Gift hat keine Kalorien - Stephan Hähnel - E-Book

Gift hat keine Kalorien E-Book

Hähnel Stephan

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Beschreibung

Eigenwillige Hobbys, wie Gewinnspiele oder Hirschröhrwettbewerbe, können den Ehepartner schon mal zur Verzweiflung bringen. Und sture Nachbarn oder Mitmenschen, die seltsame Geräusche von sich geben, stören mitunter das eigene Gemüt. Spätestens, wenn der Mensch, den man glaubt zu lieben, sich mit einem anderen verlustiert, ist es nur natürlich, sich Gedanken zu machen, wie man all diese nervigen Zeitgenossen loswerden kann. Warum nicht einfach mal Alexa beauftragen ... Stephan Hähnels Protagonisten glänzen mit Ideenreichtum, wenn es darum geht, sich leidiger Mitmenschen mit einer gewissen Endgültigkeit zu entledigen. Der Berliner Autor präsentiert in seiner nunmehr vierten Mordsgeschichtensammlung Bitterböses und Allzumenschliches und macht seinem Titel „Meister des schwarzen Humors“ wieder alle Ehre.

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periplaneta

Stephan Hähnel: „Gift hat keine Kalorien“

1. Auflage April 2019, Periplaneta Berlin, Edition Totengräber

© 2019 Periplaneta - Verlag und Mediengruppe Inh. Marion Alexa Müller, Bornholmer Str. 81a, 10439 Berlin www.periplaneta.com

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Übersetzung, Vortrag und Übertragung, Vertonung, Verfilmung, Vervielfältigung, Digitalisierung, kommerzielle Verwertung des Inhaltes, gleich welcher Art, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Die Handlung und alle handelnden Personen sind erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen oder Ereignissen wäre rein zufällig.

Projektleitung und Lektorat: Sarah Strehle Cover, Satz & Layout: Thomas Manegold

print ISBN: 978-3-95996-134-9

epub ISBN: 978-3-95996-135-6

STEPHAN HÄHNEL

Gift hat keine Kalorien

Mordsgeschichten

periplaneta

Gute Vorsätze

Die meisten Menschen geben ihre Laster erst dann auf, wenn sie ihnen Beschwerden bereiten.

William Somerset Maugham

Britta König gehörte zu jenen Frauen, die das neue Jahr immer mit guten Vorsätzen beginnen. Meist ging es um allgemeine Versprechen wie Abnehmen, sich weniger Stress zumuten oder die Beziehung zu ihrem Gatten Bernd mittels Kultur zu veredeln.

Am Jahresende musste sich Britta jedoch regelmäßig eingestehen, dass sie hinter den Neujahrszielen selten ein Häkchen setzen konnte.

Für derartige Albernheiten brachte Bernd kein Verständnis auf. Befragte Britta ihn nach selbstkritischen Wahrnehmungen und daraus resultierenden Ambitionen fürs neue Jahr, lachte er nur und erwiderte: „Ich nehme mir vor, mir nichts vorzunehmen.“

Das ärgerte Britta. Sicherlich, zugenommen hatten sie beide, er aber beträchtlich. Die Bereitschaft sich zu bewegen war altersbedingt rückläufig und wenn, war sie es, die zu Spaziergängen nötigte. Und was die Kultur betraf, so bot das Fernsehen nach Bernds Meinung genug Facetten, warum dann Geld fürs Kino, Theater oder Konzert ausgeben? Jeder Vorschlag wurde abgelehnt.

Es war deprimierend für Britta. Mit Mitte fünfzig hatte sich Bernd endgültig zum Couch-Potato entwickelt und all ihre Bemühungen, daran etwas zu ändern, waren gescheitert. Noch mehr ärgerte Britta sich darüber, dass sie sich von seiner Gleichgültigkeit anstecken ließ. So konnte es nicht weitergehen.

In einer Frauenzeitschrift hatte sie den guten Rat entdeckt, sich fürs kommende Jahr konkrete Dinge vorzunehmen und diese auf Monatsscheiben aufzuteilen. Außerdem gab es die Empfehlung, sich Gleichgesinnten aus der näheren Umgebung anzuschließen. Zusammen ließen sich Schwachstellen leichter aufdecken und man konnte sich, bei den angestrebten Vorsätzen gegenseitig ordentlich pushen und sich gemeinsam am Fortschritt erfreuen. Begeistert hatte Britta noch am selben Tag im Internet recherchiert und in ihrer Stadt den Frauenpower Glückshormone e. V. entdeckt. Sofort nahm sie Kontakt zu der Gruppe veränderungswilliger Frauen auf.

