GO VISTA: Reiseführer Venedig - Dagmar von Naredi-Rainer - E-Book

GO VISTA: Reiseführer Venedig E-Book

Dagmar von Naredi-Rainer

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Venedig – das ist die Stadt, in der die Straßen voller Wasser stehen, aber jeder Punkt zu Fuß zu erreichen ist; die Stadt, die keine Viertel, sondern Sechstel (sestiere) kennt; die Stadt, in der die Namen der Straßen nicht in der Landessprache, sondern im einheimischen Idiom angeschrieben sind und die Nummern der Häuser astronomische Ausmaße erreichen; die Stadt, die zu den gesündesten zählt, obwohl sie keine Kanalisation besitzt, wo statt Straßenfegern Müllfischer arbeiten und der Müll nicht zum Problem, sondern zum Fundament neuer Landgewinnung wird. Trotz labyrinthischer Gassen, die häufig an einem Kanal enden, lautet die Antwort der Venezianer auf Ortsfragen stets 'Sempre diritto' – immer geradeaus. Und so könnte auch das Motto dieses Führers lauten, der den Besucher auf einem Weg begleitet, der die wechselnden Gesichter der Lagunenstadt ins rechte Licht rückt und auch den kleinen liebenswerten Kuriositäten der 'Erlauchtigsten Republik', der Serenissima, Rechnung trägt. Ausgestattet mit nützlichen Tipps und kompetenten Hinweisen, auch fürs Einkaufen sowie Essen und Trinken, werden Sie in der Lage sein, Ihren individuellen Weg durch Venedig zu finden, und zwar so, dass Sie das Gefühl haben, die Wege allein seien schon das Ziel. Sind Sie reif für die Insel? – Dann: 'Sempre diritto'.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 218

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



VENEDIG

von Dagmar v. Naredi-Rainer und Stefanie Bisping

Dagmar v. Naredi-Rainer, Dr. phil., ist Kunsthistorikerin und lebt im österreichischen Matrai am Brenner.

Stefanie Bisping studierte Anglistik, Germanistik und Politikwissenschaft in Münster und Reading (England). Als Reisejournalistin arbeitet sie für verschiedene Zeitungen, Magazine und Buchverlage. Zu ihren Lieblingszielen gehört Italien – und insbesondere Venedig.

Inhalt

Willkommen in Venedig

Top 10 & Mein Venedig

Top 10: Das sollte man gesehen haben

Mein Venedig: Lieblingsplätze der Autorin

Stadttouren Verona & Bresciamit Detailkarten

Vom Sestiere Dorsoduro zur Insel San Giorgio Maggiore und zur Piazza San Marco

Von Schiffen und KirchenDurch den Stadtteil Castello nach Cannaregio

Streifzüge

Von der Rialtobrücke zur Frari-Kirche

Die Inseln der nördlichen LaguneSan Michele, Murano, Burano, Torcello, Lido

Vista Points – Sehenswertes

Museen und Galerien

Kirchen

Architektur und andere Sehenswürdigkeiten

Erleben & Genießen

Übernachten

Essen und Trinken

Nightlife

Kultur und Unterhaltung

Shopping

Mit Kindern in der Stadt

Erholung und Sport

Chronik

Daten zur Stadtgeschichte

Service von A bis Z und Sprachführer

Service von A bis Z

Sprachführer

Register

Bildnachweis und Impressum

Zeichenerklärung

Top 10Das sollte man gesehen habenMein LissabonLieblingsplätze der AutorinVista PointMuseen, Galerien, Architektur und andere SehenswürdigkeitenKartensymbol: Verweist auf das entsprechende Planquadrat der ausfaltbaren Karte bzw. der Detailpläne im Buch.

Willkommen in Venedig

Venedig – das ist die Stadt, in der die Straßen voller Wasser stehen, aber fast alles zu Fuß zu erreichen ist; die Stadt, die keine Viertel, sondern Sechstel (sestiere) kennt; die Stadt, in der die Namen der Straßen nicht in der Landessprache, sondern im einheimischen Idiom angeschrieben sind, und die Nummern der Häuser astronomische Ausmaße erreichen; die Stadt, die keine Kanalisation besitzt; in der statt Straßenfegern Müllfischer arbeiten und der Müll zum Fundament neuer Landgewinnung wird. Venedig ist die Stadt, in der die Tauben gehen und die Löwen fliegen, wie es Jean Cocteau formulierte – Venedig ist voller Widersprüche.

