Getrennt durch Raum und Zeit (AlienWalk 11) - Jens F. Simon - E-Book

Getrennt durch Raum und Zeit (AlienWalk 11) E-Book

Jens F. Simon

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Beschreibung

Sigurd Westall stürzt durch das Schwarze Loch, wobei sein Körper zerstört und sein Geist in das Jahr 2019 zurücktransferiert wurde. Alethea versucht ebenfalls zurück ins Erdsystem des Jahres 2268 zu gelangen, da sie Sigurd dort vermutet und wieder anzutreffen glaubt. Es gelingt eine Überlebende vom untergegangenen Volk der Krsutner aus ihrem todesähnlichen Schlaf aufzuwecken. Sie, die aus über 50.000 organischen Naniten bestehende Krsutnerin, ist die Letzte ihrer Art. Das Alte Geschlecht von Krsutner, das Urvolk aller organischen Naniten in der Galaxie, ist untergegangen. Alethea hofft, mit ihrer Hilfe, einen Weg zurück in das weit entfernte Erden-System zu finden. Saviier, der Gravo-Designer, beginnt, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um Alethea zu halten und für sich zu besitzen.

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Seitenzahl: 161

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AlienWalk 11

Getrennt durch Raum und Zeit

Jens F. Simon

© 2021 Jens F. Simon

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,

Alle Rechte vorbehalten

Neuauflage von „Der Spezialist MbF“

Doppelband

2.Auflage

ISBN: 978-3-96674-234-4

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Die Liebe ist universell. Die Begierde nicht weniger. Die Sehnsucht steht über beidem und der Ausgleich ist die Ablehnung von nichtmenschlichen Gefühlen.

Wage es nicht, die Liebe herauszufordern, ob du nun ein Mensch oder ein Alien bist.

Inhalt

Prolog (Die Vorgeschichte)

Der Plan

Widrigkeiten eingeplant

Das andere Gesicht Saviiers

Omega Centauri

Die Expedition

Kontinent der Krsutner

Die Katakomben

Die Letzte ihrer Art

Eskalation

Die Krsutnerin

Saviiers letzte Chance

Cellas Entführung

Ur-Xxiin

Mullokks Entscheidung

Angriff der Akkattarier

Die Macht des Geistes

Das Ende des Anfangs

Prolog (Die Vorgeschichte)

Außerirdische Intelligenzen agieren unentdeckt von der Öffentlichkeit auf der Erde. Der größte, weltweit auftretende Sicherheitsdienst Life-Int-Ltd. erhält Kenntnis davon. Sigurd Westall, ein neuer Mitarbeiter des Konzerns, wird direkt nach der Grundausbildung auf die Aliens angesetzt.

Niemand, außer sein direkter Vorgesetzter, weiß, dass er seit seiner Pubertät über eine besondere Fähigkeit verfügt. Er wird einem Team von Spezialisten zugeteilt, sie sich auf die Spuren der Außerirdischen setzt. Als es zur direkten Konfrontation kommt, ist es nur dieser Fähigkeit zu verdanken, dass er überlebt. Zusammen mit dem weiblichen Raumschiff Paurusheya erreicht Sigurd Westall den Saturnmond Japetus.

Dort findet er eine riesige Mond-Station, die in den Bergrücken am Rande der dunklen Hemisphäre eingelassen ist. Die Station ist auch das Ziel der Fremden in dem kleinen Raumschiff, das er verfolgt. Sigurd versucht zunächst auf eigene Faust seine beiden entführten Kollegen zu finden. Als er dann aber sehr schnell von den Außerirdischen entdeckt wird, wird er gezwungen, sich zur Wehr zu setzen.

Dabei bekommt er Hilfe von einer Seite, die ihn im Laufe der weiteren Handlung in eine persönliche Krise stürzen lässt.

Sigurd Westall wurde aus der Venus Station TRISHARANA von außerirdischen Intelligenzen entführt. Während die Mernchen, eine außerirdische Rasse, auf der Erde die Life-Int-Ltd. weiter infiltrieren, will das organische Raumschiff Paurusheya die Suche nach ihm umgehend aufnehmen. Sigurd wird in das nahegelegene Epsilon Eridani System verschlagen, wo das Volk der Xxiin ihn um Hilfe gegen einen übermächtigen Feind bittet. Gleichzeitig macht er eine überwältigende Entdeckung, die ihn zum Herrscher der Naniten erhebt.

