GG-B 009: Psyborgs - W. A. Travers - E-Book

GG-B 009: Psyborgs E-Book

W. A. Travers

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Beschreibung

GG-B 009: Psyborgs W. A. Travers: "Monster aus Metall!" Das Projekt PSYBORG nimmt Formen an: Der Mutant Bahrns bekommt einen künstlichen Körper, in den er beliebig schlüpfen – und den er jederzeit wieder verlassen kann. Und er sieht in seiner täuschend echt erscheinenden Hülle aus wie Arnold Schwarzenegger als "Conan - der Barbar". Doch es gibt auch andernorts geheime Experimente: Die ehemalige Konzernführung von FEDERAL PUPPET schafft auf ihrem firmeneigenen Planeten einen Superroboter. Das Projekt gerät außer Kontrolle... GAARSON-GATE ist die Schwesterserie von STAR GATE - das Original! Verfolgen Sie die Abenteuer der Menschheit in über vierhundert Jahren. Erleben Sie die ferne Zukunft hautnah – und bangen Sie mit: Wird die Menschheit das größte Abenteuer ihrer Geschichte heil überstehen? In der Buchausgabe sind immer mehrere Romane in einem Buch zusammengefasst! Sämtliche Rechte und uneingeschränktes Copyright weltweit: hary-production.de Covergestaltung: Anistasius Titelbild: Gerhard Börnsen

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W. A. Travers

GG-B 009: Psyborgs

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

GG-B 009:

Psyborgs

W. A. Traver

„Monster aus Metall!“

 

 

 

Der Mutant Bahrns bekommt einen künstlichen Körper, in den er beliebig schlüpfen – und den er jederzeit wieder verlassen kann.

Und er sieht in seiner täuschend echt erscheinenden Hülle aus wie Arnold Schwarzenegger als »Conan - der Barbar«.

Doch es gibt auch andernorts geheime Experimente:

Die ehemalige Konzernführung von FEDERAL PUPPET schafft auf ihrem firmeneigenen Planeten einen Superroboter.

Das Projekt gerät außer Kontrolle...

 

Impressum

Copyright © neu 2015 by

www.HARY-PRODUCTION.de

Sämtliche Rechte vorbehalten!

Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von

HARY-PRODUCTION!

Lektorat: David Geiger

Titelbild: Gerhard Börnsen

Covergestaltung: Anistasius

Band 9 der Serie GAARSON-GATE

- basierend auf der gleichnamigen

Romanheft-Serie,

Band 24 bis 26

GAARSON-GATE ist die Schwesterserie von

1

Bahrns hüpfte wie irrsinnig im Raum herum. Dabei gab er glucksende Geräusche von sich. Sprechen konnte er nicht selber, sondern nur über den Cyborg, der so perfekt Arnold Schwarzenegger nachgebaut worden war, als sei Arnold persönlich wieder aus seinem jahrhundertealten Grab hervorgestiegen.

Er blieb am Ende stehen und schaute Doris an. Diesmal sprach er in seiner ihm eigenen Art, ohne die Stimme des Cyborgs zu benutzen: telepathisch. Das heißt, seine Stimme entstand direkt im Gehirn von Doris Markwort, der Direktorin von FEDERAL PUPPET und gleichzeitig Leiterin der geheimen Entwicklungsabteilung dieses mächtigen Konzerns.

»Du kannst meinetwegen dem Weltpräsidenten Tipor Gaarson Vollzug melden. Arnold Bahrns ist fertig, verwirklicht, einsatzbereit!«

»Einsatzbereit?« echote sie mißtrauisch.

»Ja, doch! War das denn nicht das Ziel gewesen, mich zu entwickeln, damit ich in den Einsatz gehen kann?« fragte die Stimme von Arnie, und die telepatische Stimme von Bahrns fügte hinzu: »Und nun ist es soweit! Du bist sozusagen die Mutter des Projekts - Vater kann man schlecht sagen, nicht wahr? - und hast scheinbar Abnabelungsprobleme. Typisch Mutter. Aber du kannst mich nicht ewig hierbehalten.«

»Aber die Tests...«

»...sind alle abgeschlossen. Auch wenn du gerade was anderes sagen wolltest. Also lüge nicht unnötig.«

»Du hast doch nicht etwa gerade meine Gedanken belauscht?« erkundigte sie sich tadelnd.

