GO VISTA: Reiseführer Bremen - Ulf Buschmann - E-Book

GO VISTA: Reiseführer Bremen E-Book

Ulf Buschmann

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Beschreibung

Über das Reiseziel Bremen Für die Bremerinnen und Bremer ist die Bezeichnung "Dorf an der Weser mit Straßenbahn" Ausdruck für die Qualitäten der Metropole im Nordwesten: kurze Wege, verbunden mit allen Annehmlichkeiten einer Halbmillionen-Stadt. Besucher und Einheimische, im hiesigen Dialekt von buten (draußen) und binnen (drinnen), preisen das weltoffene Klima, das nicht zuletzt durch die Bremer Hansekogge versinnbildlicht wird, deren Vorbilder schon vor über 600 Jahren in die Welt fuhren. Die Ladung in ihren Bäuchen, wie edle Gewürze und Stoffe, machte die hiesigen Kaufleute reich. Im Zentrum der Stadt steht der überlebensgroße Roland, der mit Schwert und Schild auf dem Marktplatz über die Freiheit Bremens wacht und das Symbol der Eigenständigkeit ist. Um das Standbild herum gruppieren sich jene Bauten, in denen die Geschicke der Stadt beziehungsweise des kleinsten Bundeslandes gelenkt werden: Rathaus, Dom, Haus der Bürgerschaft und der Schütting, das Haus der Handelskammer. Die Bremer Stadtmusikanten und den Roland kennt jeder. Aber hier entstehen auch Teile der "Ariane 5"-Trägerrakete. Wissenschaft erfühl- und erlebbar machen, das funktioniert im Erlebnismuseum Universum Science Center. Ergänzt wird diese Art der Wissensvermittlung in Bremens kleiner Schwester Bremerhaven mit dem Klimahaus und dem Auswandererhaus.

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Seitenzahl: 289

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BREMEN

DER AUTOR

Ulf Buschmann, Jahrgang 1966, lebt und arbeitet als Journalist in Bremen. Über seine Geburts- und Heimatstadt hat er in den vergangenen Jahren bereits einige Bücher geschrieben und ist außerdem für mehrere regionale und bundesweit erscheinende Magazine und Zeitschriften tätig. Seine Schwerpunkte sind Politik und Wirtschaft.

Inhalt

Willkommen in Bremen

Top 10 & Mein Bremen

Top 10: Das müssen Sie gesehen haben

Mein Bremen: Lieblingsplätze des Autors

Stadttouren

Einmal um’n Pudding

Von der Überseestadt zum Übersee-Museum

Streifzüge

Bummel durchs »Viertel«

Universum® Bremen und Rhododendron-Park mit botanika

Vegesack – Bremens maritimes Herz

Schwesterstadt an der Wesermündung:Bremerhaven

Die Bremer Schweiz – Wald, Wiesen und Geestrücken

Worpswede – Künstlerkolonie im Moor

Helgoland

Vista Points – Sehenswertes

Museen und Galerien

Straßen und Viertel

Kirchen

Parks und Gärten

Architektur und andere Sehenswürdigkeiten

Erleben & Genießen

Übernachten

Essen und Trinken

Nightlife

Kultur und Unterhaltung

Shopping

Mit Kindern in der Stadt

Erholung und Sport

Chronik

Daten zur Stadtgeschichte

Service von A bis Z

Service von A bis Z

Register

Bildnachweis, Danksagung und Impressum

   Zeichenerklärung

Top 10Das müssen Sie gesehen habenMein BremenLieblingsplätze des AutorsVista PointMuseen, Galerien, Architektur und andere SehenswürdigkeitenKartensymbol: Verweist auf den Link zu den Offline-Karten im Buch sowie zu Google Maps.

Willkommen in Bremen

Für die Bremerinnen und Bremer ist die Bezeichnung »Dorf an der Weser mit Straßenbahn« Ausdruck für die Qualitäten der Metropole im Nordwesten: kurze Wege, verbunden mit allen Annehmlichkeiten einer Halbmillionen-Stadt. Besucher und Einheimische, im hiesigen Dialekt von buten (draußen) und binnen (drinnen), preisen das weltoffene Klima.

Im Zentrum der Stadt steht der überlebensgroße Roland, der mit Schwert und Schild auf dem Marktplatz über die Freiheit Bremens wacht und das Symbol der Eigenständigkeit ist. Um das Standbild herum gruppieren sich jene Bauten, in denen die Geschicke der Stadt beziehungsweise des kleinsten Bundeslandes gelenkt werden: Rathaus, Dom, Haus der Bürgerschaft und der Schütting, das Haus der Handelskammer.

Die Bremer Stadtmusikanten und den Roland kennt jeder. Aber hier entstehen auch Teile der »Ariane 5«-Trägerrakete. Wissenschaft erfühl- und erlebbar machen, das funktioniert im Erlebnismuseum Universum® Bremen. Ergänzt wird diese Art der Wissensvermittlung in Bremens kleiner Schwester Bremerhaven mit dem Klimahaus® und dem Auswandererhaus.

Bremen, das sind auch historische Stadtviertel wie der Schnoor oder das Ostertor mit den typischen Altbremer Häusern. Auch Freunde der maritimen Lebensart kommen nicht zu kurz, etwa an der Weserpromenade Schlachte.

Wer es eher ruhig und beschaulich mag, sollte Bremens reizvolle Umgebung mit den zahlreichen Naturschutzgebieten entdecken oder das Künstlerdorf Worpswede besuchen.

Blick auf die Schlachte mit der neuen Attraktion, der »Alexander von Humboldt«

Top 10 & Mein Bremen

Top 10: Das müssen Sie gesehen haben

Rathaus und Roland

S. 8, 9 f., 50E5/6/Google Map

Sie sind Herz und Hirn der Stadt und stehen auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.