Mysteriöse Vorkommnisse erschüttern die heimische Zivilisation. Es scheint, als wären Zauberkräfte und Magie im Spiel.

Mehrere Attentatsversuche auf Sigurd, die er nur aufgrund seiner besonderen Fähigkeiten überlebt, überzeugen ihn, dass er sich mit der neuen MBF-Organisation zusammentun muss, um die Rätzel zu lösen. Seine oberste Priorität liegt jedoch in der Suche nach dem organischen Schiff PAURUSHEYA, das auf mysteriöse Art und Weise ebenfalls vor 250 Jahren verschwand.

In einer vergessenen und undurchdringlichen Gegend der Welt, inmitten des dichten honduranischen Regenwalds in der Region La Mosquitia, stoßen Alethea und Sigurd auf die sagenumwobene Stadt. Durch den „Ring der Srem“ werden er und Alethea, dass ehemals stoffliche Hologramm und Avatar des Raumschiffs Paurusheya, in die energetische Halbwelt der Zetschn’cha befördert. Dort ist die Hemisphäre das Refugium des Magiers Sol’altoo, dem alleinherrschenden Tyrannen.

Sigurd lebt in der Vergangenheit seiner eigenen Welt. Es weiß nicht, dass er ein Gefangener eines lebenden Programms geworden ist. Die digitale Welt stellt sich für ihn als Realität da. Nur ganz langsam wird ihm bewusst, dass etwas in seinem Leben nicht stimmen kann. Sigurd gelingt die Flucht aus dem Computerprogramm. Dabei bekommt er Hilfe von einer geistigen Entität, die sich in Milliarden von mechanischen Einheiten manifestieren kann.

Durch den Rücksturz der energetischen Halbwelt der Zetschn’cha in das Normaluniversum wurde die universelle Energiekonstante im Solaren System in Mitleidenschaft gezogen. Dies nutzte das ebenfalls auf der Gegenerde existierende ‚Lebende Programm‘ dazu, um Paurusa, dessen paranormale Stärke von ihm angemessen wurde, zu sich zu holen.

Die Schicksalstafeln werden gestohlen. Im Laufe der Ereignisse wird ersichtlich, dass Nin-an-ak, das lebende Programm, dafür verantwortlich zeichnet. Das Ziel von Nin-an-ak scheint in dem ehemaligen Planetensystem der Zetschn’cha zu liegen, deren energetische Halbwelt durch die Zerstörung des Magischen Konstrukts in das Standarduniversum gefallen ist

Der Planet ANUN’HA, auf dem sich Sigurd und Alethea wiederfinden, war einst eine lebende Entität. Heute steht dort auf einem von zwei Kontinenten das Sternen-Zikkurat, das einzige Vermächtnis eines sehr alten Sternenvolkes, das Alte Geschlecht von Krsutner.

Der zweite Kontinent ist von menschenähnlichen Intelligenzen besiedelt. Sie nennen sich Akkattarier.  Als das Sternen-Zikkurat plötzlich aktiv wird und die Raumschiffe der ‚Heimlichen Invasoren‘ angreift, wird Sigurd unfreiwillig in die beginnenden Auseinandersetzungen hineingerissen und muss sich gleichzeitig gegen die immer noch in seiner Schulter befindlichen Schicksalstafeln zur Wehr setzen, die begonnen haben, ihn zu manipulieren.

Sein Ziel, einen Weg zurück zur Erde zu finden, scheint plötzlich in weite Ferne gerückt zu sein. Eine Expedition in das Sternen-Zikkurat verläuft nicht so glatt, wie es ursprünglich geplant war. Auch taucht unverhofft ein weiterer Player im ANUN’HA System auf.

Der Händler LieVen erscheint mit seiner gesamten Flotte zu Mullokks Unmut über dem Planeten der Akkattarier. Während das Sternen-Zikkurat die herannahenden Kampfschiffe der Händler mit seinen verbliebenen 47 Sternenjäger-Schiffe angreift, kämpft Sigurds Geist gegen die geistige Essenz von MOhowkuh, dem einstigen Wissenschaftler vom Volk der Krsutner.

