbesondere auf eine effektive Krebsprävention, d. h. Verhütung der Krebsentstehung (primäre Prävention) bzw. auf deren Früherkennung (sekundäre Prävention). Insbesondere die primäre Prävention, d. h. die Einhaltung eines gesunden Lebensstils, kann wesentlich zur individuellen Verhütung von Krebserkrankungen beitragen (5).

3.1 Ernährungstherapie

Alle verfügbaren Untersuchungen deuten darauf hin, dass nicht ausgewogene sowie übermäßige Ernährung (zu wenig Obst, Gemüse, Getreideprodukte, Ballaststoffe; zu viel tierisches Fett, Fleisch, Alkohol) und daraus resultierendes Übergewicht Ursachen für die Entstehung von Krebserkrankungen sein können. Änderungen der Ernährung bzw. ernährungsbedingter Gewohnheiten könnten die Krebshäufigkeit um ca. 30–40 % senken. Demnach scheint eine Ernährungsoptimierung zur Krebsprävention sinnvoll und empfehlenswert (8,9,10).

Obwohl es keine Ernährungsform gibt, die Krebs mit Sicherheit verhindern kann, und obwohl die wissenschaftlich gesicherte Datenlage zu den Zusammenhängen von Ernährung und Krebs noch viele Lücken aufweist, lassen sich Ernährungsempfehlungen aufstellen, die das Risiko für Krebserkrankungen zumindest senken. Welche Mechanismen diesen Effekten zugrunde liegen, ist immer noch Gegenstand der Forschung. Die Krebs vorbeugende Wirkung beispielsweise von Obst und Gemüse scheint nicht auf einzelne Inhaltsstoffe zurückführbar zu sein. Vielmehr kommt der Beeinflussung des Erkrankungsrisikos für Krebs eher dem Ernährungsmuster, d. h. der Nahrungsmittelauswahl, -zubereitung und –menge, eine tragende Bedeutung zu. Erste Untersuchungen lassen vermuten, dass sich die mit den einzelnen Nahrungsbestandteilen zu erzielenden Effekte addieren bzw. beeinflussen und somit das Krebsrisiko bestimmen. Welches die relevanten Wirkmechanismen beim Menschen sind, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Als Schutzfaktoren hinsichtlich der Entstehung von Krebserkrankungen werden verschiedene Substanzen diskutiert, die natürlicherweise in Nahrungsmitteln vorkommen, u. a. ß-Karotin, die Vitamine A, C, D, E und Folsäure, die Spurenelemente Selen und Zink, Ballaststoffe sowie definierte sekundäre Pflanzenstoffe, z. B. Farb- und Aromastoffe (11).

Eine umfassende Anleitung zur Prävention von Krebs und anderen Erkrankungen durch Ernährung vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung beruht auf der aktuellen Datenlage, ist mit Blick auf die Bedingungen in Deutschland erarbeitet worden (www.dife.de).

STUDIENLAGE

Die krebspräventive Wirkung von bedarfsangepasster und ausgewogener Ernährung sowie von Vermeidung von Übergewicht konnte in Studien belegt werden. Insbesondere das Risiko, an Brust-, Dickdarm- oder Prostatakarzinom zu erkranken, könnte auf diese Weise beträchtlich gesenkt werden (9,10,11).

Krebsdiäten

Krebsdiäten (z. B. Breuss „Krebskur-total“, Budwig „Öl-Eiweiß-Kost“, „Ketogene Ernährung“, Dr. Coy „TKTL-1 Ernährungstherapie“) geben vor, Krebs verlässlich vorzubeugen oder heilend wirksam zu sein.

STUDIENLAGE

Für keine der Krebsdiäten wurde eine wissenschaftlich akzeptable vorbeugende oder therapeutische Wirkung nachgewiesen. Viele der Diäten beeinträchtigen allerdings wegen der teilweise stark eingeschränkten Lebensmittelempfehlungen die Lebensqualität der Anwender und können gesundheitsgefährdende Mangelerscheinungen hervorrufen (12,13).