»Nein, habe ich nicht, aber das brauchte ich auch gar nicht. Eine ganz normale Schlußfolgerung war das und hatte nicht das Geringste mit PSI zu tun.«

Der Rücken von Arnie öffnete sich wieder. Er lächelte dabei einladend.

Doris sah es und vergaß, was sie noch hatte sagen wollen.

Es war eigentlich erschreckend, zuzusehen, daß sich der Rücken öffnete, um Bahrns wieder in sein Versteck zu lassen. Hätte der Cyborg nicht hundertprozentig wie ein Mensch gewirkt... wenn auch wie ein ganz besonderer Mensch... Ja, dann wäre es nicht so schrecklich anzusehen gewesen.

Erst als Bahrns in seinem Versteck war und der Rücken von Arnie sich wieder schloß, sagte Doris: »Was hast du vor, Arnie? Du führst doch was im Schilde!«

»Gut geraten«, lobte Arnie. Er ging zu der Sitzgelegenheit hinüber, über der seine Kleider hingen. Er hatte sich entkleidet bis auf die Unterhose, um sich noch einmal - sozusagen abschließend - im Spiegel begutachten zu können. Wenn Bahrns ehrlich war, dann konnte er sich eigentlich an seinem »neuen Körper« überhaupt nicht sattsehen. Kein Wunder, daß er so ein Fan von Arnold Schwarzenegger war, einem Menschen, der vor weit über vierhundert Jahren gelebt hatte; Arnold Schwarzenegger verkörperte für ihn genau den Typ Mensch, der er gern gewesen wäre. So, wie die Natur ihn mißgestaltet hatte, eigentlich ein völlig hoffnungsloses Idealbild, und doch war es jetzt verwirklicht. Und Bahrns mußte noch nicht einmal einen besonderen Preis dafür bezahlen: Er konnte es jederzeit sozusagen rückgängig machen, falls es ihm mal nicht paßte. Und wenn nicht, konnte er wochenlang im Innern von Arnie verbringen, und niemand würde merken, daß er überhaupt vorhanden war.

Er ließ Doris zappeln und bequemte sich erst zu einer Antwort, als er komplett angekleidet war.

Vor dem Spiegel überprüfte er den korrekten Sitz der Kleidung und sagte, ohne Doris dabei anzusehen: »Es gibt nichts, was mich mehr interessieren könnte als das Schicksal meiner Gefährten. Ich meine damit Besatzungsmitglieder der Bahrns, die zu den sieben Verschollenen gehören. Und eigentlich hast auch du ein persönliches Interesse daran, mehr über deren Schicksal zu erfahren.« Ruckartig wandte er sich ihr zu. »Ich sage nur einen Namen: John Millory!«

»Was hast du vor?« Doris schrie es fast.

»Das will ich dir sagen, Doris: Ich kenne die Aufnahmen von dem Ereignis auf dem Mond, als die Terroristen einfach sieben Leute bei der großen Pressekonferenz mit Waffengewalt in das vorhandene Gate zwangen. Eigentlich stand das Äquivalent dieses Gates auf der Erde.

Als das Mondgate gestartet wurde, hätten die sieben Leutchen also auch auf der Erde auftauchen müssen, aber die Terroristen hatten angekündigt, daß sie das Gate auf der Erde ausgeschaltet hatten.

