Glück kann man pflanzen - Katrin Schumann - E-Book
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Glück kann man pflanzen E-Book

Katrin Schumann

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Beschreibung

Ausgezeichnet in der Kategorie "Beste Gartenprosa oder -lyrik" beim Deutschen Gartenbuchpreis von Schloß Dennenlohe in 2020.  »Im Grunde sehnen wir uns nach unseren Wurzeln, fühlen, dass wir etwas Wichtiges in unserem Leben ausgeklammert, abgeschnitten haben. Die Natur ist ein Teil von uns, sie gehört zu uns, doch wir bekämpfen sie, treten sie mit Füßen und treten uns letztendlich selbst.« Die leidenschaftliche Gärtnerin Katrin Schumann erzählt von der Bedeutung des Gartens und der Natur für ihr Leben – davon, wie sich im Lauf der Natur auch der Lauf des menschlichen Lebens widerspiegelt, wie einem das Arbeiten in und mit der Natur Geduld lehrt, einem die nötige Weitsicht für wichtige Entscheidungen schenkt. In diesem kleinen Gartenbuch möchte sie ihre Erfahrungen und ihre Gartenphilosophie mit anderen Menschen teilen. Die klugen, philosophischen und wissensreichen Texte ziehen den Leser in Verbindung mit den stimmungsvollen Fotos und anregenden Zitaten regelrecht in dieses Garten-Schwelgebuch. Man kann es einfach nicht mehr aus der Hand legen. Ein wunderbares Geschenk an sich selbst und für alle Gartenfreunde und Naturbegeisterte.

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Seitenzahl: 205

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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

Projektleitung: Fabian Barthel

Lektorat: Judith Starck

Bildredaktion: Judith Starck

Covergestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser, München

eBook-Herstellung: Yuliia Antoniuk

ISBN 978-3-8338-7500-7

1. Auflage 2020

Bildnachweis

Coverabbildung: gettyimages/thethomsn

Fotos: Katrin Schumann, Kathrin Hofmeister

Syndication: www.seasons.agency

GuU 8-7500 02_2020_01

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Verbena hastii ist die winterharte Schwester von Verbena bonariensis.

Vorwort

Ich denke, dass es beim Gärtnern nicht darum geht, den perfekten Garten zu schaffen, sondern darum, Gärtnern als Lebenselexier, als Lebensphilosophie und Kraftquelle zu entdecken. Ein herrlicher Garten entsteht dann ganz nebenbei.

Felizita Söbbeke

Vor über zehn Jahren bin ich mit meiner Familie aus dem Ballungsraum München in die beschauliche Landschaft des Bayerischen Waldes gezogen. In der Mitte des Lebens war dieser Umzug für mich nicht einfach nur ein Umzug, sondern ein völliger Neuanfang. Als Gartenbauingenieurin hatte ich während all der Jahre in meinem Beruf gearbeitet, auch als die Kinder noch klein waren. Ich bin mit Leib und Seele Gärtnerin! Auch wenn ich nur durch Zufall, oder vielleicht war es auch Fügung, in diesen Beruf gerutscht bin, so war es doch das Beste was mir je passieren konnte. Lange Zeit hatte ich schon von einer Hofstelle mit reichlich Land geträumt, um meinen Traum vom eigenen Garten realisieren zu können. Zwar gab es vorher auch schon immer einen eigenen Garten, doch die Grundstücke in Ballungsräumen sind knapp und teuer, so dass ich nur einen Bruchteil meiner Vorstellungen realisieren konnte. Außerdem fehlte mir auch die Zeit, war ich so schon ausgelastet genug mit Kindern, Arbeit und Handball.

Doch das sollte sich nach dem Umzug in den Bayerischen Wald alles ändern. Die Arbeit, zumindest außer Haus, und der Sport fielen weg. Ich hatte nun ein Anwesen ohne Personal, war viel auf mich alleine gestellt und die Arbeit war auch nicht weniger geworden, im Gegenteil. Was sich geändert hatte, war nur, dass ich mein eigener Herr war. Ich konnte jetzt selber bestimmen, wann ich was tat, ob ich es überhaupt tun wollte. Die Einflüsse von außen bestimmten nicht mehr in dem Maße mein Leben, wie ich es zuvor gewohnt war. Nun war ich selber am Zug, hatte die Zügel in der Hand. Doch das ist nicht so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellen mag, auch lenken will gelernt sein. Aber ich fand hier oben im Bayerischen Wald auf einer der ersten Hügelketten dieses wunderbaren Waldmeeres einen Lehrmeister, der besser nicht sein konnte: Meinen Garten und die Natur!

Wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus sind, haben gerade wir Frauen wieder mehr Zeit für uns selber, mehr Zeit zu hinterfragen, was wir mit unserem restlichen Leben anfangen wollen. Welche Vorstellungen, welche Träume schlummern da seit ewigen Zeiten noch in der Schublade unseres Lebens, zugeschüttet von so vielen alltäglichen Nichtigkeiten. Wir steigen wieder vermehrt ein in unseren Beruf oder fangen noch einmal etwas völlig Neues an, machen uns selbständig, gehen in ein anderes Land, versuchen das zu verwirklichen, wovon wir insgeheim schon immer geträumt haben. So erging es auch mir. Mein Leben hatte sich völlig verändert. Ich hatte ein halbfertiges Haus, 7.500 m² Obstwiese in einer traumhaften Landschaft, viele Vorstellungen und Visionen und zwei Hände, um es anzupacken. Mehr als einmal stieß ich körperlich und auch moralisch an meine Grenzen, musste lernen ein Gleichgewicht zu finden zwischen Arbeit und Vergnügen. Lernen, auch einmal Pausen zu machen, innezuhalten, auch wenn die Arbeit sich noch so türmte. Denn Arbeit gab es hier immer. Aber es war auch klar, wenn ich dies nicht schaffe, würde ich nicht lange durchhalten. Es half mir oft, wenn ich dann meinen Hund schnappte, im Wald und auf »meinem Berg« verschwand. Dort oben gibt es eine Wiese mit einem Stein, von dem hat man einen wunderbaren Blick über den gesamten Gäuboden. Bei Fön sieht man sogar die Alpen. Ein beeindruckendes Panorama, welches mir immer wieder half zur Ruhe zu kommen, abzuschalten und innezuhalten. Vor allen Dingen war ich in solchen Momenten von der »restlichen Welt« nicht zu erreichen. Sah auch nicht was zu tun war, denn hier oben gab es für mich nichts zu tun. Hier war alles perfekt!

Solche Momente, das erkannte ich sehr schnell, waren kostbare Momente. In diesen Augenblicken konnte ich Antworten finden, eröffneten sich Lösungen, die ich nie für möglich gehalten hätte. So, als wäre ich in einer anderen Welt und würde mein eigenes Leben als Zuschauer betrachten. Ich habe hier viel erfahren über mich, mein Leben, den Garten und die Natur. Viel davon habe ich in den ersten Jahren mit nach Hause genommen. Heute muss ich nicht zwangsläufig immer auf »meinen Berg«. Heute reicht es in der Regel, wenn ich mich in meinen Garten auf eine Bank setze und zur Ruhe komme. Da finde ich meistens die gleichen Antworten. Gerne teile ich mittlerweile meine Erfahrungen, mein Wissen mit anderen Menschen, tausche mich aus und gebe es weiter.