In der ersten Sitzung stellte Britta sich und ihr trauriges Umfeld, also Bernd und ihr glückloses Eheleben vor, zählte die nicht erfüllten Ziele vergangener Jahre auf und erlebte, wie Enttäuschung durch Tränen gelindert werden konnte. Ähnliche Lebensgeschichten gaben ihr das Gefühl, nicht allein zu sein. Die Gemeinschaft gleichgesinnter Powerfrauen, die miteinander ihre Erfahrungen, Kräfte und Hoffnungen teilten, half Britta, den Ursprung des Versagens zu erkennen. Das Zentrum aller negativen Energien hatte einen Namen: Bernd! Bernd König! Ihr Ehemann.

Nach mehreren Treffen vertraute Britta ihrem Kalender an, dass sie ab Januar jeden Tag mit einigen Yoga-Übungen zu beginnen gedachte. Der Sonnengruß zur Erwärmung, der Krieger zur Stärkung des Durchhaltevermögens und der Baum, um sich seelisch zu stabilisieren, sowie Bestimmtheit und Fokussierung auf ein Ziel zu verbessern. Im Februar stand ein klassisches Konzert an. London Symphony Orchestra. Sobald das Wetter im März es zuließ, gedachte sie, gemeinsam mit dem Frauenpower Glückshormone e. V. an einem umfangreichen Stadtspaziergang teilzunehmen. Während des großartigen Bummels legten die neuen Freundinnen ihr ein Muss für alle Veränderungswilligen ans Herz. Das Thema: tödliche Unfälle im urbanen Raum. Für April war eine Fastenkur angesetzt. Ab Anfang Mai verpflichtete sich Britta, einmal in der Woche mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Ab Juni wollte sie mit Schwimmen im See die Cellulitis an den Oberschenkeln bekämpfen. Sechs Monate blieben ihr dann noch, den wichtigsten Vorsatz fürs laufende Jahr einzuhalten, Sofa inklusive allem, was sich an Deprimierendem darauf befand, endgültig zu entsorgen.

Ideen gab es viele und glücklicherweise konnte Britta auf den Erfahrungsschatz des Frauenpower Glückshormone e. V. zurückgreifen.

Die Deutschlehrerin

Die deutsche Sprache sollte sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden, denn nur die Toten haben genügend Zeit, um sie zu lernen.

Mark Twain

Angeblich war der Tipp, den Bommel bekommen hatte, absolut sicher. Die alte Dame, die in der Erdgeschosswohnung lebte, sollte laut seinem Informanten für vierzehn Tage im Urlaub sein. Eine Mittelmeerkreuzfahrt von Italien über Spanien bis nach Griechenland, Kroatien, die Türkei und Tunesien.

Für Bommel, der eigentlich Bernd Ommel hieß, waren derartige Touren nur etwas für alte verstaubte Damen des Bildungsbürgertums, vorzüglich geeignet für pensionierte Lehrerinnen, insbesondere für Ruth Assmann.

Assi, wie die Deutschlehrerin hinter vorgehaltener Hand von den Schülern seit Generationen genannt worden war, hatte ihn zwei Jahre lang mit Orthografie und deutscher Grammatik gequält. Das war zwar schon zwanzig Jahre her, aber dennoch … Gerade deswegen hatte er sich besonders auf den Besuch bei seiner ehemaligen Peinigerin gefreut.

Normalerweise konnte sich Bommel auf die Informationen des Reisebüroinhabers Rolf Hinze verlassen. Diesmal jedoch lag offensichtlich ein Missverständnis vor. Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob die Reise der alten Dame verschoben worden war oder ob diese aus gesundheitlichen Gründen selbige storniert hatte, blieb ihm nicht. Nachdem er mit einigem Geschick die Balkontür ausgehebelt und das Wohnzimmer betreten hatte, verspürte er völlig unerwartet die Wirkung von fünfhunderttausend Volt, die nicht nur seine Nackenhaare stramm stehen ließen, sondern ihn auch vollständig bewegungsunfähig machten.

Als Bommel wieder zu sich kam, fand er sich auf einem Küchenstuhl sitzend mit schier unendlich vielen Lagen Klebeband umwickelt. Offenbar hatte Ruth Assmann alles an Paketklebeband verwendet, was sich in ihrem Haushalt finden ließ. Der Gedanke, dass sie seit ihrer Pensionierung irgendeinen Versandhandel betrieb, schien ihm angesichts ihrer Verpackungskünste naheliegend zu sein. Jeder Versuch sich zu befreien, sorgte nur dafür, dass sich seine missliche Lage verschlimmerte. Deftig zu fluchen, vermochte er auch nicht. Quer über dem Mund klebte ein dicker Streifen Panzerband. Die Erkenntnis, dass dieser vollständig jene Barthaare bedeckte, die seit der letzten Rasur vor fünf Tagen gesprossen waren, ließen ihn wimmern.