Böttcherstraße

S. 14 f., 40E5/Google Map

Die Böttcherstraße verbindet Marktplatz und Weserufer. Die beeindruckenden Häuser wurden in den 1920er und 1930er Jahren u.a. von Bernhard Hoetger gestaltet.

Schlachte

S. 15 f., 42, 54, 60, 76E5/Google Map

Die Schlachte ist seit über zehn Jahren Flanier- und Genussmeile mit den größten Biergärten der Stadt.

Schnoor

S. 16, 42 f., 54, 68E6/Google Map

Einst wohnten im ältesten Quartier Bremens Fischer und Handwerker, heute arbeiten hier vor allem Kunsthandwerker.

Überseestadt

S. 18 ff., 43 f., 69A1–D3/Google Map

Wo sich früher die Häfen befanden, entwickelt sich ein neuer Stadtteil, in dem Neu und Alt gekonnt in Szene gesetzt werden.

Das Viertel

S. 22 f., 54, 60E/F6/7/Google Map

Der Ortsteil zwischen Innenstadt und Schwachhausen ist der klassische Szenetreffpunkt und mit Abstand das Viertel mit dem niedrigsten Durchschnittsalter.

Universum® Bremen

S. 23 f., 38 f., 72, 73 f. nördl. A8/9/Google Map, aC4/Google Map

Klein und Groß erleben hier Wissenschaft zum Anfassen.

Vegesack

S. 25 f., 42, 69bA–bC1–6/Google Map

Die große maritime Geschichte des Stadtteils lässt sich auf der »Maritimen Meile« erlaufen – unter anderem am ersten künstlich angelegten Hafen Deutschlands.

Bremerhaven

S. 26 ff. nördl. aA2/Google Map

Kein Besuch Bremens ohne einen Abstecher in die Stadt, in der das maritime Tourismuszentrum Havenwelten mit dem Klimahaus® und das Deutsche Auswanderer-Haus zu finden sind.

Künstlerdorf Worpswede

S. 30 f. aA4/Google Map

Die Ende des 19. Jahrhunderts gegründete Lebens- und Arbeitsgemeinschaft war Heimat vieler Ex- und Impressionisten. Von ihrem Ruhm lebt der Ort noch heute.

Mein BremenLieblingsplätze des Autors

Liebe Leser,dies sind einige besondere Orte dieser Stadt, an die ich immer wieder gern zurückkehre. Eine schöne Zeit in Bremen wünscht Ihnen

Ulf Buschmann

Kunsthalle

S. 16 f., 36E6/Google Map

Das Museum von Weltrang zeigt die europäische Kunst der letzten 600 Jahre. Nach der Erweiterung und Modernisierung ist sie eindrucksvoller als zuvor.

Mittelsbüren und Moorlose Kirche

S. 49 f. aC2/Google Map

Eine Mischung aus Weserduft, den Resten dörflichen Lebens und Natur.

Strandlust Vegesack

S. 55bC2/Google Map

Direkt am Fähranleger gelegen, bietet das Café einen wunderbaren Weserblick. Im Sommer lockt der große Biergarten.

Shakespeare im Park

S. 64, 88B7/Google Map

Die Klassiker von Shakespeare führt die Bremer Shakespeare Company im Sommer traditionell im Bürgerpark auf. Die Atmosphäre ist einzigartig, deshalb muss man sich um Karten rechtzeitig bemühen.

Stadtwerder und Werdersee

S. 77 f. F5–H9/Google Map

Die durch den Werder gebildete Flussinsel ist eine Oase der Ruhe, obwohl sie gegenüber dem Stadtzentrum liegt.

Stadttouren

Einmal um’n Pudding

VormittagRoland – Marktplatz – Rathaus – St. Petri Dom – Haus der Bürgerschaft – Bremer Stadtmusikanten – Unser Lieben Frauen – Schütting – Böttcherstraße – St.-Martini-Kirche.

MittagessenIn einem der Restaurants an Bremens Flaniermeile Schlachte.

Später NachmittagSchnoorviertel – Kunsthalle – Gerhard-Marcks-Haus – Wilhelm Wagenfeld Haus – Wallanlagen – Mühle Am Wall – Sögestraße.

Eines sei gleich vorweg gesagt: Wer sich in der Bremer Innenstadt bewegt, dem steht an nahezu allen Punkten freies WLAN zur Verfügung. Wer daher seinen Rundgang mit Online-Unterstützung starten möchte, sollte aus der Liste der angezeigten WLAN-Netze einfach das Netz „Free-Key Bremen“ auswählen. Dann nur die Allgemeinen Geschäftsbedingungen akzeptieren und schon geht‘s los.

Seit Jahrhunderten hat er seinen Platz nicht verlassen, exakt seit 1404. Wuchtig und groß steht er da. Allein die Figur misst 5,55 Meter, vom Dach des Baldachins bis zum Boden sind es 10,22 Meter. Der RolandE5/Google Map ist Mittelpunkt des Marktplatzes, das Wahrzeichen der Freien Hansestadt Bremen und im Jahr 2004 zusammen mit dem Rathaus von der UNESCO zum »Welterbe der Menschheit« ernannt worden. Für Besucher und Einheimische ist er ein beliebter Treffpunkt.

Der Roland wacht über die Freiheit der Stadt Bremen

Im Mittelalter stellten viele Städte ein Standbild eines Ritters mit Schwert auf, der den Namen Roland trug – heute sind vor allem in Sachsen-Anhalt noch einige Rolande erhalten, zum Beispiel in Halle an der Saale oder Quedlinburg. Der berühmteste ist jedoch der Bremer Roland.