118 Inseln, 400 Brücken, 166 Kanäle und 59 000 Einwohner im historischen Zentrum – das klingt überschaubar. Doch Venedig muss zwölf Millionen Touristen im Jahr verkraften. Viele davon sind Tagesgäste, so dass schon ein Abend in Dorsoduro eine ganz andere Atmosphäre verströmt als ein Augustvormittag auf dem Markusplatz. Dass diese Stadt es allen Touristenstürmen und Hochwasserkrisen zum Trotz immer wieder versteht, ihren ganz eigenen Zauber zu entfalten, spricht für die Unverwüstlichkeit ihrer Schönheit.

Trotz labyrinthischer Gassen, die häufig an einem Kanal enden, lautet die Antwort der Venezianer auf Ortsfragen stets »Sempre diritto« – immer geradeaus. Ansonsten gilt: Lassen Sie sich auch einmal treiben. Auf den ersten Blick könnte man fürchten, in dem Gewirr der Gassen, Brücken und Plätze verloren zu gehen. Doch diese Sorge ist unbegründet, denn Herz und Seele Venedigs sind bis in den letzten Winkel ausgeschildert. Erforschen Sie also die Stadt, die eine der schönsten der Welt ist.

Auch nach dem Sightseeing gibt es eine Menge zu tun. Freuen Sie sich aufs Einkaufen, denn außer den üblichen Designern und Marken warten hier auch kleine, handwerkliche Betriebe und inhabergeführte Geschäfte. Auch lohnt es sich, nach kulinarischen Mitbringseln Ausschau zu halten. Schließlich befindet sich die Serenissima in Italien, der geistigen Heimat von Gourmets und Genießern. Entsprechend bietet auch die Gastronomie jede Menge Verlockungen. Sind Sie reif für die Inseln? – Dann: Sempre diritto.

Venedigs prächtige Schauseite vom Bacino di San Marco aus gesehen: die Piazzetta di San Marco mit Dogenpalast, Biblioteca Nazionale Marciana und dem Campanile von San Marco

Top 10 & Venedig

Top 10: Das sollte man gesehen haben

Campo di Santa Margherita

S. 10, 40G6/7/Google MapEin Platz als Bühne venezianischen Lebens. Platz nehmen und schauen.

Gallerie dell’Accademia

S. 10, 30 f. H/J8/Google MapSelbst im an Kunstschätzen so reichen Venedig ist diese Sammlung herausragend – und eines der wichtigsten Museen der Welt.

Piazza San Marco und Basilica di San Marco

S. 12, 13 f., 34, 42G/H11/12/Google MapTrotz der Besuchermassen ist dies einer der schönsten Plätze der Welt – gekrönt vom einzigartigen Dom.

Palazzo Ducale/Dogenpalast

S. 12 f., 32 f. G11/12/Google MapDer Sitz der Dogen erzählt die Geschichte der Stadt und birgt Kunstschätze von Tizian über Tiepolo bis Tintoretto.

Campanile di San Marco

S. 14, 39 f. G11/Google MapDer Glockenturm des Doms bietet einen fantastischen Blick auf den Markusplatz.

Ponte di Rialto

S. 20, 43F10/Google MapNiemand sollte Venedig ohne ein Foto von der berühmtesten und schönsten Brücke der Stadt verlassen.

Scuola Grande di San Rocco

S. 20 f., 44F7/Google MapEtwa 60 Gemälde von Tintoretto machen diese Scuola aus dem frühen 16. Jahrhundert zu einem absoluten Highlight.

Collezione Peggy Guggenheim

S. 29 f. J9/Google MapEine der interessantesten Sammlungen moderner Kunst überhaupt, untergebracht in einem wunderschönen Palast am Canal Grande.

Santa Maria della Salute

S. 36 f. J10/Google MapDie weiß leuchtende, barocke Kirche mit der runden Kuppel auf der Inselspitze wacht über die Zufahrt des Canal Grande und ist ein Wahrzeichen der Lagunenstadt.

Venedigs Gondeln und Gondelfahrt

S. 45, 64Der Blick auf Stadt und Seufzerbrücke von der Gondel aus, dem stilgerechten venezianischen Fortbewegungsmittel, macht die Venedig-Erfahrung erst vollständig.