Nach Lage der Dinge hätte in einem solchen Fall überhaupt keine Übertragung stattfinden können - nirgendwohin. Es sei denn, die Unmöglichkeit trat ein und irgendwo im Universum gab es zufällig ein Gate, das dieselbe Norm hatte, und genau diese Unmöglichkeit trat ein. Deshalb verschwanden die sieben. Wir wissen durch den kurzen PSI-Kontakt mit den Verschollenen, daß sie sich auf einem Planeten namens Vetusta befinden. Zumindest waren sie dort zum Zeitpunkt des Kontaktes. Mehr wissen wir nicht über sie.«

»Und du willst nun mit einem Gate der gleichen Norm dieselbe Reise antreten!« sagte Doris verkrampft. »Ich muß dich enttäuschen, denn das wird leider nicht möglich sein, denn ich kann mir kaum vorstellen, daß es dafür eine Genehmigung gibt. Außerdem bist du streng geheim und unersetzlich. Selbst wenn es gelingen würde...«

»Du irrst in vielerlei Hinsicht, liebe Doris: Erstens einmal wird es genehmigt, nicht nur, weil eine der Verschollenen Cora Stajnfeld heißt und die Führerin der Astro-Ökologen ist, also eigentlich die mächtigste Frau der Welt - neben dem Weltpräsidenten, wenn ich das richtig begriffen habe. Zweitens gibt es kein Wesen in diesem Universum, das wirklich unersetzlich ist. Drittens gibt es außerdem kein Wesen in diesem Universum, das besser geeignet wäre für diesen Auftrag als ich. Haben die sieben Verschollenen denn nicht auch überlebt?«

»Sie hatten überlebt - bis zu dem Kontakt!« erinnerte ihn Doris. »Der Kontakt aber riß nicht von allein ab, sondern wurde gewaltsam unterbrochen. Niemand weiß, wie dies geschehen konnte. Vielleicht sind die sieben Verschollenen in diesem Moment... gestorben?« Sie biß sich auf die Unterlippe, daß ein winziger Blutstropfen entstand, denn sie mußte unwillkürlich an ihren alten Freund John Millory denken. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sie mehr als nur Freundschaft für ihn empfunden, aber er hatte es nicht einmal bemerkt. Lange war es her, und sie hatten noch studiert. Für ihn war sie einfach nur eine bewundernswert intelligente junge Frau gewesen.

Er hatte sie regelrecht verehrt, aber ihr wäre es lieber gewesen, er hätte bemerkt, daß sie vor allem... eine Frau war und nicht nur einfach intelligent...

Sie schüttelte den Kopf, wie um dadurch die Erinnerungen loszuwerden. Nein, es gab keine Liebe zwischen ihnen, auch von ihrer Seite her nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Geblieben waren die freundschaftlichen Gefühle, und die waren immerhin so stark, daß sie darunter litt, nicht zu wissen, was mit ihm geschehen war.

Doch dafür Arnie auf denselben Weg zu schicken, den die Verschollenen unfreiwillig gegangen waren?

Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich bin dagegen!«

»Das war mir klar, Doris, aber ich werde doch lieber den Präsidenten um Erlaubnis fragen. Du wirst das nicht verhindern können, denn immerhin obliegt es ihm in erster Linie...«

»Das weiß ich!« rief sie ein wenig zu ungehalten.

»Dann sind die Fronten ja geklärt, Doris! Es tut mir leid, wenn es mir nicht gelingt, dich zu überzeugen. Wie ich schon sagte: Du bist die Mutter des Projektes PSYBORG, und es ist klar, daß du befürchtest, mir würde etwas zustoßen. Es ist ja nicht so, daß ich das nicht zu schätzen weiß, Doris, denn ich vermute sogar, daß uns eine gewisse Freundschaft verbindet - nicht nur die Gemeinsamkeit am Projekt. Es würde dir wahrscheinlich auch in dieser Hinsicht leid tun, wenn mir etwas zustoßen sollte. Dennoch gibt es kein Zurück. Ich darf dir sogar verraten, daß dies der einzige Grund ist, weshalb ich mich überhaupt auf das Projekt eingelassen habe - von vornherein. Du weißt doch, was man sich von mir erzählt, daß ich ein totaler Eigenbrötler bin und niemals unter Menschen gehe, wenn es sich vermeiden läßt. Das ist der Bahrns, wie er noch immer lebt. Auch wenn er sich im Körper von Arnie versteckt wie hinter einer schönen Maske. Es hat mich enorme Überwindung gekostet, einverstanden zu sein mit dem Projekt. Und jetzt zahlt es sich aus, und ich kann endlich das tun, was ich wirklich tun muß.«

»Das war eine ziemlich lange Rede, Arnie. Sie beweist, wie wichtig es für dich ist. Und es gibt keine Möglichkeit, dich umzustimmen?«

Er schüttelte ernst den Kopf.

