GG-B 006: Mega-Tech - W. A. Travers - E-Book

GG-B 006: Mega-Tech E-Book

W. A. Travers

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Beschreibung

GG-B 006: Mega-Tech Alfred Wallon und W. A. Travers: "Auftakt zum Comeback - die alten Machthaber wollen zurück!" November 2452 - wir erinnern uns = Vor der bevorstehenden Katastrophe flohen die Mächtigsten und Reichsten von der Erde. Was man auf der Erde allerdings nicht einmal ahnt: Die "Wichtigsten" etablieren sich nun, am 3. April 2453, auf dem Kolonial-Planeten PULSAR-7. Ihr Ziel: Die Macht über die Erde wieder zurückgewinnen! GAARSON-GATE ist die Schwesterserie von STAR GATE - das Original! Verfolgen Sie die Abenteuer der Menschheit in über vierhundert Jahren. Erleben Sie die ferne Zukunft hautnah – und bangen Sie mit: Wird die Menschheit das größte Abenteuer ihrer Geschichte heil überstehen? Sämtliche Rechte und uneingeschränktes Copyright weltweit: hary-production.de Covergestaltung: Anistasius Titelbild: Gerhard Börnsen

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W. A. Travers, Alfred Wallon

GG-B 006: Mega-Tech

In der Buchausgabe sind immer mehrere Bände in einem Buch zusammengefasst!

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

GG-B 006:

Mega-Tech

W. A. Traver und Alfred Wallon

„Auftakt zum Comeback

– die alten Machthaber wollen zurück!“

 

 

 

Nur Wochen nach ihrer Flucht wird ihnen allerdings zugetragen, daß die Erde noch »steht« - auch wenn sie nicht im Detail wissen, wie die Situation inzwischen dort gediehen ist.

Aber sie entschließen sich dazu, tätig zu werden. Alfred Wallon erzählt uns davon.

Und er blendet zwischendurch noch einmal zurück in die Tage, als die große Katastrophe die Erde heimsuchte - wie ich es zu Beginn der Serie unter anderem aus der Sicht von Tipor Gaarson (dem späteren Weltpräsidenten), John Millory und Cora Stajnfeld (den späteren Verschollenen) erzählte. Das hat gewichtige Gründe...

Ihr Erno Fischer

 

Impressum

Copyright © neu 2015 by

www.HARY-PRODUCTION.de

Sämtliche Rechte vorbehalten!

Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von

HARY-PRODUCTION!

Titelbild: Gerhard Börnsen

Covergestaltung: Anistasius

Die Serie GAARSON-GATE basiert auf der gleichnamigen Romanheft-Serie

(immer mehrere Bände in einem Buch zusammengefasst!)

GAARSON-GATE ist die Schwesterserie von

STAR GATE – das Original

1

»Noch eine Viertelstunde bis zum Andocken am Towersatelliten!« erklang die Stimme des Funkoffiziers in der Zentrale des Raumschiffs TARCA. »Ihre Befehle, mein Lord?«

Claas van Terling hatte während der letzten zehn Minuten über die großen Bildschirme das Steuermanöver der TARCA genau beobachtet. Wehmütig blickte er auf das Bild des mächtigen Towersatelliten auf den Schirmen der Kommandozentrale, dessen Umrisse sich immer deutlicher abzuzeichnen begannen. Ja, ein kurzes Gefühl der Wehmut ergriff den großen und sehr asketisch wirkenden Mann. Dann aber schob er trübselige Gedanken beiseite, denn es nutzte nichts mehr, sich in diesem Moment mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Zumindest nicht jetzt und nicht hier - dafür würde es noch andere Gelegenheiten geben.

»Stellen Sie eine Verbindung zum Towersatelliten von PULSAR-7 her!« befahl der Kommandant dem Funkoffizier.