Mein VenedigLieblingsplätze der Autorin

Liebe Leser,dies sind einige besondere Orte dieser Stadt, an die ich immer wieder gern zurückkomme. Eine schöne Zeit in Venedig wünscht Ihnen

Stefanie Bisping

Fondamenta Zattere

S. 11J6–10/Google MapDie Promenade am Südufer des Stadtteils Dorsoduro bietet eine schöne Aussicht auf Giudecca, lange Sonnenstunden und darüber hinaus viele nette Cafés und Eisdielen.

Museo Fortuny

S. 32G9/Google MapIn dem historischen Palazzo des spanischen Künstlers Mariano Fortuny am Campo San Benedetto ist der Geist des alten Venedigs noch spürbar.

Bar Tiepolo im Westin Hotel Europa & Regina

S. 55 f. H10/Google MapZumindest einen Drink sollte man sich in diesem prachtvollen (und entsprechend hochpreisigen) Hotel genehmigen – und dazu den unvergleichlichen Blick auf den Canal Grande und die weiß leuchtende Kirche Santa Maria della Salute genießen.

Skyline Rooftop Bar im Hotel Molino Stucky

S. 56J5/Google MapEinen der schönsten Blicke auf Giudecca und das historische Zentrum bieten Dachterrasse und Bar des Hilton Hotels.

La Giudecca

S. 66J–L4–12/Google MapMit Blick auf den Canale della Giudecca flanieren und venezianisches Alltagsleben beobachten macht einfach Spaß.

Stadttouren

Vom Sestiere Dorsoduro zur Insel San Giorgio Maggiore und zur Piazza San Marco

VormittagS. Sebastiano – Scuola Grande di S. Maria dei Carmini – Campo di S. Margherita – Ca’ Rezzonico: Museo del Settecento Veneziano – Ponte dei Pugni – Gallerie dell’Accademia – S. Trovaso (SS. Gervasio e Protasio) – Besuch der Gondelwerft an den Fondamenta Nani – Gesuati (S. Maria del Rosario) – über den Canale della Giudecca zur Insel und Kirche S. Giorgio Maggiore (Panoramablick vom Campanile).

MittagPause in Dorsoduro oder auf La Giudecca.

NachmittagFahrt über den Canale della Giudecca und das Bacino di S. Marco nach Castello – S. Zaccaria – Museo Correr – Piazza S. Marco – Piazzetta S. Marco – Palazzo Ducale – Basilica di S. Marco – Campanile di S. Marco (Panoramablick).

Der Vormittag gehört dem sestiere (Bezirk) Dorsoduro und den dazugehörigen Inseln La Giudecca und San Giorgio Maggiore. Von der stazione »San Basilio« der Linie 82 gelangt man zu der äußerlich unscheinbaren Kirche San SebastianoH5/Google Map vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Dank der malerischen Ausstattung Paolo Veroneses (1528–88) besitzt die Kirche einen der schönsten Innenräume der Stadt. Besonders prachtvoll sind die Kassettendeckenmalereien, auf denen alttestamentarische Szenen dargestellt sind. Der Künstler liegt übrigens in dieser Kirche, mit der er seinen Ruhm begründete, begraben: Unter der Orgel hat er seine letzte Ruhestätte gefunden.

Einem Glanzpunkt venezianischer Malerei des 18. Jahrhunderts begegnet man in der Scuola Grande di Santa Maria dei CarminiG6/Google Map mit dem Deckengemälde Giambattista Tiepolos (1696–1770). Die scuola gehört zu den sechs »großen« der 35 venezianischen Bruderschaften. In ihnen organisierten sich die Bürger Venedigs, immer im Windschatten einer Kirche, meist nach Berufsgruppen, um mildtätige Arbeiten wie die Pflege von Kranken und die Hilfe für Mütter unehelicher Kinder zu koordinieren. Es war der einzige Bereich, in dem das Bürgertum uneingeschränkt schalten und walten konnte. Die scuolas übertrafen in ihrer Pracht oft noch die nebenstehende Kirche.