Der Garten ist ein Ort, der auch bei uns in den letzten Jahren, im letzten Jahrzehnt immer mehr in den Fokus geraten ist. Was man von unserem Nachbarland England her kennt, dass Gärtnern stilvoll und durchaus salonfähig ist, setzt sich seit geraumer Zeit auch in unseren Köpfen fest. Mit Begeisterung schauen wir über den Gartenzaun, suchen in fremden Gärten nach neuen Ideen und ausgefallenen Pflanzenschätzen. Gartenreisen haben Hochkonjunktur! Doch noch etwas anderes bringt diese Gartenleidenschaft mit sich: eine Rückbesinnung, fast schon einen Rückzug in die Natur, in den Garten. Das Gegenstück zu unserer lauten, hektischen und technisierten Welt finden wir im Garten und der Natur. Dieser Ort wird zu einem Platz, an dem man wieder Ruhe findet, sich aus dem Geschehen ausklinkt und auftankt, wieder zu Kräften kommt. Der Garten wird zu einer Art Lebensphilosophie, wie es Felizita Söbbecke beschreibt. Aber nur, wenn man den Mut hat, sich aus den Fängen des Alltags zu befreien und sich auf das Spiel des Gartens einzulassen. Wenn man sich Auszeiten aus dem normalen Geschehen nimmt und bewusst einen Schritt in eine andere Richtung geht. Dann hat man die Möglichkeit das zu entdecken, was schon alle alten Gärtner und Gartenphilosophen wussten: Dass im Garten das Beobachten, Erforschen und Staunen so wichtig ist. Die Achtsamkeit gegenüber der Schöpfung und das ständige Hinterfragen seines eigenen Tuns. Kein guter Gärtner hat in früherer Zeit seine Obstbäume beschnitten ohne im Sommer zu beobachten, wie dieser Schnitt sich auf die Pflanze auswirkte. Wie sie nach dem Schnitt wuchs und ob das, was er getan hatte sich wirklich so entwickelte wie er sich das vorgestellt hatte. Es war ihm bewusst, dass alles im Garten nach bestimmten Gesetzen funktionierte, die es zu studieren lohnte. Nichts ist umsonst oder überflüssig, alles hat seinen Sinn. Jedes Tier, jede Pflanze hat seine Aufgabe, auch wenn sich uns diese vielleicht nicht sofort erschließt.

Das ist allerdings etwas, was unserer Gesellschaft heute sehr schwerfällt: Sich einzulassen, mal nichts zu tun, zu beobachten wie sich die Dinge von alleine entwickeln. Es gehört Mut dazu nicht sofort einzugreifen, mal etwas laufen zu lassen und es nicht sofort in seinem Sinne lenken zu wollen. Denn, wenn wir ehrlich sind, fehlt uns oft der Überblick. Wir haben nicht immer die Möglichkeit um die Ecke zu blicken und zu sehen, was da noch kommt. Wie oft hat sich etwas, was sich im ersten Moment als furchtbar erwies, später im Rückblick als Segen herausgestellt. Es ist das Abwarten, das Sich-entwickeln-lassen, was einem der Garten beibringt. Ein gewisses Maß an Gelassenheit und Vertrauen. Der Garten ist ein guter Lehrmeister, wenn wir den Mut haben uns auf diese Partnerschaft einzulassen. Wenn wir mit ihm zusammenarbeiten und nicht versuchen unsere eigenen Vorstellungen, wie die Dinge zu sein haben, auf ihn umzulegen.

Wenn man mit den Jahren ein gewisses Maß an Lebenserfahrung hat, dann weiß man eigentlich, wie fragil das Leben manchmal sein kann. Und wie wenig wir alleine mit unserem Verstand, ohne unser Gefühl und Herz, die Geschicke wirklich lenken können. Dass vieles nicht berechenbar ist und wie dankbar wir eigentlich sein dürfen. Als Gärtner oder Gärtnerin weiß man mehr als alle anderen, wie gut das Leben es eigentlich mit uns meint, dass das was wir säen seine Pracht entfaltet, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Dass vieles jedoch auch ein Geschenk ist, wir das wenigste selbst machen und schon gar nicht erzwingen können. Gerade der Garten lehrt uns dies wie kein anderer. Und doch müssen wir deshalb nicht auf unsere Träume, unsere Vorstellungen verzichten. Wenn wir uns dem Spiel des Lebens anvertrauen, dann geschehen viele Dinge von ganz alleine. Vielleicht nicht gerade zu dem Zeitpunkt und an dem Ort, wo wir uns das wünschen, aber sie geschehen und – das ist das Schönste daran – dann oft ganz mühelos und viel schöner als wir es uns vorgestellt haben.

Schon immer hatte ich mir die Leichtigkeit von Verbena bonariensis in meinem Garten gewünscht. Ich hatte Bilder von glanzvollen Staudenrabatten im Kopf, malte mir aus wie schön das bei mir aussehen würde. Mir war wohl bewusst, dass diese Pflanze hier oben nicht winterhart ist, aber sie würde sich aussamen und das sollte reichen. In anderen Gärten tat sie dies schließlich auch, so dass die Gartenbesitzer sie teilweise schon als Unkraut titulierten. Doch bei mir war es eben nicht so. Egal was ich anstellte, ob ich sie pflanzte, Gartenfreunde sie mir mitbrachten, bis auf ein paar spärliche Pflanzen gab es nichts. Sie wollte bei mir einfach nicht wachsen, egal wie viel Mühe ich mir auch gab. Dann erweiterte ich meinen Garten um einen Gemüseacker und siehe da, dort keimte sie plötzlich an allen Ecken und Enden, überzog das Feld mit ihren blauen Blüten. Und dann war sie plötzlich auch in meinem alten Garten. Als ich aufgrund meines Feldes nicht mehr so viel Zeit hatte mich um diesen zu kümmern, wuchs sie auch dort. Denn Verbena bonariensis braucht Wärme zum Keimen, das heißt, sie ist eine der letzten Pflanzen, die kommen. In der Regel hatte ich um diese Zeit meine Beete schon einmal durchgeharkt, das Unkraut entfernt und wohl auch die jungen Keimlinge, die noch nicht zu sehen waren.