Sigurds Nanitenkörper beginnt sich zu verändern. Die Naniten fangen an zu degenerieren und sich unkontrolliert zu vermehren. Gleichzeitig sterben wichtige Zellbausteine einfach ab. Haben die Schicksalstafeln ihm ein Janus-Geschenk hinterlassen?

War es die kurze Verschmelzung mit einem Lifebot gewesen, dass die Veränderungen seiner Körper-Naniten verursachte? Sigurd ist dem Tod geweiht. Saviier, Spezialist und Gravo-Designer machte den Vorschlag, ihn wieder durch das künstliche Schwarze Loch in seiner Burg dahin zurückzuschicken, von wo er einst gekommen war. Es ist seine einzige Chance. Es bedeutet aber auch, dass er von Alethea Abschied nehmen muss.

Als Sigurd nach dem Durchgang wiedererwacht, befindet er sich in seinem menschlichen Körper und liegt in seinem Bett. Es ist das Jahr 2019.

Und hier beginnt unsere Geschichte, die Geschichte der Frau, die sich auf die Suche nach ihrer großen Liebe macht, nichts ahnend, dass zwischen ihr und Sigurd nicht nur eine räumliche Entfernung von 15790 Lichtjahren liegt, sondern auch die Zeit.

Er befindet sich 250 Jahre in der Vergangenheit und hat sein altes Leben wieder aufgenommen, in dem sie nicht vorkommt.

Der Plan

Alethea lag die ganze Nacht wach. Immer wieder sah sie Sigurds Körper, der in den Sog des Schwarzen Lochs gezogen wurde und dann einfach verschwand.

Ihr Geist und ihr Verstand versuchten in ihr gegen die Gefühle und die immer stärker wertende Hoffnung anzugehen, dass sie Sigurd wiedersehen würde. Die Wahrscheinlichkeit war so gering, dass alleine der Gedanke daran reine Zeitverschwendung war.

Trotzdem war sie bereits seit nunmehr sieben Stunden, seit sie eben im Bett lag, damit beschäftigt, eine Möglichkeit zu finden, ihn wiederzusehen.

Immer wieder blitzten die Stunden mit ihm in ihrem Gedächtnis auf. Die Zweisamkeit gerade während der letzten Tage hatte eine neue, viel tiefere Verbundenheit zwischen ihnen erfahren.

Es musste einfach eine Möglichkeit geben, ihn wiederzusehen.

Saviier, der Spezialist und Gravo-Designer, hatte ihr uneigennützig das Appartement in seinem Cottage nahe der Burg für unbestimmte Zeit zur freien Verfügung überlassen. Es waren die Räume, in denen sie die letzten Stunden mit Sigurd verbracht hatte.

Vielleicht wäre es gerade deswegen sinnvoller gewesen, eine andere Bleibe zu wählen.

Die immer noch ständig vorhandenen und sehr lebendigen Bilder in ihrer Erinnerung zeigten sich in diesem Raum am stärksten. Längst vergessen war ihre frühere Andersartigkeit als organisches Raumschiff.

Sigurd hatte sie befreit aus dem starren Muster eines riesigen Flugkörpers. Sie hatte bis heute noch nicht begriffen, wie er es angestellt hatte, ihre geistige Essenz in dem ursprünglichen, stofflichen Hologramm, das als Avatar des Schiffes gedient hatte, neu entstehen zu lassen.

Es wird wohl auch an der von Sigurd verwendeten magischen Energie gelegen haben, dass ihr menschenähnlicher Körper von organischen Naniten gebildet wurde, die dem Urvolk der Xxiin angehörten und die das Raumschiff Paurusheya erschaffen hatten.

Damit waren sie beide sich sehr ähnlich geworden, denn auch Sigurds Körper war mittlerweile vollständig durch organische Naniten übernommen worden. Sie waren beide das perfekte Paar.

Sie begann bereits, ihre geistig-körperliche Vereinigungen als Singularitätenpaar zu vermissen.

Jetzt endlich, nach unfassbar vielen gemeinsamen Abenteuern hatten sie sich endlich gefunden, nur um sich gleich wieder zu verlieren.

„Das war nicht gerecht“, dachte sie. Dann schrie sie es nochmals laut ins Zimmer: „DAS WAR NICHT GERECHT!“

Plötzlich wurde sie ruhig. Ihre Gedanken ordneten sich zu einem linearen Ganzen.