Unter der Orgel von San Sebastiano fand Paolo Veronese, dem die Kirche ihre prachtvollen Deckenmalereien von 1556 verdankt, seine letzte Ruhestätte

Nun geht es zum weitläufigen Campo di Santa MargheritaG6/7/Google Map, auf dem vormittags reges Markttreiben herrscht. Das isolierte Gebäude in der Mitte des Platzes beherbergte früher die Bruderschaft der Gerberzunft. Entlang des Rio di San Barnaba kommt man zur Ca’ RezzonicoG7/Google Map. Der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaute Palazzo zählt zu den am üppigsten ausgestatteten am Canal Grande, da er zuletzt einer neureichen, aus Genua zugewanderten Bankiersfamilie gehörte. Diese hatte sich für teures Geld den Eintrag ins Goldene Buch der Stadt erkauft – und außerdem gesellschaftlichen Einfluss durch großzügige Spenden erlangt. Heute birgt der Palazzo das Kunstgewerbemuseum Museo del Settecento Veneziano und zeichnet mit seinen Ausstellungsstücken (Möbel, Seidentapeten, Chinoiserien, Keramiken, Porzellan, Kostüme, Marionetten) ein plastisches Bild vom patrizischen Leben im Venedig des 18. Jahrhunderts.

Mit der Ponte dei Pugni, der »Brücke der Fausthiebe«, über den Rio di San Barnaba passieren wir einen der Schauplätze jener einst beliebten Kämpfe zwischen den Bewohnern der verschiedenen Bezirke. Die vier im Pflaster eingelassenen Marmorsohlen markierten den Startpunkt der Kämpfe.

Wer an Malerei interessiert ist, geht nun in die Gallerie dell’AccademiaH/J8/Google Map. In der ehemaligen Kirche und der Scuola della Carità ist heute Venedigs Bildergalerie von Weltruf untergebracht. Schätze aus aufgelassenen venezianischen Kirchen, Stiftungen aus Privatsammlungen und die zurückerstatteten, ehemals von Napoleon geraubten Gemälde bilden heute einen chronologisch geordneten Überblick über die venezianische Malerei vom 14. bis zum 19. Jahrhundert. Hier hängt auch das furiose Gemälde, mit dem Tintoretto 1548 der Durchbruch gelang: Der hl. Markus befreit einen Sklaven aus den Händen der Häscher, die sich gerade anschicken ihn zu blenden.

Die nächste Station ist die Kirche San TrovasoJ7/Google Map auf dem gleichnamigen Campo. Sie ist den Heiligen Gervasio und Protasio geweiht. Auffällig sind die beiden vollkommen gleichwertigen Fassaden. Man sagt, auf diese Weise hätte man aus verfeindeten Stadtteilen stammenden Paaren die Ehe ermöglicht, denn ihre Familien konnten so die Kirche durch getrennte Eingänge betreten.

Giovanni Bellinis »Madonna degli Alberetti« (1487) in der Gallerie dell’Accademia

Verlässt man den Campo rechts über die Fondamenta Nani, hat man einen reizvollen Blick auf eine der letzten squeri, die Gondelwerften von Venedig. Hier werden die fast elf Meter langen, eineinhalb Meter breiten, etwa 600 Kilogramm schweren und etwa 35000 Euro teuren Boote aussieben verschiedenen Holzarten gebaut und gewartet. Jede Gondel ist auf der rechten Seite 24 Zentimeter schmaler, um das Gewicht des Gondoliere auszugleichen. Demselben Zweck dienen die 20 Kilogramm schweren Bugeisen, deren sechs nach vorn weisende Zacken für Venedigs sechs Stadtteile stehen. Für die Zunft der Bootsbauer und Gondolieri sieht die Zukunft leider eher düster aus: Allein von den Aufträgen reicher Texaner und Japaner können sie nicht leben, und der Bedarf an Booten sinkt.

»Bella Venezia«: die Piazzetta San Marco im Morgenlicht

An den Fondamenta Zattere am Canale della Giudecca, der ehemaligen Anlegestelle der Flößer, liegt die Kirche Santa Maria del RosarioJ7/8/Google Map, genannt Chiesa dei Gesuati. Der von Andrea Palladio (1508–80) inspirierte Bau besitzt im Inneren eine herrliche Tiepolo-Decke (1737–39).