Unser einheimischer Wiesenbärenklau wird oft mit der Herkulesstaude verwechselt, ist aber wesentlich kleiner und vergleichsweise ungefährlich.

Die Schöne aus dem Kaukasus

Es gibt ein schönes altes Schloss mit einem wundervollen wilden Garten. Dort dürfen Pflanzen noch wachsen, wie sie wollen. Da gibt es auch Tiere, die man sonst nicht mehr sehen kann. Und doch gab es im großen Garten des alten Schlosses jemanden der ganz traurig war. Wenn man genau hinhörte konnte man das herzzerreißende Schluchzen hören. Auch die Sonne vernahm den Kummer. Sie senkte ihre Strahlen auf die Erde und fragte die große aufrecht wachsende Blume mit den schönen weißen Blütenköpfen: »Was ist los mit Dir? Warum weinst Du?«

»Schau mich doch an«, schluchzte die Blume. »Schau wie leer meine großen Blütendolden sind. Früher gab es um sie herum ein einziges Gesumme und Gebrumme, so viele Bienen und Insekten sind auf mir herumgetollt. Ich habe es richtig genossen. Da war immer etwas los. Wir hatten viel Spaß miteinander und ich war nie alleine. Doch jetzt, schau es Dir an, da ist fast keiner mehr!«

»Warum ist das so?«, fragte die Sonne die stattliche Blume, die jetzt nicht nur traurig, sondern auch richtig wütend geworden war. »Die Menschen«, sprach die Blume, »sie passen einfach nicht auf! Die Menschen kapieren es nicht, sie mähen alles mögliche ab, damit es ordentlich aussieht!«

»Ordentlich«, schnaubte die große Blume weiter, »da darf nirgendwo etwas wachsen, kein Kräutlein darf mehr zu sehen sein. Und wovon sollen bitteschön meine Freunde leben, wenn alles kurzgeschoren und ordentlich ist? Sie brauchen Blumen, die blühen und keinen Beton und Asphalt. Du musst sie mal hören, die Bienen, wie sie jammern, denn das Mähen ist ja nur die eine Sache. Viel schlimmer sind die Spritzpistolen, mit denen die Menschen alles vergiften, sogar sich selbst! Aber das merken sie gar nicht, kapieren es einfach nicht. Sie sind so beschäftigt, haben keine Zeit, kümmern sich nur um ihre Arbeit und das Geldver dienen. Sie sehen die kleinen, einfachen Dinge im Leben gar nicht mehr, merken auch gar nicht, dass sie genauso krank werden wie die Bienen. Selbst jetzt, wo es den Bienen immer schlechter geht, sie so geschwächt sind, dass sie sich noch nicht einmal gegen lästige Parasiten wehren können, verstehen die Menschen es immer noch nicht. Ich frage mich manchmal, wozu sie ihren Kopf haben!« Die stattliche Blume hatte sich so richtig in Rage geredet. Sie war so wütend, dass die Funken nur so sprühten.

Als die Sonne das sah, hatte sie eine Idee! »Ich werde Dir helfen«, versprach sie, »vielleicht können wir die Menschen wachrütteln.« Die Blume verzog verächtlich das Gesicht, so als wollte sie sagen, da wäre alle Mühe umsonst. Doch sie hörte der Sonne aufmerksam zu, obwohl sie daran zweifelte, ob die Menschen jemals zur Besinnung kämen. Was sollte denn sonst noch alles passieren, damit sie endlich zum Umdenken bewogen werden konnten. War es denn nicht schon schlimm genug?