»Die Freundschaft, die du angesprochen hast...«

Doris nickte. »Du hast recht, Bahrns. Es geht mir nicht nur um den Psyborg, sondern es geht mir um den, der drinnen sitzt - um den in erster Linie. Um dich also, Bahrns! Dabei finde ich es sehr zweifelhaft, daß dein Vorhaben Erfolg verspricht.«

»Deine Skepsis ist durchaus angebracht, wie wir wissen. Dennoch darf nichts unversucht bleiben, und ich wiederhole mich, wenn ich sage, daß es in diesem Universum kein Wesen gibt, das dafür geeigneter wäre als ich.«

»Dann wollen wir nicht länger zögern und auf direktem Wege zum Präsidenten gehen. Vielleicht ahnt der sogar schon was?«

»Auch das bleibt zu vermuten!«

Gemeinsam gingen sie hinaus.

2

Tipor Gaarson, der mächtigste Mann der NEUEN ERDE, wie sie seit der Gaarson-Katastrophe von vielen genannt wurde, obwohl sie in vielerlei Hinsicht ganz die alte geblieben war, hatte von Doris Markwort nur eine Notiz erhalten, doch ihr Inhalt war brisant: »Arnold Bahrns!« Nicht mehr und nicht weniger - und dennoch eigentlich vergleichbar mit einer Bombe, vielleicht sogar die größte und stärkste Bombe aller Zeiten?

Bombe? Nein, das wäre ja etwas Zerstörerisches. Arnold Bahrns jedoch mußte keineswegs zerstörerisch sein. Ganz im Gegenteil. Tipor Gaarson hätte sich nie bereit erklärt mit dem Experiment, wenn dem so wäre. Und er hatte sich ja nicht nur einfach bereit erklärt: Er hatte das Experiment nach Kräften unterstützt.

Es war nicht einfach gewesen, alles absolut geheim zu halten, so daß weder die Gaarson-Partei noch die Astro-Ökologen etwas davon erfuhren, die ihm ständig auf die Finger schauten. Für Tipor Gaarson war dieser Fall auch gleichzeitig eine Bewährungsprobe für seinen engsten Vertrauten und Berater Harald Urbano gewesen. Er hatte ihn zwangsläufig einweihen müssen - und der hatte ganz offensichtlich nichts davon an die Astro-Ökologen weitergegeben. Obwohl er doch eigentlich deren Spitzel war. Aber er war inzwischen längst auch der beste Freund des Präsidenten...

Tipor Gaarson schüttelte den Kopf, wenn er daran dachte.

Er war allein in seinem pompösen Büro, in dem er sich eigentlich ganz und gar nicht wohl fühlte. Er hatte sich der Rolle als mächtigster Mann der Welt angepaßt, zumindest nach außenhin. Innerlich jedoch... Das würde er natürlich nie und nimmer zugeben. Deshalb vermied er auch tunlichst, daß ihm einer der Psychonauten auch nur nahe kam. Er befürchtete stets die Gedankenschnüffelei. Man hatte ihm zwar glaubhaft versichert, daß dies nur ganz wenigen Psychonauten möglich wäre, Gedanken zu erschnüffeln, die man nicht preisgeben wollte, aber man konnte es auch nie ganz ausschließen.

Bahrns war ein solcher Telepath, der ihn durchaus komplett scannen konnte, wenn er nur wollte. Aber Tipor Gaarson machte bei Bahrns eine große Ausnahme, weil er ihm vertraute. Nicht nur, weil ihm nichts anderes übrig blieb, sondern weil er wirklich überzeugt davon war, daß Bahrns sein Vertrauen niemals mißbrauchen würde.