Bilanzierte Mikronährstoffe

Mikronährstoffe (Vitamine, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe) sind in vielfältiger Weise an der Verhinderung von Krebserkrankungen beteiligt. So hemmen definierte Vitamine und Spurenelemente u. a. die Aktivierung von Krebs erzeugenden Stoffen sowie Entzündungsprozesse. Andere Mikronährstoffe verhindern die Aufnahme Krebs erzeugender Stoffe in die Zellen bzw. schützen das Erbgut von Zellen, indem sie die Anlagerung und Aufnahme von Krebs erzeugenden Substanzen verhindern (14). Eine den Lebensumständen angepasste Gabe von bilanzierten (d. h. den Tagesverbrauch deckenden) lebensnotwendigen Mikronährstoffen als Ausgleich von Mangelzuständen hat sich in kontrollierten Studien als sinnvoll erwiesen (14,15).

Indikationen zur Gabe von bilanzierten Vitaminen/Spurenelementgemischen wären:

verminderte Nahrungsaufnahme, insbesondere von Obst, Gemüse, Getreide,

erhöhter Bedarf an Vitaminen/Spurenelementen,

allergische Reaktion auf Bestandteile von Obst, Gemüse,

Vitamin- und Spurenelement-Mangelerscheinungen.

STUDIENLAGE

Die bedarfsangepasste Gabe von bilanzierten Mikronährstoffen zur Verhinderung von Mangelzuständen kann individuell sinnvoll sein (14,15,16). Eine Prävention (z. B. von Krebserkrankungen) ist durch Substitution von Vitamin- und Spurenelementgemischen nicht möglich, daher sollte davon abgeraten werden.

Vitamin C

Vitamin C (Ascorbinsäure) ist ein lebensnotwendiges und wasserlösliches Vitamin, das der Körper nicht selbst bilden kann (17). Es wird bei den üblichen Ernährungsgewohnheiten in unserem Kulturkreis normalerweise in ausreichender Menge mit der täglichen Nahrung aufgenommen. Es ist besonders reichhaltig in Zitrusfrüchten und frischem Obst, in Paprika, Zwiebeln und vielen Gemüsesorten vorhanden. Der Vitamin-C-Bedarf beträgt laut DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) ca. 60–100 mg pro Tag. Untersuchungen der amerikanischen Bundesbehörde FDA (= Food and Drug Administration) haben ergeben, dass der Magen-Darm-Trakt des Menschen nicht mehr als ca. 400 mg aufnehmen kann. Alles, was darüber hinaus eingenommen wird, wird direkt wieder ausgeschieden. Der Sinn von Hochdosis-Vitamin-C-Gaben als Nahrungsergänzungsmittel (Kapsel, Tablette, Tropfen, Brause) ist demnach nicht erkennbar und abzulehnen. Orale Vitamin-C-Gaben (also das Schlucken von Vitamin-C-Präparaten) sollten ausschließlich bei Bedarf in Anlehnung an die empfohlenen täglichen Verzehrdosen der nationalen und internationalen Fachgesellschaften erfolgen (8,18).

STUDIENLAGE

Es gibt nur wenige fundierte Daten aus wissenschaftlichen Untersuchungen, die sich mit der Wirkung von Vitamin C bezüglich Krebsvorbeugung und Krebstherapie befassen. Sie geben allenfalls Hinweise darauf, dass Vitamin C die Bildung einiger krebserregender Substanzen hemmen kann und dass der Verzehr von Vitamin-C-haltiger Nahrung mit einem geringeren Risiko einhergeht, an Magen- und Speiseröhrenkrebs zu erkranken.

Die äußerst optimistischen Ergebnisse früherer Untersuchungen (Achtung: Sie wiesen alle gravierende Mängel auf und sind aus wissenschaftlicher Sicht nicht aussagefähig!), die bei der Behandlung von Krebspatienten mit hohen Dosen an Vitamin C (7,5 Gramm täglich und mehr, die über venöse Infusionen verabreicht werden) auf einen Lebenszeit verlängernden und Krebs hemmenden Effekt hindeuteten, konnten in wissenschaftlich fundierten Studien nicht bestätigt werden. Daher wird von der Hochdosis-Vitamin-C-Therapie abgeraten, da deren Wirksamkeit und insbesondere deren Unbedenklichkeit nicht belegt ist (12,19).

Achtung: Dringend gewarnt werden muss vor Hochdosisinfusionen mit Vitamin C während Chemo- und/oder Strahlentherapien. Da die Wirksamkeit von Chemo- und Strahlentherapien auf oxidativen Effekten durch freie Radikale beruht, kann eine Hochdosisgabe von Antioxidantien (z. B. Vitamin C) die Wirksamkeit der Standardtherapien mindern bzw. aufheben (12,20).

