Gesunder Garten durch Mischkultur - Gertrud Franck - E-Book

Gesunder Garten durch Mischkultur E-Book

Gertrud Franck

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Beschreibung

»Alle Pflanzen leben miteinander und voneinander.« Gertrud Franck Gesunde, kräftige Pflanzen und hohe Ernteerträge auch auf kleiner Fläche – Mischkultur macht es möglich! Mit dem endlich wieder lieferbaren, unerreichten Standardwerk gelingt Ihnen die Umsetzung problemlos. Die Pionierin des biologischen Gartenbaus Gertrud Franck hat über Jahrzehnte ein Mischkultursystem entwickelt, mit dem Sie nachhaltig und ressourcenschonend gärtnern. So schaffen Sie ein geschlossenes System, welches sich nahezu aus sich selbst heraus erhält. Im Mittelpunkt des Buchs steht dabei ein Gartenplan, der die Wechselbeziehungen sowie die Verträglichkeiten der Gemüsearten untereinander berücksichtigt – die perfekte Grundlage eines gesunden Biogartens! - Für Gemüse-, Kräuter- und Ziergärten anwendbar - Zur Planung von Zwischen-, Vor- und Nachkulturen - Mit übersichtlichen Gartenplänen - Der Gartenbuch-Klassiker in aktualisierter und ergänzter Neuauflage

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Gertrud Franck,Brunhilde Bross-Burkhardt
Gesunder Gartendurch Mischkultur
Gemüse, Blumen, Kräuter, Obst
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2019, oekom verlag MünchenGesellschaft für ökologische Kommunikation mbH, Waltherstraße 29, 80337 München
Umschlaggestaltung: www.buero-jorge-schmidt.deLektorat: Brunhilde Bross-Burkhardt, Annika Christof, oekom verlagKorrektorat: Maike SpechtInnenlayout+Satz: Ines Swoboda, oekom verlag
E-Book: SEUME Publishing Services GmbH, Erfurt
Alle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-96238-542-2
Vorwort der Herausgeberin
Gertrud Franck, die Biogartenpionierin
mit Text von Amay Franck
Gesunder Garten durch Mischkultur
Einleitung – Wie die Mischkultur entwickelt wurde
Der Mischkulturengarten im Jahreslauf
Immergrüne Kultur und Bodenbedeckung
Boden und Düngung – Grundlagen des Pflanzenwachstums
Tiere im Garten
Der Anbau von Heil- und Küchenkräutern
Küchenkräuter-ABC
Obst im Mischkulturengarten
Garten und Ernährung
Blumen, Sträucher, Rosen im Mischkulturengarten
Mischkultursystem nach Gertrud Franck früher und heute
Literaturhinweis
Bildnachweis

Vorwort der Herausgeberin

Gertrud Franck und ich Anfang der 1980er-Jahre
Das Mischkulturbuch von Gertrud Franck war im Buchhandel lange vergriffen und auch antiquarisch kaum aufzutreiben. Doch es wird immer noch nachgefragt. Dieses Interesse besteht nach meiner Einschätzung zu Recht. Es gibt kein anderes Buch, das so authentisch, so fundiert die Anbauweise der Mischkultur behandelt. Deshalb entschloss sich der oekom verlag, dieses für die Biogartenszene wegweisende Buch neu herauszugeben.
Ja, Gertrud Franck ist eine Mischkulturpionierin und die Einzige, die dieses Anbausystem so gründlich auf eigenem Gartengelände erprobt hat. Und sie wusste ihr Wissen weiterzugeben – zunächst direkt an ihre Lehrlinge auf dem Hof, später in Vorträgen und bei Gartenführungen. Mit dem Erscheinen der Mischkulturbroschüre und des gebundenen Mischkulturbuches im Jahr 1980 gelangte ihr Wissen an die interessierte Öffentlichkeit. Dadurch steigerte sich das Interesse an der Methode noch. Die Veröffentlichung fiel in die Zeit des erwachenden ökologischen Bewusstseins, in die Gründungszeit der »Grünen«.
Ihr umfangreiches, durch Erfahrung und Versuche erworbenes Wissen verdient auch heute noch Beachtung. Viele Gartenbesitzer setzen Teile des Mischkultursystems nach Gertrud Franck in die Praxis um – vor allem in ihrer Heimatregion Hohenlohe, aber auch bundesweit und im Ausland. Ich lebe in Hohenlohe und sehe bei meinen Gartenstreifzügen häufig, dass im Gemüseland Spinat als Liniensaat eingesät ist. Da weiß ich, dass dort im Hintergrund Gertrud Franck hereinwirkt. Die Liniensaaten mit Spinat sind so etwas wie das Markenzeichen der Franck’schen Mischkultur, genauso wie die Gründüngungssaaten mit Gelbsenf. Bei dieser Gründüngungspflanze handelt es sich um eine Züchtung aus dem Saatzuchtbetrieb der Familie – die korrekte Sortenbezeichnung ist ›Dr. Francks Hohenheimer Gelb‹. So schließt sich der Kreis.
Gertrud Franck ist weit mehr als eine biogärtnernde Hausfrau, als die sie manchmal wahrgenommen wird; sie war eine Forscherin auf gartenbaulichem und hauswirtschaftlichem Gebiet, die es verstand, ihr Wissen kraft ihrer Persönlichkeit einem breiten Publikum zu vermitteln und es zur Umsetzung zu motivieren – bis in die heutige Zeit!