Wir sind keine Freunde, dachte Tipor Gaarson. Nein, das wäre wirklich zu weit gegriffen. Dafür sind wir im wahrsten Sinne des Wortes zu unterschiedlich. Aber wir sind eigentlich mehr als bloß Freunde gemeinhin sind: Wir respektieren uns gegenseitig. Bahrns hat ein ungeheures Machtpotential in sich. Sein abstoßendes Äußeres hat ihn jedoch menschenscheu gemacht. Außerdem würde er seine Machtmittel niemals einsetzen, um einen persönlichen Vorteil zu erringen. Wenn er es in der Vergangenheit tat, dann lediglich, um zu überleben.

Tipor Gaarson richtete sich auf. Er atmete tief durch. Neue Zuversichtlichkeit beseelte ihn.

Das Experiment war gelungen. Deshalb die knappe Nachricht. Und jetzt konnte jeden Augenblick der Türcomputer ansprechen und die beiden ankündigen: Doris Markwort und Arnold Bahrns! Ein Bahrns, wie es ihn noch niemals zuvor gegeben hatte. Ein neuer Bahrns. Ein Bahrns mit Möglichkeiten, die jegliche normale menschliche Vorstellungskraft bei weitem überstieg. Aber ein Bahrns, in dessen Händen diese Möglichkeiten sicher gut aufgehoben waren. Ja, ganz sicher. Das sagte ihm jener Instinkt, den er in seiner Rolle als Weltpräsident zwangsläufig hatte entwickeln müssen.

*

Das Signal kam. Tipor Gaarson brauchte nur sein »Ja!« zu murmeln, was die Tür zum Öffnen veranlaßte.

Harald Urbano hatte er unter einem Vorwand weggeschickt, und die Sicherheitsleute, denen Doris mit ihrem Begleiter begegnet waren, hatten keine Ahnung, wer (oder was?) ihnen überhaupt begegnet war. Doris war mit allen Ermächtigungen ausgestattet, die sie benötigte, um überall freien Zutritt zu erhalten, auch mit einem eigentlich völlig unbekannten Begleiter. Zutritt sogar zum Allerheiligsten, zum Präsidentenbunker irgendwo unter Neu-Genf.

Sie traten ein.

Tipor Gaarson hatte überhaupt keine Augen für die Freundin aus längst vergangenen Studientagen. Er schaute Arnold Bahrns an.

Fast erschrak er über den Anblick. Nicht, weil dieser Anblick etwa negativ gewesen wäre. Ganz im Gegenteil. Auch war der Anblick für Tipor Gaarson nicht ganz so neu, denn er hatte Bilder und Filmszenen gesehen mit diesem Menschen. Nein, natürlich nicht mit demselben Menschen, sondern mit einem Menschen, der haargenau Arnold Bahrns gleich sah. Nein, berichtigte sich Tipor Gaarson erneut - und leicht verwirrt -, eigentlich ist es umgekehrt: Arnold Bahrns sieht jenem gleich, der schon seit Jahrhunderten tot ist. Ein Schauspieler mit Namen Arnold Schwarzenegger! Ja, so sah dieser Schauspieler aus, als er Conan, den Barbaren dargestellt hat. Und nun scheint er von den Toten wiederauferstanden zu sein, verjüngt bis zu dem Alter, das er beim Abdrehen jenes Filmes inne gehabt hatte.

Arnold Bahrns lächelte gespielt amüsiert über die Verduztheit des mächtigsten Mannes der Erde. Er deutete eine knappe Verbeugung an, ließ dabei den Präsidenten nicht aus den Augen. Dann sagte er mit seiner unverkennbaren Stimme mit dem genauso unverkennbaren österreichischen Akzent: »Sinjoro Präsident! Sie wollten mich sprechen?«

»Und ob!« platzte Tipor Gaarson heraus. Doris Markwort lachte dazu humorlos. Sie sagte kein Wort der Begrüßung.

»Kommen Sie näher, Sinjoro Bahrns! Kommen Sie, kommen Sie! Lassen Sie sich anschauen. Ja, so, und jetzt drehen Sie sich um sich selber. Ich will sehen, wie Sie sich bewegen... Ei...«

Es war gut, daß keiner der Presse den Präsidenten in dieser Situation sah - und vor allem keiner aus der Opposition. Tipor Gaarson wirkte keineswegs wie ein Weltpräsident, sondern eher wie ein Schuljunge, der sein neues Spielzeug bewundern durfte und dabei außer eher dümmlich-naiven Tönen kaum noch etwas Vernünftiges über die Lippen brachte.