»Vielleicht kann ich dir mit meinen Strahlen helfen«, sagte die Sonne. »Deine Wut und meine Strahlen sollten dafür sorgen, dass die Menschen, wenn sie dir zu nah kommen, sich erst einmal ordentlich verbrennen. Vielleicht fällt ihnen dann auf, wie alleine du bist, wie sehr du deine Freunde vermisst«.

»Meinst du wirklich, dass das funktionieren könnte?«, fragte die Blume zweifelnd. »So wie ich die Menschen kenne, schieben sie nur wieder alles mir in die Schuhe und es geht nicht nur den Insekten an den Kragen, sondern auch mir.«

»Das schaffen sie gar nicht« tröstete die Sonne die stattliche Blume, »denn du bist so schön und so kräftig, dass sie dich nicht wirklich gefährden können. Außerdem wird es Menschen geben, die deinen Wert erkennen, die verstehen, dass wir beide nur den Insekten und der Natur helfen wollen. Und diese Menschen werden dich beschützen. Es werden nicht viele sein am Anfang. Aber du wirst sehen, wenn sich einer traut, dann trauen sich immer mehr, dann verstehen immer mehr Menschen, worum es geht und dass Ordnung nicht alles ist, sondern uns den schönsten Spaß am Leben nimmt. Du wirst schon sehen, habe Geduld und vertraue mir,« entgegnete die Sonne.

Lange Zeit sah es so aus, als sollte die Schöne aus dem Kaukasus Recht behalten. Eigentlich hatten die Menschen die stattliche Blume vor langer Zeit selbst in diese Gegend geholt, weil sie sie so schön und bezaubernd fanden. Weil sich die Rehe und Hasen unter ihren großen Blättern so gut verstecken und dem Fuchs ein Schnippchen schlagen konnten, wenn er sie suchte und leise durch das Feld schlich. Daran dachten die Menschen jetzt nicht mehr, hatten es einfach vergessen. Jetzt wetterten sie gegen diese schöne Pflanze und sagten, sie sei gefährlich und sie würde die einheimischen Pflanzen bedrängen sowie ihnen ihren Raum nehmen. Deshalb müsste sie bekämpft und sollte sie vertrieben werden.

Wie alles begann

Der Garten ist die Begegnung mit der Natur in einer Form, die uns tief prägt. Durch das Zusammenspiel vom Menschen, der sich durch seine Kreativität einbringt, und das Wesen von Pflanzen, die uns nähren, heilen und versorgen, entsteht eine Symbiose die nicht immer mit dem Verstand erklärt werden kann.

Magdalena Kühn

Seit nunmehr zwölf Jahren lebe ich auf diesem kleinen Resthof im Bayerischen Wald. Wir haben Internet, wenn auch kein sehr schnelles, Strom und auch sonst alle Annehmlichkeiten der Zivilisation. Und doch scheint es mir oft, als lebe ich in einer anderen Welt als die meisten von uns. Hier auf »meinem Berg«, wie ich die »Einöde« um mich herum oft scherzhaft nenne, gehen die Uhren noch anders. Obwohl die Metropolen Passau und Regensburg nicht mal eine Stunde entfernt sind, lebe ich hier oben doch in einer Art Oase. Fern des geschäftigen und hektischen Treibens tauche ich ein in den Garten und die Natur, in den Rhythmus der Jahreszeiten, vor allem dann, wenn ich den Berg nicht jeden Tag verlassen muss.