»Ich will mit den Leuten sprechen - sie dürften ohnehin bereits festgestellt haben, daß sie gleich Besuch bekommen...«

Das war noch untertrieben ausgedrückt, denn in Wirklichkeit näherte sich ein ganzer Pulk von Raumschiffen dem Planeten PULSAR-7. Die TARCA war das Flaggschiff des gesamten Verbandes und symbolisierte die einstige, weltumspannende Macht des Konzerns MEGA-TECH, der auf der Erde eine führende Position inne gehabt hatte. Der TARCA hatten sich noch die großen Kreuzer SEVEN SEAS, BAIKAL und ZEROCOM angeschlossen, und diese wiederum standen jeweils einer separaten Flotte kleinerer und wendigerer Schiffe vor, die die Macht der anderen beiden Konzerne SINGH-THAI und WESTBROOK widerspiegelten. Alles einstige Mächte auf der weit entfernten Erde - bis zu dem Tag, wo sich alles verändert hatte. Eine Veränderung, deren dramatische Auswirkungen fatale Folgen für alle gehabt hatte - denn der Gaarson-Effekt hatte alles zusammenbrechen lassen.

Diese Form ultimativer Energiegewinnung hatte die Raumfahrt erst möglich gemacht und sie dementsprechend auch schnell verbreitet. Fremde Planeten waren entdeckt und besiedelt worden, und der Handel mit der Erde wuchs ständig an - bis zu jenem verhängnisvollen Tag, an dem das Raum-Zeit-Gefüge sich auf fatale Weise verändert hatte.

Die Führer der Konzerne hatten sich mit ihren Raumschiffen und einem Teil ihrer treuesten Garden und Truppen noch absetzen können - dennoch hatten sie fast alles zurücklassen müssen: ihre Firmen, Konzerne und Fabriken, die gesamte Organisation und einen Großteil ihrer finanziellen Mittel. Sie, die eigentlichen Verantwortlichen dieser sich jetzt als sehr verhängnisvoll zeigenden Technik, hatten die Erde feige im Stich gelassen, um stattdessen ihre eigene Haut zu retten...

Alles in allem waren es gut zweihundert Schiffe, die jetzt auf PULSAR-7 zuflogen, und Claas van Terling konnte sich gut vorstellen, daß die Besatzung des Towersatelliten schon längst die zuständigen Regierungsbehörden auf diesem Planeten darüber informiert hatte. Sollen sie das ruhig tun, dachte er mit einem wissenden Lächeln, das seine stahlblauen Augen jedoch ohne Wirkung bleiben ließ. MEGA-TECH und seine Partner werden sehr schnell die Verantwortung für diesen Kolonialplaneten übernehmen...

Der asketische Mann mit den bleistiftkurzen grauen Haaren trug seinem Offizier noch auf, die Verbindung auch an die Leitschiffe des Pulks zu übermitteln, sobald diese zustande gekommen war. Er wollte sichergehen, daß auch die anderen Kommandanten sofort mitbekamen, was hier geschah.

Sekunden vergingen, bis sich auf dem großen Schirm in der Mitte der Zentrale der TARCA ein Bild abzeichnete.

Es zeigte einen jüngeren, ziemlich aufgeregt dreinblickenden Mann, der offensichtlich unter ziemlichem Streß stand. Aber schließlich kam es nicht jeden Tag vor, daß sich Hunderte von Gitterraumschiffen einem, im Grunde genommen, ziemlich abgelegenen Planeten näherten, der dennoch eine Kolonie der Erde war.

»Identifizieren Sie sich!« bemühte sich der junge Mann, seine Position herauszustellen.

»Claas van Terling, Impresario und oberster Manager des MEGA-TECH-Konzerns in Neu-Berlin«, erwiderte der Kommandant der TARCA. »Ich will sofort mit einem Verantwortlichen sprechen. Sind Sie das?«

»Nein«, erwiderte der Mann und wirkte jetzt noch eine Spur unsicherer als er es ohnehin schon war. »Einen Augenblick bitte - ich stelle Sie zu meinem Vorgesetzten durch.«

Van Terling nickte nur und wartete ab, bis der Schirm ein weiteres Gesicht zeigte, das eines Mannes im Alter des Impresario des MEGA-TECH-Konzerns.