Nach einer ganzen Menge von »Ei...«, »ah« und »oh«, schüttelte sich Tipor Gaarson wie ein begossener Pudel. Anscheinend wurde ihm bewußt, wie er sich benahm.

»Wie fühlen Sie sich, Bahrns?«

Eine konkrete Frage, die eine konkrete Antwort verdiente, die Bahrns sogleich liefert - nicht ohne erneut eine kleine Verbeugung anzudeuten: »Großartig, Sinjoro Presidento!«

Tipor Gaarson klatschte in die Hände und sprang auf. Er umrundete seinen riesigen Schreibtisch und eilte auf Bahrns zu. Er reichte ihm die Hand: »Ich gratuliere Ihnen, Bahrns! Sie haben das großartig im Griff. Kein Mensch würde auch nur vermuten, daß in Wahrheit...« Ein Seitenblick auf Doris Markwort. »Du bist ein Genie, Doris! Es ist nicht so, als sei mir das neu, aber ich kann es nicht oft genug betonen. Was du da geleistet hast, ist einmalig in der Geschichte der Menschheit. Bist du dir eigentlich darüber im klaren?«

Sie lächelte unverbindlich. Und dann sagte sie: »Das mag sein, Tipor. Andererseits...«

»Andererseits?« echote Tipor Gaarson verblüfft. Auch im Gesicht von Arnold Bahrns zeigte sich nun Verblüffung.

Das Gesicht von Doris gefror zu einer Maske. »Es gibt vielleicht andere Dinge, die ähnlich großartig anmuten, aber die ohne unser Wissen passieren beziehungsweise passiert sind? Und wir haben möglicherweise nicht den geringsten Einfluß darauf.« Ihr Blick heftete sich auf Arnold Bahrns. »Eigentlich wollte ich hier und heute den Vorschlag unterbreiten, sich darum zu kümmern, aber Bahrns hat einen anderen Herzenswunsch, den er dir gern vorbringen würde. Ich bin mir ziemlich sicher, daß er damit rechnet, von dir erhört zu werden.«

»Ein... Herzenswunsch?« fragte Tipor Gaarson alarmiert und vergaß darüber sogar die seltsam anmutenden Bemerkungen von Doris.

Er schaute Arnold Bahrns direkt an.

Arnold Bahrns schlug die Augen nieder. »Ja, das ist wohl so«, verriet er ein wenig kleinlaut. »Es ist der Grund, wieso ich überhaupt eingewilligt habe. Mit Verlaub, Sinjoro Präsident, aber ich hatte sozusagen einen kleinen Hintergedanken dabei.« Er wagte es wieder, Tipor Gaarson direkt anzusehen. »Es geht um die Verschollenen. Da sind Gefährten von mir mit dabei. Mehr noch: Besatzungsmitglieder des Raumschiffes Bahrns, das sie nach mir benannt haben. Sie wissen, wie das ist bei einer Psychonauten-Mannschaft. Wir sind keine Menschen, die... Nun, innerhalb einer Mannschaft gelten andere Gesetze als üblich. Wir haben unsere Ghreekhoj mit an Bord. Diese sind mit uns emphatisch verbunden und verstärken unsere Verbundenheit untereinander. Wir sind verbunden mit dem Biogehirn des Schiffes. Wir bilden gemeinsam mit ihm sozusagen das Schiff. Wir sind im Einsatz eine Einheit. Wir sind der Geist, und das Schiff ist der Körper. Aber diese Einheit ist auseinander gerissen. Sie sollten einmal die betreffenden Ghreekhoj an Bord sehen, wie welk sie wirken. Es bedeutet möglicherweise, daß die Verschollenen noch leben, die durch jenes Gaarson-Gate von den Rebellen gegen ihren Willen ins Nichts geschickt wurden. Denn wären sie tot, wären ihre Ghreekhoj schon gänzlich abgestorben. So aber gibt es noch Hoffnung, auch wenn ich mir nicht erklären kann, wieso sie eigentlich mehr tot als lebendig sind...«

