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Mit diesem Buch begibt sich Reinhard Brose, der 1964 aus der DDR floh und seit 1974 dänischer Staatsbürger ist, auf eine aufschlußreiche Reise durch sein Leben, das zunächst geprägt ist durch seine Berufstätigkeit als Lehrer für Deutsch und Dänisch in Dänemark, ihn aber nach Pensionierung als Studiendirektor in den letzten zwanzig Jahren zum Großteil als Reiseleiter nach Ägypten führte. Er hat sich intensiv mit dem Leben und der Kultur der bereisten Länder befaßt und läßt den Leser teilhaben an seinen zahlreichen Eindrücken und Erlebnissen.
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Seitenzahl: 224
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Reinhard Brose
Glückliche Reise
Erinnerungen
AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG
FRANKFURT A.M. • WEIMAR • LONDON • NEW YORK
Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit. Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.
©2014 FRANKFURTER LITERATURVERLAG FRANKFURT AM MAIN
Ein Unternehmen der Holding
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Medien- und Buchverlage
DR. VON HÄNSEL-HOHENHAUSEN
seit 1987
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Lektorat: Dr. Helga Miesch
ISBN 978-3-8372-1600-4
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Willkommen auf der Welt!
„Mein Teddy soll den Himmel sehen!“
„Das habt ihr den Bonzen in Berlin zu verdanken!“
Besetzt oder befreit?
Nochmal davongekommen – oder: Der Segen der späten Geburt
Ein ordentlicher Knall
„In der allergrößten Not …“
Wie unvorsichtig (wie dumm) kann man bloß sein?
Doppelte Sprache / Doppeltes Denken
„Glückliche Reise!“
Die Schlinge wird zugezogen / Der Knoten wird geknüpft
Nahkontakt
Im Kreml brennt noch Licht…
Als das Licht ausging
Ein Kinder- und Jugendfreund
Trotz allem: Eine gute Kindheit
Das Vaterland und seine Hymne
Eine neue Elite
Die Lehrer und der Unterricht in Wickersdorf
Politische Erziehung und „gesellschaftliche Arbeit“
Das Ende einer Epoche in Wickersdorf
Brose I, Brose II und Brose III
SEX??
Freie Wahl
Ein Jahr in Ostberlin
Rote Grütze mit Sahne
„Niemand denkt daran, in Berlin …“
Der Fluch des späten Erwachens
Am Nordischen Institut in Greifswald
Objektivismus
Giro 413
Ein Schwede in Nöten
Von der Liebe zu den Mitmenschen
Der Giftschrank
Die Ostsee - ein Meer des Friedens
Im Scheinwerferlicht der Stasi
Eine Chance?
„Dann können Sie weitergehen!“
„Du bist verhaftet!“
Ein neues Leben beginnt
Eine andere Welt
Nachtleben
Das Leben auf dem Berg
Auf dem grünen Zweig
Menü oder Eintopf?
Entweder – oder
Wie man zum Pädagogen wird
Auf hohem Rosse
Farbwechsel
Ein Wiedersehen
Ein Schlußpunkt
Die chinesische Mauer
Das ewige Rußland
(N)ostalgie
Lokalpatriotismus, Heimat und Vaterland
Die Faszination einer Grenze
„Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist.“
Ägypten
Die Ägypter
Das Wichtigste auf einer Reise
„Wer einmal Reiseleiter war…“
Eine Fahrt nach Abu Simbel
Die angenehmen Seiten des Urlaubs
Das Ende der Reise
Vorwort
Die ersten zwei Drittel des Buches beruhen auf einigen Erzählungen, die ich auf dänisch geschrieben habe, und die im Jahre 2012 unter dem Titel „Et liv uden opskrift“ („Ein Leben ohne Rezept“) im Historia-Verlag in Odense erschienen sind.