Mich selbst hat sie vor langer Zeit, als Studentin während eines Kurses an der Bauernschule Hohenlohe in Kirchberg-Weckelweiler auch gepackt. Ich befasste mich daraufhin im Landwirtschaftsstudium mit Mischkulturen; zusammen mit Kommilitonen legte ich kleine Versuche auf dem Acker an, erprobte sie in Gärten. Schon während des Studiums Ende der 1970er-Jahre hielt ich Gartenbaukurse mit der Mischkultur als zentralem Inhalt. Das Interesse an den Vorträgen und Kursen war in den 1980er-Jahren bis zur Tschernobyl-Katastrophe sehr groß. Danach brach es abrupt ab. Damals wollte lange Zeit niemand mehr Gemüse selbst anbauen. Erst in jüngerer Zeit wenden sich viele wieder dem Anbau von Gemüse und Kräutern zu. Und sie haben mit der »Mischkultur nach Gertrud Franck« eine hervorragende Möglichkeit an der Hand, durch die im System integrierte Bodenpflege hohe Erträge an gesundem Gemüse zu erzielen, ohne Kunstdünger, ohne Gift, aber immer mit Nachdenken und mit Plan!
Für die vorliegende Neuherausgabe überarbeitete ich den Originaltext nur minimal, an dem Gertrud Franck eigenen Schreibstil änderte ich nichts; der besseren Übersicht halber gliederte ich an manchen Stellen neu und fügte Zwischenüberschriften ein. Das Heilpflanzen- und Küchenkräuter-ABC reduzierte ich auf die Küchenkräuter und ergänzte es mit gültigen botanischen Namen. Ich zögerte, ob ich das Kapitel »Garten und Ernährung« beibehalten sollte, da sich die Ernährungsgewohnheiten und die Küchentechnik seit dem Erscheinen der ursprünglichen Ausgabe des Mischkulturbuches doch sehr geändert haben und die Vorratshaltung einfacher geworden ist. Gertrud Franck schrieb für große Selbstversorgerhaushalte in den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren; dementsprechend sind auch die Mengenangaben für die Zutaten. Ich entschied mich dann doch dafür, das Kapitel zu belassen, weil bei Gertrud Franck die Ernährung mit dem Anbau Hand in Hand geht. Was von diesem Erfahrungsschatz und den Rezepten übernommen werden kann, mag jeder Leser selbst entscheiden.
Aus dem Fundus der Originaldias von Gertrud Francks Ehemann Dr. Hannfried Franck konnte auch der Hauptteil der vorliegenden Neuherausgabe weitgehend bebildert werden. Lücken ergänzte ich durch eigenes Bildmaterial.
Gertrud Franck betraute mich im Alter mit der Aufgabe, ihr Mischkultursystem weiter an die Öffentlichkeit zu tragen, was ich auch lange in Vorträgen und in meiner Funktion als Redakteurin beim »Landwirtschaftlichen Wochenblatt« in Stuttgart tat. Es freut mich sehr, dass ich jetzt, über zwei Jahrzehnte nach ihrem Tod, ihr Werk in Form dieser Neuherausgabe wiederaufleben lassen kann. Ihr Werk erscheint vierzig Jahre nach Erscheinen des Buches immer noch modern und zeitgemäß, weil es dazu herausfordert, auch im Garten in Zusammenhängen zu denken und danach zu handeln – so wie sie es selbst im Einleitungskapitel formuliert: »Zweierlei wird notwendig sein: das Lernen, in Zusammenhängen zu denken, und die Aneignung von nüchternem, zuverlässigem Wissen.«
Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt,Langenburg, im Herbst 2018

Gertrud Franck, die Biogartenpionierin

Gertrud Franck (1905–1996) ist die wichtigste deutsche Biogartenpionierin. Sie erprobte und entwickelte nach dem Zweiten Weltkrieg ihr eigenes Mischkultursystem. Gertrud Franck arbeitete zunächst als Gemeindehelferin im kirchlich-sozialen Bereich. Durch ihre Heirat mit dem Landwirt Dr. Hannfried Franck im Jahr 1935 wurde sie Landfrau auf einem großen landwirtschaftlichen Saatzuchtbetrieb auf der Oberlimpurg bei Schwäbisch Hall. Auf einer ehemaligen Schweineweide des Hofes legte sie einen etwa 1 Hektar großen Gemüse- und Obstgarten an. Diesen bewirtschaftete sie zusammen mit Angestellten des Betriebes und weiblichen Lehrlingen in der Hauswirtschaft.
Das große Gartengelände bot reichlich Platz für Mischkulturversuche mit Wiederholungen, so wie es im landwirtschaftlichen Versuchswesen der damaligen Zeit praktiziert wurde. Gertrud Franck hatte Erfolg mit ihrer Anbauweise und gab ihr Wissen auf verschiedene Weise weiter. Ihr Anliegen war es zunächst, den Frauen auf dem Land ein praktikables Gartenbausystem an die Hand zu geben, mit dem sie Kräfte schonend gesundes Gemüse und Obst für die Eigenversorgung anbauen konnten. Dies war in den kargen Nachkriegsjahren von sehr großer Bedeutung. Zu dieser Zeit ging es noch nicht darum, im heute verstandenen Sinn biologisch zu wirtschaften.
Wolfgang von Haller von der Gesellschaft Boden und Gesundheit erkannte als Erster die wegweisende Bedeutung Gertrud Francks für die Gesundheits- und entstehende Bioanbauszene. Er veröffentlichte in seinem »Nachrichtenblatt Boden und Gesundheit« von 1957 bis 1965 eine Artikelfolge von Gertrud Franck über Mischkultur und fasste die Artikel in einer Broschüre »Gesundheit durch Mischkultur« zusammen. Diese Broschüre mit einem gezeichneten Anbauplan für den Gemüsegarten wurde in neun Auflagen (1965 bis 1980) mit einer Gesamtauflage von 55000 Exemplaren gedruckt.