Vitamin D

Vitamin D wird bei Sonneneinstrahlung in der Haut gebildet oder über die Nahrung aufgenommen und in Muskeln sowie Fettgewebe gespeichert. Bevor es seine Funktionen im menschlichen Organismus erfüllen kann, muss es in der Leber oder in den Nieren in seine aktive Form (Calcitrol) umgewandelt werden. In den Sommermonaten reicht eine Stunde pro Woche milde Sonnenbestrahlung von Gesicht und Armen aus, um die benötigte Vitamin D Menge bereitzustellen. In den sonnenarmen Jahreszeiten muss Vitamin D über die Nahrung aufgenommen werden, z. B. als Vitamin D3 (Cholecalciferol) in tierischen Produkten wie Seefisch, Lebertran, Ei- und Milchprodukten oder als Vitamin D2 (Ergocalciferol) in pflanzlichen Produkten wie Pilzen oder Avocados. Der tägliche Bedarf beträgt 5–10 mcg, ist altersabhängig (10 mcg pro Tag für Säuglinge und Menschen über 60 Jahre) und wird zu ca. 80 % vom Körper selbst gedeckt (Sonneneinstrahlung). Bei nachgewiesenem Vitamin-D-Mangel im Blut (Normwert 25-OH-Vitamin D3: 30–70 mcg/l; über 50 mcg/l sind optimal) im Blut trotz ausreichender Sonnenbestrahlung und ausgewogener Ernährung) kann die bedarfsangepasste Einnahme von Vitamin D den Mangel beheben (21,22).

STUDIENLAGE

Optimale Vitamin-D-Blutspiegel verhindern die Entstehung von Osteopenie bzw. Osteoporose und können die Wahrscheinlichkeit, an Dickdarmkarzinom zu erkranken, signifikant reduzieren (23). Die Datenlage für andere Krebsarten (z. B. Brust- oder Prostatakarzinom) reicht derzeit nicht aus, um eine gesicherte Schutzwirkung durch Vitamin D anzunehmen.

Selen

Selen ist ein essenzielles Spurenelement. Es galt zunächst als toxisch, bevor in den 1950er-Jahren nachgewiesen wurde, dass Selenmangel (u. a. durch Mangelernährung) bei Tieren Krankheiten hervorruft und dass die Zufuhr von Selen lebensnotwendig ist. Mit der Nahrung wird biologisch gebundenes Selen aus Pflanzen oder aus tierischen Nahrungsmitteln aufgenommen. Zu den selenreichen Lebensmitteln zählen insbesondere Fisch, Fleisch, Vollkorn, Hülsenfrüchte sowie Nüsse. Selen reguliert als Bestandteil körpereigener Enzyme den Stoffwechsel sowie die Funktion diverser Organe, z. B. Schilddrüse (24,25).

In kontrollierten klinischen Studien stellte sich heraus, dass Selen auch für Menschen lebensnotwendig ist und dass dessen ausreichende Aufnahme zur Prävention sowie zur komplementären Therapie von Krebserkrankungen empfehlenswert wäre (24,25,26).

STUDIENLAGE

Die krebspräventive Wirkung konnte in klinischen Studien insbesondere für Brust-, Prostata-, Oesophagus- und Magenkarzinom aufgezeigt werden (14,27,28). Nachgewiesene Selenmangelzustände, die durch Ernährungsmaßnahmen nicht auszugleichen sind, sollten durch therapeutische Selengaben ausgeglichen werden.

3.2 Bewegungstherapie (Sport)

Bewegungsmangel ist neben Fehlernährung ein gesundheitspolitisch und ökonomisch ernst zu nehmendes Problem unserer Gesellschaft und mitverantwortlich für diverse Zivilisationskrankheiten, u. a. Krebs. Dem Sport, d. h. der individuellen Situation angepasste körperliche Aktivität, kommen als wichtigste Aufgaben zu:

Prävention (Vorbeugung)

regelmäßige körperliche Aktivität kann das Risiko für Krebserkrankungen deutlich senken (11,29)

Rehabilitation

wiederherstellen von Körperfunktionen, Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer

Individuell angepasste körperliche Aktivität kann

das Immun-, Hormon-, Herz-Kreislauf-System stabilisieren,

die psychische Befindlichkeit/Lebensqualität verbessern,

die psychosoziale Integration erleichtern bzw. verbessern,

das Selbstwertgefühl wiederherstellen bzw. stabilisieren (30,31).