»Mein Name ist Johanson«, stellte sich der Mann daraufhin vor. »Ich bin der Kommandant dieses Towersatelliten. Ihre Ankunft wurde uns gar nicht gemeldet und...«

»Wie soll sie das auch?« unterbrach ihn Claas van Terling mit sichtlicher Ungeduld in der Stimme. »Sie dürften doch auch schon mitbekommen haben, daß kein Kontakt zur Erde mehr möglich ist - weder per Kommunikation noch durch die Raumfahrt. Der Gaarson-Effekt hat im System der Erde alles vernichtet...«

Er übertrieb diese Aussage bewußt, weil er genau wußte, daß weder die Menschen im Towersatelliten noch auf PULSAR-7 diese auf den Wahrheitsgehalt hin überprüfen konnten. Aber der erschreckte Blick Johansons sagte ihm mehr als viele unnötige Worte. Er schien sichtlich betroffen zu sein angesichts dieser Tatsache. Und van Terling mußte es ja wissen, denn er kam von der Erde.

Auch auf PULSAR-7 und anderen Kolonialplaneten hatten die Konzerne Fuß gefaßt und hier die wirtschaftliche Entwicklung vorangetrieben. Deshalb war ein Mann wie der oberste Führer von MEGA-TECH natürlich sehr bekannt. Auch Johanson kannte ihn, und das unsichere Flackern in seinen Augen ließ spüren, daß der Kommandant des Towersatelliten ebenfalls nicht wußte, was er jetzt tun sollte.

»Ich will einen Verantwortlichen der Kolonialregierung sprechen«, verlangte Claas van Terling. »Sie haben unsere Ankunft doch bestimmt schon gemeldet - oder?« Als er sah, wie Johanson heftig nickte, fuhr er rasch fort: »Dann verbinden Sie mich jetzt - haben Sie verstanden?«

Und ob Johanson das hatte. Er stellte die Verbindung her.

Das Bild änderte sich, als wenige Sekunden später das Gesicht einer Frau auf dem Bildschirm zu sehen war, die van Terling kannte. Für Sekunden war er sprachlos, denn er hatte nicht damit gerechnet, sie hier auf PULSAR-7 wiederzusehen.

»Andra Perkins!« rief van Terling und hatte Mühe, seine augenblicklichen Emotionen unter Kontrolle zu halten. »Ich muß zugeben, daß ich überrascht bin. Sind Sie die Präsidentin von PULSAR-7?«

»Wir nennen es Erste Rätin«, antwortete die Frau mit der olivfarbenen Haut und den schwarzen, gelockten Haaren. »Hatten Sie damit nicht gerechnet, Impresario? Es gibt auch noch Menschen außerhalb des Schattens von MEGA-TECH, die Erfolg haben. Was suchen Sie auf PULSAR-7?«

»Wollen wir das nicht besser persönlich besprechen?« stellte Claas van Terling die Gegenfrage. »Es geht um grundsätzliche Dinge, die auch die weitere Zukunft dieses Planeten betreffen.«

»Darum geht es immer, wenn MEGA-TECH expandiert - erst recht, wenn SINGH-THAI und WESTBROOK mit von der Partie sind«, antwortete Andra Perkins mit leicht ironischem Ton. Es bedurfte keiner großen Phantasie, sofort zu erkennen, daß ihr dieser Besuch nicht recht war. Den Grund dafür kannte nur Claas van Terling - es war ein sehr persönlicher Grund.

»Ich habe keine Zeit für Grundsatzdiskussionen, Andra«, sagte van Terling mit gepreßter Stimme. »Noch fordere ich Sie freundlich auf, mich und die Vertreter der anderen Konzerne zu empfangen - oder müssen wir Ihnen unsere Macht erst auf andere Weise demonstrieren?«

»Nein«, erwiderte die schwarzhaarige Frau. »Ich erwarte Sie im Verwaltungstrakt von Pulsaris. Johanson wird Sie einweisen.«

Mit diesen Worten beendete sie das Gespräch, und die Verbindung erlosch. Claas van Terling ignorierte die Tatsache, daß nun auch Mandra Tushpur und Geoffrey W. Spear, die beiden Führer der Konzerne SING-THAI und WESTBROOK Zeugen dieser kurzen Auseinandersetzung geworden waren. Es kümmerte ihn nicht, denn Andra Perkins würde keine Chance zur Gegenwehr haben, falls sie an so etwas dachte. Die geballte Macht seiner Garden und Truppen würde jeden Versuch eines Aufruhrs mit brachialer Gewalt im Keim ersticken!