Der richtige Durchbruch kam mit dem Erscheinen ihres gebundenen Buches »Gesunder Garten durch Mischkultur« 1980 im Münchner Südwest Verlag, das der Verleger Georg E. Siebeneicher veranlasst hatte. Die bisher letzte Ausgabe, die 8. Auflage, erschien 1991. Zum Erfolg ihrer Veröffentlichungen trugen auch die Fotos ihres Mannes Dr. Hannfried Franck bei, der von Anfang an das Geschehen im Mischkulturengarten dokumentiert hatte.
Gertrud Franck betrieb ihre praktische und publizistische Arbeit mit großer Gründlichkeit und Ausdauer jahrzehntelang bis etwa Mitte der 1980er-Jahre. Parallel dazu hielt sie im gesamten Bundesgebiet und im Ausland Vorträge und begeisterte ihr Publikum mit ihrem fundierten Wissen und ihrer Authentizität. Der Funke sprang auf die Zuhörer über und veranlasste viele, das »Mischkultursystem nach Gertrud Franck« in ihrem eigenen Garten zu praktizieren. Der Mischkulturengarten auf der Oberlimpurg bei Schwäbisch Hall wurde zum Exkursionsziel zahlloser biogärtnerisch Interessierter, auch vieler Landfrauenvereine aus weitem Umkreis.
Die Mischkulturbroschüre fand viele Leser.
So weit die nüchtern zusammengetragenen Lebensdaten Gertrud Francks. Ihr unermüdliches Schaffen als Lehrfrau in ländlicher Hauswirtschaft, als Vortragsrednerin und Autorin bis ins hohe Alter entfaltete sich vor einem tief empfundenen geistigen Hintergrund, getragen von Respekt und Ehrfurcht vor den Kräften der Natur. In ihren Veröffentlichungen deutet sie das durch das Voranstellen von Gedichten, beispielsweise von Martin Buber, an. In ihrem Nachlass fanden sich Textschnipsel, Aphorismen, die tiefen Einblick in die Geisteshaltung Gertrud Francks und ihres Ehemannes Hannfried geben. Die Tochter Amay Franck hat die Fundstücke zusammengestellt; sie runden dieses Buch eindrücklich ab.
»Entdeckungen« im Nachlass von Gertrud und Dr. Hannfried Franck, zusammengetragen von Amay Franck
Jede Erscheinung in der Natur korrespondiert mit einem entsprechenden Geisteszustand, und dieser Geisteszustand kann nur beschrieben werden durch die Darstellung dieser natürlichen Erscheinung als sein Bild.
RALPH WALDO EMERSON (1803–1882)
In einem Buch meiner Eltern befand sich eine Handvoll Zettel – kleine Notizzettel –, wie man sie für Telefonnotizen verwendet. Schon bei der ersten Durchsicht war ich mir sicher, dass es sich lohnen würde, sie genauer zu studieren. Es handelt sich um Zitate von Dichtern, Philosophen, Wissenschaftlern, Mystikern aus verschiedenen Jahrhunderten – bis hinein in die Gegenwart.
Erst nachdem ich die Zitate gesichtet, die Quellen, denen sie entstammen, herausgesucht hatte, fand ich das obenstehende Zitat von Ralph Waldo Emerson. Es enthält schon – fast – alles, was auch in den Zitaten, die Gertrud und Hannfried Franck gefunden und aufgeschrieben haben, sichtbar wird.
Diese Sicht auf die Natur, wie Emerson sie – in seinem Leben und seinem Werk – umsetzte, wird auch, so meine ich, in dem, was Gertrud und Hannfried Franck notierten, deutlich. Denn was schreibt man heraus, welche Zitate notieren wir uns? Es sind Gedanken, mit denen wir in Resonanz sind, die auf etwas in uns treffen, das wir denken oder fühlen, aber vielleicht nicht so treffend formulieren könnten. Und so ist es kein Wunder, dass neben Zitaten aus dem philosophischen und naturwissenschaftlichen Bereich viele Gedicht- und Liedzitate zu finden sind. Ist es doch die Poesie, die oft am prägnantesten das auszudrücken vermag, was eigentlich schwer in Worte zu fassen ist.
Passend dazu findet sich das Zitat aus dem Gedicht »Das Hindernis des Lebens« von Karl Krolow (1915–1999):
»  … In die Nähe von Gärten gehört der Augenblick der Phantasie: …
Dem Gedanken von Emerson sehr nahe kommt ein Zitat von Christian Friedrich Hebbel (1813 bis 1863) aus den »Tagebüchern I«, das auf einem kleinen Zettel stand:
»  Natur wiederholt ewig in weiterer Ausdehnung denselben Gedanken. Darum ist der Tropfen ein Bild des Meeres.
Aus dem Lied »Sollt ich meinem Gott nicht singen« von Paul Gerhardt (1607–1676) ist auf einem Zettel ein Teil der sechsten Strophe notiert. Es heißt da:
»  Wo ich nur mein Aug hinkehre, Find ich, was mich nährt und hält. Tier und Kräuter und Getreide. In den Gründen, in der Höh, Überall ist meine Weide.
Und aus dem Lied: »So treiben wir den Winter aus« zitierte Gertrud Franck den Satz:
»  Die Blume sproßt aus göttlich Wort, und deutet auf viel schönern Ort.