Von der stazione »Zattere« geht es weiter per Boot. Zuvor kann man sich an der Zattere genannten Promenade, die das Südufer Dorsoduros bildet, in einer der schönen Eisdielen mit einem Eis stärken und dabei den Blick auf Giudecca genießen. An Bord kommen dann zwei strahlend weiße Kirchen von Andrea Palladio in den Blick: zunächst Il RedentoreL9/Google Map, die auch zum Dank für das Ende einer Pestepidemie erbaut wurde, dann San Giorgio MaggioreJ12/Google Map. Sie ist heute ein nicht mehr wegzudenkender Akzent in der Silhouette der Stadt, gilt aber vielen Venezianern nach wie vor als ein Fremdkörper, der aus antikem Geist und humanistischer Schulung des kühl und rational bauenden Renaissance-Architekten erwuchs. Auf der Insel San Giorgio Maggiore, die ursprünglich eine Saline, dann ein großer Weingarten war, bauten die Benediktiner zwei Klöster und betrieben von hier aus die Missionierung Ungarns. Heute beherbergen die Klostermauern verschiedene Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen. Vom Campanile hat man den wohl eindrucksvollsten Blick über die Lagunenstadt, besonders auf das Ensemble von Salute-Kirche, Einfahrt zum Canal Grande und den Bauten am Molo. Im Sommer lädt das Freilichttheater Teatro VerdeK13/Google Map zu Ballett, Theater und Jazz. Den »Gefilden der Macht« nähern wir uns nun ganz stilgerecht zu Wasser.

Ein Halt an der ehemaligen Klosterkirche San ZaccariaG12/13/Google Map lohnt sich allein schon deshalb, um eines der vollendetsten Bilder aus dem Spätwerk Giovanni Bellinis (um 1430–1516) zu sehen: eine farbenglühende Madonna mit Engeln und Heiligen aus dem Jahre 1505. In der Cappella di San Tarasio (links vom Hochaltar) sieht man Fresken eines der führenden Maler der italienischen Frührenaissance, Andrea del Castagno. Von hier aus gelangt man auch in eine dreischiffige Krypta des 9. Jahrhunderts hinab, die allerdings meist unter Wasser steht.

Der »Prachtsalon« der Serenissima, die auf trapezförmigen Grundriss angelegte Piazza San MarcoG11/Google Map, ist 175 Meter lang, bei einer Breite von 82 bis 56 Meter, und wird auf den Langseiten von den ehemaligen Verwaltungsbauten der Republik, der Procuratie Vecchie und Nuove, begrenzt.

Die dem Markusdom gegenüberliegenden Gebäude beherbergen heute das äußerst lohnenswerte Museo Civico Correr. Jenen Moment, als Orpheus sich umdreht und Eurydike für immer verliert, hat der venezianische Bildhauer Antonio Canova festgehalten. Wenn man sich von dieser Skulptur losgerissen hat, verbringt man inmitten von Statuen, steinernen Löwen, alten Folianten und Gemälden zur Geschichte Venedigs leicht den halben Tag. Der Shop ist wie in allen venezianischen Museen hervorragenden sortiert – u. a. mit vielsprachigen Kunstführern.

Zum Molo (Kai) hin setzt sich der Platz in der Piazzetta San MarcoG/H11/Google Map fort, die von der Biblioteca Nazionale Marciana und dem Dogenpalast gesäumt wird.

Werfen Sie noch einen Blick zurück auf die Torre dell’OrologioG11/Google Map an der Nordseite der Piazza, deren große Uhr die Zeit, die Mondphase und den Stand der Sonne im Tierkreis anzeigt und von deren Dach zwei riesige Bronzemänner die Stunde schlagen.

Geradeaus flankieren zwei Säulen den Kai; auf der rechten steht der erste Stadtheilige Theodor, auf der linken der Markuslöwe. Hier scheidet sich der abergläubische vom nüchternen Touristen: »Guardate dell’ entrecolumni«, meidet den Platz zwischen den Säulen, hieß es lange Zeit, denn hier fanden die Hinrichtungen statt.

Nun aber zum politischen Zentrum Venedigs, dem Dogenpalast (Palazzo Ducale) G11/12/Google Map. Nach Brandschäden in den gotischen Formen wiedererbaut, stammt er in seiner heutigen Gestalt aus dem 15. Jahrhundert. Der besondere Zauber des fast quadratischen Baus rührt daher, dass zwei Arkadenreihen – deren obere aus filigranem Maßwerk gearbeitet ist – das kompakte Mauerwerk des Obergeschosses tragen. Die rosa-weiße, damastartige Oberflächenverkleidung betont noch das Verspielte, das Macht und Zartheit kombiniert.