Erst jetzt bemerkte er den Kater auf seinem Schoß, der sich von dem verzweifelten Geräusch gestört fühlte, fauchend von seinen Knien sprang und zu seinem Frauchen lief. Maunzend wählte er den Stuhl neben ihr.

Assi saß derweilen ruhig an ihrem kleinen Küchentisch und stippte einen Keks in den Kaffee. Mit der anderen Hand strich sie liebevoll über den Kopf des Katers, der sich daraufhin wieder einrollte und zufrieden schnurrte.

„So ist es gut, Platon! Du brauchst keine Angst haben. Ich pass auf dich auf.“ Mit ernstem Blick fixierte sie ihr Gegenüber.

„Bernd Ommel! 6c, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Hätte ich mir ja gleich denken können. Du warst ja schon immer ein Problemkind“, bemerkte die pensionierte Lehrerin resignierend und ergänzte dann mit unverhohlener Freude: „Das hat bestimmt wehgetan, oder?“

Zur Erinnerung hob sie den Elektroschocker hoch und betätigte ihn kurz. Ein knisternder Blitz leuchtete drohend auf.

Bommels wütendes Grunzen bestätigte ihre Annahme und mit einer Mimik, die Zufriedenheit ausdrückte, legte sie das Gerät neben ihre Tasse. Genüsslich biss sie von dem aufgeweichten Keks ab, nippte an ihrem Kaffee und kraulte ihren Kater.

„Entschuldigung, aber bisher hatte ich noch nie die Gelegenheit, dieses kleine handliche Selbstverteidigungsdings auszuprobieren. Ich bin wirklich begeistert.“

Erneut wimmerte Bommel und versuchte sich vergeblich, aus der Zwangslage zu befreien.

Ruth Assmann beobachtete eine Weile die verzweifelten Bemühungen ihres ehemaligen Schülers, mit einem Blick, der ihn zur Ruhe ermahnen sollte. Doch dieser wollte sich davon nicht beeindrucken lassen und zog weiter an seinen klebrigen Fesseln. Also betätigte die pensionierte Lehrerin den Elektroschocker Power Paul 500 abermals. Das Knistern verscheuchte den Kater, der sich lieber einen Platz in sicherer Entfernung suchte, von dem er aber immer noch alles ausgezeichnet überblicken konnte.

Bommel erstarrte und blieb ruhig.

„Wusstest du, dass die Elektroden vergoldet sind? Angeblich hat das nicht nur den Vorteil einer enormen Leitfähigkeit, sondern es sorgt auch für eine beachtliche Stabilität der Kontakte“, erklärte Assi betont langsam, damit Bommel ihren Ausführungen folgen konnte. Dann legte sie eine kurze Pause ein, deutete mit dem Gerät auf seinen Hals und sagte mit strenger Stimme: „Wenn du dich ordentlich benimmst, bin ich bereit, das Klebeband vom Mund zu entfernen. Benimmst du dich ordentlich?“

Er nickte artig. Erst dann fielen ihm seine Bartstoppeln ein. Aber bevor er einen Warnton von sich geben konnte, riss Assi das Klebeband auch schon in einem Ruck ab. Dem Geräusch, ähnlich klingend wie das Zerreißen einer Hose, folgte sein lautes Jammern.

Ungerührt setzte sich Ruth Assmann wieder auf ihren Platz, nahm den nächsten Keks und tunkte das Gebäck seelenruhig in ihren Kaffee.

„Ich werde dir ein paar Fragen stellen und du beantwortest mir diese wahrheitsgemäß. Ansonsten: Krrrrrrrrrrrrrr!“ Sie kicherte albern beim Nachmachen des Elektroschockgeräuschs. „Einverstanden?“

„Wegen mir.“

Ruth Assmann verdrehte die Augen. „Meinetwegen heißt das. Wegen mir ist Umgangssprache. Was wolltest du in meiner Wohnung?“

Er zögerte. Als sich die Falten auf der Stirn seiner ehemaligen Lehrerin zu kräuseln begannen, hielt er es für gesünder, wahrheitsgemäß zu antworten: „Das, was Diebe üblicherweise in Wohnungen machen tun.“

„Machen tun ist doch kein Deutsch! Entweder machst du es oder du tust es. In deinem Fall tun, wobei klauen das korrekte Verb wäre“, korrigierte sie Bommel und schaute ihn dabei mit prüfendem Blick streng an. Zwar tat ihr ehemaliger Schüler so, als hätte er verstanden, immerhin nickte er energisch, dennoch war sie sich sicher, dass er die Erklärung nicht begriffen hatte.