Die erste Rolandstatue Bremens bestand aus Holz und soll von Kriegern des Erzbischofs Albert II. in der Nacht vom 28. auf den 29. Mai 1366 abgefackelt worden sein. Der steinerne Roland wurde erst 1404 aufgestellt. Mit der Figur machten die Bremer Bürger dem Klerus klar, dass sie gar nicht daran dachten, sich der Kirche unterzuordnen. Die vom Roland verkörperten Tugenden wie Selbstbewusstsein gegenüber der Obrigkeit und Weltoffenheit haben sich die Bremer bis heute bewahrt, auch wenn sie bisweilen als »stieselig«, also starrköpfig, bezeichnet werden. Sie lieben ihre Stadt, die alle Vorzüge einer 500.000-Einwohner-Großstadt bietet und doch eine Stadt der kurzen Wege ist. Wer hier wohnt, findet alles Lebensnotwendige »gleich um’n Pudding«, was so viel heißt wie »gleich um die Ecke«.

Die Gebäude, die sich rund um den MarktplatzE5/6/Google Map, auch Bremens »gute Stube« genannt, erheben, sind architektonisch großzügig gestaltet. Und so fällt der Blick auf das RathausE5/6/Google Map, das von 1405 bis 1410 erbaut und 1605 bis 1612 umgestaltet wurde. Die Baumeister erschufen eine durch und durch üppige Fassade mit Standbildern des Kaisers und von sieben Kurfürsten des Reiches an der zum Marktplatz gewandten Längsseite, westlich flankiert von den berühmtesten Weisen des Altertums wie Platon und Aristoteles. Der von 1909 bis 1913 hochgezogene Anbau, der als »Neues Rathaus« bezeichnet wird, fällt dagegen erheblich schlichter aus. Im Rathaus wird Politik gemacht, dort tagt der Senat, dort hat der Präsident des Senats und der Regierungschef des kleinsten Bundeslandes seinen Sitz. Wie dessen Amtszimmer aussieht, wissen eine ganze Menge Bremerinnen und Bremer, denn so wie die Atmosphäre der Stadt ist auch das Rathaus: offen.

Zur »Internationalen Nacht der Jugend«, zum »Bundesdeutschen Tag des Denkmals« oder zu anderen Anlässen stehen die Türen weit auf – der Senatspräsident oder einzelne Senatoren führen persönlich durch die Räume wie »Obere« und »Untere Rathaushalle«, »Güldenkammer«, »Senatssaal« und »Kaminzimmer«. Während oben an Bremens Geschicken gefeilt wird, sitzen unten die Besucher in den Kellergewölben bei einem guten Glas Wein. Der RatskellerE5/6/Google Map ist ein ebenso beständiges Wahrzeichen der Stadt wie der Roland. Seit 600 Jahren existiert die Restauration unter dem Rathaus bereits. Wie einst sitzen die Menschen zwischen großen Schmuckfässern und in gemütlichen Sitzecken der mächtigen Gewölbe. Mit seinen 650 deutschen Weinsorten verfügt der Bremer Ratskeller über das größte derartige Angebot in ganz Europa. Natürlich müssen Bierliebhaber nicht auf dem Trockenen sitzen, Gerstensaft ist im Ratskeller auch zu haben – aber erst seit Kurzem.

Der Bremer Marktplatz von der westlichen Ecke aus betrachtet mit dem Blick auf das Rathaus, den Bremer Dom sowie das Haus der Bürgerschaft

Das Herz Bremens – der Marktplatz mit dem Rathaus

In der sakralen Nachbarschaft des Ratskellers zeigt der St. Petri DomE6/Google Map sein überwiegend frühgotisches Gesicht. Er steht auf der höchsten Erhebung der Innenstadt, der sogenannten Weserdüne. Er weist eine über 1200-jährige Geschichte auf und gehört zum Herzen der Stadt. Vom Domkapitel aus wurde die Stadt lange Zeit regiert, doch im Laufe der Jahrhunderte entglitt den Geistlichen die Macht, die Bürger wollten sich nicht mehr dem Klerus beugen. Die Überlieferungen berichten im Zuge der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges gar von Tumulten in und vor der Kirche. Im 20. Jahrhundert ging die Domgemeinde mit der Auffassung der Regierenden im benachbarten Rathaus immer wieder hart ins Gericht, die Disziplinierungsversuche fruchteten aber nicht. Bis heute ist die Gemeinde des Domes ein Zentrum des geistigen Lebens in Bremen.

Anziehungspunkt des ältesten Gotteshauses der Stadt ist bis heute der BleikellerE6/Google Map, wie die Ostkrypta des Domes im Volksmund heißt. Dort sind zahlreiche mumifizierte Leichen zu bestaunen. Sie wurden 1698 durch Zufall bei Ausgrabungen entdeckt.

Die Menschen in dieser Stadt suchen heute das Gespräch etwa im Haus der BürgerschaftE5/Google Map, dem Parlamentsgebäude, nur rund 50 Meter Luftlinie vom Rathaus entfernt. Das Haus sollte inmitten des traditionellen Bremen die Moderne verkörpern und wurde von 1962 bis 1966 an der Stelle gebaut, an der vorher die Börse stand, die im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war. Heute ist es ebenso wie das Rathaus ein für alle offenes Haus, in dem der Umgang miteinander gepflegt wird – man kennt sich eben in Bremen. Dabei wollten sich in den 1960er Jahren einige Leute gar nicht mehr kennen. Denn der Streit über ein eigenes Parlamentsgebäude schlug mehrere Jahre lang hohe Wellen. Bereits 1958 war ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben worden. Er hatte zum Ziel, den Volksvertretern endlich ein eigenes Haus zu übergeben. Von den 71 eingereichten Wettbewerbsbeiträgen gelangten zwei in die engere Wahl. Stararchitekt Wassili Luckhardt machte schließlich das Rennen. Frei nach der ursprünglich plattdeutschen Volksweisheit »Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht« war Luckhardts Entwurf den meisten Bremern zu gewagt. Zu gewagt war in ihren Augen indes auch schon die Börse, die bis 1943 am Marktplatz stand, aber nach einem Bombenangriff ausbrannte.