Mir scheint, dass Gertrud Franck wie Emerson, darauf hinweisen wollte, dass mit dem entsprechenden Blick, mit der entsprechenden geistigen Haltung die Natur uns zum Symbol des Nichtnatürlichen, also des Geistigen, werden kann.
Auch in dem Zitat von Imre Madách (1823 bis 1864) aus der dramatischen Dichtung »Die Tragödie des Menschen«
»  Im Kleinen steckt das Große
wird diese Natur- und Weltsicht, der sich Gertrud und Hannfried Franck anschließen, deutlich: Das Sichtbare, Materielle steht für etwas Dahinterstehendes, Größeres, für das es Ausdruck oder auch Symbol ist. »Im Kleinen steckt das Große« – mit dieser Weltsicht fühlten sie sich in Resonanz.
Einige Zitate weisen noch auf einen anderen Aspekt hin, der ihnen wichtig war: Es ging ihnen nicht primär um das Messbare, um Größe und um Ertrag. So steht auf einem kleinen Zettel, aus dem die Quelle nicht hervorgeht:
»  Nicht auf die Größe des Gartens kommt es an, sondern auf sein Wesen.
Aus dem »Lehrbuch für die Land- und Haußwirthe in der pragmatischen Geschichte der gesamten Land- und Haußwirthschafft des Hohenlohe Schillingsfürstischen Amtes Kupferzell« von Johann Friedrich Mayer (1719–1798), dem bekannten »Gipsmayer«, zitierte Hannfried Franck folgenden Satz aus dem Kapitel »Über die verschiedenen Meinungen über die Nützlichkeit bzw. Schädlichkeit von Tieren«:
»  Die Waage fehlt noch, auf der wir den Schaden und den Gewinn aus ihnen abwägen und bestimmen.
Die Überzeugung von der Beseeltheit der Natur, der Notwendigkeit eines Zusammenwirkens aller Teile, des Einflusses aller auf alle und alles, die Überzeugung, dass nichts in Isolation, dass heißt in mangelndem Austausch und fehlender Gemeinschaft gelingt, wird in einigen Zitaten, die sie notiert haben, deutlich.
Auf einem Zettel ist aus Christian Morgenstern (1871–1914) »Stufen – eine Entwickelung in Aphorismen und Tagebuch-Notizen« notiert:
»  Jede Landschaft hat ihre eigene, besondere Seele (wie ein Mensch, dem du gegenüber lebst).
Auf einem anderen, ohne Quellenangabe:
»  Dokumente der Natur ›Nehmen, Leben, Geben‹.
Einem weiteren, vermutlich von Hannfried Franck:
»  Die Summe aller Einflüsse ergibt die Pflanze.
Aus dem schon genannten Lehrbuch von Johann Friedrich Mayer wird zitiert:
»  Nichts ist einzeln ganz gut, aber im Ganzen allezeit vollkommen und das Beste. So ist nicht eines nur alleine, so ist der ganze Inhalt der Welt. Wer wollte bey jedwedem dann scheel sehen …
Dass bei den Notizen auch Zitate auftauchen, die einen direkten Bezug zur Mischkultur haben, erstaunt nicht. So zum Beispiel diese Strophe aus einem Gedicht des Barockdichters Johann Rist (1607–1666):
»  Pflanzet Kraut und Obst daneben das sich fein zusammenpaart. Lasset beieinander wohnen Rosen, Lilien, Vögelein Hyazinthen groß und klein Tulpen und Anemonen …
Zuletzt soll noch ein Zitat von Leonardo da Vinci (1452–1519) aus »Die wahren Wissenschaften« genannt werden. Es verweist auf die Methode der Erkenntnisgewinnung, derer sich Gertrud Franck offenbar sehr bewusst war. Auf einem Zettelchen steht:
»  Doch die wahren Wissenschaften sind diejenigen, die dank der Erfahrung durch die Sinne gegangen sind … und die ihre Erforscher nicht mit Träumen abspeisen, sondern immer, aufgrund von ersten, wahren und bekannten Prinzipien, Schritt für Schritt fortschreiten mit wahren Folgerungen bis zum Ende, wie dies in den ersten mathematischen Wissenschaften offenbar ist, das heißt bei Zahl und Maß …
Vielleicht sah sie sich in dieser Art der Erkenntnisgewinnung bestätigt – die Erfahrung, die durch die Sinne gegangen ist, die Beobachtung als Grundlage für ihre Erkenntnisse zu nehmen.
Dazu kommt noch ein Weiteres: Es ist der besondere Blick – das Auge –, das mehr als das Sichtbare sieht, wie Ralph Waldo Emerson und Paul Gerhardt es in ihrem oben Zitierten ausdrücken.
Einleitung
Wie die Mischkultur entwickelt wurde
Vorwort der Autorin zur 8. Auflage 1991
Die im Folgenden in Wort und Bild dargestellte Anbaumethode beruht auf Beobachtungen und Erfahrungen, die in nunmehr dreißigjähriger Praxis gewonnen wurden.
Ausgangspunkt waren zunächst unerklärbare Beobachtungen. Sie wiederholten sich jahraus, jahrein und brachten schließlich die Gewissheit, dass bestimmte Pflanzen in bestimmten Nachbarschaftsverbänden immer besser und in anderen Nachbarschaftsverbänden immer schlechter gediehen. Daraufhin wurde systematisch experimentiert, Fragen der Bodenpflege kamen hinzu.