Die derzeitige Studienlage bezüglich Prävention von Krebs durch Sport belegt den Wert von regelmäßiger körperlicher Aktivität (29,30,31). Als Wirkmechanismen werden insbesondere diskutiert: Aktivierung des Immunsystems, Regulation der Sexualhormon-, Insulin- und Prostagland-infreisetzung, Körpergewichtoptimierung durch Anpassung der Nahrungsaufnahme an den Kalorienverbrauch (11).

Sportliche Aktivitäten sollen in Anlehnung an Empfehlungen der Deutschen Landessportbünde zur Erhaltung bzw. Verbesserung der physischen, psychischen und sozialen Leistungsfähigkeit beitragen. Je nach individueller Situation können moderate, aber durchaus auch anstrengende Bewegungseinheiten einen positiven, gesundheitlichen Effekt haben. Diesbezüglich kann beispielsweise mäßiges Ausdauertraining im aeroben Bereich („ohne aus der Puste zu geraten“) erfolgen. Orientierend entspricht dies dem Erreichen einer Herzfrequenz von 180 Schlägen pro Minute minus Lebensalter für die Dauer der Belastung (32).

STUDIENLAGE

Die krebspräventive Wirkung von mäßiger, aber regelmäßiger körperlicher Aktivität ist durch kontrollierte klinische Studien belegt. Insbesondere das Risiko, an Brust-, Dickdarm- oder Prostatakarzinom zu erkranken, könnte durch regelmäßige körperliche Aktivität um bis zu 40 % reduziert werden (29,33,34).

3.3 Psychoonkologische Therapie

Auch wenn eine ausgeglichene seelische Balance Wohlbefinden und Gesundheit stabilisieren kann, konnte in kontrollierten Studien bislang kein Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und der Krebsentstehung gefunden werden. Für das subjektive Empfinden von Therapeuten und Patienten, dass es Beziehungen zwischen der Psyche und der Krebsentstehung gebe, fehlen studienbelegte Beweise. Insbesondere Stress, depressive Verstimmung bzw. außergewöhnliche Belastungssituationen sind keine gesicherten Auslöser von Krebserkrankungen. Demzufolge gibt es keine sogenannte „Krebspersönlichkeit“, die Erkrankung kann psychisch sensible und robuste Menschen gleichermaßen heimsuchen (35,36,37).

Ein indirekter Beitrag zur Krebsentstehung wird andauerndem bzw. ausuferndem Stress (Dysstress) angelastet (38). Basis für diese Theorie ist, dass im menschlichen Körper regelmäßig Zellen entarten, die von intakten Regelkreisen (u. a. Immun- und Hormonsystem, Stoffwechsel) erkannt und abgetötet werden. Da Immun- und Hormonsystem in enger Wechselwirkung agieren und da in Stresssituationen insbesondere immunsuppressive Hormone (z. B. Kortison, Adrenalin) freigesetzt werden, könnten entartete Zellen der körpereigenen Immunkontrolle entgehen und somit Basis für eine Krebserkrankung sein. Auch wenn diese Theorie sehr plausibel erscheint, der wissenschaftliche Nachweis fehlt (39).

STUDIENLAGE

In kontrollierten Studien konnte bislang kein Zusammenhang zwischen psychisch determinierten Persönlichkeitsmerkmalen und Krebsentstehung gefunden werden (35,39).

3.4 Lebensstiländerungen

Rauchen

Laut RKI bestünde ein beträchtliches Präventionspotenzial hinsichtlich tabakassoziierter Krebsarten durch Elimination des Risikofaktors „Rauchen“. Tabakrauchen (sowie Passivrauchen) löst verschiedene Krebsarten direkt aus. Laut aktueller Statistik (40) sind 25–30 % aller Krebstodesfälle direkt auf das Rauchen zurückzuführen. Bei allen Krebsarten steigt das Risiko mit der Menge, der Dauer und dem Typ (Zigaretten, Zigarren, Pfeife) des Rauchens. Krebserregend sind insbesondere toxische Substanzen des Tabakrauches, u. a. Stickoxide, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Benzol, Phenole, Formaldehyd, Ammoniak sowie Nitrosamine.