„Entschuldigung, ich wollte Sie in keinster Weise verärgern.“

„Mein Gott, hast du denn überhaupt nichts in meinem Unterricht gelernt?“ Enttäuscht schüttelte sie den Kopf. „Es heißt: in keiner Weise! Das ist ein absolutes Wort. Man sagt auch nicht: der toteste Einbrecher. Merk dir das endlich.“

Erschrocken wiederholte Bommel mehrmals leise: „In keiner Weise, in keiner Weise, in keiner Weise.“ Nebenbei dachte er darüber nach, ob jemand, wenn er tödlich verletzt wurde, schon richtig tot ist oder ob er, je nach Zustand, viertel-, halb- oder dreivierteltot sein konnte. Wenn dem so war, musste doch die im Sterben liegende Person toter sein als ein anderer Sterbender. Vorsichtshalber verkniff er sich die Überlegung. Zwei Jahre Unterricht bei Assi hatten ihn gelehrt, nur zu fragen, wenn man die Antwort wusste, da sonst die Gefahr bestand, von den anderen Schülern ausgelacht zu werden.

„Wie bist du auf meine Wohnung gekommen?“, unterbrach Assi seine Gedankengänge. Dabei ließ sie den Keks über der Tasse abtropfen. Schließlich sagte sie mit erhobener Stimme: „Bernd Ommel, ich warte!“

„Es ist doch gerade Ferienzeit. Ich hatte mir das mit Ihrer Wohnung einfach nur so vorgenommen gehabt. Die Chance, niemanden anzutreffen, ist doch größer, als wie wenn keine Ferien sind.“

„Das halte ich nicht aus! Größer als! Nicht größer als wie. Besser noch: Die Chance, niemanden anzutreffen, ist größer, wenn keine Ferien sind. Kurze einfache Sätze! Und seit wann mischt man die Vergangenheitsformen? Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt. Erste Vergangenheit, zweite Vergangenheit, vollendete Vergangenheit, du Dusseltier. Das lernt man in der dritten und vierten Klasse. Und außerdem: Ich habe fünfundvierzig Jahre Ausredenerfahrung. Ich wiederhole meine Frage: Wie bist du auf die Wohnung gekommen?“

Unter dem gestrengen Blick seiner ehemaligen Lehrerin wurde Bommel zusehends blass und spürte, wie ihm der Schweiß über das Gesicht lief. Er versuchte es mit einem verstockten starren Blick auf seine Füße. Früher hatte das geholfen, wenn er an der Tafel stand und die Antwort auf eine Frage nicht wusste. Er musste nur lange genug warten, bis Assis Geduld aufgebraucht war. Als aber erneut das elektrische Surren des Elektroschockers ihm unmissverständlich klar machte, dass er kein Schulkind mehr war, murmelte er leise: „Rolf hat mir den Tipp gegeben.“

„Rolf? Rolf Hinze? Der Inhaber des Reisebüros am Marktplatz?“ Ungläubig schaute sie Bommel an. „Von ihm hast du die Information, dass ich für zwei Wochen eine Kreuzfahrt gebucht hatte?“

Bommel wollte dazu etwas erklären, als aber seine einstige Lehrerin energisch den Zeigefinger über die Lippen legte, verzichtete er lieber.

„Offensichtlich hat Hinze es versäumt, dich darüber zu informieren, dass ich heute Morgen meine Reise kurzfristig wegen Platon absagen musste.“ Sie blickte zu ihrem Kater und zögerte einen Moment, bevor sie mit dem Verhör fortfuhr. „Raubt ihr schon lange zusammen Menschen aus, während sie ihren Urlaub genießen?“

Zwar wollte Bommel nicht auf die Frage antworten, aber als Assis Zeigefinger der rechten Hand rhythmisch auf die Tischplatte klopfte, bestätigte ein leichtes Nicken ihre Annahme.

„Und jetzt wollt ihr Ganoven mich um mein Geld erleichtern. Das kann doch wohl nicht wahr sein!“

„Das war Rolf seine Idee“, rief Bommel verzweifelt. „Er meinte, Sie fahren Mittelmeer. Wäre ein absolut todsicheres Ding.“

Erneut ein Aufjaulen der alten Dame, verbunden mit Haare raufen. „Rolfs Idee! Du Hirni! Das ist der Genitiv. Rolf seine Idee ist falsch. Und seit wann heißt es: Sie fahren Mittelmeer? Schon mal etwas von Präpositionen oder Verhältniswörtern gehört? Zum Mittelmeer. Auf dem Mittelmeer. Und außerdem, entweder ist etwas absolut sicher oder es ist todsicher. Absolut todsicher ist sprachlicher Blödsinn. Keine Steigerung! Verstanden?“