Hauptaufgabe des Gartens war es, eine große Familie und zahlreiche Hausgenossen und Tiere gesund zu ernähren. Daraus ergaben sich Überlegungen, wie wir den Garten nicht nur frei von Krankheiten und Schädlingen bewirtschaften könnten, sondern wie er darüber hinaus als Gesundungsquelle dienen könne. Als unerwartet, aber deutlich wahrnehmbar ergab sich, dass Gartenkräuter eine gesunde Nahrungsergänzung bilden und zugleich den gesunden Aufwuchs der Gemüsepflanzen fördern.
Grundgedanken und Grundsätze
Diese im Lauf der Zeit gesammelten Einsichten, vielfach kontrolliert und verglichen mit den biologischen Abläufen in einer ungestörten Natur, waren nun in ein gartenbauliches System einzubringen: Die beobachteten gegenseitigen Beziehungen von Pflanzen untereinander und der gewünschte Ablauf der Auf- und Abbauphase über und unter dem Boden mussten erprobt und ausgearbeitet werden.
Als machbar erwies sich nun in langen Jahren der Mischkulturengarten in der hier dargestellten Form mit der dazugehörigen Bodenpflege durch Bodenbedeckung und Flächenkompost sowie durch zweckentsprechende Voraus-, Nach- und Nebensaat geeigneter kurzlebiger Pflanzen. Hier wurde die Natur, die keinen unbesiedelten, leeren Boden duldet, nachgeahmt.
Zugleich leistet diese Methode heute interessante Beiträge zur Energieeinsparung: Fremdstoffe, die zur Herstellung und zum Transport Energie beanspruchen, brauchen nicht in den Garten hereingeholt zu werden. Der Mischkulturengarten, wie er hier beschrieben wird, lebt aus seinen eigenen Quellen.
Das Wort »biologischer Gartenbau« ist bekannt und in aller Munde, besonders bei Menschen, die sich mit Fragen der Landwirtschaft und des Gartenbaues und gesunder Ernährung beschäftigen. Das Wort ist zwar ungenau, doch der Begriff wohl für alle Leser klar.
Als »biologisch« gilt in der Regel ein Gartenbau, der ohne Giftmittel arbeitet: ohne Giftmittel zur Bekämpfung von Schädlingen, Krankheiten und Unkraut. Und selbstverständlich auch ohne synthetische Düngemittel, um Belastungen jeder Art zu vermeiden. Das alles hieße aber noch nicht, die bisher übliche Bodenpflege zu ändern; das Bodenwenden und Untergraben des Düngers aufzugeben und grundsätzlich von der beetweisen Kultur abzugehen. Damit verbunden ist üblicherweise eine verschieden starke, spezifische Düngung, die sich nur nach den Ansprüchen des auf dem Beet stehenden einheitlichen Pflanzenbestandes des jeweiligen Jahres richtet. Durch eine solche Düngung mit Mineraldüngern kann die stetige und gleichmäßige Versorgung des Bodenlebens gestört werden.
So nützt man im biologischen Gartenbau – obwohl man kein Gift verwendet – längst nicht alle Möglichkeiten, naturreine, vollwertige Nahrungsmittel zu erzeugen. Wir Gärtner inmitten unserer gefährdeten Umwelt stehen nun vor der Frage, in welchem Umfang wir in unseren Gärten im positiven oder negativen Sinn tätig werden. Hier können wir durch unsere Arbeit direkt antworten.
In einem umweltfreundlich bewirtschafteten Garten müssen wir uns genau wie im Gemüseteil auch beim Obst grundlegend neu orientieren. Darüber hinaus werden wir wohl alle anstreben, dass sich unsere Gärten in vielfältiger Schönheit, in Ordnung und Harmonie zeigen und durch Farbenpracht und Düfte zur Quelle der Stärkung und Freude werden.
Der Garten ist belebt durch eine Tierwelt, die hier nach den Gesetzen der Natur leben kann; alle Lebewesen werden mehr oder weniger zu »Nützlingen«, denn wir kennen ihre Lebensbedingungen und achten sie; selbst die »Schädlinge« nützen insoweit, als sie uns darauf hinweisen, was wir versäumt oder falsch gemacht haben.
Einer der »Nützlinge« im Garten.
Bei den Überlegungen für einen biologisch einwandfreien Gartenbau kommen nun weitere Aufgaben auf den Gärtner zu, die er zu bedenken und zu lösen hat. An umweltschädlicher Abfallablagerung, an der Verschmutzung von Luft und Wasser ist er zwar nicht beteiligt; darüber hinaus aber sollte er sich als Gartenbesitzer in all diesen Fragen mitverantwortlich fühlen. Er wird zum Beispiel alle Abfälle des Gartens und möglichst auch des Hauses selbst beseitigen, indem er sie verwertet und durch sie den Boden ohne Zufuhr von außen fruchtbar hält.
Dass Schädlinge und Pflanzenkrankheiten nicht einfach mithilfe der Chemie bekämpft werden, sondern Kulturfehler anzeigen, gehört zu seinen Grundgedanken. Der Garten selbst mit seinem Pflanzen- und Tierleben, mit seiner Mikroflora und Mikrofauna, sorgt für Ausgleich, soweit er dazu Gelegenheit bekommt. Bekämpfungsmittel bedeuten zudem Energieverschwendung und unnötige Umweltbelastung. Durch diese Art des vorbeugenden Pflanzenschutzes hinterlässt der biologisch arbeitende Gärtner auch kein verunreinigtes Wasser. Durch seine besonderen Kulturverfahren spart er im Übrigen Wasser, anstatt es zu verschwenden.