STUDIENLAGE

Hinsichtlich des Risikofaktors „Rauchen“ besteht ein belegtes Präventionspotenzial hinsichtlich Krebserkrankungen von Mundhöhle, Kehlkopf, Lunge, Bauchspeicheldrüse, Harnblase, Nieren, Gebärmutterhals (40,41,42,43).

Alkohol

Übermäßiger Alkoholkonsum (Männer > 20 Gramm/Tag; Frauen > 10 Gramm/Tag; entsprechend den Referenzwerten der DGE) kann das Risiko signifikant erhöhen (43,44), an Krebs der Leber, Mundhöhle, Speiseröhre, Brust und Dickdarm zu erkranken. Die molekularen Mechanismen sind bislang nicht sicher geklärt, diskutiert werden insbesondere toxische Abbauprodukte des Alkohols (z. B. Acetaldehyd) sowie DNA Schädigung (43). Demnach besteht ein großes Präventionspotenzial durch Limitierung des Alkoholkonsums.

Eine aktuelle Studie (45) bestätigt das Risikopotenzial von übermäßigem Alkoholkonsum. Mäßiger Alkoholkonsum (30–60 Gramm/Woche) hingegen hatte keinen Einfluss auf den Verlauf von Brustkrebserkrankungen, allerdings war die Sterberate des untersuchten Kollektivs beträchtlich niedriger aufgrund der Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse.

STUDIENLAGE

Eine aktuelle Metaanalyse dokumentiert, dass übermäßiger Alkoholkonsum (Männer > 20 Gramm/Tag; Frauen > 10 Gramm/Tag) das Krebsrisiko deutlich erhöht. Mäßiger Alkoholkonsum (30–60 Gramm/Woche) hatte hingegen keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf (45,46).

UV-Strahlen-Exposition

UV-Strahlen aus Sonne und Solarien sind der Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs. Die WHO hat die UV-Strahlung in die höchste Krebsrisikogruppe eingeordnet (47). Die molekularen Mechanismen der Entstehung von Hautkrebs sind bekannt und beruhen insbesondere auf der irreparablen DNA-Schädigung durch die UV-Strahlen (48). Neben der Ausdünnung der Ozonschicht hat insbesondere der Lebensstil-bedingte Wunsch vieler Menschen nach „gesunder Hautbräune“ dazu geführt, dass die Hautkrebshäufigkeit seit einigen Jahrzehnten jährlich weltweit um 2–3 Millionen Neuerkrankungen steigt (49). Demnach hätte das Vermeiden übermäßiger UV-Strahlen-/Sonnenexposition sowie das konsequente Auftragen von Hautschutzcreme ein beträchtliches Präventionspotenzial, die Hautkrebshäufigkeit zu senken.

STUDIENLAGE

Eine Vielzahl klinischer Studien belegt (50,51), dass übermäßige UV-Strahlenexposition (natürlich durch Sonne oder künstlich durch UV-Bestrahlung in Sonnenstudios) die Hautkrebshäufigkeit beträchtlich steigert. Es besteht demnach ein großes Präventionspotenzial durch Vermeidung von UV-Strahlenexposition.

Krebspräventive Impfungen

Impfungen gehören zu den effektivsten präventivmedizinischen Maßnahmen (52). Ziel einer Impfung ist es, die Geimpften vor Infektionserreger (z. B. Humanes Papilloma-Virus, HPV; Hepatitis-B-Virus, HBV) und vor den durch diese Erreger hervorgerufene Infektions- (z. B. Warzen/Feigwarzen bzw. Hepatitis) und Folgekrankheiten (z. B. Krebs) zu schützen. HPV-Typen 16, 18 werden durch Geschlechtsverkehr übertragen und können Gebärmutterhalskrebs initiieren (53), HBV werden durch Körperflüssigkeiten und Geschlechtsverkehr übertragen und können Leberkrebs verursachen (54). Gegen die HPV-Typen 16, 18 sowie gegen HBV kann erfolgreich geimpft werden, wodurch Gebärmutterhals- und Leberkrebs verhindert werden kann (52).

STUDIENLAGE