Palazzo Ducale: Detail von der Porta della Carta

In den Dogenpalast gelangt man durch die Porta della Carta (Papiertor), so genannt, weil hier die Dekrete der Republik aushingen und weil sich in der Nähe das Staatsarchiv (depot cartarum) befand. Die porta, durch die der Doge auf dem Weg zu seiner Krönung schritt, ist mit 75 Löwen bestückt und gilt als eines der am reichsten verzierten Beispiele venezianischer Gotik. Die Höhepunkte der Empfangsund Staatsgemächer sind die Sala de Collegio (Staatsrat) und die Sala del Maggior Consiglio (Großer Rat), deren gewaltige Ausdehnung (54 × 24 m) fast die Länge des Südflügels einnimmt. Für diesen Saal schuf der 70-jährige Tintoretto mit dem »Paradies« der Welt größtes Ölbild auf Leinwand (22 × 7 m).

Basilica di San Marco: der goldflirrende Innenraum gegen Osten

Vom Dogenpalast kommend, bietet der MarkusdomG11/Google Map zuerst seine mit Kriegstrophäen geschmückte Südfassade dar: Neben den reliefverzierten Pfeilern aus Akkon (Palästina) steht das Symbol einstiger Genueser Rechtshoheit, die Pietra del Bando, ein Säulenstumpf, von dem aus Gesetze verkündet wurden. Die vier einander umarmenden, spätantiken Herrscherfiguren stellen Diokletian und seine Mit- und Unterregenten dar – auch wenn die Venezianer meinen, es handele sich lediglich um vier Diebe, die den Markusschatz geraubt und sich danach zerstritten und gegenseitig umgebracht haben. San Marco, Staatsheiligtum und Schatzhaus der Republik, hat von seinen abgebrannten und abgerissenen Vorgängerbauten des 9. und 10. Jahrhunderts die für byzantinische Apostelkirchen typische Struktur der griechischen Kreuzkuppelkirche bewahrt. Die Venezianer nennen sie aber trotzdem Basilika. Die Zurschaustellung militärischer Beute zum Ruhm des Stadtheiligen ist keineswegs bloß dekorativ, sondern vielmehr als politische Manifestation zu verstehen. Sie gipfelt in der Präsentation der 1204 aus Konstantinopel geraubten Bronzepferde, deren Kopien an der Westfassade als Quadriga über einem wahren Triumphbogen prangen. Die Originale schmücken den Innenraum der Kirche.

Die originalen »Goldenen Pferde« von San Marco sind heute wegen der Luftverschmutzung im und nicht mehr auf dem Markusdom zu bewundern

Der Campanile di San Marco, im 9. Jahrhundert begonnen und im 16. Jahrhundert mit einem pyramidenförmigen Spitzdach versehen, stürzte 1902 ein, wurde aber 1912 an gleicher Stelle und in gleicher Form wiedererrichtet. Er diente ursprünglich als Leuchtturm und Signal. Kaiser Friedrich III. ritt den stufenlosen spiralförmigen Aufgang 1452 zu Pferde bis zum Glockenstuhl, und fluchende Priester wurden zur Lüftung ihrer teuflisch-verschwefelten Gehirne in einen Käfig gesperrt und außen am Campanile aufgehängt. Beim Blick aus der Glockenstube präsentiert sich eine faszinierende Aussicht über die Lagunenstadt und zugleich eine Kuriosität: Dank perspektivischer Tücke sieht man von hier oben ein Venedig ohne Kanäle.

Nun hat man sich einen ruhigen Tagesausklang bei einem Cocktail in Harry’s BarH10/11/Google Map oder einem Kaffee im Caffè FlorianG11/Google Map redlich verdient, vielleicht gekrönt von einer romantischen Gondelfahrt in den tintenschwarzen Straßen der Stadt.

Von Schiffen und KirchenDurch den Stadtteil Castello nach Cannaregio

VormittagMuseo Storico Navale – Arsenale – Scuola di San Giorgio degli Schiavoni – Campo di Santa Maria Formosa – Ponte della Guerra – Kirche SS. Giovanni e Paolo.