Doris unterbrach ihn mit einer Handbewegung: »Was er so ungewöhnlich wortreich zu erklären versucht, Tipor, ist die Tatsache, daß er all seine Möglichkeiten dafür einsetzen will, nach den Verschollenen zu fahnden.«

Tipor Gaarson schaute Arnold Bahrns an und dachte zum ersten Mal daran, daß er noch niemals zuvor Bahrns hatte reden hören. Bahrns konnte nämlich gar nicht sprechen. Er sprach durch den Mund jenes Wesens, in dessen Innern er hockte und das so aussah wie damals Arnold Schwarzenegger - auf seinen persönlichen Wunsch hin. Dabei war der Begriff Wesen eigentlich falsch, denn es handelte sich um ein künstliches, seelenloses Geschöpf, in dem Bahrns erst die Seele bildete.

Und jetzt drehte sich Arnold Bahrns, wie das Doppelgeschöpf hieß, halb um sich selber und legte bedächtig langsam die Oberbekleidung ab.

Tipor Gaarson schaute zu und vermochte nicht, auch nur einen Ton von sich zu geben. Bis Arnold Bahrns mit nacktem Oberkörper vor ihm stand, ihm den Rücken zugewendet. Über seiner Wirbelsäule war eine langgezogene Narbe. Sie war kaum sichtbar, weil sie sich in der Höhlung zwischen den mächtigen Rückenmuskeln befand. Und jetzt öffnete sie sich in der Art eines Reißverschlusses.

Es würgte Tipor Gaarson unwillkürlich, obwohl er doch genau wußte, was jetzt und hier geschah.

Eine Öffnung bildete sich, groß genug, um ein seltsames Wesen erkennen zu lassen, das im Körper von Arnold Bahrns hockte: Der eigentliche Bahrns! Er war eigentlich nur ein Fleischklumpen mit hervorquellenden, tränenden Augen und vier Gliedmaßen, die ihm eine gewisse Beweglichkeit verschafften. Er schaute den Präsidenten an und kletterte aus dem Körper.

Arnold Bahrns drehte sich wieder mit seiner Vorderseite dem Präsidenten zu. Er wirkte von vorn völlig normal - eben wie ein halbnackter, breitschultriger Muskelhüne. Er lächelte Tipor Gaarson an, und Bahrns ließ ihn sagen:

»Dieser Körper gehört Ihnen und Doris Markwort. Ihr habt ihn mir sozusagen nur geliehen, und ich weiß, daß daran eine Bedingung geknüpft ist: Ich soll in Ihrem Auftrag diesen Körper einsetzen. Vielleicht für Spezialaufträge. Aber es gibt für mich keinen Auftrag, der auch nur einen Bruchteil so wichtig sein könnte, wie das Forschen nach dem Verbleib der Verbannten. Und ich kenne niemanden, der für diese Forschung geeigneter wäre als Arnold Bahrns!«

Tipor Gaarson nickte. »Da haben Sie eigentlich recht!« Er schaute nach Doris. »Aber mir scheint, Doris hätte da was noch Bedeutsameres, wenn ich das richtig interpretiere, was sie vorhin andeutete.« Er winkte Bahrns zu. »Bitte, Arnold Bahrns gehört Ihnen, nicht mir und nicht Doris. Wenn Sie wollen, steigen sie wieder ein. Vielleicht gelingt es mir dann, mich besser an Arnold Bahrns zu gewöhnen. Dieser Arnold Schwarzenegger war ja wahrlich ein ungewöhnlicher Mensch. Und eben gewöhnungsbedürftig von seiner Erscheinung her. Kein Wunder, daß man ihn damals für die Hauptrolle im Conan genommen hat...«

Bahrns tat es. Dann warteten sie auf die Erklärung von Doris.