*

Johanson betrachtete mit gemischten Gefühlen das Andocken der großen Flaggschiffe am Towersatelliten. Die Macht der Konzerne war in diesem Moment spürbar - obwohl noch niemand der Besatzung den Satelliten betreten hatte. Aber das war nur noch eine Frage von Minuten.

Das ganze System des gewaltigen Satelliten erwachte zu einer hektischen Betriebsamkeit. Schotts und Zugänge wurden geöffnet und die Verbindungen zu den Eingängen der Schiffe hergestellt. Dutzende von Kameras erfaßten nun hektische Bewegungen schwarzuniformierter Männer und Frauen, die im Eilschritt die ihnen zugeteilten Sektionen des Schiffes verließen und sich dem Herz des Towersatelliten näherten.

Schwarze Raumgarden, schoß es Johanson durch den Kopf, als er ihr rasches Voraneilen beobachtete. Und sie sind schwer bewaffnet. Mein Gott, das ist kein Besuch - das ähnelt mehr einer Invasion...

Fast hilfesuchend blickte er in der Kommandozentrale umher, aber ähnliche Gefühle und Empfindungen spiegelten sich auch in den Gesichtern der anderen Männer und Frauen wieder, die hier arbeiteten. Ein Gefühl von Angst und Hilflosigkeit!

Es war nur eine Frage von wenigen Minuten, bis die bewaffneten Garden weiter in den Satelliten eingedrungen waren. Und ihr Verhalten gegenüber den anderen Menschen, die hier arbeiteten und Kontrollfunktionen ausübten, war sehr überzeugend! Die vorgehaltenen Waffen machten jegliche weitere Diskussion überflüssig.

Schließlich betrat Claas van Terling zusammen mit Mandra Tushpur und Geoffrey W. Spear die Kommandozentrale des Towersatelliten. Und mit ihnen kamen weitere bewaffnete schwarze Gardisten. Johanson zuckte zusammen, als er in deren kalte Gesichter schaute. Sie sehen nicht aus wie Menschen, eher wie funktionierende Roboter, dachte er.

Claas van Terling hatte er ja schon auf dem Bildschirm gesehen. Er wirkte jetzt noch kälter und entschlossener. Der Mann zu seiner Linken richtete seine wachsamen dunklen Augen auf Johanson, schien ihn förmlich damit zu sezieren. Nach außen hin wirkte er wie ein indischer Provinzfürst (und entsprechend war auch seine Kleidung), aber der äußere Schein trog. Dieser Mann namens Mandra Tushpur repräsentierte eine geballte Kraft, die man nicht unterschätzen durfte.

Der dritte im Bunde sah konservativ aus. Er trug einen schlichten grauen Anzug und hatte das Haar streng nach rechts gescheitelt. Er war untersetzt und das Gesicht etwas aufgedunsen, und das Lächeln, das er jetzt zeigte, wirkte irgendwie falsch und unangenehm.

»Der Towersatellit und dessen gesamte Besatzung unterstehen ab sofort dem Kommando unserer Vereinten Allianz«, sagte Claas van Terling zu Johanson. »Es ist besser für Sie, wenn Sie alle unsere Befehle ohne Zögern ausführen. Impresario Spear wird ab sofort hier die Befehlsgewalt ausüben...«

Während van Terling die letzten Worte über die Lippen kamen, trat auch schon der Manager von WESTBROOK nach vorn, schob Johanson einfach beiseite und nahm in dessen Kommandosessel Platz.

»Alles unter Kontrolle«, sagte er mit einem schmierigen Grinsen. »Ihr könnt mit Phase 2 unseres Plans beginnen.«

Van Terling nickte nur und verließ zusammen mit Mandra Tushpur die Zentrale des Towersatelliten. Es blieben genügend schwarzgekleidete Gardisten übrig, um sich ihnen auf dem Weg zu den Fahrstühlen noch anzuschließen.

Es dauerte nicht lange, bis die beiden Impresarioj mit ihren Gardisten den unteren Bereich des Towersatelliten erreicht hatten. Von hier aus ging es dann per Traktorstrahl auf die Oberfläche des Planeten. Und während Claas van Terling als erster voranging, setzte sich hinter ihm die erdrückende Invasion fort...