MittagPause am Campo Santi Giovanni e Paolo.

NachmittagReiterstandbild des Colleoni – Kirche Santa Maria dei Miracoli – Kirche Santa Maria Assunta dei Gesuiti – Kirche Madonna dell’Orto – Ghetto.

Der erste Teil dieser Stadttour ist auf der Karte S. 14, der zweite auf der Karte S. 16 eingezeichnet.

Wer sich für Venedigs Geschichte und die Quelle seiner früheren Macht interessiert, sollte sich zunächst ins östlich und nördlich des Markusplatzes gelegene Sestiere Castello begeben. Hier spürt man auch heute noch, wie eng die Geschichte Venedigs mit den Schiffen und ihren Erbauern verknüpft ist. Das Viertel zählt zu den ersten befestigten Siedlungen in der Lagune und ist stark von den arsenalotti, den Werftarbeitern, geprägt worden, jener privilegierten Handwerkerkaste, von der Wohl und Wehe des Lagunenstaates abhing. Nicht ohne Grund waren es Werftarbeiter, die den jeweils neu gekürten Dogen auf ihren Schultern über den Markusplatz trugen.

Venedig war immer abhängig von Schiffen, deswegen ist ein Besuch des Museo Storico NavaleH14/15/Google Map, des Schiffahrtsmuseums, besonders lohnenswert. Es ist der Seefahrtsgeschichte der Stadt gewidmet und zeigt auf fünf Etagen Modelle aller Gattungen und Epochen, darunter z. B. eine Nachbildung des letzten vergoldeten »Bucintoro«, mit dem der Doge alljährlich zur symbolischen Vermählung Venedigs mit dem Meer hinausfuhr. Diese Zeremonie sollte dem politischen Ziel der Beherrschung der Adria Nachdruck verleihen.

Über die Fondetta dell’Arsenale erreicht man das 1104 gegründete ArsenaleG14/15/Google Map, Venedigs Werft. Sie umfasste einst 32 Hektar und war die größte vorindustrielle Fabrikationsstätte. Zu ihren Hoch-Zeiten konnten die 16 000 Arbeiter pro Tag eine Galeere fertigen und ausrüsten. Die Werft war ein ungemein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt. In ihrem Umfeld entstanden große Kornspeicher und Großbäckereien für den im ganzen Mittelmeerraum bekannten Schiffszwieback: Als man im 19. Jahrhundert in einer der venezianischen Festungen Proviantreste aus dem 17. Jahrhundert fand, erwies sich der Zwieback noch als genießbar. Heute finden hier Veranstaltungen statt.

Beute-Löwen aus aller Herren Länder bewachen den Zugang zum Arsenal

Unweit des Arsenals befindet sich die Scuola di San Giorgio degli Schiavoni, das alte Bruderschaftshaus der Dalmatiner. Zwei mögliche Wege führen dorthin. Der direkte führt am Ufer des Canal Grande entlang auf der Riva di Ca’di Dio und der schönen Uferpromenade Riva degli Schavoni bis zur Calle del Dose. Dieser folgend kommt man vorbei an den Kirchen S. Giovanni in BragoraG13/14/Google Map und S. AntonioG13/Google Map – nach links ist Unermüdlichen zusätzlich ein Abstecher zur Kirche S. Giorgio dei Greci mit eindrucksvoll schiefem Campanile möglich – und erreicht dann die Scuola.

Wem nach einer weiteren Kirche und mehr Gassengewirr zumute ist, quert vom Museo Storico Navale kommend den Rio dell’Arsenale zur Campo dell’Arsenale. Von dort geht es vorbei an der Kirche S. MartinoG14/Google Map mit ihrem beachtenswerten Deckengemälde von Jacopo Guarana zur Fondamenta dell Piovan und der Fondamenta Morosina, die zur Calle Morosina führt. Der Calle Morosina und der anschließenden Calle Pescaria folgend geht es auch hier an den Kirchen S. Giovanni in Bragora und S. Antonio vorbei zur Scuola di S. Giorgio degli SchiavoniF13/Google Map. Das zweigeschossige Gebäude dieser Scuola der dalmatischen Kaufleute ist ausgeschmückt mit einem beeindruckenden Fries des Frührenaissance-Malers Vittore Carpaccio (um 1455–1526). Sechs Jahre hat er an dem Werk gearbeitet; es stellt lebhafte Szenen aus dem Leben der drei Bruderschaftspatrone Georg, Tryphon und Hieronymus dar.