Bommel hatte Probleme, die Tränen zurückzuhalten, und zog unwillkürlich die Nase hoch. „Ich verspreche Ihnen, es war das einzigste Mal, dass ich bei Ihnen …“

Bommel konnte den Satz nicht beenden, denn seine ehemalige Deutschlehrerin hatte mittels des Elektroschockers für Ruhe gesorgt. Bei so viel sprachlicher Unfähigkeit empfand sie ihre Reaktion quasi als Notwehr. Allerdings hatte sie in ihrer Verzweiflung länger, als die vom Hersteller empfohlenen drei Sekunden auf den Knopf gedrückt, mit dem Resultat, dass nur noch ein leichtes Röcheln aus Bommels Mund drang. Die nächsten Minuten würde er keine Antworten mehr geben können.

Nachdenklich ließ sich Ruth Assmann seine Informationen durch den Kopf gehen. Eine Mittelmeerkreuzfahrt hatte schon immer zu ihren Träumen gehört. Palma de Mallorca, Neapel, Rom, Florenz, Marseille, Barcelona und wieder zurück nach Palma. Sie seufzte bei dem Gedanken. Seit Monaten hatte sie alles bis ins Kleinste geplant, die Koffer waren gepackt, ihre Schwester wollte sich in ihrer Abwesenheit um Platon kümmern. Unglücklicherweise kam gestern Abend die Nachricht, dass sie eine Sommergrippe bekommen hatte, im Bett bleiben musste und unmöglich den Kater hüten konnte. Glücklicherweise hatte Ruth Assmann zusätzlich eine Rücktrittsversicherung gebucht, und der Verlust belief sich in einem ärgerlichen, wenn auch überschaubaren Umfang. Rolf Hinze war zwar nicht begeistert gewesen, hatte aber zugesagt, alles dafür zu tun, die Reise noch kurzfristig zu verkaufen.

Angelockt von der Stille sprang Platon wieder auf den leeren Stuhl neben ihr. Ruth Assmann betrachtete ihn nachdenklich. Ihr Blick wanderte zwischen Bommel und der Küchenuhr hin und her. Morgen um zehn Uhr sollte sie an Bord des Kreuzfahrtschiffes gehen. Für den Flug nach Palma fand in diesem Moment das Boarding statt. Bedauernd seufzte sie und streichelte Platons Rücken, der genüsslich schnurrte. Plötzlich verharrte sie in der Bewegung.

„Es würde auch reichen, wenn ich in Neapel an Bord gehe“, dachte sie laut. „Palma de Mallorca kann ich mir am Ende der Reise immer noch anschauen.“ Von dem Gedanken inspiriert, holte sie sich einen Block und einen Stift. Eine Sekunde lang überlegte sie, ob sie den Text Bommel diktieren oder ihn besser selbst aufschreiben sollte. Obwohl er langsam wieder zur Besinnung zu kommen schien, graute es ihr vor seinem orthografischen Unvermögen und sie entschied, eigenhändig aktiv zu werden. Konzen­triert begann sie mit den ersten Zeilen.

Bommels Blick klärte sich inzwischen langsam auf. Sah man einmal von einzelnen Lachanfällen ab, die minütlich einsetzten und genauso schnell aufhörten, wie sie begonnen hatten, ging es ihm gut. Seit geraumer Zeit krabbelte ihm die Nase und da seine Hände gefesselt waren, zog er alberne Fratzen, was allerdings nichts half.

„Wir machen Folgendes“, bestimmte die alte Lehrerin und räusperte sich dabei. „Du unterschreibst das Geständnis mit allen Details. Anschließend rufst du deinen Kumpan an.“

Das Reisebüro Hinze ließ sich nicht lumpen. Den Flug nach Neapel genoss Ruth Assmann First Class. Ihre ursprüngliche Buchung einer Innenkabine bekam kostenlos ein Upgrade: Außenkabine mit Balkon. Rolf Hinze gewährte ihr sogar für die vierzehn Tage ein tägliches Taschengeld – oder besser gesagt Schweigegeld. Nur ein wenig Sorgen machte sich Ruth Assmann über Bommel und Platon, ob die beiden sich auf Dauer verstehen würden. Zwar bescheinigte sie ihrem ehemaligen Schüler nur bedingt sprachliche Kompetenz, aber für einen Kater sollte der Wortschatz reichen.