Wer sich übrigens für Bildende Kunst interessiert, sollte beim Spaziergang auf jeden Fall einen Blick in den SkulpturengartenE5/Google Map an der Südseite der Bürgerschaft werfen, der vor einigen Jahren angelegt worden ist, unter anderem mit Werken von Gerhard Marcks. Ihn lieben die Parlamentarier genauso wie die Besucher der Bürgerschaft und der Stadt.

Tagt das Parlament, nutzt so mancher Abgeordnete die Pause aber auch, um sich zur gegenüberliegenden Westseite des MarktplatzesE5/Google Map zu begeben. Dort stehen so beeindruckende Häuser wie das der Sparkasse, wie die Ratsapotheke, das Akzise- und das Deutsche Haus, und dort befinden sich Restaurants und Cafés, die im Sommer mit gemütlicher Außenbestuhlung zum Entspannen und Schauen einladen. Schade, dass die Häuser nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nicht im Originalzustand wieder aufgebaut werden konnten.

Aber auch die Bremer StadtmusikantenE5/Google Map, das weltweit bekannte Wahrzeichen der Stadt, fallen an der Westseite des Rathauses ins Auge. Und bestimmt lässt sich gerade jemand vor der Skulptur fotografieren. Gerhard Marcks schuf die Bronzeplastik im Jahre 1951. Selbst Kinder in Japan und China kennen das Märchen der Brüder Grimm, wonach sich Esel, Hund, Katze und Hahn auf den Weg nach Bremen machen, um dort Stadtmusikanten zu werden. Von ihren Besitzern verstoßen, kommen die Vier allerdings nicht bis nach Bremen. Auf dem Weg dorthin verjagen sie Räuber aus einer Hütte und bleiben letztlich dort.

Wer kennt sie nicht? Die Bremer Stadtmusikanten

Die Stadt auf dem »Berg«

Wer sich in Bremen umschaut, stellt fest, dass alle Gebäude der historischen Innenstadt, also Rathaus, Dom oder auch der Schütting, auf einem »Berg« stehen, wie die Hansestädter sagen. Das liegt daran, dass die Stadt auf einer Düne erbaut wurde, die sich einige Meter über dem Marschland links und rechts der Weser befindet. Bevor die Ansiedlung auf dieser Erhebung erfolgte, hatten sich die Menschen im sumpfigen Umland entlang der Weser niedergelassen. Doch nach einer Klimaverschlechterung, gefolgt vom Vordringen der Nordsee, was Überschwemmungen nach sich zog, mussten die Siedler Haus und Hof aufgeben. Sie entdeckten den »Berg« für sich.

Diese geologische Eigenart Bremens hat die Stadt im Laufe ihrer Geschichte immer wieder verfolgt. Überliefert ist zum Beispiel, dass Tiefbauingenieure in den 1920er Jahren große Probleme beim Bau des Konzerthauses »Die Glocke« gleich neben dem Dom hatten. Die Erdarbeiten sollen wegen des Dünenbodens sehr schwierig gewesen sein. Und in den späten 1960er Jahren verhinderte die Bodenbeschaffenheit unter anderem die unterirdische Verlegung der Straßenbahntrasse im Zentrum.

Die Düne und somit die Altstadt wurde von der Balge umschlossen. Das war ein Seitenarm der Weser, an dem im Frühmittelalter der erste Hafen der Stadt entstand. Doch die Weser versandete immer mehr, sodass sich die Balge immer mehr verengte. Schließlich wurde sie 1608 kanalisiert und 1838 zugeschüttet. Die Schiffe, die die Balge bis dato anliefen, waren die sogenannten Weserkähne, Plattbodenschiffe ohne Kiel. Nur sie konnten die Weser aufgrund ihres geringen Tiefgangs befahren. Reste eines solchen Schiffs aus dem Jahre 808 wurden Ende der 1980er Jahre bei Bauarbeiten gefunden.

Gleich neben den Stadtmusikanten steht die Kirche Unser Lieben FrauenE5/6/Google Map. In ihrem Schatten, auf dem Unser Lieben Frauen Kirchhof (oder Liebfrauenkirchhof), stehen täglich bis auf sonntags die Blumenhändler und bieten ihre Waren an. Gelegentlich kann es vorkommen, dass sich einige Händler einschränken müssen: Dann nämlich, wenn auf dem Liebfrauenkirchhof Bauarbeiter wieder einmal Zeugnisse der bremischen Geschichte ans Tageslicht befördern müssen, wie 2009 und 2010 geschehen. Kein Wunder, war doch der Kirchhof einst der Friedhof des kleinen Bremens. Entsprechend viel gibt der Boden her: von Skeletten bis hin zu Dingen des Alltags.

Die Kirche Unser Lieben Frauen war bis ins 13. Jahrhundert hinein die einzige Pfarr- und Bürgerkirche Bremens und somit gleichzeitig Ratskirche. Im selben Jahrhundert erhielt das von den Bremern Liebfrauenkirche genannte Gotteshaus seine heutige äußere Gestalt. Das Kircheninnere ist jedoch dem Geschmack der 1950er Jahre entsprechend gestaltet.

Im Design dieser Zeit gehalten sind auch die Sitzungszimmer im Haus der Kaufmannschaft, dem SchüttingE5/Google Map, am Marktplatz. Das Gebäude war wie viele andere in Bremen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs völlig zerstört. Mit der Stadt aber sollte es weitergehen, also krempelten die Menschen an der Weser die Ärmel hoch. Und da ihnen ohne die Vertretung ihrer Kaufmannschaft etwas fehlte, ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Renaissancefassade des erstmals 1537/38 errichteten und danach viermal umgestalteten Gebäudes bereits 1950 wieder hergestellt war.

Dass der Schütting in Sichtweite des Rathauses steht, zeigt übrigens, welch politisches Gewicht die Kaufmannschaft schon immer in der Stadt genossen hat. Erst kürzlich wurde das Gebäude wieder saniert, zur Freude der meisten Bremer. Denn der Schütting hat seine Dachgauben wiederbekommen, die ihm im Zweiten Weltkrieg abhanden kamen.