Ihr Geist hatte in gewisser Weise schon menschliche Züge angenommen, obwohl sie sich überhaupt nicht vorstellen konnte, wie so etwas geschehen konnte.

Es galt einen Plan zu entwickeln. Ein Konzept war notwendig und das angestrebte Ziel war einzugrenzen und klar zu definieren. Jetzt übernahm der klare Verstand langsam wieder die Initiative und das war gut so.

Alethea begann sich auf ihre wahre Herkunft zu besinnen.

Die Ur-Xxiin, die organischen Naniten, aus denen ihr Körper bestand, zögerten nicht und halfen ihrem Geist dabei, so gut es ging. Sie begannen in ihrem Hirn das Schlafhormon Melatonin zu reduzierten.

Sofort veränderte sich auch ihr gesamter Hormonhaushalt.

Das Glückshormon Serotonin stieg, aber auch Dopamin und Noradrenalin. Sie fühlte sich sofort aktiver und wacher.

Mit einem trotzig-aufsässigen Sprung aus dem Bett, der sie fast bis in die Mitte des Raums brachte, begann eine neue Ära ihrer Existenz.

Aus der bisher so menschlichen Alethea wurde binnen weniger Minuten der Alien Alethea.

Die organischen Naniten ihres Körpers veränderten den gesamten Hormonhaushalt. Sie bildeten neue, bisher noch nicht existierende Hormonstrukturen.

So entstanden niedermolekulare Verbindungen, deren Grundlage nicht die Biochemie des menschlichen Körpers mehr waren.

Alethea bemerkte die ersten Auswirkungen, als sie plötzlich bis zum Fußknöchel im Boden einsank, als sie etwas länger auf demselben Fleck stand.

Sie erinnerte sich an diese Fähigkeit der Xxiin. Sie war ihr vollkommen in Vergessenheit geraden.

Ihr Körper konnte sich durch feste Materie bewegen, wenn sie es wollte.

Ein einziger Gedanke genügte, um wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Sie hatte sich fest vorgenommen, nicht einfach untätig zu bleiben oder sogar zu resignieren.

„Ich werde einen Weg zurück in das Erdensystem finden!“

Der Gedanke war kein Wunschgedanke, sondern eine klare Aufforderung an ihr Unterbewusstsein, aktiv zu werden.

Sie verfügte zwar nicht über ein eigenständiges und selbstständig agierendes Unterbewusstsein, wie es Sigurd einst besessen hatte, aber es genügte, um ihr neuen Lebenswillen zu geben.

Das Ziel des Plans war somit klar umrissen. Jetzt galt es, sich an die Umsetzung zu machen. Zunächst wollte sie nochmals mit Saviier über die Möglichkeit sprechen, ob nicht doch ein Durchgang durch das Schwarze Loch denkbar war, so wie es auch Sigurd getan hatte.

Die nächste Option war natürlich die konventionelle Methode, nämlich mit einem Raumschiff das Sonnensystem der Erde anzufliegen.

Ihr schoss spontan der Raumschiffseigner Mullokk durch den Kopf. Sigurd hatte erwähnt, dass der Händler über eine ansehnliche Raumflotte verfügte.

Die Frage war nur, ob er sich nach seiner Niederlage gegen das Sternen-Zikkurat noch über dem Planeten ANUN’HA aufhielt.

Das musste sie als Nächstes herausfinden, bevor sie überhaupt mit Saviier sprach. Es hing tatsächlich alles davon ab, ob sich noch Schiffe über dem Planeten der Akkattarier befanden oder nicht.

Die einheimische Spezies verfügte über keine eigenen Schiffe. Die Entwicklung war noch nicht soweit fortgeschritten, dass sie den Sprung in den Weltraum gewagt hatten. Plötzlich schlich sich eine unnatürliche Spannung in ihr Bewusstsein.

Der Drang wurde immer stärker, sofort herauszufinden, ob sich Mullokk noch im Orbit des Planeten befand.

Sie stürmte regelrecht aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Saviier musste ihr dabei helfen, Kontakt zu Kapitän Hagar-Rott, dem Strategen des Königs, aufzunehmen.

Von ihm erhoffte sie sich mehr Informationen zu bekommen. Notfalls würde sie bis zu König Šamšī-Rohh II gehen.

Etwas verloren stand sie jetzt in dem riesigen Wohnbereich des Cottage und blickte sich gehetzt um.