*

Andra Perkins brauchte einige Minuten, um ihre Nerven wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie zwang sich zur Ruhe und blickte hinaus auf die moderne Skyline von Pulsaris, einer Stadt, wo sich das meiste Leben auf dem ansonsten eher öden Wüstenplaneten konzentrierte. Es gab noch eine Handvoll kleinerer Enklaven auf anderen Kontinenten, aber das Herz der Wirtschaft und der Macht schlug hier in Pulsaris, einer vergleichweise noch jungen Erdenkolonie.

Mineralien und Erze wurden im Auftrag der Konzerne mit großen Maschinen und komplizierten Robotanlagen aus dem Wüstenboden geholt und an Ort und Stelle verarbeitet. Die aufbereiteten Rohstoffe waren ein wichtiger Exportfaktor für PULSAR-7.

All dies war in den letzten Wochen ins Stocken geraten, seit die Verbindung zur Erde auf geheimnisvolle Weise unterbrochen war. Niemand hatte eine Erklärung dafür finden können - und es selbst herauszufinden, war unmöglich, weil PULSAR-7 nur über wenige Raumschiffe verfügte, die eine sehr beschränkte Reichweite hatten. Deshalb kam die Tatsache, daß die einflußreichsten Konzerne der Erde mit ihren jeweiligen Führern PULSAR-7 anflogen - und das mit einer beachtlichen Flotte - schon recht überraschend.

Wenn Andra Perkins an Claas van Terling dachte, waren ihre Gefühle mehr als zwiespältig.

Sie hatte vor einigen Jahren auf einer der Eliteuniversitäten der Erde ihren Abschluß gemacht und dann einen gutbezahlten Job in der Wirtschaft gesucht. Da der Gaarson-Effekt buchstäblich ein Explodieren der Wirtschaft und der damit verbundenen Expansion zu anderen Welten auslöste, wurden gute Männer und Frauen immer gesucht. Es war ihr deshalb auch nicht schwergefallen, rasch bei MEGA-TECH unterzukommen.

Innerhalb eines Jahres hatte sie sich ins mittlere Management hochgearbeitet und hatte auch Claas van Terling bei einer Tagung kennengelernt. Und das war auch der Moment, wo ihre Träume einer expandierenden Wirtschaftspolitik sich in Schall und Rauch aufzulösen begannen. Dann mußte sie nämlich begreifen, daß die Gesetze und Regeln der Wirtschaft, die auf der Universität gelehrt wurden, meistens nicht sehr viel mit der Wirklichkeit zu tun hatten.

Sie brauchte nicht lange, um herauszufinden, wie der MEGA-TECH-Konzern von seiner Zentrale in Neu-Berlin aus die Fäden zog und sogar die Politik mitbestimmte. Das war der Zeitpunkt, für sich selbst hier einen Schlußstrich zu ziehen. Sie hatte die Erde Tage später verlassen und war nach PULSAR-7 gekommen. Hier hatte sie sich dann so sehr engagiert, daß es nur noch eine Frage der Zeit war, bis man ihre Fähigkeiten erkannte und sie zur Ersten Rätin von Pulsaris ernannte.

Andra Perkins achtete sehr darauf, daß die hier ebenfalls vertretenen Konzerne ihre Macht nicht zu sehr ausnutzten, und das hatte bis heute auch einwandfrei geklappt. Bis zu dem Augenblick, wo sie in die mitleidlosen Augen van Terlings auf dem Bildschirm geblickt hatte - von da an wußte sie, daß alles anders auf PULSAR-7 werden würde. Und zwar sehr schnell...

Am Ende der Skyline von Pulsaris erstreckten sich die weiten Landefelder für die Fahrstühle zum Towersatelliten. Sie sah von ihrem Büro in der 48. Etage eines mächtigen Turmes die kleinen Kugeln ständig auf- und niedergehen. Und auf dem Landefeld begaben sich dann die ersten Gleiter ins Zentrum der Stadt.