Ein Kaufmann war es auch, der sich gleich einer ganzen Straße annahm. Ludwig Roselius, Kunstmäzen und Erfinder des koffeinfreien Kaffees, ließ von 1923 bis 1931 die BöttcherstraßeE5/Google Map komplett neu gestalten, womit er nicht nur sich selbst, sondern auch den Bremern etwas Gutes tat, denn die Straße bietet heute auf 110 Metern Kunst und Kunstgeschichte pur. Die Geschichte der Straße reicht zurück bis ins Mittelalter, war sie doch eine wichtige Verbindung zwischen der Schlachte – Bremens Hafenplatz – und der Stadt. In der Böttcherstraße waren Böttcher, Küfer sowie Fass- und Zubermacher ansässig. Doch mit dem Bedeutungsverlust der Schlachte als Bremens Umschlagplatz für Waren ging es auch mit der Böttcherstraße bergab.

»Der Lichtbringer« am Eingang zur Böttcherstraße

Beliebter Ort zum Verweilen, die Schlachte mit ihren Biergärten und Märkten

Roselius kaufte das Haus Nummer 6, in dem sich heute das Ludwig Roselius MuseumE5/Google Map befindet, und eröffnete dort die Zentrale seiner verschiedenen Firmen. In den 1920er Jahren erhielt der Bildhauer und Kunsthandwerker Bernhard Hoetger von ihm den Auftrag, die Böttcherstraße umzugestalten. Hoetger verwandelte sie in ein Gesamtkunstwerk des Backstein-Expressionismus.

In der Böttcherstraße – an der Einmündung zum Marktplatz – stehen auch die Straßenmusiker, deren Musik über das weite Rund schallt. Blickfang ist das vergoldete Relief » Der Lichtbringer«E5/Google Map von Hoetger, das die ganze Straße überspannt und die Besucher weiter zu Werkstätten und Geschäften mit Kunsthandwerk führt, ins Ludwig-Roselius-Haus, ins Paula Modersohn-Becker MuseumE5/Google Map oder zum GlockenspielE5/Google Map. In der Böttcherstraße liegen einige der Geschäfte und Werkstätten etwas versteckt – da lohnt es sich, »um’n Pudding« zu gehen.

Geradeaus geht es in Richtung Weser, vorbei an der St.-Martini-KircheE5/Google Map. Der spätgotische Backsteinbau wurde im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört, in den 1960er Jahren jedoch wieder hergestellt und ist heute sozusagen das Eingangstor zu einem der interessantesten Orte Bremens, der SchlachteE5/Google Map, der Keimzelle der bremischen Häfen.

Die Schlachte wurde 1250 erstmals urkundlich erwähnt und war jahrhundertelang der einzige Hafen der Stadt. Mit der zunehmenden Versandung der Weser wanderten die Hafenaktivitäten immer weiter in Richtung Meer. Der Name Schlachte leitet sich vom plattdeutschen slagte ab: dem Einschlagen der Uferpfähle, die mit Balken und Flechtwerk gehalten wurden.

Im 13. Jahrhundert verpflichtete man die Wassermühler dazu, selbst für die Instandhaltung der Uferanlage zu sorgen. Dafür erhielten sie das Fischfangrecht in diesem Teil der Weser. Der erste befestigte Anlegebereich der Schlachte befand sich zwischen der Zweiten Schlachtpforte und der KranpforteE5/Google Map und wurde Stück für Stück flussabwärts erweitert. Da es keine Stadtmauer gab, führten acht Pforten durch die Häuser hindurch hinunter zur Schlachte.

Als sich immer mehr Sand in der Weser ablagerte, baute Bremen einen neuen Hafen – das war im späten 19. Jahrhundert. Doch schon vorher, um 1820, muss sich die Schlachte zu so etwas wie einer Gastronomiemeile entwickelt haben. Das belegen zumindest neuere Forschungsergebnisse: Bier-, Kaffee- und Weinschenken verzeichnen die Quellen. Viele Jahrzehnte hatte dieses Stück Bremen ein trostloses Dasein gefristet. Zum Glück entdeckte die Stadt den Fluss in den vergangenen Jahren wieder, sodass mit der Schlachte eine neue Ausgehmeile mit interessanten Lokalen entstanden ist. Und eine Reihe von historischen Schiffen hat hier inzwischen auch festgemacht.

Ein Anziehungspunkt sind beispielsweise die Revuen, die regelmäßig im TheaterschiffE5/Google Map an der Wilhelm-Kaisen-Brücke zur Aufführung kommen. Auch die » M.S. Friedrich«E5/Google Map kann sich wieder sehen lassen. Sie kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Nachdem sie vor einigen Jahren am Anleger gesunken war, sollte sie verschrottet werden. Das Schiff, das jahrzehntelang mit Bremen-Touristen und Einheimischen auf große Hafenrundfahrt gegangen war, erstrahlt heute dank des Engagements eines Vereins in neuem Glanz und dient als Spielort für Theater und kulturelle Veranstaltungen.

An der Schlachte finden sich noch das Pannekoekschip »Admiral Nelson« (Pfannkuchenschiff) und das Betonschiff »Treue«E5/Google Map. Die »Admiral Nelson« serviert niederländische Pannekoeken in allen nur erdenklichen Variationen, die »Treue« bietet das gesamte Jahr zahlreiche unterschiedliche Veranstaltungen. Seit 2016 gibt es dort eine weitere Attraktion: die »Alexander von Humboldt« – das Schiff mit den grünen Segeln aus der Beck´s-Werbung. Nach 500 000 Seemeilen hat es im Herzen Bremens festgemacht und man serviert auf dem Segler nun Leckeres aus der bordeigenen Kombüse. Am Martinianleger starten Schiffe zu Hafenrundfahrten und Ausflügen ins Bremer Umland. Einige Schiffe können gechartert werden oder bieten außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten. Besucher mit eigenem Boot können die Marina Bremen des Landesmotorsport-Verbandes nutzen.