Sonnenlicht fiel durch die vielen bodentiefen Fenstern herein und ließ den Raum noch größer wirken. Die Farben und Formen der Flora im Außenbereich schienen den lichtdurchfluteten Raum wie einen Teil der Natur erscheinen.

Alethea vergaß für einen kurzen Moment ihren Vorsatz und ließ diese besondere Atmosphäre auf sich einwirken.

Dann gab sie sich einen Ruck und stürmte weiter vorwärts auf den Ausgang zu.

Saviier hielt sich mit Bestimmtheit in seiner Burg auf. Dort lag sein Laboratorium. Dort befand sich die Apparatur des Gravo-Designers, mit dem er das künstliche Schwarze Loch erschaffen hatte.

Die Burg lag ein gutes Stück von dem Wohnhaus entfernt.

Sie stand inmitten der bunten Wiesenblumen und blickte wehmütig zu dem kleinen Waldstück, wo sie und Sigurd noch vor Kurzem spazieren gegangen waren. Unvermittelt durchlief sie ein Ruck und die Körper-Xxiin adoptierten ihre Gefühlswelt.

Sofort übernahmen die kognitiven und von reiner Logik geprägten Gedanken ihr Handeln.

Alethea war die Strecke von hier zur Burg mehrmals mit einem Gleiter geflogen. Sie schätzte die Entfernung lediglich auf wenige Kilometer.

Die Richtung war auch klar, nordwestlich. Mit lang ausholenden Schritten beschleunigte sie aus dem Stand heraus. Sie war kein Mensch noch Akkattarier, das wurde schnell klar.

Die Naniten, aus den ihr Körper bestand, waren zwar organischer Natur, jedoch verfügten sie über eine außerordentliche, nichtmenschliche Leistungsfähigkeit.

Wie bei einem Sprint beschleunigte sie in kürzester Zeit auf die größtmögliche Geschwindigkeit, die ihre Körper-Xxiin erlaubten.

Mit 95 Stundenkilometern flog ihr Körper regelrecht über den unebenen Boden, wo ihre Füße tiefe Abdrücke hinterließen. Sie nahm den direkten Weg und dieser führte durch das kleine Wäldchen.

Als die ersten kleinen und mittleren Baumstämme links und rechts an ihr vorbeirauschten und sie, ohne wirklich abzubremsen auch Ausweichkurven einschlagen musste, begann ihr mit einem Mal der Lauf sogar Spaß zu machen.

Mehrmals schlugen ihr kleine Zweige und Laubblätter ins Gesicht, was sie nur noch mehr anstachelte, schneller zu werden.

Zweimal zerfetzten ihre Beine am Boden liegende, morsche Stämme, denen sie nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte.

Ihre Körpernaniten reagierten entsprechend und ließen die Beinpaare an den Berührungsflächen stahlhart werden.

Dann schoss sie bereits aus dem kleinen Wald heraus auf eine Lichtung zu, die sich weiter zu einem Tal ausweitete. 

Ganz am Ende des Tals, dort, wo sich die Silhouette eines verkarsteten Bergrückens zeigte, stand sie, Saviiers Burg. Aus dieser Perspektive heraus hatte sie seine Residenz noch nicht gesehen. Es sah sehr archaisch aus, wie aus alten Ritterfilmen, die sie sich manchmal mit Sigurd zusammen angesehen hatte.

Normalerweise standen aber die Burgen auf Anhöhen oder auf hohen Felsformationen und nicht wie hier, fast schon in einer Senke.

Alethea hatte weiter ihre Geschwindigkeit reduziert und begann jetzt ihren Weg in einem schnellen Lauf fortzusetzen.

Es dauerte nicht einmal zehn Minuten und sie stand vor dem metallisch glänzenden, zweiflügligen Eingangstor. Es erstrahlte regelrecht und passte damit nicht so recht in das Gesamtbild einer alten Burg.

Auch die sehr modernen optischen Sensoren, die seitlich in der altertümlich wirkenden Mauer eingelassen waren, wirkten wie Fremdkörper.

Alethea stand etwas verlassen vor dem über fünf Meter hohen Tor. Mehrmals hatte sie bereits mit der Hand über einige der gut zugänglichen Sensorfelder gestrichen, jedoch bisher ohne sichtbare Wirkung.