Es blieb ihr vielleicht noch eine halbe Stunde - aber nicht länger. Deshalb galt es keine Zeit mehr zu verlieren. Mit einem tiefen Seufzer wandte sich Andra Perkins vom Fenster ab, ging zurück zu ihrem Schreibtisch und wählte sich über ihren Computer in ein Netz ein, zu dem nur sie und einige wenige Vertraute bisher Zugang gehabt hatten. Und den Code zu einer bestimmten Person, die Andra dann anschließend eingab, kannte nur sie allein.

>ZURÜCKZIEHEN UND IN DEN UNTERGRUND GEHEN. KEINEN WEITEREN KONTAKT VORERST. INVASION VON MEGA-TECH, SINGH-THAI UND WESTBROOK FINDET IN DIESEM MOMENT ÜBER PULSAR-7 STATT<

So lautete ihre Botschaft an die kleine Gruppe der Menschen, deren wirklichen Fähigkeiten nur sie kannte - und wenn Claas van Terling dies erst herausfand, dann würde er diese Fähigkeiten zweifelsohne sofort für seine eigenen Zwecke nutzen. Ein Gedanke, der bei Andra innere Übelkeit auslöste. Weil sie schlimme Konsequenzen befürchtete.

Sie wartete einige Sekunden ab, bis der Computer ihr bestätigte, daß die Nachricht angekommen war, und löschte dann sofort sämtliche Daten auf der Festplatte, vernichtete auch alle anderen Unterlagen darüber. Denn wenn MEGA-TECH herausfand, daß sie...

Ihre Gedanken brachen ab, als draußen vor der Tür heftige Schritte erklangen. Sekunden später wurde die Tür aufgerissen, und vier schwarzuniformierte Gardisten betraten mit vorgehaltenen Waffen den Raum. Andra Perkins zuckte zusammen und bemühte sich, die Fassung zu bewahren, als Claas van Terling zusammen mit Mandra Tushpur eintrat (den sie ebenfalls aus Berichten und Computer-Nachrichten kannte).

»Sie haben sich nicht verändert, Andra«, sagte der asketisch wirkende Impresario, als er vor ihrem Schreibtisch stehen blieb und sich dort mit beiden Händen aufstützte - eine Geste, die überaus besitzergreifend und herrschsüchtig war. Aber das fiel van Terling schon gar nicht mehr auf.

»Sie auch nicht«, antwortete die Erste Rätin mit gezwungener Ruhe. »Was soll das alles hier werden? Ist das eine gezielte Invasion und Entmachtung der Regierung von PULSAR-7?«

»Es gibt Kleingeister, die das wahrscheinlich so bezeichnen würden«, erwiderte van Terling mit einem höhnischen Lachen. »Ich denke, auf Sie warten andere Aufgaben, Andra. Überlassen Sie das Regieren und Entscheiden lieber denjenigen, die etwas davon verstehen. Kommen Sie - man wird Sie jetzt an einen sicheren Ort bringen und Ihnen einige Fragen stellen. Ich würde Ihnen raten, sie alle sehr detailliert zu beantworten, sonst...«

Er vollendete diesen Satz nicht, aber Andra Perkins hatte auch so schon begriffen, worauf van Terling hinauswollte. Schweren Herzens erhob sie sich und ließ sich von den Gardisten aus dem Raum führen. Bevor sich die Tür hinter ihr schloß, konnte sie noch erkennen, wie es sich van Terling mit sichtlicher Genugtuung in ihrem Sessel gemütlich machte.

»Das hätten wir geschafft«, meinte der Führer von MEGA-TECH zu dem Inder, der mit vor der Brust verschränkten Armen schweigend zugesehen hatte, wie van Terling die Erste Rätin vor vollendete Tatsachen gestellt hatte. »Ich denke, alles weitere wird sich auch klären. Dieser Planet gehört jetzt uns - und von hier aus werden wir von nun an daran arbeiten, wieder zurückzukehren.«

»Das kann dauern«, gab Mandra Tushpur zu bedenken.