Einige Schiffe machten etwas weiter flussabwärts fest, dort, wo sich das SchnoorviertelE5/6/Google Map befindet, bremisch schlicht »Schnoor« genannt. Hier sind die Straßen teilweise so eng, dass gerade einmal Fußgänger hindurchkommen. In diesem Viertel lebten bis vor wenigen Jahrzehnten Handwerker, Fischer und Arbeiter. Es drohte zu verfallen, wurde dann jedoch saniert und zu einem charmant-ursprünglichen Quartier, in dem man zahlreiche Künstler, Galeristen und Goldschmiede antrifft. Im Schnoor wird auch bremische Geschichte wieder lebendig. Denn im letzten noch erhaltenen Packhaus des Viertels, Wüste Stätte 10, befindet sich das Bremer GeschichtenhausF6/Google Map. In den nachgebauten Kulissen der Stadt im Wandel der Zeit können die Besucher die Hansestadt-Geschichte der vergangenen 400 Jahre erforschen.

Ursprünglichen Charme bieten in Bremen zahlreiche Gebäude, etwa die Kunsthalle, die bis August 2011 aufwendig umgebaut und erweitert wurde, und die Wachhäuser am Ostertorsteinweg/WallE6/Google Map. Dass es diese Wachhäuser gibt, ist dem Umstand zu verdanken, dass Bremen ab 1802 die überflüssig gewordenen Festungsanlagen abreißen ließ. Allerdings waren die Stadtgrenzen zugleich auch Zoll- und Außengrenzen des Stadtstaates beziehungsweise der freien Reichsstadt. Ein Zugang zur Stadt erfolgte über die Ostertorwache, dessen Wachhäuser 1825 errichtet wurden. Dort wurden die fälligen Zölle erhoben.

Die KunsthalleE6/Google Map, eines der renommiertesten Museen Deutschlands, ist eine imposante Einrichtung und steht für den Bürgersinn der Bremer. Ihr Trägerverein, der 5000 Mitglieder starke Kunstverein, schafft es immer wieder, Mäzene zu gewinnen. Das gilt auch für die Modernisierung und Erweiterung. Die Gesamtkosten des Projekts in Höhe von 30 Millionen Euro wurden zu jeweils einem Drittel vom Kunstverein, also privaten Spendern, vom Bund sowie vom Land Bremen übernommen. In der Kunsthalle können sich die Besucher an der europäischen Kunst der letzten 600 Jahre, etwa an den Werken von Liebermann, Modersohn-Becker oder an dem mit 220000 Blatt größten europäischen Kupferstichkabinett, erfreuen.

Gleich nebenan befindet sich eines der alten Wach- und Akzisehäuser der Ostertorwache: das klassizistische Gerhard-Marcks-HausE6/Google Map. Gerhard Marcks (1889–1981), der als einer der bedeutendsten Bildhauer Deutschlands galt, wählte Bremen selbst als Nachlassstätte aus. Sein Werk ist in diesem Bildhauermuseum zusammen mit Exponaten des Nachwuchses zu bewundern. Das alles präsentiert sich seit Oktober 2016 in völlig neuem Ambiente, denn seither ist der Umbau des Gerhard-Marcks-Hauses agbeschlossen.

Das südliche, ebenfalls klassizistische Haus der Ostertorwache, das ehemalige Detentionshaus (Untersuchungshaftanstalt), wurde zum Wilhelm-Wagenfeld-HausE6/Google Map umgebaut. Es ist eines der schönsten Museen Bremens, in dem unter anderem die nach dem großen Designer bezeichnete Stiftung und das Designzentrum Bremen untergebracht sind, in dem ständig wechselnde Ausstellungen stattfinden. Wilhelm Wagenfeld (1900–90) zählte zu den Pionieren des Industriedesigns. Der Bauhausschüler entwarf zahlreiche Haushaltsgegenstände, darunter Geschirr, Besteck und Lampen.

Verträumte Häuser – das Schnoorviertel

Die Mühle am Wall

An das Wilhelm-Wagenfeld-Haus, das Gerhard-Marcks-Haus und die Kunsthalle schließen sich die WallanlagenF6–D4/Google Map an, eine der ältesten städtischen Grünanlagen Deutschlands. Sie folgen dem Verlauf der Anfang des 19. Jahrhunderts geschleiften Stadtmauer. Seit Jahrhunderten ist zumindest auf der – wie Bremer sagen – »rechten« Weserseite der Verlauf der Wallanlagen nicht verändert worden. Einst als Stadtgrenzen angelegt, sind sie heute die grüne Lunge des Zentrums. Ein Spaziergang über die Wallanlagen ist wie eine kleine Entdeckungsreise. Auf einer Fläche von 33 Hektar findet man eine Baumschule, zahlreiche Plastiken, einen ehemaligen Museumsgarten und die Mühle am WallD5/Google Map mit dem Café und Restaurant Kaffee Mühle. Die Straße Am WallE6–D4/Google Map verläuft parallel zu den Wallanlagen und hat sich seit Ende der 1990er Jahre in eine vorzügliche Einkaufsmeile verwandelt.

Von dort aus ist auch der Markplatz nicht mehr fern. Hinter ihm verläuft die SögestraßeE5/Google Map, die Straße der Schweine, durch die die Bremer ihr Vieh vor die Tore der Stadt auf die Schweineweiden trieben. Heute ist sie einer der Zugänge zur Innenstadt. Wer sie entlanggeht, erreicht nach kurzer Zeit den Ausgangspunkt des Stadtrundgangs: den Roland auf dem Marktplatz.

Von der Überseestadt zum Übersee-Museum

VormittagEuropahafen – Überseehafen – Speicher XI mit Hafenmuseum.