Bei der deutschen Version handelt es sich nicht einfach um eine Übersetzung, sondern vielmehr um eine Bearbeitung des ursprünglichen Textes – einerseits, weil sich der mit einigen innenpolitischen Problemstellungen in Dänemark beschäftigt, die für deutsche Leser kaum von Interesse sein dürften – und andererseits, weil dänische Leser natürlich nicht die gleichen Voraussetzungen haben, wenn es sich um deutsche Verhältnisse handelt.
Im letzten Drittel beschäftige ich mich vor allem mit den letzten zwanzig Jahren, die ich zum großen Teil in Ägypten verbracht habe. Nach meiner Pensionierung als Studiendirektor an einem dänischen Gymnasium habe ich dort lange Zeit als Reiseleiter für skandinavische Touristen gearbeitet und hatte die Möglichkeit, mich eingehend mit der ägyptischen Geschichte und der Gegenwart des Landes zu beschäftigen – ohne mich deswegen zum „Experten“ aufschwingen zu wollen. Alles in allem war mein Leben eine etwas ungewöhnliche, aber doch ganz interessante Reise durchs Leben, die zum großen Teil recht glücklich verlaufen ist.
Willkommen auf der Welt!
Ich wurde Ende 1941 geboren und bin zweifelsohne das Ergebnis eines Fronturlaubs meines Vaters. Meine Mutter war bei ihren Eltern eingezogen, um in deren Haus ihr zweites Kind sicher zur Welt bringen zu können. Als die Geburt unmittelbar bevorstand, wurde die Hebamme gerufen, die dann auch schnell zur Stelle war. Ein junges Mädchen aus der Ukraine – eine sogenannte „Ostarbeiterin“ – schleppte ihre schwere Tasche. Sie bekam den Bescheid, daß sie draußen vor der Tür warten solle, bis die Geburt überstanden war, obwohl es ein sehr ungemütlicher Abend war; es goß in Strömen und war ungewöhnlich kalt für die Jahreszeit.
Meine Mutter war im ersten Stock im Schlafzimmer ihrer Eltern untergebracht worden; und während die Hebamme dort ihrer Arbeit nachging, stand die junge Ukrainerin (sie war wohl nicht älter als sechzehn oder siebzehn Jahre) vor dem Haus und fror wie ein kleiner Hund. Das paßte meiner Großmutter jedoch gar nicht. Sie holte die Ostarbeiterin in ihre Wohnküche, damit sie sich am Herd wärmen konnte. Anschließend gab sie ihr eine „Butterbemme“ und eine große Tasse „Muckefuck“. („Echter Bohnenkaffee war ja bereits eine Mangelware.) Das Mädchen weinte vor lauter Dankbarkeit.
Als die Hebamme nach wohlüberstandener Arbeit in die Küche kam und die junge Frau am Tisch sitzen sah, war sie ganz von Sinnen und schrie meine Großmutter an: „Bist du denn völlig verrückt, so eine ins Haus zu lassen? Willst du uns beide ins KZ bringen?“ Aber da war sie bei meiner Großmutter an die falsche Adresse gekommen: „Willst du das arme Ding bei dem Wetter wirklich vor der Tür stehen lassen? Wenn wir auch mit den Russen im Krieg sind, so können wir uns wohl trotzdem noch wie zivilisierte Menschen benehmen!“
Damit war jede Diskussion beendet. Oben im Schlafzimmer schrie ein großer und starker Junge aus vollem Hals, bis er an Mutters Brust gelegt wurde.
„Mein Teddy soll den Himmel sehen!“
Die Männer in der Familie meines Vaters waren mehrere Generationen hindurch Tischler. Er selbst wählte – zum Verdruß Großvaters – einen anderen Beruf und ließ sich zum Elektroschweißer ausbilden. Schon im Frühjahr 1934 meldete er sich freiwillig zur Reichswehr. Wahrscheinlich wollte er vor allem den Verhältnissen zuhause entkommen; als einziger Sohn der Familie und damit Großmutters Liebling fühlte er sich bestimmt ziemlich eingeengt.
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