»Schließlich weiß keiner von uns, was im Moment auf der Erde geschieht. Wir wissen noch nicht einmal, ob wir uns hundertprozentig auf die Informationen verlassen können, die uns anonym zugespielt wurden. - Und wer steckt eigentlich dahinter?«

»Es gibt immer noch Verbündete, und diese müssen vorsichtig sein - offensichtlich«, sagte van Terling nachdenklich. »Insofern vertraue ich den Informationen. Vor allem, da sie uns auf direktem Wege erreichten. Derjenige oder diejenigen, die sie uns zugespielt haben, kennen den Code. Das allein bürgt schon für die Authentizität. Auch wenn die Informationen letztlich eher dürftig sind und eigentlich nur beinhalten, daß die Erde alles andere als vernichtet wurde...«

»Es wird ganz sicher Unruhen gegeben haben - und diese Unruhen richten sich ganz bestimmt auch gegen uns. Wir haben sie alle im Stich gelassen, vergessen Sie das nicht! Die Zurückgelassenen - und unter ihnen befinden sich auch noch Konzern-loyale Mitarbeiter - werden uns verfluchen. Wir haben nur unsere eigene Haut gerettet. So werden sie das sehen, und nicht anders...«

»Von Ausnahmen abgesehen, zu denen unsere Informanten offenbar gehören, haben Sie sicherlich recht. Und deshalb mußten unsere Informanten wohl auch so vorsichtig sein.« Van Terling schürzte die Lippen. Dann schaute er auf. »Wenn es um die Bedrohung unserer wirtschaftlichen Position geht, gibt es nur eine Lösung in diesem Fall, Mandra: »Unsere Macht wird sich von hier aus wieder neu ausbreiten. Daran arbeiten wir von nun an - und diese Regierung wird unser Bestreben mit allen Mitteln unterstützen. Verlassen Sie sich drauf!«

Mandra Tushpur nickte. Ihm war anzusehen, daß ihm der Gedanke gefiel. Denn auch sein Konzern hatte auf der östlichen Halbkugel der Erde viel zu viel zurücklassen müssen. Werte und Macht, die es wieder zu sichern galt. Wenn nicht heute, dann morgen - und wenn nicht morgen, dann aber ganz sicher in nächster Zukunft...

2

Vergangenheit: November 2.452

Erde, kurz vor der Gaarson-Katastrophe

Er fror, als er die Kälte der nackten Betonwand hinter sich spürte, und begriff, daß der rauhe Winter in dieser öden und zerstörten Region mit jedem verstreichenden Tag immer schlimmer werden würde. Von Osten her trieb der Wind einige Schneeflocken vor sich her, die im Laufe der letzten halben Stunde dichter geworden waren.

Allmählich legte sich ein feiner weißer Teppich über die Ruinen und ausgebrannten Häuser, die einst ein funktionierender Stadtteil gewesen waren - aber das war in einem anderen Leben und in einer anderen Epoche gewesen...

Nelson D'Arrongo duckte sich hinter einem Mauervorsprung und riskierte erst dann einen kurzen Blick, nachdem er ganz sicher war, daß er kein verdächtiges Geräusch hörte. Dennoch zuckte er zusammen, als nur Sekunden später ein Rascheln hinter ihm erklang. Sofort fuhr er herum und riß seine MEGA-Laser hoch.

D'Arrongos Blicke huschten wachsam umher, entdeckten dann die Ratte zwischen einem Haufen Geröll und einigen verrosteten Tonnen, die vor Dreck und Müll überquollen und einen unangenehmen Gestank verbreiteten. Die Ratte suchte sofort das Weite angesichts der Gegenwart des Menschen.

Erst jetzt atmete der Mann mit der ebenholzfarbenen Haut auf - obwohl ihm klar war, daß die Gefahr noch nicht gebannt war. Sie klebten ihm hartnäckig auf den Fersen und würden so schnell noch nicht aufgeben. Im Gegenteil - sie schienen sich sogar einen Spaß daraus zu machen, eine Hetzjagd auf ihn zu veranstalten.

Sie sind nur Dreck und Abschaum, dachte Nelson D'Arrongo. Nicht genug zum Leben, und doch zu wenig, um in Würde sterben zu können. Aber wenn sie glauben, mir eins auswischen zu können, dann haben sie sich getäuscht. Ich werde diese elenden Neniantoj auslöschen - einen nach dem anderen. Abknallen werde ich sie, sobald sie sich da draußen zeigen...