Was er an weiteren Hilfsmitteln für seinen Garten kaufen muss, ist minimal. Allein durch den Pflanzenwuchs, also durch Nutzung der Sonnenenergie, schafft er auf einem Boden, in dem die pflanzliche und tierische Kleinlebewelt aktiv tätig ist, immer wieder die Wachstumsvoraussetzungen für die höheren Pflanzen. Zugleich sorgt er für einen gesunden Kreislauf zwischen Boden und Pflanzen, indem er alles im Garten Gewachsene zum Boden zurückführt, auf diese Weise wirksam düngt und gesunden Aufwuchs begünstigt. Er wird hohe Erträge erzielen und auch künftig gesicherte Ernten erwarten können.
Zweierlei wird notwendig sein: das Lernen, in Zusammenhängen zu denken, und die Aneignung von nüchternem, zuverlässigem Wissen.
Gertrud Franck

Der Mischkulturengarten im Jahreslauf

Vorbild Natur
Dieser Garten hat als Vorbild die Natur, die ungeschädigte und unverdorbene Natur. Sie wurde zum gültigen Lehrbuch. Was lehrt uns die Natur? Sie zeigt eine vielfältige Gemeinschaft von Pflanzen – in Wald, Feld und Wiese. Alle Pflanzen leben miteinander und voneinander. Jede Pflanzengemeinschaft steht in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt und ist nicht austauschbar.
Der Pflanzenwuchs ist vielfältig. Er besteht aus den Kulturpflanzen, aus Heilkräutern, aus sonstigen Wildkräutern aller Art. Er besteht aber auch in Gemeinschaft mit größeren und kleineren Tieren, die am selben Standort leben, ihre Ausscheidungen dort hinterlassen, auch dort vergehen und mit ihren verwesenden Körpern das Bodenleben erhalten und den Pflanzen Nahrung geben.
Nirgends sind in der Natur Monokulturen anzutreffen, nirgends findet sich unbewachsener oder unbedeckter Boden. Die Natur zeigt auch, wie Umwandlungsprozesse ablaufen, wie die Stoffe verrotten und sich zersetzen.
Was ohne unser Zutun wächst
Der Naturteil wurde bewusst gepflegt und erhalten. Dort stehen auch abgestorbene Bäume, dicht bei dicht mit Spechtlöchern besetzt – Plätze zum Brüten, zum Überwintern und als Futterstellen. Die hohen Bäume und Sträucher tragen bald Vogelnester, die Vögel legen ihre Eier, ihre Jungen werden hörbar und sichtbar, die Vogeleltern picken überall, wo immer sie Futter finden, bringen sie es ihren Jungen, beispielsweise die Kerne von letzten trockenen Hagebutten. Die Säuberungskolonne arbeitet, sie holt Eier und Insektenlarven, die ausgewachsen zu Schädlingen werden könnten. Überall wird gepickt, ausgedünnt, aber nirgends entsteht ein Kahlschlag. Auch vielerlei Büsche und Sträucher stehen in diesem Naturschutzraum und darum herum: Arten, die nicht gepflanzt wurden, wie Holunder, Haselnuss, Weide, wilde Rosen, Schlehen. Sie schaffen ein besonderes Kleinklima, und sie dienen der Aufzucht, Ernährung, Gesunderhaltung aller Lebewesen, die dort ihre Heimat haben. Hier also wird »der Natur ihr freier Lauf gelassen«.
Von diesen Stellen fliegen die Libellen, die Maikäfer und Leuchtkäfer (Glühwürmchen) aus. Dort finden Spinnen Platz für ihr Gewebe, in denen sich Insekten verfangen.
Die unterste Stufe, also der Bodenwuchs; bietet den Bodentieren die beschattete Umwelt. Woraus besteht er an diesen Wildstellen, wo alles ungestört wachsen darf? Dort findet sich alles, was auf einem alten Waldboden und unter Bäumen und Büschen zu Hause ist. Neben Brennnesseln, die für den Garten in vielerlei Weise verwendet werden und denen man später im Jahr mit das gesunde Gemüse und Beerenobst verdankt, kommen echte Goldnessel, Lungenkraut und Anemonen. Hier stehen Scharbockskraut, Gundelrebe, Pfennigkraut, an anderen Stellen Günsel, Lerchensporn in großen Mengen, von hellen bis dunklen Spielarten.
Im Mischkulturgarten kommt es auf ein sinnvolles Miteinander von Gemüse, Kräutern, Blumen und Obst an.
Einen Schritt heraus aus der Mulde kann unser Fuß in eine kleine Wiese von Blaustern (Scilla) treten; daneben wachsen Sauerklee, zwei Arten Ehrenpreis (Veronica), rote und weiße Taubnessel. Auf diesem alten Waldboden, wo im Herbst niemand auf den Gedanken kommt, das darüberliegende Herbstlaub abzurechen, erweitern sich alljährlich diese Stellen von selbst. Auch der Aronstab siedelt sich am Rand eines lockeren Gebüsches an. Von der Ausbildung seines Fruchtstandes werden seit alters Erntevoraussagen abgeleitet. Wer noch etwas von ihm weiß, lässt sich gern zu allerlei Prophezeiungen verführen.
Einen Schritt weiter, und wir stehen in Horsten von Schneeglöckchen, allmählich eingebettet in Efeu, der sich ungestört ausgebreitet hat, von niemandem geleitet oder gar herangeholt. Dass dort ein schmales Rinnsal Wasser läuft, ist besonders schön und gibt die beste Nachbarschaft für weiße und gelbe Anemonen, für immer reichlicher aufkommende Schachbrettblumen und Hahnenfußgewächse vieler Arten.
