Gloria und die Liebenden von Verona - Marlene Klaus - E-Book

Gloria und die Liebenden von Verona E-Book

Marlene Klaus

4,6

Beschreibung

Nach dem plötzlichen Tod ihres Geliebten begibt sich Gloria auf Reisen. Doch bevor sie Verona, ihre erste Station, erreicht, wird ihre Kutsche von einer in Tränen aufgelösten Italienerin gestoppt. Sie berichtet von einem Duell und einem Toten und bittet um Hilfe. Aber nicht nur der Tod des einen Duellanten wirft Fragen auf, der andere ist außerdem spurlos verschwunden. Gloria geht der Sache nach und erhält unerwartete und unwillkommene Hilfe von einem Landsmann, Alexander Lyndon. Obwohl der wenig sympathisch auftretende Lord sie von ihrer Suche abbringen möchte, erweist er sich schließlich doch noch als nützlich - was Glorias Meinung über ihn ändert, aber nur ein bisschen ...

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Gloria und die Liebenden von Verona

Ein viktorianischer Krimi

Inhalt

Kapitel 1

Titel

Inhaltsverzeichnis

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Zur Baker Street Bibliothek

Impressum

Zum Weiterlesen: "Das Geheimnis von Digmore Park"

Für Sandra Thoms und Kathrin Lange, weil es Gloria ohne euch gar nicht gäbe.

1

Die Straße war schlecht wie alle Straßen, die sie seit ihrer Abreise aus England vor zwei Monaten befahren hatten. Die italienischen machten da keine Ausnahme, nein, weiß Gott nicht.

„Ach herrje!“, rief Tante Jo, die neben Gloria in der Postkutsche saß, als sie durch ein weiteres Schlagloch rumpelten und sie auf ihrem Sitz durchgerüttelt wurde.

Der dicke Kaufmann Fromm – „Ignaz Fromm aus Wien Gewürze, Weine, Seide“, wie er sich ihnen vorgestellt hatte –, ihr zufälliger Reisegefährte seit dem Brennerpass, setzte ein aufmunterndes (wenn auch gequältes) Lächeln auf. „Wir sind bald in Verona, verehrte Gnädigste“, suchte er Glorias Großtante zu beruhigen. „Bald haben Sie es überstanden. Und der malerische Anblick der alten römischen Stadt, wie sie da romantisch zwischen grünen Weinhügeln liegt, wird Sie für die Beschwernisse entschädigen, das versichere ich Ihnen.“ Er schaute Gloria an. „Adieesch!“, rief er bühnengerecht erhaben und hob einen Arm. „So heißt der Fluss Etsch, der sich um das Städtchen schmiegt, auf Italienisch.“

Als ob sie das nicht wüsste! Aber sie schenkte ihm ein höfliches Lächeln, das ihm zeigen sollte, dass sie seine Informationen, die er verstreute wie Gewürzprisen, seit sie die Südtiroler Berge hinter sich gelassen hatten, geneigt zur Kenntnis nahm.

Sie sprach natürlich ein passables Italienisch, wenn sie auch kaum das Kauderwelsch der örtlichen Dialekte verstand. Und außerdem hatte sie ihren Baedeker dabei.

„Ah, Italien!“, seufzte Kaufmann Fromm und schaute aus dem Fenster. Nicht ohne natürlich sein mit aufgeblähten Wangen geplustertes „Bab-bala-ba-bap“ hintanzusetzen, was umso lustiger war, als sich sein grauer Backenbart dabei bewegte wie ein eigenständiges Wesen.

Gloria spürte Tante Jos Blick auf sich und wandte sich ihr schmunzelnd zu. Sie hätte auch ohne hinzusehen gewusst, wie Tante Jo hinter ihrem Fächer dreinsah. Und genau so sah sie drein. Der gute Ton gebot Freundlichkeit gegen den mitreisenden Herrn, doch sein Weltmann-Gebaren wie aus dem Buche war ihr gehörig lästig. Kaum dass sie zum Beispiel ihren Fächer hervorgeholt hatte, hatte er ihr geschwätzig erklärt, dieses überaus nützliche Utensil nenne man in Wien „Waderl“, das leite sich von „wehen“ her – und er hatte sowohl Tante Jo als auch sie in einer geradezu impertinenten Weise genötigt, das Wort wieder und wieder nachzusprechen, um es ihnen beizubringen, woran sie kein Interesse hatten, er aber ein nachgerade einfältiges Vergnügen fand.