3

Doris Markwort sagte ohne Umschweife: »Der Konzern FEDERAL PUPPET hat einen eigenen Planeten! Eine Kolonie, um genauer zu sein. FEDERAL PUPPET hat mit einem eigenen Scouter den Planeten vor zweihundertfünfzig Jahren entdeckt und mit eigenen Mitteln urbar gemacht. Er wurde damals von einigen Millionen hoffnungsfroher Kolonisten besiedelt, denen es anscheinend nichts ausmachte, daß sie dem Konzern zum Dank gewissermaßen ihre Seelen verkauft haben. Um genauer zu sein: Sie waren mehr Sklaven als Kolonisten. Und jeder Konzernchef von FEDERAL PUPPET war seitdem auch gleichzeitig der unumschränkte Herrscher über jene Welt.

Es hat sich von den anderen Führern über die Erde und ihren Machtbereich niemand darüber opponiert. Wer weiß, was sie ihrerseits in den Kolonien angerichtet haben. Wie das Beispiel zeigt, wurden sie nicht alle von der Erde aus ordentlich regiert, so mit Gouverneur und so, wie es sich gehörte. Es ist gut, daß wir noch nicht alles wissen und die Erkenntnisse erst nach und nach kommen. Dann bleibt uns ein wenig Zeit, dies alles zu verkraften...

Aber kommen wir zurück zu FEDERAL PUPPET. Während die Führer der Erde rechtzeitig vor der Katastrophe geflohen sind, brauchte die Konzernleitung von FEDERAL PUPPET dies eigentlich gar nicht mehr zu tun, weil die eigentliche Konzernführung längst außerhalb war. Der Konzernchef pendelte zwar ab und zu zwischen der Erdfiliale - um es einmal so auszudrücken - hin und her, aber ansonsten überließ er die Geschäfte hier in erster Linie den Leuten, die letzten Endes die Konzernführung vollends übernommen haben nach der abgewendeten Gaarson-Katastrophe. Drum konnte es ja zu den Auswüchsen kommen, wie wir sie erlebt haben. Deshalb hast du, Tipor, ja mich auch als neue Konzernchefin von FEDERAL PUPPET eingesetzt und vor allem auch als Leiterin der Forschungsabteilung.«

Sie schöpfte tief Atem, ehe sie fortfuhr. Tipor Gaarson und Bahrns ahnten bereits, daß das Eigentliche erst kam und alles, was sie bisher gesagt hatte, nicht das wirkliche Thema war, sondern lediglich eine Art Einleitung:

»Schon vor Jahren wanderte die Konzernleitung aus, im Schlepptau die Entwicklungsabteilung. Sie bemühten sich, sämtliche Hinweise darauf, weshalb dies geschehen war, zu verwischen. Aber ich hatte so meinen eigenen Verdacht, und deshalb ließ ich nicht locker und habe ein paar hochqualifizierte Spezialisten darauf angesetzt, und sie haben auch tatsächlich Fragmente von gelöschten Programmdaten gefunden. Alles weist darauf hin, daß auf jener Welt, auf der FEDERAL PUPPET diktatorisch herrscht, inzwischen fast eine zweite Erde entstanden ist, bevölkert von vielen Millionen Menschen, über die man hier auf der Erde praktisch rein gar nichts weiß. Es ist die beste Grundlage, um Forschungen zu betreiben, wie sie eben auf der Erde nicht unentdeckt geblieben wären.«

Sie betrachtete Arnold Bahrns, der im Grunde genommen ihr Werk war - ihr Meisterwerk nicht nur in den Augen von Tipor Gaarson. Es gab sogar einen neuen Begriff dafür: PSYBORG!

»Ich habe den Verdacht, daß man auf jener Welt etwas ähnliches zu konstruieren versucht! Mehr noch als das: Ich habe den begründeten Verdacht, als wäre dieser PSYBORG im Vergleich zum angezielten Ergebnis auf der Welt von FEDERAL PUPPET fast so etwas... wie ein Kinderspielzeug.«

Tipor Gaarson hatte unwillkürlich den Atem angehalten und ließ ihn jetzt pfeifend entweichen.

»Allerdings gibt es einen feinen Unterschied«, warf er ein: »Unser PSYBORG hier wird gesteuert von Bahrns, und das ist etwas ganz Besonderes, wie wir wissen. Egal, welches Monster die auf ihrem Planeten entwickeln: Es ist nicht zwangsläufig Arnold Bahrns überlegen.«