MittagessenHafencasino, Waller Stieg 6, (04 21) 396 29 78, oder in der Alten Feuerwache, Waller Stieg 5, (04 21) 380 38 08.

NachmittagBürgerpark mit Stadtwald – Findorff und Torfhafen – Übersee-Museum.

Seit 2010 kann man von der Schlachte entlang der Weserpromenade direkt in die ÜberseestadtA1–D3/Google Map laufen oder radeln. So verbindet die ausgebaute Promenade die Innenstadt mit dem sich entwickelnden Stadtteil am ehemaligen Bremer Hafengebiet. Schneller gelangt man mit der Straßenbahn, Linie 3 bis zur Haltestelle »Konsul-Smidt-Straße«, hierher. Der Stadtteil verbindet Neu und Alt auf fast 300 Hektar gekonnt und ist in acht Quartiere unterteilt, von denen der EuropahafenC2/3/Google Map den städtebaulichen Höhepunkt bildet.

Wie in der Hamburger Hafencity werden hier seit 2000 ehemals abgeschnittene Hafenflächen wieder zu Teilen der Stadt. Vor allem Kreative lassen sich in neuen, modernen Bürogebäuden und den ehemaligen, zu Lofts umgebauten Speichern nieder. Aber auch Wohnhäuser entstanden und entstehen, und zum Einkaufen bieten sich bereits jetzt exzellente Möglichkeiten, zum Beispiel im einstigen Hafen-Speicher 1C3/Google Map. Ein Abstecher lohnt sich etwa im Schuppen 1 zu Pieckfeine Brände: Dort gibt es edle, garantiert handgemachte Tropfen. Schönes für den gedeckten Tisch findet man bei Koch & Bergfeld im Schuppen 2 auf der anderen Seite des Europahafens. Eine Rast kann man in einem Café in den so genannten Newport-GebäudenC3/Google Map einlegen, die am Kopf des Europahafens entstanden sind. An der Treppe am Hafenkopf lässt es sich ebenfalls gut entspannen und die Aussicht genießen.

Am anderen Ende der Überseestadt, wo jetzt der Großmarkt liegt, befand sich einst der ÜberseehafenA/B1/2/Google Map, den die Stadt Ende der 1990er Jahre zuschütten ließ, weil er nicht mehr benötigt wurde. Er gab dem neuen Stadtteil seinen Namen. Auf keinen Fall sollte man auf den Besuch des Speichers XIA/B1/2/Google Map verzichten. Als Baumwollspeicher von 1908 bis 1912 erbaut, ist er jetzt Sitz der Hochschule für Künste (HfK). Vor allem das integrierte Hafenmuseum Speicher XI ist einen Besuch wert. Abends und an den Wochenenden steht in der benachbarten Alten StauereiB2/Google Map oder im BLG-ForumB2/Google Map Kultur auf dem Programm. Sie sind in den vergangenen Jahren zu kleinen, feinen Kulturzentren entwickelt worden.

Erholung pur – eine Bootsfahrt im Bürgerpark

Eine Torfkahnfahrt bietet viele neue Eindrücke

Jetzt ist es Zeit für ein Mittagessen – entweder im Hafencasino A2/Google Map, wo die Besucher noch ein bisschen vom Flair vergangener Hafenzeiten mitbekommen, oder nebenan im Restaurant Alte Feuerwache A2/Google Map am Kopf des Holz- und Fabrikenhafens. Das Hafencasino bietet gute und preisgünstige Hausmannskost, die Alte Feuerwache hat sich auf Pastagerichte spezialisiert.

Danach geht es mit der Straßenbahnlinie 3 zurück in die Innenstadt. Von den Haltestellen »Obernstraße« oder »Domsheide« gelangt man zu den Wallanlagen und weiter zum Hauptbahnhof. Hinter ihm und den Messehallen mit der Veranstaltungshalle ÖVBArena liegt der BürgerparkA–C7/8/Google Map mit dem Stadtwald. Zusammen bilden sie die größte zusammenhängende Parkanlage der Stadt und auch die beliebteste. Die grüne Lunge erstreckt sich über 200 Hektar. Liegewiesen, eine Minigolfanlage, ein Bootsverleih, Bouleplätze, ein kleiner Zoo und die zum Teil über 130 Jahre alten Skulpturen machen vor allem den Bürgerpark zu einem Anziehungspunkt für Groß und Klein. Übrigens wird der Park nicht mit Geldern aus dem Stadtsäckel gepflegt. Stattdessen findet jährlich eine Bürgerpark-Tombola statt, die immer viel Geld einspielt.

Der Gartenarchitekt Wilhelm Benque entwarf den Bürgerpark, die ersten Arbeiten begannen im Juni 1866. Immerhin 20 Jahre dauerte es, bis der Park vollendet war. Das erste bedeutende Ereignis im Bürgerpark war die Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrieausstellung anno 1890. Für diese Ausstellung entstanden mehrere Gebäude, von denen nur die WaldbühneA8/Google Map erhalten geblieben ist. Sie ist heute vor allem im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel. Sonntags findet hier ein Jazzfrühschoppen statt.

Doch wer den Bürgerpark in seiner ganzen Vielfalt genießen möchte, der sollte unbedingt in einem der beiden Lokale Meyerei A8/Google Map oder emma am see B7/Google Map einen kurzen Stopp einlegen. Nicht nur haben sie gastronomisch einiges zu bieten, es lässt sich von dort hervorragend auf die Stadt und den Park blicken. Dabei zeigt sich, welch fantastische Sichtachsen Wilhelm Benque einst plante. Vor allem von der Meierei fällt der Blick quer über das Parkhotel bis zum Bremer Dom.