„Wie schade, dass die beiden Fräulein von Stetten uns bereits in Trient verließen“, sagte Tante Jo leise und mit aufrichtigem Bedauern, während sie sich Luft zufächelte. Das ältliche Geschwisterpaar aus Deutschland hatte sich bestens mit Tante Jo verstanden, die Postkutsche aber leider ebenso verlassen wie ein weiterer Herr, sodass sie seither die ungeteilte Aufmerksamkeit Kaufmann Fromms genossen, die sich zuvor wenigstens noch auf die anderen Mitreisenden verteilt hatte.

„Selbst dieser Unausstehliche von der Poststation in Trient käme mir jetzt gelegen, um den Kaufmann von uns abzulenken“, flüsterte Tante Jo nah an Glorias Ohr und verborgen hinter dem Fächer, damit der Handelsherr es nicht hörte.

„Erinnere mich bloß nicht an den!“, zischte Gloria. „Lord Alexander Lyndon, Viscount Loughborough! Blasiert, besserwisserisch und durch und durch eigennützig! Wie unverschämt von ihm, uns nicht das bessere Zimmer zu überlassen! Kein Kavalier, wahrlich nicht!“

„Sprachen Sie von dem Viscount, dem wir in Trients Poststation begegneten?“, wandte sich der Österreicher ihnen wieder zu. „Ein ignoranter Mensch, wollte mir scheinen.“

Gloria rollte innerlich die Augen. Ignorant war gar kein Ausdruck! Arrogant und rechthaberisch, wenn auch von tadellosem Äußeren. Von tadellosem Aussehen sogar, wenn man ehrlich war (trotz der kleinen ovalen Narbe oberhalb des rechten Wangenknochens nah beim Auge), doch es bestätigte einmal mehr, dass man sich danach keinesfalls richten durfte. Sein Charakter entsprach seinem angenehmen Äußeren keinesfalls. Es stimmte sie verdrießlich, dass sie an ihn erinnert wurde, es stimmte sie verdrießlich, dass der Kaufmann dieses Thema auch noch aufgreifen zu wollen schien. Und so erwiderte sie mit süßlichem Unterton: „Nun ja, seine Reisebekanntschaften kann man sich nicht aussuchen, nicht wahr?“ Sie setzte ein Lächeln auf, das, wie sie hoffte, der Zweideutigkeit ihrer Aussage die Spitze nahm. Lieber Himmel, sie wünschte, sie wären schon in Verona, damit sie diesen lästigen Reisegefährten endlich los wären.

Aber ihr Bitten wurde nicht erhört, nein, ganz im Gegenteil, denn die Kutsche schlingerte plötzlich, man hörte den Postillion auf seinem Kutschbock fluchen, Geschrei erhob sich, die Pferde wieherten, und mit einem plötzlichen Ruck, der sie und Tante Jo fast auf die Knie des Kaufmanns schleuderte, wurde gehalten.

„Was ist da los?!“, echauffierte sich der Österreicher und beugte sich aus dem Fenster.

Gloria sah ebenfalls hinaus.

Bei den Pferden stand eine junge Italienerin und schrie und gestikulierte zum Postillion hinauf. Das Gesicht der jungen Frau war tränenüberströmt, ihre Haare aufgelöst, ihr hübsches helles Sommerkleid schmutzig.

Glorias Herz klopfte aufgeregt und sie überlegte, ob es sich wohl um eine jener Listen handelte, von denen man hörte und las: Räuberbanden schickten ein vermeintliches Opfer vor, brachten die Kutschen zum Stehen und die Insassen in Verwirrung, und hatten so leichtes Spiel, sie auszurauben.

Sie spähte nach links und rechts, aber als keine wilden Horden auftauchten, stieg sie aus.

„Kind!“, entfuhr es Tante Jo entsetzt und der Kaufmann rief bestürzt: „Mailäidi!“

Die junge Frau – einige Jahre jünger als Gloria, Anfang zwanzig etwa – reckte noch immer die Arme zum Postillion und wehklagte. Gloria verstand kein Wort ihres Geschreis.

„Um was geht es?“, wollte Tante Jo hinter ihr in der Kutsche wissen.

„Ihrem Gebaren nach scheint etwas Schlimmes geschehen zu sein. Sie ringt die Hände, ruft Namen. Luigi und Giulio oder so“, erwiderte Gloria über die Schulter und bemerkte dabei, dass der Kaufmann nun ebenfalls ausstieg.