Dies alles ist herangewachsen, ehe die eigentliche Gartenarbeit beginnt, und wächst dann weiter als Auftakt zur beginnenden Gartensymphonie.
Schöllkraut siedelt sich von selbst im Garten an. Die einheimische Wildpflanze wird wegen ihrer heilenden Wirkung geschätzt. Der Saft ist orangefarben und wirkt ätzend.
Schutz für die Tierwelt
Der Boden liegt nie offen – die Natur selber überzieht ihn mit schützenden, rankenden, kriechenden, ausdauernden niederen Pflanzen, unter denen sich ein reges Leben kleiner und kleinster Tiere abspielt. Unter dieser Decke geborgen liegen reife Samen, die dort im Dunkeln die Frostperiode überstehen und dann »zu ihrer Zeit« keimen. Wir finden es schon beim moosbewachsenen Stein oder Baumstumpf: Wie greifbar nah zeigt sich dies am frühen Morgen im Tau eines neuen Tages, wenn das Moos, zu Stückchen zerhackt, vor uns liegt – ein abgeräumter Frühstückstisch der Amsel. Unter unbeschädigter Bewachsung daneben finden sich Würmchen, Raupen, Käfer. Am nächsten Morgen schon sind sie von einem Vogel als für ihn notwendige und aufbauende Nahrung herausgeholt worden.
Wiesenschaumkraut und Kriechender Günsel lieben feuchte Wiesenstellen.
An anderen Stellen stehen Krokusse – irgendwann im Kulturteil des Gartens als Zwiebeln gelegt und später von Ameisen als Samen von blühenden Krokussen hierher verschleppt; die an den Ameisen hängengebliebenen Samen sind abgefallen und haben an der für diese Pflanzen geeigneten Stelle gekeimt. Wo also Krokusse blühen, findet man gelegentlich von Vögeln zerhackte Blüten. Nicht Wassermangel lässt die Vögel hacken, sondern sie brauchen die winzigen Gifttröpfchen als homöopathische Dosen für ihre Gesundheit und als Aufbaustoffe für ihre Eier.
Ist ein solcher Garten schon weiter gediehen, ließ der Gärtner der Natur »ihren Willen und Lauf«, so finden Vögel auf ihrer Suche noch viele andere Pflanzen, die diese begehrten, aufbauenden Stoffe enthalten. Es sind tausend Quellen vorhanden, und es sollte keine wissentlich verschüttet werden. Eine einzige Anwendung von Giften würde den Kreislauf unterbrechen, und der Traum eines sich aus einem Wildgarten entwickelnden Naturgartens wäre für Jahre ausgeträumt.
Das Leben, das sich im Bereich der hohen und niederen Pflanzen – unter ihnen, durch sie, auf ihnen – abspielt, ist unermesslich reich. Nur weniges kann der Mensch, der beobachtend durch den Garten geht, erkennen; er findet Losungen, Trittspuren, Zeugnisse von nächtlichen Kämpfen und Tragödien. Das meiste kann er nur erahnen. Er wird sehr dankbar sein, dass er im »biologischen Denken« so weit gekommen ist, die Notwendigkeit ökologisch richtigen Verhaltens einzusehen.
All diese Beobachtungen führten zu neuem Denken und letztlich zu dem Gartenbau, der sich als »vollbiologischer Garten« seit Langem bewährt. All diese Vorgänge, die in der Natur deutlich sichtbar sind, wurden nachvollzogen, in den Garten übertragen und mit einfacher, praktischer Anleitung verbunden. In den folgenden Kapiteln wird dieser »Mischkulturengarten« dargestellt.
Probleme in der Ernährung von Mensch und Tier gaben einstmals den Anstoß, einen biologischen Gartenbau zu verwirklichen. Die Auswertung all dieser Beobachtungen und viele Versuche in langen Jahren führten zu einem System und einer Ordnung, die in jedem Garten leicht durchführbar sind.
Die Ordnung im Mischkulturgarten
Die Pflanzen wurden so zusammengestellt, dass sich die Nachbarschaft für die jeweiligen Partnerpflanzen positiv auswirken muss, sie zeigen sich als gute und schützende Nachbarn, als Schädlings- und Krankheitsabwehrer. So fragen wir heute nicht mehr: Welches Mittel gegen welche Krankheit? Welches Mittel zur Bekämpfung dieser oder jener Schädlinge? Die Frage lautet bei unserer Mischkulturenmethode: Welche Pflanze wird sich in welcher Nachbarschaft wohlfühlen? In welcher Nachbarschaft können ihre Schädlinge abgewehrt und ihre Krankheiten verhindert werden? Die Nachbarschaften sind also mit Überlegung zu wählen: Positive sind zu verwirklichen, negative zu vermeiden.
Praxis der Reihenkultur
Konkret werden positive Pflanzengemeinschaften in dem entsprechenden Absatz dargestellt und die wichtigsten Fragen der Wuchsformen und Wachstumszeiten berücksichtigt. So durchgeführt, wird die Mischkultur zugleich eine äußerst einfache, mühelose und zudem kostenlose Pflanzenschutzmaßnahme.