Vorsichtig hob er den Lauf seiner MEGA-Laser hoch und streichelte für Sekunden gedankenverloren über den glänzenden Stahllauf. Mit dieser Präzisionswaffe verbanden ihn Dutzende von Erinnerungen - gute und schlechte, schöne und häßliche. Diese Waffe, die er bei sich trug, seitdem er auf der Lohnliste von MEGA-TECH stand, war ein Teil seines Lebens geworden.

Er schaute über den Mauerrand, ließ seine Blicke in die Runde schweifen und erkannte dann einen dunklen Schatten weiter links, der hinter einem eingestürzten Holzgerüst hastig Deckung suchte. Nur Sekunden später sah er dann zwei weitere Gegner, die sich von der anderen Seite näherten und Schutz hinter einigen verrotteten Fahrzeugen gefunden hatten, die so alt waren, daß selbst Nelson D'Arrongo nicht mehr genau wußte, aus welcher Zeit sie eigentlich stammten.

Es sind drei, warnte ihn sein Instinkt. Drei, die immer noch nicht aufgegeben haben, und die mir ans Leder wollen - aber diese Idioten haben immer noch nicht begriffen, daß ich kein wehrloses Wild bin, das man einfach so jagen und töten kann. Nein, sie sind das Wild - und sie werden es gleich begreifen!

Schnell zog er sich wieder hinter die Deckung zurück, überlegte einige Sekunden seine nächsten Schritte und schlich sich dann seitlich davon. D'Arrongo befand sich nicht zum ersten mal in solch einer bedrohlichen Situation, aber man hatte seinen Körper trainiert und gestählt dafür. Das geheime Ausbildungscamp von MEGA-TECH für besondere Einsatzkräfte (so nannte man Männer von D'Arrongos Art) befand sich auf einer kleinen nordeuropäischen Insel, wo nur ganz bestimmten Personen der Zutritt erlaubt war.

Menschen, die genau wußten, daß Konzerne wie MEGA-TECH oder SINGH-THAI nicht nur wirtschaftliche Interessen verfolgten, sondern auch noch auf ganz andere Weise aktiv waren, um ihre wirtschaftliche Vormacht auch weiterhin behaupten zu können. Zu diesem Zweck wurden Männer und Frauen wie Nelson D'Arrongo gebraucht. Menschen, die zu perfekten Kampfmaschinen ausgebildet wurden, und die dann dafür sorgten, daß Probleme sehr schnell aus der Welt geschafft werden konnten...

Die Neniantoj, die ihn vor einer Stunde in den Außenbezirken von Groß-Warschau entdeckt hatten, glaubten immer noch leichtes Spiel mit ihm zu haben. Und das, obwohl er schon zwei von ihnen erledigt hatte. Sie gaben immer noch nicht auf, fühlten sich förmlich angestachelt, den schwarzen Teufel zu erwischen und ihn langsam und genüßlich zu töten. Und so wie D'Arrongo diesen Abschaum einschätzte, würden sie sich ganz sicher um seine Kleidung und erst recht um die MEGA-Laser zu streiten versuchen, nachdem sie ihr Opfer getötet hatten.

Er schlich weiter, bewegte sich wie eine große Katze lautlos durch das Geröll, entdeckte Wege und kleine Pfade, die es ihm möglich machten, sich langsam aber sicher seitlich an seine Gegner heranzuschleichen, die ihn immer noch hinter derselben Deckung vermuteten. Sie glaubten, ihn eingekreist zu haben. und hielten ihn wahrscheinlich für fast besiegt. - D'Arrongo würde sie aber eines Besseren belehren!

Wieder hob er den Kopf und beobachtete, daß der erste Nenianto seine ursprüngliche Deckung verlassen hatte und nun weiter nach vorn eilte. Dabei gaben ihm seine beiden Kumpane Feuerschutz. D'Arrongo fluchte leise, als er den lauten Knall der Waffen hörte. Die Neniantoj benutzten noch herkömmliche Schußwaffen, wie man sie vor den Zeiten des GAARSON-Effektes eingesetzt hatte. Dieser Lärm würde ganz sicher noch andere Gegner auf den Plan rufen. Er hatte also nicht mehr viel Zeit, denn er wollte in den Ruinen dieses elenden Ghettos sein Leben nicht unnötig aufs Spiel setzen. Es wurde Zeit, daß er von hier verschwand, bevor...