Glücklicherweise war ihr eingefallen, dass Bommel in den Sommerferien einmal ein Praktikum als Tierpfleger gemacht und dabei eine lobende Erwähnung erhalten hatte. Erstaunlicherweise hatte der ehemalige Schüler ihr Angebot, ihn nicht bei der Polizei anzuschwärzen, wenn er sich in ihrer Abwesenheit um den Kater ordentlich kümmern würde, sofort verstanden.

Sie konnte die Reise genießen und pädagogisch gesehen, war die kleine Erpressung für die Entwicklung des Problemkindes durchaus hilfreich.

Ein letzter Scherz

Der Tod lächelt uns alle an, das Einzige, was man machen kann, ist zurücklächeln!

Marcus Aurelius

Die Ehemaligen der Klasse 6a der Heinrich Heine Grundschule trafen sich in der Vorhalle des einstigen Herrenhauses, das zu jener Zeit, als sie Schüler gewesen waren, als Mensa gedient hatte. Der Speisesaal war verschlossen. Aber glaubte man der Einladung, verbarg sich dahinter eine gewaltige Überraschung.

Die Penne, wie die geladenen Gäste die Schule abwertend genannt hatten, war schon vor Jahren wegen erheblicher Baumängel abgerissen worden. Der entstandene Parkplatz ermöglichte es allen, direkt vor der alten Mensa zu parken. Das klassizistische Gebäude hatte seine beste Zeit hinter sich und benötigte eine umfassende Sanierung, aber darauf achtete niemand der Ehemaligen.

Die Vorhalle war festlich geschmückt und empfing an diesem Abend alle Gäste überaus freundlich. Farbenfrohe Blumenbuketts und sprudelnde Sektgläser standen auf den Tischen hinter dem Eingang. Gebäck zum Knabbern wartete darauf, vernascht zu werden. Noch waren die Türen des Hauptsaals geschlossen, der Überraschung wegen.

Alle waren gekommen, jedenfalls alle, die Heiko Möller als wichtig erachtete. Insgesamt siebzehn Mitschüler, die sich mit Freude und Erstaunen über die jeweiligen Veränderungen der anderen in den letzten zwanzig Jahren lustig machten. Haare waren dünner geworden, Bäuche voluminöser, Schichten von Schminke kaschierten den Verlust jugendlicher Unbekümmertheit. Auch die Kleidung, die früher eher dazu diente sich von Eltern, kleinbürgerlichen Erfolgsmenschen und lehrendem Personal zu unterscheiden, war seriöser geworden und teurer Markengarderobe gewichen.

Nach der ersten Freude der Begrüßung wurde mit Erstaunen geäußert, dass überhaupt ein derartiges Treffen stattfand, zumal der Organisator nicht gerade gute Erinnerungen an die Schulzeit haben durfte. Genau genommen waren auf seine Kosten üble Streiche gespielt worden, die, so sah man es heute, unter den Begriff Mobbing fallen würden.

Heiko Möller hatte in der Einladung freundlich mitgeteilt, dass er eine beträchtliche Summe im Lotto gewonnen habe, und er es ausgesprochen begrüßen würde, nach so vielen Jahren seine Mitschüler wieder treffen zu können. Er habe keine Kosten und Mühen gescheut, um einen grandiosen Wiedersehensabend zu ermöglichen. Es werde um unbedingte Pünktlichkeit gebeten.

Wer sich für Heiko den Spitznamen Stinko ausgedacht hatte, wusste niemand der Anwesenden mehr, aber an den Grund erinnerten sich alle: die abgetragene einfache Kleidung und die damit unterstellte fehlende Reinlichkeit. Außerdem war er fett, schwitzte und lispelte. Das perfekte Opfer, wie man damals fand.

Etwas peinlich berührt schauten sich die ehemaligen Mitschüler an, freuten sich aber auf das versprochene kostenlose Menü, die freien Getränke und die Zeit, in der man in Erinnerungen schwelgen konnte. Kurzzeitig wunderten sich einige, dass ihr Gastgeber noch nicht anwesend war, andererseits ersparte es unangenehme Momente. Entschuldigungen wären angebracht gewesen. Aber auf derartige Peinlichkeiten verzichtete jeder gerne.

Die ehemals Schönen der Klasse, die sich noch immer unwiderstehlich fanden, prosteten sich mit Prosecco zu. Das Gebäck wurde schnell dezimiert. Die Mitschüler der 6a standen in Grüppchen beisammen, tauschten Lebensläufe aus und erzählten Episoden aus der Schulzeit.

Tobias, den alle nur Tobi nannten, bemerkte leise: „Erinnert ihr euch, wie wir Stinko nur mit seinem Schlüpfer bekleidet an die Schulpforte gebunden haben?“ Einige kicherten, andere deuteten mimisch an, dass sie derartige Späße heute nicht mehr gutheißen würden.