Vom Bürgerpark aus geht es zurück in Richtung Stadtzentrum – mit einem Abstecher zum Torfkanal und zum TorfhafenB/C6/Google Map. Bis in die 1960er Jahre hinein heizten die Bremer viel mit Torf aus dem Teufelsmoor, das im Torfhafen angelandet wurde. Viele Jahrzehnte gehörten die Torfkähne, mit denen die Bauern ihre Ernte über Hamme und Wümme in die Stadt brachten, zum Gesicht der Region. Der Torfhafen war einst viel größer. Er wurde im Jahr 1873 angelegt und bestimmte von da an das Leben der Menschen im Stadtteil Findorff. Ende des 19. Jahrhunderts zählte man immerhin rund 30000 Torfkähne pro Jahr. Diese Zahl reduzierte sich mit dem Aufkommen der Eisenbahn jedoch erheblich und in den 1940er Jahren wurde der Torfhafen verkleinert. Die Tage des Hafens waren gezählt, denn Torfkähne brauchte bald keiner mehr. Und so hatte er nach seiner Schließung schnell einen Spitznamen weg: »Enten-Wendebecken«.

Doch als Stadtteil-Kloake wollte die Stadt den Torfhafen nicht belassen. Bremen macht nun zusammen mit Umlandgemeinden sanften Tourismus: Besucher können in Nachbauten der Torfkähne von Mai bis September Rundfahrten buchen, entweder im Hafen oder bis zum Künstlerdorf Worpswede und wieder zurück. Diese Fahrten sind äußerst beliebt. Allerdings muss man für so eine Rundfahrt ein bisschen Zeit einplanen. Wer keinen Torfkahn besteigen will, für den lohnt der Aufenthalt am Torfhafen wenig.

Vom Torfhafen aus geht es schließlich zurück in die Innenstadt. Der Weg führt quer über die Bürgerweide und durch den Hauptbahnhof zum Übersee-MuseumD6/Google Map. Es zeugt davon, dass die Bremer einst in aller Welt unterwegs waren und von überall – rechtmäßig oder nicht – Souvenirs mitbrachten. Diese Mitbringsel wurden noch im 19. Jahrhundert gesammelt. So gelangte der Naturwissenschaftliche Verein zu einer ansehnlichen Sammlung. Sie ging 1875 an die Stadt Bremen über und bildete die Grundlage für das im Jahr 1896 eröffnete Städtische Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Museum schwer beschädigt, doch bereits 1946 begannen die Verantwortlichen, es mit neuem Konzept wieder aufzubauen: Die Besucher sollten zusätzlich Informationen über die Dritte Welt erhalten. Den Namen Übersee-Museum verlieh man dem Haus im Jahr 1951. Heute können sich die Besucher umfassend über verschiedene Kulturen informieren, es gibt regelmäßig Sonderausstellungen. Das Bremer Übersee-Museum ist das einzige europaweit, das Völker-, Natur- und Handelskunde unter einem Dach vereint.

Das Übersee-Museum gleich neben dem Hauptbahnhof

Streifzüge

Bummel durchs »Viertel«

Wenn man die Kunsthalle von der Innenstadt aus gesehen rechts und das Wagenfeld-Haus links liegen lässt und den Ostertorsteinweg immer weiter entlanggeht, dann dauert es keine fünf Minuten und man ist mittendrin im buntesten Ortsteil Bremens, dem Ostertor/Steintor, das die Bremerinnen und Bremer bloß das »Viertel«E/F6/7/Google Map nennen. In den frühen 1970er Jahren noch sollte es für ein gigantisches Straßenbauprojekt dem Erdboden gleichgemacht werden.

Bremer aus allen Teilen der Stadt machten dagegen mobil und konnten so ihr Viertel erhalten. Lehrer, Studenten, Künstler ließen sich nieder, und in dem heruntergekommenen Quartier etablierten sich Kneipen und Cafés, Kultureinrichtungen, Discos und auch Klamotten- und Plattenläden mit einem Angebot abseits des Massengeschmacks. Dies alles findet sich am und um den Ostertorsteinweg, oder »O‘weg«.

Wer ein Stück ursprüngliches Bremen erleben möchte, sollte in die Seitenstraßen abbiegen, vor allem in Richtung Weser. Dort findet man ein atmosphärisches Gemisch aus traditionellen Eck- und modernen Szenekneipen: Die ansässigen klassischen Gaststuben haben sich ihren ursprünglichen Charme bewahrt und zugleich treffen sich hier auch junge Menschen.

Nirgendwo sonst in der Stadt feiert das sogenannte Bremer Haus (vgl. Kasten S. 41) eine Renaissance wie im Viertel. Bremer Häuser sind gefragte Wohnhäuser, und auch deshalb entstehen wieder einzelne Gebäude in diesem Stil. Übrigens gibt es das Bremer Haus wirklich nur in Bremen. Es wurde ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut. Denn während in anderen Städten Wohnkasernen mit dunklen Hinterhöfen errichtet wurden, gingen die Bremer einen anderen Weg: Jedem Arbeiter sollte ein Haus zustehen.

Gleichwohl war das Bremer Haus eher etwas für gut verdienende Handwerker, Angestellte und Kaufleute. Charakteristisch sind die verzierten Fassaden und die Wintergärten. Arbeiter konnten sich erst später ein Bremer Haus leisten. Sie wohnten in einfacheren Häusern dieses Stils. Wer im Viertel wohnt hat es gut, denn zum Feiern und Genießen »fallen die Leute einmal hin und sind schon da«, wie es an der Weser typisch norddeutsch heißt. Oft bleiben die Leute in einer der vielen trendigen Kneipen an den Straßenecken hängen. Dabei empfiehlt sich sicherlich ein kleiner Abstecher zum Peterswerder, dem Quartier zwischen Weserstadion und Hamburger Straße. Dort warten vor allem für die Freunde mediterraner Lebensart diverse (Gaumen-)Freuden. Übrigens in direkter Nachbarschaft traditionell-uriger Kneipen mit viel Stammkundschaft.

Typische Wohnstraße im »Viertel«

Wenn Männer und Frauen fegen müssen ...