Es musste doch irgendeinen Öffner geben oder zumindest ein Schaltfeld, mit dem an sich bemerkbar machen konnte.

Oder dachte sie jetzt zu sehr in menschlichen Bahnen? Sigurd hatte es oftmals erwähnt, dass man bei der Beurteilung von außerirdischer Technologie nicht zu sehr die menschliche Logik heranziehen sollte.

Sie trat ein paar Schritte zurück, um sich so einen besseren Überblick zu verschaffen, als hinter ihr plötzlich ein Rauschen einsetzte. Ihr Unterbewusstsein erkannte sofort die Ursache, ohne dass sie sich dazu umzudrehen brauchte.

Ein Gleiter setzte unmittelbar zur Landung an. Dann erkannte sie Kapitän Hagar-Rott, den Strategen des Königs.

Sie ging ein Stück auf ihn zu, als sich auch schon die beiden Torhälften der Burg langsam zur Seite bewegten.

Man hatte den Kapitän anscheinend bereits erwartet. Alethea blieb stehen und blickte zurück.

Sie erkannte im Burghof einen von Saviiers Mitarbeiter.

„Ich wusste nicht, dass Sie sich immer noch hier aufhalten. Haben Sie denn mittlerweile ihren Partner gefunden? Sie waren doch auf der Suche nach ihm, richtig!“

Hagar-Rott kam mit zügigen Schritten auf sie zu.

„Überhaupt, wie haben Sie das Chaos auf ENMERKAR überleben können? Das müssen Sie mir genauer berichten!“

Er stand jetzt direkt vor ihr und schaute sie neugierig an. Im Hintergrund in dem nunmehr offenstehenden Burgtor stand wartend WEbtab, Wissenschaftler und Mitarbeiter von Saviier.

„Das ist eine wirklich lange Geschichte. Sollten wir nicht zuerst hineingehen. Saviier wird schon warten!“

Alethea hatte eigentlich nicht vor, ihm die ganze Wahrheit zu erzählen. Überhaupt wollte sie Sigurds Verschwinden und sein Wirken innerhalb der Expedition nicht an die große Glocke hängen.

„In Ordnung. Aber ich lasse nicht locker. Kommen Sie!“

Er deutete mit dem Arm auf den Eingang zur Burg und ließ ihr den Vortritt.

„Alethea, mit Ihnen hat Saviier wohl am wenigsten gerechnet“, wurde sie von WEbtab empfangen.

Kapitän Hagar-Rott verzog keine Miene und ging einfach an ihm vorbei.

„Reden Sie nicht so viel. Führen Sie uns einfach zu ihrem Herrn und Meister!“

Alethea musste kurz grinsen, als sie Hagar-Rott so sprechen hörte. WEbtab und URgbei waren ihr schon immer sehr suspekt gewesen. Sie bezweifelte, dass die beiden wirklich jemals eine wissenschaftliche Ausbildung genossen hatten.

Sie waren wohl eher die Handlanger des Gravo-Designers; Erfüllungsgehilfen mehr nicht.

WEbtab reagierte nicht auf Hagar-Rotts Anzüglichkeit, sondern ging einfach schweigend voraus.

Alethea hatte sich schon mehrmals in Saviiers Burg aufgehalten und dachte, dass sie zumindest den Weg zum Labortrakt kannte.

Der Weg, den WEbtab jetzt jedoch einschlug, war ihr vollkommen unbekannt. Sie durchquerten ein großes Foyer und gelangten an eine massiv gebaute Steintreppe, die nach oben führte.

Alethea schaute sich interessiert um. Tatsächlich gingen ihre Wege bisher immer nur nach unten in die Kellergewölbe.

Über dem Treppenaufgang befanden sich traubenförmige Gehänge, die aussahen, als wären sie aus Edelgestein.

Konnte es sich dabei um Beleuchtungskörper handeln? Während Alethea WEbtab die breiten Treppenstufen hinauf folgte, blickte sie auf die über ihr hängenden Leuchter.

Die Decke befand sich etwa zehn Meter über ihr und die massiven Gehänge pendelten, an einer sehr dünnen Kette hängend, wenige Meter über ihrem Kopf.

„Pompös und versnobt, was sich unser lieber Saviier hier einfallen ließ, nicht wahr?“

Hagar-Rotts Worte trieften nur so vor Spott. Alethea ignorierte ihn und konzentrierte sich weiter auf das Umfeld.