„Einmal haben wir ihn Regenwürmer futtern lassen“, ergänzte Marcus, damals das uneingeschränkte Alphatier der Klasse und scheinbar noch immer amüsiert über seine Idee. „Die Ankündigung, wenn er sich weigere, gebe es ein paar warme Ohren, hat den Vielfraß von dem leckeren Wurmburger überzeugt.“ Wieder Lachen, diesmal schon weniger gehemmt.

„Die fieseste Aktion war die mit dem Abführmittel und den verschlossenen Toilettentüren. Da hat Stinko seinem Namen alle Ehre gemacht“, rief Regina in die Runde und warf Marcus einen schmachtenden Blick zu, der aber auch nach all den Jahren kein Interesse an ihr zu haben schien.

Die Stimmung auf dem Wiedersehenstreffen wurde von Minute zu Minute besser. Sich der vergangenen Gemeinheiten zu erinnern, sorgte für Ausgelassenheit.

Keiner der geladenen Gäste bekam daher mit, dass sich die schweren Eingangstüren der Mensa wie von Geisterhand schlossen. Gleichzeitig fingen plötzlich alle Handys der Anwesenden an zu klingeln oder zu vibrieren. Erstaunt schauten alle auf ihre Displays.

„Liebe Freunde, die Party kann beginnen! Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich freue, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid. Wisst ihr noch, wie ich damals stundenlang für unseren letzten Tag an der Grundschule ohne ein Hilfsmittel Luftballons aufgepustet habe, um das gesamte Lehrerzimmer damit zu füllen? Ich war der irrigen Annahme, ihr würdet zum Schluss doch akzeptieren, wie ich bin. Hunderte von Ballons waren das, vielleicht sogar mehr als tausend. Ich hätte es wissen müssen. Es war nur eine weitere eurer gemeinen Ideen. Nach getaner Arbeit sollte ich mich im Schrank verstecken, damit mich niemand entdeckt. Ich sollte warten, bis die Luft wieder rein war. Ihr wolltet mir Bescheid sagen. Stattdessen hat einer von euch den Schlüssel herumgedreht. Während ihr euch über das Chaos amüsiert und über den fetten Idioten lustig gemacht habt, saß ich in dem Schrank eingesperrt. Fast sechzehn Stunden! Keiner hat sich die Mühe gemacht, mich wieder herauszulassen. Ich habe jahrelang psychologische Hilfe benötigt, um die Angst vor verschlossenen Räumen zu beherrschen. Erinnert ihr euch daran?“

Unruhe kam auf, einige blickten sich hektisch um und liefen zur Tür. Doch dann kam erneut eine Nachricht von Heiko.

„Sind euch die Gitter vor den Fenstern aufgefallen? Selbst mit vereinten Kräften lassen sie sich weder verbiegen noch herausreißen. Und versucht erst gar nicht, die Eingangstür zum Parkplatz zu öffnen. Sie besteht aus Eiche, vier Zentimeter dick und die automatischen Scharniere erfüllen höchste Sicherheitsanforderungen.“

Verunsichert und erstaunt schauten sich die ehemaligen Mitschüler der Heinrich Heine Grundschule an. Tobi rüttelte prüfend an den schweren Eichentüren, ohne einen Erfolg zu erzielen.

Wie auf Knopfdruck öffneten sich die beiden Türen zum alten Speisesaal. Der war bis zur Decke mit bunten Luftballons gefüllt, ein paar rollten über das Parkett auf die Anwesenden zu. Einige aus der ehemaligen 6a lachten. Es war ein unsicheres und gezwungenes Gelächter.

„Was soll das?“, fragte Marcus, unter dessen Quälerei Heiko am meisten gelitten hatte. „Dreht Stinko jetzt komplett durch?“

Wütend zertrat er einen Ballon. Dann stutzte er. „Riecht ihr das?“

Nasen wurden gerümpft. Einige fächerten sich Luft zu.

„Das ist Gas! Butan oder Propan“, stellte Regina verwundert fest.

Entsetzt schauten die ehemaligen Mitschüler auf hunderte Ballons, vielleicht waren es sogar mehr als tausend. Erneut meldeten sich ihre Smartphone. Ein fetter Smiley lächelte freundlich und zählte die Sekunden herunter …

Lebensmüde

Ausdauer wird früher oder später belohnt – meistens aber später.