Der Weg führt nun durch die Calle del Lion, die Calle dei Preti und Zorzi und biegt dann rechts in die Ruga Giuffa, die zur stets belebten Campo di Santa Maria FormosaF12/Google Map führt, einem der weiträumigsten Plätze Venedigs. Von dort aus bietet sich ein Abstecher zur Ponte della GuerraF11/Google Map an, einer Brücke über den Rio di San Zulian und Schauplatz der so oft geschilderten Kämpfe, bei denen sich Vertreter rivalisierender Stadtteile mit Fäusten und Stöcken traktierten und gegenseitig von der damals noch geländerlosen Brücke warfen. Diese auf vielen Bildern wiederkehrende Szene war das Rezept des parteilosen Venedig, Aggressionen seiner politisch kaltgestellten Bürger zu kanalisieren.

Drei Brücken führen über den Rio di San Giovanni zu einer der schönsten Kirchen Castellos: Santi Giovanni e PaoloE12/Google Map. Die frühgotische Dominikanerkirche ist die mit 101,5 Metern größte und dazu eine der schönsten Venedig. Sie birgt das Pantheon der Republik: 27 Dogen und zahlreiche Würdenträger, die sich mit hohen Spenden der Fürsprache des eifernden Ordens versichert hatten, liegen hier begraben. Die fürstlichen Gräber mit ihrer monumentalen Architektur dokumentieren den Trend, den ab dem 14. Jahrhundert realen Machtverlust der Dogen wenigstens nach dem Tod zu kompensieren. An dem anliegenden Platz Campo Santi Giovanni e Paolo bietet sich eine Verschnaufpause in einem der auch preislich recht bodenständigen Cafés an. Wer weiß, vielleicht treffen Sie die Bestsellerautorin Donna Leon.

Vor dem benachbarten Gebäude, der Scuola Grande di San Marco, heute städtisches Krankenhaus, steht das imposante Reiterstandbild des Colleoni, das die Venezianer nur il cavallo nennen. Der Söldnerführer hatte der Stadt sein beträchtliches Vermögen unter der Bedingung vermacht, dass sie ihm nach seinem Tod ein Denkmal vor San Marco setze – was sie auch tat. Allerdings nicht vor dem Dom San Marco, sondern vor der gleichnamigen Scuola!

Das Renaissance-Reiterstandbild des Condottiere Bartolomeo Colleoni auf dem Campo Santi Giovanni e Paolo

Wie ein Kleinod wirkt dagegen Santa Maria dei MiracoliE11/Google Map, die winzige Hochzeitskirche von Venedig, die von hier aus über die Calle Erbe zu erreichen ist. Durch optische Tricks hat man versucht, die 1481–89 im Stil der Renaissance errichtete Kirche größer wirken zu lassen, als sie ist.

Auf den Spuren von Kommissar Brunetti

Im Stadtteil Castello ist mit der Amerikanerin Donna Leon, geboren 1942, eine Schriftstellerin zu Hause, die seit 1992 Jahr für Jahr die erfolgreichsten Bücher über Venedig veröffentlicht. »Castello war das am wenigsten renommierte sestiere der Stadt, ein Bezirk, wo vorwiegend solide Arbeiterfamilien wohnten, wo Kinder noch unbeleckt von der italienischen Sprache aufwachsen und nur Dialekt sprechen konnten, bis sie in die Grundschule kamen«, beschreibt sie ihr Viertel in der »Venezianischen Scharade«.

In der »Bar Colleoni« am Campo Santi Giovanni e Paolo neben der gleichnamigen Kirche soll sie gelegentlich schreiben, und die Bewohner der umliegenden Straße kennen die Amerikanerin mit den hellen Haarsträhnen im grauen Pagenkopf vom Sehen. Sie streift durch Gassen und Geschäfte, spricht mit Nachbarn, Verkäufern und Bettlern – und macht dabei jene Beobachtungen über die Stadt und ihre Menschen, die es ihr – ebenso wie ihre Themen von Umweltsünden bis hin zu Korruption in Kirche und Kommune – geboten scheinen lassen, diese Milieustudien dem italienischen Publikum vorzuenthalten.