Die Treppe machte eine 45-Grad-Wende und weitere zwanzig Stufen endeten in einem breiten Korridor, welcher mit einem dichten, fellartigen Bodenbelag ausgestattet war. Ihre bisher sehr lauten Schrittgeräusche verschwanden.

Der Bodenbelag dämpfte die weiteren Schritte und ließ sie regelrecht dahinschweben.

Diesen Eindruck hatte jedenfalls Alethea. WEbtab blieb unvermittelt vor einer Holztür stehen.

Sie war etwa zwei Meter breit und mindestens sechs Meter hoch. Sie öffnete sich ohne irgendein Zutun seinerseits und Saviier stand vor ihnen.

Sein Blick verfing sich in Aletheas Gesicht, glitt dann regelrecht irritiert zu Hagar-Rott, der hinter ihr stand, um dann sofort wieder auf ihr zu ruhen.

„Dich habe ich nicht erwartet. Was willst du hier?“

Widrigkeiten eingeplant

Ich war mir nicht wirklich sicher, was ich von Saviier halten sollte. Er benahm sich mir gegenüber immer merkwürdiger.

Ich hatte bisher noch nicht mit ihm über meinen Plan gesprochen, trotzdem verhielt er sich so komisch.

„Ich muss mit dir sprechen, dringend!“

Mehr wollte ich im Moment nicht sagen, insbesondere da auch Kapitän Hagar-Rott anwesend war. Ich vertraute niemanden mehr, seitdem Sigurd verschwunden war. Ausgenommen natürlich Saviier. Er hatte mir eine Unterkunft angeboten und hatte sich mir gegenüber bis vor Kurzem sehr zuvorkommend verhalten. Ich bemerkte ein kurzes Flattern in seinen Augen, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.

„Mein lieber Hagar-Rott, bitte treten Sie ein und nehmen Sie Platz. Ich stehe Ihnen sofort zur Verfügung!“

Er trat zur Seite, als Aufforderung an den Angesprochenen, den Raum zu betreten.

Dann wandte er sich mir wieder zu. WEbtab war bereits grußlos gegangen, als Saviier mich etwas grob am Arm zur Seite zog.

„Alethea, das ist im Moment der falsche Zeitpunkt. Begib dich bitte wieder zurück ins Cottage. Ich werde dich aufsuchen, sobald es meine Zeit erlaubt.“

Bevor ich ihm antworten konnte, hatte er sich bereits umgedreht und ging in das Zimmer hinein. Er ließ mich tatsächlich einfach stehen, als wäre ich sein Dienstbote.

Die Tür schlug vor mir zu, bevor ich mich entscheiden konnte, ihm zu folgen. Wie es aussah, hatte ich von ihm wohl nicht mehr viel an Unterstützung zu erwarten.

Ich hatte einen Fehler gemacht, schoss es mir plötzlich durch den Kopf.

Ich war bisher viel zu sehr auf Saviier fixiert, das musste sich ändern. Mein Plan war klar umrissen.

Der Weg zurück zur Erde führte nur über den Raumschiffseigner Mullokk. Ich musste schnellstmöglich Kontakt aufnehmen und das ging nur über den Palast, das heißt über König Šamšī-Rohh II oder Kapitän Hagar-Rott, schließlich war er selbst bei der Erkundung des Kontinents ENMERKAR dabei gewesen.

Das galt zwar auch für Saviier, aber in Bezug auf ihn hatte ich mittlerweile ein schlechtes Gefühl.

Nein, ich sollte versuchen, schnellstmöglich in den Regierungspalast zu gelangen, ohne vorher noch eine größere Diskussion mit Hagar-Rott oder Saviier zu führen.

Ich blickte den Korridor zurück zur Treppe hin. Den Weg zurück fand ich im Schlaf. Dann stand ich wieder vor dem Burgtor.

Diesmal von innen und es ließ sich natürlich wieder nicht öffnen. Als ich so dastand, und auf das schwere Tor blickte, kam mir unvermittelt ein Gedanke.

Mein Körper bestand vollständig aus organischen Naniten. Ich war damit schon einmal durch massives Felsgestein gedrungen, damals auf der Erde in einem Höhlenlabyrinth im honduranischen Urwald.