Wilhelm Busch

Gustav Maier war im wahrsten Sinne des Wortes lebensmüde. Am Silvesterabend vor zwei Jahren hatte er Resümee gezogen und seine Existenz als Irrtum der Natur erkannt. Ein freudloses, einsames Leben ohne Freunde, Partnerin oder Ambitionen. Gäbe es die Gruppe der Dahinvegetierer, er wäre dieser zugeordnet. Da es sie nicht gab, wurde er von den Kollegen zwar als freundlich aber langweilig klassifiziert. Seit seiner Schulzeit hatte sich an derartigen Einschätzungen nichts geändert. An jenem Silvesterabend hatte Gustav Maier daher beschlossen, seinem öden Dasein ein Ende zu setzen.

Allerdings versagte ihm Gevatter Tod den Handschlag. Offensichtlich war dieser nicht gewillt, sich von einem einfachen Materialdisponenten eines wenig bekannten Baumarktes vorschreiben zu lassen, wie und wann er seiner Tätigkeit nachzugehen habe. Es gab Wartelisten für Suizidwillige, aber auf keiner stand der Name Gustav Maier. Egal was der Materialdisponent tat, zu Tode kam er nicht.

Dabei hatte er sich echt bemüht seinen Vorsatz einzuhalten. Schon am ersten Arbeitstag im neuen Jahr hatte Maier eine Lieferung Nagelpistolen auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft. Wie in der Bedienungsanleitung beschrieben, hatte er die Stiftnagelaustrittsöffnung waagerecht an seine Schläfe aufgesetzt und abgedrückt. Keines der Geräte funktionierte. Die Lieferung wurde vollständig reklamiert.

Wochenlang hatte Maier erfolglos versucht, die meistbefahrene Schnellstraße auf dem Weg zur Arbeit mit geschlossenen Augen zu überqueren. Statt eines finalen Aufpralls war sein Körper nur mit einer saftigen Ohrfeige und einem Tritt ins Gesäß konfrontiert worden.

Alle Stricke waren gerissen. Das Gas seines Herdes wurde wegen Bauarbeiten monatelang abgedreht. Der Versuch, sich mittels eines selbst konstruierten elektrischen Stuhls zu eliminieren, führte nur zu einem beträchtlichen Kurzschluss und erheblichen Kosten. Die gesamte Verkabelung der Wohnung musste daraufhin ausgetauscht werden. Ein Giftcocktail hatte seine einschläfernde Wirkung verloren, weil die zusammengemischten Chemikalien sich gegenseitig neutralisierten und lediglich zu einer wirkungsvollen Darmreinigung führten.

In seiner Verzweiflung sprang Gustav Maier sogar aus dem siebten Stock eines Hochhauses. Statt zerschmetterter Gliedmaßen, eines zertrümmerten Kopfes oder Funktionsausfall wichtiger Organe zog er sich lediglich ein paar Kratzer zu. Ungeschickterweise war er in den Büschen des Vorgartens gelandet, die den Aufprall wirkungsvoll abgefedert hatten.

Der Versuch, in einer frostigen Nacht im nahegelegenen See seinem Leben ein Ende zu setzen, misslang. Es löste am folgenden Morgen nur eine größere Rettungsaktion der Feuerwehr aus. Eine Woche lang diskutierten Wissenschaftler, wie es sein konnte, dass ein Körper unter derart widrigen Bedingungen so lange unbeschadet zu überdauern vermochte. Einige meinten, eine genetische Besonderheit würde bei Schockeinwirkung so etwas wie Frostschutzmittel in den Blutkreislauf pumpen. Andere hielten ihn schlicht für einen Lügner.

Maier gab nicht auf. Es konnte doch nicht so schwer sein, Selbstmord zu begehen. Eine für teures Geld erworbene Pistole auf dem Schwarzmarkt stellte sich als Replik heraus und versagte das Abfeuern eines herzzermatschenden Profils.

Mit Grausen erinnerte er sich an den Versuch, sich mittels eines bezahlten Profikillers aus dem Leben zu verabschieden. Dummerweise verwechselte der Idiot seine Wohnungstür mit der des Nachbarn und erdrosselte einen alten freundlichen Herrn erfolgreich mit einem Kabelbinder.

Egal was Gustav Maier tat, er kam nicht zu Tode.

Nächtelang saß er vor dem Computer und studierte Todesanleitungen im Internet. Einschlägige Foren versorgten ihn mit gut gemeinten, aber oft auch abstrusen Vorschlägen, die wenig praktikabel waren. Einer schlug vor, zum zweijährigen Jubiläum des Suizidbeschlusses, den Kopf mittels eines speziell gebastelten Kragens aus Polenböllern ins Jenseits zu befördern. Quasi die ultimative Verabschiedung des vergangenen Jahres und die Erfüllung des wichtigsten Vorsatzes im beginnenden. Maier verwarf den Vorschlag. Auch wenn er keine großen Ansprüche hatte, aber zumindest wollte er als Ganzes beerdigt werden.