Langsam ging sie auf die Weinende zu, eine hübsche junge Frau von jener zierlichen italienischen Art, die Engländerinnen wie sie sich plump vorkommen ließ, obwohl dazu nun wahrlich kein Grund bestand, denn auch sie hatte eine schlanke Figur und schöne braune Augen mit einem Kranz dichter Wimpern. Das Mädchen sah sie, eilte auf sie zu und griff nach ihren Händen. Gloria zuckte leicht zurück und schämte sich sofort dafür, denn die tränennassen Augen der jungen Frau blickten sie flehentlich an, und mit eindrücklicher Inbrunst in der Stimme sagte sie: „Signora!“ Sie ließ eine Hand los und deutete mit dem ausgestreckten Arm in den Weinhügel seitlich der Straße, hinter dem sich blaugrün ein lichtes Wäldchen erstreckte. „Mi aiuti! Signora Inglese? Mi aiuti!“

Der Postkutscher befestigte fluchend die Zügel und stieg ab.

„Was mag dem armen Geschöpf nur geschehen sein?“, fragte der Kaufmann, der herangetreten war, irritiert.

Tante Jo beugte sich aus dem Wagenfenster. Gloria warf ihr einen fragenden Blick zu. „Sie bittet mich um Hilfe“, erklärte sie.

„Mi aiuti!“, bestätigte die Italienerin, fasste erneut Glorias Hände und versuchte, sie mit sich fortzuziehen. „Signora Inglese, venga!“, drängte sie verzweifelt.

„Sollte mich nicht wundern, wenn dieser Zwischenfall unsere Weiterfahrt verzögert“, stellte Tante Jo trocken fest.

Gloria war erschüttert vom Verhalten der jungen Frau und wusste nicht, was sie tun sollte. Der Postillion trat heran und kauderwelschte laut auf das Mädchen ein. Kaufmann Fromm tupfte sich mit einem Taschentuch die gerötete Stirn und Tante Jo trat nun ebenfalls auf die Straße und stellte sich neben Gloria.

Pferdegetrappel meldete das Nahen eines weiteren Gefährts. Alle drehten sich um und sahen nach hinten auf die Straße. Ihre Postkutsche versperrte den Weg.

Eine Kalesche nahte.

„Oh nein!“, stöhnte Gloria leise, als der junge Kutscher die Pferde zügelte, anhielt und ein Mann in den besten Jahren und im ausgesucht kostbaren Reiserock, der ihm, wie sie einräumen musste, vorteilhaft zu Gesicht stand, schwungvoll ausstieg. Wahrlich, ein Unglück kam selten allein. Von allen Geschöpfen auf Gottes großer Erde musste ausgerechnet er erneut ihren Weg kreuzen – mit einem Lächeln, das ausdrückte, dass mit seinem Kommen Rettung nahte.

„Alexander Lyndon, Viscount Loughborough. Kann ich behilflich sein?“

2

„Alles, was man ihrem Gestotter entnehmen kann, ist, dass sie Francesca heißt und es einen tödlichen Unfall gegeben haben muss“, erklärte Lord Lyndon.

So viel hatte Gloria bereits selbst herausgehört.

„Im Übrigen“, lächelte er vornehm und wandte sich an Gloria, „ist es mir ein Vergnügen, Sie wiederzusehen.“ Er machte eine Verbeugung. „Sie mögen sich erinnern, dass wir uns bereits in Trient begegneten.“

„Natürlich“, erwiderte Gloria kühl und wandte sich mit einem knappen Lächeln ab und der noch immer weinenden Francesca zu.

„Ich sage ihr, wir fahren nach Verona, holen Polizei“, erklärte der Postillion in gebrochenem Englisch. „Sie will nicht. Aber wir müssen weiter.“ Ungehalten nahm er seine Mütze ab und kratzte sich am Kopf.

„Guter Mann“, antwortete Lord Lyndon gewichtig, „Sie sehen doch, dass das Mädchen für Vernunft nicht zugänglich ist.“ Er schenkte der jungen Frau ein Lächeln, das er wohl für aufmunternd hielt und ihr zeigen sollte, dass er sich ihrer Sache annehmen und alles zum Besten verrichten würde, doch Gloria kannte diese Art Lächeln zur Genüge. Ein Männerlächeln voller Selbstgefälligkeit, steif und herablassend. Das erkannte wohl auch Francesca, kopfschüttelnd wich sie zurück, ließ dabei Glorias Ärmel nicht los und zog sie mit sich.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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