Damit diese notwendige Mischung der Kulturen möglich ist, gehen wir bewusst weg von der beetweisen Monokultur und hin zur Reihenkultur, damit im richtigen Abstand auch die richtigen Pflanzen stehen können. So wichtig wie die oberflächige »Beeinflussung« der Pflanzen untereinander ist – etwa durch Duftstoffe, die auch von uns wahrnehmbar sind –, so wichtig ist die für uns unsichtbare, aber wesentliche Beeinflussung der Pflanzen untereinander auch im Wurzelbereich: durch Ausscheidungen, durch jeweils andere Beanspruchung von Nährstoffen und durch spezifische Bakterien, durch Verwertung der sichtbaren und unsichtbaren Rückstände, die jede Pflanze im Boden hinterlässt. Bei unserer Reihenkultur gibt es also neben dem Wechsel der Pflanzen über dem Boden auch den Wechsel unter dem Boden – im Bereich der Mikrolebewesen. Der Mischkulturengarten trägt nicht nur dieser Mischung mit ihren besonderen Auswirkungen über dem Boden Rechnung, sondern vor allem auch dem Anspruch der Pflanzen an den Boden. Damit dem Boden die verschiedensten Wurzelrückstände zugeführt werden können, damit Verrottungsmaterial und Nährstoffe während des ganzen Jahres auf dem Boden und im Boden vorhanden sind, sorgen wir dafür, dass der Garten auch das ganze Jahr über bewachsen und bestellt ist.
Beginn der Gartenarbeit im Gemüseteil. Der rasch keimende Spinat ist schon im Reihenabstand von 50 cm eingesät. Doppelaufgabe des Spinats zu diesem Zeitpunkt: Lieferung frühen Erntegutes, Schutz und Schatten für die später dazwischenstehenden Hauptkulturen. In den Spinatreihen sind noch die Schnüre gespannt. Zwischen den Reihen: Ausbringung des Saatgutes von frühesten Freilandsorten. Dabei Mischkulturengemeinschaften beachten – siehe Plan.
Es ist noch Tulpenzeit, Sträucher und Stauden schlagen aus. Deutlich sichtbar: aufgegangene Spinateinsaat. In den Zwischenräumen sind frühe Saaten aufgegangen: Karotten, Zwiebeln, Salate, frühe Erbsen. In den noch nicht mit einer Hauptkultur bestellten Reihen ist als Vorfrucht Senf oder Ackerbohne eingesät.
Die Reihenabstände müssen deshalb groß genug sein, damit sich dort während des ganzen Jahres Oberflächenkompost befinden kann (siehe Immergrüne Kultur und Bodenbedeckung). Alles, was an geeignetem Material aus dem Garten kommt, wird als Bedeckung aufgebraucht und wird zu Mulchkompost, alles bleibt also im Garten und wird wiederverwertet. So ist für die laufende Ernährung der Pflanzen gesorgt, und Düngung heißt nun: pflegender, erhaltender, fördernder Aufbau eines humusreichen Bodens, erreicht durch ganzjährige Mischkultur mit der entsprechenden arbeitssparenden Humusversorgung.
Auch in der kalten Jahreszeit stehen noch Pflanzen zur Ernte bereit; manche wachsen noch weiter, und es ist die Aussaat von Arten möglich, deren Samen im Boden zum Keimen und Wachsen auf das Frühjahr warten. Doch wollen wir hier in der Beschreibung mit dem Frühjahr beginnen.
Frühling und Frühsommer
Was geschieht nun im ersten Frühjahr, wenn man den Mischkulturengarten als Ziel im Auge hat? Im zeitigen Frühjahr – je nach Klimalage und Bodenbeschaffenheit zu einem anderen Zeitpunkt, aber immer erst dann, wenn man den Boden betreten kann, ohne schmutzige Schuhe zu bekommen – beginnt der Anbau. Er endet von da an das ganze Jahr nicht mehr.
Der Spinat ist gewachsen. Frühe Kulturen von Möhren, Zwiebeln, Salat, Radieschen und frühen Erbsen (noch keine Markerbsen!) sind aufgegangen. Die übrigen Reihen wurden breitwürfig mit Senf eingesät.
Der Spinat zwischen den Reihen wird – bevor er schießt – flach abgehackt und bleibt als Mulchdecke liegen. Die Spinatreihe wird jetzt zur Trittreihe.
Spinateinsaat im Frühjahr
Wir säen im Frühjahr in 50 Zentimeter Reihenabstand auf dem ganzen Gartenland Spinat aus, ohne Trittwege zu lassen. Sobald der Spinat aufgeht, ziehen wir zwischen den Reihen mit einer flachen Hacke durch, um das erste etwa keimende Unkraut zu erfassen. Diese frühe Spinateinsaat dient mehreren Zwecken. Zuerst dient sie als früh sichtbare Einteilung, sie liefert klare Linien, wie ein Linienblatt. Diese Reihen ergeben die Einteilung für das ganze Jahr. Die üblichen Wege zwischen den einzelnen Beeten fallen weg. Trotzdem bleibt bei dieser Art des Anbaus genügend Platz zum Gehen. Siehe auch: »Mischkultur auf Beeten«. Zunächst ist mit der Spinatsaat der ganze Garten eingesät. Dadurch wird der Boden allmählich durchwurzelt, und jede Gefahr der Abschwemmung von Bodenteilen sowie der Verkrustung ist ausgeschaltet. Der Reihenabstand von 50 Zentimetern hat sich bewährt; es reichen aber auch 40 Zentimeter, je nach vorhandenem Gartenland.
Allmählich müssen die noch fehlenden, späteren Kulturen gesät oder gepflanzt werden. Die Vorfrucht Gelbsenf wird jetzt abgehackt. Die Saatrille wird gezogen, eingesät und nach dem Zudecken mit Erde noch mit Senfrückständen bedeckt. Spinat steht noch kurze Zeit zur Ernte bereit und dient als Trenn- und Schutzsaat. Das doppelte Etikett bedeutet: Nach Buschbohnen kommt eine zweite Kultur, beispielsweise Zuckerhut oder Endivien.