Das heißt nicht, dass ich ein Leben in Verzicht und Askese übe, sondern dass ich ein Leben lebe, welches ich selbst bestimme, das meinem tiefsten Inneren entspricht und das mich glücklich macht. Ich brauche keine Erdbeeren an Weihnachten. Warum nicht? Weil sie einfach nicht schmecken! Wer einmal im Sommer die Erdbeersorte ›Mieze Schindler‹ direkt aus dem Garten mit der Hand in den Mund gesteckt hat, der verzichtet liebend gern auf alles, was da im Winter an Erdbeeren zu uns kommt. Zumal ich als Gartenbauingenieurin auch weiß, wie diese Früchte produziert und behandelt werden, damit sie so knackig und frisch bei uns ankommen. Das kenne ich aus eigener Erfahrung, dass es meinem Körper nicht guttut, auch wenn immer wieder gerne das Gegenteil behauptet wird. Doch um diese Dinge festzustellen, um überhaupt zu erkennen was tut mir gut und was nicht, was will ich überhaupt und was wollen die anderen, brauche ich die Ruhe und Abgeschiedenheit meines Gartens. Um reflektieren zu können muss ich mich vom Leben da draußen auch einmal zurückziehen können. Einen Platz haben, einen Ort, wo ich genau das auch realisieren kann. Wenn ich im täglichen Alltag beschäftigt bin, nicht mehr weiß, was ich zuerst tun muss vor lauter Arbeit, dann kommt die Zeit, wo ich nur noch funktioniere, ein Pingpongball aller anderen bin, aber kein selbstbestimmtes Leben mehr führe. Und genau das, denke ich, macht uns so krank und führt dazu, dass wir alle nicht mehr wissen wo uns der Kopf steht. Viele Menschen, vor allem auch die jungen Menschen, steigen dann aus, können einfach nicht mehr und sind am Ende ihrer Kraft.

Unsere Gesellschaft steht vor einem großen Umbruch. Das Alte funktioniert nicht mehr und das Neue hat noch keinen Fuß gefasst. Neue Ideen müssen erst reifen und in die Tat umgesetzt werden. Und nicht, wie so oft, aus Angst vor Veränderung im Keim erstickt werden. In solchen Zeiten ist gerade die Demokratie anfällig für Strömungen, die viele nicht gerne sehen, die aber durchaus in diesem System ihren Platz haben. Wo es gut ist, dass sie gesehen werden, denn sie zeigen eigentlich nur die Ängste und Unsicherheiten der Menschen, die nicht wissen wohin es geht. In solchen unruhigen Zeiten besinnt man sich gerne auf die Wurzeln, sucht in vertrauten Dingen Halt und Zuversicht. Das ist in sehr vielen Fällen die Natur, der Wald, aber auch der Garten und das Brauchtum. Wir Menschen hier in Mitteleuropa sind geprägt von vielen Strömungen, vielen Wurzeln. Schon immer gehörte Deutschland zu einem Land, durch das viele Völker auf ihrem Weg von Ost nach West zogen und somit unser Leben, unsere Kultur geprägt haben. Da ist einmal das Christentum, aber auch die Kultur der Kelten und Germanen, die in ihren Wurzeln fast identisch scheinen: Immer geht es um das Licht, die Liebe. Die Kelten und Germanen fanden das in dem was sie umgab, der Natur, der Vegetation und dem Kosmos – der Sonne und dem Mond. Hier gab es das Nährende, das Gefühl von getragen und behütet sein, eingebunden in das große Ganze, in den Kosmos. Waren die Zeiten noch so schwer und hart, die Sonne ging am nächsten Morgen wieder auf. Darauf konnte man sich verlassen.

Den Menschen im digitalen Zeitalter scheinen diese verlässlichen Komponenten zu fehlen, diese Sicherheit und dieser Halt. Denn wir haben uns im Zeitalter der Industrialisierung, in dem wir dem Verstand die Oberhand gegeben haben, nicht nur von unserem Herzen und Gefühl abgeschnitten, sondern auch von der Natur, von unseren Wurzeln. Wenn wir weiter auf dieser Erde leben wollen, ist unsere Aufgabe in diesen turbulenten Zeiten diesen Planeten zu achten und zu ehren und ihn nicht weiter auszubeuten und mit Füßen zu treten. Wir wären überrascht, wie gut und in welchem Reichtum wir hier leben könnten, wenn wir endlich mal bereit wären genauer hinzusehen, das zu verstehen, was das Leben uns eigentlich zeigen will. Doch dazu braucht man eben diese Ruhe, diese Stille und Abgeschiedenheit, damit man wieder zu sich selber finden und spüren kann, um überhaupt in der Lage zu sein, Entscheidungen für sich selber zu treffen. Der Garten und die Pflanzen, die uns umgeben sind dabei eine große Hilfe. Doch es braucht dazu nicht immer eine 7.500 m² große Fläche mit Feld, Garten und Wiese, wie ich es habe. Dazu reicht ein Balkon oder ein Baum, der einem noch nicht einmal gehört, oder ein stiller Ort an der Donau. Oasen gibt es viele, viele mehr als wir denken. Sie sind überall, sogar in der Stadt.